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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188904248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-04
- Tag1889-04-24
- Monat1889-04
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1889
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«rsch-int täglich früh «V, Uhr. pr-<Ulis» >»» ErpstUi»» J,ha»»e«gafie S. Sprechstullir» »er fleßarlioa: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »M »i»»»4««»e et»,r1»»tln »»«»irrt»»« ««cht «< du U-»«ct>«> m«, »rrtt>»I«ch. >„«t»e »er für kie «»chflsolgeKk« Nnwmcr kes»t»«trn Inserate an Sochrutaseu kt« 2 Ntzr Nachuetttaa«, „ Gönn- uak Feftta,en fr»» kt«Uhr. 3» den Fttiale» für Zos.-Ännah«r: Ott» Klr««. Universilittstrnße 1. L.nts Lösche. Lathartanistr. 23 Part, »nd Könt^platz 7, «nr bi« ',.2 «,r. UchMtr.TMblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnementsyrei» vierteljährlich «>/, Mk. inc!. Bringeclohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblott-Format gefalzt! ohne Postdeiörderung KO Mk. mit Postbrsördrrung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 80 Ps. tkr-ßere Schriften laut uns. Prei-verzeichniß Tabellarischer u. Ziffcrusatz nach Höhen» Taris. Nerlainen unter dem Nedact>on«strtch die «gelpalt. Zette SO Pi., vordenFomiliennachrtchten die Kgespaltene steile 40 Pf. Inserate sind stet- an die Vxprstttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnevumeranäo oder durch Post- nachnahme. ^-114. Mittwoch den 24. April 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vekrilntmtchnilt. Vo« Sch. dieses Moaats an drfivdet sich die Aktdeil«»- H unsere« Meldea«tes, dei Welcher die An- »nd Abmeldung der jyre«de» »» ««» schetze» hat, nicht «e»r Äetchs-rntze Mr. «, sondern Gr«sch«arkt -kr S, L Treppe, »as hiermit ,«r öffentlichen Kenntnttz gebracht wird. Leipzig, den 20. April 1889 Da» Poltzelanet der Gtadt Leipzig. 0. k. lS7S. Bretschaeider. Die Pflasterung der Zineneerstrafle mit Lchlackenauß- steinen soll an einen Unternehmer i» Accord verdungen werde». Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, ,,« und können daselbst eingrsehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der Ztnrnrer-Gtrade" versehen ebendaselbst und zwar di« zum g. VLat IS8V, Nachmiltag» 5 Uhr. rinzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor» sämmtlich« An gebote abzuiehnen. Leipzig, den 18 April 188S. Id. 1650. De» Math» der Gtadt Leipzig Gtraflendan-Depntatto«. Velitmtmichmiß. «slkrirstehm »er -lmenlirschltlkr. Die Ausnahme der Oster» 18SS schulpflichtig werdeude» Kinder findet statt Wanta» 2K. April früh 10 Uhr i» der 1». Bürgerschule sür Knaben; Dan«ersla> >». AprU i» all», übrige» volk«schule» und »war Norm. 9 Uhr: tu der 4., L, 7. vürgerschnle, der 1.. 4.. 5. Bezlrk-schulk, der S. und 7. Ve- zirktschule sür Kuabea «nd den Schulen »u Lelpzlg-Reuduitz unteren uud oberru Theil«; vorm. 10 Uhr: tn der IS. «nd S. Bürgerschule, i» der 3. ve,irk«schule uud der 7. BezirkSschule sür Mädchen; Nachm. > Uhr: >u der K. Bezirksschule sür Mädchen, der 8. BezirkSschule »nd i» der Schule zu Leipzig- Anger-Lrotrendars; Nachm. S Uhr: iu drr 1 Bürgerschule sür Mädchen, der Ber einigten Fleischule und in der 2. Bezirk-schnl«. Die Tirectorc» der Leipziger Volts,chnleu. I. Vürgerschnle ^ sür