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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-04
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1888
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472V zu fahren von dev Secessioniste» aber de» deutschen Tluh» ist vorläufig überhaupt noch keine Unterordnung zu erwarten; bei ihnen spielt der stark individuelle Drang eine zu große Rolle, der echt g-rmanische Zug jede- einzelnen Manne«, für sich selbst Partei zu spielen. E» ist traurig, sich vor ihnen verschließen und von einem Parteitag, der jetzt etwa stattsände, Klärung erwarten zu wollen. Die ganze DiScussioa über den öster reichischen Parteitag hat also vorerst kein wesentliche» In teresse; sie erhöht lediglich da» Behagen der deutschfeindliche» Kreise Oesterreich» über die Spaltung der Deutschen. Frei lich haben diese Gegner auch nicht sonderlich Grund, bei einer Umschau >m eigenen Lager vorzüglich erfreut zu sein. Ist doch die Mehrheit im österreichischen RcichSrath sich noch nicht einmal über die elementarischen Grundlagen ihre» eigenen Bestände» klar geworden. Zwischen Alt- und Jung« czechen tobt der Kamps aus» Neue, die Polen stehen den Czechen und Slowenen kühler al» je gegenüber, und da» Handelsgeschäft zwischen den Klerikalen und den Slawen detrefs» der Licchlenstein'schen Schulanträge ist noch immer nicht geregelt. Noch immer sind die mächtigen Unler- strvmungen in den slawischen Volk-kreisen Oesterreich» zu überwinden, welche, wie die freiheitlichen Deutschen, die Unter werfung der Schule unter die Kirche fürchten, eine Thatsache. die aus den bevorstehenden österreichischen Katholikentagen zu WarnSvors in Böhmen und zu Wien einen Hauptgegrnfland der Besprechungen bilden wird. * Eine feindselige Kundgebung, welche die feier liche Stimmung bei dem Empfange de« deutschen Kaiser» in Kopenhagen peinlich unterbrochen hat. findet in der dänischen Presse die verdiente Berurtheilung. Offenbar bandelte e» sich um die ebenso unüberlegte wie pöbelhafte Gehässigkeit eine» Janhagel», wie er in vielen Großstädten anzutreffen ist. Die Ausschreitungen sind nicht so roh und laut gewesen, wie einst der Empfang de» König« von Spanien, de» „roi ulan". in Pari»; aber immerhin lärmend genug, um von dem kaiserlichen Gaste de« dänischen Volke» bemerkt zu werden, und um so schwerer zu verur- lhcilen, al» selbst die persönliche Anwesenheit de» König» von Dänemark den deutschen Kaiser vor dem Versuche einer Beleidigung nicht schlitzte. Der Vorfall wird von dem liberalen dänischen Blatte „Politiken", wie folgt, geschildert: „Schon al» die Equipage der Königin sich zeigte, vernahm man «in deutliche» Zischen, welche- jedoch aulhörte, sobald man erfuhr, wer sich im Wagen befand. Die Königin wurde hieraus mit leb haftem Hurrah begrüß». Ter Kaiserwagen nöhert sich sehr langsam. Boa der eiserne^.Piorte erschallt Hurrah! und in da» Hurrahrusen mischt sich da» deutsche Hoch. Erst da, als der Wagen vor der englischen Kirche onlangt, lasten sich die Zischeoden hören. Die Boranstehenden, welche gesonnen scheinen, ihre loyalen Gefühle an den Lag zu legen, halten erstaunt taue, aber kaum hört man unter dem Gezische einzelne» nicht sehr durchdringende», aber doch leicht vernehmliche» Pfeifen, so nehmen die Hurrohrufe mit erneuter Stärke zn. Der deutsche Kaiser läßt sich von der Demonstration nicht stören, obwohl sie kaum seiner Aufmerksamkeit entgangen sein kann. Unbeweglich hält er seine Hand am Hute, während der dänische König seinen Gruß unterbricht und mit einem unruhigen fragenden Blick die Menge überschaut. Die ganze Demonstration dauerte kaum eine Minute an. Sie hiuterließ «ine» peinlichen Ein- druck aus da» Publicum, aber Keiner machte den Bersach, die De- moustrauteu zu ergreifen." Mit Recht sagt da« genannte Blatt, daß die kindische Un gezogenheit den Dänen die Schamröthe in da« Antlitz treiben müsse» daß man aber die Rohheit Einzelner nicht der ganzen Nation zur Last legen werde, und fährt dann fort: „Der deutsche Kaiser hat mit ruhiger Würde eine Demon stration überhört, die mit Recht seinem Gesicht weder ein Lächeln, noch eine Miene de» Zorn» oder der Verachtung entlockte. Die dänisch« Polizei hat die Angelegenheit ebaalo kaltblütig behandelt und dle Stümper lausen lasten... Der gestrige vereinzelte Fall deutet tudeß an, daß die Di-ciplin in gewissen Punkten einer Schärfung bedarf. E» ist unsere Ueberzeugung, da» beschämende