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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-06
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1888
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4772 L. «. Grell vorzflgklch aas. D>« Festnft, hiev Tinretnr v». Er wie« aus die große» Männer hl», welch« ta der R«sor«atto»»»ev dieser Gymnasium qegrüadet habe», u»d derea Seift sich trotz der wechselnden Jahrhunderte und ihrer veftreba»ge» im protestantischen Gymnasium lebendig erhalten hat. Da« Ziel Iah. Sturm'» sür sein gegiündeceS Ghiinastum: „8»pieai »tqu« «loguev» ptvtai" soll auch sürderhia die Richtschnur sein, weanlchoa du Aasorderuagen, welche du moderne Zeit an daS Gymnasium stellt, sich änderte» u»d erhöhte». Redner entwickelte sodano die Ziele unserer heutige» humanistischen Gymnasien und sührte au«, daß da« Studium der classischeu Sprachen nicht mehr wie srüher einzig ihrer Form, sondern wesentlich des Inhalt- we,e» getriebea würde, daß jedoch gerade dar Lateinische und Griechische auch ihrer Form »ach geeignet seien, dir Schüler in ihrer herrlichen Muttersprache za bilden, zur Beherrschung und Durchbildung der deutschen Sprache, die vor Allem in erste Linie gestellt werden müsse, beijutragen. Hieraus solgten zahlreiche Beglückwünschungen und derea Er widerung. Dieselben erössarte UnterstaatSsecretair Sch raut mit svlgender Ansprache: ..Namen« de« kaiserliche» Statthalter«, welcher »» seinem großen Bedauern verhindert ist. a» der heutigen Feier Theil zu nehmen, sowie Namen« der Landesregierung überbriage ich der Anstalt die lebhaftesten Glückwünsche zu ihrem heutigen Feste. Die heutige Geburtstagsfeier erinnert un« nicht wie diejenige de« eiazelnea Menschen an die alle Weise von der Wiege bi- zur Bahre. Heute heißt e« von der Wiege durch Jahrhunderte z» neuem Streben. za neuen Siegen. Hier erkennen wir die Kraft de« menschlichen Geister, welcher die Vergangenheit mit der Gegenwart und diese Minder Zukunft verkettet. Segen wird diese -rast aber »ar dan» stmtea, wenn sie geleitet wird von der DiSciplia, g-cht u»d Schkstbc- herrschnng de« Geiste«. Nur die Selbstb«herrschu»g de« Mße» sührl zur Wahrheit. Gerechtigkeit and zom Frieden; u»r sie sördrrt die Harmonie zwischen Lehreaden und Lernenden, zwischen Jung und Alt; nur sie sührt zur Reinheit der Ideale, zum Gottesglaubeu und zur Goltessurcht. Dari», daß die Anstalt die Grundlage» dieser geistigen DiSciplia Generationen zugänglich gemacht hat, liegt ihr Ruhmestitel, und dasür, daß sie die stolze» Güter, die an« dieier Quelle entspringen, Lausendes gewährt hat, wird ihr heute der Dank von Tausenden. Möge die Anstalt auch seruer eine trene Hüteria dieser Schätze lei»; möge sie auch nie vergessen, daß an ihrer Wiege Kaiser «ad Reich standen und daß die heutige Feier unter dem Schutze voa Kaiser und Reich stottfindet; möge sie stet« eine Pflanzstätte sein der Treue für unser erhabene« Herrscherhaus, dessen Ruhmetthateu für die Befreiung and dir DiScipli» des Geiste» eingetragen stad tu die Geschichte aller Zeiten uad aller Wclteu. Seine Majestät unser Sllergnädigster Kaiser habe» auch de» heutigen Feste« gedacht und eine Reihe von AuSzeichuaugea za verleihen geruht, welch« mttzutbeilen ich mich glücklich schätze. Mittelst Allerhöchsten Erlasses von Peterhos vom 24. Juli haben S«. Majestät verliehen: den Kroaeaorden 2. Elaste dem Mitglied« de» Eapitel» de« St. Thomasstkts, ordentlichen Prosestor au der Kaiser WilhelmS- Unlversitä» vr. Heitz; den Rothen Sdlerorden S. Elaste mit der Schleife dem derzeitigen Direktor de» Capitel» deS St. ThomaS- stijt«, ordentlichen Prosestor an der Kaiser WilhelmS-llniversität vr. Boltzmann; den Krouenorden 3. Elaste dem Direktor SchueegouS; den Rothen Adlerorden 4. Elaste dem Oberlehrer vr. LapaS, den Krouenorden 4. Elaste dem Gesauglehrer Bäbre; uad da» Allgemeine Ehrenzeichen dem Pförtner Kalbsnß. Gestatten Sie mir meine herzlichsten Glückwünsche zu diesen AaSzeichnungeu aaSzusprecheu. Tragen Sie dies-lben als Ehrentitel für sich und die Anstalt. Bestatten Sie mir ferner den lebhafteste» Dank hiazuzusüge» au alle diejenigen, welche derzeit an dem Gymnasium mit so schönem Eriolge wirken. Widmen Sie Alle auch fernerhin Ihre ganze Kraft dieser Anstalt, damit dieselbe bleibe eia leuchtender Stern zur Freude des Reiches, »Um Segen diese» herrlichen Landes uud zum sRuhm dieser ehrwürdigen Stadt." Nach dem Vertreter der Regterang ergriff derjenige der Stadt Straßbnrq. Bürgermeister Back, da« Wort zur Begrüßung sür da« protestantische Gymnasium, ans welche» die