Lnaben am Augustiioplatzr. Die Aufnahme drr für die 8. Llaffe angemelteten Schüler findet «onta«. Ke» 2». ßlpril. Vnrnottt»»» Lv lvNr im v»«l- saaie statt, dir sür höhere Elasten angemeldeten haben sich a« Kr«» selben Lage von 8—9 Uhr im Zimmer drsDirrclor« tinzustndrn. Leipzig, den 23. April 1889.Dir. Ö. Sotm r. Städtische §ort-il-ungsschule sür Mädchen. Die Ausnahme der ue« angemeldete» Schülerinnen findet Tte»«t»>, dt» 2». April» früh 8 Nkr tm Poriecresaale der Schule (Thomo«. klrchhos 24) statt. D>e übrigen Schülerinnen haben sich an demselben Tage vormittag« 10 Uhr ebenfall« im Saal« einzufiudeu. Leipzig, de« SS. April 1889.Dir. Ö. S«>m«r. Die Umlegung der Granitplatten, sowie die theilwrise Erneuerung der schlecht gewordenen Granitplatteu der Zimmer- Straße soll an eiura Unternehmer in Accord verdungen werde«. Dir Bedingungen und Zeichnung sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhan«, 2. Stockwerk. Zimmer Nr. 14. au« und können daselbst eingesehen oder gegen Entricht«»^ der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebot« sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottntrnrkeiten t» der Zi««er-Ltrafle" versehe» ebendaselbst und zwar di» zum 4. Mai l88S, Nach mittag» L Uhr, einrureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtlich« Angebote abznlebnen. Leipzig, den 18 April 1889. De» Rath» der Stadt Leipzig !d 1651. Strastendau'Depmtatton. Virb-ahls-Vekauntmachnns. Gestohlen wurden laut vier ernolteter Anzeige: 1) eia Sparbuch Nr. 122 440 der hiesigen Sparkasse mit 53.4l Einlage, aus ,3Idivo Seiler" lautend, ein Skthen-LhaMi. schwarz, leiden, ein Pagr Hanvschnhe, schivarzwollen, von Ende Februar di« 16 d. M.; 2) ein Sammeritkerzieker» dunkel, roih. und braungesprissett. mit Stoffkragea. Lederhenkel und Sieinnußknöpsen mit verdeckter valterie, schwarzseidenem Schooß- und weiß- und schwarzgestreiftem Sermeisutter, ein Fackel, ziemlich neu, von schwarzem Kammgarn, ßesf mit Perlmuttcrknöpsen und Ketich.-nhenkel, vom 12. März bi« IS. d. M.; 3) ein Unterbett mit schmutzigem grau- und bla» schmal- gestreiftem Inlett, innerhalb der letzten 3 Wochen; 4) «ine silberne fltzlinkeruhr mit Goldrand und der Fabrik« lummer 555. goldenen Zeigern und römischen Zahle», innen „kV kieäler" eingravirt, sowie eine starke breite Mrssi»»-SlieKrrkcItr «it ilarabinerhaken, am 10. d. M.; 5) eia Srädriger Ha»k«a»e». mittelgroß, mit Tragsederu, eisernen Axe« uud Lottenboden, blau gestrichen, vom 11. bi« 13. d. M.; K) ein lebende» stalk, gezeichnet IV. Uu», circa 65 Kilo schwer, om 11. d. M.; 7) eiue Ktft«. stgnirt: „7. ? 114", 38'/, Kilo schwer, euihallend: fligarre». wollene Tücher uud KlrtKu»»«stück«, vom 13. bi« 15. d. M.; 8) eiue ueusllberne Ltzliakeruhr mit Seeuude uud Fabrik, umnmer 76 875, eine Haarkette, mit goldenem Beschlag, eia »iiarren^tut, schwarzledera. mit »tustlbecne« Bügel uud eine Utzrtrtte von Nickel, am 15. d. M.; 9) ei» lebende« Schaas (Hammel), 51 Kilo schwer, gezeichnet: „HI," und „S ü L" am 15. d. M.; 10) eine silberne Ttzlinder-Acmeototr Uhr mit Goldrand und Sekunde, gemusterter Nückieite mit wappenähnlichem Schildchen, Fabriknummer 6995 und Neparaturnummer 5316, sowie anhängen- der unechter Utzrkette am 16. d. M.: 11) ,i» Wt«terükrrzteker von schwarzem, rauhnn Stoff mit schwarzem