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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-02
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1888
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4702 Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Der feierliche Ritterschlag in der OrVenS-Klrch« »u Sonnenburg durch den Herrenmeister Prinzen Albrecht von Preußen ist nunmehr bestimmt aus den 23. August sestgesetzt, und auch va» Ceremouiell. sowie die Ordnung der kirchlichen Feier bereit- vom Herrcnmeister genehmigt. Ob aber Prinz Heinrich an diesem Tage durch Ritterschlag in die Zahl der RcchtSritter ausgenommen und der Kaiser an dieser Feier Theil nehmen wird, darüber ist an höchster Stelle de- Orden- selbst bi» jetzt nicht- Bestimmte- bekannt. Der Kaiser hat aus Vorschlag de» Herrenmeister- und »ach Prüfung durch da» Capitel SV neue Ehrenritter ernannt. * Die von verschiedenen Blättern ausgestellte Lermuthung. daß Herr von Schloezer den Umweg über Wien ge. nommea habe, um dort mit dem päpstliche» Nuntiu» Galimberti wegen der für Mitte Oktober in Aussicht genommenen Reise de- deutschen Kaiser» nach Rom zu der» handeln, entbehrt der Begründung. Herr von Schloezer hatte in Wien keinerlei AmtSgeschäste zu erledigen, sein Verkehr mit dem Nuntiu» Galimberti ist allein durch die persönliche Freundschaft der beiden Diplomaten veranlaßt gewesen. * Wie au« Belgrad gemeldet wird, wird sich König Milan in Begleitung seine- General-Adjutanten Pantelic und CabinetS-Secretair- Milan Christic in den ersten Tagen über Wien, wo nur ein sehr kurzer Aufenthalt genommen werden wird, nach dem bayerischen Hochlande begeben, wo der König mehrere Wochen verweilen wird. — De» Weiteren wird von dorther berilbtet, daß der Cultu». und Unterricht-minister vr. Wladan Tjordjevic nach Wien ab> gereist ist. * Wie die »Politische Correspondenz" au» Konstant!. nopel meldet, behauptet sich in dortigen, manchmal wohl unterrichteten Kreisen seit einigen Tagen da- Gerücht, wonach im kaiserlichen Palaste heimlich eine Reconstruction de» Cabinet« vorbereitet werde. Die darauf bezügliche» Ge rüchte haben denn auch eine greifbare Gestalt angenommen und werben bereit- der ehemalige Großvezier Said Pascha und Lschewil Pascha al» Mitglieder de« neuen Ministerium genannt. Zugleich wird in politischen Kreisen seit der Rück kehr de- englischen Botschafter- Sir W. A. White und de» au-zeichnenden Empfange-, den der Sultan ihm bereitete, eine merkbare Annäherung der türkischen an die britische Politik constatirt. — De» Weiteren wird dorther die letzter Zeit verbreitet gewesene Nachricht, wonach der ökumenische Patriarch einen Bischof beauftragt habe, nach Kiew zu reisen, um bei den dortigen Feierlichkeiten die orthodoxe Geist lichkeit zu vertreten, al» vollständig haltlo» und unbegründet bezeichnet. Weder sei Solche- geschehen, noch habe jemal- im Patriarchate die Absicht bestanden» bei den Kiewer Feierlich» keilen vertreten zu sein. Militärisches. » Nach der deutschen Wehrordnung haben sich die von den Truppentheilen al- untauglich abgewiesenen Einjährig- Freiwilligen unter Vorlegung de» Berechtigungsschein«, > auf welchem die Gründe der Abweisung vermerkt sind, inner» halb 4 Wochen bei dem Civilvorsitzenden der Ersatzcommission ihre« Aufenthaltsorte» zu melden. Da diese Meldung mehr fach unterblieben ist und hierdurch für die Ersatzbehvrd« Eon» trole, Schwierigkeiten und Weiterungen entstanden sind, so sollen jetzt in allen Fällen die Berechtigungsscheine seilen der Trupventheile nicht mehr de« Inhabern selbst, sondern de» betreffenden Civilvorsitzenden der Ersatzcommissionen be» Huf» Au-Händigung an die Inhaber übermittelt werden. Die Letzteren haben bei Abnahme der Berechtigungsscheine ihren dauernden Aufenthaltsort anzugebeu, beziehungsweise an» zureigen, wo sie innerhalb der nächsten 4 Wochen solchen zu I nehwen gedenken. * lieber da» neue Excercir-Reglemeut enthält die „Posener Zeitung" folgende nähere Angaben: ,/DaS 2. Bataillon de- l. weftprenßischeu Grenadier-Regtment« Re. 6 war dat erste vetailloa in der preußischen Armer, welche» nach dem arne» Excercir-Reglemeut auSgebildet und nach fünftägiger Urban» dem commandireudeu General und Vorsitzenden der betreffenden Commission Frhro. von Meerscheidt-Hüllessem vorgestellt wurde. WaS de» neuen Eotwurs und die durch draseldeu bedingten Abweichungen von dem bisherigen Lxrercir. Reglement aubetrifft, so sind mit demselben wesentliche Vereinfachungen ver» Kunden und eS ist praktischen Bedürfnissen hierbei »ach Möglichkeit Rechnung getragen worden. Was zunächst die Gewehrgriffe oabe- laugt» so kommen nach dem neuen Entwurf die LommaudoS „Bewehr ans" und „Faßt da» Gewehr au" überhaupt