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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-05
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1888
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Zweite iZeilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger ^ 2l8. Sonntag den 5. August 1888. 82. Jahrgang. Marine. * Wilhelmshaven, 3 August. Die Ablösung der Be satzungen der aus der westasrikanischen Station (Kamerun) stationirten Schiffe Kreuzer „Habicht" und Kanonenboot „Cyklop" erfolgt im Herbst d. IS. Für den Kreuzer „Habicht" sind commandirt: als l. Ossiciere: Lieutenant z. S. Faber, Graf v. Bcrnstorff, Unter-LieulenaiftS z. S. Beruing- yau- und Lauraw. Assistenz Arzt l. Elaste vr. Dirksen, Unter-Zahlmeister Scbad. Für Kanonenboot „Cyktop". resp. „Hyäne", welche an Stelle des letzteren tritt, Lieutenant z. S. Weyer, Unter-LicutenantS v. Börn und Schäfer III., Assistenz- Arzt l. Clasfe Bischofs, Zahlmeister-Aspirant Herzog. Die Besatzung für „Habicht" wird durch einS der. Schiffsjungen, schulfchiffe, „Ariadne" oder „Luise", welche im Oktober die Reise nach der Westküste antritt. hin- und die abgelöstc Be- satzung zurückbesördcrt. Nack Eintreffen des Kanonenboots „Hyäne", welches nach seiner Rückkehr von der ostasrikanischen Stativ» aus der kaiserliche» Werst i» Danzig einer Grund reparatur unterzogen worden ist, wird der „Cyklop" in Kamerun abgerüstet und nutzer Dienst gestellt, um alSdann nur noch alS Hulk an geeigneter Stelle, aus der west- afrikanischen Station, Verwendung zu finden. Da hohe Alter deS SchifseS, welche- zu Kriegszwecken nicht mehr tauglich ist, rechtfertigt die Streichung des selben auS der Liste der KriegSsahrzeuge vollkommen. Der «Cyklop" war ursprünglich ein Holzkauouenboot 1. Clasfe und wurde später in ein eiserne- Fahrzeug völlig umgebaut. Al» solches lies der „Cyklop" im August 1874 auf der kaiser lichen Werst zu Danzig vom Stapel und ist seitdem mit kurzen Unterbrechungen unausgesetzt im Dienst gewesen. DaS Schiff fand vorwiegend auf der ostasiatische» Station Ver wendung, war dann mehrere Jahre im Mittelmeer stationirt und versah ebenfalls jahrelang den Dienst zum Schutz der Nordseefischerci. Aus der westasrikanischen Station befindet sich das Kanonenboot seit Herbst 1884. Das Kanonenboot „Hyäne", welches seit 1878 der Marine dient, wird ebenfalls, nachdem eS einige Jahre in Kamerun stationirt gewesen ist. condemnirt und an Ort und Stelle nur noch als Hulk Verwendung finden. Für „Cyklop" und mehrere andere aus dem Aussterbeetat stehenden Schisse dürsten bei der Be- rathung deS neuen Marineetats Ersatzbauten vorgesehen werden. * In einem Artikel „Ein erfüllter Traum" schreibt die„Post"über den Aufschwung der deutschen Marine unter Kaiser Wilhelm H.: Die mächtige Vorwärtsentwickelnng, welche Deutschland in politischer und wirlbichajtlicher Beziehung genommen, hat sowohl die Anfgabe, als die Bedeutung unserer Marine erhöht und mit Stolz vernahm man, daß ihre Schiffe und Fahrzeuge den Vergleich mit denen anderer Nationen nicht mehr zu scheuen brauchten, daß aber die Bemannung dieser Schiffe und Fahrzeuge all' die Be dingungen erfülle, welche der deutschen Armee die Grundlagen für ihre Broßthaten und für ihren Ruhm geliefert. Der Traum des deutschen Bolkes von einer Flotte, der die Bertheidigung der Küsten, der Schutz des Handels, das wehrhafte Eintreten für die Interessen des Staates und der Staatsangehörigen im Auslaude, die Wahrung der politischen Machtstellung des Vaterlandes voll frohen Vertrauens »n überlasten ist, hat sich erfüllt, aber die schöne Feier dieser Er füllung hat sich erst in diesen Tagen vollzogen, als es der deutschen Flotte beschieden war, zum ersten Male einen deutschen Kaiser hiuauS- zulragen zu seinem ersten Besuche bei den nordische» Nachbarn des deutschen Reiches. Ins Helle Leben hinaus trat damit, was in Deutschland der nationale Gedanke errnnaen. DaS deutsche Geschwader das Meer durchfurchend, aus dem Schiff, LaS den Namen des Hohcuzollern- stamme» trägt, zwei hohenzollernsproffen, deren einer, in der Voll kraft seiner jugendsrstchen Männlichkeit zur Leitung der Geschicke Deutschlands berufen, die erste Gelegenheit ergreift, um auch aus die thatenbereite Wehrkraft Deutschlands zur See die Augen zu lenken, nachdem die deutsche Wehrkraft zu Lande ihren Ruhm ein getragen mit eisernem Griffel in die Bücher der Geschichte — kann e- eine erhebendere Antwort geben aus die so lange im Tvue der