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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-05
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1888
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Erste Mage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ZZ 218. Sonntag den 5. August 1888. 82. Jahrgang. „So ist's am besten." Erzählung vo» Theodor Schmidt. N-gdruck »«rtotm. <Schl°ß.) IV. ES folgte eine schwere, kummervolle Zeit für Schloß Gordeck. Tie Kopfwunde heilte nur sehr, sehr langsam, und auch dann wollten trotz aller Pflege Karl's Kräfte nicht wieder« kehren. Schließlich mußte der Arzt ihnen daS Schwerste be« kennen: daß alle menschliche Hilfe hier zu Ende war. Die Wunde am Kopse war geheilt, aber bei dem unglücklichen Sturz war auch des Annen Rückgrat verletzt worden, und hierfür gab es keine Heilung. So verstrichen Wochen und Monate, die Marie und Arthur in stiller Ergebung fast ausschließlich der Pflege de- Kranken widmeten, lind als daS Laub von den Bäumen fiel, als der kalte rauhe Herbstwind über Land und Wiesen trieb, da hauchte auch aus Schloß Gordeck ein theurcs Leben seienn letzte» Athen» au«. ES war in der Dämmerstunde eines kühlen HcrbstabcndS, der Horizont erglühte im fernen Westen von der nieder gehenden Sonne noch in purpurnem Roth, ein letzter Strahl fiel durch daS Fenster in da« Krankenzimmer, wo Karl bleich und abgezehrt, von Kiffen umgeben im Lehnstuhl saß — zum letzten Male! Die marmorwriße Hand ruhte aus dem Haupte Marie's, die mit thräuenlofei» Auge, aber tiefem, tiefem Weh im Herzen vor ihm kniete. Hinter ihm, den linken Arm aus die Stuhllehne gestützt, stand Arthur, mit ivehmüthigem Blick eine jede Bewegung des Kranken beobachtend. Die matten Augen des Sterbenden belebten sich, als sie dem innigen Blick feiner Marie begegneten. „Marie, meine geliebte Marie," sprach er mit matter Stimme, .laß Dir zum letzten Male sagen, wie theuer Du m»r bist. Möge Gott Dir lohnen, waS Du an mir gethanl O, wie anders ist alles gekommen, als ich erhoffte! Wie habe ich Dich hegen und pflegen wollen Dein Lebelang, statt dessen habe ich Dir Kummer und Sorgen bereitet!" M..rie öffnete mit bittendem Blick die Lippen zu einer Antwort, aber der Kranke strick mit mattem Lächeln lieb kosend über ihre Wange und Thränen versagten ihr die Stimme. „Mein Leben ist ein kurzes gewesen," fuhr der Sterbende fort, .aber Deine Liebe hat mir die kurze Spanne Zeit so werlh gemacht, daß ick wohl zufrieden damit fein kann. Ich scheide ergeben auS einer Welt, deren schönste Früchte ich genoffen habe. — Nur einS besorgt mich: daß ich Dich, Geliebte, einsam zurücklaffen »nuß. Dock nein, Du bist nicht einsam, — muß sich nicht um zwei Einsame, die einander trösten, ein festes Vaud schlingen? — Möge Gott mein Gebet erhören und, wenn ich nicht mehr bin, die Zwei ver binden, denen allein ich durch mein Scheiden von hinnen Kummer bereite." Diese letzten Worte sprack der Kranke mehr zu sich selbst; erst das krampshasle Schluchzen Arthur'S ries ihn zu seiner Umgebung zurück, und langsam den Kopf nach dem Klagenden wendend, sprach er weiter: „Weine nicht, theurer Bruder, mir ist Wohl, o so wohl, in dieser letzten Stunde! Ich weiß Euch beisammen und scheide darum ruhig voin Leben — Ihr werdet einander nicht ver lassen!" Die Stimme deS Kranken war immer matter geworden, die letzten Worte kamen »nr noch mübsaill und abgebrochen hervor. „Komm, meine