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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188904261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-04
- Tag1889-04-26
- Monat1889-04
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1889
- Autor
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u.t » L p UAL r' -» »a«o. tl«i»«w. k a. L f e. > o«»k«.ir > u lS i s ' t» a. v«n«bs, »LL I«s. » so.p.1,7» t s. ^ o. i s. ,s. S8SS«UL« 0 8 o a. o 0. -l'rlor. >. v«r Stvot S. »ItE a. g. 8 e. n. I». L°. 8. S. »- ü L ss»«»0iti> L« L 8 4». T t«. ?r.m»L »o. ^75 k-a »8 > 8 4» ?. »i»» e »8 »v <krschet«ö täglich früh 6»/, Uhr. K,»«rii,n uil- Lr-r-ttis» Iohaa»e«gasie 8. Aprechstun-ru der Nedarlion: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. 1. -I« k« Rite»»»» «i»»»s»«dtei Mon-Icr«»«» »acht stch , »>« Nkdoctton ni^t »«rttadik». «,n«»«r der s»r tzte «Lchfts»l,e>itz« Nn»«er hefti«»te« Inserste an v»chr»t«>e« ht« 8 Uhr Rach«tttas«. au L,an- un» itzrftta,e« früh -i»'/,- Uhr. Zn den Filialen fSr 3ns.-Aanah«e: - Ott» Kl NN«. Unlverfitötsftraß« 1. <» L.nt-L»,«-, 1 ^ Kathariarustr. 23 park, und König-Platz 7, . nur bis '/,8 Uhr. LMM TllgcblüÜ Anzeiger. r-» »»> . Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- and Geschäftsverkehr. 118. Freitag den 26. April 1889. Amtliche Bekanntmachungen. kleliaiintmachrng. .... ^ a a Zn der akademischen Nachfeier des Geburtstages Seiner Majestät des Königs, welche Montag, dcn 29. April a. e., Vormittags 11 Uhr in der Aula der Universität stattfinden wird, beehrt sich der Unterzeichnete die Freunde und Gönner der Universität ergebenst einzuladen. Leipzig, am 25. April 1889. Der Rector der Universität. vr. Hofmann. mit ungewölwlichem Geräusch verbünde» Ist (g. 27 der Gewerbe, o dnmlg) und Dampskesiel-Anlagen, außer solchen zu Setzung«, und B-leuckitiing-zwecken sür da« Grundstück, dürsen aus den in der Uebertchrijl bez-ichnele» Baublöcken nicht errichtet werden. Alle Feuernng-anlogeu sind ü> rlg-n- so auszusühren, zu erhalten und zu bedienen, daß da» Brennmaterial möglichst vollkommen und rauch- und rußsrei verbrennt. g. 7. Nach Fertigstellung de« Robbaue« ist da« Garte«, uud Hosareal ede« einzelnen Billen,,rundstücke« bi- zur Höhe de« Straßenniveau« mit gewachsenem Boden auszusüllen. Für geringere Theile de« Gartenareale« kan» mit Genehmigung de« RatheS von dieser Auf- üllung abgesehen werden. Leivzig« den 26. Februar 1889. Der Rath »er Stadt Leipzig. Lte Ttadtdervrdneten das. (1, 8.) vr. Georgi. (V.8.) vr. Schill. Ä,Usch. «ss. Hierdurch werden die von u»S mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten aufgestellten und von dem könig liche» Min sterium de« Innern durch Decrel vom 1. d. Mon. genehmigte» „Ort-statutarischen Bauvorschriften sür dir drei Herrn Professor vr. von Frege hier, beziehentlich der Stadt gemeinte gehörigen, westlich und östlich der Waldstraße zwischen de», Rosenthal und der Straße 6 (Christianstratze) teS von Frege'schen Bebauungsplanes gelegenen und auf dem im städtischen Rißarchiv aufbewahrten Plan Nr. 1802 "öS?-. 4033 grün angetuschten Baublöcke vom 26. Februar 1889" in Folgendem mit dem Bemerken amtlich verkündigt, daß der vorgcdachte Plan bei unserer Tiesbauverwallung (RalhhauS, II. Eloge, Zimmer Nr. 14) zu Jedermann« Einsicht 14 Tage lang ausgelegt ist. Leipzig, den 15. April 1889. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wilisch, Ast. Ort-statutarische Bauvorschriften für die drei Herrn Professor vr. von Frege hier, be»iebentlich der Gtadt- qemeinde gehörigen, westlich n»d östlich der Waldstraße zwischen dem Roienthal und der Straße 6 de- von Fregc'schea Bebauung-plane« gelegenen und aus dem tm städtischen Stißarchw ausbewohrten Plane 2767 Nr. Es orü» augetuschten Baablöcke. 