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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188905033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-05
- Tag1889-05-03
- Monat1889-05
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.05.1889
- Autor
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Erscheint täglich früh S»/, Uhr. Rrdarlion und Lrprdition Johanae-gasse 8. Sprrchknndr» -rr Nrdartion: Vorniuiag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. k«> tteklltlstek« etn„e<^i,t>er Manulcr>rt« macht -4 d>r ttietactien „ichl rertindtich. >««atz«r »rr sür dir ,iSchsts«l,rn»e «„»»er bestimmte» Inserate an W«»rnta,en bis » Ndr Nachmitia-«, an Sann- »,,d Frsttagrnsrüh bis' ,t» Uhr. 3n drn Filialen für Ins.-^nnahmr. Ott» Klemm. Universttöt-straße 1. Louis Löscht, Kathariaenstr. 23 pari, und König-Platz 7. nur bis '/,» Uhr. nmigkrTUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnement-prel» oierteljäbrftch 4>/i Mk. iacl. Bringerlod» 5 Ms., durch die Post bezogt» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» siir Extrabeilage» (>» Tagedlaü-Format gesalzt) ohne Poftdelörverung 60 Ml. »nt Postbesördening 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile LO Pf. Größere Schriften laut aus Prei-vrrzeichniß. Tabellarischer». Ziffernsatz nach Höhen» Tarif. tleclamen aater dem Redactivatftrich die -gel-alt. Zeile 50 Ps., vor den Familie»i> achrichtea die 6gespa»ene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die Gxprdition z» sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»enamer»i»ie> ober durch Post« Nachnahme. 123. Fraltag den 3. Mai 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. vekaniltmachuiis, die An» >»d Abmeldung der fremden betr. Mit Rücksicht auf den bevorstehenden Beginn der Ostermesse bringt da- Unterzeichnete Polizeiamt die nachstehenden Bestimmungen de-MelderegnlativS mit dem Bemerken in Erinnerung, daß die Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe biS zu 50 oder entsprechende Hast nach sich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß die Expeditionen der H. Abthetlung deS MeldeumtrS, welche sich jetzt Naf«»«rarkt -kr. L, I Treppe, befinden, während der Vorwoche der Messe Vormittag- von 7 di- 12 und Nachmittag- von 2 bi- 7 Uhr, sowie an de» MeOsonutagen Vormittag- von 9 bis 12 Uhr dem Pub likum geöffnet sind. Ebendaselbst, sowie auch an den BezirkS- meldestellen können Formulare für die Anmeldezcttel unent- geldlich entnommen werten. Leipzig, am 27. April 1889. Da- Polizeiaurt d«r Stadt Leipzig. - V. L. 1645. Bretschneider. D. Av-zag «»- dem Melder«>»l»tt» der Stadt Leipzig vom 10. Oktober 1883. tz. 11. Jeder tu einem Gafthaf« oder in einem mit Herbergs- derrchttguna versehenen ähnlichen Etablissement einkehrcvde unb über Nacht bleibende Fremde ist vom Gastwirth oder Quartiergeber und zwar, fall» er vor - Adr Nachmittag- ankommt, noch am Lage der Ankunft, ondernsall- aber am folgenden Morgen spötesten- bis 10 Uhr beim Meldeamt de- Polizetamt-, Abth.1l, schriftlich mittelst de- vorgeschriebe»»» und für jeden Fremden besonder- an-zufüllenden Formular- anzumelden. Befinden sich in Begleitung de- Fremden Famtlieamitgbeder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so find dieselben aus dem »ümlichrn Zettel mit »u verzeichnen. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch di« Abmeldung der inzwischen abgereisten derartigen Fremden zu bewirken. 