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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-07
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1888
- Autor
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Aetactlon und Lrpedttir« IohauneSgasse 8. Sprechstunden der Nedarlion: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Udr. tztlr dt« Uua»»d« «m»el»»ri«r v!»«uicript« «»cht ßch du Aed»rt»in nicht «crdultlUd. A«««b«r »er für »ie nächfts»l,e«»« Nummer »efttuimten Anse rate an Wachentagrn bis 3 Uhr Nachmittags. auTann- »ndAeittagrnsrnh dis'/,8Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^niialjmr: Ltt» klemm, UniversitätSstraße 1. LoniS Lösche. Katharinen st r. 83 Part. u. «önig-platz 7, «nr di« '/,3 Uhr. Abonnement-preis vierteljährlich 4'/, Mk. incl. Briaaerloha 5 Mk., durch die Post bezöge» L Mk. Jede einzelne Nummr» 40 Pf Belegerrmplar 10 P'. Eebühren lür Extrabeilage» (iu Tageblatt-Fonnat aesalzt) ohiic Postbesörderung 60 Mk. unt Postbesürderung 70 Mk. Inserate bgespaltcne Petitzeile 20 Pf. Vröhere Schrillen laut uns. PreiSverzrichniß. Taoellarischer ». Zissernsatz nach höherm Tan' Uttlamen »»ter dem Redac ti onSstrich die Sgespalt. Leite 50 Pi.,vor denFa milien Nachrichten die «gespaltene Zelle 40 Pf. Inserate sind stets an die Erpeüttio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruennme-rumio oder durch Pnst- uachnadine. 22V. Dienstag den 7. August 1888. Amtlicher Theil. MannlMlich»»-. Mit »Zustimmung der Stadtverordneten haben wir den Betrag für Herstellung von Privalableitungen für Master au< dem städtischen Wafferrohrnetze b« zur Grenze de« mit Wasserleitung zu versehenden Grundstücks durch unsere Stabt» Wasserkunst mit Rohre» von 24 nun Lichtweite auf 125 »E und sür solche von 35 wm Lichtweite auf 160 vom 1. September lsv. 3». ab festgesetzt D»e entgegeustehenden Bestimmungen de- geltenden Master» geldtarif» werden daher hiermit ausgehoben. Leipzig, den 3. August l888. 4886 Der Rath der Stadt Leipzi 1083 Ör. Gcorgi. Kretschmer. Vrkannlmachung. Die Leuchtkraft de- städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom LS. vorigen bis mttä. dieses Monats im Argand» brenner bei 2,5 Milinneier Druck und 150 Lurrn stüilblichem Consum da- 17.9 sacke der Leucklkrast der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da- spccisisckc Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,485. Leipzig, am 6. August l888. DeS Raths Deputation z« den Gasanstalten Mebstatils - Vekannlmilmlls. Erftvbten wurven laut Vier ernatteker Aozeiac: 1) 7 Stück Lauben mit weißem rothgktiipsten Gefieder aus einem Grundstücke der Marienstraße, rrsp. beim AuSfliegeu au« demselben, seit 24. vor. Mt«.; 2) ein Paar dunkclgrane carrirte Stoffhase«, au- einer Woh- «mg in Nr. 6 am Parkplatz, am 21. vor. Ml«.; 8) eiae alte silberne Eyliuderuhr, ohne Secund« u»d Goldrand, Rückseile mit Schildchen und blumenartiger Gravirung sainml an- Hängeader Talmikelte mit Eompah, au« einer Wohnung in Nr. 9 der Brandvorwerkstrobe, vom 22. bi« 29. vor. R,ts.; 4) ri» goldener Siegelring mir duakelrotdem, wappensörmigem Stet», eine silberne Ilhrkette a»S saiupprniörmigeu Gliedern mit Knebel, Carabiner und kugelsörmiger Verlogne, sowie ein Ersatz» A«ser»e»Patz. aus „Otto Klötzsch" lautend, au- einer Wohnung in Nr. 6 der Posistraße, am 30. vor. Mt« ; 5) eine Leen »säge, L LoD-«1h»ßri, davon einer braun gestrichen, ein Schrupphobel, eu, Niegel-Votzrer, »in Stemm» Eisen und 8—3 Packet »zöllige Nägel, au« einem Neubau an der Kärnerstrabe, am 31. vor. Mts. Nacht«; 6) ein Negrnschirm mit schwarzseidenem Bezug, schwarzem Stab mit geradem kantigen Griff von weißem Horn, au« der Hausflur in Nr. 24 an, Brühl, am 31. vor. Mt«.; 7) ein 4rädriger braungkstrichencr Handwagen mit Leiter» und Kasten - Aussntz, hinten mit Sltzbrett, mit »euer ungrstrichener Deichsel und Lenkscheit. sowie 30 Schock Gurken, vom Roßplatze, vom L bi« 8. ds«. Mts. Nachts; 8) «lue altdeuiichr goldene Brache, oval, mit einem lila und mehreren weiß-» Steinrn, ein noldener Armreis mit blauen kuget- förmigen Steinen, ein goldener Armreif mit Schlößchen, eine Partie schwarze Nähseide, 7 m brauner Mantelstoff und ca. 8 m schwär und braun gestresster Stoff, au« einem Geschästslocale in Nr. 2i der UniversiläiSstraße, vom 1. bi« 2. ds«. Mt«. Nacht«, mittelst Einbruch-; 9) «in Zweirad mit 50 Zoll Radköhe, kio. 1529. englische« abrikat. aus dem Hofraum in Nr. 9 der Zeitzer Straße, am . dsS. MIS.; 10) ein Sommerüberziehrr von hellbraunem feingeriesten Stoff mit einer Reihe Pcilmuiierknöpfe, braunem Satinsutler und dem Namen kaum, I-eipnw" in, Henkrl, in den Taschen ein Paar hellbraune Glacehandschuhe, au« einem Gastlocale in Nr. 18 der Schulstrave, am 2. dis Mis. Abends; 11) rin Band Tchiller'S Werke in dunkelbraunem Einband mit dem eingepreßie» Bilbniß Schiller'S, aus dem Titelblatt- mit »vr. Leinricb Reich" beschrieben, aus einer Wohnung in Nr. 39 der Sternivarlenstraß?, an, 3. dsS. Mis. Vormittags; 12) ei» Somiurrüberziehcr» dunkelgrau, blau gesprisselt, mit einer Reihe HornlnSpse, verdeckter Batterie, schwarzem WollatlaS sutler, schwarz» und blaugestreisten, Aermelsuiter und ein schwarz, und weißgestreiste« varchentheuld, aus einer Wohnung l» Nr. 12 der PelerSslraße, am 5. dss. Mls.; 12) eine Bockleiter mit je 7 Sprossen aus beide» Seiten, aus dem Hosraume Sporergastc 8. seit 31. vor. Mts. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder drn Thäier sind ungesäumt bet unserer Lriminal Adtbeilung zur Anzeige »u bringe». Leipzig, am 4. August 1888. Las Polizeia«t der Stadt Leipzig. I. «. Juack, Pol.»Rath. M. «»her erstatteter Anzeige zusolge ist da« sür Theresia vrriner auS Leulkirch am 8. April 1885 in ReggliSweilcr ausgencllle Dienst buch vor einiger Zeit in hiesiger Slavl verloren gegangen. Wir bitten, das Buch im AnsfiiiduugSfallc an uns abzuliesern. Leipzig, den 8. August 1888. I. 4233. Las P-llzeiantt der Stadt Leipzig. B : Junck, Pol.-Raih. Ggmllr Erstatteter Anzeige zusolge ist da« sür Emma Auguste Muster ou» Borna am 29. Januar 1886 vom Sladiratbe daselbst auS- gestellir Dienstbuch vor Kurzem in hiesiger Stadt verloren gegangen Wir bitten, da- Buch im AusfindungSsalle an uns abzuliesern. Leipzig, am 2. August 1888. Las Vol^eia»t der Stadt Leipzig. M. 2935. Junck, Pol »Rath. Ggmllr l! Siichtamtlicher Theil. Frankreich und Italien. Da- Verhältnis zwischen Frankreich und Italien gehört M den unerquicklichsten Erscheinungen der Gegenwart. ES fl ganz unzmeiselhast, daß Frankreich mit Italien Streit sucht, nicht etwa in der Absicht, die Dinge ans- Aeußerste und Italien zum Kriege zu treibe», sonder» lediglich, »m dem Nachbarstaat die Uebcrlegenheit Frankreich- stet- vor Augen zu halten und ihn bei jeder Gelegenheit;u demitthigen. Frankreich fühlt sich dadurch in seinrr Eigenliebe geschmeichelt und erreicht zugleich den Zweck, de» Berbündelen Italien- dadurch mittelbar sein Uebclwolle» au den Tag z» lege» Dal