Sommetkrage«, brau»- uud schwarzaeftreiftem Futter und »ettcheuheukel. ei. Paar schwarze Glae4tz«»bsch«Ke u»d eia weiß- leine« Taschentuch, b»,Na»tig. mit w«ihei»„ftickl,m „S", ein bra,»er fteiser FilzH«t «it blauem Futter. ,» 1«. diese« Mo»at«; 12) 2 KtuKer^eckkctte» «U Wethe» llekrrzüge, u»d weißer Stickerei. <nn 17. d, M.: 13) ei» Paar Lüg« Von d»»kelbra»«m Leder «It gedrehten Handthrilen, am IS. d. M.; 14) »i« »ferkega««, schwarz lackirt mit Schealrdrr, Gebiß und mit großen St-blrmgea. am 8. d. M.; 15) ei» goldeurr Herre»»>i«g «it et»«« Saphir uud 10 Brillanten, a» 90. d. M. Ltwaige «-vrnehmuugra »der de» verblieb der gefi,dienen «rgrnftäud« Wer über de» Thälrr st,d ,^»sä»»t doi «»serrr Urnutnoi-UdtheU»»» z»r N»»ei<^ M briugen. Leiptzig, »« 93. Tlpril >889. Da« P»itui««1 »er Ttakt Leipzig. Bretscharider. vr. B. Skffentliche VuWndltt-Lrhran-alt. Die Anmeldung neu einlretender Schüler erbitte ich mir ta Ke» eit »«« 24.—21. April Nachmittag« 3-4 Uhr in meiner Zehnuuz An der Pleiße 4, 11. Ta« letzte Schulzeugaiß ist vor» z>,legem Smttt. OeKöntUokv LlanäelsIvkrLngtalt. Krottag, 4a» 2». 4»rll, tr>k? Pbr dcgtont »I» 4»k »obmoprak»»» i» äor LakritagiadtkaU»»», »» wviokor «ob äi, boreit, onuemel-lar«», «»»tockio aooii o»rum«I<1»4o» I^tzrtl»««, mit 3«breldkv4«r vervskon. g»»«Üteb einroüiick«» b»da». 4»m«Iüo»«u kür ckev ei»1>kr1re»-kp«brr1i»»»»«b»kM«be» c,eww M«a»a im Imak« äieoer V/<wb« aloiebtbÜ» «t»»gea- ge»oo»n,«a O»r> HpmIBr»»»« Oirocior »rlwmiftmchmt^ V« -«»Ortznur DE^EkMffM ^ '"klÜfthÜÄalV, 9» Aprll ik». E O« G«»epG»>arK»»» G chi»»tz«»oi» salstei»« werden, auch t» «»pl^ fkr 7 Aprll II Sie allgemeine Ausstellung von Schalerzeichnungen drr städtischen Schulen: Nicolai-, Thomas-, Realgvmnasinm, Realschule, 1. und 9. Fortbildungsschule sür Knabeu, Fortbildungsschule für Mädchen, sänimtliche Bürger- uns Bezirk«, schule» sür Knabe» uud Mädchen, sowie der Roihrseeischnle*) »fl gcöffnek: Mittwoch, Ken 24. April, »an 8—11 Akr. nur sür die Milglieder und Gäue de- verein« sächsiicher Zeichenlehrer, DounerStO, «n» Freitag »an »—S Uhr sür Jedermann. Local: Srstc Bürgerschule für Knaben. keelor r»ne.«r, städt. Zeicheninspektor. *) Die bäbere Schule sür Mädchen kounle, lvegen andauernder Krankheit ihres Zeichenlehrer-, Herrn Zucchi. nicht ou-stellen. Loulaiiger's Ausweisung aus Üelgien. Wie schon al-bald nach Boulanger'S Aiikunft in Brliffel in Auäsicht gestellt wurde, ist derselbe genöthigt worden. Bel gien zu verlassen, weil er nicht den Grad vo» Zurückhaltung bewiese» hat, welcher durch die inlernntioiialcn Rücksichte!: und die Regeln deS Vöikerrecblö geboten war. Boulanger konnte nach drr ganze» Sachlage nicht daraus Verzicht leiste», da» in Paris begonnene Werk der Zerstörung der französischen Republik von Brüssel auS sortzusctze» und dadurch die bel gische Hauptstadt zum Herd einer Bewegung zu machen, welche Belgien in eine» senidliche» Gegensatz zur französische» Regierung brachte. Damit komite sich aber die belgische Regierung nickt einderstande» erkläre», weil sie in dem Streit zwischen Boulanger und der französischen Negierung nicht Partei ergreifen durste, ohne die bisherigen guten Beziehungen zu Frankreich ans« Spiel zu setze». Schon auS diesem Grunde war die gluckt Boulanaer'S vom 2. April c>» sür ih» sehr bedenklicher Schritt. Er