Stadt mir so gerechtem Stolze blicke, da e« eia Kind and eine Schöpfung der alte» freien Reichsstadt sei uad so viele Löchleranstalteu im Elsaß, wie im übrigen Dentschea Reich an« ihm hervorgegaageu wäre». Den herzlichen Glückwünsche» der gesammten Bürgerschaft zu diesem Ehrentage schließe sich der Wunsch für die Zukunft an, daß in der altehrwürdigen Anstalt derselbe tüchtige Geist wie bisher lebeadig, daß sie eine Pslegstätle der Rellgion, der Gesittung uud Bildung bleiben möge, ihr selbst zur Zierde» der Vaterstadt znm Ruhm und znr Ehret Nach dem Bürgermeister ergriff Präsident des Ober-Lonsistorium« Petri da» Wort znm Danke für die Be. theiltgung und daS Wohlwollen der Behörden; Rector vr. Goltz sprach im Namen der Universität, ebenso Prof. vr. Ziegler; Letzterer insbesondere im Namen der philosophischen Fakultät, die am innigsten mit der Lehrerschaft deS Gymnasium- zusammeuhänge Den tiefsten Eindruck machte die hieraus folgende Rede d«S 87 jährigen Professors Neuß, de» ältesten lebeadeu Schüler» der Anstalt. Weun seine alten Lehrer, die die Revolution sahen und da» aapoleoulsche Kaiserthum erlebten, jetzt da- Wirken ihrer Nachfolger beobachten könnten, sie würde» sich mlt tiefem Respekt vor diesen Nachfolgern verneigen. Aus da» neugeknüpste Band zwischen Gym. oasium und Universität übergehend, hofft der Redner, daß sich dasselbe immer mehr befestigen werde, zum Segen deS Vaterlandes »ad der Gesellschaft. Nach Ueberreichung zahlreicher Adressen deutscher Gymnasien, u. A. von Hamburg, Heidelberg, Grimma, Stuttgart, Cchulpsorta, Roßleben, Ilfeld, Meißen und Berlin, dankte der Direktor de» Gymnasium«, SchuecganS. tiefbewegt. Mit Schlußgebet uad Gesänge» endigte diese Feier deS 350jährigen Jubelfeste», an welchem die Straßburger Einwohnerschaft in lebhaftester Weise theilnimmt. Musik. ** Da« unter der Leitung des HofcapellmelsterS Herrn Adol Sch»ltzr stehende fürstliche Conservatorium in Sondershausen absolvirt die diesjährige Aufnahme-Prüsung sür das Winter- Semester am 20. September, wofür Anmeldungen entgegengenommcn werden. Dem Lehrkörper diese» renommirten Institut« sind wiederum zwei bedeutende Kräfte, der berühmte Schumann-Biograph Herr königl. Musikdirektor I. W. von WasielewSky und der als bedeutender Geiger bekannte Herr Coucrrtmeifter Arno Hilf au» Moskau bei getreten, welche Mittheilung von allgemeinem Interesse sein dürste. Das Fest der Fischer im Tivoli. Tr i Tage lang schwelgt unser fröhliche» Fischervölkchen im Feste seines Fischerstechen«. dessen Begehung, soweit eS das Vergnügen der Innungsmitglicder betrifft, schon seit Jahren in den hübschen Räumen des Tivoli statifindet. Auch Heuer roncentrirte sich dasselbe wieder in dem gedachten freundlichen Etablissement. Noch am Doiiner-tig. allerdings Nacht« V,2 Uhr, machten die Fischer mit der Musik, als sie da« letzte der Ständchen — eS galt deren IS bei den Spitzen der Behörden, bei Ehrenmitgliedern, bei Obermeistern, bei Meistern zu bringen — gegeben hatten, dem Hause ihre Aus- Wartung und brachten ihm ihren Gruß. Am Freitag stand die Innung im Mittelpunkt ihrer geselligen Festlichkeiten bei Tafel und Ball, am Sonnabend setzte sich der Ball fort, der bi« zum Sonntag Morgen dauerte. An beiden Tagen geschah der Willkommentrunk au« den beiden Innung-vokalen. Die Musik verstummt, da« tanz, lustige Volk zieht sich zurück und herein treten die Obermeister uad die Meister, um auf den Ehrenstühlen Platz zu nehmen. In großen alierthiimliche» zinnernen Kannen bringt der Altgeselle den Wein herbei und füllt die Pokale. Nunmehr sagt Jeder in ununter- brrchener Reihe seinen Trinksprnch. Herr Obermeister Kneif el ge> denkt de» deutschen Kaisers, Herr Hoflieferant Händel jr. de» Schutzhcrrn der Innung und deren beiden Obermerster, von denen Herr Obermeister Müller Herrn KreiShauptmann von Ehrenstein und Herrn Aintshonplmann vr. Platzmann leben,läßt. Lin Trink- sprach reiht sich an den anderen, die münzenbehangenen Pokale kommen säst nicht von den Lippen. Man feiert da« ganze königliche Haus uud seine einzelnen Glieder, die Spitzen der Bcbörden^vie Innung, daß sie wachse, blühe und gedeihe, die Hoflieferanten HMdel und Linke, van» die Gäste und bringt dann zahlreiche Hochruf die eigene Familie, aus Frau, Schwiegermutter, Schwagerschost uud Freundschaft au«. Jedem Hoch solgt ein herzhafter Schluck, der. je länger der Z»g dabei ist, von einem desto längeren Musikstück be- gleitet wird. Tie Melodie zn dieser »insikalischen Libatwn kann sich Icd'r nach Wahl bestellen. Ein gut Theil Humor schlüpft zugleich mit