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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-01
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1888
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4Ü84 riesigen Ca»delabern mit Wach-fernen flankirt, zu der oberen Etage, in der sich die Feftränme befinden. Daß alle Treppenabtätze and Korridore auf das Reichste mit Blumen. Gruppen von Blattpflanzen und Bäumen decorirl, jvw e n„l reiche» Teppichen belegt sind ver steht sich vo» selbst. Kaiser Wilhelm kann von seinen Gemächern auS eine Treppe, die über dem die beide» Schlösser verbindenden Thorboge» liegt, benutzen, welche die Verbindung mu dem Rcsidenz- palaiS und den Zimmern König Christian'- IX. herslelli. Die Galatasel wird im Rnleiiaale de- Palais Chri stian'- VII., welcher im reichsten Rococostil prangt, statisinden. Neben diesem Saale, in welchem nur die fürstlichen Herrichasie» speise», befindet sich da- Throngrmach, dahinter der nun zur Mar- schalltaiel besiguirte königliche Sveiseiaal, von dem aus man durch einen eine Art Bildergallerie bildende» Gang in de» gewöhnlichen Saal für die Marschallstafel gelangt. Bon diesem, welcher, wie olle vorgenannte» Räume, »ach dem inneren achteckigen Schloßhos hinaus liegt, gelangt man in die nach der Garteuieite liegende» Empfangszimmer, bestehend au« dem sogenannten rothen Zimmer, welches eine Base in größten Dimensionen, mit Bildnissen und Sinnsptüchen der Könige Christian IV. und Friedrich VH. ge- schmückt, enthält; ferner auS dem Gemäldeiaal, den, Sammetgeiiiach und zwei Gobelingemächern; in einem letzten kleinen Gemach ist ei» überlebensgroße« Bilduiß der Kaiserin Katharina H. von Rußland. Die allerhöchsten Herrschaften werden vor der Galatasel in den zul-tzt genannten Gemächern und Zimmern die Hofgesellschaft enipsange» und sich dann zur Tascl in den mit fürstlicher Pracht ausgestalteten Rittersaal begeben. In der zweiten Etage de- Palais Christian's VII. werden der Generaladjutant von Willich, Haus- maischall v. Lyncker. Generalarzt vr. Leuthold, Flügeladjutant Capitain zur See Freiherr v. Seckendorfs und Eapitainlieultnant v. Usedom Wohnung erhalten. Der Flügeladjutant Major v Kessel und Major Freiherr v. Wertdern, der Legation-ratv Kiberlen- Wacchtcr und der Geh. Hoirath Schulz werden im Residenzpalai- wohiien. Der Mal>r Salzmaun, Geh. Hosrath Willisch, Geh. RegierungSralh Meißner und vr. pbft. Schneider werden im „Hotel d'Ängleterre" eiuquariiert. Neueste Nachrichten. * Berlin, 3l. Juli. (Fernsprechmeldung deS „Leipziger Tageblattes".) Au- München wird be richtet: Als der Centennarserer-Festzug sich der Tribüne de- Prinzregenlen genähert halte, brachte der Präsident dem Prinzrezenten seine Huldigung dar; hieraus sangen die Sänger daS LZalballalied, die Künstler legten Kränke am Denkmal Ludwig'S I. nieder und der erste Bürgermeister Vr. Wieden mayer hielt eine Ansprache und daraus sang die ganze Fest- Versammlung die bayerische Nationalhymne. Die Feier schloß mit der vom Capellmeister Reinberger componirten Fcsthyinne, woraus sich der Feslzug auslöste.— Die Ankunst de-Kaisers und veS Grasen Bismarck in Friedrich Srub ist heute Abend 1V ttkr zu erwarten. I» FriedrichSruh ist man zu festlichem Empfange vorbereitet. — Anläßlich der Aeußerung Mackenzie'-, er werde jede» englischen Verleger, welcher eine Uebers.tzung des KrankhcilSbericklcS herausgebe, verklagen, sagt die .,Norddeutsche Allgemeine Zeitung": „Es scheint, das; cS dem Herrn Mackenzie an dem Muthe in der Oesfenttichleil mangelt, der alS da- kleinste Requisit eines Gentleman ;u betrachten ist, und ist eS uiibegreistich, warum nicht Herr Mackenzie mit der einsache» Masse seinem deutschen Gegner sich gegcnübcrstellt, im wissenschasllichen Streite Klä rung krr Sache versucht, soudern sich an den Strafrichter hält. Durch den Versuch, jete Verbreitung der Denkscbrift in England zu vereiteln, verstoßt Herr Mackenzie gegen die Grundsätze deS ehrlichen Handeln-; er bemüht sich, den deutsche» Aerzlcn ihre Darlegungen in England abzu- schueiven, waS um so schlimmer erscheint, alS die eng lische Presse seine Darlegungen abdruckl. Mackenzie hat wiederholt der Ventschen Pr sie, welche sür Bergmann Partei ergriffen, mit Strasanträge» gedroht, allem bis jetzt ist noch kein solcher eingegangen. Wir meinen, Herr Mackenzie bat Anlaß, seine Drohung auszusührcn, er wird die deutsche Wissenschaft und Publicistik an der rechten Stelle finden. — Anfangs September wird daS russische Kaiserpaar zum Besuche in Kopenhagen erwartet. An diese Reise knüpfen sich die Gerüchte, welche den Besuch de- russischen KaiserpaareS in Berlin in den September verlegen.