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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-01
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1888
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»IgezOaen. >«, »serm „Friedrich der G»tz^, dir ftdwrdische« «ttitalr . Geschwader boar» hier der „Kaiser" eine» größe» Drrhnngsraum» bedürft» all hier varHänden ist, au», Letzte» sich a» die Queue der Flotte und blieben später überhaupt »»rück, stiege» Mittag üffurtr» die Kanone» Miedern» ihr» Feuer» fthlünd« zu einem Salut von 33 Schüsse»: durch den Pnlverdamps hindurch winftr» u»s blühend« Ufer und Häuser, gekrönte Höhen — »vir lagen vor ktockhalm. Var dem köaigliche» Schloff« war eine Ehrenwache ausgrzogeu uud rin« dtumennmwundeue Lhrenpsort« errichtet worden; dort empfing der -Saig mit dem Kronprinzen »nd der Kronprinzessin dt« kaiserliche» Lüste. Hier erfuhren wir erst, daß der König aus seinem Kriegsschiffe „Dratt" de« Kaiser bi» außerhalb Baiholm» eutgegengefahre» und von allen Schiffe» de» Geschwader« mit Salutschüffen empfangt» Word«» war. König »ad Kronprinz bestiege» de» „Hoheazollrrn » es ersolgte eine herzlich« Begrüßung uud Vorstellung de» stiesolg^, auch blieben die zmn Ehrendienst bei Sr. Majestät und de« Prinzen Heinrich eomman- dtrte» Ossiciere a» Bord de» „Hoheuzoller»". Der König aber eilte aus dem „Drott" voran», um de» feierlich«» Empfang vorznbereiten. Milttairisches. * Au» dem Sundewitl, im Juli. In de» Schanze» und besonder» in dem inneren Festuna-ringe bei Sonder burg auf Alsen herrscht, wie die „Dhbbelp." berichtet, in der letzten Zeit rege» Leben. Eivil- uud Militair-Arbeiter find eifrig mit dem Abbruch der Blockhäuser, der Baracken ,c. beschäftigt, und in den kleinen Fort» hinter der Stadt, sowie in der Brllckenkopsschaure aus der Sundewilt-Seite find beinahe alle Gebäude schon abgerissen. Da» alte Material und die starken Balken au» den Blockhäusern liegen in Haufen geordnet» um später verkauft zu werden. Biele Waffen uud Kriegs material wurden im Lause de» Sommer» schon nach Kiel »nd Danzig geschafft, während daS Unbrauchbare an Ort u»d Stelle versteigert werden soll. In den früher so kriegerisch auSschenden KestungSwerkeu steht e« jetzt sehr friedlich au»; auf den Wällen stehen anstatt der Kanooen duftende Heu haufen. und aus dem alten FrstungSterraiu grase» jetzt Kühe »nd Schafe in Ruhe und Gemächlichkeit. * Die belgische Ofsiciers-Eommissiou welch« damit betraut ist, im Lager von Be verlos die verschiedenen Gattungen der Repetirgewehre zu prüfen, steht, wie au» Brüssel ge» schrieben wird, unter den» Borfitz« de» General» va» der Smisse». Sie hat vier Bewehre zur Wertbewerbung zugelassen: da» Mann licher., Schulhof-, Nagaol- «nd Pieper-Gewehr. Die Rasanz dieser Waffen, d. l>. ihr Schußbereich mit gefährlicher Wirkung, beläuft sich aus 4—500 w. Die Moximal-Tragweite wird aus 3400 m, die Durchschnitts.Tragweite aus 2000 m festgesetzt. DaS Mannlicher- Gewehr mit deutscher Munition hat gute Resultate ergeben. Aber e» hat einen dunklen Punct: der Verschluß hat wegen der com- plicirten Einrichtung seme Mängel. Beim äußersten Schncllseuer mit Gewehren eines jeden Systems hat man die Erfahrung gemacht, daß nach dem 30. Schuß sich di« Läuft antdehuten. Nach dem 100. Schuß waren sie bereits am 0,0075 w länger geworden und die Schützen konnten das erhitzte Gewehr nicht mehr halten. Biele Osficlere find der Ansicht, daß eS besser wäre, zu warten, wie e» Schweden thut. In einiger Zeit, sagen sie, wird man vielleicht zehn, zwanzig neue Modelle anbieten. Andere glauben, daß man vorhandene Modelle combiniren sollte. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen worden. Colouialpolitisches. * Ueber einen Tausch von deutschem «nd eng lischem Schutzgebiet ist in früherer Zeit allerdings ver handelt worden; ein Brief der „Kölnischen Zeitung" aus! Amsterdam fatzt diese Verhandlungen, wie svlgt, zusammen: Vr. Goering, der deutsche Commiffar im Schutzgebiet, reiste im Octvbcr 1887 über Kapstadt nach Deutschland, nachdem I er dem Kapischcn Ministerium einen Tausch von Grnndgebirt vorgeschlagen hatte, und zwar in der Weise, daß Deutschland für die Abtretung der Walstfchbai und de» umliegenden Ge bietes der Kapregierung das etwa 2200 englische Quadrat meilen große Grblet der Bondel zwart Namaqua Hottentotten überlasten wolle, da diese al» Nachkommen der Kapischen Hottentotten sich ohnedie» al» britische Untertbanen betrach teten. Man glaubte