8 1- Ans diesen drei Baublöcken dürfen, anher den in 8- 4 gedachten Nebengebäuden, nur Wohnhäuser erbant werden, welche außer dem Erdgeschoß höchsten- zwei Stockwerke erhalte«, nach allen vier Seiten mit Fagaben versehen sind, uud mit Garteaanlageu umgeben seia müssen. Lhurmartiqe Ausbauten sind gestattet. Ein Mansardengeschoß wird in der Regel einem vollen Stock- Werke gleich geachtet. Doch soll e« gestattet sein, auch über Erdgeschoß und zwei Stock werk n Mansarden zu errichte», wenn in die nach 8- 2 einzuhaltendea Zwi ch nräume der Gebäude von einander nur Fei ster münden, w-.nie zu Treppenhäusern. Lorridoren, Abtritten, Badezimmern, Ep isekammern, Auswaschräumen, sowie zu solche» Wohnzimmern, tzvlcszimmern und Küchen gehäre», welche noch au einer anderen Front Fenster haben. Wohabäuser, welche in größeren al« den in 8- 2 gedachten Zwischenräumen errichtet werden, unterliegen dieser Beschränkung niidi, dasern der Zwischenraum zwischen beiden mindesten« so viel Breite hat, al« da- bübere der beiden sich gegenüber stehenden Häuser, bi- zu besten Hanptsim- gemessen, hoch ist. 8. 2. Jede- Wohngebäude ist von den Nochbargrenzeu mindesten- 4,5 m entfernt zu halten. Doch können isoline, iogenaante Zwilling«, gedäude aus einer Grenze errichtet werden, nur sind dann die übrigen Eiitiernuugen aut mindesten- 9 m zu bemessen. Ein solwe» Zwilliiig-qrbäude dars nicht über 40 m Frontlänge erhalten. Es ist in architektonischer Einheit za erhalten, und ist seine Abfärbung gleichmäßig vorzunehmea; entstehen darüber Differenzen zwischen den verschiedenen Besitzern, so steht dem Rathe al- Baupolizeibehörde die Entscheidung zu. 8- 3- Die von der Straße 0 de- obengedachten Plane- ab bi- nach dem Rosenthal hin an der Woldstraße zu errichtende» Gebäude haben Mindesten- 6 m von der Straßenfluchtlinie entfernt zu bleiben und ist die Straßenfluchtlinie hinter die äußerste Baumreihe verlegt, um diese zu erhallen. An drn übrigen Straßenzügea können die Wohngebäude an die Sttaßenfluchtlinie gestellt werden. 8- 4. WirthschaftS- und Nebengebäude dürfen nur in geringerer Aus dehnung und in der Regel weder an der Siraßenfluchilinie. noch innerhalb derjenige» Zwischenräume errichtet werden, welche zwischen den Hauptgebäuden und der Straßenfluchtlinie oder der Nachbar- grenz-, sowie um die Haupigebäude nach 88 l und 2 einzuhalten sind. Dergleichen Gebäude dursen ferner nicht mehr als zwei Stock. Werke, einschließlich de- ErdgeschosteS, enthalten und eine Hähe von !l m bi- zun, Dachfirst nicht überschreiten, auch müssen ihre Giebel und Rlickenmauern, welche unmittelbar aus die Grenze zu stehen kommen, soll- sie nicht zu geineiuschastlichen Scheidemauern der Nebengebäude benutzt werde«, iu ratsprechender Weise derorirt und «nlerdalte» werden. Mit Genchmignng de- RatheS dürfe» dergleichen Nebengebäude eine größere als die obengedachte Höhe dann erhalte», wenn sie al- Gartensäle, Palmen-» Orangerie, oder Gewächshäuser dienen sollen. 