Lehrgeld, welche» Kopenhagen gestern in Grönningen gegeben, wird nicht für »ine Bevölkerung verloren sein, welche stet» den Zusammenhang der eigenen Ehre mit derjenigen ihrer Stadt empfand. Aber für den Kaiserbesuch wird ein Fall dieser Art bedeutungsvoll bleiben. Der deutsche Kaiser ist zwar jung, aber nicht so jung, daß er nicht weiß, daß e» Lümmel in ollen Ländern giebt." Kaiser Wilhelm steht zu hoch, bemerkt sehr treffend die „Vossische Zeitung", um einer solchen Scene einen Platz in seinem Gedächtnisse zu gewähren. Aber einzelne dänische Staatsmänner werden sich fragen dürsen, ob nickt ihr Ge bühren seit geraumer Zeit die Gehässigkeit der Feinde de» deutschen Reiches so weil angestachelt hat, daß sie glauben konnten, durch ihre Taktlosigkeit den Dank der Regierung zu gewinnen. Schon vor der Ankunst de» deutschen Kaiser» nahmen Blätter, welche dem dänischen Ministerium nahe stehen, nicht eben eine freundliche Haltung ein. Und Reden wie diejenigen de» Kriegsminister« Bahnson waren nicht geeignet, aus einen freundlichen Empfang des kaiserlichen Gaste» vorzubereiten. Der Zwischenfall reicht an den deutschen Kaiser nicht heran, sollte aber den dänischen Chauvinisten, welche da» Heft in Händen haben, zur Sclbstpriisung Anlaß geben. * Da» französische Budget für 1889 hat eine fatale Ähnlichkeit mit dem verschleierten Bilde zu Sai». E» birgt sich hinter ihm eine Wahrheit, deren Enthüllung den Priestern der FinanzweiSbeit mit dem Verderben droht, und doch können sie mit ihrer bisherige« Vogel-Straußpolitik auch nicht länger in« Blaue hincinwirtbschasten. Die Republik hat schlechte Wirthschaft getrieben, sie hat jahrau» jahrein erheblich größere Summen verausgabt, al» durch die Steuern wieder ein- gebrachl wurden; ein Finanzminister nach dem anderen hat an dem kranken Budget herumgedoctert, aber der Fehlbetrag blieb nicht nur, sondern wuchs trotz aller SanirungSbestre- bungen inehr und mehr an, bis eS jetzt nicht länger möglich ist. ihn niiler der Hand durchzuschleppen. Herstellung de» budgetairen Gleichgewichts ist nun schon seit Jahresfrist die Parole der Caöincte. unter gleichzeitiger grundsätzlicher Perhorrcscirung jedweder Sleuererhöhung ober Anleihcaus- nahme. Aus den gegenwärtig fließende» Einnahmequellen läßt sich nun aber auch beim redlichsten Willen kein Centime über den schon erreichten Ertrag herausschlagen — bleibt also nur noch al» einziger Ausweg die Ermäßigung der Ausgaben. Bi» hierher sind Theoretiker und Praktiker der sranzvsischen Budgetgebabrung durchaus einverstanden, nun aber kommt der kritische Augenblick. »Ersparnisse machen, ä Irr Hanno liouro", sagt jeder Ressortminister zu den parla mentarischen Finanzgrößen, die in der Budgetcommission ihres dornenvollen Amtes walten, — „aber nur nicht aus meine Unkosten". Der Kriegs- und Marincminister verlangen sogar noch Zuschüsse, jener von 29, dieser von 1ü Millionen, ihre College» aber betrachten jede Ersparnißzumulhung beinabe als Hoch- und LandeSverrath und drohen mit ihrem Rück tritte, wenn man länger mit solch unerhörte» Zumuthungen in sie dringt. So geschieht eS. daß die Regierung durch den Mund de» FinanzmiiiisterS zwar einmal über vaS andere Budgetersparnisie in Aussicht stellen läßt, während doch die College« de» letzteren wie Zerberusse ob der Inlegrität ibrer Specialdudget» Wachen und namens der ihrer Obhut onvertraulen heiligen Interessen erklären, nicht länger mehr mitthun zu wollen, wenn der Finanzminister fammt der Budgetcommission mit rauher Hand ihre Zirkel stören sollte. Woher unter diesen Umständen da» finanzielle Heil für die R publik kommen soll, ist einstweilen AmtS gehcimniß des Conscilpräsidenlen Floquet. Man erwartet von ibm, daß er Mittel und Wege aussorsche, daS Unmögliche möglich zu »lachen, und tröstet sich damit, daß ja lnS zum Wiederznsammentritt des Parlaments immerhin noch ei» paar Monate vergehe» werde». Herr Floquet seinerseits zögert, in den sauren Apfel einer nothgedriingene» Buvgetherabsetzung zu beißen, aus Furcht, der Republik vor ihre» zahlreichen Widersachern eine, vielleicht verbängnißvolle Blöße zu geben, und sristct sein Dasein al» Conseilpräsikent mit de» Empfin dlingen eines ManiieS, der da ahnt, daß sein in minislcriellen Eitenwandel nur »och eine kurze Spanne Zeit beschiede» sein dürste. * Tn fast gan» England find «ach telegraphischer Mit theilung durch anhaltenden starken Regen verheerende lieber» schwemmungen eingetreten, welche