durch; daß auch de- Wettermacher« Petrn« gedacht wird, g-hört nicht zu den Seltenheiten. Bei dem Trunk kommen erst die Over. Meister, dann die Meister, die Gesellen, die Ehrengäste und zuletzt auch die Frauen an die Reihe. Ist dieser Theil der Festlichkeit vorüber, dann verschwinden die 16 Ehrcnsessel au? der Mitte de« Saale', weißgekleidete Fischer in dem so bequemen Ballcostüm von weißem Hemd und weißer Weste führen die Damen zum Tanz und Poti wirbelt der Reigen bis zum frühen Morgen. Ist der letzte Geigenstrich gethan, dann rüsten sich vie braven, drei Tage lang arg t"schäftiften Musiker abwmalS zum Ständchen. Nochmal« wird on acht Sialionen bei Obermeistern und E irenmüglieder» geblasen und erst mit dem beginnenden Vormittag nimmt da« fröhliche Fest eia Lad«. * * Sachse». * Leipzig, S. August. Gestern Abend »1 Uhr 2» Min. traf mittelst der Magdeburger Bahn Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther von SchleSwig-Holstein-Sonder- burg, voa Hannover kommend, hier ein und reiste um 11 Uhr SO Min. mit dem Courierzug der Bayerischen Bahn weiter nach Bayreuth. »Leipzig, 5. August. Nach den bisherigen Mittheilungen über die Enthüllung de» Siegesdeukmal« war cmzu- aehmen, daß der Marktplatz für da» übrige Publicum werde abgeschloffen sein uud daß der Hugang allein durch die Hain, kratze stattfinden werde. Die» ist. wie un» von zuständiger Seite geschrieben wird, nicht richtig. E» wird nur die Ab» cdließung de» voa den Straßen umschlossenen Theile» de» NarktplatzrS sich nothwendig machen und soll seiner die ^aiastratze von den für den Zugang der Vereine, Corpora- tionen u. s. W. zum Marktplatz, bestimmten Straßen au»- »euommen werden. Wa» den musikalischen Theil der Zeier betrifft, so soll derselbe auf eine kurze Zeit beschränkt vrrden. Es wird da» Programm der Feier nach Ablauf der ür die Erklärungen aus die ergangenen Einladungen sestge« etzteu Frist zur Äervffeutlichung gelangen. * Leipzig. 5. August. Der unter Leitung de» Herrn Beyer stehende Verein der Interessenten der Mvbelbranche, welcher e« sich zur Aufgabe gestellt hat, da« schwindelhafte Möbelgeschäft zu bekämpfen, hielt gestern Abend in feinem verein-locale, der gänzlich neu wiederhergestellten „Kleinen Feuerkugel", eine außeroedenlliche Generalversammlung ab. In derselben wurde sestgestellt, daß trotz aller Bemühungen de» Verein» in der Möbelbranche noch immer mancherlei Ge- bahruagen Vorkommen, die nicht al» reell bezeichnet werden können und wurden neuere Vorkommnisse dieser Art einer herben Kritik unterzogen. E» wurde, und gewiß ganz mit Recht, hervorgehoben, daß e» weder im Interesse de» reellen GeschästSmanne» noch in demjenigen de» Käufer» liege, daß minderwerthlae Waare in den Handel kommt. Der Grund« rüg unserer Zeit gehe dahin, im geschäftlichen Verkehre die Reellität nach jeder Richtung zu wahren, die Parole laute: „Für gute» Geld auch gute Waare". Diesem Grundsätze auch ferner Geltung zu verschaffen, habe sich der Verein rur ganz besonderen Ausgabe gestellt und in Verfolgung derselben werde er weiter wirten. Die Versammlung, welche erst V,l2 Uhr zu End« war. erklärte sich allenthalben mit den Ausführungen der verschiedenen Herren Redner einverstanden. — Die au» dem Anzeigentheil diese- Blatte» bereit» be. kaunt geworden, veranstaltet Herr Richard Taegener im September den erstenWiuter-Tan zunterrichtS-Cursu«, in welchem alle, auch die neueren Tänze gelehrt werden und nimmt dazu Anmeldungen bereit» jetzt in seiner Wohnung (Hiirtelstratze 7) entgegen. Gestern veranstaltete übrigen» Herr Taegener, dem eine langjährige reiche Erfahrung al» ehemaliger königl. Ballettänzer in Berlin zur Seite steht, im Hotel de Russie einen Schüler ball mit den Theilnehmern am diesjährigen Sommercursu». — Da» am Sonnabend Abend im Hotel de Pologne stattaesundene SlislungSsest de» Ruderclub« „Vitalianer" war sehr zahlreich besucht. Nach einem einleitenden Musikstück begrüßte man seiten» de» Vorstände» die Gäste aus» Freund lichste und gab der Zufriedenheit über die Entwickelung ve« Ciub» beredten Ausdruck. Ein eigene» Boot nnd eine Fahne sind die Errungenschaften de» ersten Jahre». Nach der An sprache wickelte sich da» sehr reichhaltige Programm ad. da» Lieder, Couplet», Soloscenea und auch den Schwank „Einer muß beiralhrn" bot. ) Leipzig, 5. August. Auf der Dresdner Bahn gingen heute Morgen in der fünften Stunde 3 Extrazvge mit circa 3000 Bergnügung-reifenden nach Dresden von hier ab. — Gestern Nachmittag wurde an der Harkortstraße da» Pferd eine» einspännigen Kulschgeschirr» plötzlich scheu und ging