8 13. Die in Vrivathünsern absteigenden Fremden, sogenannte vesuch»fre«de, find, sobald sie länger als s Tage hier verweilen, spätesten- am 4. Tage, von erfolgter Ankunft an, vom Onartierwirth beim Meldeamt, Abth. II, oder der betreffenden Polizeibezirk-wache mündlich oder schriftlich mittelst de» vorgeschriebene» Formular- anzumelden. Bei de» etwa in Privathäusern Quartier nehmeuden Meftfremben jedoch hat diese Anmeldung in jedem Falle, auch wenn sie nur eine Nacht hier bleiben, und zwar binnen 24 LtUNbkN von der Ankuust an, dein, Meldeamt, Abth. II, zu geschehen. Ja gleicher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Metz- fremden binnen 24 Stunde» von erfolgter Abreise de- Fremden oder etwa erfolgter Wohnung-Veränderung an zu bewirken. ß. 14. Beabsichtigt ein Fremder länger als drei Tage hier z» verweilen, so bedarf er dazu eine- für die Zeit de- Aufenthalte- vom Meldeamt. Abth. II, ausgestellten Meldescheine-. Nach Ablaus der aus dem Meldeschein bemerkten G>ltigkeitSdauer ist, dafern der Fremde noch weiter hier verweilen will, beim Meldeamt um Verlängerung de- Scheine- nachzusuchen. Die Qunrtierwirthe sind dafür, daß dieser Bestimmung allen!« halben nachgegangen werde, mitverantwortlich. Hrwölbe-Vermiethnkg. Da- Dühnengewblbe -kr. 10 unter dem Skath Hause am Markt ist vom I. Oktober d I. an gegen eiuhalbjährlichr Kündigung anderweit zu ver- mtethen Mielhgesuche werden aus dem Rathhanse, 1. Stockwerk, Zimmer Nr. 8, cntgegengenommen. Leipzig, den 24 April 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia.2828. vr. Tröndlin. Krumbiegcl. Vekamiimllchimg. An den Sonntagen während der die-jährigen Ostermeffe wird der Postdienst bei den Postanstalten in Leipzig wie folgt wahr genommen: l. Brief-, Geld- und Packetdrstrllnna Die Bestellung der Briese, «rlddriesk und tpostniiweisnnge» findet in d-n zum Reftellbezirk de- Kaiserlichen Pogamt- 1 (am Aiigusi»Splatz) gehörigen Stiditheileii am Sonntag, den 5. Mai, während de» ganzen Tage» ,n demselben Umsange wie an den We>k> tagen statt. Am Sonntag, de» 12. Mai, wird die Bestellung Vor mittag» wie an den Werklagen au-gesührt; Nachmittag- erfolgt nur «ine Beste!»»» um 2'/« Uhr in den von dem Meßvcrk.hr haupt sächlich beiüdrten Siadttheilen. D>e Vacketbeftrlung w >d an den Eountagen der Meßzeit wie an den Werktagen wabrgenomnen; Nachmittag- findet innerhalb der für den Meß» ,kehr in Betracht kommend u Stadttheile eine Be> stellung der Pachte um 3'/, Uhr statt II. Dtenstftnnben snr den Verkehr mit dem Pudlirn«. Bei dem Kaiskrlichen Poftamte L (am Vtuqustu-vlatz) werden die SchalterdienststUndea am Sonntag, den ü. Mai, w e an Werktagen von 7 bi- 8 Uhr Nackmiltaq-, am Sonntag, den 12. Ma», von 7 Uhr Vormittag- b>- 7 Uhr Nachmittag- abgehalten Bei den Kbrinen Voftanstaltrn in Leipzig findet eine «uSvehuuiigdeSBrfteluiigsdienstr« und de» Schalterdienfte« «» ^'^sL1"Eende» Sonntagen «tcht statt. L«,pj,g. SO. April 188V. Ter »atserltche Oder-Postdirertor. In Lertretung: Lalame. rSnigiilhes «WnaSiim. Zur Nachseier deS «eburt-tage- Sr. MajrftSt de- »änta« wird Sonnabend den 4. Mai Vormittag« lO Uhr ein Actu- ab« gehalten werden, sür welchen Herr Vr «nmprecht die Festrede übernoinnien bat. Zur Tdeilnahme -a der Feier ladet im Nam-n de- Lehrerkollegium» ergebenst em Leipzig, um 8. Mai 1889. Vr. Aichard Richter. Lhomasschnle. Zu der Sonnadend. den 4 Mai. VvrmIItag» 10 Uhr fiatt- stndenden Nachfeier drS Geburtstages Sr Majestät de« Aönig« beehre ich mich hierdurch ergebenst eiuzuiaden. Leipzig, am 8. Mai 1889. vr Jungmann. Nicolai kymnaknm. Der