wehmüthigen Klage vorgebrachle Frage: Was ist des Deutschen Vaterland? Vom FelS zum Meere ragt eS und über das Meer hinaus trägt es seine Fahnen zur Sicherung und zur Vermehrung der Wohlfahrt derer, die ihm zogehören, und derer, die sich unter seinen Schutz stellen. Klar und ohne alle» Umweg spricht sich in der Organisation der Marine die deutsche Eiuheidsidee aus, wie dies ja schon dadurch ermöglicht ist, daß nur ein Staat bei Gründung des Reiches eine Marine besaß und diese dem Reiche einbrachte. „Die Kriegsmarine ist (Artikel S3 der RrlchSversassung) eine einheitliche unter dem Befehl des Kaisers." „TeS Kaisers Rock ist eS, in dem ui» sercMarine man „schäften ihren Dienst verrichten, und dieser Rock hat seine schönste Weihe erhalten durch den deutschen Kaiser selbst. Er hat ihn getragen aus langer Mecrsahrt ,,n» Dienste" und er hat ihn mit Freude und mit Stolz tragen können, denn die Marine hat bei dieser Gelegenheit gezeigt, was man von ihr erwartete, ein Bild eherner Kraft und dabei zugleich die Früchte unermüdlicher Uebung und immer bereiter Dienstwilligkcit. Vom sehnsüchtigen Traum ist dar deutsche Volk zur vertrauen- würdigen Wirklichkeit gelangt und wer deutsch denkt und suhlt, wird und muß den» schönen Beispiel folgen, da» der Kaiser gegeben io dem Beweis herzlicher Liebe zu unserer, zur Deutschen Marine. Militairisches. Vrercircu »eS Lrhr-Znsantrrie-Vataillsn» nach de« neue« Vrcrcir-Reglemeut. * Berlin, 3. August. („Pest".) Gestern Nachmittag um 4 Uhr fand aus dem Bornstebter Felde «in für die gesammte Armee wichtiges Ereigniß statt: DaS Lehr-Jnsanterie-Bataillon sollte vor dem kaiserlichen Kriegsherr» die ersten praktischen Erfolge zeigen von der in anstrengender Thätigkcit vor Kurzem als neue- Exercir Reglement zu Papier gebrachten Theorie. > - Schon um drei Uhr rückte da» Bataillon nach dem Bornstebter Felde und zog sich unter dem Eommando deS Herrn Major» von Natzmer cvolutionirend über das weite Feld nach dem kleinen Laubwäldchen des Schrägen-, dortselbst mit dem Rücken nach dem offene» Feld in Compagnie-Eolonnen nebeneinander Ausstellung nehmend. Um 3'/, Uhr ging der seine Sprühregen, den der graue Himmel entsendete, in einen tüchtigen Platzregen über, und iu wenigen Minuten waren die Mannschaften bi» auf die Haut durchnäßt. Trotz des Regen» hatten sich etwa 200 Zuschauer eiugesuudeu. Auch viele Ossiciere wohnten in Jnterim-rock und Mütze dem Exerciren bei; diese Herren hatten auf dem rechten Flügel Ausstellung genommen. Die Truppe war in feldmarschmäßigem Anzug Die Hauptlcute hatten zu Pferde ihren Platz hinter ihren Lompaguiea genommen. Um 3 Uhr erschien der Brigade-Commandeur, General- Major von Lindequist, und ritt die Front ab, jeder einzelnen Compagnie „Guten Tag" zurusend; der Gruß wurde kräftig erw dert. Punct 4 Uhr erschien von Süden, durch dar Gehölz kommend, Se. Majestät der Kaiser mit dem diensthabenden Flügeladjutanten. Der Kaiser ritt den Trakebnersuch» „TanruS"; in Mütze und Militairpaletot ritt der Kaiser langsam an daS Bataillon heran. Lus dem rechten Flügel überreichte ihm Major v. Natzmer den Rapport; dann ritt Se Majestät die Front des mit Gewehr über «nd Augen recht» stehenden Bataillon» ob. Der mit Heller Stimme jeder Lompagnie gegebene kaiserliche Gruß wurde von den Mann schaften laut wiedergegeben. Mit prüfendem Blick musterte der Kaiser hierbei Richtung, Fühlung, Bordermanu und Bewehrhaltung. Am linken Flügel angelongt, ritt der Monarch hinter die Front und dann zwischen der 3. und 4. Compagnie hindurch wieder vor die Front. Nach dem Commaudo „Augen gerade aus" ließ Major d. Natzmer da» Bataillon den neuen Griff von „Gewehr über — Präseutireu" auSsühren. Der Griff, der übrigens auch bereit- in den nordischen Armeen eiugeführt ist, wurde mit schneidiger Exact- heit gemacht. Dann erfolgte da» Lommando „Kehrt", und „Ohne Tritt marsch" mit der Direktion aus die Angermann'ichc Remise Aus diesem Marsch setzte sich daS Bataillon in Compagnie-Eolonnen hintereinander, machte eine Halblinksbewrgung und i»arsch:rte daraus in den Compagnie-Eolonnen rechts aui. Mit der nunmehr ver änderten Direktion (cS ging nun auf den Ruinenberg zu) wurden bie Compagnien aus süm'z g Schrat Entfernung auScinandergezogen und marschirten in sich jn Compagniesront aus, um jedoch bald wieder nach links in Compagnie-Eolonnen abzubrechen. Rach dem Commando „Halt" stand das Bataillon i» zwei echelonirten Treffen. Hieraus wurde daS Bataillon wieder nach dem linken