aber, trotz de« vortheilhaften Angebot», ans diesen Tausch nicht eingehen zu können, und diese Weige rung entspricht auch durchaus dem Charakter der englischen Colonialpolitik, die lieber auf den vom Nachbar angeborenen Vortheil verzichtet, wenn sie nur die Ucberzeugung hat, dem selben ein dauernde» Hinderniß in den Weg gelegt zu haben. So groß daher auch die Genugthuung der englischen Bevölke rung im Kapland über diese Beeinträchtigung der deutschen Interesten gewesen sein mag, so glaubte man dabei nicht stehen bleiben zu dürfen, sondern drang in die Regierung, sich direct an die deutsch« zu wenden und diese zum Ausgeber, ihrer Schutzherrschast zu bewegen. — Daß indcß daran nicht zu denken ist, hat, wie erwähnt, die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" mit aller Deutlichkeit ausgesprochen. * Der .Reich»- und Staats-Anzeiger" bringt die Aller höchste Verordnung, betreffend die Rechtsverhältnisse >m Schutzgebiet der Nru-Gui»ra-Compag»ie. Vom 13. Juli 1888. * DK «MatelanO »ähr«d,>rd«i1 ««»»stell,,, brr Ha«. »,r««e Lisch!er dstrstr »ach eine» >»le»s de» .^SerdandsvemftG der Tischler Hamburgs" in dieser Woche sei» End« erreichen. Diese Arbeitseinstellung hat den Gesellen etwa 80000 Mark gekostet und »ach i» letzter Zeit wurden die Woche 2000 ^ verbraucht. Jetzt ergeht eia abermaliger Aufruf an di« „deutschen College»", in welchem r< heißt: „Unsere Schuldenlast betrügt 20000 davon sollen, oder richtiger, muffen wir bt» 5. August 5000 » bezahlen. E» ist dir» ri» aus Wechsel für an» durch »sere» Herbergswirth ausgenommen«!: Loste» uud wir könne» uud dürfe» diese» Mau» »icht im Stich« lassen." Da« Ergebniß der alle andere» dentschen Arbritöel». strinnge» der fttztea Jahre in Schatte» stellenden Arbeitseinstellung wird »an den Geselle» al» z» ihre, Gnnste» aatgelegt. Sie bemerken jedoch gleichzeitig, daß eine ganze Reihe von Firmen dieverlaagtr Lohnerhöhung abgeschlagen und fremd« Arbeit»kräfte herbetgezogea hat. — In Berlin nimm« jetzt der «anrerftrrik da« meiste gewerkschaftliche Interesse in Anspruch E» sch,im, al» ob die Behörde «eitere Versammlungen nicht ahn- Weitere» zulaffen will. So »urde eine Montag nach „Sanssouci" eiab-rufrne Versammlung mit der Tagesordnung: „Aus weichr Welse ist e» möglich, de» parttrllr» Streik am günstigsten darchzusührea? re." polizeilich nicht genehmigt. Die Maurer de- trachten die Lage lnsoforn als aussichtsvoll für dir Geselle», al» die Arbeitsgelegenheit oußerordeMlich günstig ist. Durch Llacate und Inserate werde» Maurer und Zimmerer »nd zwar die Stunde z» 50 ^ verlangt. Der „Arbeitsnachweis der Zimmerer" fordert zudem nachdrücklichst Arbeitslose zur Meldung ans. Was nicht nur die ökonomische, sondern auch dir politische Bewegung der Arbeiter bemerkenswrrth macht, ist die Durchsetzung mit jugendliche» Elemente». Der Leiter der hiesige» Maurerbewegung, Groth- man», »ahm in dieser Hinsicht letzthin Gelegenheit, für die besonder« Uatrrstütznng durch jugendliche Kräfte z» danken. XI. Mitteldeutsches Lundesschießen. 8. Halle a/S., 30. Juli. Im Nachfolgende» folgt da» Resultat de» gestrige» Eoucurrenzschießeu». Sämmtliche Stände, also 16 Standscheiben (175 Meter) uud 18 Feldscheibea (300 Meter), waren zumeist von auswärtigen Schützen brlrgt. da die tzallescheo Schützen zumeist zurückgetreteu waren. E» erschosst» sich Loneurrenz. beiher im Werth« von 50 ^l aus Staatscheibe die Herren Heiatze-Löba» i. E. mit 125 Schuß 105 Punct,; Lörtina-Hanuover mit 119 Schuß — 85 Punct«: Blum» zr-Erfurt mit 141 Schuß — 84 Punkte; Oehriag-EiSleben mit 106 Schuß — 66 Puncte; aus Feldscheibe die Herren Brüudig zr^-DreSden mit 105 Schuß — 84 Puncte; Billhardt.Magdeburg mit 87 Schuß — 65 Puncte; Schubert-Hartha i. S. mit 94 Schuß — 58 Puncte, Wiadisch-Meiße» mit 83 Schuß — 56 Puncte. Dieses Schießen währte 20 Minuten mit einer Pause nach den ersten 10 Minuten. Die Sieger erhieltrr die Becher gestern Abend am Gabentempel im Beisein einer großen Menschenmenge aaSgehändigt. Bi» heute Mittag hatten sich Becher erschaffen die Herren Blume nev^Ersurt und Kämmer.Jena aufStond-, Körting-Hannover aus Schweizer- scheibe. Der Letztgenannte hatte die in der Schießordnung vorge- schrlebcneu 100 Nummern qrschoffen. — Der heutigr Tag brachte dem Festplatz eine große Meng- Menschen als Besucher, so vornehm- lich hiesige Einwohner. Die Fiaanzcommissioa kann mit dem bis jetzt erzielten Resultate zufrieden sein, dergleichen die Inhaber der vielen Trinkhallen rc. Am