nicht mehr vor. Die Posten soffen nach dem neuen Lxcercir-Reglement beim Borbeipaisiren von Olsicieren bi- zum Hauptmann auswärts nicht mehr, wie bisher üblich, das Gewehr an, sondern stehen mit „Gewehr über" still; bei Olsicieren vom StabSossicier auswärts präjeutireu dir Posten wie früher, aber direct von „Bewehr über". Geschloffene Trupventheile soffen beim Borbeimarsch vor Osficiereu innerhalb der Garnison nach dem neuen Entwurf nicht mehr da» Gewehr an, sondern marschiren mit „Gewehr über" im festen Tritt vorüber. Die Fremdwörter bei den LommandoS sind seiten- der Commission im neuen Entwurf nach Möglichkeit durch deutsche ersetzt worden, so hat z. B. das Wort „Lhorgireu" dem deutschen „Feuern" weichen müssen. WaS die Exercirübuagen aubetrifft, so sind diese im All- gemeinen dieselben geblieben wie früher. Hervorzuheben ist die Abänderung, daß der Parademarsch in Lompagnieiront nach dem neuen Entwurf n> zwei Gliedern stattfindet, und nicht wie früher in drei Gliedern. ES ist diese« eine wesentliche Erleichterung für die exercirenden Mannschaften, da die Bewegungen der beiden Glieder durch da« Fehlen des dritten Gliedes freiere und weniger abhängige sind. Ferner ist zu erwähnen, daß bei einzelnen Exercir- und Gefechtsübungen nach dem neuen Entwurj mehr daS Marschiren „ohne Tritt" zur Geltung kommt." Wissenschaft und dt« drntsch« Ratio» erfüllt. Herr Mackenzie hatte seit Monaten die deutschen Aerzte in der Press« mit falschen An. Nagen verfolgt oder verfolgen lasiea, und Letztere waren also nicht nur besagt, sondern auch verpflichtet, sich in der weile, wie sie r» gethaa haben, zu rechtsertigeu. Sie waren ferner durch da- Gefühl de- Patriotismus gebunden, dem deutschen Volke, wrlche- de» Leiden Kaiser Friedrich'- mit «ärmster Theilnahme gefolgt, von den eng lischen Aerztrn aber über die wahre Natur desselben stet- getäuscht worden war, endlich die Wahrheit kuudzugeben. Die einzige Antwort Herr» Mackenzie'- aus diese- loyale Vorgehen der deutschen Aerzte ist die Drohung, er werde Jeden, der die deutsche Veröffentlichung in England publicire, vor den Gerichten belangen. Jedem Deutsche» und sicher, lich auch jedem Engländer von anständiger Gesinnung wird sich sosort die Frage ausdrängen, warum stellt sich Herr Mackenzie seinen deutschen Gegnern nicht mit der ehrlichen Waffe in der Hand» mit der er angegriffen ist, gegenüber, warum vermeidet er eine wissen- schastlich« Auseinandersetzung und sucht Deckung hinter dem Rücken de- Strafrichter-? Sei» Verhalten ist um so unbegreiflicher, als ihm bet allen Bezichtigungen, die er gegen die deutschen Aerzte ver- aulaßt und vorgebracht, der Gedaake an de» Strafrichter niemals gekommen Ist. Wenn Herr Mackenzie glaubt, daß er seine Landsleute durch die erwähnte Drohung einschüchtern werde, so hat er sich unserer lieber- zeugung nach getäuscht. In erster Reihe hat er ihr Urtheil-vermözeu unterschätzt. Nur böser Wille oder ein schlechte» Gewissen können in der deutschen Publikation die Merkmale einer Beleidigung oder Berleumdung finden. Wer sie unparteiisch beurtheilt, er mag Deutscher oder Engländer sein, wird darüber keinen Zweifel hegen, daß sie so objectiv gehalten ist, wie e» nach Lage der Dinge möglich war. Und ferner hat Herr Mackenzie einen zu geringen Begriff von dem Rech!-- und Ehrgefühl de» Engländer- und der englischen Presse. Durch den Versuch, das Bekanniwerden der deulschen Publi kation in England zu hintertreibea, bat Herr Mackenzie gegen einen Grundsatz verstoßen, der jedem Gentleman alt Axiom gilt, den Grundsatz de- knir vl»x. Er bemüh! sich, seiaeu Gegnern das Wort abzuschneiden — eine uunürvese, welch« um so gravireuder ist, je rücksichtsloser Herr Mackenzie die deutsche» Aerzte behandelt hat. Die englische Presse hat diese Angriffe reproducirt. Wenn sie sich nicht mit den tradi- tionellen Anschauungen von Recht und Ehre, die jenseit- de- CanalS so hoch geachtet werden, in Widerspruch setzen will, wird sie gegen da» jüngste Verhalten Herrn Mackenzie'- Protest erhebe» müssen, und sie kann die« nicht wirksamer thun, al« indem sie nunmehr die Schrift der deutschen Aerzte in derjenigen AuSsührlichkett wieder- giebt, welch« zur Bildung eine- selbstständigen Unheil- erforderlich ist. Jo erster Reih« liegt r« unsere- Erachten» den hochwissen- schastlichea Organen, „Lancet" und dem „British Medical Journal' ob, dem Grundsatz de- »uäiLtur «t »lt«» pur» Auerkenuung zu verschaffen. Und nun noch rin kurze» Wort an Herrn Mackenzie selbst. Während seine» hiesigen Ausenthalt» hat er wiederholt die deutschen Zeitungen, welche für Proseffor v. Bergmann Partei ergriffen, mit strosgerichtlichcr Verfolgung bedroht; bisher aber ist kein Antrag von ihm nach dieser A chtung