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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-27
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1888
- Autor
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gemeinden ergebene Forderung »och hinaus, «»de« da« Zugeständniß der Berechtigung zur Erwerbung de« Bürgerrechts nicht nur Denen gemacht wird, welche ihre» Wvbnsitz zwei Jahre in der angeschlossenen Ge meinde gehabt haben, sondern auch Denen, welche ihren Wohnsitz theil» in Leipzig, theil« in der betressendcn Gemeinde gehabt haben; ja diese Zusaminenrechnung soll sich aus da« ganze Gebiet der zukünftigen Gesanimtgemeinte er strecken, so daß, wenn auch der Wohnsitz innerhalb de- Ge bietes während de- betreffenden Zeiträume- niehrfach gewechselt worden ist, er doch al» rin einheitlicher, allerdings nicht blos in Bezug ans die Berechtigung, svudern auch in Bezug aus die Verpflichtung zur Gewinnung de- Bürgerrechts angerechuet werden soll. Umgekehrt soll der Wohnsitz in kinerdcrAnschlußgemeindennachVerbfsentlichuiigdeSOrtSstatntS nicht mehr den Verlust de« Bürgerrechts in Leipzig nach sich ziehen, so Weit nicht bereit- eine vollendete Thatsache durch Streichung in der Liste eingetreten ist. Nach tz. 4 deS Statut- können die zur Erwerbung de- Bürgerrechts berechtigten Mit glieder bereits drei Monate von dem festgesetzten Zeitpunkt der Bereinigung bei dem Rathe der Stadt Leipzig die Ein leitung der Erörterungen über Erlheilung des Bürgerrecht- beantragen. Es ist damit, wie der TeputationSbericht sagt, die Einrichtung getroffen, daß die vorbereitenden Schritte schon vor Vollziehung de« Anschlüsse- gethan werden könne», damit unmittelbar nach Eintritt der Vereinigung auch di« Ausnahme erfolgen kann. 8 5 des Statuts behandelt die S teuerversassnng. Der Rath der Stadt Leipzig behält sich vor. da- zur Zeit hier gellende Anlagcnregulaliv sammt Nachträgen und mit den etwa im Wege von tz. 38 der revidirtcn Städte-Ordnung noch herbeigcsührten Acnderungen von der Vereinigung an in den betreffenden Gemeinden einzusühren. Sollte ihm diese Einführung bei Vollziehung der Bereinigung noch nicht möglich oder zweckmäßig erscheinen, so werden die Anlagen in den Ortschaften noch nach dem jetzt daselbst bestehenden Regulativ sortcrboben, es findet aber eine doppelte Erhebung von An lagen aus den in Leipzig und in den betreffenden Gemeinden befindlichen Steuergnellen nicht mehr statt u. s w. Für die Besteuerung von Hunden gelten, dasern eine andeuveite Regelung bis zur Vereinigung beider Gemeinden nicht erfolgt ist, die bclrkfscnden Gemeinden vorläufig noch als besondere EonsignalionSbezirke. und wird die Steuer nach de» Be stimmungen des Landesgefetzcö vom Jahre 1868 und den in de» Gemeinden giltig gewesenen örtlichen Vorschriften erhoben. Die Abgaben vom Besitzwechsel, welche in Leipzig für die Stadt und die Armenanstalt erhoben werden, gelangen sofort mit der Vereinigung auch in dem Bezirke der Ge meinden zur Erhebung, wogegen vom gleichen Zeitpunkte ab die in letzteren bestehenden Abgaben nicht weiter erhoben werden. Hierzu bemerkt der DeputationSbericht Folgendes: ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß daraus hingewirkt werden muß. die Steucrversassung der Stadt Leipzig, wie sie ist oder auS den von den Stadtverordneten beantragten Berathungen hervorgehen wird, sobald als möglich auch aus die Anschluß- grmeinden ouSzndehnen. denn gleichmäßige Heranziehung zu den Grmeindeleistungen ist die erste Grundlage und Voraus setzung einer gereckten Behandlung der Gemeindegliedcr. In sofern ist also die Forderung einiger Gemeinden, welche ihre Steuerversasfuug überhaupt oder bi- zur Erfüllung der übrigen Anschlußbedingungen behalten wollen, al- unberech tigt zurückznweisen. Aber andererseits ist eS al» unmöglich zu bezeichnen, daß sofort mit dem Anschluß auch die Vor bereitungen zur Einführung de- städtische» Steuerregulativs beendet seien; eS wird daher unvermeidlich sein, daß die A»- lagenregulative der betreffenden Gemeinden noch eine vor läufige Giltigkeit behalten. Namentlich werden die Ein schätzungen