hatte zur Voraussetzung, daß in seiner Abwesenheit von Pari« dort irgend etwas geschehen würde, um seine Lage als Angeklagter zu ver- vessern, sei cs durch Ablehnung de- Anträge« aus Erhebung der Anklage seile»- der Kammer und durch den daraus sich ergebenden Sturz de» Ministerium«, oder durch eine» Aufstand, welcher die politische Lage in Frankreich verändert und die Rückkehr Boulanger'- ermöglicht halte. Kein- von Beide» ist geschehe»; die Kammer bat dir Genehmigung zur Ver folgung Boulanger'- wegen Hochverrat!»- am 4. April mit 355 gegen 203 Stimmen rrtbeilt; der Senat hat sich am 8. April al- oberster Gerichl-Hos für Aburth'ilniig von Ver brechen gegen die Sicherheit de» Staate» constiluirt »nd am >2. April die Untersuchung gegen Boulanger eröffnet. So war die Grundlage sür da« gesetzliche Versabre» gegen Boulanger geschaffen und dieser zu geräuschvollen Maßregeln gegen dir französische Regierung grnöthigt, wenn er sich nickt unterwerfen und seine Sacke verloren geben wollte. Tie unansbleibliche Folge waren Zusammenkünfte mit seinen An hängern. Beschlußfassung über die geeigneten Schritte zur Ab wehr gegen die Maßnahmen von Negierung und Kammer, der Erlaß von öffentlichen Ausrufen, überhaupt eine agitato risch« Thätigkrit, die nur möglich war »nker Duldung der belgischen Regierung, und diese hatte ihre Grenzen. E» kam nicht zu amtlichen Schritten der französisch:» Regierung gegen diese- Treiben; eine vertrauliche Besprechung de- französischen Gesandten mit dem belgischen Minister de» AuSwärligen ge nügte, um die Ausweisung Boulanger'» au- Belgien herbei zusübren. Di« Uebersiedelung Boulanger'» nach London ist aber sür diesen eine sehr ernste Sach«, der Verkehr mit seinen An- biiiigern wird dadurch wesentlich erschwer», wenn e- auch an Mitteln zur Ausrechthaltung und Fortführung re» Zusammen, hange» Boulanger'» und seiner Freunde in Pari» nicht fehlt Ader die ganz« Scenerie ist verändert, es weht in London eine andere Luft wie in Brliffel. e« besteht dort keine Partei, welche die Sache Boulanger'» ,u der ihrigen macht, er ist in London ein Fremder, rin Au-Iänder, während er in Brüssel sich unter «iuer Bevölkerung bewegt, welche die gleiche Sprache spricht und an den Ereignissen in Frankreich da» Interesse Betheiligtrr nimmt. In Brüssel hatte Boulanger kaum die Empfindung, daß er «in Verbannter sei. e» schien sich dort nur um dir Au-süllung riner kurzen Paus« zu handeln, nach d«rr« Ablauf voulanaer unter verbesserten Au-sichtrn zurück- zu kehren hofft». In London ist er de« Regierung uud dem Parlament Frankreich« aicht s» lästig wie iu Brüssel. K>» Schritt«; welche er doa dort au« unternimmt, büßen a» Mrk- skmRit «s«» sita« Au Hänger fühl«, kj, Abaesrußtst ihn« Oberhauptes stärker als bisher. Die Verlegung des Wohn- itzes Boulanger's nach der Hauptstadt Englands ist sür die ranzösische Negierung ein unzweifelhafter Erfolg, st« wird etzt viel sicherer und siegesgewiffer austreten, und der Senat»« ,ericht-hos Wird von der Veränderung der Lage gleichfalls stutzen ziehen. Di« Zeit bi- zu den allgemeinen Wahlen ist noch ziemlich lang, nahezu rin halbe- Jahr, und in diese Zeit fällt di« Pariser Weltau-stellung» welche unter diesen Umständen eine erhöhte, bi« jetzt* nicht zur Geltung gelangte Bedeutung g«. winnt. Nach Uederwindung