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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-04
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1888
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Erscheint tL-llch früh 6'/, Uhr. Retartto« und Lrprätti», IohonneSgassr 8. Aprechkun-rn -er Urdaction: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Udr. Dir dt» Nka.,»« M»»uicn»t» »»cht sich >ü «Icht »rrdwtiitz. El««at«, »er snr tzie «S»ftf«I»ni»e Nu««er »efttmmtrn Inserate an W,«rnla,en bi» S Ntzr Nachmittag». auLann- untz-ri«ta,ru träh d»»'/,9Utzr. In dr« Filialen für Ins.-^nnahme: Ltt« Ule»«, Uuiversitätssttaße 1. Laut» Lösche, Kathartnenstr. 23 pan. «. Köntg»platz 7, nur di» '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A-o«neme«t»yrel» vierteljährlich 4V» Mk. iml. Briuaerloh» L NN., d»rch die Paß bezogr»6M1. Jede einzelne Rnannec ZO Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebührru kür Extrabeilage, (ia Tageblatt-Format aesalzl) ahne Postbesördernug 60 ML ' mit Pvstbrsorderuug 70 Mk. Inlerate 6gespaltme Petitzeile L0 Pf. Größere Schriften laat aus. Preisverzeichuiß. Tadrllarischrr a. Zifferusatz »ach höher« Tarif. Nertamen »ater dem NrdactioaSstrlch die Lgespalt. Zell« 50Ps.,vor denFamilieaaachricht«, die Kgespalteae Zeile 40 Pf. Jaseraie sind stet« au di- »rprditl«« »» sende». — Rabatt wird uicht gegeben. Zahlung prnouuworanäo oder durch Post» uachnahme. ^ir L17. Sonnabend dm 4. August 1888. 82. Jahrgang. Zur gMigkn Veachlung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag» den S. August, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpeältlon Ü68 I-elp/lrer l'axedlrtttes. Amtlicher Theil. vrliinnlmachllag. Die Ausführung der Ttelnmetzarbettea für 1) da« RetortenhauS und für den Kohlenschuppeu, 2) da« ReinigunttS- und Regenerirgebäude, sowie für da« TheervorrathSbasfia bei dem Erweiterungsbau der ll. Gasanstalt soll in Accord verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II. in Connewitz ouS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werben. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: «ick ll RetortenhauS rc. Steininetzarbettrn, «ick 2) StetnigunaSgebäude rc. Steiumetzarbeiteo für die ll. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur des NathrS, NalhhauS, 1. Etage, und zwar bis zum Montag, den RS. August d. I., Nachmittags S Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere da» Recht vor» sämmlliche Offerten abzulehnen. Leipzig, am 2. August >888. De» Rath» der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Hasan-alt II. Leiprig-Lonntioitz. Osenbrnch, Ehamotte« und Retortenstückke, ebenso Flugasche und zur FehlbodenauSfüllc unv zur Wcgeherstrllung: Schlacke werden billigst abgegeben. Vckaniltmachung. Sonnabend, den ck. diese» Monats, soll mit der Herstellung einer Robrverbmvung auf der Kreuzung der Humboldt- unv Löhrjtraße begonnen werben. Zu diesem Zwecke wird von dem angegebenen Tage ab die Lumboldtstraße von der Nord- bi- zur Psiisfenborser Slraße und die Löhrstraste von der steil» bl» zur Uferstraße aus etwa s Tage für den gesammteu Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 2. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 5852. Or. Georgi. Hennig. Vckamltmachung. Die Anlieferung von ILO Stock granitnen Einsallsteinen mit rundem Deckel zn Straßen,,cdrnschleusen (Dresdner Muster) sollrn an einen Unternehmer in Accord verdungen werben. Di« Bedingungen und ein Probestück für diese Lieferung liegen bei unserer Tiefbau-Verwaltung, Nathbau», 2. Ober geschoß. Zimmer Nr. 14. au» unv können daselbst eingesehen bez. besichtigt, auch erstere gegen Entrichtung der Gebühren entliominen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Lieferung von Schleusen Einfall-Ttetnen" versehen ebendaselbst unv zwar bi» zum 13. August 1888, Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Ralh behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 28. Juli 1888. De» Rath» der Stadt Leipzig Ib. 8178. Straßenbau-Deputation. Vekanntmachung. Di« Herstellung einer Schleußt lll. C>. in der wegen Er bauung der Markthalle zu verlängernde» Brüverstraßc soll an einen Unteruelnner in Accord vrrvungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathbau», 2. Etage, Zimmer Nr. >4, au» und können daselbst eingesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sinv versiegelt und mit der Aufschrift Schlru-e in der verlängerten Drüderstraste versehen ebendaselbst unv zwar dl» zum 15. August er. Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulrhnen. Leipzig, den 31. Juli 1888. De» Rath» der Stadt Leipzig Id SlSO. Straßenhau-Drpntation. Vekanntmachuiig. Der 2. hiesige Vieh» und Krnmmart« findet stall Lirnsta« den 4. «nd vtit>»,ch de» L. Se»te«der diese« Jahre». Racksichtlich de« Birbmarktes bewendet r« bei de» biSbertgen Eiueichiung,,; dagegen ist bezüglich de» -rommarkte» zur Kenntlich der veiheiliyien ,u bringen, daß der bisherige Vndenaefteller diese» Geschäft aufgkgrße« Hai und daher jeder Mirkifi raut an den neuen Unternehmer Herrn Heilbrunner in Anaer-Lratten» d»rf verwiese» wird. Herr Markidepulirler Wilhelm sock, Markt 8 hier, uud di« Gemeinde-Verwaltung stad bereit, aus etwaige Aasrage» wettere Auskunft zu rriheile«. ktnde»«». d«, ». August 1888. Der Gemeinderattz. Oueck, Gem.Lorftaud. Vekallnlnmihllng. Die zum Bau einer Brücke über die Elster bei Möckern erforderlichen Zimmerarbeiten ollen an einen Unternehmer in Accorv vergeben werden. Die Bedingungen unv Zeichnungen für diese Arbeiten liegen bei unserer Ticsbau-Berwallung, RalhbauS, 2 Ober geschoß, Zimmer Nr. 14, au» und können vasclbst eingesehen resp. gegen Entrichtung der Gebühre» enknommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt unv wir ker Ausschrift „Bau der Vlsterbrücke bei Möckern" versehen ebenonseibst unv zwar di» zum 10. August d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Ruth behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 26. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 3l6S. 1)r. Tröndiln. Kretschmer. Ausschreibung^ Für den Neubau de» FonenvehrdopotS an der Schenken- dorsstraße sollen die Glaser-, Tischler-, Schlosser-, GaSlcitunqS- und LVafferleikungS Arbeite» in öffentlicher Submission vergeben werden. Die Unterlagen für die einzelnen Arbeiten sind aus unserem Bauamle, Hvihbauverwalluiig, RalhbauS, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen Zahlung von je 50 -s zu entnehmen und bi» zum 13. August VS. I»., ^Nachmittag» 5 Uhr eben daselbst versiegelt und niit entsprechender Aufschrift versehen wieder abzugeben. Tic Auswahl unter den Bewerbern und die Ablehnung sämmtlichcr Gebote behalten wir un» vor. Leipzig, den 30. Juli 1888. DeS NathS der Stadt Leipzig Id 3266. Bau Deputation. Die Inhaber der al» verloren, vernichtet oder sonst als abbanvcn gekommen angezc-gten Psanvscheine b-It. V 46 051. 99 99t. lät. W 7847, 16 366, 23 231, 26 865, 28 783, 35 981. 42 942, 52 547. 54 642, 56 019, 62 328. 64 129, 65 802, 69 793, 75 725, 80 269. 94 775. bäb. X 10 031, 15 636. 18 184, 18 l88, 18 189, 22 321, 22592, 23 939, 23 943, 23 973, 31 929, 31 930, 32 808, 32 853. 32 854. 33 502. 38631, 41 289, 41 290, 46 591, 47 327, 50 422. 57 288. 58 134. 64 263, 67 658, 67 659, 69 929. 