durch. Es jagte mit dem Wagen durch die Harkort. straße in die Dufourstraße bi» oach der Kaiser Wiihelmstraße, wo e» am Eingänge zum Stürzen kam und aufgehalten werden konnte. Zum Glück hatte da» scheue Thier Schaden noch nicht angerichlet. — Im Johannapark fuhr gestern Abend ein ungeschickter Radfahrer einen 3jährigen Knaben über den Hausen. Glücklicherweise blieb da» Kind unverletzt, doch stellte eia Schutzmann den Namen oe» Radfahrer» fest. — In vergangener Nacht trieben eine Anzahl junger Leute im vollen Uebcrmnthe allerhand groben Straßenunfug, in Folge dessen sie mehrfach mit Schutzleuten in Berührung kamen und mit ihrer Abführung zur Polizeiwache verfahren werden mußte. Bon dort, wohl in zu nachsichtiger Weise, wiederholt unter der Ermahnung znr Ruhe entlassen, tauchten sie immer wieder in der früheren Weise aus. trieben den Unfug womöglich noch ärger und machten schließlich den Naschmarkt zum Schauplatz ihrer Ausschreitungen. Da hörte ober endlich der Spaß aus, denn die Polizei nahm sechs der Excedcnten fest und steckte sie nunmehr ohne Weitere» ein. * Reudnitz, 5. August. An einem der letztvergangenen Tage wurde Hierselbst in aller Frühe ein Viehhändler verhaftet, welcher, von auSwärt» kommend, mit bedeutenden in Körben wohiverpackten Mengen Rindfleisch, die sich auf eine» Handwagen befanden, unter Umgehung der Steuer in Leipzig unter der Hand Handel treiben wollte. Dem Manne dürste diese versuchte Steuerhinterziehung ziemlich theuer zu stehen kommen. * Zwickau, 4. August. Zu den in letztvergangener Zeit von verschiedenen hiesigen Bürgern und Kirchensreundcn ge währten Hochansehnlichei, Beiträgen zur Beschaffung von Statuen sür unsere Marienkirche ist heute wiederum eine neue erfreuliche Zuwendung zu melden, und zwar ist dieselbe von einem hiesigen ungenannt bleibenden Bürger in Höhe von 3500 an den Kirchenvorstand zu dem Zwecke erfolgt, damit für die in durchgehender äußerer Renovation begriffene Kirche ein gemalte» große» Glassenster hinter Vem Altäre beschafft wird. ES soll dasselbe „das himmlische Jerusalem" nach Zeichnungen de» Historienmalers Herrn Anton Dietrich in Dresden darstellen, mit der Ausführung der Glasmalerei aber Herr Glasmaler Urban ebendaselbst beauftragt werden. — Die Freude der hiesigen Schützen, sowie sonstiger interessirter hiesiger Kreise, daß der vom Kaiser Wilhelm für daS Bundcsschießen zu Halle gestiftete silberne Humpen — erster Preis — nach hier kommen würde, ist leider vereitelt worden. Noch am letzten Schietztage hat ein Schütze ans Weißensee gleichwie Herr Schlvssermeister Gläser hier 20 und lS auf Fcldsckeibo geschossen. Bei der dann zwischen den beiden Meister-Schützen stattgesundenen Loosung hat Herrn Gläser das Glück etwas verlaßen, indem ihm dabei der zweite Gewinn, ein von der Stadt Halle gestifteter prächtiger Tafelaufsatz (Werth 750 .-?) znsiel. Bon den hiesigen Schützen habe» sich circa 20 am Fcstl'chiegcn in Halle dcthciligt und trugen einige derselben wcrthvollc Preise davon. * Freiberg. 4. August Höchst interessant gestalteten sich die gestern begonnenen Feldüdunge» der hiesigen Garnison, bei welchen da« l. Jäger-Bataillon Nr. 12, eine Adtbeiiung deS Fcldartillerie-Regiment» Nr. 28 nnd ein Detachement de» 2. Ulanen. Regiment» Nr. 18 in der Gegend zwischen Zug. BerthelSdorf und Brand im Beisein einer großen Zu schauern,enge gegen einander manöverirten. Nachmittag» 4 Ubr begannen vie Uebungen. denen folgender Gedanke zu Grunde lag: „Da» Auftreten einer von den Muldener Hütten aus Brand vergehenden Partei sührt zu einem Zusammenstoß mit einem von Brand über Ober-Göpel vordringenven Feind. Nach einstündigem Infanterie- und Artillerie-Gesecht beziehen beide Parteien Vorposten, und zwar einerseits bei Brand- Alle Mordgrube. andererseits bei Ober-Göpel-Beschecrt-Gliick und Leopold-Schacht. Nach eingetrekencr völliger Dunkelheit rücke» die Abteilungen in enge Quartiere nach Brand nnd Zug (Gasthvf zum Kronprinzen, Stadt Dre-den, Schützenhau» ft» veuud» Oastbos Stadt Fraiderg «ud Stölln hau» d, Zug), vor Tagesanbruch (»/,Z Uhr) treten di« Abrud» eingrzogeara Vorposten wieder aus uad gelingt e« der in Brand stehenden Partei, sich durch «ine« überraschenden Angriff ia den Besitz voa Ober-Göpel zu bringen." Früh 4 Uhr rückten die Jäger und Ulanen wieder nach Freiberg ad, wohin die Artillerie schon srüher zurllckgekebrt war. Montag findet eine Ucbung de» Jäger-Bataillon» Nr. 12, verstärkt durch Artillerie und Ulanen gegen dir UnterosficierSfchule voa Marienberg statt. Mittwoch, den 8., Donnerstag. den S-, eventuell auch