8-b. D e Einrichtung von Wohnungen, Werkstätten und Schlafräumen im Souterraia ist untersagt. Anlegung von Küchen, Plättstnbeu uud dergleichen Wirthschaft«. räumen im Souterrain kann gestattet werden, wenu folgende Borau- setzungen vorhanden sind: ». Da- betreffende Gebäude dars der Ueberschwemmung nicht or-gesetz! sein. Die Soble de- Souterrain- darf höchsten« einen Meier unter dem Niveau des unmittelbar an da- Billengebäud« an- grenzenden Terrain- und, wenn diese« Terrain tiefer l ege» sollte a!» du- Trottoir, höchsten« einen Meter unter brr Oberkante de« IrottoirS angelegt werden, muß aber ans der andere, Seite mindesten« einen Meter über dem mnibmaßiich höchsten Grundwasierftand liegen d. Die Kuchen, Plattitüden und derglitchen Wirtbichaitsräume dürsen nur in solchen Räumen liegen, in welchen die Zusührung be« L che« in einem Winkel von 45 ' von der Fenstersohlbank auswärt« dauernd gewahrt ist und welche nicht noch Norde» liegen. Unter Norden ist der nach Norden gerichtete Holukrri« der Windrole zmilch-n der östlichen nnd westlichen Himmel-richtung zu verstehen. e. Werden verorllge Wirthschaft«rinme im Souterrain angelegt, l» muß der ganze Bode» diese« Souterrain« betvntrt sei», nnd zwar in einer Stärke von mindesten« 0,15 m. 8- «. Gewerbliche Anlagen der in 8 16 de» abgeinderten und durch Bekanntmachung vom 1. Juli 1883 anderweit pudlicirten Gewerbe- ordnung sür da« deutsch« Reich, beziehentlich in den hierzu bereit« erlassenen und etwa noch zu erlaffenden Nachtrag«bestimmungen ge- nannier Art, serner solche, welche sonst durch Entwickelung von Ranch, Nuß »der üblen Gerüchen eine Belästigung für die benach. dartr» Grundstück« herbrtführe», desgleichen solche, deren Betrieb Die vorstehenden ort-statniarischen Bauvorschriften sür die drei Professor vr. von Frege in Leipzig gehörigen, westlich und östlich der Woldstraße zwischen dem Rosemhale und der Straße V de» von Frege'schen Bebauungsplanes gelegenen Banblöcke vom 26. Februar d. I. sind geneinnigt und hierüber da« gegenwärtige Decret ertheilt worden. Dresden, den 1. April 1889. Ministerium »es Inner». (V.8.) v. Nostitz-Wailwitz. 178. ll. L. Müackner. Wegen Umbaue- der zwischen Magazingasfe und Schiller- fräße belegenen Schleußenstrecke wird dieser Theil der UniversttätSstra-e vo« Montag dev 2». d. M. ab fSr alle« «». befugte» Fährverkehr aus die Dauer drr Arbeiten gesperrt. Leipzig, am 23. April 1889. Der Rath der Stadt Leipzig IX. 2928. Vr. TrVndiin. Hennig. Die Lieferung und da- Verlegen von Granitschwellen, so- wie da- Umlegen einiger Granitplatten soll an einen Unter- nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RaldhgnS, 2. Stock werk, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schwellen für die Querstraße" versehen ebendaselbst und zwar d>« zum 6. Mai 1889, Nachmittag« 5 Ukr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, am 20. April 1889. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 1832. Straßenban-Deputatton. Die Inhaber der von unserem H. resp. V. Filiat al- ab handen gekommen angezeigten InterimSscheine über die Spar kassenbücher Ser. Il Nr. 80 033 109 714 125 553 werden hierdurch aufgefordert, dieselben innerhalb drei Monaten und längsten- am 27. Juli d. I. an die Unterzeichnete Anstalt zurückzugeben oder ihr Recht daran zu beweisen, widrigen falls der Sparcasfenordnung gemäß den angemeldeten Berlust- lrägern nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige die ein gelieferten Bücher auch ohne Rückgabe der alSdann sür un- giltig zu erklärenden Interimsscheine au-gehiindigt werden. Leipzig, den 24. April 1889. Die Verwaltung de» Leihhanfe» nnd der Spareaffe. Gefunden wurde während der letztvergangenen Woche in der inneren Stadt ein Zwan,i-«arkftück. Der Eigenthümer dess-iben wird hierdurch ansgefordert, sich rechtzeitig zu melden, anderiisall- über den Fund weiter verfügt werden wird. Leipzig, den 28. April 1889. Da» P»1tze1««1 der Ttadt Leipzig. VII. 1S15. «reischueider. «. Lvangelilih-reformirte Gemeinde. Die Eltern, deren Kinder zu Ostern 1890 in der rrformirten Kirche confirmirt werden sollen, werden hierdurch erinchi, dieselben M«»tag, Sen SS., und D>en»taa. de» 