stellenweise die Ernte gänzlich vernichtet haben. In London selbst stehen die östlichen Stadttheile unweit der Dock», welche größtentbeil« von der ärmeren Bevölkerung bewohnt sind, unter Wasser, wodurch große» Elend verursacht worden ist. Die heftigen Regengüsse der letzten Tage hinderten sogar theilwrise den Eisenbahn verkehr. Besonders hoch stand da» Wasser in Croydon und Forest Hill, wo mehrere AbzugScanäle geborsten waren und die Straßen ein flußähnIicheS Aussehen hatten. Zn Uorkshire hat der Regen solche Verheerungen angerichtet, daß eine völlige Mißernte zu befürchten steht, fall» nicht bald trockene Witterung eintritt. Im nördlichen Wale« sind die Flüsse Severn und Der weithin über ihre User getreten und ist namentlich viel Heu verdorben worden. DaS aus den Feldern noch liegende abgemähle Getreide ist meist verfault. * Die am Montag in QuccnStown eingetroffenen Dampfer haben weitere Nachrichten über die in Port au Prince, Hayti, am 4. und 7. Juli stattgehabten FeuerSbrünste. deren Ursache Brandstiftung war. überbracht. DaS erste Feuer entstand im oberen Stockwerk de» Abgeordnetenhauses, al» dasselbe eine Sitzung hatte. E» wehte zur Zeit «ine starke Brise und da« ParlamentSgebäude, da» Departement de» Innern, de» Krieges, die protestantische Episkopalkirche und andere Gebäude wurden eingeäschert. Zehn Per sonen kamen dabei um» Leben und wurden unter den Trümmern begraben. Zwei Ausrührer, welche versuchten, ein andere» Stadtviertel in Brand zu stecken, wurden er schossen. Die zweite große FcuerSbrunst entstand in dem Privatbause de» ZustizministerS. Die Flammen hielten erst inne, al» sie den Bezirk erreichten, wo da» erste Feuer ge- wüthet hatte und sie keine weitere Nahrung fanden. Ein Fünftel von Port au Prince liegt in Asche. Die Brand stifter haben, wie allgemein angenommen wird, Petroleum zur Ausführung ihre» Vorhaben» benutzt. Die englische und französische Botschaft werden von französischen Marine matrosen bewacht. Viele Schisse, welche Waaren nach Port au Prince gebracht haben, sind zurückgesahren, ohne ihre Ladung gelöscht zu haben. Die Vertreter der fremden Mächte stehen in Gefahr, ermordet zu werden, und die Ausrührer verüben olle möglichen Gewaltthaten an Ausländern, die aus der Insel wohnen. * In der in Nordaustralien bclcgenen Ansiedelung Normanton trug sich eine entsetzliche Mordthat zu. Am Abend de» 14. Juni wurde im Lager der Malayen ein Fest gefeiert, al» plötzlich einer derselben einen Dolch ergriff und j drei Weiße, Joyn Fitzgerald, Christian Uleriga und I. H. k DaviS, ermordete. Die unglücklichen Opfer wurden furcht- ? bar verstümmelt und ihnen der Kopf fast vom Rumpfe qe- s trennt. Die Aufregung der Einwohner wurde groß. <vie > hielten ein Entrüstungsmeeting und ersuchten die Regierung, sofort alle Ausländer aus dem Lande zu weisen. Nach Schluß der Versammlung wurde da» malayische Lager er stürmt» wobei 18 Häuser dem Erdboden gleich gemacht wurden. Marine.* * Wilhelmshaven. 2. August. Da» jetzt au» den Kreuzersregatten „Stein". „Moltke", „Gneisenau" und „Prinz Adalbert" bestehende Schulgeschwader unter Contre- Avmiral von Kall wird demnächst eine andere Zusammen setzung erfahren. Das Flaggschiff „Stein" und die Fregatte „Prinz Adalbert", welche mehrere Jahre hindurch dem Schul- gesckwader angehört haben und unausgesetzt im Dienst waren, bedürfen der Reparatur und scheiden aus dem Geschwader- Verband aus. „Prinz Adalbert" erhält überdies neue Kessel. An Stelle der Fregatte „Stein" tritt die Kreuzersregatte „Stosch" al- Flaggschiff, welche bereits, al» sie noch im Ver band des ostasialiscben Geschwader» stand, als Flaggschiff sungirte, und für „Prinz Adalbert" tritt die neue Kreuzer- sregatte „Cbarlotte" in den Verband des SckulgeschwaderS. Beide Schiffe werden zur Zeit auf der hiesigen kaiserlichen Werft für ihre bevorstehende Indienststellung ausgerüstet; die „Stosch" siebt bereits unter voller Takelung. Die Kreuzerfregatte „Charlotte" ist ein völlig neues Schiff und hat bis jetzt noch keine Reise gemacht. Bekanntlich ist diese Fregatte da» Tauskind Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Cbarlotte, Schwester unseres Kaiser», welch« da» Schiff selbst beim Stapellauf taufte, und ist. mit Ausnahme zu ProbesahrtSzwccken, noch nickt in Dienst gewesen. Die Emrangirung dieser neuesten Kreuzersregatte in den Verband deS Schulgcschwaders ist daher nicht ohne Interesse. Die .Charlotte" ist erheblich