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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188905090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-05
- Tag1889-05-09
- Monat1889-05
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1889
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Kr-aMo« und Lrpeditiou Jvhaaaesgasse 8. Sprkchkunden drr Nkdartiou: Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. tzvr di» Niia^-d« rinftktandtrr »anxlrrg»« ««<di ü» di» Il«t«ciion ni»t vnbintlich. ««»»tz», »er für dt» «i»ftf«l,e,d» «»»»er beftt««te» Inserate an «^d»uta,»n dt« S Uhr Rachuitttaa». «, «an», und Frftta,rn srüd dt«'/,» Uhr. 3n de« FUialrn für 3ns.-sXunah«r: vtt« Kl»»«. Universiiät-str-tze 1. . . . Laut» L»,«e. Kathartveustr. 23 Part, und KSvt,«platz 7. nur bi« '/,» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschiiftsverkehr. Abonnement-preis vierteljährlich 4", Mk. i,cl. Briugerlohn b Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilageu (in Tageblatt-Format gesalzt! ohne Postdelordernug 60 Mk. urtt Postbesörderuug 70 Mk. 3nserate 6gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzrichnik- Tabellarischer u. Zifferasatz nach HSHerm Tarif. Keclinarn »nter dem Redactioulstrtch dl» tarspalt. Zeile 50Ps„ vor de» Familteuna-richtr» die Sgespalteae Zeile «0 Ps. Inserate stad stet« a» die Gxprtzttt«» t» sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneullweruoäo «der durch Post- Nachnahme. ^rirs. Donnev-tag den 9. Mai 1889. Amtliche Bekanntmachungen. Vekanntumchuus. Di« Loofuug-scheiae der im Jahre 188V ia Leipzig- Stadt gemusterten müita>rpflichtigen Mannschaften sind ein- gegangen und liegen auf unserem Quartieramte, Stadthau-. U. Geschoß, Zimmer Nr. 107, zum Abholen bereil, was hiermit zur Kenntniß der Betheiligten gebracht wird. Leipzig, am 4. Mai 1889. Der Nath der Stadt Letpztg. X/Nl. 4272. vr. Georgs. Lamprecht. Wegen Reinigung der Lokalitäten bleibt di« «rote «-tdtstade Vßoatag, de» 12. dss. Mt»., geschloffen. Leipzig, den 7. Mai 188S. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hcntschel. Wegen Reinigung der Räume bleiben die Schulexpcdition Und die Schulcafse Freitaa, de» 10. Mat d. I., für den dienstlichen verkehr geschloffen. Leipzig, am s. Mat 1889. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Kägel. Für die erste der beiden städtischen Gatanstalten, welche uuter der Leitung eine- Direktors stehen, soll die Stellung etae» BetrtebS-Inspector» möglichst bald besetzt werden. Demselben wird die Betriebssührung der ersten Anstalt übertragen werden. Diese Anstalt ist jetzt einem sich auf ihre sämmtlichen Theile mit Ausnahme der Gasbehälter erstreckenden Er- neueruag-bau« unterzogen worden: sie wird in den Lagen der größte» Abgabe 50 000 odm Gas zu liefern haben. Die Ausstattung der Stellung, welche eine Pension»« berechtigte ist. unterliegt noch der Feststellung bezüglich de» AnfangSgehaltes. Außer dem baaren Gehalte soll mit der selben freie Wohnung. Heizung und Licht dez. entsprechende Lnlschädigung verbunden werden. Bewährte Fachleute, welche bereits einem größrren Gas« tverke voraestanden haben, wollen sich »t« za«, 1. 