zur Grundsteuer längere Zeit in Anspruch nehmen, und da in den meisten Gemeinden die Grundsteuer in einem bestimmt abgewogenen Verhältniß zur Einkommensteuer steht, so wird nicht- übrig bleiben, al- die gesammte Steuervcr- sassung in Giltigkeit zu belasse». Nur Eine- möchte aller dings sofort beseitigt werden, waS auch mit den betreffenden Bestimmungen der revidirten Städte-Ordnung dann nicht mehr vereinbar sein dürste, nämlich die mehrfache Heran Ziehung de» au» derselben Quelle fließenden Einkommens, und tz. 5 ist bestimmt, diesen Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Mit Rücksicht aus die Veranlagung der Steuern wird eS übrigens unter allen Umständen nöthiq fei», den Termin der Bereinigung aus den Anfang eine- Wahres festzusetzen, wie da- ja auch geschehen ist. (Fortsetzung folgt.) Fünfte sächsische Älpenturnfahrt. ii. I- Zürich, 25. Juli. Ehe ich in meinen Mittheilunge» weiter fortsahre, will ich einer Pflicht der Dankbarkeit insofern genügen, alS ich die Noblesse der bei unserem Souderzug nach Stuttgart und Friedrichshasen betheiligten Eisenbahn Verwaltungen rühmend hervorhebe, die sich dahin be thätigte, daß die einzelnen Personenwagen in keinerlei Weise kbersüllt waren, so daß beispielsweise in dem Coupv, daS ich benutzte, zu keiner Zeit mehr als vier Personen gesessen haben. Es liegt aus der Hand, daß da» bei einer so langen Reise und bei warmem Wetter, welche- wir hatten, eine große An nehmlichkeit ist. Nicht völlig so dankbar sind wir dem Ver anstalter und Leiter unserer Hahrt, Herrn Director und Kreis Vertreter Bier au- Dresden, für seine während der Fahrt bi- Stuttgart und darüber hinaus diese- Mal, im Gegensatz zu früher, an den Tag gelegte Zurückhaltung, in Folge dessen da» Zusammenhalten der großen Reisegesellschaft sowohl, als die rednerische und sonstige Vertretung der Turnsahrer bei Verschiedenen Gelegenheiten zu wünschen übrig ließ. Ich bin ausdrücklich von den verschiedensten Seiten ersucht worden diesen Punct nicht ganz mit Stillschweigen zu übergehen DaS bringt mich zur Erwähnung der Thalsache, daß der Vergleich zwischen dem Verlauf der diesjährigen Turnsahrt und der jenigen vor zwei Jahren nach Wien und Graz überhaupt nicht völlig zu Gunsten der erstercn ausfiel. Wenn auch die allgemeine Feststimmung in unseren Reihen eine >m Ganzen recht freudige und gehobene und der Empfang Überall ein herzlicher und begeisterter war, so ermangelte die jetzige Fahrt doch deS gewaltigenEnthusiaSmu» und de« Durchbruches deutschnationaler Empfindungen, welcher vor zwei Jahren den Besuch der sächsiscken Turner in dem stammverwantten Oesterreich zu eincni so denkwürdigen werden ließ. Um nicht ungerecht sei», will ich recht gern zugeten, daß damals die Verhält»! wesentlich anders lagen al» bei der heurigen Fahrt. Den Deutsche» in Oesterreich, in ihrem Kampfe gegen deutschfeind liche Bestrebungen, war e» ein förmliches Bcdürfniß, unsere Anwesenheit zu einer politische» Demonstration zu benützen und zu diesem Zweck uns mit stürmischer Begeisterung zu überschütten. Während unserer kurzen Anwesenheit in Nürnberg war daS Wetter immer bester geworden und aus der Fahrt nach der württrmbergischen Laildesgrciize. nach Crailsheim, wurde eS so günstig, daß wir den Einzug i» daS schöne Schwaben land bei blauem Himmel und Sonnenschein hielten. Noch einmal, in dem freundlich und romantisch gelegenen AnSbach, erwiesen »n- die bayerischen Turner ihre Änsmerksamkeit. Eine gewaltige Menschenmenge erwartete in Crailsheim, der ersten Württrmbergischen Station, unsere Ankunft, und Überaus herzlich war hier die Begrüßung. Gewannen die Crailshciuier hierdurch im Sturm unsere Herzen, so geschah daS in noch erhöhtem Maße durch die vortrefflichen Einrichtungen, welche sie zu »nserer leiblichen Erquickung gelrossen hatten, insonder heit durch da- vorzügliche Vier, welche» in großen steinernen Maßkrügen dargereicht wurde. Viel zu rasch entschwand unter solchen Umständen für unS die kurze Zeit de» Aufent halte- in Crailsheim. Die Fortsetzung der Fahrt nach Stuttgart gab unS ein reiche» und überraschendes Bild der landschaftlichen