Festesten gestern Nachmittag nahmen über 1200 Personen Theil, der Verkehr aus dem Festvlatze währte bi- in die späte Nach« hinein. Trotz des immensen Verkehr- gestern, namentlich anf dem Bahndose, sind wesentlich« Unfälle nicht vorge kommen, Dank den getroffenen Maßnahmen der Polizeibehörde «ad der Eiseubahn-Berwaltung. Technisches. Socialpolitisches. T Dresden, 30. Juli. AuS den heute fortgesetzten Ber Handlungen de- BerbandeS der Kranken- und Be gräbnißcassen Deutschlands ist Folgende- miltheileu» werth. Bon Seiten de» PerbandS-BorstanveS war die Er Höhung der BerbandSbeiträge von 1 aus 1»/, ^ für jedr- einzelne Mitglied beantragt worden. Dieser Antrag fand Annahme gegen die Stimmen von Leipzig und Chemnitz. Es wurde gleichzeitig bestimmt, daß fernerhin die LerbandSbei träge durch die BezirkSverbände zur Abführung gelangen sollen. Bezüglich der Unterstützung von Familienangehörigen beschloß man — unerwartet der in Aussicht stehenden diesbe züglichen reich-gesetzliche» Novelle — bei den BerbaiidSvereinen aus eine Gleichstellung mit den Leistungen der ZwangScassen hinzuwirkcn. Die Bestimmung darüber, wann und wo der nächste BerbandStag abgehalten werden soll, ward dem Der bandsvorstande überlasten. — Die früher jo vielfach besprochene Frage der Freizügigkeit der BerbandSmitgtieder wurde aus dem Verba»d-tage die-mal nicht berührt. Man scheint sick inzwischen von der UnauSsührbarkeit dieser Idee überzeugt zu haben. — Schließlich ist noch der Thatsache zu gedenken, daß in der Aussprache der DerbandS-Telegirten unumwunden an erkannt wurde, wie e» den freien HilsScassro aus die Dauer mehr und mehr unmöglich wird, mit den Ortökrankcneaffen rrsolgrcich zu ccucurriren. * Die Mitwirkung der Post bei der Unsallversiche- r»ng. Die AuSzahlang der llnfallentschädiganqen für Rechnung derBerussgenossenschofte» und der staatlichen Ausführung», behörden, welche nach U. 69 und 70 de» UnsallverfichernngSgesetze» vom 6. Jntt 1884 die Post zu besorgen hat, sowie die mit der dietbezügl chen Abrechnung »c. verbundenen Arbeiten haben Im vorigen Jahre (1887) einen bedeutenden Umsang angenommen. Ra Unfall» rnlschädigungen wnrden von den Postanstalten znsammen gezahlt 5 153 804,74 wovon 4 779 799,95 ^il ans die BernsSgenossen- schäften »nd 374 004,79 -4l aus die AuSsührnngSbebördea kommen. I» Lanze» waren mit den Genossenschaften rc. 1331 Abrechnungen mit 42 582 «brechnnngsposte» und 191069 Belägen von den P ' anstaltrn ansznstellen. Bon den i» Betracht komineaden 62 Berus», genoslenschaften wiesen di«höchsten Beträge ans dieKnappschast- vernsnngsgenossenschast mit 1 195 214,76 », dl« Steiubruch-. vernfSgenoffenschast mit 230 167,13.»! »nd dir Rheinisch.West sältsche Hütte», uud Walzwerk».Bernssgenoffensa,att mit 226 306M ^4l von de» 32 Aussührangtbehörden erreichte die Elsen» hahndtrectio» in Berlin den höchste. Betrag mit 46960,14 ^ll — Die höchsten Gesammtbeträqe ward«, gezahlt von den Postanstaltrn heö Obrr-Poftdirertionsbrzirk» Arnsberg mit 633000 ^», dann Däiseldors «tt466000ul.dann Leipzig mit 359 000uln.s.». — Dl« LenoffenschasKvorßönd« nnd AnssührnngsbedSrde» erstatten hl» No» he» Pastaafialt« »arschnßrveise sstr ihre Rechnnag gezahlten Lnmme» drei Monate »ach erhaltener Jahrrsrrchnnnq an dl« Genslak-Poßrasse in Berlin. --- Ans der Stadtbahn in Glasgow ist ein eigenartiger Versuch znr elektrischen Belenchtuuq der Eisrnbahnzüge angestellt worden. Es kam nämlich daraus an, die Personenwagen am Tage während de- Durchfahrens mehrerer Tunnel zu beleuchten, während die Beleuchtung aus den offenen Theilstrecken nicht nolhwendig ist. Bei dem in Rede stehenden Versuche wurde als Stromquelle eine feststehende, sich selbst regelnd« Dynamomaschine verwendet, deren AuistellungSort rund 2000 m von dem am weitesten abliegenden Tunnel entfernt war. Die Stromzuleitung wurde durch ein zwischen den Schiene» etwas erhöht lügende- T-Eiscn und ein aus diesem rollende«, unter den Langleägerr deS zu beleuchtenden Wogen- auf gehängte- Rad vermittelt. DaS T-Eisen liegt nur in den Tunnel strecken, so daß die Lampen sich euizünden, sobald das vorgenannte Rad auf da» Tstkisen ausläns», uud verlöschen, wen» der Zug den Tunnel verläßt. Nach „Engineering" wurden aus der bezeichnet«» Bah» zunächst zwei Züge mit den Lampen zu dieser Beleuchtung ausgerüstet nnd virr Monat« lang zur Probe in Betrieb genommen. Die Ergebnisse der BcrsuchSsahrteu waren so günst g. daß die An« rüstung von acht Zügen mit 74 Wage» beschlossen und auSgesührt