Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808054
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880805
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-05
- Monat1888-08
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1888
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4764. Ururste Nachrichten. ' > * Berlin. 4. August. *- (Frrusprechmelvung des .Leipziger Tagkblatte-'.) Der Kaiser empfing na«d einem heute Morgen unternommenen Spazierritt mehrere höhere Militair», arbeitete mit dem Ches VeS MililaircabinetS. sowie mit dem Gcneraladjutanlen. Die beiden egyptiscben Prinzen wurden heute vom Kaiser empfangen. — Der Kaiser wird vor den großen CorpS-Manövern große Ca» vallerie-Manöver gegen einen markirlen Feind commandiren. Zur Bildung dieser Cavalleriemassen sinv die Gardecavallerie« Division, die Cavalieri« deS 3. CorpS und nock andere Regi menter bestimmt. — Der „Reichsanzeiger" erfährt, daß die französische Zollverwaltung die von OrlSbehörden ausnahmsweise ausgestellten Ursprungszeugnisse nur, wenn sie von einem Consulat oder Consularbeamten beglaubigt sind, zulasten werde. Auch soll ein Stempel aus die Certificate gelegt werden. Die Kosten werden aus die Waareu nachge nommen. Für jede Sendung soll ein besondere» Certificat ver langt werden. — Au-PariS wird gemeldet, daß der Streik der Erdarbeiter nachläßt, dagegen sich die Volksbewegung aus andere Kreise auSdehnt. Dieselbe droht einen mehr poli- tisch-revolutionairen Charakter anzunehmen. In den gestrigen Versammlungen wurde die Revolution gepredigt. Die Polizei war öfter gcnölhigt, blank zu ziehen und mit dem Revolver zu drohen. Ei» angeblicher Geheimpolizist wurde fast todtgeschlagen. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Gegenüber den sehr in» Einzelne gehenden Behaup tungen der „Neuen Preußischen Zeitung" iwer die politischen Ergebnisse der Kaiserreise schreiben die „Berliner Politischen Nachrichten" anscheinend ossiciö»: Da- Resultat, welche» die Reise positiv und zweifellos gezeitigt bat, ist gegeben in der geistigen und herzlichen Annäherung der Monarchen, wodnrch eine Situation geschaffen worden, welche ge e gae» erscheint, etwa in Zukunft auftauchende Mißvecftiadiffe eben au» der Intimität der Leister uud Herzen zuin Wähle der Völker rasch, sicher und von Lruud au» beseitigen zu helseu. Vom periöa- licheu uud vom völkerpsychologischeu Gesichtspunkt au» besteht daher in Deutschland uugetheilte Befriedigung über da- allgemeine Er gebaiß der Nordlaad-fahrt Kaiser Wilhelm». Wenn indeß von einigen Preßorgauen jetzt der Versuch gemacht wird, die Resultate der Kaiserreise im Einzelnen auszuzähiea, zu sormulireu «ad zu regiftrircu. wenn iuSbesoudere Detail» eiuer Neuregelung der bulgarische» Frage verhandelt werden, wenn von einer Zusammenkunft der leitenden Etaat-mänaer Rußland» uud de» Dreibünde», wie auch der Monarchen selber, von finanziellen Arraugemeut», von deutsch-russischen Bcr> ftäudigungeu aus den verschiedene» Lrbieteu der wechselseitigen Ber< kehrebezirhungea die Rede ist, so siud da» Lonjecturen, die über den Rahmen zuverlässiger Berichterstattung sehr weit hiuau-greisea und von hochgradiger Unlenotuiß der einschlägige» Umstände Zeugniß oblegen. Denn e» muß doch bet ruhiger Erwägung eiolenchtead sein, daß Themata, welch« Gegenstand der Unterhaltung zwischen derart hochgestellten Persönlichkeiten, wie die Kaiser de- deutschen und des russischen Reiche», sind, nicht dem Zufall anheimgestellt oder im- provisirt, sondern vorher programmatisch genau sestgestellt zu werden pflegen. Nun aber ist bekannt, daß der Besuch-reise unsere- Mo narchen im Norden kein andere» Programm zu Grunde gelegen hat, ol», wie schon eingangs hervorgehoben, der innere Herzen-drang de» jüngere«, eben zur Regierung gelangten Herrscher», seinen gekrönten Nachbarn, um mit den Worten der „Norddeutsches Allgemeinen Zeitung" zu reden, einen „Antrittsbesuch" abzustatteu. Hält man sich diese Lhatsache» al» den spriugeaben Ponct der gegenwärtigen Gestaltung der Loge, mit bewußter Lonscauenz vor Augen, so wird man ganz von selbst zu der Erkeuutuiß geführt werden, daß alle die vorhin einzeln ausgezähltea und al» vermeintliche Ergebaisse der Katserreisr htngestellten Dinge nicht» find und sein köaaeu, al» will, kürlich«, der authentische» Unterlage durchaus rrmaugelud« tage»- pnbltciftische Loujerturen. * An» dem Elsaß wird der .Norddeutsche» Allgemeine» Zeitung" geschriebea: Die Toagweite der Paßverordaong sür unsere gesammten Verhältuiffe wird je länger >e mehr erkennbar, uud diejenigen alt- dentschr» Kreise, welche über die „wirthschastlichen Störungen" so laM mnrrten, die da» Paßedict zur Folge haben werde, thatsächlich aber doch nur zum geringeren Theile zur Folge gehabt hat, sehen allmälig ei», daß durch dasselbe doch eia sehr wirksame» Mittel ge schaffen worden ist, eine ganze Reihe jener Fäden entweder ganz abzuschneibea oder doch erheblich tlnzuschränkea. welche in ihrer Zahl noch ei» ziemlich starke» Baud zwischen dem Laude and Fraukreich darstellten. Ware» anch olle die nach einer Schablone zugeschuittenen Schauergeschichten französischer Zeitungen von angeblichen Söhnen »,d Töchtern, welche durch die Grenzbehördeu verhindert worden seien', au da» Sterbelager der Mutter zu eilen, durchweg ersunden oder t» da» Gegrnihkll entstellt, so euthalteu doch selbst diese Er findungen die heilsame Lehre sür die jüngere Bevölkerung de» Lande», ihr Unterkommen nicht mehr in Frankreich zu suchen, soudera hübsch im Laude zu bleiben, oder — wenn ein gewisser abenteuernder Zug, welcher hier den jungen Leuten eigen ist und in den Dörfern durch die alten pensiomrten xroxnnrä» wach erhalten wird, sie dennoch in die Ferne treibt — ihr Heil lieber aus dem rechten Rheiuujer zu versuchen. Hätte Deutschland heule schon blühende Loloaiea und Loloaialtruppen, so würde da» elsüjsische Element ohne Zweifel zu beiden ein reiche» Eoatingeat stellen oder doch leicht dajür zu ge winnen sein. Die aeuerding« ergangene Anordnung de- Ministerium» über dir Paßpflicht der Kinder, welche französisch« Schulen besuchen, dürfte ebeujall» dazu führen, die Grenze zwischen Elsaß und Frankreich etwa» zu Verliesen. Leider war ja bisher im Ganzen wenig ge schehen. um der Erziehung elsässischer und lothringischer Kinder in Frankreich, statt hier in der Heiinath, ein Ende zu machen. Der verstorbene Statthalter hat sich zwar in einer Rede an den Lande» auSschuß tadelnd darüber ausgesprochen, daß aus diese Weise die Kinder dem Fühlen und Denken de- Lande» entrückt würden, aber in der Praxi« waren keiue Maßregeln dagegen ergriffen worden. Die Entsendung von der Schulpflicht entwachsenen Kindern in aus ländisch« Pensioaate und Erziehungsanstalten kann ja nicht verhindert werden, ander- ;aber liegt die Frage hinsichtlich solcher Kinder, welche in noch schulpflichtigem Alter nach Frankreich geschickt werden. Diese zerfallen in zwei Gruppen, solche, die mit Auswande- ruagSschein nach Frankreich gegangen, alio nicht inebr deutsche Staatsangehörige find» und solche, welche sich ohne diesen Schein in Frankreich befinden. Die Erziehung in Frankreich hat nun be- kauulermoßen weit weniger den Besuch der meist Minderwerthige» französischen Schule, al» vielmehr die Entziehung von der Dienstpflicht im deuischen Heere zum Zweck. Da e» nun im deutschen Interesse liegt, so wenig Franzosen al- möglich in da» Land zu lasten, jo würbe e» weder diesem öffentlichen Interesse noch den gesetzlichen Verhältnissen eatsprechcn. solche Zöglinge sranzüsijcher Schule», die ja naturgemäß auch Zöglinge französischer Gesinnung und Austastung sind, alljährlich mehrere Mal« aus Ferienbesuch in da» Land kommen zu lasten. Dieselben unterliegen daher naturgemäß nicht nur der Paßpflicht, sondern bedürfen außerdem noch einer AujenthaltS- dewill guug, welche nur ausnahmsweise und aus kürzeste Frist rrtheilt wird, falls für den Aufenthalt eia wirklich dringende» Bedüriniß nachgewiesen werden kann. Die andere Gruppe unterliegt aller- ding» der Paßpflicht nicht, aber e» könnte die Frage entsleben, ob die systematische Entziehung von der deuischen Schulpflicht, bei welcher die Entziehung von der deutschen Hcervslicht »n Hinter gründe steht, nicht «iasach al» thaisächliche Auswanderung zu betrachten und in ihren Folgen demgemäß zu behandeln wäre. Derartige- klingt zwar recht hart und «nl,eben-würdig, aber ein «ntschlosteue», zielbewußte» Haudeln. welche» die Bevölkerung vor die unbeugsame Macht der Thatjachen stellt und sie allen Zweifeln und Halbheiten entrückt, ist eine Wohlthat sür das Laut», welche» um so schneller,a sichere, seste Gleise gelaugt. Die Strasbarkeit der Eltern sür Umgehung oder Zuwiderhandeln gegen die Verord nung über da» Schulwesen vom 18. April 1871 ist zwar von den Gerichten anerkannt, es wird daraus aakommea, ob der