größer als die Schiffe der sogenannten Sloschclasse und bildet einen Schisfstyp für sich. Ihr Deplacement beträgt 336V Tonnen, die Maschinenstärke 3000 Pferdekräste. Die Armirung besteht aus 18 15 cm-Geschützen, die Besatzung auS 432 Mann, lieber die diesjährige Reise Le» SchulgeschwaderS ist noch nichts verlautet, doch dürfte sich das Programm desselben wesentlich dem vorjährigen anschließen. Die Kreuzercorvelte Victoria", welche seit dem Frühjatir unter dem Commando de» Corvetten-Capitains Frbr. v. Löwenstern zum Schutze der Nordseesischerei und Ausbildung eines TheileS de» Maschinen personals der Nocdseestation diente, wird jetzt abgerüstct und in einigen Tagen außer Dienst gestellt. * In dem von den österreichisch-ungarischen Dele gationen genehmigten Entwürfe für das gemeinsame Budget war auch eine Erhöhung der Zahl der Marine-Ofsiciere vorgesehen. Diese Erhöhung ist nunmehr durch die nöthigcn Ernennungen und Beförderungen bewirkt worden. Der Friedcnsstand deS See-Ossicieröcorps der k. k. Marine besteht danach gegenwärtig auS 1 Admiral. 2 Vice-Admiralen, 6 Contre Admiralen, 17 LinienschifsS-Capitains, 22Fregatten- CapitainS, 35 Corvctten-CapitainS. 120 Linienschiffs-Lieute nants erster Classe, KV Linienschiffs-Lieutenants zweiter Classe, 180 Linienschiffs-Fähnrichen und 180 Seecadetten und Sec- aspiranten. (Der entsprechende Stand des See-OfsicierScorpS der deutschen Kriegsmarine umfaßt 2 Bicc-Admirale, 5 Contre- Admirale, 30 Cavitaine zur Sec, 56 Corvelten-Capitaine, 57 Capitain-Lieutcnants erster Classe. 57 Capitain-Lieutenants zweiter Classe, 184 Lieutenants zur Sec, 143 Unter-LieutenantS zur See, 100 Seecadetten.) Der Kriegöstand des Ossicier- corpS der österreichischen Kriegsmarine ist vorgesehen mit 1 Admiral, 2 Vice-Admiralen, 6 Contre-Admiralen, 22 Linien schiffs-Capitains, 20 Fregatten - Capitains. 35 Corvetten- Capitains, 183 Linienschiffs-Lieutenants erster Classe, 00 Linien schiffs Lieutenants zweiter Classe, 257 Linienschiffs-Fähnrichen und 113 Seecadetten und Sceaspirantcn. * Bei den englischen F lottenmanövern wurde in den letzten Tagen die Blockade der an der irischen Küste ge legenen Bantry Bai und der Bucht von Ewilly fortgesetzt. Das elektrische Spählickt des Panzerschiffes „Northamplon", welches 4500 Lstrl. gekostet hat, bewährte sich nicht. Eine halbe Stunde lang wollte cs überhaupt nickt brennen. In dem Dunkel der Sonnabend-Nacht versuchte Admiral Fitzroy die Blockade der Swilly-Buckt zu drecken, jedoch vergeblich. Am Sonntag fand ein hitziges Gefecht zwischen den kort liegenden Geschwadern statt. Auch bei diesem Kampfe führten die theoretisch am Gestade angenommenen Forts die Ent scheidung zu Gunsten des VcrtheidigungSgesckwaderS auS. Man geht in der Vorsicht so weit, daß den großen Panzer schiffen streng verboten ist, au« den schweren Geschützen aus Torpedoboote zu feuern. Wohl nicht ohne Grund wird be fürchtet, daß diese dünnön Nußschalen durch die Platzpatronen ernstlich gefährdet werden könnten. * Kiel, 26. Juli. Die kürzlich zur Ausschreibung gelangten Erdarbeitcn sür den Bau des Nord-Ostsee-CanalS umfassen im Bezirke des BauamleS II (westliche Hälfte de» Canals) eine Strecke von 32,4 Kai Länge, und nicht, wie infolge eine» Schreib fehler» s. Z. berichtet, nur 20,8 km, und reichen, von der Elbe au» gemessen, von dem Puncte Kilometer 5,6 bi« Kilometer SS,00, dem Endpuucte diese» Bauamtsbezirk» (nicht nur bi- Kilometer 26.2). Die bedeutendste von der Canallinie durchschnittene Höhe, die Wasser scheide bei Grünthal lGröadal), fäll» also innerhalb der auSzuhebenden Strecke, und somit werden nach dem Zuschläge ungefähr drei Viertel der gelammten Erdarbeiten in einer Geiammt-Längenausdchnung von zwei Drittel de» Canal- auf den verschiedenen bezeichneten Strecken vergeben sein. Die Wasserscheide bei Grünthal ist ca. 30,» hoch, hier kreuzen die Bahn Neumünster-Heide und die Chaussee Jtzehoe-Heide den Canal, und werden durch «ine feste Brücke mit gcinaucrlen Userpseilern und eiserner Lagerconstruction überführt werden. Die lichte Höhe dieser Brücke über dem Wasserspiegel de» Canals ist nach einem ursprünglichen, bei Gelegenheit der feierlichen Grund steinlegung zur Ostseeschleuse de» Canals am 3. Juni v. I. kurze Zeit veröffentlicht gewesenen Projecte auf ca. 44 m veranschlagt worden, so daß beispielsweise unsere größten Kriegsschiffe mit ihrer hohen Bemastung unter einsachcr Streichung (Herablassen) der