wurde. Allerdings wurde die Jsvlirung des T Eisens als uuvoll kommen befunden, der Stromverlust soll jedoch nicht bedeutend sein. Als Hauptursach« der Berluste wird der Nieder'chlag von Dampf aus dos T-Eisen und die Umhüllung des Eisens mit Dampf be zeichnet, wodurch die Abgabe der Elektrieität an die Lust beziehungsweise die unmittelbare Ueberleitung znr Erde begünstigt wird. Die Anlagekosten für diese Art der Beleuchtung sollen sich geringer stellen als bei anderen Beleuchtung-weiten mit Elektrieität und mit GaS, während die Betriebskosten sich mit denen anderer elektrischer Beleuchtung decken, dagegen um ein Drittel ge ringer sein solle» ul» bei GaS. Die letztere Angabe dürste wohl darin ihre Erklärung fiadeu, daß BaS bei den vorliegende» Der hältniffea während de» ganzen Tage» brennen müßte, die eiet trischen Lampen aber nur beim Durchfahren der Tunnelstrecken brennen. Bei Nacht wird von der elektrischen Beleuchtung kein Gebrauch gemacht, sondern BaS gebrannt. Ücßr» Capelle auSgesührt wurde. >,<h i» den ProtestauNschcu > Krrcdea und in den Synagoge» fand« Grdächnißseiern statt. Das Weiter ist herrlick, di« Stadt von Fremden überfüllt. — München, 29. Juli. Ja de» Räumen der königk. Hof- und Staatsbibliothek ist gestern eine umsangreiche Ausstellung oller ans da» Lebe» nnd Wirke» König Ludwig'» 1. bezüglichen Drucke und Schriften, in deren Besitz« sich da» berühmte In. stitnt befindet, eröffnet «ordea. Direktor Lanbmaa» selbst Hot die» bemerkenswert»« literarische Unternehmen angeregt und durch, geführt. Bo» der Geburtsanzeige in den bavernchen Staat». blättern bi» ans die Nekrologe findet sich dort Alle« beisammen, »va» je über uud von dem gestierten Fürsten geschrieben morde» ist — ein« kostbare Materialiensammluug für den Lnltnr- Historiker, Geschichtsschreiber »nd Biographen. Der erste Schrank enthält hi« aus de» Kronprinzen Grourt bezüglichen Schriftstücke, Lieder und Beglückwünschungen tu Druck und Mannscript. E» folgen da» Thronbesteigung-Patent, deutsche Gedichte, lateinisch« Hymne», die sich an den jungen Herrscher wenden, da» dreifach« Loncrpt der erste» Thronrede (1827), die übrigen Ansprache» a» Landtag »ad Stäub«, die Landtagtabschiede, da« Dokument der Thronentsagung vom 20. Mürz 1848, da» man heute nicht ohne Rührung liest, »nd andere politisch« Materialien. Daran schließe» sich Werke, Zeiluogsblätter. Bildnisse, Huldigung-gedichte, «rlche die mannigfache» merkwürdigen Reisen de« König» augehe», zumal seine segensreich« Fahrt nach Griechenland. Ein Patent der römischen „Mnsikakademie", da» de» bayerischen Regenten zum Mitgliede de» Institute» ernennt, muß besonder» erwähnt werden. Dlr Ehe Ludwig'«, seine silberne Hochzeit, deren Feierllchseiten ln eiuem großartigen, bunten Feftznge gipfelte», sei, vesnch der Stadt Köln, sür deren Dom er «endlich viel gethan, di« ihm z» Ehren veranstalteten Lustbarkeiten finden in Wort »nd Bild beredten Auldrnck. Die berühmt« Adresse der 264 Künstler bei der Abdankung ist in der geschmackvollen Originalhandschrist zu sehen. Ludwig'« poetische Werke werde» in ollen Ausgaben und Handschriften vorgelegt; die Festschrift vr. Laubmaan's, die alle bisher noch nicht ver- öffentlichien oder in seltenen Einzeldrucken vorhandenen Gedichte enthält, bildet eine willkommene Ergänzung zu der letzten» vier- bäudigen Ausgabe der Dichtungen vom Jahre 1847. Eine Ver deutschung de» bekannten spanischen Lustspiel» „Recept gegen Schwiegermütter" von v. Manuel Inaa Diana, die am 22. Sep tember 1864 im Münchener Hoftheater dargestellt wurde (mit der Seebach), erregt al» ein« wenig bekannte Arbeit deS König» be sondere Aufmerksamkeit. Lerschiedeue Ueberlraauugen der Bedichte (sogar ungarische, armenische uud schwedische) sind vollzählig vor handen, ebenso die Lomposilionen zu einzelnen Liedern, unter denen die Musik zu der Dichtung „An die Deutschen" von Walther von Goethe ein merkwürdiges Stück bildet. Die Darstellungen und Beschreibungen der vom Könige geschaffenen Gebäude und Denk mäler, sowie die Münzen, welche ans die denkwürdigen Tage seine» Lebens in Gold, Silber und Bronze geprägt worden sind, krönen die lange Reihe der literarischen uud künstlerische» Gegenstände. Aus solche Weise pellt diese eigenartige Ausstellung eine ebenso werih. volle wie erwünschte Ergänzung dar zu dem seltenen Feste, dessen Feier man in diesen Stunden vorbereitet. — Wiesbaden, 27. Juli. Gegen den italienischen regatten-Ccrpitain de 1a Torre, der mit seiner