Marie — gieb mir Deine Hand, verlaß mick nicht mehr." Und mit krampfhaftem Druck schloffen seine Finger sich um die ihrigen. Mehrere Augenblicke vergingen in lautlosem Schweige». Da plötzlich durchzuckte es Marie, der Kops des Kranken sank zurück, sic süblte nach seiner Stirn, und dann — beide Hände vor daS Gesicht schlagend — ließ sie mit einen» herz zerreißenden Schrei ihren Kopf auf die leblose, schlassherab- hängende Hand deS Theurea sinken, der seinen letzten Aihem- zug gethan hatte. V. .Liebe Marie, wenn Du Zeit Haft, möchte ich Dick bitten, aus eine halbe Stunde in mein Arbeitszimmer zu koinmen," sprach Arthur zu seiner Schwägerin. Herbst und Winter waren über die Erde hingestrichcn, feit Kart Gordeck drunten i» seinein kühlen Grabe ruhte. Der herbe, bittere Grain Maric'S um den tbeuren Dahin geschiedenen hatte die Zeit zu einer ruhigen Trauer umge wandelt. Nichts hatte sich im Schloß geändert. Marie und Arthur bitten — ein Jeder seiner Beschäftigung nachgehend — in stiller Zurückgezogenheit gelebt, ohne daß irgend eine besondere Freude oder ein neuer Kummer ihr ruhiges Dasein unter brochen hätte. Karl hatte Marie zu seiner Universalerbin eingesetzt, und Al'bnr batte bisher die Besitzung weiter verwaltet. Er wußte wohl, daß daS nicht lange so bleiben konnte, daß eine Veränderung eintreten mußte; aber »och hatte er Niemand gesunden, der seine Stelle einnehuiei» und Marie'S Zntereffe so im Auge baden »vürde, wie er. Auch wollte er seiner Schwägerin erst Zeit lasten, sich ganz in »bre neue Lage, »i ibre traurige Selbstständigkeit ci»;ulevcn, ehe er sie nul geschäftlichen Sorgen und Auseinandersetzungen behelligte. Heute wollte er ihr den Abschluß der letzte» sechs Monate vorlegen nnd dabei die Gelegenheit wahrnehmen, mit ihr über die Zukunft zu sprechen. „WcShalb daS Alles?" fragte jedoch Marie, als er ihr die Bücher vorlegte, „meinst Du, ich verstünde etwas davon? Wozu auch? Ich weiß ja, daß waö und wie Du eS thust, daS Nichtige ist, — daS genügt." „Ich danke Dir für Tein Vertrauen," entgegnrte ihr Schwager, „aber wir müssen auch an die Zukunst denken. Wenn ich nicht mehr hier bin und ein Anderer an meine Stelle tritt, ist es doch wohl aerathen, daß Du einen volle» Einblick in die Verwaltung Deines BesitzlhumS hast." Marie schien nur den Anfang seiner Antwort gehört zu haben. Sie schrak leicht »usammen, und eS lag eine unver kennbare Angst in ihrer Stimme, als sie sagte: „Wenn Du nicht mehr hier bist? — Arthur, Du willst mich doch »ficht verlosten?" ries sie in gesteigertem Tone, während ibre Hand sich ans seinen Arm legte. „Ick sehe wohl," fuhr sie nach kurzer Pause tief ansathmcnd fort, „Du kannst nicht vergessen, kannst mir nicht vergeben, wie wahn sinnig ich einst handelte! O, wenn Du wüßtest, WaS ich gelitten, wie schwer ich für meine Heftigkeit, für meinen thörichten Stolz gebüßt habe. Du hättest Erbarmen mit mir, und hättest um Deiner einstigen Liebe, um unsere- armen Karl willen noch ein klein wenig Freundschaft für Die übrig, die trotz aller Mühe, aller Willenskraft, nicht auS ihrem Herzen die Liebe zu reißen vermochte, tue ihr höchstes Glück war, ihr aber auch die tiefsten Qualen bereitet hat." „Und doch konntest Dn so kurze Zeit, nachdem Du mir ewige Liebe gelobt hattest, einem Ändern die Hand reichen?" versetzte Arthur bitter. „DaS würdest Du mir nicht zum Vorwurf machen, wenn Du wüßtest, welche Wandlung damals wenige Monate