hin gestellt worden. Wir meinen, Herr Mackenzie hat von seinem Staudpuncte au» nunmehr den dringend steo Anlaß, seine Drohung autjusühre». Er wird die deutsche Wissen, schast und Publicistik zur Stelle finden. zu nehme« beliebt. Der Kaffer ist denlscher, »a- so viel heißt ol- bedeutend bester al- englischer und nicht so gut al- französischer. Bon 8'/, bi- SV, Uhr wird im Salon nach der Karte gesrühftückt, und zwar erhält der Paffagier Beassteak. Hammelrippchen, gebratene» Fisch, Schinken, Eier, Speck, kalte« Fleisch rc. mit The«. Kaffe« oder Chocolade. Um 10V, Uhr offerirt ihm der Decksteward Sand« f wiche- und EiSlimonade an Deck. Um 11 Ubr vormittag» muficirt die SchiffScapelle etwa eine Stunde. Um 1 Uhr wird der Lunch! servirt. Er besteht au» Suppe, zwei warmen Gerichten und kaltem! Ausschuitt. Sardinen. Caviar, Käse rc. AlSdaun wird Kaffee herum- gereicht, den der Paffagier irgendwo aus Deck, oder im Rauchzimmer I ganz nach Beliebe» einnehmea kann. Um 4 Uhr Nachmittag- wird Kaffee und The« mit Gebäck auf Deck servirt. Um 7 Uhr Abend» — eine paffende Zeit — vereinig« da» Diner wieder Alle im Salon, j Die Pastagiere finden ein sehr elegant auSgesührte- Menu anstatt de- schäbig geschriebenen Speisezettel- aus sranzösischeu und englischen Postdampsern. Die Weinkarte stellt diejenige der P.- und O.-Dompser > in dm Schatten. Guter Rolhwein und Hochheimer ist auf dm deutschen Postdampsern zu 2 , die Flasch« zu haben. und eine groß« Flasche Pilsener Bier zu 7V, ck. Ei» wird während de» gonzeu Tage- gratis gereicht, die Kinder werden z» jeder Stunde re chltch mit Eis in Wasser versorgt. Die- ist keine geringe Gabe! während eine» Monat- mit tropischer Hitze — nicht zu rechnen die > EiSpuddingS beim Dmer. Diese sind regelmäßig im Menu enthalten, so lange da- heiße Wetter onhält, und ihre Güte kommt derjenigen aus sranzösischeu Postdampsern ziemlich gleich. Nach dem Diner wird wieder Kaffee gereich», entweder im Rauchzimmer oder auf Deck. Und dann um S Uhr Abend- läßt die Capelle nochmals eine j Stunde laug ihre Weisen ertönen, woraus zum letzten Mal EiS- limonade berumgereicht wird; und «weder ist ein Tag mit Essen,! Trinken, Schlafen, Lesen, Erzählen rc. zu Ende gebracht E» erübrigt nur noch hinzuzusügen, daß die Kinder äußerst gut genährt werden. Sie werden nicht gezwungen, an bestimmten Tischen zu essen, sondern die Eltern haben zu befehlen, welche Art von Speisen ihren Linder» gereicht werden solle». Sie essen zu! besonderen Stunden. Die Stewardessen speisen nicht mit den Lindern zugleich; auch werden die unglückliche» Kleinen nicht an- geholteu, mit Hast ihr Mahl zu verzehren, damit der Tisch für die G> oben fertig gemacht werden kann. Biele Stewards svrcchen sehr gut englisch. Für die Oberstcwardeß ist einige Keiintniß der eng lischen Sprache Bedingung. WaS die Geselligkeit anbetrifft, so sind englische Paffagiere in den Händen der Deutschen bedeutend bester ansgehoben, al- an Bord französischer Postdamvser. Die» ist vielleicht zu milde aus» ! gedrückt. Die deutschen Olficierr kommen, einer wie der andere, ihren englischen Passagieren mit der Höflichkeit eine» vollendeten deutschen Gentleman- entgegen. Französische Olficierr lasten manch- mal viel zu wünschen übrig. Da nun die Größe, Fahrgeschwindig keit, Verpflegung, Aufwartung und Führung der deutschen Post- dampser aus der ostasiatischea Linie mit denselben Faktoren aus der! Peninsular and Oriental-Linie erfolgreich concurrirru, so dürste sich ergeben, daß die Peninsular und Oriental-Gesellschast entweder An strengungen machen muß, oder daß sie sich daraus vorbrreiten muß, rhren Antheil an dem chinesischen Paffagierverkehr — einstmals ihr! alleiniges Ligenthum — in die Hände diese- ueue» und furchtbaren Rivals übergehen zu sehen. * München, S1. Juli. Der Festzug, welcher sich schon früh am Morgen an verschiedenen Punkten der Stad» versammelt hatte, setzte sich vormittag« S Uhr vom KarlSthor ausgehend in folgender Reihenfolge in Bewegung: Eine Abtheilung Reiter, ei» Herold zu Pferd« mit etuer Lasel, aus welcher de- König» Geburtstag geschrieben steht, coftümirte Männer, Stange» mit Lorveerkräuzeu tragend. e,n- Abtheilnng Trompeter zu Pferde mit bekränzten Helmen, de« König« Insignien, getragen von b reich costümirteu Männern zu Pserde. Page» mit Lorbeer bekränzte Wtudtichler tragend, abermal- costümirte Männer, Stangen mit Lorbeerkränze» tragend, die Turner und d e Fahnen »ud Embleme der Turn-, sowie verschiedener Vereine und Verbindungen, stugeud« Kinder, dir Wiege de« König» begleitet vo, Kindern in Costümen de» Jahre» 178«, die Schüler sämmillcher Schulanstalteu. die studentische Jugend der BesreiiiugSkäirpi.'