der kritischen Periode, welche der Einsetzung de» Genat-gericht-hofc- voranging, ist verhältniß- mäßige Ruhe eingrtreten, die an Aufregungen und leiden- chaftlichen Auftritten reichen Kammersitzuiigen sind vorüber und werden sich vordem 14. Mai nicht erneuern, drei Wochen genügen aber zur Abkühlung der erregten Gemüther um so mehr, al» in der inzwischen eröffnete» Ausstellung ein paffen« de- Ableitung-mittel geboten ist und die Feste zur Feier de- Jubiläum« der Revolution vo» 1789 vollkommen Gelegenheit bieten, um dem Bedürfniß »ach theatralischen Schaustellungen und phrascnrrichen Reden Befriedigung zu gewähren. Für Boulanger sind diese Umstände keine-weg» günstig, denn unter ibrem Schutze findet der Senat-gerichlShos Gelegenheit, seine Thätigkrit ungestört au-zuüben. Die Hoffnung, welche Boulanger jetzt allein noch übrig bleibt, ist der Umschwung der Lage, welcher er von den Wahlen im Oktober erwartet, aber diese Hoffnung wird da durch getrübt, daß ihm die unmittelbare Einwirkung aus die Wähler entzogen ist. Ausrufe, die er von London au- er läßt, sind lange nicht so wirkuiigSvoll al» Kundgebungen, welche von Pari- au-geben. In Pari« wäre Boulanger der Mittelpunkt der ganzen Wablbewcgung geworden, bei seiner erprobten Rührigkeit würde sei» persönlicher Einfluß Wunder >elhan haben, in London verblaßt sein Stern. Alle», wa» einen Namen trägt» hat den Brigcschmack einer in der Ber- bannung gereisten Frucht, sie entbehrt der Frische und findet nur unter der Bedingung Beifall, daß sie die im Lande selbst entstandenen Probucte durch besondere vorzügliche Eigenschaften Uberbietet. Da« ist sehr unwahrscheinlich, denn Erzeugnisse politischen Inhalt» pflegen nur da zu gedeihen, wo die Be, wegung herrscht, welche sie hrrvorbringt. Allem Anschein nach ist der Niedergang der boulangistischen Agitation mit der verleguna ihrer Overalionügrunblage nach London entschieden. Drr Berurtheilnng Boulanger's steht jetzt nicht» «ehr im Wege» und daß sie ihm di« Rückkehr nach Frankreich unmöglich machen wird, dafür bürgt da- Interesse, welches Regierung und Parlament an drr Verbannung Boulanger's habe». Selbst ein großer Wahlersolg würde daran kaum etwa« ändern, weil ja Bvulanger durch seine Berurtheilung da- active und passive Wahlrecht verliert, die neue Kammer müßte also erst die Nichtigkeit de- gegen ih» gefällten Urtheil» au»sprcchen. bevor die durch die Wahlen etwa sür ihn kundgegebene öffentliche Meinung eine Ber änderung der Lage herbeisühren könnte. Da« sind Dinge der vcrwickeltsten Art, welche erfahrungsgemäß sich nicht zu er eignen Pflegen. Ist ein Mann, dessen Bedeutung allein in seinen Erfolgen besteht, erst einmal von der Höhe hernb- gestürzt. auf welche ihn die Gunst der Verhältnisse und seine Geschicklichkeit erhoben hatten, dann bleibt er auch gewöhnlich am Boden liegen Boulanger hatte die Stufe erstiegen, von welcher au« er die höchst« Gewalt erreichen mußte, mit seiner Flucht bat er den Abstieg angetreten, und dieser führt ihn mit großer Wahrscheinlichkeit zu derselben Bedeutung-losigkeil hinab, au» welcher er sich emporgerungen hatte. Leipzig, 24. April. * Die Geschästssprache aus der Samva-Eonse- rrn; wird, wie die „Post" hört, entweder das Englische oder da« Französische sein. * Ueber die Bedeutung der Presse soll sich der