Seftacln« ,-r Nachfeier des GednrtStage- Sr. Majestät de- R-Ntg- wird Sonnadrad, den 4. Mai, Vormittag« v,9 Uhr besänne» Z» genrtgter Thetlnahme lodet im Namen de- Lehrer- rolleginm- «v»,,» »in Sei»»«» ». «ol 1«». M»k Vr. »«„off rlieHandftrtigkeitsschnlrrnIeiprig-Leudnitz beginnt nächste Woche de, Unierricht. Anmeldungen werde» n»r »och bi- Sonnadend Mittag angenommen Die Anmeldescheine können bei den Hau-mäanern der Realschule und der Schale unteren TheilS abgegeben werde». vr. T». Arid«. ver Katholikentag in Men. Da- Programm sür die Berathungen der sogenannten Katholikentage erweitert sich zusehend-. Während man sich i» diesen Versammlungen früher darauf beschränkte, da- Ler- bältniß zwischen Staat und Kirche zu untersuche» und nach Mitteln und Wegen forschte, um die Rechte der Kirche dem Staate gegenüber zu erweitern, giebt cs beute kaum ein Gebiet de- staatlichen Leben«, auf Welche- die Katholiken- Versammlnngen »ichl Einfluß zu üben strebten. Eine her- vorragende Stelle nimmt die au-wärtige Politik aus der Taqe-ordnung dieser Versammlungen ein, die Thrilnehmer fassen regelmäßig den Beschluß, daß di- Wiederherstellung der weltlichen Macht de- Papste« auf jede denkbare Weise anzustreben sei. Herr Windthorst hat diese« Gebiet dadurch bereichert, daß er jetzt auch die Bündnisse der Großmächte unter die Verhandlung-gegenstände ausgenommen hat. Dem Katholikentage in Wim bat rr seinen Gruß entbieten und ihm ankündigen lassen, daß Deutschland und Oesterreich, falls sie angegriffen werden sollten, nicht gegen, sondern ,u einan der stehen wtirdm. Die Versammlung hat diese Mttlheilung mit Beifall rntgegmgenommen. gletchsam, al« ob Herr Windthorst über da- Zusammengehen oder die feindliche Gegen überstellung von Deutschland und Oesterreich zu befinden hätte. Die Sach« hat ihre komische, aber auch ihre ernste Seite. Die letztere kommt zum Bewußtsein, wenn man sich klar macht, daß den Theilnehmer» der Katholikentage nur das jenige al- bindend gilt, was der Zustimmung de- PapsteS sicher ist, und diese scheint in der Verkündung Windthorst'- enthalten zu sein. Darüber, daß die Wiederherstellung der weltlichen Macht de» Papste- mit dm Zielen de« Dreibunde in unlösbarem Widerspruch steht, stelle» die Mitglieder der Katholikmversammlungm keine Erwägungen an, ihnen genügen Machlsprüche von autoritativer Seite, und als solche werden Kundgebungen, welche von Windthorst au»gehrn, angesehen. Daß zwischen der deutschen Centrum-Partei und dem Papste auch einmal eine politische Meinung-Verschiedenheit von Be deutung bestand, wir in der Seplennat-fraqe, k»>r.mt ebenso wenig In Betracht, denn die Briefe de- Papste- an dm Frei- Herrn von Franckenstein ließen immer noch eine Lücke, au- welcher da- Eniverständniß zwischen Papst und Centrum in der Hauptsache gefolgert werden konnte, nnd heute ist ja die volle Ilrderrinstimmung zwischen beiden Seilen wiederhergestellt, wenn auch innerhalb der CmtrumSparlci selbst aus- Neue Meinungsverschiedenheiten hervorgetretm sind, Uber deren Natur und Tragweite noch nicht volle Klarheit gewonnen ist. Daß die Schule einen Programmpunct der Katholikentage bildet, kann nicht überrasche», da die katbolische Kirche d,e Schule von jeher al- ihre Domaine betrachtet hat. Der Kamps um die konfessionelle Schule und um die Aussicht der Kirche über die Schule ist alten Datum-. Der Religions unterricht wird von katholischer Seile als Richtung gebend sür den gesanniiten Unterrichtsstoff angescben; in diesem Sinne War der