in meinem Leben bervorbrachtc». Kaum vierundzwanzig Stunden, nachdem wir Zwei in Zorn von einander geschieden waren, hatte mein guter Vater einen Schlaganfall, und acht Tage später stand ich als einsame Waise an seinem Sarge. Zu diesem Kummer gesellte sich noch die Sorge um meine weitere Existenz, da eö sich bald herausstcllte, daß mein Vater durch unglückliche Spekulationen sein ganzes Vermögen verloren Halle und ich gänzlich mittellos zurückbtieb. Wie dankbar war ich da ineiiiec Pakhe, ei»er lieben treuen Seele, die nicht mit Bitten abließ, bis ich einwilligte, zu ihr zu ziehen. — Dort in ihrem Hause »vor es, »vo ich Max von Dedcnhosen kennen lernte — ei» Mann in den Fiinszigern. für den lch, wenn nicht Liebe, doch Hobe Achtung empfand, fo daß ich ihm dankbar und vertrauensvoll die Hand reichte, als ick auch »»einer Wohlthäterin für iinmcr die Augen geschloffen halte. — Unsere Ebe war nur eine kurze, aber voll Befriedigung darf ich aus dieselbe mit dem wohllbuenden Gesühl zurückblicken, daß er bis zur letzten Stunde sein höchstes Glück in mir sah. Er hatte mich gelehrt, rin zufriedene« Ehelcben hochzu- schLtzen, als daß ick die Werbung unseres guten Karl zurück- gewiesen hätte. Ick ahnte ja 'nicht, wie nah Ihr Zwei einander standet. Wohl hattest Dn mir ost von Deinem Brüser Karl erzählt, mir aber nie gesagt, daß Ihr nur Halbgeschwister wäret und verschiedene Namen trugt. Hätte ich daS gewußt, würde ich wobt kaum die Kraft gehabt haben, mich so sreiwillig in Deine Nabe zu begeben, Dick täglich zu sehen, zu sprechen und dabei meinem Herzen Ruhe gebieten zu »lüsten, in dessen Diese die Wunde doch noch immer un- vernarbl weiterblutete. Doch Gott sei Dank, ich fand Kraft genug, mich zu überwinden und meinem Gatten den Kummer über die Entdeckung zu sparen, daß eS außer »bin noch Einen in der Well gab, an dem mein Her; mit ganzer Wärme hing." Marie hatte leidenschaftlich zu reden angesangen, allmälig aber »var ibre Stimme in der Erinnerung an vergangene Zeiten ruhiger geworben, und säst schien eS. als bade sie ganz vergessen, daß sie zu einem Andern als sich selbst sprach. Die Augen mit halb ivehmüthigem Blick in die Ferne gerichtet, gab sie gewissermaßen nur ihren Gedanken AuSdruck; erst Arthur'S Summe rief sie in die Gegenwart zurück. „Wie, Marie, verstehe ich recht?" rief er in höchster Er regung, „Dn hast mich nicht vergessen? Du könntest mich »och lieben? — o, wie glücklich hälleii »vir mit einander sein können! — und nun, nun ist eS zu spät, zu spät!" Er ließ den Kopf schwer in die Hand sinken und starrte düster vor sich hin. Aber Marie fand schnell ihre Fassung wieder. „Beruhige Dich, Arthur", sprach sie in herzlichem Tone, „Wir wäre» erregt und sind unvernünftig wie die Kinder. Warum sprichst Du aber auch von Fortgehen! Warum kann nicht alles bleiben, wie es ist. Vertragen wir uns nicht? oder ist Dir daS ruhige Leben hier zu still, zu eiiisörmig? sehnst Du Dich nach Vergnügen, nach Lustbarkeiten?" Sie mußte über ihre eigenen Worte lächeln, wußte sie doch am besten, daß er nichts einer ruhige», behaglichen Häuslichkeit vsrzog; und hatte sie nicht Alles gethan, ihm eine solche in ihrer Nähe zu bereiten? „Warum nicht AllcS so bleiben kan»?" wiederholte Arthur; „weil eS uiimögltch. undenkbar ist, nun ich weiß, daß auch Du mich »och liebst! Marie, meine Marie, wie konntest Du mir daS anthun?" und leidenscbastlich zog er sie an sich nnd preßte einen