. dargestellt vo» Mitglieder» de« akademische» Gesangverein», die Studireuden der Hochschulen, der Zug der Gewerbe (de- Kunst gewerbe«. de- Handel» und der Industrie, der Baugewerbe und der Baukünste in prachtvoll geordneten Gruppen), die Schüler der königlichen Akademie der bildenden Künste, sowie Deputationen hiesiger »nd auswärtiger Lunstvereine und Küostlercorporatiooen. die Abgesandten von 26 Städten, Deputationen de» König Ludwig». Denkmal-Lomitt- in Etraßburg und des Vereins der Bayern in Berlin, die Zeitgenossen an» dtrUmgebungKöuigLudwig'» I., da- FestzngScomiiö zu Fuß. die Fachautschüffe. die Gruppen der Stadtvertretung und be graben CornttäS und zum Schluß berittene und »icht berittene Veteranen, eine Sbtheilung von Turnern und der Feuerwehr. — Fast alle,, Gruppen »ud Sbtheilungrn de- prachtvolle» FestzngeS marschirten Musikcorp« voran». Alle Gruppen, die zahlreiche und prächtige Banner und Embleme mit sich sührlen, waren aus da- Reichste, einzelne mit historischer Treue costümirt, überall trat das künstlerisch: Arrangement de» Festznge- hervor. Die den Odeo -platz abschließende Fcldherrnhalle war roth drapirt, auf einer in der Nähe beS König Ludwig-Denkmal- errichteten prachtvollen Zeltestrade hotten der Prinz- Regent und alle Mitglieder der königlichen Familie Platz genommen. Gegen 10 Uhr traf die Spitze de« FestzngeS, au welchem gegen 10 OM Personen theilaohmen, aus dem Feslplatz« ein. * München, 3l. Juli. Der Festzug bewegte sich über den Marien- und den Max-Joscpbplatz, an den Arkaden der Post, dem Hostheater und dem Königsbau vorüber, in die Residenzstraße, sodann über den Odeon-platz bis zum Siegetthor, woselbst sich der Zug wandte und über den Odeon-Platz abermal- nach der Ludwigs- straße begab, wo er vor der dem König Ludwig-Monumente gegen- über für den Prinz-Regenten und die Mitglieder de- königlichen Hauses errichteten Tribüne Ausstellung nahm. Nach Einleitung der Feier durch Festmusik betrat der Präsides« der Künstlergeuoffeuschast die Rednertribüne und brachte dem Könige Ludwig die dankende Huldi- gung der Küustlerschaft dar. Nach dem Schluffe der Red« sang der Sängerchor da» Walhalla-Lied. Die Künstler legte» Lorbeer-Kränze am Fuße des Denkmal- nieder. Hieraus betrat der erste Bürger- Meister, vr. v. Wideumayer. die Rednertribüne uud dankte im Namen der Stad« dem großen Könige. Die ganze Versammlung sang daraus die bayerische König-Hymne, woraus unter Kanonen- donner und dem Geläute der Glocken aller Kirchen Kränze am Denkmal uiedergelegt wurden. Die erhebende Feier schloß Nach- mittags noch 1 Uhr mit dem Absingen der von dem Hofcapell- Meister Rheinberger compouirte» HuldigongShymne, woraus der Festzug sich auslöste. Lin englisches Matt über die Neichspostdampfer j Sie Münchener Jubiläumsfeier für König des Norddeutschen Lloyd nach Ostasien. In Sachen Mackenzie. * Durch die englischen Zeitungen acht eine Notiz, daß Mackenzie auf eine Anfrage Londoner Verleger hin erklärt hat. daß er die Verbreiter der ärztlichen Denkschrift von Berg mann, Gerhardt nnd Genossen in England durch die Gerichte zur Ausrechterhaltung seines RufeS bestrafen lasten wolle. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" äußert sich hierzu nachmals, indem sie die „wissenschaftliche" und „politische" Taktik, mit der Herr Mackenzie gegenüber den Gutachten der deutschen Aerzte verfährt, kennzeichnet. DaS gouvernementale Blatt citirt zunächst die oben skizzirte, durch die englische Presse lausende Notiz und schreibt dann: Herr Mackenzie hat sich wiederholt al- ein Mann dargestellt, welcher eS mit der Wahrheit leicht nimmt. Er leugnet Thatjachen ab oder entstellt sie, sobald da- Bedürfnis sich ihm ausdräagt, die Fehler, die er al» Arzt begangen hat, zu bemänteln oder seine deutschen College», die diele Fehler ansdeckteu, zu verdächtigen. Wir erinnern daran, daß im April d. I, als der hochselige Kaiser dem Erstickungstod« nahe war, Herr Mackenzie, wie nunmehr acteu mäßig sestgestellt ist, Professor von Bergmann brieflich und telegraphisch ersuchte, „so schnell al- möglich" nach Lharlottenburg zu kommen, da er. Mackenzie, „Schwierigkeiten" habe, die Canüle einzusetzen. Wenige Tag« später veröffentlichte der englische Arzt in verschiedenen Zeitungen eine Erklärung, io welcher er den Sachverhalt dahin entstellte, daß er Herrn v. Bergmann au» Rück sichten collegialischer Courtoisie nach Lharlottenburg gebeten Hab«. Noch vor Kurzem ha» Herr Mackenzie compromillirende Aeußerungen. welche er gegenüber holländischen und sranzösischen Publiciften und Gelehrten bezüglich der deutsche» Aerzte gemacht hatte, bestritten und ist von den betreffende» Ohrenzengeu überwiesen worden, kurzum, daß dem Worte Herrn Macken»,-'- nicht stet» getraut werden darf, ist eine wiederbolt