Antrag Windthorst im preußischen Abgeordneten hause gemeint, und dasselbe Ziel verfolgt der Liechienstein'tche Antrag im vsserreichischm Parlament. Die Schulsection de- Wiener Katholikentag- hat sich demgemäß für die Con- sessionalität der Volks- und Mittelschulen ausgesprochen; der Beschluß, daß der Religionsunterricht in den oberen Classen der Realschulen und in den Gewerbeschulen eingesührt werden soll, entspringt gleichfall- dem Streben, die Macht der Kirche über die Schule zu erweitern. Auch da- ist nicht mit den, Herkommen in Widerspruch, daß die Katholikentage sich die Förderung der christlichen Kunst angelegen sei» lassen; war dock mit der Kathrlikenversammlung in Wurzburg »n Jahre 1877 eine Ausstellung von Werken der christlichen Kunst ver- bunvcn. Neu ist aber der Beschluß der Sektion de« Wiener Katholikentages sür Wissenschaft, Kunst und Literatur, an de» Papst die Bitte zu richten, daß er ein päpstliches Institut sür Naturwissenschaften in- Leben rufen und daß die Katholiken der ganzen Erde zu diesem Zweck beisteuern »lögen. Wer dächte dabei nicht an den AuSfpruch Galilei'-: „Und sie be wegt sich doch!" Die preußische Regierung hat sich bekanntlich um de« Frieden- willen entschlossen, aus die wissmschastliche Vorbil dung der katholische» Geistlichen aus Staat-anstalten Verzicht zu leisten und diese Vorbildung den geistlichen BiidnngS- anstalten zu überlassen; der Wiener Kalbol,ke»»ag will ten Grundsatz der Kalholisirung der Bildung noch verallgem-inern und seine Anwendung a»ch aus da- Gebiet der Naiurwiss n- schastm auSdehnm. Cs ist da« eine neue Form, den Kampf zwischen Glanbm und Wissenschaft au- der Welt zu schaffe», „nd cs ist sehr zrveiselhaft. ob dieser Beschluß der Wiener Katholikentage« der römische» Curie willkommen ist. Der Wille, die geso««t« Wissenschaft zu katholisirm, ist im Vatica» seit langer Zeit vorhanden, aber an der Kraft vaz» hat cS bi-her gefehlt, wie die Vergeblichkeit der Bemühungen, eine katholische Universität zu schaffen, beweist. Ein päpstliche- Regulativ für die Behandlung der Naturwissenschaften wird sich schwerlich ausstellen laste», weniysien« würde Leo XIII. durch Lösung dieser Ausgabe alle- in de» Schallen stellen, wa« er bisher an Erfolge» aufzuweisen hat. Nicht umntercffant sind auch die Anstrengungen, welche der Wiener Katholikentag aufgewriidet hat, um die sociale Frage vom kirchlichen Standpunkt au- ihrer Lösung näher zu bringen. Die Unternehmer neuer industrieller Anstalten sollen Bürgschaften dafür leisten, daß durch plötzliche Betrieb«, einstellnng nicht eine große Anzahl von Arbeitern plötzlich brodle« werden kann Außerdem soll ein Maximalarbeil-tag mit besonderer Berücksichtigung der bei Verkehr-- und Tran»porlanstaltrn beschäftigte» Personen festzesetzt und die Nachtarbeit der Frauen und Mädchen in Fabriken Verbote» werden. All« diese Beschlüsse können erst ihrem vollen Werthe nach gewürdigt werden, wenn man sich vergegen- wärligl. daß cS die Bekenner einer weit verbreitete» Form de« christlichen Glauben« sind, welche in Wien al- solche da« Wort ergriffen haben. Wenn r- nach diesen Herren ginge, kann würde da- ganze politisch« und wirtbschastliche Leben der Nation eine andere Gestalt und zwar «ine solche erhalten, welch« den Wünsche« der römischrn Curie entspricht. E» ,st eine bekannte Anmaßung de« päpstliche« Stnhlttk, daß er da« Seheimniß zu brsitzen' meint, dir social« Frag« zu lösen; di« Arbeiter brauchen nicht- zu thun, al- sich unter den Schutz de« Vatikans zu