Schlimmste bei der ganzen Sache ist, daß der Ursprung de« vesitzrrchtS, welche« Italien in Massauah au»übt. keine«. W«st< frei von Einwendungen ist und daß die Freunde Statten« ln dem Streite wegen brr Eommonalsteuer-Anaeleaen- hött in Massauah nicht aut ds« Eis«, nutz »«, Gtch«h«>» sür Italien Partei ergreifen können, wie e« der Fall sein würde, wenn Italien- Stellung in Massauah über jede- Bedenken erhaben wäre. Frankreich bedient sich diese- vortheil» Über Italien in der rücksichtslosesten Weise und verlegt den Schwerpunkt de« Streite« in die Entstehung de« italienischen Besitzrechle« an Massauah. In dieser Beziehung ist nicht zu leugnen, daß Goblct die Sache nickt ungeschickt angesaßt hat und daß Italic» der Borwnrs nicht erspart wrrkrn kan». cS sei bei Erwerbung von Massauah nicht gesetzmäßig vorgegangcn. Gleichviel ob Italirn jetzt da- ausschließliche Besitzrecht an Massauah in Anspruch nimmt, so bleibt dock die Thalsache bestehen, daß diese Macht mitten im Frieden eine unter der Obrrbobeit de- Sultan- stehende, von Egypten regierte und verwaltete Stadt widerrechtlich besetzt hat und daß Italien e- vermieden hat, diese» Gewallact al« einen Fall zu be trachten, welcher nach den von der westafrikanischen Con- erenz in Berlin aufgestellten Regeln für Besitzergreifung Kerrenloser ober rechtmäßig erworbener Gebiete zu behandeln ist. Daß im Lause der Jahre eine allmälige Aenderung der Negierung von Massauah eingetreten ist, kann von Italien nicht alS Rechtstitel sür de» Besitz Massauah geltend gemacht werden. Die Zurückziebuna der egyptische» Gar» »ison und die NichlauSübung der Polizrigewalt in Massauah erklären sich nur auS dem Wunsche der cgyplischen Regie rung, rS nicht auf einen Kamps mit Italien »»kommen zu lassen. Eaypten ist einfach der Gewalt de- Stärkere» gewichen, und die Türkei hat die Thatsacke der eingetretenen gewalt- amen Veränderung schweigend bingenommc». So hat sich da« Besitzrrcht Italien« in Massauah entwickelt, und man kan» nicht behaupten, daß dieser Vorgang den Regeln de- Völkerrecht- entspricht. Interessant ist, wie sich England den Fall zurecht macht, um sich aus die Seite Italien« stellen zu können, ohne seine Mitschuld an der gewaltsame» Besitzergreifung MastauahS einzugestehen. Marqui- Sali-bury erklärte am 2. August im englischen Oberhause, daß Italien wenn auch nicht mit Zu stimmung England«, so doch mit dcsic» Wiste,> von Massauah Besitz ergriffen habe und daß dadurch England auch die Ver trag-Verpflichtungen mit übernommen habe. England Halle Massauah von der egyplische» Inlerestensphäre au-geschlosse» und c» dadurch sür herrenlos erklärt. Da aber Egypten auch nach der englische» Besitzergreifung theoretisch selbstständig geblieben ist und nur Befehle von setnem Suzerän, dem Sultan, z» em» vfangen hat, so hatte Italic« so wenig ein Recht aus ^en Besitz MastauahS wie irgend eine andere Macht, so lange Egypten an dem Besitze MastauahS festhielt. Da- ist ge schehen. die italienische Flagge hat bi- Ende l885 neben der egyptischen in Massauah geweht, und erst al» die egyptisckc Regierung dir Vergeblichkeit ihr« Anstrengungen erkannte, Massauah Egypten zu erhalten, zog sie die Garnison aus diesem Platze zurück. Er ist für Italien gewiß sehr veinlich, von Goblct an diese Dinge erinnert zu werden, selbst unter Berücksichtigung der Tdalsache, daß Frankreich cS in Tunis nicht bester ge macht hat. Dadurch, daß mehrere da- gleiche Unrecht be gehen. wird da- Unrecht aber