— Die Kronprinzessin Stefanie wird zu einem längeren Besuche inBrüssel erwartet. HI München, :<l. Juli, 2 Uhr 50 Min. (Privattelcgr.) Die vom Circus Hageubeck zum heutigen Centenarseier - Fcstzug beigestelltcn Elephanten wurden während deS langen Zuges unruhig und scheuten knapp nach dem Dcfilee vor dem Prinzrezenten in der Ludwigsstraßc. Wohl hakten sich die Treiber sofort energisch ein, allein die wild gewordenen Elephanten traten durch ein Seitengäßchcn weiter, durch brachen die Menschenwälle in der Bricnnerstraße und Odeons- Platz und riefen eine entsetzliche Panik hervor. Alles flüchtete schreiend in rasender Eile, Pferde rissen aus, Gendarmerie und Militair hielt nicht mehr Stand. Einige Elephanten verliefen sich in die Säulen des Residenztheatcrs und stürmten dann den Tempelzicrbau vor dem Hostbeater, wo sie einige Gebirglerinnen zu Boden schmetterten. Die Elephanten waren an den Vorderbeinen gekettet, schienen aber die Ketten zer rissen zu haben. Näheres über Verletzungen ist augenblicklich nicht zu erfahren. Mit Cavallerichilsc werden eben l Ele phanten heimgebracht. Weitere Panik wurde von pfeifenden Taschendieben hcrvorgcruscn. Aus dein Maricnplatz allge meine Flucht »nt furchtbarer Aufregung. ID München, 3l. Juli, 6 Uhr 50 Min. (Privat- Telegramm.) Die beispiellose Panik in der Ludwig-stroße entstand durch vorzeitige Dampsgcbung der als Drache» ver wendeten Straßcnloconiotive im Festzug, als gerade die acht Elephanten dieselbe pasiirten. Im Nu waren Hunderte von Zuschauern am Boden, über diese stürzten die übrigen Flüch tigen. Die Elephanten rasten in zwei Gruppen auseinander und verbreiteten neue Panik in den angrenzenden Straßen. Biele Personen erlitte» Beinbrüche. Die am Residenzplatz an die Wand getriebenen Pasiantcu hieben verzweifelnd mit den Regen schirmen aus die Elephanten ein, deren Wildheit dadurch ver mehrend. Im LuitpoldpalaiS liegen 15 Verwundete und im Ooeum zahlreich- Schwerverletzte Die Aufregung in der Stadt, wo etwa 150 000 Fremde sich aushalten, ist ungeheuer. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * In sämmllichen Kirche» Berlins wurde am letzten Sonntage dem Allgemeinen Kirchengebete eine Dank sagung sür die glückliche Entbindung der Kaiserin, sowie eine Fürbitte sür die erlauchte Wöchnerin und den jungen Prinzen eingesügt. * Eine Berliner Correspondenz der „Allgemeinen Zeitung" kehrt sich gegen daS Gebühren der „Kreuzzeitung-. ES wird darin Folgendes auSgeführt: Die „Kreuzzeitung" war sehr ungehalten darüber, als ihr vor einige» Tagen in einem österreichischen Blatte imvulirt wurde, Mißirauen und Zwist zwischen Kaiser Wilhelm II. und dem Reichskanzler zu säen. Kaum ist aber der Zorn deS hoch- conscrvativen Blattes verraucht, so veröffentlicht es eine Zuschrift „vom Rhein", die keinen anderen Zweck haben kann, als im Bolke die Meinung zu verbreften. daß eine tiesgehende Differenz zwischen den genannten Persönlichkeiten in einer der wichtigsten und am tieisten in daS Berständniß der Masten einschneidenden Fragen bestehe. Ob noch dieser neuen Leistung der „Kreuzzeitung" die Ansicht deS österreichijchea Blatte» wirklich so ganz eine Ausgeburt der Phantasie ist, kann man dem Urtheil de» Publicum- überlasten. Noch aussälliger ist in der Zuschrift vom Rhein die Bemerkung, daß der gegenwärtige Herrscher ein lebendigere- und actwere« Interesse für die kirchlichen Fragen habe al« seme Borgänger. Selbst wenn man von Kaiser Friedrich hier ganz abseheu wollie, der sein ganze« Lebrn lang echte Neligiüsiiäi bekunde! hat. und der während seiner kurzen Regierung seiner kirchlichen Richtung dadurch sehr beredten Au«druck lieh, daß er Herrn Stöcker nicht gestattete, in sei» Hau« und seine Nähe zu kommen, so kann man in jenen Worten doch nicht« Andere« als einen vorwnrs gegen den nun im Grab« ruhenden greisen Herrn wegen seiner kirchlichen Slellang finden. So lange Wilhelm l. lebie, wurde er von der „Kreuzzeitung" al« da« Jdecl eine« srommen und echt christlichen Herrscher« gepriesen, und kaum Ist je ein königlich«« Work von einer Partei s, mißbraucht worden wir seiten« der Hochkirchliche» der Ausspruch Kaiser Wilhelm'«, daß dem Volke