begeben, dann kann e« ihnen nicht fehlen, daß sie alle», wonach sie streben, auch er« reichen. Diese Lehre birgt eine ernste politische Gefahr, denn sie leistet der Vorstellung Vorschub, daß die Kirche den einzigen Schlitz gegen den AuSbruch der socialen Revolution gewähre. Nur unter der Bedingung, daß sich die Staaten diesem Schutz anheimstrllen, sollen sie vor den surchldaren Folgen dieser Revolution bewahrt bleiben. ES ist «in wohl berechnete« Manöver, daß sich die Leiter der Katholikentage al» Schützer nnd Förderer ver Arbeiterintereffen ausspiele,,; sie wollen dadurch den Schein erwecken, al- ob diese Inter essen aus weltlicher Seite nicht dem erforderliche» Vcrsiändniß begegnete». Ganz erfolglos sind diese Bestrebungen nicht ge blieben, aber sic können nur in dem Falle durchschla-zende Wirkungen erziele», wenn sie »lit den von staatlicher iL>cite empsoblenen Mittel» zur Beruhigung der Bewegung in Uebereinstimmung bleibe». Eine kirchliche Lösung der socialen Frage giebt e« nicht, da» ist den Leiter» der Katholikentage ebenso klar, wie den außerhalb derselben stehenden Leuten von Einsicht, ebenso wie aus beide» Seite» darüber lei» Zweifel bestehen kann, daß c« keine besondere kntholische Kunst und Wissenschaft so wenig wie eine katholische Naturwissenschaft giebt. * Leipzig, 3. Mai. * Der BundeSrath sollte am Donnerstag Nachmittag seine Thätigkeit wieder ausnehmcn und die erste Plenarsitzung nach den Osterseiertagc» abhallcn. * AuS RcchtSanwaltSkreifen geht der „Kölnischen Zeitung" folgende Znschrist zu: Trotz der Uebersüllung, welche anerkanntermaßen in der RechtSanwaltlchaf« Deutschlanb- schon seit Jahren b-stekt. dauert die Beimchrung der Zahl der Rccht-anwäite immer noch an, wie au- den stalistijchen Nachweisen sür da- erste Viertel diese« Jahre- hervergeht: e« ist sehr demerken-werth. daß die übergroße Mehrheit der Neuzulafluogeii aus die Sie, iwt-bejirke lallt, in welchen nur der Sitz eine« Amt-gerlchi- ist; die Anwaltichast bei den Land- lind Oberlande-geiichien ist eben t» einem Maße übersetzt, biß den« vorhandenen Vedürsniß aus lange Jahre hinaus Rechnung getragen «erden kann. Nicht nnr in den Kreisen der Anwälte, sondern auch in denen der Jvstizverwaltung-behärden wird dieser übergroße Zu- drang mit Mißvergnügen betrachtet, den, e« liegt aus der Hand daß derselbe zu einer Heraldeückung de- für die gelammte Recht«, vflegc und sür da- ganze öffentliche Leben so wichtige» Stande« sührea muß uad vielleicht schon geführt bat, z» der Bildung eiue- Anwatt-prostiariatS, da- aus verschiedenen Gründen sehr de- benNich ist. Die Zahl der bei der HilfScasse der Rechl-anwältc rinlausenden Geioche um llnterstützmig, gleichviel ob sie von Hinterbliebene» der Anwälte oder von diesen selbst au-gebrn, be« weist auch zur Genüge, daß die iogenannte Proletarisirung nichl nur ein Schreck eipenst ängstlicher Menschen ist, sondern i» gewissem Grabe bereit« eine Thatiache bi,dkl, mit welcher gerechnet werden muß. Man würde sich täuschen, wollte ma» glauben, baß der Be- darl an Anwälten durch dir in Au-sicht stehenden Iustizresormen des Rc cheS in sehr bederitendei» Maße gesteigert würde. Unter diesen Umständen set-enit es aber doch der ernstesten Erwägung Werth z» sein ob nicht niit dem Grundsätze der unbelchiänklen Zu- lassung zur RechtSanwalilchnst, welcher sür da- gellende deutsche Recht maßgebend ist, zu breche» »nd derselbe durch den de« Be dürfnisse« zu ersetze» ist. Der srühere Lener der preußischen I stiz- verwaitnng war einer