Flügel in Bataillons-Cotonne zusaniineng,-zogen. Nach dem Lommando „Ge wehr ab!" ritt Se. Majestät der Kaiser die Front ob und coa- trolirte hauptsächlich Vordermann und Fühlung. Das Comnia ido zum LnikSauiniarschirei, in Compagnie.Colonne (die Bewegung wurde im Maisch, marsch ausgesührt- veränderte wiederum die Formation. Nachdem hieraus die Compagnie aus die 3. Lompagnie aus bO Schritt auseinattdergezogen waren, berief der Monarch, welcher olle» Bewegungen in t vollster Aufmerksamkeit folgte, die Compagnie-Chess vor die Front und übte eine längere Kritik, dabei anscheinend auch die für da- nun folgend-- Gefecht»- exerciren nöihige GetechtSidee auSgebend DaS Bataillon ging dann mit halblinks ohne Tritt vor, setzte sich in Conipagnie-Colonnen hinicreinaudcr, machte eine Halbrechtsschwenkung, und bekam so die D>rection zum Angriff aus den irischen Wall Dann wurden die Compagnien nach vorne auseinandergezogen, und die vorderste Compagnie leitete daS Gefecht nut einem ausschwärmenden Zug ein. Während eine Compagnie zur Sicherung und Verstärkung der linken Flanke mit halblmks etwas vorrückte, mcischirte eine zweite Com pagnie zur Verlängerung der Feuerlinie nach der rechte» Flanke ab und rückte dann »lit einem ausgeschwärmten Zuge und mit vor- genommenem rechten Flügel in die Feuerlinie ein. Auch die Com pagnie aus dem linken Flügel verlängerte die Feuerlinic mit einem ousgeschwärmteu Zug. Die letzte Compagnie bildete nach mehr fachem sprungweise» Vorgehen der Feucrlinie das Soutien, da das Soutien der mittleren Compagnie. ebensallS auSgeschwärmt. in die Feuerliuie geworfen wurde. Alsdann marschirte die Soutten-Lom- pagnie aus der Compagnie-Colonne nach rechts und links iu Com pagniesront auf und setzte sich unter fortwährendem Trommelschlag und Hornsignalen zur Aitake in Bewegung. Sc. Majestät der Kaiser stand während dessen in der Feucrlinie, welche durch das Magaziuseucr in dichte» Pulverdanips gehüllt wurde. Mit „Marsch, marsch, Hurrah!" ging es, nachdem daS Soutien in Compagniesront die Feuerlinie erreicht hatte, durch den mit Regen- massen gefüllten Graben hindurch, hinaus aus den irischen Wall. Hier ließ der Kaiser „Halt" blaien. Das Bataillon präjentirt und der Kaiser spricht dem Commandern-, Major v. Natzmer, ihm die Hand reichend, seine vollste Anerkennung für die Leistungen des Bataillons auS. Im „Marsch, inarich" raillirte sich alsdann daS Bataillon ans das Commando: „Aus die erste Compagnie zum Parademarsch in Compagnie-Colonne mit der Front nach »er Bornstebter Allee zusammengezogen," Drei Mal defilirte das Bataillon mit Gewehr über an dem Kaiser vorbei: zunächst in Compagnie-Colonne, dann in Compagnie-Front und schließlich in Bataillons-Colonne. Se. Majestät der Kaiser befahl »ach dem glänzend verlaufene» Parademarsch die Osfictere des Bataillon- zur Kritik aus den rechten Flügel de- Bataillon-; zu der Kritik wurden auch die nrililairischen Zuschauer hinzugezogen. Se. Majestät der Kaiser sprach i» scharf accenluirten Lauten, in kurzen Sätzen, die von genauester Kenntniß selbst der kleinsten Detail- Zcuguiß oblegtc». Zum Schluß ernannte Seine Majestät zum Beweise seiner Allerhöchsten Zusriedcnheit de» Commandeur des Bataillons, Major von Natzmer, zum Oberst lieutenant und bestimmte, daß das Bataillon auch fernerhin nach dem neue» Exercir-Reglement zu exerciren habe, um die weitere» praktischen Bortheile zu erproben. Nach der Kritik ritt Se. Majestät der Kaiser dicht an das in Colonnen mit „Rechtsum" stehende Bataillon heran und sprach auch den Mannschaften persönlich mit kurzen Worten seine Allerhöchste Zusriedcnheit aus. Dann reichte der Monarch huldvoll den» neu ernannte» Oberstlicutenant von Natzmer sowie dem Generalmajor von Lindequist die Hand zum Abschied und sprengte, von seinem diensthabenden Flügel-Adjutante» begleitet, in kurzem Galopp den» Marmor-Palais zu. Die Zuschauermenge, welche, in allernächster Näh- des Kaisers geduldig »» Regen ausharrend, allen Evolutionen gefolgt war, brachte dem Kaiser beim Abschied ein begeistertes Hoch dar. ES war eine wahrhafte Freude, unser» jugendlichen Kaiser gestern Nachmittag zu beobachten, zu Pferd in Wind und W tter in der einfachen Uniform, wie sein Blick voll hingebenden Ernstes an jeder einzelnen Truppenbewegung hing, wie sein Auge oufleuchtete, als jede Evolution glänzend verlies, wie er huldvoll und einfach verschiedentlich seine Zufriedenheit den Oificicren deS Gefolges aus sprach und auch seine unverhohlene Freude über das Häuflein Civiliste» zu erkenne» gab, die dem militairischen Schauspiel zu Liebe sich durchweichen ließe». Und so zog auch das durchnäßte Bataillon, heitere Lieder singend, zurück »ach der Caserne m» dem Bewußtsein in» Herzen, der Zusriedcnheit des Kaisers th.