amrlie in der letzten Zeit hier Aufenthalt genommen hatte, war eine Untersuchung wegen «ineSVerbrechen» gegen die Sittlichkeit eingcleitet und daher auch Haftbefehl gegen den selben erlassen worden, doch wurde von der Ausführung d«S Haftbefehls abgesehen, da der Angeklagte Sicherheit in Höhe von lO OÜO leistete. Aus heute Bormittag 9 Uhr stand ein Termin zur Verhandlung der Anklage vor der hiesigen Strafkammer an. Der Angeklagte erschien nicht in diesem Termin und eS wurde festgestellt, daß derselbe sammtFamiüe heute in der Frühe von hier abgereist sei. Unter diesen Um ständen wurde bestimmt, daß der Haftbefehl zur Ausführung gebracht werden soll und daß daS Gericht über die Frage, ob die hinterlegte Eicherheitöjumme als verfallen zu betrachten sei, erst später entscheiden wird. ----Einer Episode von dem St. Petersburger Be suche de» Kaiser«, die unseres Wissen« in deutschen Blättern sonst nicht erwähnt worden ist, eines Besuches im Lagcrlazarcth von KraSnoje-Selo, gedenkt ein Feuilleton bries der „Schlesischen Zeitung". Es heißt darin u. A.: Die russischen Aerzte waren begeistert von der Leutseligkeit Kaiser Wilhelm'-; da die meisten Deutsche aus den Ostsee provinzen oder sonst der deutschen Sprache mächtig waren, so unterhielt sich Kaiser Wilhelm deutsch. Bei der kurz bemessenen Zeit konnte die Besichtigung natürlich keine ein gehende sein, doch wurde dem hohen Besucher daS Sehen« wcrtheste gezeigt. Es erheiterte Seine Majestät sichtbar, als der Corps Ärzt des Garde Corps, vr. Fowelin, ein vortreff lichcr Mann, der jedoch frei von allen höfischen Rücksichten ist, ihm sagte: „Und hier, Ew. Majestät, sind die Zelte preußischen Muster«, die besten, die wir haben. Machen wir doch ohnehin alles Gute den Preußen nach." Da Kaiser Alexander dicht neben Kaiser Wilhelm schritt, so war dieses offene Wort jedenfalls sür die hiesigen Anschauungen abfonder lich. Dem Kaiser wurde auch ein Soldat gezeigt, welcher schon seit mehreren Wochen eine Canüle trug, aber voll ständig frei sprechen konnte. Dieser Fall beschäftigte ihn natürlich besonders, und er fand dabei Gelegenheit, sich den Acrzten gegenüber über die Krankheit Kaiser Friedrich s zu äußern. Bei dieser Gelegenheit erinnerte der Arzt den Kaiser daran, daß Professor von Bergmann ein Deutscher auS den russischen Ostseeprovinzen sei. vermischtes. Berlin, 30. Juli. ES dürste in der Geschichte de» deutschen Theaters selten vorgekommen sein, daß einem jungen Theater-Institute, welches seine Pforten noch gar nicht eröffnet hat, von den eigenen Collcgen und natürlichen Concurrenten eine so neidlose Sympathie entgegengcbracht wird, wie dem Berliner Theater" des Herrn Ludwig Barnay. Während der Direktor deS „Lessing-TheaterS" dem „Berliner Theater" daS Aufführungsrecht deS „Probcpseil" überlassen Förster, dem „Berliner Theater" seine ausgezeichnete Bear beitung" von Zacharias Werner'S „Martin Luther" zur Aus sührung überlassen »nd diese Thatsache mit einem für Herrn Ludwig Bariiah höchst schmeichelhaften Schreiben begleitet. Martin Luther soll am „Berliner Theater" zum Resor mationSscst (4. November) in glänzender Ausstattung in Scene gehen. Oberbürgermeister v. Forckenbeck ist in Tarasp, welchen Curort er nach vollendeter Cnr eben verlassen wollte, am 28. Juli fAih, der „Kölnischen Zeitung" zufolge, mit knapper Noth einem Unglück entgangen. DaS Pftrd vor dem vom Curhause gestellten Wagen ward plötzlich kollerig und stürzte mit dem Wagen einen kleinen Ablmng hinunter. Herr v. Forckenbeck und der Kutscher konnten sich noch recht zeitig durch einen Sprung aus dem Gefährt retten. --- Neustrelitz, 30. Juli. Der Großherzog ist heute au» London hierher zurückgekehrt. Westerland. 30. Juli. Ter Fürst Leopold von Hohenzollern ist zum Besuch seiner Schwägerin, der Königin von Rumänien, hier ringrtroffen. --»Marburg, 3V. Juli. Der Professor der Theologie, vr. Harnack, ist sür da» AmtSjahr 1888/89 zum Reetor der Universität gewählt worden. München, 30. Juli. Anläßlich de« heutigen Cent«- narseier König Ludwig'« l. wurde» heute früh alle Klocken geläutet und Musikvorträge von den Milttaircapellen auf ven ThÜrme« mehrerer Kirchen auSgesührt. Um 7 Uhr fand in den katholischen Kirchen und in der protestautischea MarkuSkirch« Gottesdienst sür di« Schüler der öffentlich« Schule» statt. In der Basilika St. Bomsaz legt« der Prdq» Regent, die Mitglieder »er königlich« 8»«^ nnd die De putationen im Beisein de» päpstlich« R«tti»ö, de» viploi— tisch« Corps nnd