gewollte Zweck auf diesem Wege zu erreiche» ist. * Die osficivsen .Berliner Politischen Nachrichten" widmen der neuesten Kundgebung de» Herrn v. Rauchhaupt eine» Artikel, worin eS heißt: Wenn die konservative Partei sich einer erfreulichen sruchtbringen- den Thätiqkcit rühmen darf, so ist damit noch nicht gesagt, daß Herr v. Rauchhaupt ohne Weiteres an diesen» Ruhme pauicipirt. Wir könnten mehr al- eine» Fall im Verlause der „Zehn Jahre konservativer Politik" erwähnen, wo da» Zustandekommen von jenen, beute von Herrn v. Rauchbauvt so stark bcionlen, gesetz geberischen Acten nur gegen den Widerstand ebcn dcstelbcn Herrn möglich gewesen ist, brauchen ja ober nur aus den noch in Alle Erinnern»» schwebendrn Vorgang mit dem Lchultastengesetz hinznweise«, wo gerade Herr ». Rauchbauvt di« Verabschiedung de» Gesetze» >a Frag« stellte. Da«, was Harr von Rauch- daupl soeben wicdrc oussührt, ist ein wüld geS Seitenslück zu seinem Thun vor der drille» Lesung de» Schullastengrsetzr». Während »iu großer Theil der conservativeu Presse und ein noch größerer Theil der konservativen Wähler unzusrieden mit seinem neuesten Versuch», da» Lartel zu sprengen, von ihm sich lossagen und gegen feine „Politik" Front machen, versucht er an Stelle seiner Person die konservative Partei zu substituireu. Al» ob da» Verhalte» der Letzteieu einer Bertheidlguug bedürfte k Man wird nach wie vor scharf unterscheiden zwischen der conservativen Partei uud Herrn v. Rauchhaupt, zwischen den großen GestchtSpuactea der couservaiivcn Partei und den kleinlichen des Herrn v. Rauchhoupt. Die coniervativ« Panel Hot mit der von Herrn v. Rauchhaupt cusgeworseuea Streilsrage nicht» zu thu» und e« wird uud darf der Versuch, der soeben in der „Höllischen Zeitung" gemocht ist, nicht gelingen, die von Herrn v. Rauchhoupt provocirteu Angriffe von ihm ab aus die konservative Partei zu lenken. Bei jedem anderen Politiker würde man in dieser neuesten Kundgebung vielleicht den Beginn Lrs Rückzuges zu erblicken geneigt sein; bei Herrn v. Rauchbauvt muß man der Ueberzeuguog sein, daß dem nicht so ist, daß man eS vielmehr mit eiucr vou vvruhereiu iw Schlachtplane vorgesehenen Rochade zu thun hat. i * Der Erzbischof von Gran hat, wie schon kurz er wähnt, neuerdings traurige Erfahrungen gemacht. Sein Hos- capla», der Sccrctair des erzbifchöslichen Consistoriuin» und päpstlicher Kämmerer Or. Scheda, hat sich unter eigenthüm- lichen Umständen von ihm loSgesagt, worüber der „Pester Liohd" berichtet: Der gelehrte junge Priester, der vordem tu Pest Capla» war, verließ vor etwa einer Woche Gran und begab sich nach dem Ausland«, um Augenärzte zu causultirea. vr. Scheda war bei seiner Abreise bereits fest entschlossen, weder nach Gran, noch in den glänzenden Primatial-Polast zurückzukchren; daraus deutet der Um stand, daß er kurz vor seiner Abreise uuter »ei jchiedenen Vorwänden da- eine und andere wertlwollcre seiner Objecte nach Pest sendete, und kaum halt« er seine Urlaubsreise ongetreien, al» er aus einer ausländischen Stadt au den Primas einen Brief richtete, worin er sehr kurz und eiusach die Anzeige erstattete, daß er nicht mehr noch Gran znrückkehre uud au- der Erzdiöccse austrele. Dcr Brief au den Prima- ries die tiefste Verstimmung hervor, da der junge Geistliche sich der besonderen Gunst de» Prima» ersreute und e» offenbar war, daß der Au-tritt »ieser liegend« Gründe hoben müsse. Nach In formationen au- bester Quelle ist einer der wesenilichstcn der, daß der junge, gebildeie Priester darüber auberordeittlich erbittert war, daß man ia der Aula mehr schweigen und dulden müsse, als mit der Manoeswürbe vereinbar sei, und daß »ur Derjenige eine Zu- kunsl habe, der zu kriechen verstehe, während der selbstständig Denkend« viele Feind« habe. Nahe ging l>r. Scheda auch, daß in da» Graner Lapitcl notorische Panslawisten ernannt werden, was die hiesige Geistlichkeit in Berrus bringt; er konnte die slowakischen Geist lichen nicht ou-stchen, deren PatrioliSmus er ia Zweifel zog, wo- durch er viele Uaaanchmlichkeitea hatte und sich einflußreiche Feinde schaffte. Ferner sah er, daß der Primas sich iu offene» Gegensatz zur Regierung stelle, und er (««Veda) mußte auch ia Fragen opponirea, wo er überzeugt war, baß der Pruiias nicht Recht habe; mit einem Worte, da er ein entschiedener Eharakter war, vermochte er nicht servil zu sei», und zweifellos ist einer der Hauptgründe des AustritieS, daß er sich mit dem ia der Umgebung des Prima» herrjchcnden System nicht zu besreuudeo im Stande war; darum gab er seine schöne Stellung aus. * Am Freitag Nachmittag erklärten die Kellner und Friseurgehiljen in Paris in einer Versammlung in der Arbcilsbörse den allgemeinen AuSstand. Der Polizei, welche die au» der Börse kommenden Gruppen zerstreue» wollte, um neue Kundgebungen vor den AustellungSbureaux zu verhüten, wurde Widerstand geleistet, und eS kam zu einem Zusammen stoß, bei dem die Polizisten mit der blanken Masse aus die Ausständigen einhieben. Die Polizisten blieben schließlich Sieger. 