Schönheiten des württemberger Landr und seiner Fruchtbarkeit, die sich im gegenwärtigen Jahre namentlich durch den meichlhuin a» allerhand schmackhaftem Obst äußert. Ueberall sah man die Obstbäume wegen lieber- ladnng der Aeste an Früchten gestützt. Pünktlich zur festgesetzten Stunde, Nachmittag» kurz vor Uhr, lief unser Sonderzug in den Stuttgarter Central- bahnhos em, und hier war der Empfang durch die mit ihren Zahnen und einem Musikcorp» ausgestellten Stuttgarter Turnvereine, sowie durch da- vieltausendköpfige Publicum ein großartiger. Wir wurden im geordneten Zuge nach dem nahe gelegenen, durch seine weitbekannte Schönheit sich auS- zeichnenden Schloßplatz geleitet und nach herzlicher Begrüßungs ansprache in die Quartiere entlasten, welche für die große Mehrheit der Sachsen von den Stuttgarter Genoste» in bester Weise beschafft waren. Am Abend fanden sich beide Theile noch einmal im Restaurant Weiß zu einem Comwers usammen, eS wurde hierbei manche- treffliche und herzliche Port gesprochen, im Ganzen aber machte die Natur ihre Rechte geltend, und die durch die lange Eisenbabnsahrt hervor- geruscne Müdigkeit ließ die Meisten frühzeitig in die Quartiere zurückkehren. Um so frischer und gestärkter konnte man sich a« anderen Morgen vom Lager erheben. Der erste Blick galt selbstverständlich dem Himmel, und der machte ein recht vergnügte» Gesicht. Die Sonne strahlte hell und warm in da- gesegnete Stuttgarter Thal, und im Laufe deS Tage- olltcn wir ihre Wirkung nur allzusehr empfinden. Früh- eitig wurden unter Führung der Stuttgarter Turner AnS- lüge in die herrliche, im üppigsten Sommergewand prangende lmgebung unternommen, so durch den Schloßgarten nach sterg und Cannstabt, nach der Wilhelma und Schloß Noscn- lei», nach dem Hasenberg, der Bobser Höhe und noch anderen ^öhenpunctcn, von wo auS man einen entzückenden Ausblick aus die Stadt Stuttgart hat. Ich brauche die Schönheit der r'age der württembergischen Hauptstadt nicht zu Preisen, sie ist seit aller Zeit allgemein bekannt, von Scheffel, Uhland und änderen poetisch geschildert worden. Wir haben, daß darf ich wohl aber sagen, auch bei unserem diesmaligen Aufenthalt in Stuttgart den ganzen Zauber dieser Perle unter den deutschen Städten a» u»S erfahren. Dazu trat die Freundlich keit, Biederkeit und Gemüthlichkeit ihrer Bewohner, Charakter eigenschaften, von denen wohl ein Jeder von uns den eine» oder den anderen Zug erzählen kann. DaS am Nachmittag in den imposanten, vorzüglich zu AuSstellungszwcckcn benutzten Räumen der städtische» Gewerbe- Halle zu Ehren der Sachsen von den Stuttgarter Turnvereinen veranstaltete Schauturnen bewies, daß in Stuttgart daS Turnen eine sehr sorgsame Pflege findet. Die Freiübungen owohl, die in Stabübunge» bestanden, alS auch daS Geräth- turnen waren in jeder Hinsicht ausgezeichnet. Mochten auch die einzelnen Riegen besonder» zusammengesetzt sein, so war doch DaS, waS sie leisteten, hervorragend. Nur wenige Sachsen betheiligte» sich beim PreiSturnen, und zwar auch nur, damit dem Wunsche der Stuttgarter Freunde genügt war. Einer größere» und wirklichen Beteiligung der anwesenden sächsischen Turner am Preisturne» stellte sich der Umsland hindernd in den Weg, daß, wie sich zuletzt ergab, die ansgcsctztcn Preise nicht in Kränzen. Diplomen rc., sondern i» Werthprcifen be lauben, zum Beispiel in einem silbernen Pokal, in einer Taschenuhr und dergleichen. Die Sachsen erfüllten nur eine Bedingung deS Grundgesetzes der denlscken Turnerschast, indem sie, selbstverständlich in der freundlichsten Form, er klärten. solche Werthprrise nicht aunehmen zu können. Nach dem Schauturnen wurde das Concerl in dem prächtigen *** Roß wein, 24. Juli. Unser« Stadt wurde gestern durch den Besuch deS Herrn Kreishauptmann von Eyren« stein auS Leipzig ausgezeichnet. Die Begrüßung durch die Spitzen der hiesigen Behörde erfolgte aus dem Bahnhose, von wo der geschätzte Gast nach dem Rathau« geleitet wurde. Nach kurzem Aufenthalt daselbst wurde der Kirche ein Besuch abgestattet, an welchen sich während deS Vormittags die Be sichtigung der Grafe'schen Schule, der