de» Frsteomitö« prachtvolle Kränze Grabdenkmal König Ludwig'« I. nieder Hieran^ hielt der Erzbischof ein Pontifikalamt, wobri die Musik vo» der -- Magister Salomo LiscoviuS. In Otterwisck, einem stattlichen Dorfe unsern Leipzig, lebte von !664—1685 als Pfarrer Magister LiScoviuS, der als Schriftsteller und ge krönt» kaiserlicher Poet bekannt war und sein Andenken auch in niedreren, noch jetzt gesungenen Kirchenliedern erhalten hat. ES giebt im VotkSmunde noch viele Geschichten, welche ihn als äußerst launigen, aber auch energiscbcn Mann kenn zeichnen, der stets die rechten Mittel zur Erfüllung seiner Zwecke auszufiildrn wußte und dabei doch mit seinen Bauern immer auf gutem Fuße blieb, so hatte der Magister LiscoviuS die Gemeinde zu Stockheim, wo sich eine Filialkirche von Otterwisch befindet, lange Zeit gebeten, ihm zur Bequemlich keit daselbst einen Priestcrrock zu beschaffen. Die Bauern bezeigten jedoch dazu keine Lust. Da schrieb der Pastor im Jahre 1679 an den Kirchenpatron Sebastian Friedrich von Metzsch ein so drolliges Bittgesuch in Versen um einen Stock heimer Pricsterrock, daß der Junker vor Lachen schier bersten wollte. Die Folge war, daß dir Bauern stracks einen Priester rock anschaffen mußten. Kopenhagen, Gtadt «nd Volk. Bon A. Ruhemann. Nachdruck »«Idole». Aller Augen sind ln diesen Lagen aus die Hauptstadt deS dänischen Reiche» gerichtet. Der deutsche Kaiser zu Gast bei einem Volke, da» un« seit vieruadzwaazig Jahren eine nnverhedlle Kühl heit, wen» nicht gar zu sagen Feindschaft gezeigt hat! Mag auch im Laufe der letzten Jahre ein versöhnlicherer Zug in die Gemüther der Dänen sich einaeschlichen haben, im innersten Herzen blieb immer noch ei» Restchen einstiger Abneigung, vielleicht auch de» Neide» zurück. E» giebt im Leben der Menschen und Böller schon so viel des Unerklärlichen uud Widernatürlichen, daß kein neuer Fall mehr im Stande ist, da» Kopsschütteln de» Unverständnisse» hervorzurusen. Eine» der schlagendsten Beispiele aber hierfür ist die geflissentlich von den Däne» un« gezeigte Abneigung. Es giebt aus Gotte» Erdboden kein Land fremdländischer Zunge, welche- so gut deutsch tm innerfien Keru ist wie Dänemark. Diese Mcrkwürdiakeit ist schon oft hervorgehoben worden und sie gerade hat den verdacht ans. komme» lass«, daß e» immer nur gewisse Kreise der dänischen Le- völkerung gewesen find, welche eS nicht sehen konnten, daß die große Masse de» Volke» rnhig ihrem Bewerbe »achging, anstatt uueuiwegt »nd ohne Ursache tu chle Lärmlrompete zu stoßen. Run, diesen Männer», dlr im Trüben zu fischen hofften, die aber in Wahrheit schließlich Däuemarck dem Untergänge entargengeführt hätten, wird setzt «nmschrtnlich ihr hämische« Handwerk gründlich gelegt werden, «nd de«halb ist Kaiser Wilhelm'« Besuch in Kopenhagen rin Ereig- ! »iß »« weltgeschichtlicher ,nd zugleich rein localer Tragweite. Wir Deutsche, großmüthig wie wir find. Hab«, im Grunde genommen, de» Däne» g«»r»öbrr nie Gleiche« mit Gleichem «er- galt«. Wie wir ihn«, ans politischem Gebiet« fiel» di« Hand der «»sähnmG r»tw»nmfir«k» habe», j, Hot mW «ch »icht» .bhatten lö»n« de» NeMM wr dünHchr» HaaPtßab« nnd ihrer Umgebnng »achs«den V>' " sahre» zu lassen. Und di« Bewohner Kopenhagens find dankbar siic da» Interesse, welche» man ihrem Palladium entgegenbcingt. Sie haben eS sich zur Aufgabe gemacht, sür den arglosen Fremde» keine Tourifteusallea ouszuftellt», in welchen der Lermfte, wenn auch uicht da» Leben, so doch de» Leben» edelste» Gut, den Mammon lassen muß, dagegen stehen sie gern dem Fremden mit Natb und Tha» zu Diensten; sie bemühe» sich, Deutsch zu spreche» und sind stolz daraus, wenn sie dem Fremden t» dessen Muttersprache Auskuust gebe» könne«. Die Liebenrwärdlgkeit der Däne» ist aachgrrad« sprichwörtlich geworden, aber man alaobte nicht recht daran, weil die Behauptung von den, Vorhandensein dentschfeiadlicher Bestrebungen in Dänemark mcht widerlegt werden kounte. Wie wett indessen thatsächlich die Höflich keit und Zuvorkommenheit der Dänen geht, beleuchtet am besten ein wahrhaft vorgekommeae» Beispiel. Ein Fremder, ei» Dentscher. fragt einen Dänen der bessere» Stünde aus der Straße, wie er zu einer Sehenswürdigkeit, ich weiß nicht mehr welcher, gelangen könne. Der Däne sprach deutsch, aber doch wohl nicht so geläufig, vm dem Fremde» eine erschöpfende »nd sichere Aaskunst geben zu können. Er fragt aua den Fremden, ob es diese» recht wäre, mit ihm einen Wage» z» besteigen, um ihm alle» Sehenswerth« der