15 Ruhestörer wurde» verwundet und 58 verhaftet, darunter der Sccretair de» „Cri du Peupte". * DaS ossiciöse Wiener „Fremdcndlatt" schreibt betreffs der IuriSdictionssrage in Massauah: Italien habe dort eine regelmäßige Verwaltung und Zustizpflege eingesührt, welche sür alle fremden Staatsangehörigen daselbst gleich sunctiomre. Dadurch seien die Capitulalionen, auf welche sich ein Theil der Fremden bei der Verweigerung der Zahlung der jüngst ausgeschriebenen Communalsteuern berujen habe, gewissermaßen gegenstandslos geworden. Das „Fremdenblatt" führt dann viele Beispiele sür einen in dcr Hauptsache analogen Vorgang so in Bosnien und der Herzegowina, Tunis und Cypcrn an und schließt mit den Worten: ,^OHue somit aus die Vorfragen, die zur Besetzung Massauahs geführt Aden, einzugeben, entschied die österreichische Negierung, daß, in Anbetracht der durch die italienische Okkupation in Massauah geschaffenen Einrichtungen, die Capitulalionen aus unsere Staatsangehörigen daselbst nicht anwendbar sind und sich die letzteren daher den italienischen Gesetzen zu unterwerfen haben." * AuS Zanzibar ist eine vom 3l. Juli datirte Draht nachricht eingetroffen, welche die Annahme verstärkt, daß der im Bahr-el-Gasal-Gcbiete ausgetauchte „Weiße Pascha Cm in ist. Leider lauten die Einzelheiten dieser Meldung indeß weder sür Emin'S noch sür Stanley'» Schicksal günstig. Ueberbringer der neuen Nachricht sind zwei Boten, denen e» gelungen war, au» Uganda, dem Reiche de» tyran nischen König- Muanga am Njanza-Sec, zu entrinnen. Sie waren aus der Heimkehr vom Njanza-See nach Wadelai begriffen, als sie durch Streiszügler Mnanga'S gefangen genommen wurden. Emin'S Gebiet hatten sie Anfang April verlassen. Damals war ihrer Aussage nach die Lage dort eine sehr bedrängte. Provisionen waren schwer zu beschaffe», unv unter Emin'S Truppen hatte sich Unzu sriedcnheit bemerkbar gemacht. Am 4. April hatte Emin eine Aufforderung de» Mahdi, datirt von Khartum, em pfangen, er solle sich übergeben und seine Truppen entlasten Die Ueberbringer dieser Botschaft hatten auch einen angeblich von Lupton Bcy, dem ehemaligen Statlhaller von Bahr-el Gasal. herrührendcn Brics, der an Emu, gerichtet war und diesem rieth, deS Mahdl'S Vorschläge anzunebmen, da die» da» einzige Mittel sei, um da» Leben der jetzt in besten Händen befindlichen Europäer zu retten und die Nieber-- metzclung von Emin'S eigenen Truppe» zu verhüten. Der Mahdi hatte nach Aussage seiner Boten eine Expedition gegen Emin organifirt. Emin hielt den angeblichen Bnes Luplon'S sür eine Fälschung deS Mahdi. Die Behauptung von der Entsendung einer mahvistlschcn Expedition wurde ihm indeß durch seine eigenen Vorposten bestätigt, die von Lado aus. einem früher von ihm fclbst besetzten Hasen am Weißen Nil, ankünvigten, daß sich Späher deS Mahdi gezeigt unv daß bewaffnete Schisse aus dem Fluß in der Nähe seine» Zusammenfluss«» mit dem Sobat erschienen feien. Die in Zanzibar eingetroffenen Leute knüpften ferner daran die wichtige Mittheilung. Emin habe sich entschlossen, wenn dir ihm zugegangenen Berichte sich bewahrheiten sollten, selbst mit dem Haupllheil seiner Truppen am linken User deS Nil über Lado hinan» vorzurücken, um womöglich den Feind zu überraschen und durch die Schnelligkeit seine» Angriffs den Mangel an Provisionen zu ersetzen, unter denen er zu leiden hatte. Die Luge Emin'S im Monat Marz war »ach Aussage der Boten eine sehr bedrängte, besonder» in Folge der Nicht aukiinst Stanley'«. Im Laufe de» Monat» März hatte Emin über Stanley einige unbestimmte und unklare Nachrichten erhalten, die von Stamm zu Stamm durchgesickerl waren, bis sie den Albert Njanza erreichte». Von Viesen widerspruch- vollen Berichten sagte» einige. Stanley sei »ach Verlust einer Anzahl von Leuten und Vorrätben zwischen dem Mabodelande und dem