Freitag, den 10. d. MtS.» hält va« Freiberger Jäger«Bataillon aus dem zwischen dem Fußhübet und Burgberge bei Lichteuberg befindliche» Gelände GesechtS-Schießübungeu ad. vermischtes. — Berlin, 4. August. Die Adresse, ln welcher die Berliner Bürgerschaft dem Kaiser Wilhelm II. ihre Huldigung darbrmgen will, ist heute ia einem Zimmer be» Kaiserhofe» öffentlich ausgestellt worden. Die Adresse ist in ihrer äußeren Ausstattung ein Kuustwerk im wahren Sinne de» Worte». Da» Titelblatt au» dem Atelier von Hermann Seager, Unter den Linden 15. hervorgegangen, zeigt in einer Nische die Gestalt Kaiser Wilhelm'» II. Der Kaiser trägt die kleine GeueralSunisorm. der Mantel ist leicht über die Schulter geworfen. Zu Füßen de» Kaiser» sitzen aus den Stufen, die zur Nische emporführeu, Borussia mit dem Schwert aus dem Scbooß, »uv Berolina mit dem Wappen, über da» ich Trauerflor legt. Zwischen beiden hält eine Engelsgestalt die von umflorten Lorbeer berankten Reliesbilder der beiden ersten Kaiser deS neuen deutschen Reiche», vie Stufen über» chrritct Germania im Trauergewand, um dem neuen Herrscher vie leuchtende Kaiserkrone darzubringen. Engelsgcstalten. Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft versinnbild lichend. umgeben die Germania, lieber der Nische praagt da» Hohenzollernwappen. Inmitten de» Blatte» sieht man die Wappen Berlia», Preußen» und Deutschland» von Frucht« gehängen umgeben, da» Ganze aber umschließt eine reich ge staltete Bordüre, iu der u. 8. auch die Wappen aller deutschen Staaten eingesügt worden sind. Blatte 2 und 3 enthalten den Text der Adresse, der wie solgt lautet: — „Allerdurchlaochtigster, Broßmächtigster Kaiser uud Köalg, Aller- gnädigster Kaiser, König und Herr! Eurer Majestät nahen sich die ollervuterthänigst uMerzeichnete» Einwohner Berlin», die Herzen er füllt voa den Gefühlen der Verehrung und Ergebenbeit sür Eure Majestät, um die Lethenerung ihrer unverbrüchlichen Treue zum er hobenen Herrscherhaus« der Hohrnzoller» au den Stuft» de» Throne» niederzulegen. Allerqnadigster Kaiser! Nur weaige Mond« sind dahingegongra, seit All-Deutschland den Heimgang seine- großen und navergeßlicheu Kaiser» Wilhelm I. aus- Tiefste betrauerte, und zum zweiten Mal weint da« deutsche Volk tief erschüttert unter der Theil- nähme aller Völker de» Erdenrundes um seinen vielgeliebten edlen Kaiser Friedrich UI. Mit ehrfurchtsvoller Lieb« und mit on- erschütterlichem Vertrauen blickt nunmehr da» deutsche Volt aus Eure Majestät, welche da« Scepter mit starker Hand ergriffen haben. Möge der Segen Euerer Majestät hochleligea, erhabenen Herrn Großvater» und de» innig geliebten hochherzigen Herrn BoterS auf Euerer Majestät ruhen, möge unsere Bitte zum Allmächtigen Er- hörung finde», iu der Gewährung einer langen, glücklichen, glor reichen Regierung Euerer Majestät! Gott segne und erhalte Euere Majestät zum Heile de» theuren Vaterlandes! Gott segne da» er habene Herrscherhaus der Hohcuzollero l" Die Initialen sind in aller, reich gezierter Klosterschrist auSgesührt, die beiden ersten nach neuem Verfahren erhaben dargestellt. Auch diese Blätter, sowie da» vie Unterschrift tragende dritte Blatt umsäumcn reiche Bordüren, in deren Ecken Attribute der einzelnen Stände: Bergbau. Gartenbau, Forstcultur, Fischerei rc. angebracht sind. Den Beschluß bildet ein Reichsadler mit erhobenen Schwingen, der in den Greisen ein Band mit dem Wahlspruch de» Kaiser«: „Vom Fel» zum Meer" hält. Auf dem ersten Blatt schimmert durch die Schrift, al» Wasserdruck gedacht, gleichfalls vie Gestalt de» Reichsadler» durch. ES folgen sodann aus Carton geklebt vie Blätter mit den 180 000 Unterschriften, die in der kurzen Zeit von acht Tagen gesammelt sind. Die Adresse ruht in einem kostbaren Deckel, der mit gewohnter Meisterschaft vom Hos-Buchbinder Collin gefertigt ist. Da» Milteischild, daS sich von einem mit goldenen Reichsadlern und den kaiser lichen Initialen bedruckten Grund au» rolhcm Saffian ab bebt, zeigt auf gleichfarbigem Sammet eia in Gold getriebene» Vl., daS mit Smaragd, Amcthisten, TopaS u. A. reich auS- gelegt ist. Darüber prangt die goldene Kaiserkrone. Die Buckel sind von gediegenem Golde mit silbernem Beiwerk. Die Bordüre zeigt aus rehbraunem Grunde kunstvolles Leder mosaik, daS thcilS ornamentalen Schmuck bildet, lhciis preußische uud deutsche Adler darstellt und mit reichem Gold druck umrandet ist. — Jena, 3. August. Gestern wurde der Postsecretair M. nach erfolgter Kasscarevision verhaftet. Derselbe ließ sich iu eine Zelle ein GlaS Wasser bringen. Da» GlaS zer brach er und mit einem Splitter desselben öffnete er sich die PulSader. Man fand den bi» dahin angesehenen Beamten tobt iu einer Blutlache aus. (Ger. Ztg.) — Ueber da« Hochwasser und die Ueberschwem- mungen liegen folgende Mittheilungen vor: BreSlau. 