9«»t dtese» Jahre» »nter Beifügung ihrer Zeuanißabschristen und eines kurz- gefaßten Lebrnslauses zur Bewerbung und Berhandlunq schriftlich an Herrn Stadtrath vr. Wangemann hierselbsi Wenden. Leipzig, den 4. Mai 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Größel. Aff. Unter Bezugnahme ans unsere Bekanntmachungen vom S. Juli 1884, 7. April 1887 und 12 Juni 1888 bringen Wir hiermit wiederholt zur öffentlichen Kenntniß, daß dem von uns mit Auftrag versehenen und legilimirtrn Vermessung», personale da- Betreten der Grundstücke zum Zwecke der Ver messung der hiesigen Stadtflur und deren Umgebung un weigerlich zu gestatten ist, dem genannten Personale auch aus Verlangen die Flur- und Privatgrenzen nachzuweise» sind, sowie endlich jede sonst etwa nöthige Auskunft darüber zu er« theilen ist. Leipzig, am 12. April 1889. Ik 1S0S. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Rüling, Velmnnlmachnng. Doaaer»tag, den 0. diese» Monat», soll mit den A-phaltlrungsarbe>ten auf dem Neumarkte begonnen werden. In Folge dessen wird letzterer aus die Dauer der Arbeiten bez. deren Fortschreiten entsprechend aus der zwischen Schiller« straße und Gewandgäßchen belegenen Strecke, ausschließlich der Kreuzung mit letztgenanntem Gäßchen, für alle« unbefugten Fährverkehr Von odenbezeichnetcm Tage ab ^ . gesperrt. Leipzig, den 4. Mai 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. In Gemäßbeit de» tz. 1 der Vorschriften für die Aus führung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwafferkunst vom K. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß die Klempner Herr Hermann Stei»hardt und 1 in Firma Herr Albert Steinhardt, / Gebr. Steinhardt in Plagwitz. Schmiedestraße Nr. 12, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach- gewiesen haben. Leipzig, de» k. Mai 1889. Der Rath der Stadt Letpftg. X 2882 Vr. Georgi.Wolfram. Schicht wird der Barbier Heinrich Rudolf Lhteme au» Grimma. Derselbe ist von hier au» zur Zahlung von Alimenten »nzubalten. Leipzig, am SO April 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeuamt ) A. L. II. ms. L udwI g. Wols. Nrumann. Seselitliche Vuchhön-ler-IellranSalt. Die Aumeldvng vo, Schül-rn säe da« Menta«. den 27. Mai ltegiuueud, ueur Schuljahr erbitte >q »lir in meiner Wokaung, An Iber Pleiße 4. Ik„ tu der Zeit »oa d—4 Uhr Aachmltt^q». Die Ibßerrralur ist »»rzulege». G»lt1. Vermietung. Im städtischen Haurgrundstück Ld»ma»ackgchen Nr. 0 ist da» link» dom Ha«»»t«ganae befindliche Berkanf»« geivülbe, sowie d e 111 «nd Iv. Gtage im Wanzen oder aethetlt vom I. Oktober ds». I». ab gegen etnhalbjäbrltcheKüadignna anderweit z» vermiethen. Mielhgesuche werben aus dem Rathhause, I. Etage. Zimmer Nr. 8. rntgegengenommen, auch wird daselbst über d»e ver- mirthung-bedingungen Au»kunst ertheilt. Leipzig, am 30. April 1889. Der Ratb der Stadt Leipzig. I». 2208. vr. Georgi. Krumbiegel. In Gemäßheit der tztz. 2 und 7 de« Regulativ» für GaS- rohrleitungen und GaSbeleuchtung-anlagen in Privatgrund stücken vom 2 März 1883 machen wir hierdurch bekannt, daß die Schlosser R-'.' «-»- «--- in Plagwitz, Zschocherschestraße Nr. 5b. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angemeldet und den Besitz der hierzu eiforderlichen Vorrichtungen nach- gewiesen haben. Leipzig, den 6. Mai 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 807. vr. Georgi. Wolfram. vkbkuhls-vekauntMöiun-. Geklebten wurden laut Hier erUalleier «u»etae: I) ein Regenschirm» fast neu. mit schwarzseideuem Bezug, dank, lem, gebogenem Stab mit Metallspitzr am Lude de« Griffe», vom 13. bi« 14. vor. Mt».; L) ein Jacket von grauem, englischem Leder mit graubraune» Horaknöpsen und eine brauuwolleue ArbettSjacke, vom 27. zum 28. vor. Mi».; 3) ein Wtnterüberzteher von braunem ktkimostofs mit gelb, und dlaucorrirtem Futter, einreidlg, mit braunem Sammetkraqen, sowie ein Vtgarren-Etui, M'tLigareiteu gefüllt, am 28. vor. Mt«.; 4) KV. Meier schwarzer gachemire, am 29. vor. Mt«.; 5- ein ovale« Medailla« von schwarzer Emaille in Goldfaffung mit 2 Plsotographien, am 29. vor. Mt«.; 6) ein Kiutzerdett mit rolh-grau-weiß- u»d schwarzgestreiftem Jvlet und roih- vnd weißcarrtrtem Ueberzug, gez. „k. L.", am 1. dl». Mi».; 7) ein Schafpelz, getragen, mit grauem, holbwokleunn Bezug uud schwarzen Horntnövsen, am 2. d. M.; 8) ein Fraucii-Wtntervaletot von schwarzem Stoff mit schwarzem Federbrsatz. verdeckter Batterie, schwarz übersvonueue» Kaöpseu. weiten «ermeln «,d Staffheukel, vom 1. »i« 2. d. M.; 9) eine Firma von starke» Grseableq, r«. '/» Meter hach »ud Meter breit, avf beiden Setten weiß gestrichen, mit der Ans- schrist „Lernnanu Lnxalbarckt, Dviklwaarcu- uud Puppeusabrik, 3ouueberg i/Tkür.", vom 2. bi« 3. d. M.: 10) eine goldene Brache in Medoillonform mit einer Damen Photographie, sowie eine vergoldete Halskette voa runden Gliedern mit einem doronhnngenden goldenen Kreuz, am 30. v. M.; II) ein Filzhiit, schwarz, hoch, ziemlich neu, steif, mil braunem Schweißleder uud braunem Alla«futter, darin dir Firma: „Hutsabrik von üernuuuu Laugst, König!. Hoslieseraat, Leipzig-Dretdea", am 3. d. M; 12) ein Kinderdeckbett mit 2 wtißru Ueberzllgen, roth- uud weihgcstreistem Inlet. „L. LI." gez., und eine roihbrauue Pliisch- oecke, am 7. d. M.; 13) ein Deckbett mit hell« und dunkelrolhgellreistem Inlet und ein^Unterbrtt mit roth- und weißqestreistem Inlet, vom März b>» Ltwaiqe Wahrnehmungen über de» verblieb »er gestohlenen Gegenstände ober über den Thäter sind nagesäumt bet unserer Lrimiaai-tldtheilun > zur Anzeige zu bringe». Leipzig, am 7. Mal 1889. Ta« Paltzeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. vr. T Luxemburg. Durch eine kanin jemals dagewesene Veränderung der Sachlage hat die Regentschaft de- Herzog« Acols von R>isiau, welche am 1l. April ihren Anfang nahm, bereUS am 2 Mai ihr Ende erreicht, da König Wilhelm von Holland am 3. Mai die Regierung de- GrosjberzogthumS selbst wieder übernommen bat. Schon im März waren die den König behandelnden Acrztc zu der U berzeugunz gelangt, daß König Wilhelm die Bcr,ügung«sähi'gkeit nicht wieder erlangen werde, und aus Grund eine« am 7. April erstatteten Gutachten», welche« den König für dauernd regierung-unfähig erNärte. übernahm Herzog Adolf die ihm durch Verträge zustchende und von der luxemburgischen Volksvertretung dringend gewünschte Regent, schast. Der Empfang, welcher dem Herzvg bei seiner Ankunft in Luxemburg am lü. April bereitet wurde, war so herzlich und einhellig, daß man die