-ckhastig geworden zu sein. vom Lürgerlichtli Gesetzbuch. * Woh! kein Rechtssatz ist in der Zeit seit dem Bckannlwerdcn des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches mehr um- stritte» worden als der des Verhältnisses von Kauf zu Miethe. Es wurde bereit- daraus ausmerksani gemacht, daß auch der deutsche Juristentag die Frage, ob Kaus Miethe brechen oder der entgegengesetzte Grundsatz ausgestellt werde» solle, behind-li, wird. Es erscheint natürlich (w führt die „Norddeutsche Allge meine Zeitung" de» Nähere» auS), daß bei der Herstellung eines ganz Deutschland umfassenden Bürgerlichen Gesetzbuches eme große Zahl von Rücksichten zu beobachte» ist, DaS größte R-chisgebiet, daS de- preußische» LandrechtS, forderte wesentliche Berucksichligung, und namentlich sind diejenigen Grundsätze, welche im Gegensatz zum gemeinen Recht, an daS sich da» preußische Landrecht im Allgemeinen onlehnt, sestgestellt worden sind, von einer nicht zu untrrschätzeiidrn Lebenskraft, weil in ihnen viesach Gedanken Verkörperung gesunden haben, die in weiten Kreisen als richtig anerkannt wurden. Aus der andern Seite kann aber bei Abfassung eines Gesetzbuches die logische Lonsequenz nicht verlaßen werden, und man darf nicht erwarten, daß ein Rechtsinstitut, welche» mit einem ihm nicht zukommenden Gewände von srüheren Gesetzbüchern versehe» ist, in dieser Verklei- düng belaßen wird. Sprechen nun wirthschastliche Grundsätze sür die Beibehaltung de- juristisch unhalibare» Rechtssatzcs, so wird cs Ausgabe de- Ge> tzgeber» sei» mäßen, den wirthschastliche» Ersorder- uißen nach Möglichkeit, aber unter Wahrung des logischen Stand- Punkte», zu entsprechen. Wenn man, von solchen Gesichtspunkten ausgehend, der eben bereaten speciellen Frage näher tritt, so werden nicht allein die in den Vordergrund geschobenen wirthschastliche» Erfordernisse nach der einen, für den Miether wüaschenswerthen Richtung gewürdigt werden müffeu, sondern man wird sich auch klar machen müssen, daß das Eigenthum, da» umsassendste und höchste dingliche Recht, denn doch auch eines Schutzes bedarf, und daß es nicht augehen dürste, die Ausübung de- EigenthumSrechtes mit Schranken zu um geben, welche daßelbe in Frage stellen und den Eigenthümec des Grundstückes, namentlich de» städtischen Grundstückes, zu nicht viel mehr machen, al» zu einem Verwalter seiner Miether. Die Gegner de» Grundsätze»: Kaus bricht Miethe, laßen sich meist von Gesichtspunkten leiten, die nur sür einige wenige Groß städte in beschränkter Weise zutreffend sein dürsten; man weist daraus hin, daß der Grundbesitz in den großen Städten beständig von Hand zu Hand gehe, und schildert die hierdurch herausbeschworene Gesahr für den Miether, wenn der Grundsatz, Kaus bricht Miethe, Gesetz werden sollte, al» ungeheuerlich; aber man vergißt, daß dieser Grundsatz in einem großen Theile Deutschlands, zu dem recht zahl reiche große Städte gehören, bi-her im Allgemeinen unangesochten bestanden hat. Der Kamps ist erst entbrannt, als die Stellung des Entwurs- in dieser Frage bekannt wurde. Wenn nämlich der Zu stand, in dem sich die städtische» Miether SüddeutschlaudS befinden, seit geraumer Zeit in der That ein so unhaltbarcc gewesen wäre, so wären sicherlich Maßnahmen von Seite» der Unterdrückten hiergegen ergriffen worden. Hätten sich die Miether großer Städte zusammengetha» und sich verpflichtet, Miethscontracte nur unter der Bedingung einzugehen, daß ihr Mieth-recht auch beim Uebergang de» Egenthums geschützt oder wenigstens ein Schadenersatz bei früherer Endigung derselben im Voraus sestgestellt würde, so wäre den Bermiethern wohl kaum etwas Anderes übrig geblieben, al» sich diesem allgemeinen Wunsche zu fügen. Indessen ist voa derartigen Anregungen nicht» zu hören gewesen. geschweige denn, daß mau die Gesetzgebung zu Hilfe ge- rusen hätte. Es ist sonach schwer, eineu Nothstand der Miether in deu Gegenden onzuerkennen, welche unter der Herrschaft de» Grund satzes, Kauf bricht Miethe, stehen. Außerdem darf nicht uuberück- sichtigt bleiben, daß iu den meisten Fälle» der neue Käufer keiu Interesse an der Austreibung der Miether hat, im Gegeutheil, er wird froh sein, wenn er da- von ihm gekaufte