die Religion erhalten werde» müsse. Mit diesem Wort zöge» sie ui den Kamvs gegen die religionlloie Socialdemokratie. und mit ihm begründeten sie ihre Ansprüche auf größer» Selbstständigkeit der evangelischen Landeskirche, wannt nalürlich immer nur der kleine AuSschuilt verleiden gemeint war. in dem d,e Amchauuugen der HH. v. Hammerftein, v. Kleist und blvcker Geltung haben. Wer jene Worte in der „Kreuzzeitung" liest, kan» sich der Meinung nicht eulschlogen, daß in jenen dochkirchlichen Seele» ein Siachel gegen den greisen Monarchen zurückgeblieben war, daß ihm nicht vergessen werde» konnte, wie er einst vor 30 Jahren, al- er als Regent da» unglücklichen Bruder in der Regierung ablöste, de» Alp, der aus dem Volke lastete, mit vernichtende» Worten gegen die Heuchelei und das orthodoxe Kirchenlhuin wegnahm. Und Wilhelm!, übernahm die Hecrscherpflichie» nicht al« Jüngling, sondern als ein reiser Maua an der Schwelle des Greisenalter« mit abgekläcien An- chauungen. Darum zündeten leine Worte damal« so mächtig im ganze» Volk. Man wußte in diesem ja auch, wie unzähligen An- skiiivungen er in irüherea Jahren seiten« der hyperoridodoxen Clique auSqefttzt gewesen war, die sür ihn den nach ihrer Meinung verächilichcu Beinamen „der Freimaurer" ersnuden hatten. An Alles da« wird man erinnert, wenn man heut« in der „Kreuzzeitung" wohlversteckte Angriffe gegen den im Grabe ruhenden Kaffer findet-. Dns Blatt zeigt damit, daß es ein gute« Gedächtniß hak, aber auch, daß es noch immer aus demselben Niveau steht, wie zur Zeit, da der Prinz von Preuße» der von ihr bestgehaßte Mann war. * Tie.Norddeutsch« Allgemeine Zeitung- macht eine Bemerkung zu der ihr von der„Frankfurter Zeitung" gleich u,>S zugegangenen .Berichtigung-, indem sie Folgen de« auSsührt: Die „Kölnische Zeitung", welche den fraglichen Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" abgedruckt hatte, erhielt schon vor rin paar Tagen eine der vorstehenden bi« aus die EinleiiungSworte fast gleichlautende Zuschrift und bemerkte beim Abdrucke derselben: „Wir haben zwar In der Regel keinen Anlaß, der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" vorzugreisen, um die von derselben ansgestckllen Behauptungen gegen irgendwelche Angriffe in Schutz zu nehmen, da da« Blatt dieser Ausgabe au» eigene» Mitteln gerecht tverdeu kann. Da aber die „Frankfurter Zeitung" un« durch ihre Berusung aus das Preßgesetz in die Streitlache hineinzwingt, o sind wir veranlaßt, auch unsererseits auf dieselbe einzugehen. Die erste Nachricht, welche die französischen Blätter zu ihrer politischen Kannegießere, verlockie, ist offenbar ein angebliche- Telegramm de« „ÄauloiS" vom 16. Juli, welche» da- Datum Berlin, 15. Juli, trägt und solgenden Wortlaut hat: „Verschiedene Blätter, namentlich die „Franksurter Zeitung", melden, daß insolge der Begegnung de« deutsche» Kaisers und de« Zaren Gras Herbert von Bi-marck aus der Rückkehr von Rußland über Berlin ohne Ausenthalt nach Pari« reisen wird, mn einer politischen Mission, die ihn etwa zehn Tage dort zurückhalten wird." Da Tags zuvor der „Gaulois", wiederum angeblich au- Berlin, das Gerücht verzeichnet Halle, daß Kaiser Wilhelm II mit allgemeinen Abrüstungsplänen umgehe, jo lag sür die politischen Dilciianteu in Paris die Er klärung nahe, daß die „politische Mission" de« Grasen Herbert Bismarck in der Ueberbringung einer EnlwaffnungSsorberung bestehe. Es würde somit der „Fiauksurler Zeitung" Unrecht geschehen, wenn Jemand sie sür diese AbrüstungSsobeln verantwortlich machte; ihr gebührt nur der Ruhm, die Eule gezüchtet zu haben, daß Gras Bismnick nach seiner Rückreise von Petersburg sich aus zehn Tage »ach Pari« zu begeben beabsichtige. Die ..Norddeutsche Allgemeine Zeiiuiig" hat ihrerseits nicht behauptet, daß die „Autoritö" ihre „Albernheiten", die sie — fälschlich — aui die „Franksurter Zeuung" zurucksührt. wirklich der „Franksurter Zeitung" entnommen habe; sie hat vielmehr ganz klar ausgesprochen: „Einem deutschen Leserpubiieum lüunlen so kindische und alberne politische Elucubralionen wie die vorstehenden gar nicht geboten werden.... Daß dieser Unsinn aus die „Franksurter Zeitung" zuriickgesührt wird, ist ein Bewei« mehr basür, daß er nicht aus brutsche Leser berechnet ist." Und diese Auslassung benutzt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" dann, um einen Nebcnhieb anderer Art gegen die „Frank- surler Zeitung" zu