3. August. In Folge der seit einigen Tagen mit aur kurzen Unterbrechungen niedergehenden Regrn,nassen sangen die Flußläuse unserer Provinz au, sich erheblich zu sülle», ja zum Theil sind sie sogar bereit» auSgeusert. Zunächst ist dies bei der Oder der Fall, welche, offenbar iu Folge von Regengüssen in den Beskiden und im Mährischen Gelenke, bei Ratibor reißend gestiegen ist. Während am 1. August früh um 6 Uhr am Ratidorer Pegel noch ein Wasserstand voa 1,14 w. gestern (Donnerstag) ein solcher von nur 1,04 m ab- gelesen wurde, lautete die Meldung vom heutigen Tage schon ou 2,02 m; aus Kamin oberhalb Ratibor wurde hrute vou 9 Uhr Vormittags gemeldet, der Strom sei daselbst seit gestern Abend 2 m gestiegen und steige noch reißend weiter, und Nachmittag» um 3 Uhr mußte das Bauamt Ratibor die telegraphischen Hoch- waffermeldungen ausnehmen, denn der Strom datte, immer weiter steigend, mit 3,80 m am Ratidorer Pegel den Punct erreicht, wo er auSzuusera beginnt. Ueber die Ueberschwemmungeu im Hirsch, berger Thal ist bereit« Mittheilung gemacht. Eine in Schmiede berg heute um 3 Uhr 9 Minuten Nachmittag« ausgegebene Depesche besag», daß seit vergangener Nacht ein wolkenbruchartiger Regen niedergehe, verbunden mit heftigem Sturm, und daß insolge dessen die Eglitz bedeutend angeschwollcn sei. Aus Laudon meldet der Berichterstatter in einer heute um 5 Uhr Nachmittag» aus. gegebene» Depesche: .Hnsolge von WolkenbrUcheo, welche im Gebirge niedergegangen sind, ist eine surchlbare Uebrrschwemmung deS QueiS und de» Blt-Laubenflusse- eingetreten. Von »crzdors über dea Bahnhof, die Weidenstraße und die Nicolaivorstadt hinaus steh» alle unter Wasser. Die neue QuciSbrücke in Marklissa ist von dea Wogen sortgerissen, ebenso hier der Eisenbadndamm. Die Feuerwehr greist kräftig eia." — Ja dea letzten Stunden ist da» Barometer nicht unerheblich gestiegen. (Schief. Heilung.) * Görlitz, 4. August. DaS königliche Eisenbahn - Betriebsam» macht bekannt: Die Bahnstrecken Lanban-Greiffenberg, Liebenihal- Löivenberg, Treifftnberg.Friedederg sind voraussichtlich noch min deste»- zwei Tage sür den Personen- und Güterverkehr gesperrt. * Sagaa, 4 August. Bober und Queis sind außerordentlich gestiegen und wachsen noch Letzterer hat ve, dem Torse Loos die Brücken weggerissen, die Müdle zerstört, zwei Häuftr und viel Ge- treibe vernichtet. Feld und Wiesen stehen unter Wasser, die Fabriken sind außer Thätigfti». Der Boberstanv ist 4,05 m. * Prag, 4. August. Aus zahlreiche» Orteu treffen Berichte über die durch dea anhaltenden Regen herbeigesührten Wasser schäden ein. Hier steigt da» Wasser fortdauernd. Kugelbad uud Modran sind überschwemmt. * Bromberg, 4. August. DaS königl. Eisenbahn- Betriebsamt macht bekannt: Bei Bude 3l zwischen Elbing« Güldenbovcn ist in Richtung nach Güldenboven der Bahn damm aus ca. 300 Meter in Folge de» starken Regen» durch Berawasier iiberfliithet und unterspült. Der Betrieb bat aut der Strecke Gultenbodcn'Ell'ii'g eingestellt werden müssen und wird die Störung voraussichtlich heute den Tag über andauern. Ein llmsteigen der Reisenden an der beschädigten Stelle kann nicht statlsindcn. HerstellimgSarbeite» sind im Gange. Der Betrieb findet zwischen König-berg-Güldenboden einerseits und zwischen Elbing-Güldenboden andererseits statt. — >»« Lr,SI»»>«rg-Sch»«ri,, ».August, wird der „Voss,scheu Zeitung" geschrieben: Bet so viele» trüben Aeußrrnnge» »attouole» Haffe» zwischen ssrouzose» »nd Deutsche» ist e» doppelt rrfteulich. von iaem entgegengesetzte» verhalte» eine» französische» Schlffssiidrer- 'egen die Besatznag eine« deulsche» Schiffe» uad voa der demlelbe, latür voa höchster Stelle za Theil gewordene» Aaerkeaaong de- »ichleu zu können. Am 25. Mai d. I. wurde vor dem großherzog. rjchen Seeamt zu Rostock über etuea Seeaas all verhaatelt, kwelcher dir Roftocker Barke „Eharlotte Lange" aus der Reise voa New-Nork nach Lornnaa am 11. März d. I. betroffen und derea Untergang herbetgesührl hatte. Da» Schiff mußte tu der Näh« der spanischen Küste i» flutendem Zustande von brr Besatzung verlosten werden, die dann voa eturin sraazösischeu Segel- chtsse, welches die Nothstgaale der Bark bemerkt hatte uad auf Rusweite heraagekommen war. ausgenommen ward. Der Führer des französischen Schifft», de» auf der Reise voa Hamburg aach Ahamoute be griffenen