erwiesene Thatsache. Die Eingang« erwähnte Notiz dient i»soser» zur Vervollständigung seine» Charakterbilder, als au» derselben gefolgert werden kan», daß e- Herrn Mackenzie vor der Oeffentlichkeit auch an demjenigen Grad vo» Muth mangelt, der al» ein- der elementarsten Requisite eine» Gentleman erachtet zu werden pflegt. Die dentschen Aerzte haben in ihrer kürzlich erschienene» Schrift «ine objektive Darstellung der Krankheit-gelchichte de» hochselige» Kaiser- Friedrich gegeben und damit «ine «flicht gegen dt, deutsch« von einem Paffagier geht dem „London and China Telegraph" felgender bemerkenswerthe Bericht zu: Gewisse Umstände veraulaßteu mich, auf einem der ueue» und speciell für diese Fahrt eingerichteten Schiffe zu fahren. Wir verlieben Hongkong am 20. März Abend» 7 Uhr und ankerten sicher in Genua am 16. April Abend», von wo e» noch 36 Stunde» nach London sind. Die» wurde erreicht, obgleich wir im Mittel meer schlechte- Wetter hatten uud nur mit kaum halber Krast fahre» konnten. Thatsächlich liefen wir durchschnittlich etwa 14V, Knoten, zuweilen etwas mehr. Sobald wir unter 13 hatten, wurde schon gemurrt, obwohl die vertragsmäßige Geschwindigkeit der P. und O.-Dampser nur 11 Knoten beträgt. In Port Said holten wir thatsächlich den P. und O.-Dampser „Kaisar-i-Hind". der die englische Post an Bord hatte und Schanghai nicht weniger al- acht Tage früher als die „Sachsen" verlassen hatte, ein; >m Mittelmeer überholten wir ihn bald vollends. DaS bedeutet also, daß die Pastagiere de» „Kaisar-i-Hind" ein höhere» Fahrgeld be zahlten, um so viele Tage länger aus See zu sein, wa- doch in dieser hastige» Zeit schwerlich der Wunsch der meisten Passagiere zwischen Indien und Ceylon sein wird. In Ceylon nahmen wir eia« erheb, liche Anzahl englischer Paffagiere aus. Einer derselben erzählte mir, daß er 800 Rupien bezahlt habe, statt 1100, die die „Peninsular uud Oriental-Eomp." verlangte. Natürlich ist Geschwindigkeit »icht Alle-, aber sie ist für viele ein wichtiger Puuct und wenn mau sie zu beu übrigen Annehmlichkeiten der deutsche» Postdompser hiuzurechuet, so scheint die Vereinigung solcher Vorzüge unwiderstehlich zn sein. Die „Sachsen" ist ein schöner Dampfer von 4600 Ton-. Ihr Salon, welcher sich rech» quer über da» Schiff erstreckt, ist nur zu üppig decorirt. Indeß haben alle oder soft alle P. und O. Dampser. welche Hongkong «nd Shanghai erreichen, die alten enge«, durch Sky-LightS erhellten Salon» mit Schlascabinen an beiden Seiten, woher bei schlechtem Wetter da» erbaulich« Gestöhn der S-ekrankea kommt. Ja dem Salon der „Sachsen" sind klein« Tische für Gesillichasten, und alle Stühle (nicht etwa mit Harle» Rücklehnen begab:) sind drehbar und haben zweierlei Sitz für warme« uud für kaltes Wetter. Der Salon ist ferner natürlich au-geftaitet mit einem hübschen Pianoforte u. s. w.; weniger selbstverständlich ist» daß ei» Apparat zur Einblasung frischer Lust in warmen Breiten und gewärmter Lust in kühle» Gegenden vorhanden ist. Da- Erstere ist wenigstens eine Neuigkeit. Der Salon ist brillant erleuchtet du ch elektrisches Licht, welche- die ganze Nacht unterhalten wird. Er herrscht keine unsinnige Bevormundung über daS Zubettegehen zu bestimmter Stunde. Wirklich war da- ganze Schiff ohne be- engende Vorschriften, nach denen die Passagiere ihr Thun und Lasten einznrichtea hätten. Die Damen haben einen eleganten Raum jür sich, obwohl sie niemals besonderen Gebrauch von demselbcn zu machen scheine». Viel benutzt dagegen ist ei» sehr bequeme», au genehme- Rauchzimmer mit Ledersesseln, elektrischem Licht u. s. w. ES stellt die aus den P. u. O.-Dampsera zum Verbringe» der Nach miltage üblichen kleinen Löcher tief in Schatten. Biel wichtiger als der LuxuS in den Salon- sind die Einrich tungen in de» Cajüten, wo viele Pastagiere in erzwungener Ruhe Tage und Nächte verbringen. Bon den Dampserliuien erster Elaste nach China ist die P. u. O.-Lomp. die einzige, welche wagt, mehr al- zwei Gäste in «tue Kammer zu packeu, ausgenommen natürlich Labiuen, die für Familien mit Kindern eingerichtet sind. In den Kammer» der „Sachsen" ist nur ei» Bett au jeder Seite, uud nicht etwa sind diese zwei Bette» übereinander. Und sicherlich verdienen die Bellen diesen Namen, da sie alle, wie in der zweiten Elaste, mit geflochtenen Drahtmatratzen ver sehen sind, anstatt mit plumpen und hinderlichen Strohiäckea Unter diesen bequemen Betten befinden sich Einrichtungen, ähnlich denen im Salon, durch welche bei heißem Wetter oder wenn die Fenster geschlossen sind, genügend srische Lust eingelaffen werden kann. Die Fenster bestehen au- runden Löchern, nicht au» großen viereckigen Fenstern, wie man sie aus alle» französischen Dampfern und aus einigen der