Topstenge (der obersten beweglichen Stenge der Masten) unter der Brücke passiren können. Die Brücke selbst sollte demnach ca. 50 m lichte Weite erhalten, die Chaussee und Eisenbahnlinie wird aus einem Damm an den Uebergang herangesübrt werden, lieber Einzelheiten diese» (wle noch manchen anderen Detail-) Projekt» der Bahn soll im entsprechenden Zeitpunkte eine besondere Vorlage er folgen. — Wa» die Beschaffenheit de» auSzuhebenden Bodens anbetrifft, so sind auf der ganzen, neuerdings zur Ausschreibung gelangten Strecke theil» sandige, theils mit Klai (Lehm) untermischte Erb massen zu fördern: zum Theil ist aber auch Moorboden vorhanden. Bon Kilometer 5,6 bis 7,10 ist Moorboden geringer Mächtigkeit vorhanden aus ziemlich fester Unterlage von Klai; bi» Kilometer 13 ist weicher Moorboden auf nicht festem, klaiartigem Untergründe, bis Kilometer 19,10 ist derselbe sogar fast flüssig, in einer Tiefe von 5 bi» 8 w, und ruht hier auf einer weichen Klaiunterlage. Bis Kilometer 18,5 folgt dann Sand, dann abermals Moor von 10 m Mächtigkeit, bi» Kilometer 21 Moor von nur 4 w Mächtig keit, der aus Sand gelagert ist. Bis hierher liegt der Boden im Wasserspiegel de» zur Elbe gehenden Flüßchen» Holstenau; von hier an in östlicher Richtung erhebt er sich allmälig, bei Grünthal seine höchste Höhe erreichend und senkt sich von da an nach dem Gebiete der Eider, dereck Nebenslüßchen Gieselau hier abfließt. Aas dieser ganzen Strecke (bis Kilometer 38,00) besteht der den Geest - Rücken bildende Boden aus Sandbilduna mit Kieslagern und Granit findlingen, nur theilweise sind Moorstellen vorhanden. Während die Canalausschachtung in den moorigen Stellen wegen der flüssigen Beschaffenheit einzelner Strecken nicht ohne Schwierigkeiten und unter Anwendung von Parallelfütterungen von Lehmwändeu im Erdreich neben den Böschungen vor sich gehen wird, stellen sich im Sandgebiete keinerlei Schwierigkeiten entgegen. — lieber die definitive Festlegung der Canallinie im mittleren Theile, dem eigentlichen, in den Bereich des Bauamts III fallenden Eider gebiete, ist mit Rücksicht aus gewisse Schwierigkeiten, die sich bei der geplanten Durchführung de» Canals durch Rendsburg ergaben, immer noch nichts Festes bestimmt worden. Jedoch dürste die Linie süd lich von Rendsburg vorbeigesührt werden unter thunlichster Berück- sichtigung der localen und SchifffahrtSinteressen dieser Stadt. Auch wird man wohl mit Rücksicht aus die Schwierigkeiten, welche durch die bis nach Rendsburg hinauf reichende Fluth- und Edbcströmung der mit der Nordsee bei Tönning in offener Verbindung stehenden Unter-Eider, welche durch einen Parallel - Canal zum Nord-Ostsee- Canal abgeleitet, resp. deren Einwirkung aus die Borfluthverhältnisse der Unter-Eider-Ländereien erhalten werden sollte, entstanden sind, dazu kommen, die Canallinie bi» nach Rendsburg hin ganz außer halb de» Eidcrbette» zu legen. Die betreffenden Proiectirungen, welche mannigfache Bortheilr für die Gestaltung der SchiffsahrtS- Verhältnisse bieten, sind seit längerer Zeit bereit» erfolgt, eine Be schlußfassung steht jedoch noch aus. , Aus Silddeutschland. * Au» Süddeutschland, 1. August, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Der überaus verständige Brief de» Freiherr» v. Friesen zeigt, daß die sächsischen Conservativen sich de» Zusammenhänge» zwischen den Reichstags- und Landtagsivahlen sehr wohl bewußt sind und e» für ihre Pflicht Hallen, ihre preußischen Gesinnungsgenossen ausdrücklich daraus hinzuweiien. Nach diesem Vorgänge dars wohl auch eine süddeutsch« Stimme e» wagen, ebensall» die Ueberzeugung auszusprechen, daß, wenn auch da und dort die Gegensätze und Kamvsziele bei den Wahlen sür die Einzelstaatsverlretung und für den Reichstag verschieden liegen können, dennoch eine rücksichtslose Bekämpfung der bei den Reichstag-Wahlen Verbündeten bei der Landtagswahl auch aus den künsligen Erfolg der erster» von großem Einflüsse sein kann. Ja Süddeutschland hat die ganze Frage insofern weniger Bedeutung, al» die konservative Partei keine große Ausdehnung weder in Baden noch Württemberg oder Bayern besitzt. Aber die» schließt doch nicht au», daß m dem einen oder andern Wahlkreise, wo j. B. Liberale und Ultramontane sich ungefähr da» Gleichgewicht halten, die konservativen Protestanten den Ausschlag geben. Es ist schon neulich angedeutet worden, daß früher dieie Ent scheidung auch wohl zu Gunsten des Ullramontanismus gegeben