führen: daß sie die Vertreterin der internatio nalen Demokratie sei. Wik geben zu, daß die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" sich noch klarer hätte ausdrücken können, als durch die negative Art, welche sie gewählt hat; aber eine falsche Behaup tung in Bezug aus die Nachrichten der „Frankfurter Zeitung" hat sie nicht ausgestellt, und es wäre daher auch jetzt nicht nothwendig gewesen, noch besonders hervorzuhebeu, daß die „Autortlö" sich in ihrer Quelle geirrt Hut." Schon aus diesen AuSsührungen geht zur Evidenz hervor, daß eine Berichtigung im Suiue de« Preßgesetzc« in der an un« gerichteten Zuichrist der „Franksurter Zeitung" in keiner Weise enthalten ist. Wenn aber die „Frankiurter Zeitung" selbst Werth daraus legt, constalirt zu sehen, daß sie derartige Dinge, wie die in Rede stehenden Tatarcnnachrichlen der „AutorüS". nicht gebracht bade, so glaubten wir dem Wunsche der „Frankfurter Zeitung" nachkomm-n zu sollen, obwohl eine preßgesetzliche Nölhigung dazu keinr-fall« vorlag. * Ueber die Sommerreisen der preußischen Mi nister wird gemeldet, daß mit Beginn des kommenden MonalS der Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, der Fliiaiizminlster v. Scholz, der Cullusminister I)r. v. Goßler und der StaalSminister und SlaatSsecretair Gras Herbert Bismarck Urlaubsreisen antrcten. Herr Finanzminisier von Scholz wirb seinen Urlaub wiederum aus seiner bei Consianz gelegenen Besitzung verbringen, woselbst seine Familie bcreilS seit längerer Zeit sich aufhäll. Der Minister der geistlichen An gelegenheiten, welcher seinen Urlaub nicht früher antreten konnte, weit seinem Ressort der ihn vertretende UnterstaatSsecretair fehlte, geht, wie verlautet, nach der Schweiz. Gras Herbert Bismarck will dem Vernehme» nach zunächst einen mehr- wöchentliche» Allsenthalt in Königstem im TaunuS nehmen. Der Minister sür die Lanvwirthschast. Domänen und Forsten, Dr. Freiherr v. LuciuS, wird am 15. August aus Sommer- urlaub gehen. Minister v. Bocttichcr ist bereits von Berlin abgereist. * Die „Neue Freie Presse" berichtet aus Pest: Dem „Pcsti Hirlap" geht auSder Graner erzbischöflichen Aula eine Meldung zu, dlc, wenn sie sich bewahrheitet, durchaus ge eignet ist, Aussehen zu erregen. Danach hätte der Protono- tarius und Kämmerer deS Heftigen Sluhleö, Ernst Seda, einer der Vertrauten an dem Hose des Cardinai-Primas Simor, diesem seinem kirchlichen Oberen die schriftliche Anzeige erstattet, daß er alle seine kirchlichen und päpstlichen Würden niederlege, den geistlichen Stand verlasse und dem nächst auch zu einer anderen Confession übertreten werde. Herr Seda genoß , wie schon erwähnt, daS unbe grenzte Vertrauen des Cardinais Simor. begleitete denselben erst kürzlich auf besten letzter Romsahrt, wurde in Rom dem Papst vorgestcllt und auf Wunsch des CardinaiS zum Päpst lichen Kämmerer ernannt. Vor einiger Zeit begab sich Herr Seda auf Urlaub inS Ausland, zugleich um hervorragende Specialistcn wegen seines Augenleidens zu consuitircn. Von der Reise richtete er drei Briefe nach Gran: an den Cardinal- Prima« Simor, an besten Stellvertreter Weibbischof Mayer und an den Primatial-Secretair Czernock. Alle diese Briefe enthielten die Meldung von den Entschlüsse» Seda's und die Mittbeilung erregte in der Umgebung de« Graner Erzbischofs ein sehr begreifliches Entsetzen. Ueber die Motive dieses Schrittes eines wissenschaftlich gebildeten, in angenehmer und hervorragender Stellung befindlichen Priesters ist bisher nicht- bekannt geworden, wenigsten« beobachtet man in Gran über dieselben tiefes Schweigen. Gleichzeitig wird berichtet, daß Domherr Reiner, der Canzlei-Director des Cardinal«, aus seine Stelle rcsignirt habe. * AuS Anlaß deS Umstande«, daß eben ein Jahrzehnt seit der Vollziehung der Occupackion B o-nien« vergangen ist, widmet die Wiener „Presse" den von Oesterreich-Un garn in den occupirten Provinzen vollbrachten Leistungen eine län gere Betrachtung. Oesterreich-Ungarn habe in diesem Zeit räume ein große« Stück politischer und kultureller Arbeit be wältigt. Man könne bereit- heute sagen, daß daS Occu- vationS-Mandat Oesterreich-Ungarns nach jeder Richtung seinen Zweck erfüllt hat. „In keinem Lande der Balkan Halbinsel herrsche solche Ruhe und Ordnung, wie in Bosnien und der Herzegowina, denn es sei eine erwiesene Thatjache, daß dort seit mehr als einem Jahre kein einziger Raubanfall vorgekommrn. Während im Jahre 