besten Schiffe der P. und O. siebt. Diese Fenster sind ungewöhnlich groß. Sie sind all« mit Ventilatoren versehen, anstatt mit den veralteten unpraktischen Vorrichtungen Sie könne» trotz de» Svritzwasser» noch offen bleiben, während sie bei der frühere» Methode bei höherem Seegänge geschloffen werden mußten. Eia doppelter Waschtisch steht zwischen den beiden Belten. Und so brauchen sich schwächliche oder seekranke Reisende nicht mehr au» unsörmlichen Behältern daS Waschwasser herbetzuichleppen. da- stets nach Farbe roch. Auf den Schiffen de- Norddeutsche» Lloyd drückt man aus einen Knopf und da- Becken füllt sich mit klarem geruch losem Wasser; man zieht den Stöpsel heraus «nd das Wasser ver- schwindet. Thatsächlich ist da» Master in einem Behälter oberhalb der Cajüte enthalte». Es ist Vorkehrung gegen eine Ueberslmhung getroffen, denn wenn da» Becke» voll ist, so kann nicht» mehr zu- strömen. Jede Cajüte ist mit einer elektrischen Glocke und mit elektrischem Licht au-gestattet, welche- letztere zwischen Sonne». Ausgang und -Untergang jeden Augenblick entzündet und aus- gelöscht werden kann. Der Schlaflose kau» im Bene lesen; der Nervöse kann die ganze Nacht Licht haben; dabei ist kein« Gesahr zu besorgen uud keine Beschränkungen sind ouserleqt. Die Badeeinrich- tungea sind genau gleich denen aus den sranzösischeu und den besten P. und O.-Dampsern. Da ist die gewöhnlich« lange Wanne, i» welcher Seewasser durch Tanips erwärmt werden kann, und eine Douche zu Häupten. Aber aus deulschen Dampsschiffcn braucht man nicht «in Paar große Tücher aus der Cajüte Mitzubringeii. man wird vielmehr iw Bad« mit ausreichendem Türkisch-Tuch versorgt. Ebenso wenig bleibt da- Vad-ziinmer geschloffen, während da» Schiff vor Anker liegt, mit der Entschuldigung, daß „kein W -st.r" vorhanden sei. Durch Vorkoinmiiifie solcher Art wird der Eoi»jo:t der Paffagiere nicht gestört. Um SV, Uhr Morgen- wird Kaffee »der The« «tt Zwteback gereicht, », »ur der Passagier da« Gelrink Ludwig I. Wir ergänzen die bisherigen Mitthrilungen über die „Centenarseier" für König Ludwig!, von Bayern durch die folgenden specielleren Berichte, welche wir zum Theil der „Allgemeinen Zeitung" entnehmen und die unS zum Theil durch da» Wolfs'scve Bureau zugehen: * München. 30. Juli. Der »weite Festtag der Leu teaarseier wurde durch feierliches Glockengeiänte und Musik vou den Kirchthürmea eiugeleitet. Herrlichste Witterung gestattrte den Gästen zu früher Morgenstunde die Promenade durch die geschmückten Straßen. In de» oberen Llaffea der Volksschule» fand Vormittag- 8 Uhr nach vorauSgegongenem gemeinichastlichen Besuch der Psarr- gotiesdieuste ein Gedächtnißact statt, wobei die Schulvorstände, bezw. Oberlehrer Gedächtnißreden hielten und da- Grcis'sch« LudwigS-Lied gesungen wurde. Um halb 0 Uhr öffneten sich die Pforten einer der schönsten Schöpsungen de- geseierten König», der St. BonisociuS- kirche, zu einem HuIdigungSact und Gottesdienst. Zum linken Schiff der Kirche hatte das Publicum Zutritt, da- rechte Schiff, an dessen Südeude der Sarkophag über der Grust wrilaud Sr. Maj. König Ludwig'- 1. vou Bayern sich erhebt, war für den königlich:» Hof adgesperrt. DaS Mittelschiff uahm die königlichen Slaotsminister an der Spitze vieler Hunderte vou Staatsbeamte», Oisicieren, Gemeindevertretero, sowie die Ehrengäste und Deputalionca der beiden Kammern drS Landtags aus. Nach 9 Uhr erfolgte die An sahct aller hier weilende» königlichen Prinzen und Prinzessinnen, sowie der königlichen Hoheiten Fra» Herzogin Adelgunde vo» Modena und de- Herzog- Karl Theodor. (Herzog Karl Theodor'» Equipage scheute bei der Anfahrt; der Herzog war genöthigt, an« dem Wagen zu tpringen; die Bedienung wurde vom Sitze geschleudert, ohne Schaden zu nehmen.) Um 9V« Uhr fuhr Se. k. Hoheit der Prinz- Regent. wie bereit» die Prinzen ond Prinzessinnen, von begeisterten Hochrufen empsangen, vor drm Portal an und wurde, während daS Musikcorp» einer Ehrenwache de» Jnsaaterie-Leib-Regimeni» die Nationalhymne spielte, von dem Abt uud Convent de» Benediktiner ftistS empsangen. In feierlichem Zuge beaabea sich die höchsten Herrschaften in da» Innere der Kirche ans Plätze in der Nähe de- Sarkophag». Se. k. Hoheit der Prinz-Regent eröffnet« die Hul digung mit dem Niederlegea eine« herrlichen Danke»- und Ehrrnlranze», woraus alle königl. Prinzen und Prinzeisinnen die gleiche Huldigung dar brachten und einem mindestens 250 Führer zählenden Zuge der Zu tritt gestattet wurde, welche sämmtlich die reichsten Kranzspenden dem Sarkophag übergaben; mit der oificiellru Welt, zu welcher sich drr päpstliche NuniiuS uud der Erzbischof gesellt hatte, bemerkten wir die Ehrengäste, Vertreter und Vertreterinnen vieler klösterlicher