Klcinkinderbewahranstalt, der Metall- und Lackierwaarenfabrik von F. G- Zieger und de« Armenhauses anschlvß. Am Nachmiltag wurde nach vor her im „Rheinischen Hose" eingenommenem Miltagsmahle die Besichtigung hiesiger Anstalten! Jnduslricstätten rc. fortgesetzt. Zuerst wurde in die Cigarrensabrik von W. Leonhardt ein getreten. Weiter wurden besucht: die Strumpf-, Wirk- und Filzwaarensabrik von Eduard Nestler, die Deckcnsabrik von August Zschoche, das Stadtkrankenhaus, die Amtsblattdruckerei, die Schuhwaarcnsabrik von Adolf Heller, die Gravier- und Prägeaustalt von A. O. Naupert und die Achsensabrik von Carl Wolf. Tic in Aussicht genommene Besichtigung einer weiteren Anzahl von Fabriken mußte wegen Mangels an Zeit unterbleiben, doch sagte der Herr Kreiohauptmann, welcher mit dem Abendzuge nach Leipzig zurückkehrte, bereitwillig zu, bei seinem nächsten Hierherkominen die gestern nicht besich tigten Etablissements besuchen zu wollen. Der hohe Staats beamte zeigte sich von dem Gesehenen in jeder Hinsicht überaus befriedigt und sprach seine Anerkennung darüber auS, daß Rvßwein von der schweren wirthschastlichen Krisis, welche die Sladt hat durchwachen müssen, sich so vollständig erholt habe, ja einen sichtlichen Aufschwung aufweisc. * Freiberg i. S., 25. Juli. Nachdem die Besitzer der an der Stadtmauer in der Mönchstraße gelegenen Grundstücke sich anheischig gemacht, ihren unschönen Fronten nach der Frei legung ein besseres Ansehen zu geben, entfiel die Möglichkeit, den bereits begonnenen und dann wieder eingestellten Abbruch eine- Tbeils der alten Stadtmauer ganz zu unterlassen. Testern Nachmittag 4 Uhr stürzte der durch 131 Tynainit- palroncn, 7 Ringe Zündlöcher »nd 50 Bohrlöcher der Ver nichtung geweihte Stadtmanerlhnri» am Meißner Ring, der eine Stcinmasse von 278 obm hatte, gefahrlos in sich zu sammen, ohne weiteren Schaden alS den der Zerdrückung einiger Baume anzurichten. Der noch übrige Theil der Stadtmauer wird zur Freude der AltcrlhuinSsreuudc zunächst noch erhalten bleiben, früher oder später aber doch dem Drang »ach Lust und Licht weichen müssen. — Große» Unglück richtete daS vorgestrige Gewitter in dem Grenzorte Dcutschneukors an, wo die Heu cinsahrendcn drei Kinder deS SchankwirthS- und WirlkschaslSbesitzerS Bräuer aus Briiderwiese, zwei Söhne im Alter von 17 und 25 Jahre» und I Tochter von 14 Jahre», vom Blitzstrahl getroffen und gelövtet wurden. — In Klein hartmannSdors wurde der Gutsbesitzer Carl August Fischer im Keller seines HauscS erhängt anfgesunden. Derselbe hnilcrläßt eine Wittwe und 5 Kinder. — Durch einen unglücklichen Zufall war gestern Nachmittag ein mit zwei Pferden bespannter Schnttwagen rückwärts von dein steilen Weg in den Teich deS benachbarten Rittergutes Oberschöna gefahren. Bei dem Versuch, die Pferde herau-zuziehen, wurde der Fnhrknecht mit in die Tiefe gezogen und wäre verloren gewesen, wenn ihn nicht der dcs Schwimmens kundige Bruder deS RiltergutSpachterS, der Gut-inspector Hermann, gerettet hätte. Von den Pferde» konnte nur eines lebend herauS- gezogen werden, während daS andere Thier ertrank. Stollberg, 25. Juli. Zwei Monate lang war die Stodtgarten, einer gärtnerischen Schöpfung, aus welche die I Feuerglocke verstummt, und schon hatte man sich einem Ge Stadt Stuttgart stolz sein darf und von der ich eine Nach-1 fühle der Sicherheit überlasten, daß nunmehr die Zeit der ahmung der Stadt Leipzig wünschte, besucht, und man I Brände vorüber, da brach in der Nacht vom Montag zum saß daselbst nach der Hitze deS TageS beim schäumenden l Dienstag gegen 1 Uhr doch wieder ein Feuer auS, von dem Glase Bier, daS ich in Stuttgart durchweg vortrefflich I Jedermann überzeugt sein wird, daß eS durch ruchlose Hand gesunden habe, unter dem Schatten der Bäume ganz I entzündet. Der Brandherd befand sich in dem Neocnhause de« „Adlers" am Postplatze, daü von Miethern bewohnt wird. Durch ein Knistern aufmerksam gemacht, standen die Wittwe Herbert und ihre Tochter auf, um nachznsehen, woher daS verdächtige Geräusch komme. AlS sic die Thüre ausmachtcn, schlug ihnen auü der ihrer Stube gegenüberliegenden