Albert Njanza von seiudlicheu Stämme» umringt worden, andere sagte», er sei von den Stämmen de» Malongora-Mino-Bezirks angegriffen und nach verschiedenen Scharmützeln nach einer unbekannten Gegend hin au-grwichen. der anch in dieser Lustsplelsigur di« günstige Meinung, die wir über ihn hegen, rechtfertigte und gewiß als eine gute Akquisition für unsere Bühne gelten könnte, wenn ihm aus derselben die richtige Beschäftigung zu Theil wird. Herr Adolf Müller bot auch im Doctor Klaus eine vcrstandniß- volle Charaktcrzeichnung, die sich allerdings noch nicht der feineren Schattirung ersreute, aber sicher angelegt war. DaS rauhe, aber besorgte, liebevolle Wesen de» ArzteS. seinen praktischen, nüchternen Sinn bei der Beurtheilung wichtiger Lebensfragen, kurz gesagt, den süßen Kern in rauher Schale, der siöh besonder» bei der große» Erzählung im dritten Acte bemerklich macht, hat der Darsteller im Ganzen glücklich getroffen. Dagegen fehlte e» in einigen Scencn noch an dem leichten Humor und der Ironie, die dem Doctor Klaus Leipzig, Abend Neues Theater. pzig, 4. August. Theilwcisc neu besetzt, ging gestern L'Arrongc'S Lustspiel „Doctor KlanS". einer dcr verfügt. Wird sich Herr Müller noch dcr feineren Detail Malerei befleißigen, so können wir treffliche schauspielerische * Leistungen von >bm erwarten. Die treue Ehehälfte deS Doctor KlauS, die ihr Joch mit Geduld trägt, wurde von Frl. Leonhard rcpräscntirt, der eS allerdings nicht gelang, der Figur humoristische Be deutung zu geben. Sie versteht eS offenbar nicht, wie Frau Baumeister, auch unbedeutenden Worten und Situationen durck komifche Nuancen Bedeutung zu geben. Auch Frl. Laufterbach, die als Marianne debutirte, erschien unS zu trocken und ohne eigentliche vis comic». Mit Beifall wurde Frl. Flösset, die nach ihrem Urlaub zur Armee zurück gekehrt ist, afs Emma empfangen und durch einen präch tigen Blumenkorb geehrt. Sie spielte, ebenso wie Herr Hänseler, der den Paul Gerstel übernommen hatte, mit einer Frische und einem so natürlichen Humor, daß das Licbeöparchen wohl kaum bester dargestellt werden dürste. Herrn Treutler als Leopold Griesinger gelang eS nicht, den Schmerz deS alten Griesinger, als er von dem Unglück seiner Tochter Kenntniß erhält, zum Ausdruck zu bringen, im Ucbrigcn spielte er die Rolle angemessen. Letzteres gilt anch von Frl. Körner als Julie, Herrn Strohmann als Max von Boden und Frl. Kuntzschmann als Frau von Schlingern. Herr Rohland ist zwar sür Rollen der drastischen Komik eines Lubowsky nicht recht geeignet, führte die Partie aber ergötzlich durch. Hermann Pilz. Musik. Bo» den Bayreulher Festspielen. Bayreuth. 3. August. Wenn der letzten, vierten, Meistersingeraussührung gedacht werben muß, so ist diese Be rücksichtigung durch eine ganz neue Besetzung dcr drei männ lichen Hauptrollen hinreichend gerechtfertigt: Herr Planck sang zum erste» Male den Sachs, die Herren Kürner und Hedmondt desgleichen die Partien des Beckmesser und David. Herrn Planck'» ungewöhnliche Erscheinung hatte man balv genug über seinen herrlichen, unbeschreiblich schönen Gesang vergessen. Die beiden Monologe, daS Duett mit Eva, Vas gleiche mit Beckmesser und die wundervolle Einführung deS Slolzing in den Meistergesang im dritten Auszuge habe ich kaum je so schön gehört. Ein Rückblick aus die drei SachS- vertreler ergiebt. daß Herr Neichmann hinter den beiden anderen. Scheitcmantet und Planck, weit zurücksteht und daß man bedauern muß, nicht auch unseren Schelper bei den Festspielen beschäftigt zu sehen. Herr Kürner, der neue Beck messer, hatte sehr mit den Erinnerungen an den besten Beck messer unserer Zeit, Herrn Friedrich-, zu kämpfen. Aber e» fehlt Herrn Kürner auch sonst an der nülhigen Begabung, um überhaupt iu Bayreuth mit Ehren bestehen zu können. Im ersten Aufzug fehlt eS an allem Humor de- Spiel», eia Mangel, der durch die Dunkelheit der Bühne im zweiten Act verdeckt, im dritten aber wieder offenkundig wurde. Am besten sang Herr Kürner da» Ständchen; hier war die Lebendigkeit deS Ausdrucks und die gute Decla »lalion zu loben. Eine noch unverständlichere Thatsache ist der David de» Herrn Hedmondt und dcr Künstler möge in Zukunft vor den Freunden gewarnt sein, die ihm die An nahme der Aufgabe riethen. Herrn Hedmondt'- ganze Art ist ausgesprochen lyrisch; mau denke sich diese Art aus die Nolle de» David übertragen, die noch dazu sehr anstrengend auch für eine kräftigere