Stabt zeigen zu Uaaen. In dem Deutschen erwacht »atnrgemäß sofort da« hier verzeihliche Mißtraue», er ist eben vo» Hause au» gewähnt, hinter einem solchen Entgegenkommen seiten» eine- Unbekannten eine „Falle" za finden. Loch wog. er e», mit dem Dänen eine gemeinsame Fahrt durch die Stadt za unternehme», der Mann steht ehrlich au». Mau besteigt einen Wagen und der Ein geborene beginnt mit dem dertraulich grüßenden Kutscher eia längeres Gespräch im einheimischen Mundlant, da» sich verteufelt unheimlich anhört. Die Fahrt geht daun vorwärts, kreuz und quer dnrch Sopen- Hagen, uud der Deutsch« lernt in der Thot die nordisch« Haupistndt in einer Weise kennen, wie er sie nach seinem Fremdenführer nie hätte kennen lernen können. Die Fahrt endet bei dem Glauzpuucte Kopenhagen», aus der Lange» Linie, dem herrlichen Spaziergang- au der Meeresküste, der dom alten zum neuen, noch unvollendet«! Hafen führt. Ans der Laugen Linie befindet sich eia bekanntes Restaurant, in welchem mau vorzüglich speist und mit Behagen da» wundervolle Panorama von Hasen, Meer und waldiger Küste bi» hinaus nach Klempenborg genieße» kann. Der Däne fordert seine» Gast anf, mU ihm ei» Gla» Bier dort zu trinke», und al- er den Fremden oben lm Restaurant „sicher" Hai, schlägt er ihm — kein „Kümmelblättcheuipiel" vor, sondern bittet om die Erlaubniß, ein Frühstück serviren lassen zu dürfen. Juzwisckie > hat auch die Hand irgend eine» Gnomen den Kutscher abgelohnt; der Däne aber strahlt vor Vergnügen, dem Fremden einen Beweis dänischer Gastfreundschaft gegeben zu haben. Und so etwas geschieht dort »icht als Ausnahme etwa. Mag sich in des Dänen Lieben-. Würdigkeit vielleicht auch etwas Gefallsucht mischen, jedeasalls ist sie gern und ohne Hintergedanken erwiesen und den Fremden berührt sie unter allen Umständen sympathisch. Der Zug demokratischen Geistes, der ganz Dänemark durchweht, hat auch der Stadt den Stempel der Gleichheit in der äußere» Er- schriuung ihrer Straßenfluchten anfgedrückt. Daß der ältere Tyeil Kopenhagen» in seinen gekrümmten engen Gassen nüchterne Häuser- bauten ohne jeden architektonischen Schmuck zeigt, ist erklärlich und wird als selbstverständlich hingeuommen. Aber auch der jetzt erst entstehende neu« Stadtlheil jensftl» der großartigen Eüßwasserbaisins und der prächtigen Louisenbrücke hat in Bezug aus seine Archiick ur die neuen Hä-scrbauten, Berlin- zum Beispiel, sich nicht zum Muster genommen. Nur der Eingang zum neuen Staditheil zeigt einen etwas idealeren Ausschwung in dieser Beziehung, das Innere der breiten, schönen Straßen füllen schmucklose Häuser mit eiutöuiger, nüchterner Fa-ode au». Die Wohnräume der Kopenhagen» Häuser zeichnen sich dagegen durch Luftigkeit und Größe auS. Mit dem Platz ist da nicht gegeizt; die Anlage der Wohnungen beweist, daß der Architell in erster Reche auf daS leibliche Wohl der Miether und nicht aus daS Anwachsen de» han-herrlichen BeldsäckelS Rücksicht genommen hat. Ueberhaupt fehlt dem Kopenhagener Leben da» System gegen- fettiger Auspressung uud Ausnutzung vollständig. Dort lebt nicht der Bürger vorzugsweise auf Kosten deS benachtheiligtea Nachbar«, sondern in den Verhältnissen, die ihm da- Schicksal oder er sich selbst geschaffen hat. Mit eiuem Worte, man ist in Dänemark mehr Meirich al» anderswo. Die Bedürfnisse sind dort geringere, der Fleiß aber derselbe wir anderswo. ES ist aber daS ein rationeller Fleiß, der dem Menschen giebt, waS deS Menschen ist, und nicht im rastlose» Streben »ach Anhäufung materieller Güter den Menschen um da- Bischen Erdenglück bringt, wa» ihm hienieden beschicken ist: Familienglück, ausgiebige Erholung zur rechten Zeit und Pflege des Geiste» mit idealere» Dingen, als geschäftliche Sorgen eS sein können. E« weht dnrch ganz Dänemark noch ein Hauch warmer Menschln- liebe uud wahrhafter Frömmigkeit. Dort wird noch daS Kind des reichsten Manne« zum sittlichen Menschen erzogen, nicht »um früh- reisen Modeaffen mit verderbten Ansichiea, mit eiuem Worte: die Dänen sind ein sittsame- Boik mit sittlichen Anschauungen, wie sie bei anderen, größeren Nationen kaum noch zu fiuden sind und die von diesen Völkern voller Uebercnltur wahrick^iulich als pedan tisch und simpel bezeichnet werden. Mau staunt zum Beispiel über die zahllose Menge wohlthättger Stistuogeu. In Dänemark berrjcht daS System, den Arbeitern billige, gesunde Wohnungen zu schiffen, wie man weiß. Jede- Gewerk dort hat sein eigenes Krankcnliaiis, thrilweis« auch sein eigenes Spilal, in welchem die Arbeitsunfähigen verpflegt werden. Em guisiiuirter Kaufmann stritt sich jüngst mit einem Freunde, in w e vielen Vereinen er Mitglied sei. Er selbst behauptete, eS seien ueuuundsüuszig und bei genauer Zählung ftellrc e- sich heranS, daß r- vierundjechzig wären! Neun Zehntel waren Wohlihätigkcitsvereinel Ja. es geschieht dort viel sür die Bcdlu stigk». Am meisten hat allerdings schon die Natur gcthau, indem sie Kap.»