76 612. 76 703 werden hierdurch ausgesordert, sich damit unverzüglich »nd längsten« bi» zum Ablauf von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerktcil Verfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu mclben. um ihr Recht daran zu beweise» okcr dieselben gegen Belohnung znrückziigeben, widriaeufallS der Leikhaus-Ordiiilng gemäß den Anzeigern die Psäuvcr nuS- gelieserl und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen An sprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 2. August l888. Die Verwaltung deS Leihhauses und der Sparkasse. Das Unterzeichnete Regiment Hit die iäqliche Lieferung einer gröfi ren Menge Bockwaaren — Dreterbröbchen, Semmeln, Franz, brödchen, Strumpsiohlen und Brod — zu vergeben. Die Bedingungen, unter denen die Lieferung vergeben werden wird, sind im Bureau de« TonIuni-DereinS — Kaserne Pleißenburg, Westslügel ö, Zimmer 182 — srüh von 8—12 Uhr einzuseheii uud sind daraus Angebote ebendaselbst abzugeben. König!. Lachs. 8. Inf.-Ngt. ,.Pr>», Johann Georg" Nr. 1V7. Zwangsversteigerung. J»i Wege der Zwangsvollstreckung sollen die im Grundbuche von Eilendurg Band XII, Blatt 432 und Band XV, Blatt 529 aus den Namen de» Oekonomen Franz Anguü Viuckel in Eilenbmg eingetragenen, in Eilendurg und in den Flur n ltilcnbmg, Ellen- burg-Kü victiau und Sproita belegenen Grundstücke: I. Besitzung in Etteiiburg, Kültzichnuerstraße 2l, Gebäudelieuer« rolle 30, Grundsteuermutterrolle ll, 362 und walzendes Grundstück, zusammen 73 nr 50 gm, verzeichnet Band XU, Blatt 432 des Grundbuchs: II. Besitzung in Eilendurg, Kültzschouerstrnße 4, GcbSudesteiie» rolle 14, Grundsteuermutterrolle II, 362 und walzende Grund stücke von zusammen 45 Ii» 89 »r 10 gm, verzeichnet Band XV, Blatt 529 des Grundbuch-, am 11. Vrtobrr 1888, Vormittag« 10 Uhr vor dem unterzeichneien Gericht — an Gerichl-stelle — Zimmer Nr. 4 versteigert werde». Tie G> i,ndstücke sind mit 797,43 ^ Reinertrag und einer Fläche von 46,6260 üd zur Grundsteuer, mit 536 Nutznngswerlh zur Gebäudefteuer veranlag». Auszüge aus der Steuer, olle, beglaubigte Abschrisien der Grundkuchdläiter, etwaige Abschätzungen und andere die Grundstücke betreffende Nackweisungen, sowie besondere Kauf- bedinguiigen können »n der Gerichtsjchreiberei Zimmer Nr. 11 ein- geselie» werden. Das Uitheil über die Ertheilung des Zuschlag- wnd am 17. October 1888, BormittagS 10 Uhc an Genchisstelle Zimmer Nr. 3 verkündet werden. Eilendurg, den 13. Juli 1838. --»iglichrS Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Die Laiserreise und der mitteleuropäische Fric-cnsbund. Kaum ist Kaiser Wilbclm in V,e deutsche Heunath zurück- aekehrt, so wervcu bereit» vie Vorbereitungen zur Reise nach Wien unv nach Nom getroffen, und auch eiiie Zujanimenkunst mit der Königin von Euglanv taucht am politischen Horizont aus. Ferner verlautet, daß sür bei, October ei» Besuch Kaiser Wilhelm'» in den veulscheu Re chSiaiiben und bei mehreren deutschin Fürstenhäusern in Aussicht genomineii sei. Es ist daraus zunächst die außerorveutliche Rührigkeit tc» junge» lhalkräflige» Monarch?» zu erkennen, ai» w scntlick tritt aber da- folgerichtige Strebe» »ach einem wohl erwogenen Ziel hervor. Was auch von einer übelwollenden Presse erdacht worden ist. um den unleugbar großen moralische» Erfolg der Meeressabrt Kaiser Wiihelm'S ;» schmälern und Bervächti- gungen auSzustreuen, welche bestimmt sind, Mißtrauen z» säe» und Verwirrung zu stifte», d,e vor aller Welt klar dal>rge»de» Tbatiacben lassen sich dadurch nicht beseitigen und persönliche Einvrllcke werven vuich Dluckerschwäize uichl veriv scht. Ter