Zusr>evenheit de» Lande» mit dem eingetrctenen Regierungswechsel nicht verkennen konnte. Luxem burg war srob, ein Staatsoberhaupt zu erhalten, welch,S im Lande seinen Wohnsitz balle unv ausschließlich auf da» Wohl Lurembura» bedacht war. Man konnte e» dem stet» ab. wesende» König-Großherzog nicht vergessen, daß er Luxemburg im Jahre 1868 Frankreich zum Kauf anaeboten hatte und a» der Ausführung d-S Kausgeschäsle«- nur durch Umstände ab- gehalten worden war. welche voa seinem Willen unabhängig waren. Durch den Londoner Vertrag vom II. Mai 18K7 wnrde der neue Zustand geschaffen, welcher heute noch Geltung hat, und Liixemvnrg zu einem neutralen Staat machte unter Bürgschaft der Unterzeichner de» vertrage». Die Erbfolge- ordnung in Luxemburg beruht bekanntlich auf Artikel 71 der Wiener Eongreßact», noch welchem die Bestimmungen der Arle de» Naffanischen Erdvrrein« dom Jahre >783 auf da» Großherzogthum Luxemburg übertragen worden sind, unv diese Erbfolgeordnung kann nicht willkürlich geändert werde», da sie einen Theil der luxemburgischen Verfassung bildet Demgemäß war Herzog Adolf von Nassau ,m Falle der Regierung»unsShigkeil König Wilhelm'» III. von Holland der verfassung-mäßige Regent Luxemburg», da er nach den Ver- trägen zum Tbronsolger de- König»-Großberzog« berufen ist. Nun bat aber die Beendigung der 8k ienlschasz in Folge de« vom König Wilhelm kundgegebenen Willen», die Regierung Luxemburg» wieder selbst zu üdernebmen, im Land« große Verstimmung erzeugt, und König Wilhelm ist dadurch über die wahre Gesinnung der Luxemburger in» Klare gekommen. Man wird e» ihn; nicht verarge», daß ihn kiele Wahr« »ebmung sehr verstimmt hat. unv daß er aus Mittel und Wege sinnt, um die Luxemburger wieder enger mit seinem Hanke z» verbinden Der „Roeinilche Eourier" bringt die Miltbeilung. daß König Wilhelm, entrüstet über da» verbalten der Luxemburger beim Scheiden de« Herzog» Adolf, ein verlranlichr» Rund schreiben an die Mächte gerichtet habe mit der Ansr^e. wie i« sich dazu stellen würden, wenn die niederländischen General« lasten da» Erbsolgegesetz abändrrn und die weibliche Thron- olge auch in Luxemburg einsühren würden. Dir Nachricht klingt nicht sehr glaubwürdig, wenn sie aber dennoch wabr sei» sollte, so ist da» Schreiben de« König» nur al» der AuS« fluß schlechter Laune zu betrachten, da die Generatstaalrn der Niederlande in dieser Frage gar nicht zuständig sind, sondern in erster Linie die luxemburgische Volksvertretung und ferner die Unterzeichner de» Londoner Vertrage», welche einem solchen gewaltsamen Eingriff in die bestehenden Verhältnisse sicher nicht zustimmen würden. ES ist aber anzunehmen, daß die Mitlheilung de» „Rheinischen Courier«" nur einem aus Seiten de» König- vielleicht vorhandenen Wunsche Ausdruck giebt; den» wenn da» vertrauliche Schreiben wirklich ergangen wäre, so würde da» keinen günstigen Schluß aus den Ge- sundheil-zustand de» König- von Holland ermöglichen. E» läßt sich nicht leugnen, daß die Gefühle de» luxem burgische» Volke» durch die kurze Episode der Regentschaft aus eine schwere Probe gestellt worden sind, und man würde Unrecht tbun, wenn man dem Herzog von Nassau die Schuld für da» Geschehene aufbürden wollte. Er hat lediglich ge« than, wa» er nach Lage der Sache thun durste und mußte, und man kann nicht sagen, daß er dabei eine besondere Beflissenheit an den Tag gelegt hätte. Ueberall war die Vorstellung verbreitet, daß die Wiederaenesung de» König» ausgeschlossen sei. daß also die Reaentschaft voraussichtlich bald der endgilligen Uebernahme der R.