neu- Nuntiu«Msgn. Agliardi zu dem römischen Corresponkente» der Münchener »Neuesten Nachrichten" bei Gelegen heit einer de». Letzteren gewährte» Unterredung also geäußert haben: .Die Presse ist heutzutage eine Macht, drr sich Nie- mand entziehen kann und deren Einfluß aus die Bolksmasse» ein ganz ungeheurer ist. Wer »ichir auf die Presse siebt, wer sich weder activ noch passiv mit der Presse beschäftigt, ist üb-rhaupt nicht im Stande, zu wahrer Menschenkenntnis und Weltersahrung zu gelangen. Nur in der Presse, nur im Kampfe der Meinungen und Parteien, wie sie in ihr zum Au«druck kommen, liegt die Gewähr sür die richtige Beurthc lung der niodernru Welt." * In der „Freisinnigen Zeitung" finden wir folgende Ncbcrsicht über die Höhe der Schulden de- deutschen Reiche« seit 1570. Der Norddeutsche Bund hatte, al« der französisch« Krieg im Jahre 1870 a»«bra«, in den drei Jahren 1867, 1868, 1869 Anleihen im Beirage von 40 350000 ausgenommen. Die beivcn KrieWjahre 1870 und 1871 steigerte« die Schuldenlast de- Norddeutschen Bunde« aus 486 Millionen Mark om Ende de» Jahre« 1870 und 770 Millionen Mark am «»de des Jahre« 1871; aber dte Mittel der scanMIchei, Krleg«entlch»dlgung gestatteten die vollständige Tilgung dieser Schuldeu. I« Jahre 1874 war da« «eich so gu, «r schuweu- srri. Eine unverzinslich, Neichsschiild wurde geschaffen durch dir A»»gabt der Neichlcaffenscheiue. Die Schuld enistand dadurch, das die «eichsrossenscheine unter die Sinzelstaaten ver,hellt wurdeu, um denselben die Mittel zu gewähre» zur Einlöiung ihre« „och um lausende, Siaai-papiergelde«. «om Slotljadr 1876/77 ist die ver zintlich« Neichtanlkide In den einzelnen EratSjahren steiig g«. wachsen; sie erreicht« am Schluß drr einzelnen Erotsjohre folgend« Beträge: »1. März 1877 « 4 16 300 000 >4 » - 78 » » 72 903 600 » B » 79 » « , ISS 860 700 » » 80 , » « 218 057 600 - B - 81 , « , , 267 786 500 B - 82 , « 319 239 000 » » - 8» , « , , 348 95 t 500 B - 84 , » « » 373 125 200 R 85 G « » 410000000 - B » 8« « > « 440 000 000 « F 87 . » « . 486 201 000 - «50 000 000 Am 15. November 1888 batle drr Neumverth der verzinslich,» Reichsouleib« die Ziffer vo, 8l8 787 000 erreich,. Die Reich«, regier»,, befand sich um diese Zeit noch im Besitze »,u Liebsten im Betrage Von 399 435 000 wrlch. Rr-Iistrun- erheischen. Hierz» komm, t» de« neue» «ta, pro 1889 00 »nd den, Nachtrag«. "" «jten «rrditsvrder»,, 90 Sstldl? Nimm» man ki«4 Srrdt», »nieläbr al varl beaebe» »erben s, wstrd« bis «°d« 1«9d .»erzlnlich«ßkichsschm» 1 ck«14000Ä erreich,». St, s»sche«»«d sstz, ßgß, G»m«, »,« 12», Millionen will keineswegs viel bedeuten. Abgesehen davon, daß dieselbe zu einem großen Tbeilr durch die dem Reiche zu eigen gehörenden liegenden Werth«, sowie da» Armee- und Flotten- inaterial gedeal wird, »st eine Belastung mit etwa 26 pro Kopf der Bevölkerung doch gewiß al« geringfügig zu be zeichnen. » * » * Au« den Berichten der Gewerbe-Jnskectore» in Oesterreich, welche die Wiener Blätter mittheilen. ent nehmen wir folgende Angaben: Eine besonders erfreuliche Erscheinung bei dem Wirken der ge- nannten Bcamtcu ist die steigende freiwillige Inanspruchnahme durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Im Berichtsjahr werde» 1350 Fäll- (gegen 843 im Borjahre) verzeichnet, in denen Arbeitgeber, und 2780 