1810 die Einnahmen dcS Landes nur 5,6 Millionen Gulbcn betrugen, erscheinen die selben sür 1889 bereit« mit 9,4 Millionen veranschlagt. In neun Jahre» wurden an 3200 Km Straßen und an 500 Km Eisenbahnen gebaut. Viehzucht und Ackerbau haben einen ungeheuren Aufschwung genommen, und daß die Volksbildung nicht zurückgeblieben ist, beweisen die >100 Sckulen, welche lhcfts neu entstanden, thefts resorniirt worden sind. Ebenso groß sind die Errungenschaften auf politischem Gebiete. Die consessivnellen Zwistigkeiten zwischen Mohainedancrn, Orien talisch-Orthodoxen und Katholiken haben ansgehört, seit da« Princip der gleichen Berechtigung und gleichen Unterstützung aller Glaubensbekenntnisse als oberster Grundsatz der Ver waltung gilt. Die Agrarfrage harrt zwar noch einer prin- cipiellen Lösung, doch ist im Wege praktischer Palliativmitlel schon sehr viel zur Bildung eines freien Bauernstandes ge schehen. Während noch vor wenigen Jahren daS mahome- danische und orthodoxe Element politisch nach außen qravilirte, ist seit der Niederwerfung des herzegowinischen Aussiandes im Jahre 1882 eine tiesgehende Ernüchterung der Bevölkerung eingetreten, so daß spontane Lvyaiitäts Bezeugungen zu den regelmäßigen und immer häufiger wiederkchrcndcn Erschei nungen gehören. Und wenn selbst von Außen — wie zum Beispiel in der Herzegowina Mitte Mai d. I. — der Ver such einer localen Beunruhigung gemacht wird, so beeilt sich die Bevölkerung, den Behörden wie den Truppen die werk- thätigste Unterstützung zur Vertreibung der unheimlichen Gäste anzubielen. * Nach einer Meldung auS Rom begiebt sich König Humbert, der sich eines ausgezeichneten Äefindens erfreut, dieser Tage nach den Bergen von Cvni, um in dem dortigen Revier zu jagen. Königin Margherita wird demnächst einige Zeit in Greftoney, im Thale von Aosta, verbringen. * Wie aus St. Petersburg gemeldet wird, hat der UntcrrichtSminister Herr Dcljanvw aus Befehl deS Kaisers die Eröffnung der sibirischen Universität zu Tomsk sür den 22. Juli (3. August n. St.), als den Namenstag der Kaiserin Maria Fedorowna, festgesetzt. Mehrere Minsterien, sowie der Hof werden bei der Er öffnungsfeier durch hohe Würdenträger vertreten sein. * AuS Sofia geht der „Politischen Correspondenz- „von sehr beachtenSwerther Seite" nachstehende Darstellung der gegenwärtigen inneren Situation deS Lande« und speciell der Stellung de« Prinzen Ferdinand z», welche anläßlich der in der letzten Zeit über diese- Thema von der „Agence HavaS" verbreitclcn Angaben ein erhöhte- Interesse bean sprucht: WaS den Umstand betrifft, daß Prinz Ferdinand bei seiner Rückkehr nach der Hauptstadt sang- und klanglos ohne jeden Empsang einzog, so ist zu bemerken, daß Prinz Ferdinand in diesem Jahre, innerhalb zehn Wochen, bereu« dreimal behufs Bereisung seine« Landes von Sofia alw s nd war; bei der erstell Rückkehr sa»d ein scicrlicher culhusiastischer Empsang statt, an welchem sich die ganze Stadt betheffigte; nach seiner zweite», nur wenige Tage dauernden Abwesen heit und vor seiner jetzigen Rückkehr Halle sich Prinz Ferdinand aus drücklich jeden Empsang sowohl ieitens der Cnnlbehörden alS derGarnijo», die in ziemlich entfernten Zeltlagern behuss ihrer Ausbildung be findet, verbeten. Nichtsdestoweniger bildeten sich beide Male, trotz dieses Verbotes, dichte Spaliere in den Straßen Sofias, welche den hcimkehrendrn Prinzen mit den herzlichsten Zurufen begrüßten. Die Nachrichten über eine Spannung zwischen dem Prinzen Ferdinand und Stambulow sind nichts wenec als ungeschickt insceuirte Bürsenmanöver; Stambulow ist dem Prinzen Ferdinand, wie aus das Zuverlässigste versichert werden kann, treu ergeben; er steht und fällt mit ihm und laßt das Bcrhäliruß zwischen diesen beiden Lenkern der Geschicke Bulgariens ebensowenig zu wünschen übrig, wie das Einvernehmen des Letzteren mit jeinen Minister-College». Die Position des Prinzen Ferdinand im Lande ist eine ausgezeichnete. Er steht sowohl seinem Volke als seiner Armee, deren Geist er mit Erfolg zu heben sucht, sehr nahe; letzterer vielleicht sogar näher, als Füllt Alexander, der erst in dem letzten Jahre seiner Regiclung, »ach den Siegen von Slivniitza und Pirol, zum Nationalhelüen wurde, während er früher durch seine ausfallende Bevorzugung der russische» vor den einheimischen Oificiercn di: letzleren oft und lies verletzte. Prinz Ferdinand arbeitet unverdrossen mit seinen getreuen Rathgcbern