8V. April, d«n S—S Uhr Nachmittag» ouzumelden, die Knaben bei Herrn Pastor vic. Kimoa», Schreker- straße 5, die Mädchen bei Herra Pastor v. vre^ckorlk. Quer- straße 26/28. Die Kinder könne« sich nicht selbst aamelden; aber erwünscht ist, daß sie mitkommen. Leipzig, 25. April 1889. «»angelisch-refarmirteS Pfarramt. Vic allgemeine Ausstellung von Schülerzeichnungen der städtischen Schulen: Nicolai-, Thomas-, Realgymnasium, Realschule, 1. und 2. Fortbildung-schule sür Knaben, Foribildung-schnl« für Mädchen, sämmilich» Burger» und Bezrrk«- schulen sür Knaben und Mädchen, sowie der Raih«sr«ischnle*1 ist geöffnet: strrita, da« »-« UHr für Jedermann. Local: Erste Bürgerschule sür Knabe». keckar klinrer, stöbt. Zeicheainspecioi. ') Die höhere Schule für Mädchen konnte, wegen ondanernder Krankheit ihres Zeichenlehrer«, Herrn Zoochi, nicht «wsteüe». Günstige NlederlassungSorie für vkrstensabrikatian. RLderei. «ttckeret, Sdttmerei n id Torsmullberritung werden leistungSsähigen Selbstuniernehmeru von unierzrlchneier Be- Hörde unentgeltlich nachgewiese«. Auerbach i. L., am Sl. April 1889. »Künigliche Amt-Hautztmannschast. v. Polen». Die Eröffnung der spanischen Lämmern. Gestern sind in Madrid nach längerer Unterbrechung der parlamentarischen Thäligkcil die Kammern wieder eröffnet worden. Unter den Vorlagen, welche da- Ministerium den Corte« gemacht hat, befindet sich ein Gesetzentwurf zur Ein- sührung de- allgemeinen Stimmrecht-und da-Budget, welche» Ersparnisse im Betrage von 25 Millionen auswcist. Sagasta hat damit das Versprechen eingelvst, welche» er der Volks vertretung abgelegt hat, al- er ihr am ll. Dccember v. I. da- neugebildete C-ibinet verstellte. Als dritte Vorlage war noch ein Gcsetzenlwurs über militairische Nesormen zugcsagt, der jedenfalls auch im Laufe der Session eingebracht werden wird. Mit der Einsührung de- allgemeinen SlimmrechtS lhut die spanische Regierung einen entscheidenden Schritt, der aber vielleicht nicht mehr länger hinau-gescbobc» werken konnte, wenn man den revolutionären Leidenschaften nicht einen stets bereiten Vorwand zu Ruhestörungen laste» wollte. Die gemäßigten Republikaner halten nach dem Tode Also»«' XU ihre Mitwirkung an den parlamentarischen Arbeiten zngesichcrt, fall- bie Forderung nach dem allgemeinen Stimmrecht Berück sichtigung fände, und die Radicalen unter Führung Zorrilla'S waren dadurch zur Vertagung ihrer Umsturzpläne genölhigt worden. Sagasta konnte um so weniger mit der Einführung deS allgemeinen Stimmrecht- noch länger Zögern, als die Er fahrungen, welche CanovaS del Casiillo der seiner Rundreise im Lande gemacht hatte» den Beweis enthielten, daß die Mehrheit der Wähler diese« Recht als die unerläßliche Grund lage der zukünftigen politischen Entwickelung betrachteten und an dieser Auffassung sestzuhalten entschlossen seien, bi- der Forderung nach dem allgemeinen Stimmrecht Genüge geleistet sei. Auf diesem Standpunct steht nicht nur Castelar, sondern auch die liberale Partei, und de-halb befand sich die Königin- Regentin vor der Alternative, entweder zu dem conservativen Regiment zurückzukehre» und CanovaS det Casiillo nnt der Cabinet-biidung zu beauftragen, oder an Sagasio sestzuhalten und den entscheidenden Schritt der Einsührung de- allge- mrine» Stimmrecht« zu thun. Wer vermöchte zu sagen. wa« Alfon« XU. getban hätte, wenn er noch am Leben wäre? Aber die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß auch er sich der öffentlichen Meinung seines Lande« nicht hartnäckig hätte widersetzen können. CanovaS konnte »ach den Erlebnissen de- letzten Herbste- keine besondere Neigung empfinden, dem conservativen