europäische Friede ist durch die Kaiscrsahit nach Pelerhvs nicht erschüttert, fondcrn befestigt worden — diese Wahrheit versucht Niemand ,n Europa, mag er ein« Nation oder einer Partei angehvrcn, welcher er wolle, zu bestreiten. Selbst der „Standard", der dabei bleibt, daß ein zukünftiges Büudniß zwischen Frankreich und Rußland durch kcnie Staatskunst ver hindert werden könne, gesteht ru, daß der Krieg anscheinend hinauSgeschoben fei, aber nur für Die, welche glaubten, daß er vor der Tkürc stehe. Eine solche Art und Weise, die Be deutung der Kaiserreise herabzusetzcu, richtet sich selbst und kann auch nicht mißverstanden werden. ES lohnt nicht der Mühe, darauf genauer eiuzugehen. Wichtiger ist e». die Wirkung zu beobachten, Welche die Kaisersabrt auf iiuscre Verbündeten gemacht hat, und diese Beobachtung führt zu dem Ergebniß, daß die Zuversicht aus die Erhaltung de» Frieden» bei ihnen gestärkt worden ist. Ta» „Wiener Fremdeublatt" sagt, daß e» in Peterhof zu leinen bestimmten Abmachungen über internationale Fragen gekommen ist; damit ist nur bewiese», daß man i» Wien gcnau über Da» unterrichtet ist, was in Pcterhos berathcn und besprochen worden ist. Zu festen Abmachungen be züglich der bulgarischen Frage würde da» Einverständniß Oesterreich-Ungarn» gehöre»; wenn also etwa» erreicht worden ist, so kann e» nur die Uebereiiistimmuug der Kaiser Wilhelm und Alexander über Vorschläge sein, welche der Regierung von Oesterreich-Ungarn zu machen sind. Derartige Vorschläge sind im Laufe der letzten drei Jahre häufig gemacht worden, ohne daß sie zur Einigung Rußlands und Oesterreich- Ungarns geführt haben; wenn also ein neuer Vorschlag Erfolg haben soll, so muß er sich dem österreichischen Stantpunct mehr nähern al» die bisherigen. Und es fehlt nicht an Anzeichen, daß Rußland demnächst mit annehmbareren Vorschlägen zur Lösung ker bulgarische» Frage bervortretrn wird, al» von ihm bisher gemacht wurden. Die Stellung des Prinzen Ferdinand ist durch die Kaiserbegegnung in Peterhof, offenbar nickt befestigt worden, im Gegentheil ist vorher noch nie mit gleicher Sicherheit aus seinen baldigen Sturz vorbereitet worden. Wenn er auf seine »»haltbare Stellung au» eignem Antriebe Verzicht leistete, so wäre da» offenbar die einfachste und beste Lösung der vorhandene» Schwierigkeiten, erst dann würden weitere Vorschläge Rußlands der Erwägung der österreichischen Regierung unterbreitet werden können. Bi» dahin werden sich also die Feinde eine» geordneten und be seitigten Besitzstände» in Europa in Geduld fassen müsse», ohne sich durch die Verzögerung der Sache, wie sie die Ler- häitnisse mit sich bringen ^ zu voreiligen Schlüffe» treiben zu lassen. Auch die Reise nach Wien, welche Anfang October zur Ausführung gelangen dürfte, wird dem Schicksal der Miß deutung nicht eutgeben, wie sie auch der Reife nach Peterhof widerfahren ist. E» sind zu viele Kräfte an der Arbeit, welchen die Politik deS Friedens und der diplomatischen Aus gleichung bestehender Gegensätze ein Dorn im Auge ist, alS daß nicht der Versuch gemacht werden sollte, hei diesem Anlaß die zwischen Rußland unv Ocsterreick-Nngarn bestehende Kluft zu erweitern. Einstweilen hat Kaiser Alexander sich überzeugen muffen, daß die Personen, weiche sich bemühten, Zwietracht zwischen Rußland und Deutschland zu säen, nicht >ui Interesse Rußlands, sondern im französischen Interesse thätig waren, er hat auch richtig erkannt, daß Entschließungen im Suiue dieser Ohrenbläser nur zum Schaden Rußlands auSschlage» konnten. Durch solche Erfahrungen belehrt, wird Kaiser Alexander gleichen Einflüssen in Zukunft weniger zugänglich