Revision der Gesetzgebung j» diesem Sinne stet- abgeneigt »nd konnte sich nichl davon überzeuge», daß die Recht-anwall-ordnung nicht die erhofften günstigen Wirkungen ge- habt hat. Angesicht- der gegenwärtigen Berhäliinsse müsse» aber auch diejenigen, welch- den Grundsatz der unbescheäiiklc» Zulassung an sich sür de» richtigen halten. wohl oder übel sich mit bei» Be- danken vertraut machen, ihn in irgend einer Weile einzuschränken Eine Fortdauer der di-herigeu Vermehrung wüide »ach Ablaus ei»«- Jahrzehnt- Zustände hervorgeruseu haben, welche sür die Rechtsachenden nicht muider unangenehm wären wie iür die Recht- gebende». W-nn die großen sociale» G sctzzebung'srageii, die jetzt aus der Tagesordnung stehen, gelöst sind, wird »um sich auch dieser Frage znwe»de» müssen. * Die „Norddeutsche A l lqemeine Zeit»» <z" bringt eine Polemik gegen die Haltung der Freisinnigen gegen über dem LandtagSschlusse, der wir folgende Sätze entnehme»: Die oppositionelle Journalistik mußte sich selbst sagen, daß nur in der Dache selbst liegende und gewichtige Grund', z. B. Schw rcig- keilen, welche erst entstanden sind, nachdem die Ankündigung i» der Thronrede erfolgt wir, und die ihien Ursprung i» Tingen hatte», welche mit jener Ankündigung außer allem Zusammenhang steh „, eine dergestalt geänderte Dl-position veranlaßt haben käniien Daß diese Gründe gewiß nicht m wählt iktische» Erwägungen der Staatö- regierung zu suchen und zu finde» sind, könnte man auch iogar aus jener Seile sich selbst sage». . . . Lage» aber Bedenken vor, welche annchmcn liegen, die in der Sache von vornherein gegebene» Schwierigkeiten, welche durch im Landtage selbst inzwischen erkennbar gewordene Wunsch.' gewiß nicht verringert Warden sind, wurden eine B rembarung -wische» der Ttaal-regiernng und den Häujern des Landtage« über die in Aussicht genommene Rejorm der Enikonime»- bestcuerung kaum erhofftn lassen, dann allerdings gehörte die ganze Naivetät sreisiiiniger Agitation-Politiker dazu, um zu envaitcn, daß. nur um ihre Zwecke zu fördern, eine wochenlaiige Fortietznng der Landtog-sessioil hätte beliebt werden müssen. . * . * Da- ungarische Hau» der Abgeordneten begann am Mittwoch die Beralhung de« Budget«. Mehrere Redner der Opposition spräche» gegen da- Budget. Muöronh (äußerste Linke) brachte im Name» der Unabhängigkeii-parte, einen Bcschliitzciiitrag ein, kemzusolge da« Abgrorvnktkiihru- da« Budget ans Grund de« staatsrechtlichen SlaiikpuncteS unk der von der Regierung verfolgten wirll>schaslliche„ Politik >m Allgemeinen ablehne. * Mag auch von den Gerüchten, welche von neuen Be wegungen der revolutionairen Parteien i» Ruß land zu melden wissen, ein großer Tbeil „»zuverlässig sei», so ist bei der bäusigen Wiederkehr derielben dock nickt daran zu zweifeln, daß e>» bestimmter Tbatbestand ihre Grundlage bildet. In den letzten 70er und ersten 80er Iabren war die Lage ganz dieselbe. Da« Au-lanv erfuhr auch nichts Genaue« von deu Vorgängen, wenn nickt öffentlich begangene, aisv nicht mehr zu lüngnrnde Attentate die Schleier zerrisse». Damals wirkte» uebeneinanbrr zwei revolnlionairc Parteien: die terroristisch« und die constitutionelle Spuren von beider Tbätigkeit sind auch jetzt wieder vorhanden. An dem Zu- sammenbange der Züricher Bomdenassatre mit den russtichen Terroristen zweijeit Niemand, wem, auch ,n Folg« der Vor sicht der Verschwörer die Ermittelungen von Thals-icken. die der Strafrichter versolaen konnte, der schweizerisch»« Polizei nicht gelungen Ist. Wa« nun