Grundstück vermiethet weiß. Aus die Tauer ist auch eine Steigerung de» Miether», wenn dieselbe nicht in den veränderten Werthverhältniss-n von Grund und Boden ihre innere Berechligung har, nicht durchzusühren, und man darf dessen sicher sein, daß es ziemlich gleichiiltig sür das Interesse des Miethers ist, ob Müller oder Schulze Eigenthümer des von ihm bewohnte» Hause- ist: wen» die Erhöhung des M>e«bzinses Aussicht aus Erfolg bietet, so werden Beide dieselbe vornehmen. ES bleibt somit als Nachtheil des Grundsatzes, Kans bricht Miethe, d.r Umstand zu erwägen, daß der Miether beim Besitz- Wechsel eventuell nicht in der Lage ist, während der contractlich bedungenen Zeit die von ihm qemiethete Wohnung zu benutzen. Für eine nicht geringe Zahl von Miethern (z. B. Geschä'ts- leuten) ist die Lage der gemietheten Räume von wesentlichem In teresse, und es kann denseiben empfindlich sei», wen» sie gezwungen werden, vor Ablaus der bedungene» Zeit zu ziehe». Aber es läßt sich auch nicht verkennen, daß, abgesehen von Umzugskosien, anderen Kategorien von Miethern weniger daran l egen kann, gerade in diese und nicht in eine andere Wohnung zu ziehe». Jedenfalls muß also der Gesetzgeber darnach trachten, solche» wesentlich an der Lage deS gemietheten Raumes interessirten Miethern die Möglich, kcit zu gewähren, sich in der Wohnung auch bei», Besitzwechscl zu erhalte» oder sür den Fall der Räumung einen Ersatz des Schadens zu sichern. Eine Betrachtung der Vorschriften des Entwurfs wird lehren, inwieweit die Redaktoren diese unleugbaren Schwierigkeiten zu be seitige» gewußt habe». Sonderausstclluttg -es Museums für Völkerkunde. Die Wedda». * Von den verschiedenen Völkerstämmen Ceylons sind die wilden Ureinwohner, die Weddas, zwar der Zahl nach die unter- geordnetsten, denn von der 2 000000 Seelen ausmachende» Bevöl kerung betrage» sie nur 2000, doch in anthropologischer und ethno logischer Beziehung die interessantesten, Dieses kleine, sta k zusammen- geschmolzene, aus den Aussterbeetat gesetzte Volk war ursprünglich weit über die ganze Insel verbreitet, während der letzte Uebrrrest heute nur noch im Oste» Ceylons in den menscheuainien Wald gebiete» haust. Echo» jetzt, sagt Sarasi», sind wir zur Untersuchung dieses Volkes eigentlich zu spät gekommen, denn wirklich echte Weddas sind bereits eine ziemliche Seltenheit geworden, und in öO oder gar 100 Jahren werden kaum uoch Spure» dreier merkwürdigen Menichen- rassc zu finden sein, den» sie gehen mit reißender Schnelligkeit ihrem gänzliche» Untergänge entgegen. Krankheiten lichten ihre Reihen i» ganz erschreckender Weise, vor alle» Dingen aber verschwinden sie durch Vermischung mit den übrigen Völkerschaften der Insel; in de» westlichen Theile» des Waldgebietes geschieht dies mit den Singhalesen, noch stärker aber in de» östlichen mit de» Tainnle», Dieser leichte Verkehr mit de» angrenzenden Rasse» ist dadurch herbeigesührt worden, daß seit einer Reihe von Jahre» die Weddas von der Regierung in kleinen Dörfern angesiedelt worbe» sind und ibne» Cutlurpslanze» zu bauen gelehrt worden ist. Namentlich die Osttüste entlang zieht sich eine ganze Reihe solcher Niederlassungen hin. Ganz wild lebende, sogenannte „rock Weddas" kennt man nur noch vom Hörensagen, wie Sarasin berichtet, der die Insel während zrvkiundeiuhalb Jahren nach ollen Richtungen bin zu Fuß durchstreift und so dieselbe und ihre Bewohner gründlich kenn » zu lernen Gelegenheit gehabt bat. Selbst in dem wilden Districte von Nil- galla, sagt er, von dem, wie von den Wälder» von Vintenne nur »och die Rede sein kann, wenn man von Weddas spricht, sind die- selben j tzt friedlich in kleinen Dörfern angesiedelt. Bis vor Kurzem aber lebte» sie noch in Felsenhöhlen oder schliefen im Schutze mäch tiger Bäume, indem sie sich Nachts mit dürren Aesten umgaben, uni durch daS Rascheln aus das Herannahe» wilder Thiere aufmerksam zu werden; jetzt besitze» sie aber, die einst die wildesten von Allen waren, kleine Rindenhülten, aber gelegentlich werden die Höhlen, »ainenllich aus Jagdzügen, doch noch zum Quartier benutzt. Bailev, der als Assistent des Colonialjecrctairs in Ceylon lebte und genau mit deu Weddas vertraut war, sagt, daß es schiver sei» dürste, barbarischere Typen deS t»e»schlichen Geschlechtes zu finden, als sie sind. Bevor die Weddas angesiedelt wurden, war die Jagd ihre einzige Beschäftigung, wie den» auch ihr Name Jäger bedeutet. Bogen, Pfeile und eine Axt sind die einzigen G rälhe, welche die