-gierung Platz machen würde. Die Erledigung der lausenden Geschäfte erheischle sowohl i» Holland als in Luxemburg eine Siellverlretung de- König» und Großhcrzog», wenn nicht die Interessen der beiden Staaten durch den Aufschub erheblich Schaden leiden sollten. Der König war nicht in der Lage, diese Stellver tretung anzuordnen, also mußte zur Einsetzung der Regent schaft geschritten werden. ES ist allerdings immer eine be denkliche Sache. Maßregeln für den Todesfall ohne Wissen eine» Kranken noch bei kessen Lebzeiten zu treffe», ihn also de, uuvermutheter Besserung seine» Zustande» vor Thatiache» zu stellen, die mit seinen Wünsche» nicht in Einklang steben. Der vorliegende Fall lehrt aus» Neue, daß ärztliche Gut achten über die Heilbarkeit oder Unbeilbarkcil eine» U.-del», über Lebensfähigkeit oder Leben-unsähigkeil eine» Kranke» stet» mit größter Vorsicht ausznnehmen sind. Hälte Herzog Adolf r» für möglich gehalten, daß König Wilhelm wenige Wochen nach Einsetzung der Regentschaft in Luxemburg wieder regierungsfähig werten würde, so wäre er sicher Luxemburg fern geblieben, ihm kann also ein irgendwie berechtigter Vorwurf nicht gemacht werden. Ander» stell! sich die Frage, ob nicht ein Au»weg hätte getroffen werden können, welcher beide» Theilen große Aufregung uud Verdruß erspart hätte. Herzog Adolf kalte bekanntlich einen Besuch beim König von Holland beabsichtigt; wenn diese Ab sicht zur Thal geworden wäre, so hätte die Sache ruhig und srcundschasllich besprochen werden können und da» Ergebniß wäre vielleicht gewesen, daß Herzog Adolf in Luxemburg geblieben wäre. Es heißt zwar, daß der Herzog die Rolle deS Statthaller» nicht zu übernehmen geneigt gewesen wäre, ober eine solche Aenderung wäre ja auch nicht nöthig gewesen, einfacher Verzicht aus da» dem König zustehcnde Stecht der Regierung hätte genügt, und diese Form der Beibehaltung des bestehenden Zustande- lag sehr nahe. In Holland liegt die Sache viel einfacher, dorl war die Königin Emma zur Regentschaft berufen in Ver tretung ihrer minderjäörigen Tochter Wilhelmine, und wenn sie die Befugnisse al« Negeutin auch bereil» auSgeübt hätte, wa» nicht geschehen ist, I» wäre die Wiederergreisung der Zügel der Regierung durch den König ein ganz natür licher Vorgang gewesen, der nirgend« Anstoß erregt hälte. Al» Großberzog von Luxemburg übt König Wil helm allerdings ein ihm zustehendeS Neckt au». aber rer Wunsch oer Bevölkerung, den im Lande wohnende» Regenten z» bebalten. war so lebhaft zu erkennen gegeben worden, daß Köiug Wilhelm bei vollständiger Kenntniß der Sachlage wahrscheinlich gezögert haben würde, seinen W>llen, die Regierung Luxemburgs aus» Neue selbst zu führe», so schnell und unwiderruflich kund zu tbun. Viel Freude werden ihm die Luxemburger an seinem Lcben-abend nicht bereiten, und wenn sein Ende auch »och so fern liegen mag, aber er würde