- Hagen eine Lage verschaffte, wie sie vollkommener kaum gedacht werden kann. In wenigen Minuten ist man der Streßen Enge ein. schlüpft und badet im Ozon de- ewigen Meere« Leib und Seel- vom Staube der Alltäglichkeit rein. Ein Lravz herrlicher Wallungen schließt die Küste ein. Und so gesund and kräftigend wie dir Luft ist, die um Kopenhagen weht, so gesund und kräftigend ist auch die Nahrung, die der Mensch dort zu sich uimntt. Dänemark ist berühmt seiner Landioirthschafl halber. DaS dänische Volk kann nur zum atler- Nemstcn Thcile daS verzehren, waS der sctte Boden des Landes hervorbring». Der Export von Bich und Ackersrüchtcn nach England und Amerika bildet die Haupteinnahmequelle Däurmarks. Und wie billig ist da Alle«, was zum Essen und Trinken gehöril Man kan» dort leicht aus reiner Begeisterung sür di« gute Sp isc zum — Viel- fraß werden. Weniger zufrieden wird dort der Deutsche mit de» Betränken sein. Bier vom Faß kennt mau nicht, Münchener Bier auS Flaschen giebt eS in ganz Kopenhagen nur an zwei oder drei Stellen, und daS einheimische Bier ist nur bedingungsweise zu ge- nießen, trotzdem eS in geradezu unheimlichen Mengen gebraut uud genossen wird. Vorzüglich und trotzdem billig dagegen ist der dä lische kornbranntwcia, der Aquavit. Der Arbeiter trinkt merkwürdiger Weise dort dreimal so viel Bier als Schnaps. Es ist staiisttich nachgewiesen, daß der Arbeiter durchschnittlich sür ein bis anderthalb Sroueu (die Krone --- eine Mark zehn Pfennig) Bier täglich zu sich nimmt. Das Bier ist ein sehr schwaches Gebräu, der gewöhn- liche Mann muß daher als ein sehr nüchternes Gcjchops b.zeichnet werden. ES wird in Dänemark viel für da» Volk gethan, nicht viel weniger aber sür die Kunst. In Kopenhagen sind große Kunst sammlungen ausgestapelt, leider berge» sie sich, wie Thorw.rtdsen's Schöpfungen, in unicheinbaren Gehäuien. D e Dänen leben nun einmal mit der Brchttcktur ans etwa- gespanntem Fuße, trotzdem auch ihnen, wie auS einzelnen Baulichkeiten in der Ausstellung und namentlich aus den imposanten Ruinen des abgebrannten Schlosses LhristianSboig hervorgeht, vo» Zeit zu Zeit der Genius der Bau kunst mit der Fackel der Erleuchtung winkt. Demnächst wird ein neue- Kunstinstttut entstehen, die Glyptothek des Bierbrauers I icobsen, dir derselbe der Stadt zum Geschenk gemacht hat und sur welche Stadt nnd Staat ein großarlige« Gebäude errichten werde». Es ist da» derselbe Jacodsen, der in diesem Sommer die sranzösiiche Sonderausfttllung von Bildern und Gemälden aus seine Kosttn ver anstaltet hat. Da» Berdältaiß der Kopenhagener Bevölkerung zum Laube-Herrn ist ein äußerst harmonisches. König Christian, der jetzl ftinsund- zwanzig Jahre aus dem Throne Dänemarks sitzt, ist nicht« w itcr al» der erst- Bürger seine» Lande». Er wird von seinen Unter- thancn seiner civilen, bürgerlichen Gesinnung wegen sehr verehrt; er ist rin leutseliger Herr, der e» seinem Bolle so wenig als mög lich merken läßt, daß er der Gebieter. Er lebt glücklich im Kreise seiner Familie, die mit ihm in Anspruchslosigkeit »nd bürgerlichem Auftreten wetteifert. Der Kronprinz ist vielleicht noch beliebter als sein Vater, ein offenherziger, prächtiger Mann, dem mau in Deutsch land schon immer wohl gewollt hat. Wie Kaiser Friedrich un- vrrgeßlichen Andenken» beschützt er die Literatur, die schönen Künste und Wissenschaften; auch ist er seiner zahlreiche» Familie rin guter Vater. Und nnn, da durch de» Kaiser» Besuch am dänische» Hose da» —» Sah» M Siche Besuch Gerechtigkeit wider- Vaud zwischen Dentschland und Dänemark stch wieder sefter »« beide Länder schlingen wird, werde, dt, gegenseitige, Beziehung» sich jedensnll« auch »och sester »nd innt»r gestalte». E« ist nicht anzunehme», daß jemals rin vesncher Dänemark» unzufrieden ,,d «ntlänscht vo» dort zurnckqekehrt ist. I» Ankunft wird e« als» a«ch wenigrr der Fall lein. Bride Staate, werde» sich gnt dabei fichra. denn da« gemeinsam« Blut ersordert grmeiasame« Deal» »ad Handeln.
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