wildcu Weddas des Nilgalladiftrictes und von Binlinne besitzen Ei» Ver kehr nach außen bin ist bei diesen nur sehr gering, so daß sie selbst Mit den anderen Familien desselben Distriktes nur wenig umgehe,,. Blätter und kleine A sie dienen diese» als Kleidung. Den Bogen verstehen sie selbst herzustellen, seine Sehne bereiten sie auS dem Baste einer Schlingpflanze, und als Pfeil dient, wenn sie aus ihr eigenes Fabrikat angewiesen sind, c», zugcspitzies Holz, Nie habe» ie, wie andere aus der niedrigste» Stuse siebende» Culturvötker, gelernt Steinipitzen z» gebrauche», obscho» der i» scharfen Stücke» zersplitternde Quarz bei ihnen vorhanden ist und ein brauchbare- Material zu diesem Zwecke abgeben wnide. Sic sind noch nicht einmal i» das Stadium der Steinzeit unserer Vorjahre» cingetreten, o daß, wen» nicht unsere Museen ihre wenigen Artesacte sammeln und spätere» Geschlechtern auivewahren würde», von ihnen später keine Spur mehr vorhanden sein dürste, wie wir sie noch von den Menschen besitzen, die einst i» uuierein Watdtbeile gleichzeitig mit den, »unniehi auSgestoibenc» Mammuth, dem Höhlenlöwcn, Höhlen bären und a»deren vorwcltliche» Thieren zusammengelebt haben. Als treffliche Bogenschützen sind die Weddas berühmt; sic wißen das Wild leicht auzuschleichen und werde» aus der Jagd von ihren sehr gelehrigen Hunten begleitet. Das Hauptwild, dem der Wedda uachstellt, ist der Affe. Ist eine Beute erjagt, so wird mit zwei Hölzer» Feuer gerieben und der Affe einfach an den glühenden Kohlen gerüstet. Aus gleiche Weise bereite» sie auch die Fische zu, die sie sehr lieben und die sie mit ihre» Pfeile» geschickt zu schießen verstehen, oder dadurch gewinnen, daß sie mit einer giftigen Wurzel die Tümpel, in denen sich dieselben befinden, vergiften. Ferner be steht ihre Beute aus Hirschen, Schweinen, Leguanen, die ebenso zur Nahrung zubcreitct werden wie die Affen. Dagegen rühren sie niemals Ochsen-, Elephantcn-, Bären-, Leoparden- und Schakalfleisch an, ebenso keine Eidechse», Fledermäuse oder Schlangen. Vögel sollen sic mit einer Art von Lcimruthe» sangen und nicht schießen, wie von aiiderer Seite behauptet wird. Den Elephantcn jagen sie ouch, aber nur wegen deS Elsenbemes und nicht wegen des Fleische». Honig, mit der noch halb entwickelten Biencnbrut in den Waben ist ihre Lirblingsspeise. und die Fähigkeit, sie zu entdecken und schnell mit der kleinen Axt auS dem Baume herauszuheben, ist be- wundernSwerth. Auch die Knust, Fleisch und Honig auszubewabren, verstehen sie. Nach dem oben geschilderten Verfahren ist die Koch kunst eine sehr rohe, so ist ihnen denn auch Thongeschirr, welches sich bereits in urgeschichtlicher Zeit bei uns vorfindet, bis vor Kurzem kaum bekannt gewesen. Ebenso wenig kennen d>e im Innern lebenden wilden Wedda- da- Salz, während die cwilisirtcn an der Ostküste, welche jetzt Thongcsäße besitzen, mit Meerwaßer kochen. Tabak rauchen sie auch nicht, dagegen kauen sie die Rinde deS Morobaume» wie Arrka und fügen dazu statt de- Betel» Rinde der Owelln» smLtic» und Kalk, den sie sich dadurch verschaffen, daß sie ihn au» Schneckenschalen brennen. Die Lobten werden nach Sarasin gegenwärtig überall begraben, oft allerdings nur leicht im Sande verscharrt. Banz auffallend war, wie Sarasin berichtet, die Gleichgiltigkeit, mit der sie ihm die Gräber ihrer nächsten Verwandten zeigten und zusahen, wie er die Skelette au-grub, wo» selbst andere ticsstehende Naturvölker nicht zugaben. „Wozu die alten Knochen?" wurde er öster» gefragt, während sie ihrer Freude Au-druck gaben, daß sic durch diese Grab- orbeiten der Mühe überhoben wurden, für künftige Todtc neue Gräber herzurichtea. Körperlich unterscheiden sich die Weddas sehr von allen übrige» Bölkerstämmea, welche Ceylon bewohnen. Sie sind kleine, magere Gestalten, dabei aber sehr artiv, mu-kulö- und können große Strapazen ertiagen. Die durchschnittliche Größe der Männer beträgt etwa sün Fuß, die Frauen sind etwa» kleiner, vier Fuß vier Zoll bi» vier Fuß acht Zoll. Der größte, den Bailey gemessen hak. hatte eine Länge von fünf Foß drei Zoll englische- Maß, der kleinste ein« solche von nur vier Fuß einen Zoll. Ihre Schädel sind schmal, aber stet» sehr hoch, ziemlich mesognath und mit wenig vorstehenden Backenknochen versehen. Der Gesicht-ausdruck ist nach Sarasin ein durchaus fremdartiger, weil die Nase eine sonderbare Form Kat; zwischen den großen Lugen ist die Rasenbrückc niedrig, und die ganze nach unte» za sehr sich