andererseits durch seinen Verzicht ein Volk beglückt haben, daS sich heute seinem Scepter nur widerwillig beugt. * » * » * lieber da» Ende der Regentschaft in Luxem burg rrbält (wie oben erwähn!) der „Rheinische Courier", nacktem Herzog Avols von Nassau aus seine Besitzung am TaunuS zu. Umgekehrt ist, eine Reihe Ausschlüsse, die zum Tkcil ein sonderbarcS Licht aus die Beweggründe am holländischn, Hose werfe», denen der jähe Abbruch der Luxemburger Regent- schastSepisobe zu danken ist. Die Miltheilungen beben zu nächst hervor, daß die „Statthaltersrage" beim Kvnige der Niederlande überhaupt nicht zur Anregung gekommen ist, da der Herzog von Nassau, der schon in der Uebernahme der Regentschast ein Opfer erblickt hatte, einen Beamtenposten, wie e» die Statthalterschaft gewesen wäre, nicht übernommen baden würde. Etwa» Andere» wäre es mit der Verlängerung der Regenlschast gewesen. In seinem Briese an den König erbat sich der Herzog die Befehle de» Letzteren, „ob ker König selbst die Zügel der Regierung in Luxemburg wieder zu üdernebmen beschlossen habe, oder aber wünsche, daß der Herzog die Regentschast behalte, bi» e» Sr. Majestät gefallen werde, darüber ander» ru beschließen". Die Antwort lautete, wie bekannt, vorbehaltlos gegen die Fortdauer der Regenlschast. lieber d>e Natur der jetzige» „Besserung" in dem Befinden de« König- uud über die Vorgänge hinter den Eoulissen bei Aushebung der Regentschaft werden sodann folgende nähere Mitthkilungen gemacht: Da« Diederavltauchen der ReqeniIchafiStrag» liegt dnrchan» nicht Io fern, denn mit dem Zustande de«KSnig« v-rbSl« es stck ,n Wirklichkeit durchaus nicht so, wie e< nach den jungst-,, vifir-Ssen B richten au» dem Haag den Anschein bat. D-r KSni.z le bet hivittlächl'ch an ttner Blasen- und Nirren-Erkrankanii. vnd vo» Zen »u Zeit kommt e« bei etiler solchen Krankh it vor. daß di, Stoffe, welche normaler W-ii'e in dem Horn entballen sind, nicht geschieden w-rd n, sonder» ,m Organi-niu« »ueitckbleiden nnd daselbst a'» Gisle wirkin ik« Ireiea dann eigenihümlicke Eriche,nnngen ans. die sich belonder» aus da« Nerven yliem, ta« Gehirn >c erstrecken Düse Erscheinungen lassen wieder na», sobald die Hainsunetlonen w eder in normaler Wen« »hatig sind, sie können oder jeden Augenblick wieder anirreteu. Es ist n chi anSgr'chtosien. dost ein drrirtiger uiämlicker Anfall ,um Tode süir» «verding« ist ,« nickt grab« häufig, daß Urämie »me geist ge Siärnnq v-ruriocht wsbrend da« särprtt ch« Befinde» v-rhältnißmäßig -nt bleck:, viel 83. Jahrgang. häufiger trete» Krämpse oder ein comaiiser Zuftaud eia. d. b. elu Zustand, in welchem der Kraute vou sich nicht« mehr weiß and aus nicht« mehr reagtrt, soadera sich in einer vollstLndigeu Apathie b-fiudel» während em geistig Gestörter ganz lebhaft sein kann und nur nicht im Staude ist, seiue Gedanken mi> Willen auf etwa« zu roncentriren. Da- Grundlriden Krim Könige ist nun geblieben, e« ist uvr in de» Erscheinungen monieutaa eine Rem Ision eiageiretrn. Der König schläft jetzt Nachl ehne irgend welche narkotisch« Mittel, wenn auch aur wenige stunden, während er vor einigen Wochen ohne narkotische Mittel überhaupt aicht schlafen konnte. Unsere Leser werde» au« varfteheaden