heißen Kuß auf ihre Lippen. Im nächsten Moment aber trat er hastig von ihr zurück. „WaS thue ich?" ries er, „ich kann, ich darf Dich ja nicht mehr lieben! G'b, Marie, geh von mir, und laß unS einander niemals Wiedersehen!" Er bedeckte die Augen mit der Hand und versank in dumpfes Brüten; al- er endlich den Kopf wieder hob, war er allein. VI. An demselben Abend saß Marie im Eckzimmer an dem Fenster, von welchem auS sie den weitesten Blick hatte. Ost ließ sie die Arbeit in den Sckooß sinke» und sah angstvoll hinaus, ob sie Niemand in der Ferne erspähen konnte. Die abendlichen Schatten senkten sich schon aus die Erve herab, in den nahen Wäldern herrschte schon völlige Dunkelheit, »inv noch »var Arthur nicht heimgekchrt. Kurz nachdem sie ihm am Nachmittag in seinem Zimmer allein gelassen, batte er sich sei» Pferd satteln lasten und war kavongejagt, sie wußte nicht wohin. Als Stunde aus Stunde verrann, und auch die Zeit, zu der er gewöhnlich hcimzukehren pflegte, vorüber war, bemäch tigte sich Marie's eine unsagbare Angst. Wie. wenn er ihr zürnte und fortgeritten war, um niemals wiederzukehren, oder wenn ihm gar ein Unglück zu gestoßen war? Plötzlich hob sie den Kops; ihr »var, als höre sie fernen Husschlag; sie horchte, — ja. sie hatte sich nicht getäuscht; die Tritte kommen näher, ein Reiter taucht aus dem Walde aus, und bald erkennt sie trotz der hercinbrechenden Dunkelheit die Umrisse deS ängstlich Erwartete». Wenige Minuten später hört sie seinen festen Schritt die Treppe herauskommen. Aber gegen seine sonstige Gewohnheit tritl Arlhur nicht bei ihr ein, sondern begiebt sich direct aus sein Zimmer. Und als die Zeit deS Abendessens kommt, daS sie sonst gewöhnlich gemeinsam einncbmen, tritt der Diener mit dem Änstrag bei Marie ein. „Herr von Wehrbach laste bitten, daß man ihn» das Esten aus sein Zimmer bringe, er fühle sich nicht recht wohl, habe für den nächsten Morgen einen weiten Ritt vor und wolle sich deshalb zeitig zur Ruhe be geben." DicS Letztere that er jedenfalls nicht, denn Marie hörte, wie er noch lange nach Mitternacht mit hastigen Schritten in seinem Zimmer aus- und abging. Sie selbst hatte eine unruhige Nacht, und als sie endlich egen Morgen in einen leichten Schlaf versank, schreckte sic ald durch Husschlag im Hose wieder auf. Auf dem FrühstückStische lag ein Brief, bei dessen Anblick sie erblaßte. DaS war Arthur'S Handschrift — er sagte ihr vielleicht ein letzte- Lebewohl. Mit zitternder Hand erbrach sie den Brief. „Meine theure, geliebte Marie." so lautete derselbe, „noch eininal laß Dich so nennen, zum letzten Male, denn ich habe kein Recht mehr, einer Anderen einen Platz in ineinem Herzen zu gewähre», als ihr, die mir vor nun säst zwölf Monden ihre Liebe gestand und der ich feste Treue gelobte. „Am Tage vor ihrer Abreise von hier ward Hedwig Wolzogen ineine Braut. Daß Dir das bis heute verschwiegen blieb, lag in den Verhältnissen. Erst hinderte unS Karl'S Unglück und lange« Krankenlager, und dann daS Kranksein vo» Hedwig's Vater daran. ünS der Welt als Brautpaar vorzustcllen. Und Karl und dadurch Dich zur Vertrauten unseres Verlöbnisse- zu machen, davon hielt mich immer eine seltsame, mir selbst unerklärliche Scheu zurück. „Ich habe Hedwig nicht getäuscht, habe ihr nie eine Liebe geheuchelt, die ich nicht für sie empfinde; aber ich schätze und achte sie hoch, und hoffe, in und mit ihr ein stilles Glück, ein zufriedenes Heim zu