verbreiternde Nase mit ihren weiten Nüstern fitzt dann wie eine Pyramide dem Gesichte aus. Der Mund ist groß, die Lippen sind dick, der ganze Theil tritt etwas hervor und hilft so die Sonderbarkeit de- Anblicke» noch verstärken. Der Bart ist kurz und dürftig; da» nie gelockte Haar sällt in langen schlichten Maßen auf de» nackte« Leib herab. Eine große, sehr bedeutsame Lehnlichkeit der Wedda» mit den Lostralntgern will bet der Vergleichung von Photographien der beiden Raffen Sarasin gesunden haben, so daß ihm ein naher Zu sammenhang dieser beiden Völker waknicheinlich dünkt. Bringt man Weddas aus ihre» Wälder» in civilisirte Gegenden, um sie zu studiren, so krieche» sie gl.ich scheue» Th cre» in einem Winkel zusammen und kommen nur hervor, wen» man ihnen ein Geschenk an ReiS oder Zeug bietet, über das sie hersalle» und bei dessen Theilung sie unter cmander iu Streit gerathe». Dahe m in ihren Wälder» aber streifen sie unerschrecke» und lautlos umher nut dem sechs und einhalb Fuß langen Bogen aus elastischem Holze, de» kein Europäer zu sp inne» vermag, während sie ihn mit Leichtig keit bandkaben, in der Hand und der Axt aus der Schulter umher. Obgleich das Völkchen sehr harmlos ist, wird es doch von seine» Nachbar» gesl.rchtct. Ihr rheliches Lebe» soll über jede» Zweifel erhaben sein, und sie können in dieser Beziehung i» einem Lande, wo Keuschheit »:cht viel gilt, als Muster hingcliellt werde». Tie wilde» Weddas heirathe» »ie Mädchen einer andercn Raffe, nur an den Grenze» des Gebietes kommen B rm-.schunqe» m t den übrigen Völkerschaften Ceylons vor; sie sind sehr eiserjüblig aus ihre Weiber und halten sie gern verborge». Jede Familie besitzt j tzl ihre eigene Hülle; wohnen sie aber noch in Höhle», wie das vereinzelt wohl vorkommt, dann ist der Raum jeder Familie abgetheilt. Aus ihre singhalcsijchcu Nachbar», bei denen, wie früher schon erwähnt, Vn-l- niännerei herrscht und Ehescheidungen häufig vo>kommen, scheu die WeddaS mit Verachtung herab. Die Heirathsgebräuche der Weddas sind sehreinsachcrArt. DerI.iug- geselle, der seine -lugen aus eine Schöne seiner Raffe geworseu bat. nimmt einige Geschenke, eineu Tops mit Honig, emen getrockneten Laguan und bringt sie in die Hütte des zukünstigcn Schirm-, cr- valcrs. Findet die Werbung Gehör, so wird das Mädchen berbei- gerusen. welches eine selbstgesponncne Schnur dem Bewerber um die Brust knüpft — und die Ebe. die, wie schon erwähnt, sehr treu und fest ist, ist geschlossen. Ter Mann trägt nun diese Schnur sei» ganze- Leben lang und wird sie schadhaft, so bessert das W ib sie aus. Früher heiratbeten die Weddas regelmäßig ihre jüngeren Schwestern, niemals die älteren, doch ist dieser Gebrauch jetzt vollständig ab- gekommen. Die Weddas werde» selten alt, und da sie nur sehr wenige Kinder habe», so geht auch hierdurch das Volk semer» schnellen Ende entgegen. Besondere Gebräuche bei der Geburt und Namen gebung finden nicht statt. Die Sprache des Volkes ist ein angelernter singt,alesisch r Dialekt, vermischt mit einer Anzahl alter, den heutigen Singhalesen unver ständlicher Worte, über deren Ursprung noch verschiedene Ansichten herrschen; an der östlichen Küste rede» sie meist taiuuliich. Sicher ist, daß die Wedda- die Sprache ganz anders als die Singhalesen aussprechen, so daß man c ne ganz andere Sprache zu hören glaubt, und nur »ach langer Kenntniß kan» »»au sich van der großen llebereinstimmung überzeuge». Es liegt aus der Hand, daß der Wvrtervorralh eines so niedrigsteheiiden Volkes auch nur ein geringer sein kann, und selbst die einsachft » Dinge werden von ihnen »imichricben. Was die Aussprache der Worte onbelangl, so komme» dieselbe» alle in einer halbbelleudea Weise lies aus der Kehle hervor, dabei wird von de» Worten meist die letzte Silbe und von den Sätzen das letzte Wort besonder» laut, säst läireiend her- vorzcstoßen, wodurch allein schon die Sprache eine» irenidartigei» Eindruck erweckt, obgleich inan eS nur mit cineni vcrdolbencn Siugha- tesisch zu thun bat. Nur mit Schwierigkeit zählen die Weddas an de» Finger», und von der Einthcilung der Zeit fehlt ihm» jeder Begr-ff Schon die Bestimmung von „übermorgen" ihnen bei Hilbringen, ist schwer. U"t r solche» primitiven Zustände» ist cs erklärlich, daß da» Volk von einem zukünftigen Leben, von Belob»»,>g und Bestrafung »ali d »> Tode keine Idee Hai; über solche Dinge sich mit ihnen zu »nlcr« Halle», ist schon deshalb schwierig, weil die Sprache dazu nicht aus reicht. Alles, was