sür das Wohl deS Landes, dem er sich gewidmet hat und iür das er unzählige Opfer bringt. Die Bulgaren erwarteten von seiner Regierung nichts, was er bisher nicht gehalle» balle, nämlich Ruhe und Frieden, welche auch in den Gemüther» eiiigekchrt sind und die Zuversicht aus eine glückliche Zulunjk gehoben haben. Davon geben die vielen Neubauten in allen größeren Städten ein sprechendes Zeugniß; in Sofia allein sind deren seit vorigein Jahre an sechzig entstanden. Ucbcrhaupt ist der Wohlstand im ganzen Lande ersichtlich im Zunehmcn begriffen und wird sich in Folge der vortrefflichen heurigeil Ernte noch mehr heben. * Aus Philadelphia, 26. Juli, wird gemeldet: Die vom Coiigreß angeorbnete Untersuchung Uber die Pauper- Elnwanverung lenkt das Interesse weiter Kreise aus sich. ES ist bewiesen worden, daß die Dampsschisfsagentcn zur Einwanderung von Europa ungehörig anrege,>, daß eS in den ganzen Vereinigten Staate» eine große Anzahl aus ländischer Agenten giebt, welche die amerikanische» Angehörigen der Einwanderer veranlassen, Letzteren bezahlte Fahrkarten hiniiderzuschicken, daß einige DampsschisjSgesellschaslen keine Vorsichtsmaßregel» getroffen haben, um die Einwanderung unwünschcnswerlher Elemente zu verhindern, und daß end lich ein großer Theii der Ankömmlinge in Ncw-Dork bleibt. Auch die außerordentliche Cvncurrenz der Dampsschisss- gcsellschaslen trägt viel dazu bei, die Einwanderung künstlich zu vermehren. Eine südcuropäischc Dampsschifssgcsellschast hat allein in den Bereinigten Staaten 3000 Agenturen, welchem Umstande besonders die enorme italienische Ein wanderung zuzuschreiben ist. Ein Agent der Fabre-Linie, deren Schiffe von Neapel, Genua, Palermo und Marseille nach Amerika fahren, sagte auS. daß die Italiener deshalb so viel auSwankerten, weil sie glaubten, daß eS hier Arbeit in Hülle und Fülle gäbe. Ein Drittel aller dieser Italiener bat bezahlte Fahrkarten von Ainerika auS zugescluckt erhalten. Der Agent des Norddeutschen Lloyd erklärte, baß die Fahr karten von 40 Proc. aller von seiner Linie beförderten Passagiere im Voraus bezahlt worden wäre». Die ungarischen Kohlengräber der pennsylvanischcn Minendistricte. von denen die Bremer Gesellschaft in den letzle» Jahren sehr viele nach Amerika tranSpcrtirt hat, schickten ihren Verwandten und Bekannten Fahrkarten zur Reise über den Atlantischen Ocean. Alle diese Leute aber bleiben nicht in New-Uork. Die Jubiläumsfeier in Kiew. * ES kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Feier der Cbristianisirung Rußland- in Kiew, wenngleich sie ihrem Namen und Anlaß nach nur als religiöse Festlichkeit aufgefaßt werden kann, von den Panslawisten als eine große politische Kundgebung geplant war, welche der euro päischen Welt einen neuen Triumph des paiislawistischen BanuerS vorführen sollte. Die Panslawisten lechzten förmlich nach einer Gelegenheit, bei welcher sie in aussälliger Weise hervortreten und sich als die Herolde der politischen Wünsche und Bestrebungen deS russischen Volke« gebcrden könnten. Ihr letzte« große- Werk, der serhisch-montenegrinisch-türkische Krieg von 1876 halte, obschon die damit verknüpfte Hoffnung, Rußland in einen Conflict mit der Pforte zu verwickeln, in Erfüllung gegangen war, sür die großen russischen StaalS- intercssrn ein so wenig befriedigende« Resultat an den Tag gefördert, daß ihr Credit seit damals nicht nur in der lawischen, sondern noch viel mehr i» der russischen Well in tctigem Sinken begriffen ist. Daß die bulgarischen Zwischen- älle, mit Allem, waS drum und brau hängt, wenig geeignet wäre», die so gut wie enlwcrlhelc» Aclien de- „PanslawiSmuS milftanS" in> Course zu heben, ist um so begreiflicher, als ja, und mit vollem Recht, auch die Mißerfolge der russischen Tipleniatie in Sofia in allen ruhig und sachlich denkenden russischen Kreisen ganz aus taS Cento 0cr paiislawistischen ilmlriebe gesetzt werten. Nnn schienen die Leiter der ver schiedenen slaivvphilcii Vereine, an ihrer Spitze die Generale Ignatiew nnv Komarow, große Hoffnungen aus die Kiewer Feier zu setzen, sie glaubten, indem sie sich an die Sp de der Bcraiisialler dieser Festlichkeiten stellten, dem PanslawiSmuS mit einem Schlage einen neuen Aufschwung verleihen zu könne». Nicht nur wurde mit Bestimmtheit daraus gerechnet, alle leitenden Persönlichkeiten de- eigenen großen Reiche», sondern auch ganze Schaaren von slawischen Größe» des Auslandes an der