der .Daily New«' gemeldet wird, erntet aus die Tätigkeit der eonstitutionellen Revolu- tionairr. Im diplomattschen Eorp« in Peter«burg erMt man sich, daß auf dem Tische de« Zaren im Auitschkow- PalaiS revolutionaire Flugschriften gefunden wurden, und daß mehrere Diener verkästet worden sind. Unter Alexander ll. war die- ein beliebter Weg. auf dem die Conslitutionrllrn dem Zaren ihre Forderungen zur Kenntniß brachten. ' Nach dreißigjähriger erfolgreicher Thätigkeit trat kürzlich vr.tlwol. Hermann Dalton von ver Leitung der Deutsch- Resormirten Gemeinde in Petrr-burg zurück Heimami Dalton ist am 20. August 1833 in Offenbart, a. M. geboren. Sei» Baler war ein Engländer, seine Mutter aber eine Deutsche. Erzogen wurde der begabte Knabe in Frankfurt a.M.; er bestickte von l844 bi« >853 daS dortige Gymnasium, studirle dann von 1853—>858 aus de» Universitäten zu Marburg, Berlin und Heidelberg Theologie, wobei er namentlich »i Berlin durch Professor Karl Jiiimanuel Nitzsch die nachhaltigste» und tiefsten Eindrücke empfing. Am 24 August l858 wurde er einstimmig zum Pastor ver deutsch«rcformirte» Gemeinde in Petersburg gewählt. 1868 wurde er zum Eonsistorialrath ernannt und l883 bei Gelegenheit de« Luther Jubiläum- von der Universität Marburg mit der Würde eine- l)r Uieol. bekleidet. Wie wir dem Petersburger „Herold" entuchmen, ist zu seiiiem Nachfolger Iw. Ernst Gelderb io m an- Düren in der preußischen Rheinprovinz erwählt. * Die Kundgebungen sür die weltliche Herrschaft de- PapsteS, welche jetzt, wohl nicht zufällig, von ver schiedene» Seiten zusammentresien, werden von dem polnische» klerikale» Blatte „Przeglad" dazu verwerlhet, um diesem Zusammentreffen eine hohe Bedeutung beizumeffen und an die europäischen Mächte die Mahnung zu richten, daß eS im Interesse de« Weltfriedens gelegen sei. der allgemeinen Forde rung nach Wiederherstellung der weltlichen Macht deS PapsteS Rechnung zu tragen. In ähnlichem Sinne hat sich, wie aus Madrider Berichten ersichtlich, der dortige Katholiken-Con- greß ausgesprochen, welcher die Vermittelung de« PapsteS im Falle eine» europäischen Kr egeS und, damit diese von Erfolg sei, die weltliche Souverainctät de- Papste» sür nothwendig erachtete. Man sieht also, daß man e« mit einer ansgegebenen allgemeinen Parole zu thun hat. * Nach amtlichen Mitteilungen sind im Jahre 1888 au» Italien 290 000 Personen auSgewandert, darunter 95 000 nur zeilwcise al« Arbeiter nach verschiedenen euro päischen Ländern. Im Jahre l887 belief sich die Zahl der italienischen Auswanderer nnr aus 216 000 Seelen. Die Mehrzahl der italienischen Auswanderer stammt auS den nördliche» Gegenden, namentlich au- Venetie». Piemont und der Lombarde! und gebt meist nach Süd-Amerika. * Die am 29 v. M. in New-?jork cröfsnetc Gedächt- nißfeier der vor hundert Jahren stattqehabten Einführung Washington'« al« erste» Präsidenten der llnio» verleiht dem politischen C Ibstbcwußlscin der Amerikaner einen gewaltige» Impuls. Bor hundert Jahren fleckte das jetzt so mächtige transatlantische Gemeinwesen »och lies „i seine» EnUvickklungSansänge». Die Verfassung, welckrr Washington damals den Treueid leistete, mag inzwischen, kein Buchstabe» »ach, eine Aenderung »ichl erfahren haben, wobt aber erfüllt ei» „euer Geist die alte» Formen; wa« damals iiielir a>« Mittel zum Zweck der Sicherung de- unabhängige,, Bestandes der dreizehn E nzeistaate» galt, nämlich da« alle umschlingende Band der llnio», ist jetzt zur Hauptsache ge worden, vor welcher alle