sei», und schon dadurch wird die Arbeit der Ränkeschmiede wcsenttich erschwert. In Oesterreich braucht man sich bloS der aus da« Büudniß mit Deutschland bezüglichen Stelle der Thronrede vom 25. Juni zu erinnern, um zu wissen, daß Oesterreich verpflichtende Abmachungen über die Negierung de» Landes hin weg nicht getroffen sein könne», denn daS deutsch-österreichische Büudniß ist in dieser Thronrede als eine Grundlage bcö europäischen Gleichgewichts bezeichnet, an welcher Kaiser Wil helm in deutscher Treue sesthalten will. Daraus erhellt, daß eine sreuudschaslliche Annäherung DeuiscklanbS an Rußland niemals aus Kosten österreichisch-ungarischer Interessen unv binter dem Rücken Oesterreich-Ungarns, sondern nur im vollsten Einverständniß zwischen beiden Verbündeten geschehen kan». E» versteht sich von selbst, baß Kaiser Franz Joseph und Gras Kalnoky schon heule über alle Oesterreich-Ungar» betreffenden Unterredungen in Peterhof aus da» Genaueste unterrichtet sind, aber die persönliche Aussprache deS deutschen »nd öster- reicknschen Kaiser» wirv diese Kennlniß in willkommener Weise ergänzen. AuS Rom wird gemeldet, daß der Papst dem Besuche Kaiser Wilhelm'- in der italienischen Hauptstadt mit einer gewisse» Beklemmung entgegensetze, und daß es diplomatischer Schritte de» Gesandten beim päpstlichen Stuhl v Schlözer bei dessen Anwesenheit in Wien bedurft hätte, um diese Be klemmungen zu beseitigen. Diesen Ausstreuungen können wir keinen Glauben beiinessen, weil Papst Leo XIII. ei» viel zu guter Diplomat ist, um glauben zu können, daß Kaiser Wil helm aus Nücksicbt auf den Papst eine» Besuch bei seinem Ver bündeten König Humbcrl ausgcben werde. Auch als Kron prinz Friedrich Wilhelm, der nachherige Kaiser Friedrich, im Jahre 1884 in Nom war, hinderten ihn seine sreundschafl- lichen Beziehungen zu König Humbert nicht, dem Papste eine» Bcsucli abzustatteu, und so ist denn auch als sicher anzunehme», daß Kaiser Wilhelm bei den guten Beziehungen, in welchen er zu Leo XIII. steht, bei seiner Anwesenheit in Nom den Papst aussucken wird. Die Monate August uud September werden hauptsächlich militairiscveu Zwecken gewidmet sein, cS werden Veränderungen in der Bewaffnung und in den Exercitien eintreten, weiche wobt zum Tbcil mit den persönlichen Eindrücken Kaiser Wll- helm'S in Krasnoje-Selo zusaiumcnbängcn, da»» aber wird die Reise nach W>e» und Rom ersolgcn und dadurch alle» müßigen Erfindungen einer übelwollende» oder gesinnungslose» Presse ein Ziel gesetzt werke». Der persönliche Gedanken austausch der hohen Verbündeten ist jevensallS der geeignetste Weg, um über alle vorliegende Frage» von politischer Be deutung zur Klarheit und zum Einverständniß zu ge langen. Dieser Weg ist seit längerer Zeit mit Er folg beschrillen worben, die Fürstenbegegnungen haben sich im Laufe der letzten zehn Jabre sehr vermehrt, und wenn sie auch nicht alle Meinungsv-rschieveiibeileu ausgeglichen babe». so babe» sie doch der S>:cbe deS Femre,-» schätzbare Dienste envicir». Daß die Beziehungen Rußlands und Ocsterreich- llngarnS besonders schwieriger Natur sind, ist bekannt, und beSbalb reichten auch die Zusammenkünste der Kaiser Alexander und Franz Joies in Lk>e^i>eirice und Kren.sier nicht hin, um ein völlig ungetrübtes freundschaftliche« Verhältniß zwischen beiden Nachbarreiche» zu schassen, aber auch diese Begegnungen haben unzweisclhaft dazu beigelragen, die Beziehungen beiker Reiche zu einander zu verbessern und die Gefahr eine» Kriege» in größere Ferne zu rücken. Ob die nächste Zukunft die Lösung dieser Schwierigkeiten bringen wird, bleibt dahin gestellt, jedenfalls darf aus beiden