Schoouer» „S atare »" au» Raute», Eavt.G nt ll o. erklärte sich, aus Besragea voa der deutschen Bark au», sofort bereit, dt« Schiff, brüchigen auszuuehmea, welchen e» deaa auch gelang, ihr große» Boot ouSzofttzen «ud sich i» demselben mit den Schiffspapterea und einem Tdeile ihrer Sachen aas de, „Notare»" za rette». Hier räumte Lavitaia Suillo dem Führer der Bark Friedrich Zepliea uad dem Steuermaua W. Ahreu» seine etgea« Lajüte zur Mit benutzung ein, bereitete auch dea übrige» 7 Perlouea der Belatzaug de» deutsche» Schiffe» ia einem kleine» Deckhaus«, au» welchem er die darin lagernden LebeuSmittel eatftrue» ließ, ela Unterkommen, und theilte Alle», was er an LebeaSmtttela besaß, mit de» Schiff brüchigen. Am 14. März landete er dieselbe» bet Lamaret ft> der Nähe voa Brest. AIS Schiffer Zepliea ihn um Angabe seiaer Schuld für Aufnahme und Verpflegung der Besatzung bat. lehnte Capital» Gaillo jede Bergütaag mit dem Bemerken ab. daß er der Eigen- thümer de» Schiffe« sei und daher ans eine Rhederei nicht Rücksicht »u nehmen habe. Da- Sceamt unterließ utchi, ia setaem Spruche dem Verhallen de» französischen Schiffer», sowie auch dem sraa- zösischea Mariue^lommissar zu Brest, welcher die zur Reise der Besatzung der Bark von da »ach Havre erforderliche Summe voa 492 FrcS. bereitwillig vorstreckte, da» verdieate Lob auSzusprecheu. Der Spruch sagt hierüber wörtlich: „Da» meascheusrruadltche Ber- halten de» Eovt. Buillo von dem sraazösischeu Schoouer „AutarcS", welcher die Besotzuug der Bark ausnahm, sowie de» Martne- commissarS »o Brest, welcher derselben nicht nur ein Unterkommen verschaffte, sondern ihr auch die ersorderlichra Geldmittel zur Er reichung de- nächsten deutsche» Tousulat» vorstreckte, verdient hohe Anerkennung". In der mündlichen Begründung de» Spruch» äußerte sich der Vorsitzende de» Seeamt» »och dahin: da» hoch herzige und selbstlose Verhalten nicht nur de- Eapitaiu» Guillo. sondern auch de» Mariue-LommiflarS ia Brest verdiene nach Ansicht deS Seeamt» eine um so höhere Anerkennung, al» die Hilft, um welche eS sich hier handle, voa sraozökischea Staatsangehörigen einer deutschen Echiffsbesotzuna geleistet wocdeu sei. Ja diesen Tagen ist nun dem Reichscommiffar beim Seeamt zu Rostock vom Slaatssecretair im R ihramt des Juuera die Mitthciluag zu- gegangcn, daß der Kaiser da» hochherzige Verhalle» de» ftanzö- suchen Schiffsführers gegen die schiffbrüchige Besatzung der Bark „Cdarlotte Lange" dadurch aaerkannt bade, daß er dem Eapitaiu Guillo eine goldeae Uhr mit dem kaiserlichen NamenSzuge habe zustcllen lassen. — Der „North-Ehioa-Herald" erwähnt in einer aeoereo Nummer de» Berichte», de» der britische Eousul ia Tamsui, der Hauptstadt der Insel Formosa, über die voa dem dortige» äußerst ihatkräsiigea und Reformen geneigten chinesischen Gou verneur im Jahre 1887 «utsaltete BerwallungSthäligkeit erstattet hat. ES ist damit die bisher dem Verkehr so weit eutrückt« uud trotz ihrer günstigen Lage so wenig bekannte und so unzugängliche Insel ia höherem Grade cultursreundlichen Unternehmungen erschlaffen worden. — Wie aus dem Bericht de» LonsulS hervorgeht, wurde zunächst die Landtelegrophenlinie, die Tamiui mit Twatutia, dem hauptsächlichsten Thecmarkt verbindet, vervollstäudigt uad bi» Keluug, auch süewärtS bis Taiwaasu, geführt. Diese Linien wurden errichtet, ohne daß irgend welcher Widerstand vou Seiten der Le- völkerung stattsaad. Nur in einem Dorse widersetztea sich die Bewodner der Expropriation ihrer Grundstücke ohne Entschädigung uad stürzten einige Pfähle um, nachdem sie ihre Ernte bet Seile gebracht hatten. DaS Seekabel wurde im Oktober gelegt und damit Formola mit der Welt in Verbindung geletzr. Dadurch ist nomentlich die Sicherheit der Londervertheidlgung eine viel größere. Formola ist jetzt nicht mehr so wie soust der Gefahr ausgesctzt, die leichte Beute «iueS Angreifers zu werden. Ob die Telegraphie auch sür die Kauslcate, die im Osten etablirt sind, eia Borihcil sein wird, ist noch nicht ausgemacht. E« besieht auch der Plan, falls der jetzige Gouverneur am Ruder bleibt, dea Hasen vou Kelung auszubaggern. Der Bau riuer Eisenbahn ist nicht so schnell und erfolgreich gefördert worden. — Der größte Theil deS Innern der Insel ist noch zu unwcgiam und schwierig. Dazu kam noch ein großer Bergsturz, der zwar kein Mcnscheuleben kostete, wohl aber viel Zeit. Auch machte man die Entdeckung, daß ein einen Felsen durchstechender Tunuel nicht brauch bar war. Die Ausbeutung der Kohlcumiaen wurde einem fremden Liviliugenieur überlassen, der Nachweisen mußte, daß