parlicuiarstaaliichen Regungen zurück- treten »lüsten. Der AuSgang de« SeccsfioiiSkriege» besiegelte aus absehbare Zeit da« Schicksal transatlantischer Sonder bestrebungen, indem er dem Neich-gedanke» zur nnumschränkt'n Herrschaft Verbals. Politische Entwicklung in civilisirten Länder» strebt hentzutage überall analoge» Zielen zu. näm iich der Unterordnung de» Eiuzelnen unter daS Ganze, der Zusammenfassung der Kräfte im Dienste de« Gemeinwohls »nd der Bekämpfung allrr gegrnlheiligen Bestrebungen. Natürlich geschieht die«, den sehr verschiedenen Verhältiiisie» entsprechend, in der Verschiedenartigsten Weise; die geistige Pntcnz hat einen oft ebenso harten als ausreibende» Kamps gegen die Trägheit der Materie zu sichren; aus Schritt und Tritt begegnet den Streiter» sür nationale Ideen der blindr Unverstand deS nörgelnden, lendenlahmen Cpießbürgerthum-, und wenn daS in Amerika einstweilen noch nicht oder doch nicht in den, Maße der Fall ist wie im alten Europa, so kommt da» davon der. daß drüben die inneren Gegensätze vor der Hand noch mehr a>S genügenden Spielrauni i» Ver richtung cullurellcr Pionierarbeit finden, daß dort der Hinter mann seinem Vordermanne nock nicht so dicht aus den Hacken folgt wie hier, daß im Kanipse um- Dasein der Platz zun, unbehinderten Gebrauch der Ellbogen minder beschränkt ist. Dem Amerikaner wird nicht, wie cS z. B. dem Deutsche,, leider beschieden ist, von hämischen Opposition-Politikern die reine Freude am Vaterlandc und seiner glänzenden Entwicklung syste- mansch zu verderben gesucht; selbst die Eüdstaaten. obgleich ihnen im SecessioiiSkriegr vom Schicksal da« Loo« de« Besiegle» z„- erkannt wurde, habe» schon seit geraumer Zeit den letzte» Reft von Verbitterung ob de« Geschehenen auS ihrem Empfinden ausgetilgt und nehme» an der jetzt in New«?)ork begangenen Ekiitenniaiseicr de- Andenken« Washington'« mit gleicher patriotischer Hingabe Theil als irgend «i»er ihrer nordisch n Sieger. Deutschland, und speriell der führende Slaat unserer Nation, Preuße», hat zu der transatlantischen Republik seit dem ersten Tage ihre» politischen Dalein- nnunterdrochen die sreuntschastlichsten Beziehungen gepflegt; auch gestehen die Amerikaner bereitwillig, daß sie dem Dentschlhum sowohl in politischer al- nationaler und wirthschastlichrr Hinsicht sebr werthvolle Leistunaen und Anregungen verdanken. Da» Lebe» und die Tbalen George Washington'« wiederum genieße» in Denijchiaod ungetheilte Anerkennung nnd Sympathie, weSbaib die öffentlich'Meinung bei nn- von dem Verlaus der jetzige» New-'/)orker Feierlichkeiten mit warmem Interesse und mir der Hoffnung Kenntniß nimmt, daß auch Amerika sortfabren werde, in der Pflege de- ungetrübten Einvernehmens mit dem drnlschen Reiche de» Ueberfteserinigen au» dem Zeitalter George Washington'« treu zu bleibe». * Uiler der deutschen Bevölkerung in Amerika herrscht Mißstimmung darüber, daß Präsident Harrison bei seinen zahlreiche» Ernennunaen da« deutsche Element in der repnblikaiiischen Partei auffallend vernächlässigt hat. Namentlich herrscht diese« Gefühl im Westen und Norvwcstcn vor. wo die Deutschen viel zur Erwählung Harrffon« bel- getragen haben. Die Vernachlässigung hat sich, wie die „New- Yorker Handel-zeitung" bemerkt, in-besondere bei den Ernen nungen zu diplomatischen und G«neralcons»lat-posten fühlbar gemacht. Während unk«« der Tlevelano'schen Verwaltung zwei Gesandtschask-postin (in Rom und Konstantin»»»!). s««i«
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