worden ist, woiür denn ultramontane Summen in andern Wahlkreisen einem sogenannten Conservativen zugesallen sind. Solche Diuge haben sowohl in Bauern als in Baden gespielt, und was da» elftere Land anbelangt, ist wenigsten» in einem Wahlkreise noch nach diesem Grundsätze bei den letzte» Landtagswahlen verfahren worden. Um die liberalen Candidaten zu besiegen, ging die ultra montane Wahlleitung soweit, trotz der großen Ueberzabl ultramon- taner Wahlmänner den Conservativen von vier Mandate» drei einzuräumea und sich mit einem einzigen zu begnügen. DaS dadurch besiegelte Freundschaftsbündniß hat aber nicht lanqe vor- gedalten, und e» ist zu hoffen, daß bei den neuen Landtagswahlen eine Vereinbarung nicht zwischen den Ultramontanen und Conser- v itiven sondern zwischen diesen und den Liberalen zu Stande kommt, wozu übrigen» letztere schon srüher bereit gewesen sind. Es muß allerseits anerkannt werden, daß bei den letzten Rcichstagswahlen in Süddeutschland Conservativ: und Liberale mit der größten Loyalität die gemeinsame nationale Sache gefördert haben. Ajs Beispiel dafür ist anzusühren, daß die Natioaalliberalen im Wahl kreise Heidelberg mit der größten Selbstverleugnung für den deutsch- konservativen im Besitz befindlichen Abgeordneten Menzer eiugetrelen sind, der da» vorige Mal Mit Hilfe der Ultramonranen gewählt worden war, und daß in ganz Bayern eine deutsch-konservative ReichStagscandidatur nicht auigestcllt wurde, weil man von dieser Seile keine Zersplitterung Herdeisühren wollte. Und doch hatte wenigsten» in einem Wahlkreise, freilich auch hier wieder mit Unter stützung der Ultramontanen, es i» früheren Jahren ein Deutsch- konservativer bis zur Stichwahl mit einem Nationalliberalen ge bracht. Man sollte meinen, daß auch in Preußen das gegen wärtige Beispiel der kirchlichen Gesinnungsgenossen in Süddeutsch« land io den betreffenden Kreisen nicht ganz ohne Wirkung bleibt. Selbst da, wo der Wahlstreit zwischen Conservativen und Liberalen nicht die Gefahr birgt, einSm Radikalen oder Ultramontanen zum Siege za verhelfen, wird eS sich mehr empsehlen, daS Kriegsbeil rohen zu lassen, wenn eS irgend möglich ist; denn der Streit über trägt sich gar zu leicht auch aus solche Gebiete, wo die Sache nicht so gefahrlos ist. Uebrigens macht es doch niehr und mehr den Ein druck, daß die Herren v. Rauchhaupt und v. Haniiuerstein keines- wegS die Meinung der deulsch-conjervativen Wählenchaft hinter sich haben, und je mehr und je srüher dies zur Gewißheit wird, desto besser wird e» um Preußen und Deutichland bestellt sein. Eine Enthüllung der „llouvelle Revue". * Eine angebliche Enthüllung der „Nouvelle Revue" macht in Paris furchtbaren Lärm. Es wird behauptet, Mackenzie hätte daS Schriftstück Madame Adam mit getheilt. In minisleriellen Kreise» an der Seine ist man inteß sehr unruhig, da Madame Adam intime Beziehungen zu der augenblicklichen Regierungspartei unterhält. Dl« tollsten Gerüchte lausen um. Die „Kölnische Zeitung" schreibt zur Sache: Die vielgenannte Madame Juliettc Adam veröffentlicht mit ibrem Namcn in der „Nouvelle Revue" in französischer lieber sctziing den angeblichen Wortlaut deS geheimen Bericht», den Fürst Bismarck an den Kaiser Friedrich Hl. gerichtet hat, um den Plan der Verlobung der Prinzessin Victoria von Preußen mit dem Prinzen Alexander von Batten berg zu beseitigen. Wir haben daS Schriftstück, dessen Erscheinen einer unserer Pariser Berichterstatter bereit» qemeldet hat, im Wort laut vor un» un» gestehen nach sorgfältiger Durch» t desselben, daß es säst geeignet ist, »ns von dem icblechien Glauben, den wir bisher von den Veröffentlichungen der Madame Adam batten, für den einen Fall weutgsten« zurückzubringea. Das Schriftstück enthält auch nicht eine einzige Druckzeile, au» welcher die Falschheit desselben (immer mit Berücksichtigung des Umstande». daß e» eine Uedersetzung ist) b wieieu oder auch nur mit Sicherheit vcrmulhet werden könnte. Wir sind allerdings in Preußen an eine so völlige Wahrung der Staat-geheim»,sje gewöhn«, daß wir selbst den stärksten inner» Gründen für dir Echtheit eine» geheime» Lctrastücke» uajera Unglaube» entgegensetz«, würben: nkk««» bk« Negirrnna de« Kai,er« Friedrich Hk. vollzog sich »ater io eigenthümliche» äußern Verhält nissen, die hauptsächlich in der Krankheit de» Herrscher« lagen, daß man nicht unbedingt die Möglichkeit verneinen kann, daß voa dem Acteoftücke mehr Personen Keaataiß