finden. „Hedwig liebt mich mit der ganzen Unschuld ihre» reinen HerzenS, nie — waS auch geschehe — soll auch der leiseste Schatten da» volle Vertrauen trüben, das sie mir entgegen bringt; — damit ist Alle» gesagt. „Die ganze Nacht babe ich gesonnen, waS wobl daS Beste ist! „Warum kann nicht Alles bleiben, wie eS ist?" sprachst Tu gestern zu mir. Nun, liebe Freundin, ich denke, wir können eS wagen, wenn Du mich unterstützen und muthig sein willst. Wie bisher. „Ich muß mich aufraffen und frischen Muth schöpfen, ehe wir unS Wiedersehen. Mit Morgenanbruch verlasse ich das HanS und fahre nach L. . . zu Hedwig. Ich hoffe, nun ihr Vater wieder ziemlich hergcstellt ist, sie läßt sich bewegen, unseren Hochzeitstag für nicht zu ferne Zeit scstzusetzen." „Wir Zwei, Marie, Du und ich, sind trotz unserer noch jungen Jahre durch daö Leben gestählt worden, »vir baden Schwere» mnlhig ertragen, wir werden auch noch Kraft sinteii, die Klippen unversehrt zu umschiffen, die unS in Zukunft wohl kaum erspart bleiben werden. „Marie, bei unserer Frenndschast. die allein nnS fortan noch verbinden darf, bei unserer Freundschaft bitte ich Dich, laß Hedwig nie erfahren, was »vir Zwei uns einst gewesen sind, und waS wir Einer durch den Anderen gelitten haben. „Glaubst Dn stark genug zu sein, Hedwig als Freundin und Schwägerin in Deinem Hause ausrichlig willkommen zu heißen — gut denn, so wird Golt nnS »veitcrhelsen; willst Du eS anders, so schreibe mir eine Zeile, und mein Anblick soll Dir kein Kümmcrniß mehr bereiten. „Wie Du auch entscheidest, — der Himmel behüte Dich! Arlhur." VII. Wieder ist eS im Monat Mai, wieder schmücken Sträuchcr und Bäume sich mit dem ersten Grün, wieder lächelt die belle Frühlingösonnc ans die nenerwachtc Erde herab; aber jetzt scheint sie auf Schloß Gordeck nicht mehr wie einst auf zwei ernste, trauernde Gestalten — nein, heule ist die Veranda von einer kleinen munteren Gesellschaft eingenonnnen. Drei der Personen sind unS nicht fremd. In dem schlanken brünetten Herrn erkennen wir, trotz der einzelne» Cilbcr- fäden in dem einst schönem glänzend schwarzen Haar, unseren Freund Artbur von Wchrbach wieder. Die letzten Jahre lassen keine andere Veränderung an ihm wahrnehmcn, als daß die früher meist düster zusammengerogeue Stirn geglättet und der sch.vcrmüthigc Zug um seine Lippen geschwunden ist. liid »nit welch' zufriedenem Ausdruck ruhen seine Augen in dieser Minute aus der jungen Frau ihm gegenüber, mit dem Kinde im Arm, daS ganz daS Ebenbild der Mutter ist! Des VaterS größter Stolz aber ist sein Erstgeborener Arthur, der nicht nur seinen Name», auch sein dunkieS Haar, seine lebbasten Augen und auch seine edlen Züge geerbt bat. D sbalb mag der Knabe wohl auch der besondere Liebling von Tante Marie sein, au d>e er sich eben anschmicgt und, daS Gesicht zu der mit innigem Blick zu ihm Nieverschaucn- den anfrichtend, bittet: „Nickt wahr, Tante Marie, Du machst mir ein Fischnetz, und gehst dann »nit mir an den Teich, die kleinen Goldfische fangen? " „Du wirst mir den Jungen Wohl noch so gründlich ver wöhnen," meinte Arthur mit gutmüthigem Lächeln, als Marie dem Knaben aus seine Bitte freundlich zumckle, „daß einst nichts Besseres aus ihn» wird, als auö seinem Vater." „Nun, damit können »vir »vohl zufrieden sein," mischte Hedwig sich in- Gespräch, „meinst Du nicht auch, liebe Marie, daß eS genügt, wenn ein Mann seine Umgebung so glücklich zu machen versteht, wie