Mit- tdeilungen sich selbst ein Unheil darüber bilde» käuuea, wie es in Wirtlichkeit mit dem Kranken au-steht, ob maa vo» einer plötzlichen Genesung desselben sprechen kaav. Der Gruud für die Aus hebung der Regentschast ist denn auch noch iu etwa« Anderem zu suchen, als in der angeblichen Besserung a»d dem Befinden te« König». Die Antnahmc des Herzog--Regenten seiten« der luxcm- burgiichen Bevölkerung ist, wie wir höre», im Haag bezw. im Schlüsse Het Loo al« ein« Demonftratto» aegeu Holland, al- eine vollständige Absage von der holläadischea Dhvastt« ausgesaßt ivcrden. Der König soll sich über dieses Berhalten der Luxem- burger schc beleidigt gefühlt, ja es soll etu« vollständige Ent- rüstuiig Platz gegrffea haben. Line gewisse Partei soll da» Ihrige dazu beigerrageu haben, um diese Entrüstung zu steigern. Man wollte den Luxemburgern, die so srüh ihrem zukunsiigen Herrscher entgegengejubelt, zeigen, daß ihr König- Großherzeg di« jetzt noch aicht zu de» Tode» zählt, ja noch mehr, veranlaßt durch da« demonstrativ« Berhalten der Luxemburgrr soll, wa- wir freilich nicht verbürgen könne», vom Herzog aus rin vertrauliche« Rundschreiben an alle llabinelle ergangen sein, worin gescagt worden sein soll, wie man sich dazu stellen würbe, wenn die uiederländischeu Generolstaaien da- Erbsolgegesetz abänd.rn und die weibliche Ihroufolge auch für dar Groß- herzogthum Luxemburg beschließen würden. Derartige Be- strebungen, welche also die Auirechierhaltung der birbengen Personal union zwischen Holland und Luxemburg bezwecken, sind bekanntlich auch schon früher einmal ausgetreten, haben jedoch keinen festen Boden gewinnen können. Zur Aushebung eioes vertrage» gehört die Zustimmung beider Parteien, und auch der nassauische Erbvertrag läßt sich nicht einseilig aulheben. Aus jene vertrauliche Ausraoe soll von der Seine und der Newa geantwortet worden sein, daß man sich jedeasalls passiv in die er Frage verhalte» und der Majorität der Mächte zusiimnien werde, währead man von einer ander«» Stelle in sehr deutlicher Weile zu verstehen gegeben haben soll, daß man gut daran thue, den P an aicht weiter zu versolgrn. Leipziff, 9. Mai. * Am Braunschweiger Hofe wird die Ankunst de» Kaiser» am Sonnabend den 1t. d. M. bestimmt erwartet. Der Regent wird mit Gemahlin dem Kaiser nach Helmstedt zur Begrüßung entgegensabren. In Braunfchweig erfolgt der Einzug mit großem Gefolge. * Ta- .Berliner Tageblatt" bringt auch in seiner Nummer vom Tierz-tagMittheilungen über dieSonnabend- sitzung ver Samoaconferenz. Die osficivsen .Ber liner Politischen Nachrichten" sind in der Lage, zu erklären, daß auch diese Millbeilungen in die Kategorie der schon in voriger Woche vom StaatSmniister Grase» Herbert BiSmarck gckcnnr ichnetc» Leistungen gehören, d. h. daß sie sammt und sonder» au- der Lust gegriffen sind. — D,c »orbamerikanischcn Deleqirten zur Samoaconserenz. Kasso», PH-lpS unv BatcS, sowie die ihnen beigegebcnen Marinrojsicicre, die Herren Buckingham und Parker, sind heute vom Reichskanzler Fürsten vou BiSmarck empfangen worden. Der Fürst hat sich mil jedem Einzelnen der Herren einige Zeit unterhalten. * Eine sehr lebhafte Thätigkeit entwickeln die Oppo sitionsparteien in