Stimme ist und wird der Meinung sein, daß der Künstler seiner Begabung etwa» zumuthete, wa» absolut nicht in ihr liegt. Vieles war ja gesanglich au-gezeichnet, aber dann meist wieder nicht „davidisch", wie z. B. die Aufzählung der verschiedenen Weisen der Meister, singerkunst. Wollte man au» Leipzig einen David nach Bayreuth senden, so könnte e» nur unser Marion sein» der sich nur in MaSke und Spiel der sehr glücklichen Bayreulher Auffassung zu nähern braucht, um MustergiltigeS zu leisten. Die herrlichste Ausführung der Meistersinger war bis jetzt die dritte, die alle» in hellste Begeisterung versetzte. Natür lich war der Erfolg der vierten auch außerordentlich, stand aber doch dem der anderen herrlichen Aufführungen nach. Zn der vierten Parsisalaufsührung war Frau Malerna in prächtigster Disposition und riß alle- durch ihren genialen Gesang hin; diese Ausführung de» Parsisal übertras alle die vorhergehenden. Der Andrang zu de» Festspielen ist so stark, daß schon vier Tage vor dcr nächsten Parsii'alaufsührung daS Hau- zu dieser ganz auSverkaust ist. M. Krause. DaS Sommersest des Leipziger Musikervereins. ch Mit einem Muthe, einem Vertrauen, welche» ganz der guten Sache würdig ist, die hier in Frage kommt, hat der seit 1869 hier bestehende wackere Leipziger Musikervcrein sein diesjährige» Sommersest nach sorgsamer Vorbereitung für DicnSlaq, den 7. d. M.. im Zoologischen Garten anberaumt. Tie Aufführungen werden von 124 Musikern geleistet. Zweck ist, dem Fond« deS UnlerstützungSverei»« neue Mittel zuzu führen, die den Kranken und Allen der Genosscnschast zu Gute kommen sollen. Wer in früheren Jahren auch nur einige Sommrrseste deS Verein- milerlebt bat. der weiß, welche Ge nüsse da geboten werden, wie weckseireich da» Programm sich gestaltet, wie praktisch sür jeden Geschmack, sür jede» Lebens alter Sorge gctrcigrn wirk, »ameiillich aber welch irischer ge- mülblicher Ton bei diesen Veranstaltungen — ich möchte sie musikalisch-collegialische Familiknseste nennen— herrscht. Daß die Herren Musiker an solchen Tagen mit allein Feuer, aller Liebe sich ihrer Ausgabe widmen, wen kann daS wundern, der da siebt, wie die Künstler durch die Anwesenheit ihrer Familien, ihrer Frauen und Kinder zur Entfaltung ihre» ganzen Können» uud Vermögen- sich angeregt fühlen Ueber da» Fest selbst verlautet, daß nicht weniger denn vier Concerte in den Räumen jenes Etablissement» stattsinden werden, daß mit der einbrechenkeil Dnnkelheit der ganze malerische „Löwcngarten" unseres Pinkert sich einmal wieder im vollen Glanze festlicher Beleuchtung zeigen, an die mancherlei Volks- und Kiiiderbelnstigungen sich seiner Zeit sür „schöne Kinder" und deren Verehrer ein Ball al» SommernachlSseier anschließen unv voraussichtlich bi- >n dir ersten Morgenstunden erstrecken wird. Die Einzelnbeiten führe» wir nicht an: diese Ueberraschung behalten sich die Bekanntmachungen am Vor abend und am Tage deS Feste» selber vor. .Dem Mulbigen gehört die Welt, der Erfolg!" Wohlan, der Leipziger Musikerverein hat Viesen Muth, er glaubt noch an eine» reellen Sommer. Möge er denn für die» sein gläubige» Vertrauen aus „Kaisermetter" und ans die liebens würdige Tbeilnahme seiner Freunde im groge» Publicum durch da- schönste Gelingen seine» musikalischen LiebesiverkeS sich belohnt sehen. Unsere eigenen besten Wünsche dazu! ** Frau Moran-Olde» bat von der Direktion unserc- St.,dktheaierS sür de» kommenden Winter eine» längeren werthen. Während der Abwesenheit der Künstlers» sieht eine Reihe von Gastspielen bevor, über welch« wir später ausführ lich berichten. T Leipzig. 4. August. DaS Monstre - Loncert, welche- die vereinigten Capelle» de» 107 und 134. Regimentes unter gütiger Mitwirkung des Leipziger Säugrrbuude« aeftera >m Kru»»ll- paiastgartea veranstaltete», halte eia sehr zahlreiches Publicum h r» beigezogra, so daß der Pensioasionsjuichußcasse der Musik>»el>iec deS deutscher» Heeres, sür welche der Reiuerlrag bestimmt ist, eia auiehnliche» Schärst«» zugeflossea seia wirb. Das Orchester, welches au» 84 Musiker» bestaub, spielte mit eiuer Hingabe uud Ausdauer, welcher Niemand di« vollste Anerkennung verlogen konnte. W>r haben von Militaireapelleu da- Largo vou Händel uud da« äußerst schwierige Adagio aus der Sonaie „PaibStiqne" van Bckttiovea »och nie mit so warmem, srelenvollei» Aufdruck und so großer, bei einem so starte« Olchcster überraschenden Silber hell in Tact und