Holr- kammcr die Flamme entgegen, der sie bei festerem Schlafe wahrscheinlich zum Opfer gefallen wären. Bon dem Gasthos zum „goldnen Adler" glaubte man, daß er gerettet werken könne, da er durch eine Brandmauer vom Herde de« Feuers getrennt war. Plötzlich aber stand auch der „Adler" in Hellen Flammen, die mit rasender Schnelle über die Gebäude diese» ausgedehnten Grundstückes sich anSbrciteten. Jetzt kam der Augenblick der größten Gefahr. Am meisten bedroht war das dem „Adler" gegenüberliegende Hans des Herrn Bäcker meister Albin KirchciS, das mir durch wenige Meter Zwischen raum von dem großen Feucrmecr getrennt war und bei heftigem Winde mit den angrenzenden Häusern unrettbar verloren gewesen wäre. Ebenso waren die Häuser der Herren Kaufmann Theodor Thierfcldcr und Stcllmachermcistcr Hcrm. Seidel bedroht. Die Spritzen deckten aber diese Gebäude so energisch, daß die Gefahr glücklich beseitigt wurde. Im „Adler" hatte das Feuer indessen sein ZerstörungSwcrk mit unheimlicher Geschwindigkeit fortgesetzt, und bald brachen die einzelnen Gebäude unter den Flammen oder den Feuerhaken der Pioniere, die muthig vorgingc». prasselnd zusammen. Früh gegen 4 Uhr war eine eigentliche Gefahr nicht mehr vorhanden; die Thätigkeit der Feuerwehr dauerte bei der Ausdehnung des BrandobjccteS freilich noch beinahe den anzen Dienstag. Aus dem zuerst in Brand gerathenen Hebäude hat »nr sehr wenig gerettet werden können, so daß die Bewohner wenigstens theilweise beträchtlichen Schaden erlitten haben. Bei de» vielen Gerüchten, die seit längerer Zeit unsere Bewohnerschaft beunruhigen, ist eS begreiflich, daß der neue Brand geradezu unheimlich wirkt. Sollte eS denn dem * Leipzig, 26. Juli. Ce. Ercellenz der Generallieutenant j Arme der Gerechtigkeit nicht endlich gelingen, den oder die Brandstifter zu fasten und so Ruhe zu schaffen? Falls aber ausgezeichnet. Leider hatten wir am späteren Abend noch malo durch den Besuch deS Bankels in dem Riescnraum der Liedcrhalle, welcher de» größten in Deutschland vorhandenen Saal darstellt, ein Schwitzbad durchzumachen. Tanscnde von Menschen waren hier vereinigt, um den sächsische» Turn fahrern Ehre und Änsmerksamkeit zu erweisen. Die Capelle de- königl. württcmb. Infanterie-Regiments Königin Olga concertirte, ein Hosopernsänger sang vorzüglich, und soweit man sich verständlich machen konnte, wurde auch geredet. Großen Beifall erweckte unter Anden» ein kerniger Trink spruch aus den deutschen Kaiser und den König von Württem berg; der betreffende Redner ries namentlich durch seine Hin Weisung aus di« treue Waffenbrüderschaft zwischen den Sachsen und den Württemberger», die am 30. November 1870 vor Paris Schulter an Schulter gekämpft und den Feind be zwungen hätten, stürmischen ÄpplauS hervor. Unmittelbar nach diesem Toast beschloß die Fcstversummlung im Namen der sächsischen und schwäbischen Turner, Sr. Maj. dem zur Sommerfrische in Friedrichshofen weilenden König Wilhelm von Würtemberg telegraphisch ihre Huldigung darzubringe» Am Diontag früh stand der Sonderzug zur Weitersahrt nach Friedrichshasen im Centralbahnhos wieder bereit. Die Stunden unsere« Aufenthaltes in dem schöne» Stuttgart waren nur zu rasch entschwunden, und der Abschied von dieser Stadt wurde unS nicht leicht. Nur der Gedanke. daS weiteres Schöne und Herrliche bevorstehe, erfüllte u»S mit Trost und neuem Hoffen, und nach kräftigem Händedruck mit unseren Stuttgarter Freunde» und Genossen fuhren wir, umbraust von den stürmischen Hochrufen der im Bahnbos versammelten Volksmenge, in da» grüne, sommerdustende Neckarthal hinaus. Sachsen. ?zlg. von Tschirschky, Commandeur der 2. Division Nr. 24, ist von seiner Urlaubsreife heute zurückgekehrt und hat daS Garnison - Commando wieder übernommen. Gleichzeitig erwähnen wir, daß die Playmusik vom nächsten Sonntag ab wieder vor der Wohnung Sr. Excellenz stattsinden wird. — Auf dem Gebiete der ^Großen Funken bu^g herrscht bilduna reges bauliches Leben. Bor Allem ist eS die Neubildung der das Gebiet durchschneidendcn Straßen, welche das Interesse der Passanten fesselt. Der ganzen Länge nach von der