Thüringen. Socialdemokraten und Teulschsreissnnige reichen sich brüderlich die Hanve, um da» Cartei zu bekämpfen, und wenn auch i» Thüringen ihr Er- solg nicht groß sei» wird, so bleibt doch der Eine ober der And re in den Maschen ihre» Parieinetze« hängen. Denn im Versprechen sind beide Parteien groß und beide nebmcn de» Mund ordentlich voll. Das Quartier der Deutschsreisinnigen ist >n Jena, wo der RechiSanwalt Harmening die Bewegung in die Hand genommen hat. Von bier gehen die Fäden aus unv wirv d e Agitation geleitet, nicht ohne Unterstützung von Berlin auS. Am Sonntag sprach Eugen Richter in Raum- bürg. AuS dem un» vorliegende» Berichte wollen wir nur die Behauptung Richter'» ansühren, daß die Begriffe der Monarchie, der Ehe. des E genI bumS und der andere» Grundlagen deS Staate» nicht sesistäntcu. Man steht, Richter ist bei Bebel angelangl und wirv nickt mehr weit von Most entfernt sein. Kein Wunder, wenn sich alSvann auch seine Parteigenossen von ihm lo-sagen. Bankdikcclor Siemen» in Berlin, welcher Abgeordneter für Eoburg ist, wird eine neue Candidatur nicht wieder annebmcn, weil er mit der Diktatur in der die Freiheit aus ihr« Fabue schreibenden Richler'icken Partei nicht einverstanden ist. Tie Socialdemokraleu lassen sich in Massen Flugblätter a»S Zürich kommen und werfen sie unter die Arbeiter. Auch bier wird natürlich auf- Wort, war ibnen die Apostel der freien Liebe predigen, geglaubt, umsomehr al» ja die Redner ein ganze» Schlarafsrineich herbeizaubern. Sachlich wird über haupt nichis behandelt, e» wird nur gehetzt und gelogen. Cs ist deshalb auch für die Ordnung-Parteien Zeit, sich a»s- zurafsen unv den Agitationen energisch entgegenzutreten. Es scheint u»S noch an der wünschevSwerlbe» Organisation zu sehlen. Diese zu schassen und sich nicht im Glauben zu wiegen, daß die alte noch siinclionire, ist da» erste Erfordernis und die größte Nolbwendigkcit. * AuS Altenburg, 7. Mai, wird un» geschrieben: Mit ver letzten LandtagSsitzung ist auch wieder einmal die drei jährige Landtag-Periode adgelausen. unv di« Wahlen zum neuen Landtag, welcher kommenden Herbst zusammenlritt, müssen demnächst statlfiude». Obwohl nun bereit» für Enke Mai die Wable» der landschaslliche» Abgeordneten in den Städten deS Ostkreise» ausgeschrieben werden, sind doch noch von keiner Parte, Vorbereitungen zum Wahlgange getroffen worden; wenigsten- ist darüber noch nickt» in die Oesscnllich- keit gedrungen. Demnach gewinnt eö den Anschein, al» ob die Wabl in der bisherigen geräuschlose» Weise sich vollziehen sollte, wa» gewiß dem Ansete» keiner Partei etwa» schade» würde. Zum Glück ist auch in unserem Landtage die Partei- Politik nickt so ausgeprägt wie anderwärl». Confervative und liberale Partei sind ziemlich gleichstark vertreten, und alle Agitation von der einen oder anderen Seite wirv ohne neiinenSwerIhr» Erfolg verlaufen. Zum bcrzoal. Wabl- commissar ist der Landralh und Geh NcgiernngSraty v. Hopfs- garten-Heidler ernannt worden. * An» Straßburg, 6 Mai, wird der „Allgemeinen Zeitung" geschrieben: Der Laud»«a»«schvb k«t «och Annahme der Realerona«- »»rlage Vtrr di» Srssch,stifte»«« au- dt« »eitere Vortare über
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