Stifte, Vertreter der protestantischen und israelitische» Gemeinde, Depntationeu der Studentenschaft, öffentlicher nud privater Körper schäfte». Der griechische Gesandte überreichte einen silberne» Lorbeer kranz mit drr Widmung (in griechischer Sprache): „Dem wahren und großen Freunde", der Bürgermeister Athens einen solchen mit der Widmung (in gricch scher Sprache): „Da» Bolk der Athener Ludwig I„ König dcr Bayern, in Anerkennung seinr» Edelsinne»". In riesiger Dimension erbeben sich die blumenreichen HuldigungS- beweise in der Basilika. Ein überaus weihevoller Gottesdienst be schloß den festlichen Kirchenbesuch nach II Uhr. Vor der Abfahrt schritt drr Piinz Neäent die Ehrcncompagnie ab. Erneute Hockruse begleiteten die Rückfahrt in die Residenz. — Ja seierlichster Weise wurden auch FcftgotteSSienste in der protestantischen MatthänS-Kirche und in der Synagoge abgehaltrn. Der zweite Tag der Centeuarseier schloß mit dem Bavaria-Fest aus der Theresienwiese — einer Ovation für dea gestierten Fürsten, wie München noch kaum eine großartigere gesehen. Schon im Verlause de» Abend- hatte» sich aus der Theresienwiese Tausende und Tausende gelagert, später lüllicn sich die Tribünen, zuletzt die der Ehrengäste mit de» Mitgliedern der städtischen Collegien und Behörden. Im KönigSzelt erschienen kurz vor halb 9 Uhr die Prinzen »nd Prinzessinnen de» königl. Hause-, wenige Minuten vor halb 9 Ubr fuhr der Pein,-Regent an, von tauscnb- sachea Hochrufen begrüßt. Die ganze Theresienwiese hatte sich mit einem Kops an Kops stehenden Publicum gestillt, doch konnte eine musterhafte Ordnung aulrccht erhalten werden; vielfach übte das Publicum selbst Justiz. Drr Abend war dem Unternehmen günstig; wohl zog eine schwarze Wolkenwand im Hintergründe der Bavaria empor, aber sie verlieh dem feurigen Schauspiel, da« sich nun abspielen sollte, nur eine »m so wirksamere Folie. Nachdem die Capellen eiuige Piecen gespielt und die vereinigten Männerchöre ihre Vorträge gehalten hatten, begann eS sich in der RuhmeSyalle gespenstig zu regen, und bald erstrahlte der herrlich« Ban in beugolischem und griechischem Lichte. Dea größte» Jubel aber er regte eS, als sich zu beiden Seiten der Ruhmeshalle recht« die Walhalla bei NegenSburg. link- die BesreiuagSballe bei Kelhrim, au» seuriqe» Linie» gebildet, vom Dnnkel abhob.' I» der Mitte zwischen Beiden erhob sich in stolzer Höhe daS Nationaldenkmal aus dem Riederwald, da- bis aus die Figuren im hellsten Lichte er- strahlte, kaum waren die feurige» Linien dieser prächtigen Bantea unter den klängen dcr „Wacht am Rhein" erloichen, als unter sortwähreiidcm Kanonendonner Hunderte von Raketen zu sckwindeluder Höhe sich erhoben, um dann in sarbcapräcktige Sterne oder in Sirahlenbüiidel zu zerstieben. Feuerräder trieben ihr neckische» Spiel — kurz, der Zauderipnk einer Hölle schien los gelösten zu sein. Während die Bavaria, da» Wahrzeichen Münchens, in sanstem Lichte erstrahlte, und nachdem ein aus den Prinz-Reqenleii auSgebrachtrS Hoch tausendfache» Widerhall geiunden, srtzte sich die ungeheure Menscheiiniaffr, die ihrer Beirieliguiiq mit dem schönen Schauspiel, da» un- die kyrolechnücke Kunst de» römischen Tech- nikeiS Liiigi Papi bescheret, wiederholt lauten Ausdruck gegeben, zalillo'e Lampion» tragend, gegen die Stabt in Bewegung, ond glnckl ck war Deijen-ge, wilcher sich aus dem furchtbaren »nv nicht uiiqeiahrlichea Gedränge bald m >ein Heim «der sonst in eia stille» Plätzchen gerettet hatte. Möge der Himmel dem morgigen Schluß der Feier »icht mrntger günstig sei»! Ueber da» bereit- telegraphisch erwähnte Unglück legentlich des FestzngeS meldet der Telegraph: ^ München, 31. Juli. Während de- FestzngeS, welcher um 12V, Uhr beendet war. durchbrachen in der Nähe des Krieg«. Ministeriums drei scheu werdende Eiephantea die FestzugSchaine. wobei niedrere Personen verunglückt sein solle»; eiue größere Panik wurde verhütet. * München, 31. Juki. Die Panik durch die scheu gewordenen Elephanten entstand, al» von drr linken Seite vom SiegeSlhor her ein laut dampsendcr dracheaortiger MaschiuengrwerkSwagea an drr orientalischen HandelSgruppe vorüberkam, deren vier Dromedare und acht Elepdanteu scheu wurden. Drei an HalS und Füßen sestgekettete Elephanten durchbrachen da» Znschauerspalier, wobei circa 20 Per sonen schwer verletzt wurden. Die Elephanten rannten bi- zum R-sidenzplotz, wo sie wieder eingesangeu uud weggesührt wurden. In der Ludwigstraße, Residenzstraße »nd Dienerftroße brocken mehrere leicht erbaute Tribüueu zusammen, wobei einige Personen leicht verletzt wurden. ' München, 31. Juli. H ute Nachmittag fand im alten Rath- hauSsaale da- Frstbanket statt, welchem der gelammte Hof, sowie die Spitzen der Milttair- und