Wald- biS zur Leibnizstraßc ist nunmehr die verlängerte Gustav Adolpbstraße in der Bildung begriffen, und schon ist ersicht lich, eine wie breite Straße dieselbe werden wird. Jetzt durch ein genaue« Verhör sich wenigsten» als wahrscheinlich Herausstellen sollte, daß daS letzte Feuer nicht durch ruchlose Hand angelegt, so wurde die Bürgerschaft sicher außerordent lich dankbar Üir genaue amtliche Aufklärung sein. Denn 8 Brände im Verlaufe von 11 Monaten zu erleben, daö muß selbst die stärksten Nerven angrciscn. (St. A.) Königliches Landgericht. Fericu-Llraskammer ». I. Die Dienstmagd Wilhelmine Beriha Engelhardt au» Roitsch Obstgärten auf der anderen Seite begrenzen die neu zu'— - - — bauenden Straßen; aber in verhältnißmäßig kurzer Zeit wird auch hier HauS um HauS entstehen und dem Ganzen ein städtische« Gepräge verleihen. Grimma, 26. Juli. Bei dem dieser Tage ausgetretenen Gewitter schlug der Blitz in daS Kaufmann Däweritz'sche Wohnl-aus aus der Leipziger Straße und richtete daselbst mehrfache Beschädigungen an. Der Blitz fuhr durch die Esse in die Küche, von da au« über den Corridor in eine von Husaren bcwobnte Stube und mehrere andere Zimmer, überall Spuren der Verwüstung hinterlasscnd. Die Este ist derart zerstört, daß sich die ziemlich vollständige Abtragung derselben nöthig machen wird. In der Küche und auf dem Corridor wurde der Puy von den Wänden gerissen. Besonder« aber richtete der Blitz in der Soldatenstube Zerstörungen an. Hier warf er zwei Soldaten zu Boden, riß Spore» von den Stieseln, trieb sie in die Wand und beschädigte den Kalkputz der Decke und der Wände derartig, daß die Husaren für kurze Zeit in eine Staubwolke eingehüllt waren. Eine i» einer ebcnsallS vom Blitze durchkreuzten Stube schlafend« Frau, sowie ein in einem anderen Zimmer schlafender Soha de« Besitzer» hörten von dem furchtbaren Schlag, der all« noch schlafenden Einwohner der Stadt auskchreckte, »ichIß erst später geweckt werden. Dieselben Ware» > Bli erst recht mißhandelt. A. packle ihn an der Kehle »»d schlug ihn «it dem Kopfe gegen »In eiierncs Gitter, wahrend R. clne Latte von einem Garienzaun losbiach »nd rnl derselbe» aus H. eiahieb. Ein Freund de» n> solcher Weise Mißhandeln!» erhielt gleichfalls eiurn Hieb mit der Lalle über de» Arm, weil er sich für H. in- Mittel legte. Als endlich Latte dazu, kamen, ergriffen die beiden Helden da< Hasenpanier, doch sie waren erkannt worden und konnten deshalb zur Beranlworlung ge- zogen werden. DaS Schöffengericht zu Borna veruriheckte am 7. Juni R. wegen gesährlicher 1törpe>Verletzung zu 5 Monate» Grsäng- uiß, während c- bezüglich F.'s ans kostenlos« Freisprechung von der wider ih» erhobenen Anklage erkannte. Da- Gericht Halle damals nicht für erwiesen angesehen, daß sich F. in obengedachtcr Weise a» de» Mißhandlungen H.'s bcthciligl habe und ihn im Mangel von Beweisen sreigeiproche». Gegen dieieS Urlheil halte die königl. StaatSanwaltschast Berusung e »gelegt »nd so ge- langte die Sache vor da- königl. Landgericht. Zu F.'S Frei- prechung hatte damals das Zeuginß des verurlheillen R wesemlxh »eigetragen, denn Letzterer balle durch sür F. sehr gnustige Aus- agcn diesen enllastet. Während R. nun die ihm zucrkaunie Strafe zur Zeit verbüßt, mag sich seine Ansicht wesentlich geünderl haben, denn er ineldele sich zu eiucm offenen Geständnis bezögt,cl> F.'s Betheilignng an der Körperverletzung. Tanach Halle F. bereit- während des Auscnlhalts im Schntzenhause zu ihm (R.) gcäufferl: Du, den H. wollen wir nachher mal tüchtig verhauen", und aas dem Heimwege, resp. bei der Verfolgung ccS H. ih-, wiederholt veranlaßt, H. Ohrscigen zu geben. Ferner habe F, den H. ihm- ächlich mit dem Kops gegen daS eiserne Gillcc gestoßen und ih > cftgehatten, während er (R.) mit der Latte, in welcher sich obendrein noch Nägel befanden, zuschlug. Dies Gesländmß >v cderholte der el.« Zeuge anwesende R. in Gegenwart F.'s i» der Bei Handlung. Dre Angeklagte setzte diesen Anssag-n. welche unverkennbar den Stempel tee Wahrheit trugen, beharrliches Leugnen entgegen. Doch fiel die Beiv >-- ausnohme zu F.'s Ungunslen auS, denn cs wurde dadurch feftaest, ll>, dag ich der Angeklagte in der That der oben beschriebenen Mißhandlung,» gegen H. schuldig gemacht hat. Die königliche Staatsanwalischast jnhiie zur Begründung der von ihr eingelegten Bcnisung Fol.'