Fälle (gegen 1557 im Vorjahre), in denen Arbeitnehmer reiwillig an die Thätigkrit der Inspektoren appellirten. Bo» de» Ardeiteranliege» wurden 757 als unvertretbar znrilckgewicsen. Wichtiger noch als diese Ziffer ist die Thatsache, daß in nicht weniger als 64 Proc. aller Fälle die ringetretene Bermlttelung der Gewerbe-Jnivectoreu von Erfolg begleitet gewesen war. Minder erfreulich ist dir große Zahl von Arbeitseinstellungen, von dcncn diesmal die Berichte zu erzöhle» haben; tnSgrsammi werden 135 genannt, von welchen 117 allein aus den neunten AussichtSbezirk (NordbShmen) entfielen. Die Beiammtzahl der Streikenden beiiug in diesem Bezirke mehr al« 30 000, eine sür Oesterreich, das Gottlob hinsichilich der Größe der Conflicte zwischen Lapital und Arbeit vielen anderen Staaten den Vorrang lassen muß, ganz un- gewöhnliche Zabl. Alle diese Streiks wurden aber, wie drr beireffcnde Jnsp clor erzählt, rasch beigeleat. Hervorragend an den Arbeiie- eiujtellungen betbeiligl erscheint die Textilindustrie; die Ursachen waren zumeist Nichterfüllung gesctzlichcr Borschristen oder niedrige Löhne In einigen Fällen war in verschiedenen Bezirken der >n> jluni ringetrelene Wrgiall der bi-dahin gestalteten zwöl'ten Arbeit«, »und- sür die Textilindustrie Veranlassung, wodurch sich die Arbeiter angesichts de- herrschenden SlückloanihstemS in ihrem Verdienst be- einträchiigt fühlten. Interessant ist auch, daß die Neberzestbewilli. gungen im Sinne deS Besetze- 591 gegen 566 i,n Borjahre betrugen. Erfreulich berührt eS, daß w edrrum von einer großen Zahl hum-, »itüker Bestrebungen von Arbeitgebern Lurch allerlei Wohlsohr:«, einrichlungea di» Rede sein kann." * Unter der Ueberschrift „Socialdemokratisches au» Norwegen" bringt der „Hamburgische Correspondent" Mitlheilungen eine- Berichterstatter-in Christianla, denen wir Folgende- entnehmen: »Die Soelalbemvkraten Hierselbst verhielten sich bisher ruhig und vermieden jeden «onfiict mit der Polizei. Ein sehr großer Theil der Arbeiter hielt sich z»m »Arbrilerverei»", der in einem sehr ge- ipaniiten Verhältnisse zum „Socialdemokratischen Verein" stand. In den letzten Tage» sind nu» die Socialdemokraten sehr in den Vordergrund getreten Ein Letzerstreik machte eS unmöglich, die Verhandlungen de« Elorth ng« hier druck» zu lassen, so daß die Manuskripte zur Drucklegung nach Kopenhagen gesandt werden mußten. Die zum Protest gegen dies- Maßnahme zusanlmenberusene Arbeiterversamm- Iling wurde polizeilich verboten. Da indessen der ,Socialdemo, kratische Ler-in" die Arbeiter ausgefordert hatte, trotz diese- Ber. botrS, nach dem in Aussicht genommene» BcrsamnilungSplatze z» ziehen, und die Arbeiter zum großen Th-il jener Aufforderung mit einer rothen Fahne an der Spitze Folge leisteten, so erfolgte ein einster Zusammenstoß mit der Polizei, bei welchem meheerc Bcr- hastluigeii vorgenommen wurde». Die gan;r Sache hätte mit einer daraufhin einberusencn Protest- Versammlung ihre» vorläufige» Abschluß gesunden, wenn nicht die liberale Opposition im Siorthing Veranlassung genommen hätte, die Regierung in Betreff drr vo» der Polizei getroffene» Maß nahmen zu interpcllire». Nach einer längere» Auseinandersetzung zwischen dem Aba. Ullinann und dem Juilizmmister, welch Letzterer für die Gesktzmäßiakiit der politischen Maßregeln