Civilbehörden beiwohnte». Die Lenlenarscier schloß mit einer glänzenden Illumination der Stadt. Di« Mitglieder de» königlichen Hause- wurden bei ihrer Ruodsahrl überall enthusiastisch begrüßt. — Soweit bis jetzt ossiciell bekannt, wurden bei dem Zwischenfall, welcher durch tchen gewordene Elephanten hervorgerusea ward» eine Person todtgetretea und acht vrrletzt. ' Ei» Privattelegramm meldet un»: * München, 1. August. Die Elephanten gerirthea qnr: durch da- Sladtcentrum auch in die Isarauen, bi- sie an ein kleines Hau- in der Baumstraße kamen, wo sie Thürstöcke mitrissen, Mauern und Herd und sämmttiche Einrichtungen demolirten. Um die Thiere heran» zu bringen, wußten die Mauern neben den Thürea auSgebcochen werde». Ueber Verletzungen schweren Grade» verlautet: Einem Mann in der Burgstraße wurden beide Füße von einem Elephanten abgetreten, zahlreiche Personen wurden von der Böschung de» Hostheater- hinabgestoßea und erlitten Arm- und Beinbrüche, in der Ludwigstraße wurde ein Kind im Gedränge tobt getreten, «in Herr starb ans demselben Platz: vor Schrrck am Schlagansall; ein Fräulein in der Fürstcnstraß: und eine Privatier« in der Neichenstrabe verschieden aut Sckrcck am Herzschlag. Von der SaniiätScolonue allein wurden 24 Ver- mundete in daS KrankenbauS gebracht. Die Elephanten erlebten früher einen LircuSbraad unk waren ieitdem sehr empfindlich gegen brandigen Geruch ond Rauch. DaS Pusten drr Straßrn- locomotive, trotz der Bitten der Wärter, ruhig zu bleiben, bis die Carawane vorüber sei, trieb die Elephanten in die Flucht. Die Nameu dcr bcdauernSwerlhen Opser sind noch »icht ermittelt, man besürchtet eiue größere Anzahl al» bi- jetzt bekauut. Vel vecchio's Kunstausstellung. Nach mehrwöchcnilicher Unterbrechung wird heute endlich durch Wirderrröffnung der „permaneutea Kunstausstellung" dea zahlreichen Kunstjreunde» unserer Stadt eia aur »»gern entbehrter Genuß wieder zu Theil. Nun, abgesehen davon, daß durch eine solche längere Entbehrung da- Genußbedürsniß und die Gennßsähigkeit fick naturgemäß steigern und verschärscn. kann man wohl sagcn, daß die Frist aus daS Beste dazu anSgcnutzt worden ist, de» Ausstellungsräumen wieder ein ebenso behagticheZ wie geschmack volle- Aussehen zu geben. Zur Farbe der Tapete ist cm Ro>h gewählt, aus dem sich die Boldrahmeu ond io diesen die Gemälde mit vortheilbaslester Lontrastwirkung herouSh^beu. Der vornehme stimmungsvolle Abschluß, der den Wänden durch die oben herum- lausendeii künstlichen Sluckstreisen gegeben ist» trägt seinerseits eben- fall» zn dieser harmonischen Wirkung wesentlich bei. Kurzum der Genuß, den die Betrachtung der Kunstwerke gewährt, ist in jeder Be- ziedung rin frischerer, als er rS vordem gewesen ist. Nicht un- wrsenttich iür die größere Fülle, womit jede» einzelne Kunftwrrk zur Wirkung kommt, ist jedoch unzweiselhast die weniger dichte Zu- lamniendröngung der Bilder an den Wänden. ES kann ja ohnedir- in Ausstellungen nie wirklich bi« zn der Vereinzelung der Knast, werke gegangen werden, welch« eigentlich uöthig ist, um jede gegen- fettige Schädigung zu vermeiden. ES kann diese Beeiaträchtiguuz so weit gehen, daß man zuweilen seiaea Augen »icht traut, wen» mau et» früher in einer Ausstellung gesehene» Bild später für sich allein in günstiger Umgebung zu selien bekommt und kaum glaubt wirklich dasselbe Kunstwerk vor sich zu haben. Hoffentlich wird diese Praxis de« weniger dichten Aushängen» der Bilder auch sür die Zukunit beibehallen. Wat die neu ausgestellten Bilder selbst betrifft, so muß man der glücklichen Auwahl und geglückten Zusammenstellung volle» Beijall spenden. AuS alle» Gebieten, vielleicht von der großru Historie ab- gesehen, begegnet man nur Vortrefflichem. Besonder» find dat Bildniß und da- Sittenbild dnrch lehr gute Leistungen verirrten, wa» um so erfreulicher ist, alt e» sich dabei zum nicht unwesentlichen T heile um Leipziger Nameu handelt. Eine genauere Bcsprechunl derselben möge >eboch demnächst besonder» erfolgen. Heute war c« aur wünschenSwerth. die Aufmerksamkeit überhaupt wieder aus die neueröffnete Ausstellung zu lenken. Adolf Wei-ke. Moden und Stoffnenheiten. (Nachdruck untersagt.) AuS der soeben erschienenen Nummer 3t der vou Theodor Martin herouSgegebenra „Wochenberichte der Leipziger Mona,»- ickrist sür Textilindustrie" (Verlag von Metzger. Witttg. Martin L Co. in Leipzig) ldeilr un« die Redaktion folgend n Auszug ihres neuesten ModeiibrrichtS mi«: Limousine nennen jetzt di« Franzosen ihre Phaniasiestoffe. Es giebt l,iwou» ne» <i't'4 n»S lüwonim«, ä'trieer; der eiue Fabrikant versteht unirr ihnen cheviot- artig« Gewebe, der andere seft« Kamwgarnstvffe. E- scheint säst.
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