.cates auS: Durch die Zeugenaussagen. spec,ell das glaubhaste Genändniß R.'s, sei als sestgestellt zu erachte», daß F. den H. mit dem Kopse gegen daS Gitter gestoßen, nachdem er ih» zuvor an der Kehtc gepackt habe, auch sei die Mißhandlung H.'S abgekartete Sach gr- wesen, den» wenngleich die Zeugenaussagen die Anklage nicht in kcc Weise gedeckt hätten, >wc dies hier der Fall sei, so gehe die Schuld des Angeklagte» schon auS folgendem Umstande hervor: F. alle,,, habe ein Interesse a» H.'S Mißhandlung gehabt, da dieser mit den, Mädchen ging, welches er gern gehabt Hütte und R. würde sich wohl kam» a» dem Exceß bctheiligt habe», wenn F, ihn nicht dazu veran laßt hä'te. Nach alledem müsse die Bcsirasung des Angeklantc» »ach ts. 223» dcs R.-Str.-Ges.-Bs. erfolgen. Der Gerichtshos schloff sich diese» Aussührnnge» auch an und verurtheiltc F. unter Aus hebung deS sreisprechcndc» Erkenntnisses wegen gesährlicher Körper- Verletzung zu 2 Monaten Gesängniß. und mußte» jedenfalls vom Zlitz schwach betäubt worben. Wirthin die Wohnung gekündigt erhalten. Bei ihrem Weggänge batte die Engelhardt einen Nock, einer gewissen P. gehörend, welche sich noch in der Strasanstalt befand und dort mit der Engelhardt bekannt «eworden war, mitgenommen. ES ersolgte die Berurtheilnng der Angeklagten unter Annahme mildernder Umstände zu 4 Monate« Gesäna>ntßftrase. II. Der Schneidergeselle Johaou Andrea- Christian Lhristoph Nahrstedt au- Schlicke hatte gegen Ende April d». IS. in einer hiesigen Herberge gewchnt und zwar gleichzeitig mit einem Zimmer- nmnn und einem Schneider. Bei seinem heimlichen Fortgang hatte Rahrftedt beide Lrnte bestohlen und dem Einen einen vollständigen Anzug, dem «adern aber ein Joquet und einen Ueberiirher ent» wendet. Der Angeklagte wurde daher zu 4 Monaten Besäuguiß. strase »nd 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurthrilt. Der Gerichtshos bestand ans den Herren LandgerichtS-Dirrctor Iuftizrolh von Bose (Präfid ), Landgerichls-Räthen Vieler, Grütz. mann, vr. Paul und Assessor Lolkmaan, dir Anklage führte Herr Ober-Staat-anwalt Häntzschel. V. Ltrakk«»«er. Einer recht rohen Lhat hatten st» die Maurer Friedrich Gustav N. »ad Johann Robert F. a«< Laufigk schuldig gemacht. Am 4. Drrrniber »ar in> dortigen Schützenhanse Tan» gewesen; e« begleitete b», Lienstknecht H. gegen 12 Uhr Nacht« eia Mädchen «tch Hnnsr, wobei r, in Gesellschaft «rhrreer Bursche» und Mädchen, bi« »»» einer Ki^tnnsr hetnikrtzrle», giW. Dir beiden «»^Nagten lolstten be« Grupp« »p «l» ste birselbe «reichten, packte F. de, H von hinten »nd »ars ihn z» Boden. H. stand wieder o«i und ver- bat sich energisch derartige Lieben-würdigkeitra. doch wurde er nun V ermisch tes. -- Hamburg, 25. Juli. Aus der Eibe versank gestern Abend ein Pulversahr zeug. Vs» der Besatzung ertranken den „Hamburger Nachrichten" zufolge drei Personen. -- München, 25. Juli. Heute Nachmittag trafen zu der 100jährigen Jubelfeier König Ludwig« der Oberbürgermeister und die Deputation der Stadt Athen ein und wurden am Bahnhose von den Gemeindebehörden em- »sangen. Der Oberbürgermeister gab in seiner deutsch gehal tene» Ansprache der Sympathie Griechenlands für de» unvcr- zeßlichen kunstliebendcn König Ludwig Ausdruck, welcher lusterbliches für Griechenland gewirkt habe. Der Redner chloß mit einem Hoch aus daS Haus WittelSback und Bayern. Der erste Bürgermeister Münchens, vr. v. Widc»- mayer, dankte. Der hiesige Archimandrit begrüßte die Gaste in griechischer Sprache. (Wiederholt.) --- Stuttgart, 24. Juli, lieber die in Oberdorf bei Bopsingen in der Nacht vom 22. aus den 23. dS. verübte Greuetthat ist nun folgende« Näbere bekannt: Kurz nach Mitternacht ermordete der Schuhmachermeister Friedrich Brenner seine 28jährige Frau und seine 3 Kinder (ein Mädchen im Alter von 8 Jahren und zwei Knaben im Alter von 6 und 5 Jahren) mittelst eine« Hammer« und eines