Intonation gehör» wie gestern. Beide Siucke liegen dem Gebiete der Mililairniiisik lern und verlange» eine guiz besonder» eingehende, sorgsäliige Euistudirung, wenn sie vo» Blech- injlrumenten ausgesührl werden. Um so ineür srrute es uns, daß die beide» Eapelleu dieser Forderung iu so strebsamer Weise »ach- gekommen waren. Den Tontnlber« aus Wagner'« „Walküre" tehlle es »och an einer gründlichen AuSardeiluug der ciiijettiril figurenreichen Passage». Trefflicher gelangen die Ouvernrren z» WagncrS „Tanuhäuser" und zu Webers „Oderoa" uud auch die ungarische Rhapsodie Nr. 2 von Liszt entbehrte nicht de» feurigen belebenden Schwunges. In sehr dankensioeriber Weise hatte der Leipziger Sängerbund unter Leitung des Herrn Heinrich Pfeil die Aussühruug einiger Gesänge übernommen, di« dem Loncertprogranim eine angenehme Abwechselung gaben. Die musikalische,, Vorzüge de» Leipziger Sängerbundes sind vo» der Kritik ost gewürdigt worden und bewährten sich auch acstrrn ouj's schönste. Die wackeren Sänger brachten im ersten »heile zwei Lieder „Des Lude» Ürhstall" von Ferd. Schmidt und daS anmuihige uud einschincichrlnde „Bttm L>ebche» zu Haus", das vou dem verdienten Dirigenten des Bcr.inS Heinrich Ps il leibst gedichtet uud componirt ist, zu Gehör und sangen mit >o chaiakleiistlschec Tonsirbung und so innigem, herzlichem Aurtu uck, daß u»g iheilter Beifall deu Lieder» solgte. Auch die G>sauge des zweileu Theiies, das bekannte „In einem kühle» Grunde" von Lilchec uns das von patriotischem Feuer durchdrungene „Das H,iz am Rhein" von Schultz batte» Wärme und K>ait un Ausdruck; die kernige» lebendigen Melodie» de- Liedes „Das Herz am Rhein" dcaugcu ebenso zu Herzen wie die w>ime», vou «eetensrvmerz durchzogenen Weile» des belieblen Sricher'ichen Liedrs. Den Lch »b des EoucerleS bildere wie schon in dem Monstie-Concert z» Seller hausen da- mrlilairische Toagemälde „Deutschland- Erinnerungen a» die Kriegsjahre 1870—71", da« wir kürzlich erst gebörr und be- sproche» hadeo, Auch gestern wurde das effektvolle Potpourri mit eiuer Ausdauer gespielt, welche die vollste Auerkennung vrrd ent. Del vccchio's Kunstausstellung. Bei dcr gegenwariigen säst ausnahmslosen Erueuerung der Ausstellungsgegenstände komme« natürlich alle diejenigen Besucher — und eS sind sicher nicht wenige — einmal so recht aus ihre Rechnung, weiche, sobald ein Bild länger als acht Lage aus gestellt war, schon ungeduldig daran Vorbeigehen und geiangweilt auerusen, eS sei jetzt ober auch gar nichts Neue- mehr da. odschoa allwöcheuilich sü»s bis zehn, ost uoch weit mehr recht hübsche, ja zun, Theil bedeutend« Neuheiten zur Ausstellung komme». Das ist freilich nicht die GemnthSart, mit welcher sich jemand in eia ober einige Kunstwerke, mit deuea er seia Daheim schmückte, i» sinniger Betrachtung immer und immer wieder liebevoll versenken kann. Es ist überhaupt die Frage, ob solche GemüthSversassung mir wahrem Kunstsinne sich vertragen kann. Nun, dem sei wie ihm wolle. Jetzt kommen, wie bemerkt, Alle, auch di» Ungeduldigsten, aus ihre Rechnung. Alle- begrüßt de« Eiutreteadea aeu uud wie festlich gestimmt. Mit der Betrochtuag im erste» Saale, am Fenster rechts be- ginnend, trifft mau zuerst, man kaan wohl lagen ei» Meisterwerk von schneidiger Lharakiecisirung von der Hand eine» jungea i» München lebenden Dresdner Künstlers, Friedrich Proelß. eia Sittenbild, die „herzoglich naflauischea Jäger" wie er es nennt. Ja einem schlichten Schcnkzimmer sitzt um eiaea Tisch am großen, grünen Kachelosea eine Anzahl der geriebensten, wetterhartea Wachmänner, die sich gegenseitig mit ihrem grimmigsten Jägerlatein graulich zu mache» versuchen. Im Herze» wird es ihnen aber wohl wie den Auguren ergehen, von denen Cicero erzäh t. Nicht nur jeder einzelne dieser Köpfe, jede dieser Gestalten ist ebenso apart wie wahr. Wildern eS klappt auch Alles und geht Alles aus'» Beste uud Flüssigste zusammen. UeverdicS bekundet P:oe>ß mit diesem Bilde, daß er die Technik der Hellmalerei aus- G ücklichste sich dieustbar gemacht hat. Ei» minder umiänglicheS, aber kaum minder auzlehendeS B ld von dcr Hand bestechen Maler» ist sein „Er kommt". Es lache» uud Winten nämlich einem bewußten» im Bilde nicht sichtbaren Jemand, über die Brüstung der hölzernen Galerie eine» oberboyeriichen Bauernhauses herab ein Paar reizende Mädchcnlöpse in grollen Pelzmützen munter entgegen. E>» allerliebstes Sittenbild au» der Bauernstube