Seiten der gute Wille vorausgesetzt werven, einen beide Theile befriedigenden Aus gleich zu finden. * Leipzig, 4. Avgvst. * Wie seiner Zeit mitgetheilt worden, hat da» Kammer« gerichl »ach dem Ableben Kaiser Friedrich'» III. an Kaiser Wilhelm II. eine BeileidSadrcffe eingereicht. Auf dieselbe ist, wie gestern bereit» kurz erwähnt, nun unterm 9. Juli vom Marmorpalai» auS folgende gnädige Antwort deS Kaiser» ergangen: „Dem Kammergcricht entbiete Ick sür die thkiliiahmSvollen Worte, welche dasselbe Mir aus Anlaß deS Tode» Meine» geliebten in Gott ruhenden Herrn VaterS gewidmet hat, Meinen Königlichen Dank. DaS daran geknüpfte Gelöbniß treuer Pflichterfüllung habe Ich mit Wohlgefallen entgegcngenommen und erwidere dasselbe mit der Versicherung, daß die Rechtspflege in Meinen Landen Meiner landesväterlichen Obhut alle Zeit gewiß sein darf. DaS erbetene Geschenk eines Bildnisses Meine» Hochseligen Herrn VaterS werde Ich dem Kammrrgericht alsbald zugehen lassen." * Aus einer Quelle, „welche über allen Zweifel erhaben ist", vernimmt das „Elsässer Journal", der Kaiser beab sichtige Anfang October in Straßburg einzutreffen. Nach anderweitigen Meldungen au» Straßburg wäre dort die An kunst deS Kaisers mit ziemlicher Sicberheit am 5. October zu erwarten. Soweit eS nicht ander- möglich ist, soll die innere Einrichtung deS Kaiserpalastes provisorisch und zwar bis zum 20. September hergcstellt werden. * In ganz Europa, besonder» aber in Wien macht der Besuch de» Kaiser» Wilhelm in Friedrich«rub be deutenden Eindruck. So schreibt daS leitende Wiener Blat^ die „Neue Freie Presse", in einem Artikel: Größere Ehren als dem Fürsten Bismarck sind einem europäischen Staaismanne »och niemals zu Theil geworden. Die höchsten Lrden, welche Monarchen zu vergeben haben, schmücken seine Brust, und er selbst hat in seiner berühnilen ReichstogSrede vom 6. Februar mit einer gewissen selbstbewutzlen Ironie gesagt: „Den gröfilen russischen Orden in Brillanten besitze ich schon löngst, sonst müßte ich ihn jetzt bekommen." Mehr aber noch als diese äußere» Auszeichnungen bedeutet die fast unbegrenzte Autorität, die er nicht blo« bei seinem Herrscher und bet seinem Volke, sondern bei allen Böllern und bei allen Regierungen genießt. Wo eS nicht die Bewunderung ist, dort bannt die Furche vor seiner Neberlegenheit die Geister, und der Name BiSmarck ist säst zu einem Synonym geworden für Macht, Glück und Ihalkrästigc Besonnenheit. Die außerordentlichste aller Ehren ober ist ihm bis gestern vorenthalten gewesen; der dritte der Fürsten au- den, Hohenzollernhause, denen er dient, hat sie ihm erwiesen. Wie zu einem Monarchen kam der junge Kaiser Wilhelm als Gast zu seinen, Minister, nachdem er die drei Besuche bei den Herrschern von Rußland, Schwitzen und Däne mark absolvirt hatte, und wie i» Petersburg, Stockholm und Kopcu- dagen, lie-, er sich in dem Waldbaus« von FriedrichSruh bewirthcn. Bon keinem Feuerwerk, keiner Parade und keiner Jlluniinalion de- richtet der Telegraph, aber ganz in dem Stile der höfischen Depeschen meldet er von einem Galadiner zu zwölf Gedecke», von scsttichen, Eiupsange und jubelnde» Ovationen. Es ist eine Thatsache, die einzig in ihrer Art ist. Auch zn dem kranken Fürsten Kaunitz kam einst Kaiser Joseph, und daß Herrscher während großer Jagden die Gasifreundschajt vornehmer Herren annehmen, ans deren Terrain die Jagden veranstaltet und abgehalten werden, ist nichts Seltene». Aber damit ist die Ehre, welche dem Fürsten Bismarck von dem Kaiser Wilhelm erwiesen worden, nicht zu vergleichen. Kein äußerer Nulnß hat den Kaiser nach FriedrichSruh geführt; er wollte