Bailey von ihnen ersrage» komile, lief darauf hinaus, daß sie an zahlreiche gute und böse Geister glauben, die i» der Luft, i» jedem Felsen, jedem Baume und Berge bansen. B sscr als diese Geister sind diejenigen der verstorbenen Ahnen und Ver wandle» bekannt, welche über das Wohl der Ilebcrlebeiide» wachen und al« gute Geister verehrt werden Durch sie wird eme glücklich« Jagd bewirkt, eine Krankheit geheilt, Unglück nbgeweiidct. Von einem höchsten Wesen haben sie keinen Begriff; Götzenbilder, Opfer, überhaupt jeder Cullus ist ihnen nnbekaniil. An den Grenzen treiben die Singhalesen und die Judo Araber Tauschhandel mit ihnen und bringen ihnen neben Anderem auch als sehr geschätzt n Artikel eiserne Pfeilspitzen und Aexte aus Eisen. Früher ging dieser Tauschhandel im Dunkel der Nacht vor sich, jetzt aber bat der duich die Ansiedelung der Weddas hei beigesüdete leichtere Verkehr dieser Sitte, jedenfalls an den »leisten Orie», cm Enve ge- wacht; nichtsdestoweniger ist es trotz vieler Versuche nur an meiii ic» Stellen gelungen, de» Weddas etwas Cultur auizudränge». Die wenigen, sehr primitive» Gegenstände, deren sich die Weddas be dienen, verdankt das Museum sür Vückcrkundc dein kaiserlich deutschen Consul in Colombo, Herrn Philipp Frendenberg. Sachsen. * Leipzig, 4. August. Vom königliche» Ministeriuni deS Innern wurde der in dem Speditionsgeschäfte der Firma G- F. Starke hier 30 Jahre lang als Rollkutscher beschäf tigte Herr Karl August Carnahl durch Verleihung der großen silbernen Medaille „Für Treue in der Arbeit" ausgezeichnet, die ihm nebst dem dazu gehörigen VerleihungS- dccret an hiesiger Rathsstelle auSgehändigt wurde. * Colditz. 3. August. Heute Morgen gegen 3 Ilhr brach in der vor 3 Jahren nach Brand iieuerbautcn Lindner'scbe» Dampf mühle Feuer auS, durch welches dieselbe bis aus die Uuisaffuiigsmaucril niederbraliilte. Selbstentzündung be gehenden Zeuges wird als Entstchungsursache angenommen. Es ist dieser Brand das dritte Schadenfeuer innerhalb ackft Wochen in hiesiger Stadt. — Jn Frankenberg bestehen 4 OrtSkrankencasscn. Um den Geschäftsbetrieb derselben billiger zu mache» und zu vereinsachen, hatten die städtischen Collegien die Vereinigung aller vier zu einer angeregt und sich bereit erklärt, 20 000 als Reservefonds zu stiften und 400 zur Deckung der Ver- einigungSkostcii beizutragen. In der Generalversammlung der Caffen wurde schließlich abgestiilimt. aber mit großer Mehr heit wurde der Vereinigungsvorschlag abgclehnt. — In Hainichen hat sich »unmehr der Abbruch der ga»zen Kirche als nothwcndig herauSgcstcllt. Erst wollte man den Thurm zur Hälfte abbrechcn, ihn reparircn und neu ergänzen. Dann fand man, daß er ganz beseitigt werten müsse, und nun erkennt man schließlich das ganze alle Gebäude al» so schadhaft an. daß selbst ein umfassender RcnovativnS- bau de» Neubau nur aus einige Jahre verschieben könnte. Die Glocken sollen vorläufig in einem zu erbauenden Glocken- HLuSche» untergebracht werden, wo sie geläutet werden können. Zwickau. 3. August. Seit gestern erhielt die Mulde eine Steigung ihres Wasserstandes um 70 cm. Die Fluth ist ganz dick und lehmig und deutet daraus hin, daß auch inr Gebirge recht heftige Regengüße niedergegangen sein müssen. Nach eingegangenen Privattelegrammen ist übrigens noch weiteres Steige» der Mulde zu erwarten. — Große Unzufriedenheit herrscht unter den Bürgern in Meerane über den neuen Bahnhossanbau. DaS dortige „Wochenblatt" bezeichnet den Bau als ein bauliche- Mon strum, welche» der Stadt nur zur Unzier gereiche. Wenn man die Absicht gebabt hätte, schreibt da- erwähnte Blatt, aus den aiikommenden Fremden durch den Bahnhof einen recht ungünstigen Eindruck hervorzurusen, man hätte den Bau nicht anders machen dürfen! Ein öffentliche- Gebäude soll auch dem Schönheitsgesühl Rechnung tragen und nach dieser Richtung beispielgebend wirken. Wa» aber in aller Welt ist der Baudirection des BahnhosS-Anbauc- eingefallen, diese» zusamincngeguetschte, cigarrenkistelartige Zimmeranbängsel an daS Hauptgebäude ankleben zu laßen? Ei» Anhängsel, welche«, nebenbei bemerkt, doch nur für kurze Zeit genügt, um dann wahrscheinlich durch eine» abermaligen Anbau aufs Neue vergrößert zu werden. Ei» solcher allem guten Geschmack Hohn sprechender, geradezu jammervoller Bau durste von einer Staalseisenba^n-Dircction nicht errichtet werden! E» wäre außerordentlich wünschenswert!), wenn sich einmal eine
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