ist A. Müller- Lin gke's „Großvater und Enkel". Ei» Großvater hat den Jüngsten seiner um ivn versammelten Enkelichast aus dem Schoße, und ve» jucht es, denselben unter der gespanntesten Ausmerksamkelt der Ver sammlung ans dem Breinäpschcn zu sültern. Alles aus dem Bilde athmel Leb.» uud heimelt te» Beschauer an. Ein Prachtstück m Hinsicht der seelischen Vertiefung. aber auch technisch sehr hoch stehend ist der „Liebeskummer" von August Heyn. Da- gewaltige Stück Weißzeug, an welchem die in ihren blendend weißen Hemo- ärmeln dasitzenbe schmucke goldblonde Bauerndirne näht, giebt Io bedeutende weiße Flächen, daß ihre malerische Brwälligung und Einordnung in die Farbenharmonie des Ganzen nur einem ebenso seinjühligen wie geschickte» Künstler möglich war. Der tiese Suiiliner über das Schlimme, was da der aus dem Boden hingeworseae Brief von einem gewissen, dem Herzen nahestehenden Jemand er« zäblt, malt sich in der ganzen Gestalt ebenso sehr wie rr. dem jungen ichöneu Antlitz. An der Wand gegenüber hängt ein Bild de- Ham- durger Valentin Ruth-, eine ..Felsenschlucht im Sabinergebirge", eine romantisch onmutbende Abcudstimmung. Das Bild ist mit einer Technik gemali, die beute veraltet erscheint und doch auch ihre großen Reize hat. ES erinnert vielfach geradezu an Rottmaan'sche oder Koch'schcLand- schastSiachen. Das Bild von E. te Peerdt mit de» englischen rothcn Jagdröckea wird jedensallS auch seine Liebhaber finden, bewnber- unter den Sportsreunden. Ein poetisch warm empfundenes und mir trefflicher Beherrschung der Technik gemaltes S«>minung»bild ist der daneben hängende „Waldweg" vou Alb. Arnz. ES erinnert geradezu an gute Rmsdaei'sche Sachen. Ein innger Leipziger Künstler Max Leopold überrascht die Welt mit einem Erstling-- Sittenbild, ein Paar „Brieslcscrinnen", welche» in hohem Grade vielversprechend ist und zeigt, daß derselbe die menschliche Gestalt sowohl wie die malerischen Ausdruck-mittel in erfreulichster Weise beherrscht. Eine schmucke dralle Dorfbirne liest eine» Bries laut vor, während eine zweite neben ihr sitzende und de» Kops auf ihr« Schulter legende in Gedanken veriunke» dem Borlesen lauscht. Die Anordnung ist geschickt, der Ausdruck natürlich, die Zeich mag correct und der Farbenausbau von angeaehmer Wirkung. Da» Alles fällt um so mehr in die Wage, als der Maler sehr großes Format sür sein Bild gewählt bat. DaS Leopold'iche Bild bcrechiigl zu den beste» Hoffnungen. Vo» Georg Schwenk dessen schönes RadinS- Bildniß im «unsiverci» neulich lobend besprochen werdc» konnte, ist jetzt auch hier wieder mit einem reizend ousgesührtea «eihlichen Bildlich vertreten, einem Brustbild einer junge» Danie in Weiß mit einem zierlichen Rosensträußchen an der Brust und leicht gelocktem, knrzgeschorenea braunem Haar. Nicht unerwähnt sei heute nur »och im dritten Saale eia dunkle» Sludienköpschen eiuer kleinen hübsche» Italienerin „Piccola" vou der Hand Her man» Heubuer'S. Die etwas dunklen gleijchschatten kommen jedensallS aus Rechnuug de- Teint». «doli Wet»k«. besten Treffer, welche der Schüler dcö alten Bencdix gemacht i Urlaub erbeten und erhalle». Frau Moran wird denselben hat, m Scene. Die Titelrolle spielte Her, Adolf Müller. I in New-York an dir dortigen Metropolitan Oper »er- Lunst-Verein. * Ausgestellt bleibe» im Eingaugssciale: eine „Laiios»;»»", O l- gemälde von Friedrich Preller in Dresden und „die Uebergabe von Warschau im Jahre 1656" Oelgemälde von Wilhelm Räuber >n Münch«»; >m Vorirogsiaale zwei Aquarellen: „Pariser Lumpen sammler" von Alexander Schmidt-Michelsen iu Leipzig, em „Jiiterieur" von Hermann Heubner in Leipz'g; „Sonniag Nachmittag»", Oelgemälde von I. F. Hennings in München, „Pserdeichivemwe", von Franz Hochmann in Karlsruhe. „Tic Ruinen de» Tempels der Königin Hatasu", Oelgemälde von E. Körner in Berlin, „Alle» Schloß i» den Apenninei.", Oelgemälde vou L- Nenbert in München, drei Kohle- zeichnungen: „Der abrnteuerliche SimpliciisiuuiS". „Die Lcgcnde vom Hufeisen" und „Phantasien im Bremer Raihskeller", von James Marshall in Weimar: eine getuschte Zeichnung „Tod de- Orpheus", von Joies Anton Koch. „Eia Orakel", OelgeniüNe von Albert Keller in München, eine ..Landschail", Oel einalte v » A Hossmann in Franlsurt a. M., „Selbstbildniß". Oelgemälde von Theodor Grosse in Dresden. e>» Orlgemäid« von Friedrich voltz „Morgen am See", B>ld»tß d«» »e»-
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