die ganz exceptionclle Stellung, welche Fürst Bismarck uiiter den Siams- iiiünuern einniinmt, auch durch einen ganz excevtionellen Act kenn zeichnen, und er Ihat dies, indem er den Besuchen bei den nordischen Höfen den Besuch in FriedrichSruh unmittelbar anreihte Rein vjhchologisch betrachtet, ist dieser Besuch ein höchst merkwürdiges Creigniß, weiches nicht minder den Kaiser selbst als den Fürsten BiSmarck ehrt. Hoch ausgehäust ist seit ackuundzwanzig Jahren die Dankesschuld, welche die Dynastie der Hohenzolleru dem Eisernen Kanzler abzulrayen hat; der Enkel des greise» Patriarchen, welcher daS deutsche Kaisertbum erneuerte, ist sich dessen bewußt und säunit nicht, knapp noch -seiner Thronbesteigung vor oller Welt dafür Zeugniß abzulegen. Zugleich bestätigt er damit die Meinung, daß er ein Man» von selbstständigen Entschlüssen uud individueller Jnillalive ist, der nicht nach Brauch, Herkommen und Etikette, nach den, höfisch geregelten Verkehr zwischen Kaiser und Minister fragt, sondern seine eigenen Wege wandelt und den Impulsen seines eigenen Willens folgt. Er ruht nach den Eindrücken seiner vicl- bcwegicn Nordlandfahrt in der Walde-siille bei seinem Minister, und er darf sicher sein, durch eine solche Entschließung die Sympathie seine« Balte- zu wecken, da« sich in der Bewunderung des Fürsten Bismarck und in dem Bertrauen zu demselben mit ihm begegnet Fürst Bismarck ist der verläßliche Pfeiler des BündaisseS init Öcsterreich-Ungarn und mit Italien, er ist auch der Verbündete der National-Liberalen in dem Kampfe gegen die übergrcisenben reaclionairen Bestrebungen und Gelüste der Conservaliven und der Agrarier. Aber gerade weil dies der Fall ist, hat der Besuch des Kaisers Wilhelm m FriedrichSruh neben der persönlichen auch eine weittragende allgemeine Bedeutung; er ist ein neneS Zeichen der »nenlwegten Friedeaspolitik, an welcher Fürst Bismarck mit der Zustimmung des Kaiser» Wilhelm sestzuhaltea gesonnen ist. So hoch war nie rin Fürst gesürstel, eilirte der Kanzler nach dem Dichter in der ergreifenden Mitlheilung, die er dem deutschen Reichs- tage von dem Hwscheiden de» alten Kaiser» Wilhelm machte: so hoch geehrt, kann man variirend sagen, ward noch nie von seinem Monarchen ein Minister, wie Fürst Bismarck von dem jungen Kaiser Wilhelm, der auch durch die Fahrt zum Kanzler kuadthat, daß er sich in allen Stücken und insbesondere in dem Bertrauen zu dein großen S>aa-i»an»e als der Erbe seine» Großvater» betrachtet. » * » * Tic Einberufung eine» großen deutsch-öster reichischen Parteitage» wird in der deutschen Presse Oesterreichs gegenwärtig viel besprochen. Der Wunsch nach einem Paneitag ist eine Folge de» überall in den deutschen Wählerkreisen Oesterreich« austauchenden verlangen« nach Einigung der tculschen Pnrteisractionen. Wohl überschätzt i»a» im Allgemeinen den Werth der großen Parteitage. Der dcutsch-österreichlsche Parteitag im Jahre 1880 konnte nicht die kroheude Spallung der vereinigten Linken verhindern, ein Parteitag 1889 würde aller menschlichen Voraussicht nach gleichfalls nicht e» vermögen, die Gegensätze zwischen den deutsche» Fraktionen in Oesterreich zu Überdrücken. Noch erscheint da» gegenwärtige Entgegenkommen de» rechten und de- linke» Flügel» der Opposition zu schwach; Chlumetzky »nd seine Genossen wollen den, nationalen Standpunkt nicht so weit willfahren, al» cS die Herren vom deutschen Club gerne säben — umgekehrt aber ist bei den Mitgliedern de» deutschen Club» »och zu wenig Neigung Vorhände», die Oppo sition gegen die Regierung im „StaalSinteresse" opportmusttsch
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