Schuster- messcr«. Die 4 unglücklichen Opfer wurden sämmtlich mit durchschnittenem Halse und S davon mit eingeschlagenem Schädel im Bette ausgesnuden, die Mordwerkzrnge lagen in der Nähe am Boden. Ein bei Brenner in Pflege befind licher Sohn seiner verstorbenen Schwester entrann der Ge fahr. ebenfalls ermordet zu werden, indem er au« dem Neben zimmer. wo rr schlief, durch da» unheimliche Geräusch ausge- schrcckt, in eine Bodenkammer flüchtete. Brenner entfloh sogleich nach der That; er soll aus der Flucht in der Richtung nach der bayerischen Grenze zu gesehen worden sein. Ein Motiv zu der That ist biö jetzt nickt ermittelt. Brenner lebte seither mit seiner Frau in gutem Einvernehmen, auch waren in sonstiger Be ziehung seine Leben-Verhältnisse ganz geordnete. Man neigt unter diesen Umständen der Ansicht zu. daß Brenner in einen, Ausalt von Wahnsinn gehandelt habe; freilich sind bisher keine Spuren von Geistesstörung an ihm beobachtet worden. — Einem Bericht de» „Jps" entnehmen wir noch folgende, von obiger Darstellung etwa- abweichende Einzelheiten: Ein Knabe (Waise), welchen Brenner zur Erziehung angenommen batte, schlief in dem Wohnzimmer und ist dadurch entkommen, daß er sich in rine Nebenkammer zu dem Gesellen flüchtete und diesem aus sein Fragen, waS er wolle, antwortete, der Letter wolle ihn schlagen. Kurze Zeit daraus ries der Meister in di« Schlaskammer seine» Gesellen: rr könne so nicht mehr leben, er gehe fort und mach« seinem Leben ein Ende. Auf diese« hin stand der Geselle aus, wollte ihm nachgeben, fand aber keine Spur mehr von ihm. Der Geselle legte sich, da er nicht« Bös« ahnte, wieder zu Bette. Morgen« >/,5 Uhr fand er die Meisterin, sowie die Kinder blutüberströmt ermordet im Bette liegen und machte hiervon sofortige Anzeige. ----- Stockholm, 2l. Juli. Da« sächsische Königs- Paar beabsichtigt, seine norwegische Reife bis nach den, Nord cap auszudehnen, wozu ein eigener Dampfer gemiethet worden ist. ---- Christiania, 23. Juli. Die Arbeiterpartei unter Führung Björnstierne BjörnsonS ist mit einem Programme hervorgetreten. Darin verlangt sie vor allen Dingen das allgemeine Wahlrecht und will überall dort eigene Candidaten aufstellen, wo der Candidat der Linken (Demo kratie) nicht hierfür eintritt, also kein radikaler Demokrat candidirt. Ferner fordert sie Zollfrei heit für die unentbehr lichen Lebensbedürfnisse und Einführung einer auswärts sich stufenden Einkommensteuer behufs allmätiger Abschaffung der indirekten Steuern. Die anderen Parteien sind hinsichtlich der wirthschastspolitischen Fragen in sich uneins, namentlich auch in Bezug aus die Zollsrage; die bisherige Storthings- mehrhcit, die Mehrheit der Demokratie wie der conservativ- constitutionellen Partei neigte sich den« Frei Handelssystem zu. da dieses den Interessen de» Handel» und der Schifffahrt, welche die wichtigsten Erwerbszweige unsere» Lande« bilden, an, besten dient. (Eingesandt.) Am Sonntag war mein Sonntagsbraleu nicht gerade versalzen, aber so verstcwpelt, daß mir aller Appetit zum Esse» verging. Mitten aus der Niere einen thalergroßen blaue» Stempel! Jeder, der ebenso gern wie Ich einen Kalb-nirrenbraten verspeist, wird mir Recht gebe», daß dieser Anblick nicht gerade zur Reiznng des Appetits beiträgt. Warum, wird mit mir manche HauSsra» fragen, ist «ns solch kleinem Glück Fleisch ein Stempel angebracht? Genügen nicht zwei bis drei ans einem Stück Schlachtvieh? Wir Leipziger HauSjraue» sind zwar sehr geduldig, wir gehen auch zum Markt aus den Königsplay, we in unsere Lieferantinn»» »u» emmal nicht mehr ans den, Marktplatz sitzen, wir sehen mit schmerzlichen Gcsühle», wie wohl alle Leipziger, die theilweise mit alter schmutziger Leinwand bedeckten Stände sogar Sonn tag« an unserem schönsten Theile der Promenade stehe», dach w>r schweigen, ater wenn uns unser Braten nicht in so appetitlicher Gestalt präseatir« wird, wie ich da« i» einer langen Reihe »an Jahren von meinem Fleischer gewöhnt «ar. erhebe» wie unser« Stimme und bitte», di« Anzahl der Stempel »n »rrrinprrn. Eine HauSsr«».
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