Feier Tbeil nehmen zn sehe», die im panflawlsllschen Sinne unv durch panslawislische Hände vorbereitet wurde. Ja, man schmeichelte sich sogar mit der Hoffnung, daß neben einem weltlichen slawischen Congreß em orthodoxes orientalische« Concil an den Usern deS Diliepcr tage» iverde. Die panslawisiische» Führer erlebten aber eine grausame Enttäuschung. Sobald die Tbatsache seststaud, daß die kaiserliche Familie dem Feste ferne bleiben werbe, wußte man schon, daß weder die Negierung als solche, noch der regierende Senat, »och der SlaolSrath, noch überhaupt irgend eine große Staalslörperschast sich bei der Feier ossiciell werde vertreten lasten. Sogar die General-GeuveriiemenlS unv nicht niinber die Gouvernements, blieben unvertreten. Die „Zemstwo'S" widmeten dieser Feier keinen Pfennig, und Niemanv ist als ossicieller Delegirter dieser autonomen Cor- porationen in Kiew erschienen. Nur einzelne Gemeinden, unv diese bloS ans dem Süden, nahmen durch Delegirle Anlhcil an den Feierlichkeiten. Gar dürftig ist auch die Betheiligung VeS „slawischen Auslandes" ausgefallen. AuS Serbien sino 58 Gäste eingetroffen, darunter 32 Wein«, Frucht- und Specereihändler. Montenegro ist durch keinen weltlichen Staatsangehörigen vertreten. Bulgarien entsendete etwa 12 Gäste, die aber sämmtlich in gewissen Beziehungen zu de» Leitern der Kiewer Feier stehen, daher nicht alS Vertreter eS sei Westen immer im Fürstenthiimc zu betrachten sind. Die Slovake», die ungarischen Serben, die Kroaten, Nuthenen sind durch 24 Individuen repräsentirt, aber auch diese Herren sind von Niemand entsendet worden, sondern folgten blos ihrer per sönlichen Neigung. Was die orthodoxen Kirchen betrifft, so sind diese, mit Ausnahme der montenegrinischen, durchaus unvertreten geblieben. Und der montenegrinische Metropolit ist eigentlich auck nickt alS Repräsentant seiner Kirche, sondern als Mitglied des höheren russischen EpiScopatS erschienen, denn er wird i» den russischen geistlichen Listen fortgeführt und hat auch in Rußland seine Eonfecration erhalten. ES wird in Kiew vielfach versichert, daß es der russischen Regierung keineswegs unwillkommen ist, der Kiewer Feier einen rein russisch-nationalen Charakter gewahrt zu sehen. In Regierungskreisen will man von einer politischen Bedeu tung der religiösen Gedenkfeier nichts wissen und soll man davon befriedigt sein, daß dieselbe sich nicht zu einer großen, geräuschvolle» Kundgebung des PanslawiSmuS zu gestalten vermochte. Es erscheint die« um so glaubhafter, alS nach allgemein berrschender Ueberzeugung in St. Petersburg oder richtiger gesagt in Pelerhof, gegenwärtig ein allen pansla- wistlschen Gelüsten und Bestrebungen ungünstiger Wind weht. Landfleischer - Versammlung. *Neusck>S»eseld, 31. Juli. Am heutigen Nachmittag fand im „Bergschlößchen" bierselbst eine ziemlich zahlreich besuchte Ber- sanimlunq der Landfleischer statt. Dieselbe wurde von Herrn Ober meister T ankert-Taucha gegen 4 Uhr eröffnet, welcher Eingangs seiner Darlegungen daraus hinwie«, daß die Landflcischer seit der Eröffnung des neuen Schlacht- und Viehhoses mit mancherlei Mängeln zu kämpfen hätten. Es gelte demnach, die Uebelstäude, welche sich sür die Landflcischer in letzter Zeit gezeigt hätten, zu- sammenzufasten und in einer Petition au de» Rath zu Leipzig dar- zulegen. An diese AuSsührungen schloß sich eine längere lebhafte Debatte an, an welcher sich zahlreiche der Erschienenen betheiligtea. Es ging aus allen Aeußerungen hervor, daß die Landfleischer sich wohl ganz gern dazu verstehen würden, da« von ihnen geschlachtete Fleisch durch den Beschauer untersuchen zu lassen, daß sie aber andrerseits daraus dringen müßte», zu Hause schlachten zu dürfe». Es sollen zu diesem Zwecke in der Bittschrift die Gründe, welche sür die Bitte sprechen, dargelegt werden. Aus den weileren, ziemlich lebhaften Verhandlungen ist hervor, zuliebe», daß sich eine doppelte Anschauung geltend machte: die Einen ipeachen dafiir, da« alles Vieh, die Anderen, daß nur das Klein vieh zu Hause geschlachtet und da« Fleisch in den Fleischhallen »er- kaust werden dürste. Herr Obermeister Tändert erklärte, daß eS sich in erster Linie auch darum handle, daß das Fleisch auch in den Fleischhollen verkauft werden dürfe und daß mehrere Beschaustationen eingerichtet würden. Schließlich wurde der Antrag gestellt, daß blos für das «leinvich, Schweine, Kälber und Schöpse petitionirt werde