StaatS- gcdanken in Spanien eine neue Aera zu eröffnen und eigenwillig auf Verweigerung eine- Zugeständnisse« zu bestehen, Vesten Bewilligung vielleicht dein Staate neue Festigkeit verleiht. Die Anarchisten waren Ende Januar in Spanien risrifl an der Arbeit, durch Bomben-Explosionen die Bevölkerung in Schrecken zu setzen nnd dadurch die Regierung aus den Weg der radicalen Reformen zu drängen. Äuf das Ministerium Sagasta wird daS kaum in diesem Sinne ein» gewirkt haben, aber di- Ueberzeugung, daß etwas geschehen müsse, um die republikanischen Elemente der Bevölkerung wenigsten« theilweise zufrieden zu stellen, ist durch diese ver werflichen Handlungen gewiß befestigt worden. In Spanien ist eS nicht sowohl da« Wahlsystem, welchem die bisherigen Wahlergebnisse zu verdanken waren, als der Regierungsapparat, welcher bei den Wahlen in Bewegung gesetzt wird und bisher stet- die Mehrheit sür die Regierung gewonnen hat. Es ist de-halb kaum anzunebmen, daß das allgemeine Stimmrecht eine durchgreifende Aenderung herbei- sührcn wird, wenn nicht gleichzeitig die Ceutralisätion der Verwaltung durch ein RegierüngSsystcri, abgclvst wird, welches der Enlsalknng deS freien Willens ver Wähler mehr Spiel raum gewährt. So lange die spanischen Wahlen durch die dem Ministerium ergebenen Präsecten geleitet werden, ist zu erwarten, daß dieser Einfluß auch nach Einführung de- all gemeinen Stimmrecht- seine Wirkung thun wird. Die Königin-Regentin Maria Cbnstine ist eine ebenso edle wie kluge Frau, und sie hat e« bisher verstanden, die öffent liche Meinung in Spanien sür sich zu gewinne», aber gerade de-halb hal sie daö Bestreben, an den von ihrem Verewigten Gemahl ausgerickitelen Grundlagen der spanischen Monarchie sestzuhalten und dieselben nur imSinne AlsvnS' XII. weiter zu entwickeln. Nach dieser Richtung hat sie sich den Vertretern der Corte» gegenüber ausgesprochen, als dieselbe» ihr am 23. Januar, dem Namenstage de« König«, ihre Glück wünsche darbracbten. Die Königin-Regentin sagte damals daß sie die Erbschaft ihre» unvergeßlichen Gemahl- treu be wahren und wie bisher sortfahren werde, nach der Liebe de« Volke- zu streben und sich die Anerkennung der Geschichte zu verdienen. Dieser Ausspruch ist im Munde der fliegen I in Spanien« keine inhalt-lose Phrase, er entspricht vielmehr genau ihrer Handlungsweise, und bat deshalb auch seine Wirkung im Land sicher nicht verfehlt. Für die AnSschrei tungen politischer Fanatiker, wie sie in den Madrider Boinben- attentaten zu Tage getreten sind, wird nicht die Königin ver antwortlich gemacht, sondern sie fallen allein aus die Urheber zurück, zumal die Regent!» nicht schroff jede Reform adweist, sondern einen weisen Mittelweg cinznschlage» sucht, der sie gleich weit von der Stockung eine- gesunden staatlichen Leben- wie vom Umsturz entfernt hält. Die gleiche Mäßigung, welche die Regierung der Königin Regei'tin in der inneren Politik zeigt, beweist sie auch in der au«wSrtigen Politik. Sie legt Werth aus gute Beziehungen zu Frankreich, wie da» unzweifelhaft bei Gelegenheit der Weltausstellung in Barcelona hervorgelreten ist, aber sie ist sich auch der Wichtigkeit bewußt, welche die Freundschaft England- für Spanien hat. Dir Zusammenkunft der Regent» mit drr Königin von England in San Sebastian am 27. März hat überall in Europa, vielleicht mit einziger Aus- nähme von Frankreich, den besten Eindruck gewacht, weil man daran- ersah, daß bie Regentin sich nicht im Schlepptau der französischen Politik befindet, sondern sich freie Hand vor behält, in jedem einzelnen Falle Da» zu thun. wa« sür Spanien am ersprießlichsten erschein». Die