er die nölhigen Fonds besäße. Nickt zufrieden, den Telegraphen, uad dea Eisen bahnbau, sowie die Kohlengewinnung zu fördern, hat der Gouverneur Lin-Ming.chuan auch noch zwei Schnelldampser bauen lassen, die Shangai, Tienisin mit Tamsui aus dem Weg über Amoh verbinden und Passagiere und Güter zu billigen Preisen verschiffe» sollen. Ec ließ ferner einige Sägemühlen ankausea zu dem Zwecke, einmal d;e Daidbcstände in der Richtung der unbewohnt«» LaudeSlheile etwas lickten zu lassen und um die großen and werlhvolleu Stämme, de den Boden fast überall bedecken, zu verwerthen. Bei dcm unge- heuren Rcichthum an Hölzern, die der Wald im nördlichen Formosa aus- weist, wird sich de« Mangel au Bauholz, unter dem Lhina empfindlich zu leiden hat, abhelsen lassen, und zwar ohne daß die Insel ia schäd licher Weise entwaldet wird. Der jetzigen Verwaltung kenn man vertrauen, daß sie sür rechtzeitige Erneuerung des WaldwuchjeS Sorge tragen wird, so daß auch eine stärkere Entnahme vou Holz den Anbau- und Culturverhältniffeu der schönen Insel nicht abträglich sein wird. — Ia seinem Bericht über da- sich vollziehende Lultur- werk de- jetzigen Gouverneurs gedenkt Mr. BileS auch der Versuche, die angestellt wurden, um mit den einzelnen Stämmen, die noch vie eine feindselige Haltung der chinesischen Regierung gegenüber ein- nahmen, aus einen bessere» Fuß zu kommen. Auch hier hat Liu- Ming die Initiative ergriffen, indem er Denjenigen, die sich zu Treue und Gehorsam China gegenüber verpflichteten und die sich zum Zeichen dessen daS Haupt schoren, Nahrung. Kleidung, Werkzeuge verabreichen und sie in der Bodenbestellung und im Hüttenbau unterweisen ließ. ES haben sich diese Verträge indeß als verfrüht erwiesen, wie tue blutigen Uebersälle, welche die Wilden vou Zeit zu Zeit dennoch unternehmen, deutlich zeigten. Zur Unterdrückung derselben ist nicht» Anderes übrig geblieben, al» gegen die Schuldigen, welche sich der Ermordung von chinesischen Soldaten schuldig gemacht hatten, mit Feuer und Schwert vorzugehen. ---- Macht Fußwanderungen! Diesen schon so oft au», gesprochenen Wunsch möchten wir namentlich in der jetzigen Ferienzeit in Bezug aus die Jugend recht nachdrücklich wieder holen. Unter „reisen" versteht man heute beinahe ausschließlich «mr Eisenbahnsahrtcn; der DergnügungSreisende, welcher nicht nur vou der Stadt zum nächsten Dorf, sondern weiter hinaus will, ist selbst ia Gegenden mit herrlichen Naturschönheiten sowohl aus der großen Heerstraße, wie aus stillen Fußwegen höchst selten zu finden. Wir haben soft ausnahmslos zum eigenen Schaden das Lausen verlernt; in der Stadt fahren wir lächerlich kurze Strecken mit Pferdebahn und Droschke, in deu Ferien lasten wir unsere Nerven aus der Liseu- bah» soltern, und sind wir, wie e- nun einmal Mode ist, endlich ta den Bergen, dann muß uns ein gutmüthigeS Reillhier aus dem Rücken tragen, oder wir machen unvermittelt uud unpraktisch, wie wir in derlei Sachen sind, so energische Gehversuche, daß durch Ueberanstrengung die Gesundheit mehr geschädigt al» gefördert wird. — Der Bergnügungsreisende nach moderner Schablone kommt daher meist ebenso krankhaft und nervös von seinen Ausflügen zurück, al» er sie onqetrcten hat. Schlimmer noch, uud wir könnten Beispiele onsükren» sieht e» natürlich um die armen Kinder aus, die in Begleitung der Eltern Alle» mitmacheu, alles sehe», olle» genießen mußten. Die häufigen Rochtheile einer solche» modernen Vergnügung-Hetze sür dea kindlichen Orga- iiiSmus sowohl in geistiq-seelischer wie rein körperlich-gesundheitlicher Beziehung bedürfen kaum einer näheren Erörterung. — Eine br- merlriiSwerlhe Einrichtung hat der „Verein für Körperpflege" in Planen i. V. getroffen. Dieser Verein hat veranlagt, daß in den Ferien nnier Leitung eines Lehrers ganz regelmäßig Fuß- Wanderungen der Schüler unternommen sind, die von m-hrerc» Stunden aus den ganze» Tag ausgedehnt werden. ES ist dabei vorgesehen, d..ß die K nver nur den Mundvorratb, nicht ober Geld mitbriagen, da etwaige kleine Ausgaben vom Lehrer einstweil m verlegt werden. — Wie wir hören, trägt man sich auch in Ehcmnitz mit dem Gedanken, diese Enrichtvng mit Hilft d , Lehrerschaft durchziisühren. Einsichtsvolle Eltern werden gewiß überall mit Freuden die Hand zur Beiivirklichiliig solcher organisirier Ferienwanderungen bieten, die sich jeh: Modi auch aus meürcre Tage ouSLehneu können. Vielleicht lernt an dem kräftigen Gedeihen der Jugend daa» aach da» Alter den Werih einer tüchtigen Fußwanderung wieder schätze».
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