eintrat, wurde mit 78 gegen 34 Stimme» über die Interpellation zur Tages ordnung übergegaugen Cbarasterislilch sür da« Stimmeuverhältniß bei diese», Beschlüsse ist, daß säst die gelammte liberal- Opposition iur die Socialdemokraic» Partei »ahm. Die liberale Opposition, welcher ihr- Presse hierbei thalkrästig secundirt, tritt hauptsächlich aus dem Grunde für die Socialdemokraic» cin, weil sic ohne dieselben »ichis auczurichien vermag und ans deren Unterstützung bei den nächsten Wahle» rcchnet. Auch ein socialbcinokralischer Preßprvceß. der erste seiner Art in Norwegen, gegen einen dem Atheismus huldigende» Studenten steht sür die nächste Zeit in Aussicht." * An- Petersburg, 2l. April, wird u»S geschrieben: Da- Ministerium des Innern hat die Gouverneure der Ost- seeprvviuzen für den Anfang Mai zu einer Consere»; hierher berufen. Die Berathungen solle» ca. l4 Tage an bauern und hauptsächlich neue Rnssificirungsmaßregeln be treffen. * Tie .Politische Cvrrespondenz" meldet au» Sckiabatz: Ter König Alexander ist i» Begleitung der Regenten Ristic und Protic und der Minister Gruic und Tausanovic Sonntag Nachmittag bicr eingclrosfen. Bei der Abreise und während der Fahrt wurde der König mit äußerst synipathi- sche» Knndgcbuiigcn begrüßt. Besonder» enthusiastisch war der Einpsang bei der Ankunft hier. Die Häuser der Stadt waren Abend- fcftlich erleuchtet. — Weiler wird auS Schabatz gemeldet: Anläßlich der Ankunst de« Königs Alexander und der Regenten sand gestern Abend ein Fackelzug statt, an welchem sich die hervorragendsten Bürg r als Fackelträger bctheiliaien. Ai- der Zug vor dem Konak anlangie, erichien der König aus dem Balcon »nd wurde von der zahlreiche» Menschenmenge stürmisch begrüßt Nach ei»er Aniprachc de« GymnasialdirectorS Markovic trugen Gesang, vereine die Nationalhymne vor. Heute Vormittag 10 Uhr wohnte der Könrg m>t den Regenten »nd den Ministern dem Gottesdienst br'. Nachmittag« wird ein AuSfiug nach dem Misarfeld unter- nommen. Die Stadt ist reich beflaggt und sestlich deeorwt. * Zu Ehren de- Geburt-tag- und Iabrc-tag- der Thron besteigung de» König- Karl sand in Bukarest am Sonntag Abend ein großer F.ickelzug statt. Die vor dem Palai« ver sammelte zahlreiche Menschenmenge brachte dem Könige enthusiastische Huldigungen dar. Auch vor der Wohnung de« Ministerpräjidenten Eakargiu hatte sich eine größere Menge ongesammelt, welche den Minister mit sympathischen Zurufen begrüßte. * Die von den schweizerischen Behörden in Zürich gepflogene Untersuchung in der russischen Bomben- grschichle hat festgestellt, daß vor Allem die Anfertigung und drr Verschleiß revolutionairer Druckschriften nach Ruß land betrieben wurde. D>- Kisten mit den Drucksachen nahmen den Weg nach Alexandria und Eghpten und gingen von dort an» z» Schiff durch» Schwärze Meer rack Odessa und dann in» Innere Rußland«. E» be finde» sich gegenwärtig nock Uber ein Dutzend Rnffen in Hast. B» zur Stund« bade» fünfzehn Verhaftungen, worunter auch zwei Tludentlnnen, di« jedoch bald wieder freigrlaffen worden sind, stattaesunden. Im weiteren wurde das Lesezi»«», „Stavia" geschloffen und in den Wohnungen der Verhafteten «ine Menge von Papiere» von der Polizei tn Beschlag >,n,««»n. Da« zur Zeit »«rlie-endr, sehr um»
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