Interessen, welche Spanien im Mittel««« zu wahre» Hot» verlangen volle Unabhängig- Abonnement-prek« vierteljährlich 4Y, Ml. Incl. Bringerlohi, 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Velegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage, (in Tageblatt-Format aesalztl «hu» Postbesörderuug 60 Mk. mit Postbesörderuug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Prei-derzeichniß. Tabellarischer u.Zisserusatz noch höheren Tarif. Uerlamen unter dem Redactionsstrich dl« -geltzalt. Zeile 50Ps„ vor den Familienuachrtchte» die 6gespallktte Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die Gr-ttzttl«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenumeranilo oder durch Post« Nachnahme. 83. Jahrgang. keit Frankreich gegenüber und ein wohl erwogene- Zusammen gehen mit Italien und England. Spanien hat bestimmte Interessen in Marokko zu wahren, Italien ist aus Tripoli« ,ewiesen und England hat da- allgemeine Interesse an der llufrechthaltung ve« Gleichgewicht- der europäischen User- taaten im Mittelmeer. Daß Frankreich nach der AUeinherr- chast in diesem Meere strebt, hat sein Verfahren in Tuni« bcnso bewiesen, wie seine Bemühungen, in Marokko festen Fuß zu fasten. Spanien hat di« durch den Tod Also»«' XU. geschaffene cbwierige Lage Dank der Festigkeit ver Königin Maria Christine und der Geschicklichkeit Sagasta'« glücklich über wunden: fast 3>/, Jahre sind seit dem am 25. November 1885 ersolgte» Tode ve- König- Also»- vergangen, und der nacbgeboreiic Sohn desselben, Alfen« XIII., vollendet bereit« am l7. Mai sein dritte- Lebensjahr. Die Thronfolge rr- cbeint somit vorläufig gesichert, alle beunruhigenden Gerllchte. welche über den Gesundheil-zustond de« Köing-kinde- ver- dreiket waien, haben sich al- unbegründet erwiesen, seine körperliche Entwickelung schreitet vielmehr stetig und in rr- irculicher Weise vor. Von den Ansprüchen de« Don Carlo- aus den spanischen Thron ist e« eben so still geworden wie von den Gerüchten, welche einen Ausgleich durch «ine Hcirath in Aussicht stellten. Spanien hat mit diesem Prätendenten nicht« mehr zu schaffen und ist vielmehr daraus angewiesen, ich durch eigene Kraft auS der Verwirrung, in welche eS )urch lange Mißregicrung »nd sonstige widrige Schicksale ge- lürzt war, emporzuraffeii. Da» kann aber nur durch Fort- bauen aus der bestehenden Grundlage geschehen, jeder Umsturz, jede- neue politische Experiment kann Spanien nur wieder in die traurige Lage zuriickvcrsenken, in welcher e» sich vor dem Regierungsantritt Aisons' XII. befunden hat. * Leipzig, 26. April. * Gegenüber einer Meldung der „Neuen Preußischen Zeitung", »ach welcher der Termin für bie Reffe Seiner Majestät deS Kaiser» nach England noch völlig unbestimmt ei, kann die „Post" mittheilen, daß an der Absicht, die Reise etwa Ende Juli anzutreten, bisher keine Arndcrung ein- getreten ist. * Der dem Bunde-rath zugegangene Antrag Prcußen« wegcn Abänderung de- tz. 4 de« Strafgesetzbuche« bc-lr. die im AuSlanke begangenen Verbrechen und Vergehen) oll nach der „Post" bereits aus dir Tagesordnung der Sitzung vom Donnerstag gesetzt worden sein. * Wie berichtet wird, ist der Vortragende Rath im Ministerium teS Innern. Gras Hue de Grai«, zum Ne- gierungSpräsidenle» in Potsdam ernannt worden. Derselbe ist Vertreter de- Wahlkreise- Sangerhausen-Eckart-berga im Abgcordiielenbause und im vorigen Herbst mit 254 gegen 140 liberale Stimmen gewählt worden. Die letzteren baden sich aus einen Nationalliberalen vereinigt, dessen Canbidaknr uuS lediglich örtlicher Initiative entsprungen war. Da- LandtagS- manvat de« neucrnanntcn Regierungspräsidenten bedarf der