und cs wurde dieser Antrag mit 38 Stimmen angenonimeu. — Herr Gemeiiidcvorsland Weißbach legt dar, daß alle« Petitioniren jetzt nach seine,» Dafürhalten zwecklos wäre; denn ein Ortsstatut, wie eS dasjenige über den Schlachtzwang in Leipzig ist, könne nicht so umgestoßcn werden. Das sei ein Gesetz, welche- nur erst nach den mit dcr Zeit gewonnenen Erfahrungen geändert werden könne. DaS bedürfe all» erst einer längeren Zeit, ehe alle Erfahrungen hier in Betracht gezogen werden könnten. An Stelle dcr schrist- lichcn Petition würde sich der Weg dcr mündlichen Besprechung mit den maßgebenden Stellen cinpschlen. Auch aus den heutigen Ver handlungen gehe dies hervor und eS empfahl der Redner eine Depu tation der Lanvfleischerzu wählen, welche ihre Beschwerden und Ansichten mündlich an geeigneter Stelle vorzutragcn hätten. Diese Worte machten einen entschiedenen Eindruck ans die Versammlung und unter Aus hebung des ersten Beschlusses kam man darüber überein, eia- Ab- geordnetenschast von drei Mann zu wählen, welche bei dein Herr» Oberbürgermeister vr. Georgi die Uebelstände zum Bortrag briugen sollten. In die Deputation wurden gewählt die Herren Obermeister Taubert-Taucha, Otto-Stötteritz und S che Ne »Gautzsch. Nach Erledigung einiger weiterer, mehr interner Angelegenheiten schloß der Vorsitzende die Versammlung, indem er den Wunsch aus sprach, daß dieselbe ihren Zweck erfüllen möchte, etwas nach 5 Uhr. XI. Mitteldeutsches Lun-esschießen. -8- Halle a. S., 31. Juli. Der Mitteldeutsche Schützen- buud hielt gestern Abend im „Cafä David" hicrselbst seine ordentliche dicsiährige Gcneialversaminlung, die von den Mitgliedern zahlreich besucht war. Nach einigen begrüßenden Worten des Bundes- vorsitzcnden, Herrn Trietschler-Leipzig, und Abstattung de« Dankcs sür die große Ehre, die Se. Majestät Kaiser Wilhelm dem Milte!- deutschen Schützenbund durch Verleihung einer Ehrengabe gnädigst zu Theii werden ließ, wurde in Erledigung der Tagesordnung em- getreten. Die Vorlage der Rechnungen pro 1886 und 1887 enolgte. Die 1886er Rechnung zeigte in Einnahme 2380,57 ^i, in Ausgabe 1809,92 >l, mithin an Bestand 570,65 -ffl; die 1887er Rechnung in Einnahme 1812,41 >i, in Ausgabe 269,15 >1, sonach an Bestand 1543,26 Die Abschlüsse wurden genehmigt und dem Vorstand einstimmig Entlastung erthcilt. — Anträge waren von keiner Seite eingegangen. — Die statutengemäß ausscheidenden Herren Bäciviiikel- Arnsiadt, O. Hüffler-Leipzig, C. Lüdecke-Leipzig, R. Schnei- der-Köstritz und A. Zangenberg.Leipzig wurden durch Zürns einstimmig wieder in den Vorstand gewählt und ihnen dadurch zu gleich der Dank sür treue und gewisscnhaste Pflichterfüllung abgc- stattet. Die Gewählten nahmen dankend an. — Bezüglich der Wahl einer Fcstsladt für das XII. Mitteldeutsche Bundee-schießen konnte noch nichts Bestimmtes mitgelheilt werden, da Zwickau und Zittau jetzt noch nicht in der Lage sind, «in solche« Fest zu übernehmen. Dagegen erbot sich Plauen i. V„ da« Fest zu übernehmen. Der Borstand wurde ersucht, sich mit hierzu eignenden Städten in Ber- bindung zu setzen, dabei aber Plauen zunächst ins Auge zu fassen. — Der Bundesvorsitzende dankt den Hallejchen Schützen und Bürgern für den so freundlichen Empsang und da« den auswärtigen Schützen durch Schmückung d« Häuser ,c. eatgegengebrachte Interesse. — Herr Hauptmann Ehrhardt-Halle dankte den fremden Schützen- brüdern für zahlreiches Erscheinen; sein Hoch galt Sr. Majestät dem Kaiser, in das Alle drei Mal begeistert einstlmniteo. — Daraus Schluß der Berjammlung und gemüthliches Beisammensein der Anwesenden. — Der Mitteldeutsche Schützenbund hat folgende Ehrenmitglieder: Rechtsanwalt vr. jnr. BöHme-Annaderg >. S„ Oberbürgermeister Or. )ur. Stübel-Drc-dcn, Oberbürgermeister vr. Wilh. AndrS- Chemottz, Geheimer Regierungsrath Amtshauptmann Schwedler- Lhemnitz, Oberbürgermeister Ruick-Gera und Oberbürgermeister Staude-Halle. — Der Bund besitzt u. A. an Eigenthum: einen großen silberne» Pocal, Geschenk Sr. Hoheit deS Herzog« von Sachsen- Altenburg: eine große Krystallschaale von Gla« mit silbernem Fuß, Geschenk Sr, Hoheit de« Erbprinzen Moritz von Sachsen-Altenburg; da- in mnssivem Silber getriebene Stadiwappea von Magdeburg, Geschey/ de« Herrn O. Richters-Magdeburg; da« Buade-bouner«. — Im Jabre findet nur eine Geueralversammlnug, dagegen mehre« BorstandSsitzuugen statt.
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