erhielten, al» die, sür welche es bestimmt war. Wir wolle» un» für heule jeder weitern Untersuchung über die Echtheit de» Schriftstücke» enthalten, da» die Aron Adam in ibrer politischen Beschränktheit und UrtheilSlostgkeit unter „die größten Schurkenstreiche" rechnet, und begnügen un» mit der Bemerkung, daß e» inhaltlich dorchau» im Einklang steht mit den ausiührlichen Mittheilungea, welche die .Kölnische Zeitung" im Lause de» letzten Jahre- über unsere innere Politik, intbe- sondere über die gefälschten bulgarische» Acleastücke und deren Wirkung sowie über die Ursachen und den verlaus der Kanjlertrise unter Friedrich III. za machen in der Lage war. Wenn also da» Schriftstück dem Wortlaute nach gefälscht ist. so hat ihm, wo» de» Inhalt betrifft, wahrscheinlich die lange Reihe der Miltheiluiigeil der „Kölnischen Zeitung" über die bulgarisch« und Baiteubergiiche Frage, sowie die Stellung Deutschland» zu beiden zu Grunde gelegen, io daß e» inhaltlich keine wirkliche Entstellung der deutsche» Politik und ihrer Beweggründe ealdält. Da- Schriftstück ist nicht datirt, sondern blo» mir „Fürst v. BiSmarck" (Lriuoo äo Linwnreft) unter» schrieben. In der Regel unterzeichnet sich der Reichskanzler schlicht „v. BiSmarck"; man kann ober au« der vollen Bezeichnung krioce äs Lisworck nicht aus die Fälschung de» Schriftstück» schließen, da Frau Adam nur de» eigentlichen Text gehabt und die Unterschrift hinzvgesügt haben könnte. In der Emleitnag erwähnt der Rcichrkanzler — immer nach der „Nouvelle Revue" —, daß er dem Kaiser mündlich berell» au«eiuaadergesetzt habe» warum er da» Heirath-project widerratheu müsse, „von welchem Ihr« Majestät die Kaiserin mit ihm (dem Kanzler) vor zwei Lagen zu sprechen ge ruht habe, indem Sie ihm den Brief mttgetheflt habe, den Sie am vergangenen 26. März von der Königin von England bekommen". Danach wäre e» wahrscheinlich, daß die Denkschrift au» de« Anfaug April ist. daß einige Tage nach dem 26. März Fürst BiSmarck dem Kaiser mündlich über die LerlobungSfrage Bortrag gehalten, nachdem er vorher, und zwar frühesten» am 26. März, voa der Kaiserin über dieselbe unterrichtet worden war. Seinem mündlichen Bortrage ließ er dann — al- die Berlobnug-pläue sortdanerte» — die Denkschrift folgen. DaS stimmt zu den Ereignissen. Am 1. April war Ostern. Prinz Alexander Battenberg sollte au diesem Tage »och Charlottenburg kommen, bekam aber, al» er schon zur Abreise fertig, war, ein Telegramm, daß er einstweilen nicht kommen möge. DaS war die Folge des mündlichen Vortrags, den der Reichskanzler beim Kaiser gehabt halte. Da der Kaiser aber die Entscheidung nicht getrossen, sondern nur einstweilen verschoben hatte, jo ließ der Kanzler alsbald nach Ostern seinem Bortrag die Denk schrift folgen. Wer die „Kölnische Zeitung" au» jener Zeit uach- schlägt, wird finden, daß die» nicht wohl nach dem 5„ wahrschetultlb aber einen oder zwei Tage vor dem 5. April gewesen sein kann. Die „Kölnische Zeitung" hatte mitgetheilt, daß Fürst BiSmarck in seiner Denkschrift iu sveutu, fall» der Kaiser der Verlobung beistimmcu sollte, seine Entlassung erbeten habe. In der „Nouvelle Rcvu?" nun heißt der Schlußsatz etwa also: „Wenn Ew. Majestät nach Kenntiiißnahme von dieser Denkschrift und den sie ergänzeude» Mittheilungen, die zu geben mir vielleicht nützlich sein wird, noch diesem HeicathSplane geneigt sein sollten, dann würde ich Lw. Majestät bitten, gütigst zu ermessen, ob e» mir noch möglich wäre, meine Mitwirkung einer Politik zn leihen, in welcher ich 25 Jahre hindurch die Rolle gespielt habe, deren Wichtigkeit und Folgerichtig, keit Ew. Majestät öffentlich anzuerkenuen geruht habe»." Da» Schriftstück wird ohne Zweifel viel von sich reden machen, und e» wir» schwerlich in Dunkel gelassen werdeu können, ob wir e» dies mal wieder uur mit einer Erfindung — freilich wäre sie «ine geschickte — zu thuu haben, wie sich deren so viele an die Namen der Frau Adam und die „Nouvelle Revue" knüpfen. , ' " Gottsched auf militairischem Gebiet. Ll. Die „LierteljahrSschrisl für Literaturgeschichte" bringt «in vom Archivralb vr. zur. Theodor Distel in Dre-den veröffentlichleS, im königlichen HauptstaatSarchiv zu Dresden verwahrtes interessantes Schreiben de« Professor» Johann Christoph Gottsched in Leipzig an den Kurfürsten Friedrich August H. von Sachsen und König von Polen, vom 28. November 1733, welche» eine bisher unbekannte Ver bindung de« genannten Gelehrten mit dem