Erneuerung. * Einige der socialdemokratischen Führer, den anderen voran Herr Liebknecht, brachten lange Zeit im Reichstage bie „Idee" zur Sprache, die ihnen zugebenden Briefschaften würden von den deutschen Postbehvrbcn einer unerlaubten Controle unterzogen. Wer den Verhand lungen des deutschen Reichstag- in früheren Jahren bei- gewohnt hat, wicd sich erinnern, daß die Herren nicht müde wurden, i» dieser Richtung gegen den Leiter unsere- Poft- ivcsen« die ungeheuerlichsten Beschuldigungen auSzuspreche». Beweise haben sie sür ihre Behauplungen nie beibringen können, La- war und ist ja auch nach socialdemokralischem Brauch nicht uötbig. Lange Zeit hindurch waren nun schon keine Anzeichen hervorgetrete», baß die socialdemokratischen Führer noch immer an dieser „Idee" leiben, bis eine« Tage- Herrn Liebknecht da- Februarheil der „Contemporary Review" ohne den Artikel über die „Bisinarck-Dynastie" zngegangen war. Sofort machte sich die eingewurzelte „Idee" geltend. Herr Liebknecht malle c- sich au«, wie dir deutschen Post- behörvcn nichts weiter zu thun hätten, als nur aus das chr ihn bestimmte Exemplar der genannleu Zeitschrift zu warten »nd eS zu untersuchen, um ihn um den Genuß de« so herzlich unbedeutenden Artikel- zu bringen, setzte sich hin und schrieb flug» an Blätter, die sich ein Ver gnügen daran- machen, seine Elaborate wicderzngeben, über diese» neue Zeichen jener unerlaubten Controle der deutsche» Postbehörven. Jedoch die „Idee" hat sich auch diesmal nicht bewährt. Herr Liebknecht sieht sich nämlich gezwungen, einzugestehen, daß er wieder einmal in Uebereilung gehandelt Hai. Der Absender jenes HesteS selbst bat den Artikel herauS- gerisien. Dadurch läßt sich Herr Liebknecht indessen in seiner „Idee" bezüglich der deutscben Postbebvrden nicht wankenb machen, er sügt nämlich seinen« Emgeständniß binzu, daß der Absender dies „aus Mißtrauen gegen die Postbebörde" ge- than. Nun, gegen gewisse „Ideen" kann nur der Arzt helfe». Der ganze Vorgang wird aber wieder einmal zeigen, aus wie schwachen Füße» die Beschuldigungen stehen, welche die social- demokralische» Führer in ganz unmotivirter Weffe gegen unsere Behörden zu schleudern sich abmühen. * * -» * Die Osterbetrachtungen zahlreicher österreichischer Journale gelten der neuerdings wieder angeregten Frage einer Verständigung zwischen Deutschen und Czechen in Böhme». Wie grog oder wie gering die Aussichten sür eine Verständigung seien, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Unter den Preßorganen deulscher Nationalität herrscht aber nicht cinnial Uebereinstimmung darüber, ob eine B ilegung de- dcnlsch-böhmischen CoustielS als zweckmäßig zu betrachten sein würde. Je nachdem man geneigt ist. von einer Verständigung über die sich gegegenübcrstehenden In teressen eine wirkliche Versöhnung zu erwarten ober nicht, gestaltet sich da- Urlheil sehr verschieden. Ein Tlieil der Blätter hält daran fest, daß ein Ausgleich in Böhmen nur aus Kosten des DeutscbtbumS erfolgen würde, eine Schwächung deS letzleren aber zur Förderung Ve- inneren Frieden« im Gesammlreiche zu dienen keineswegs geeignet wäre. Dagegen glaubt die „Presse", daß sür die Reich-interesicn sowohl wie sür die besonderen Interessen der deutschen Nationalität nicht- weniger wünschenSwerth sei, al» daß der gegenwärtige Zustand in Böhmen stabilisirt und verewigt werde. * Au» der ungarischen Presse dars vielleicht ein« Melkung deS „Buvapesti Hirlap" Erwähnung finden, wonach Minister Ti-za beabsichtigen soll, da« Budget sür 1890 im Monat November vorzntegen. Dem genannten Blatte zusolg«
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