unser Arthur?" vermischtes. --- Berlin, 3. August. Heute Nachmittag um 2 Uhr fand zu Ehren der außerordentlichen Gesandtschaft Sr. Majestät deS Sultans im Stadt schloß zu Potsdam ein Gala-Diner statt. Durch den Bronze- Saal war der Länge nach eine breite Tafel zu 2Ü Gedecken bereitet. In der Mitte der Tafel erhob sich die silberne Gruppe „Ritter Georg, den Drachen bekämpfend", Geschenk der Königin Victoria von Großbritannien an Friedrich Wilhelm IV. als Erwiderung für die zur Geburt der jetzige» Kaiserin Friedrich gespendete goldene Wiege. Reckt» und links von der Gruppe prangten zwei Aussätze von Rosen und Schleierkraut. Den Fuß der Georggruppe hatte man »nit dunkele». Grün und einem dunkelrolhen Dalienkranze uingeben; vier kleine Aufsätze umgaben die Gruppe. An die Rosenaussätze reihten sich Holle Vasen auS getriebenem Silber, dann kamen Arrangements aus Lobelien. Gloxinien und Torreifiei». hohe silberne Frucht- sckalcn mit Rlesenpfirsichen und dunkele Weintrauben. Zwei hohe silberne, innen vergoldete Schalen in getriebener Arbeit schlossen an den Enden den Tafelschmuck. lieber den breiten Tisch »varen außerdem zehn silberne Fruchtschalcn und zehn silberne Schüsseln aus dem Silberservice Friedrich'« des Großen vcrtheilt. Aus silbernen Unterkellern prangte kostbares Porzellan. Die Gläser trugen unter der Krone den verschlungenen NamenSzug >V. R. Bei jedem Gedecke stand in einem Glase ein kleines Bouquet auS Fuchsie», Rose», Kornblumen, Scbleierkraut und anderen Blume». Die Sitze bildeten weiß gehaltene Robrstühle mit Goldverzierung. Ans Nebentischen standen zum Dessert kleine Teller mit schwer- gotdeucn Dessert-Bestecken. Die Bonbonniören trugen Photo graphien der Mitglieder unseres Kaiserhauses. Sc. Majestät der Kaiser cmpfing Munir Pascha im gelben Zimmer; VaS übrige Gefolge nahm die Auffahrt von der Nanipc her und begab sich durch den Marmorsaal in VaS blaue Zimmer, wo die Begrüßung durch Se. Majestät den Kaiser erfolgte Bei der Galatafcl saß zur Rechten deS Kaisers Achmed Tewsik Beh, zur linken Munir Pascha. A» Achmed Tewsit Bey schlossen sich: Fürst Radoli», Oberhosmarschalt vo» Liebenau, Flügeladjntant Sadik Bey »nd der erste Flügel adjutant vom Dienst Sr. Majestät des Kaisers. Links neben Munir Pascha folgten: Gras z» Enlenbiirg, Generalmajor v. Wittlck, Achmed Salem Bey. Hussein Narzin» Bey. Dem Kaiser gegenüber nahm Staatsminister Graf Herbert von BiSmarck Platz. Rechts neben ihm saßen: der OberprLsident Staatsminister vr. von Achenbach. Generatlientenaiit von Hahnke, Oöman Ebukri Essend!, Generalmajor v. Lindcquist nnd Major Hairy Bey. Links reihten sich an Gras Bismarck, General vo» Aibedyll. Geheimer Eabinelsrath von LucanuS, Sccrctair Kiazim Bey. Ecreiiionienmeistcr von Veltheim, Or. Meheined Bey. Die schmalen Tischenden besetzten recht» vom kaiserlichen Gastgeber der HauSmarschall Freiherr von Lynckcr »»d der zweite Flügeladjutant vom Dienst; links Rittmeister Gras von Pückler und Hauptmanu von Hopfner. --- Eine eigenartige Festlichkeit mit eigentbümlichem Fest- gepränge hat vor einige» Tasten in nächster Nähe der Stadt Fulda stattgesliiideii. nämlich eine Zigeuner-Hochzeit. Zu diesem Zwecke hatten sich vor den lLhoren der Boiiifaciuö- stadt etwa 12 verschiedene ZigennerlruppS (im Ganzen 100 Personen) eingcfundcn; eigens a»S Ungarn dazu berufen, war ei» Zigennclkönig erschienen, welcher die HvcbzeitS-Fvriiiali- täte» vollzog. Die