Dresdener Hose nacbweist. Gottsched schreibt: Allerdurchlauchtigster, Grobmächtigster Köulg «od Lhursürst, Allergnädigster Herr! Ew. König!. Majestät geruhen allerguädigst sich vortrageu zu lassen, waSwaßen Dero höchstseeligstca Herr» Bater» König!. Majestät nicht lauge vor Dero höchstseeligem Ableben mir Eiidesbeaanuten allergnädigst anbesohlen, des berühmten Jesuiter» Hermann Hugo treffliches Werk „äs wüiri» equentri »uriqu» et vovo", welches 1630 zu Antwerpen in Folio heruusgckommen und an kdiüppuw IV.. damaligen König in Spanien, äeäicirst worden, inS Deutsche zu über setzen, wovor mir denn ein Graiial von lOORthl. versprochen worden. Nun habe ich damals diesem hohen Befehl zu Folge dieses Werk mit allem gehörige» Eiser und möglichstem Fleiß« unternommen, so daß ich auch bey der letzten Anwesenheit Sr. Hochgedachtea König!. Maj. in Leipzig in der vergangenen Neujahrsmesse de» itziqea 1733. Jahres bereit» die Helste davon fertig gehabt, auch Sr. Maj. wrrcklich überreichen lassen. Weil ich aber durch den bald daraus erfolgte» Todesfall Sr. König!. Maj. glorwürdigen Andenken- iu dieser meiaer Arbeit gehemmt und bi» diese Stunde zweiielhast gemacht worden, ob ich seidige sortletzen solle oder nicht: Al» ergebet au Eure Königs. Maj. und Churiürsil. Durch!, mein alleruntettbäntgste» Ansuchen, mir allergnädigst zu befehlen, wie ich mich hierin ferner zu verhalten habe. Und da bey der bereiis fertig liegenden Helste sehr viel Zeit und Mühe von mir ausgewandt worden, di« ich bey meinen schlechte» Umständen zu nölhigem Erwerb meine» Unterhaus hätte a»we»deu können; da ich bisher bey der mir anbesohlenen Prosessorstelle noch keine Besoldung genossen: So unterstehe ich mich hiermit. Ew. König!. Maj. u. Chursürftl. Durchl. wenigsten- um die bereit» ver diente Helste der mir versprochenen 100 Thlr. alleruuterthänigst anziiflehen; dagegen ich die Uedersetzung allezett ollSzulieser» er- bölig bin. Ich werde nicht aushören sür solche hohe Königs. Gnade leben», lang den Allerhöchsten anzuruseu, daß er Ew. König!. Maj. ein langwierigc» und gesegnetes Regiment verleyhen und den Flor de» Allerdurchl. Sächsischen Hauses bis au das Ende der Erden ver mehren wolle. Eurer Königs. Majestät und Ehursürstl. Durchlauchten Meines allergnädigsten Königs und Herrn alleruiiterihäaigsier gehorsamster Knecht Leipzig. Johann Christoph Gottsched deu 28. November 1733. ip». o. Wie vr. Distel bemerkt, erging auf diese» Gesuch an Gott sched ein kurfürstlicher Befehl, anzuzcigen, durch wen ihm die Fertigung der Uebersetzung anbesohlen worden sei. Weitere» darüber war im königlich sächsischen HauptstaatSarchive nicht auszusinden. Indessen weist Vr. Distel aus H. Gustav Wanick bi», der daraus cmjmerksam macht, daß Gottsched „im Bücher saat" die Kind'sche Uebersetzung von Poiyän» und Froutiu» KriegSränke» mit genauer Kenntniß der Mililairliteratur an zeigt und dabei den ebenso bezeichnenden al» ergötzlichen Wunsch nach Verdeutschungen solcher Werke auSspricht, „damit höhere und geringere Befehlshaber die Lange weile in ihren Quartieren durch da» Lesen solcher griechisch und lateinisch ihnen unverständlichen Bücher sich vertreiben können und damit sie nicht blo» aus dem Fran zösischen die Kenntniß dieser zu ihrem Handwerk« so nölbigen Sachen sich verschaffen müßten". ES geht also hierau» hervor, daß Gottsched von jenem landesherrlichen Aufträge her sich einige Liebe sür diese» Literaturgebiet bewahrt hatte. Sterblichkettsbericht. * Gemäß deu Veröffentlichungen de» kaiserliche» Gesund, heit Sa mir» sind i» der Zeit vom 15. bi» 21. Juli er. von je lOOO Bewohnern, aus den Jahresdurchschnitt berechnet, al» gestorben gemeldet: in Berlin 21,2 in Bre-lau 29,5, in Königsberg 31,9, iu Köln 20,2, in Fraakiurt a. M. 15,6, in Wiesbaden 18,8, in Hannover —, in Kassel 17,8, ln Magüe- bürg 25,5, in Stettin 23,1, in Altona 21,4, in Straßburg 20.6, in Metz 27.6, io München 28,0, in Nürnberg 26 2, in Augsburg 23,6, iu Dresden 17,7, in Leipzig 16.3, in Stuttgart 15.4, m Karls- ruhe 22,5, in Braunschweiq 19,6, i» Hamburg 24,9, m Wien 21,9, in Pest 31,5, in Prag 27,9, in Triest 3l,0 in Krakau 43.8, >a Amsterdam —. in Brüiiel 19,8, in Paris 19,8, u, Lasel —. in London 15,7, in Glasgow 23,1, in Livcrvool 15,3 in Dublin 19,3, in Edinburg 16,1, in Kopenhagen 17,0, iu Stockholm 16,2, t» Lhrlftiauia 18,4, in St. Petersburg 30,6, iu Warschau 26,1, ln
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