Polizei wollte den „Eongreß der braunen Wegelagerer" vereiteln, allein man streckte ihr Gewerbescheine, auf Pserdebandel rc. lautend, entgegen, mit welchen die Fainitienhälipter versehen waren, und so mußte man die Bande gewähren lassen, die nun unter freiem Himmel und mit Enfaltuiig großen Pompes bei ohreiizerreißender Musik nnd eigenartigen Gesängen die Hochzeit eines Zigeuner- paarcS feierte. ---Kiel, 1. August. Zn der bereits als nicht zutreffend bezeichnet«:» Nachricht von der Verhaftung eines sran rösischen Spivnö berichtet jetzt auch da» „Hamburger Frcmdenblatt", daß der Verhaftete bereit» nach kurzer Zeit auö der Haft wieder entlassen worden sei. da sich leine gänzliche Schuldlosigkeit hcrauöqcstellt habe. Der fragliche Herr sei Vertreter einer großen Firma in Forbach und Leiter der hier in der Umgegend für die Eanalarbciter auszusübrcnven transportablen Baracken. --- Müncheli, 3. August. Dem Magistrate ist heute von den städtischen Behörden in Rom ein Telegramm iiiit der Anzeige zugcgangei», daß von den städtischen Cotlegien die Ausstellung einer Büste des Königs Ludwig I. auf den» Eapitol beschlossen worden sei. --- Ueber eine Eisenbahn in Vaumwipseln be richtet ein californisches Blatt: „Es »nag über unsere Nachbarschaft hinaus nicht bekannt sein, aber' wir haben i» Sonoma County ein originelles und brauchbare- Stück Eisenbahn, wie eS in Anlage und Betrieb noch in keinem Buche steht. Im oberen Theile dieser Landschaft, nahe der Küste, kann man eine befahrene Eisenbahn in Banmwipseln sehen. Zwischen de» Clipper Mühlen und der StuarlSspitze, »vo die Straße eine tiefe Schluckt kreuzt, sind die Bäume im gleichen Niveau abgesagt und Schienen und Schwellen ans den Baumstümpfen angebracht. In d> r Mitte der erwähnten Schlucht stelle» nebeneinander zwei gewaltige Rothbvlzbäumc, die eine zuverlässige Unterstütze bilde» und 75 Fuß vom Boden abgesagt sind, und über sie passiren schrvcr beladene Waggon« mit derselben Sicherheit, als wenn der Bau nack wissenschaftlichen Methode» errichtet wäre. In anderen Gegenden EalifornienS könnten die Rotbholzwälder in der selben Weife benutzt werden, und es »vürde eine Baumeisen- bah» billiger sein, alS wenn man durch Eutsernlmg der Bäume den Weg bahnte. Die wachsende Ausdehnung unserer geschäftlichen Verbindungen, wie auch fortlaufend aus unserm Kundenkreise laut gewordene Wünsche haben uns verpflichtet, dem allgemeinen Fernfprecknetz uns anfügen zu lassen. Nachdem dies nunmehr unter Nr. 8»0 definitiv geschehen, bitten wir unsere hiesige wie auswärtige wcrthe Kundschaft, bei ein- tretcndem Bedarf in unsern vielseitigen Artikeln, bei sofort zu erledigenden 21 «fragen, sowie speciell bei schleunigst vorzunehmenden Arbeiten (Reparaturen an Jalonsieen) rc., von dieser Telephon-Ginrichtung den ausgedehntesten Gebrauch machen zu wollen. Hochachtungsvoll LLNbiuH-IerlMr Ävusie-kLbrill. kil. l,chÄK Us8t8trs.88e 27. Wik empfehlen bei Bedarf unsere rationell hergestellten, mit alle»» neuesten Berbesserunqei» versehenen, allseitig als die besten empfohlenen Fabrikate: Pa. Patent-Zng-Jaloufierii von -X m I»ii uoüberirossenein «lirtaiiszilg und mess. Zelbststrller, Pa. Roll-Läöer» auf Trell von 5.5(1 pro LH Meter, I Pa. Ztahlblrch-Roll-Lädcu von >t 7.50 pro LI Meter, > Pa. offenstellbare Noll-Läden von X 7.20 pro LI Meter, Pa. Noll-Läde« «it Lichrichlltze - - 8 — - . 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