noch nicht Reckt, und die österreichische Regierung erkennt die Unrechtniäßigkeit der italienischen Besitzergreifung MastauahS auch an, indem sie durch ihr halbamtliches Organ verkündet, daß sie aus die Vorgänge, welche zur Besetzung MastauahS geführt habe», nicht eingehc» wolle. Das Wiener Frembenblalt begnügt sich mit der Erklärung, daß Italirn in Massauah eine regelmäßige Verwaltung und Rechtspflege eingerichtet habe und daß dadurch die Capitulalioncu außer Kraft gesetzt worden sind. Man wird in dieser Erklärung vergeblich »ach einem NechlSgrund für das Aushörcn der Geltung der Capitulatione» suche», man kann nur sage», daß sie ihren praktischen Werth verloren haben, weil Italien sich nicht mehr an sie kehrt; rechtlich ist nicht« geschehen, was eine solche Auffassung begründen könnte. Goblct hat mit seinen Erklärungen unzmeiselhast Recht. Eine andere Frage ist eS, ob Frankreich irgend welche Aussicht hat, mit seinem Widerstande gegen die Folgen der Besitz ergreifung Italiens in Massauah vurchzudnngcu. Frankreich hak sich de« Rechte-, seine Unlcrthanen in ihrer Weigerung. Gemeindrabgaben in Massauah an die italienische Verwaltung zu entrichten, zu bestärken, dadurch begebe», daß es die ita lienische Besitzergreifung MastauahS ohne Widerspruch hat geschehen lasten. Wenn die egyplische Negierung und der Sultan der Gewalt stillschweigenv nachgegcbcn haben, so ist Frankreich nickt in der Lage, Reckte in Mastauah geltend zu mache», aus die selbst der rechtmäßige Herrscher des Lande« keine» Anspruch mehr erhebt. Die Besitzvcrbällinsse Egyptens außerhalb der von England sestgestelltcn Interessensphäre sind überhaupt io schwankend und unsicher, daß Streitigkeiten aus wärtiger Mächte über da- Maß der Neckte, welche ihren i» Viesen Gebiete» wohnenden SlaatSangchörigen zustchen, voll ständig in der Lust schweben. In Anbetracht dieser Sachlage kann der Streit Frankreichs mit Italien über Geltung oder Nichtgeltung ker Capitulatione» in Mastauah keine» praktischen Werth haben. Der Sland- punct der übrigen Mächte kann nickt der lbeoretischc wie der Frankreichs sein, sondern nur derjenige, welcher die voll endete Thalsache zur Grundlage nimmt. Das Reckt Egyptens und der Türkei aus Mastauah ist durch die Unterwerfung unter die italienische Besitzergreifung verwirkt, und eS bat beute keiorn Smn mehr, an den Ursprung der Gemalt zu erinnern, welche Italien in Mastauah ansübt. Gvblel's Note ist deshalb trotz drS Hinweises aus die bedenkliche EntstebungSart deS italienischen Besitzrechle« »« Mastauah nur als vrr An-flnß eine- starke» UebclwollcnS gegen Iialien auszusasten. Der moralische Eindruck der Note Äoblel'S ist sür Italien kutschieren ungünstig und das kann nur der Zweck der Note sei». E- wirb dadurch der Irrthum errrgt, alS ob Frankreich die einzige Macht in Europa sei, welche kaS Recht unter allen Umständen zu schütz» und zum Siege zu führe» bereit sei. Frankreich hat aber seine Macht zu oft zum Schaden Anderer mißbraucht, um aus Italien wegen der Besitzergreifung MastauahS de» Stein weisen zu können. ES hat 1870 Deutschland ohne jeden vernunstige» Giund mil Krieg überzogen, e« Hai Tun«- widerrechtlich feinem Macht bereich eingefügt, eS hat in Tonkin und in Madagaskar Kriege geführt, »m Rechte geltend zu machen, die uni kein Haar bester begründet sind, al- die Italien« aus Mastauah. Goblet bälle also bester gelhaa» dir Note ungeschrieben zu lasten. » Leipzig, 7. August. * lieber den Besuch Sr. Majestät de« Kaiser« beim König Hnmbert hat. wie die Kölnische Zeitung erfährt, in den letzte» Tagen ein überaus herzlicher Briefwechsel stalt- gesiinden. Demzusolge ist nunmehr endgiltig festgesetzt, daß rer Kaiser nach Beendigung seines Besuche- am öster reichischen Hose noch im Lause de- Oclober von Wien au« nach Nom fahren und dort der Gast drS KönigS cin wird. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kehrt ich abermal» gegen Rauch Haupt und Genossen. DaS Regierungsblatt schreibt: Wir sind weit davon entfernt, die Verdienste schmälern zu wollen, welche sich die conservalivc Partei in den letzien zehn Jahren ihre- Wirkens erworben hat. G cichwohl können wir nicht umhin, qegenüber den Aussülirungea deS Herrn v. Rauchhaupt eine» doppelten Vorbehalt zu machen. Wie dersrlbe selbst zugicbt und wie eS auch ln unserem wo-iarchiiche» Staat-Wesen nicht anders sein bars, ist aui all n von ttmi berührten Gebieten Richlung und Ziel von der Politik Seiner Majestät deS Kaisers und Königs gegeben worden. An der Ver- Nnrklichung dieser Politik haben die Conservative» treu milgewirkt. Es wäre oder eine Verkenn»»» der Tliaisacheu, wenn sie dieses Ver dienst sür sich allein in Ansvruch nestmen wollien. TaS gleiche Verdienst gebührt insbesondere der sreiconservativen und der »alionalliberale» Partei, ohne deren Unterstützung die wichtigsten Maßregeln, wie die Berstaailichung des Eisenbahnwesens, die Ver- waltungSreorgauisalion, die Gesetze zum Schutze des Deulschlhums in den polnischen Provinzen und andere, nicht durchzusnhrcn ge wesen wären. Aus der audere» Seile zeigt aber auch ein Blick auf die parla mentarischen Verhandlungen, daß d e conscivalive Partei der SlaatS- regierung nicht immer diejenige Hilfe hat zu Theil werden lassen, aus welche dieselbe rechnen zu können glaubte. Wir erinnern uns inSbesondere an die Vorgänge bei der Berathung der Hannoverschen Provinzialordnung Wenn eS gelungen ist, dieses Gesetz aus der Grundlage der Piovmziolordnung lstr die älteren Proainze» zu Stande zu bringen und damit die Möglichkeit der Ausdehnung der VerwallungSresorm aus die anderen Provinzen zu gewinnen, so ist dies gegen den Widerstand der conscivativen Partei geschehen m lchc im Verein mit dem Centrnm ein sür die Staatsregicrung unan- nehmdares Syft>m sür die Zusammensetzung des ProvinziaNandlags durchzusetzen versuchte. Wir glauben uns ferner darin »ich! zu iäuschen, daß die im Jahre 18tB beabsichtigte Reform der direct,» Sleuern nicht in ihren Anfängen stecken geblieben sein würde, wenn nicht di« unter dem Vorsitze de« Herrn v. Ranchhaupt tagende Lommiiflou sich in lange und unsruchlbarc D hotten über ferner tregend« Dinge verloren und sich damit drn Weg zur Erreichung eine- positiven Ergebnisses verlegt hätte. Und wenn endlich d r Herr v. Rauchhaupt lür die conservative Partei besondere Verdicuste um daS Zustandekommen de« Bolksschullaftengesetzes in Anspruch nimmt, so hätte er vielleicht persönlich bester daran gethan. gerade dieses Gesetz nicht zu erwähnen, da sei» Verhallen bei demselben noch iu zu lebhafter Erinnerung steht. Wir wiederholen indessen, daß diese minder erfreuliche» Seiten der Thäligkeit der conserbalivrii Partei unS nicht davon obhaltcu, ihre Verdienste um die gesunde Weiter- kniwickelung des Staatstebens im Allgenieine» bereitwillig »gd freudig anzuerkennen. Gcrqde >m Hinblick aus die erzielte» Ersolge ist es aber nicht verständlich, wenn jetzt von einzelnen coai>roatwen Pnrte polnikern a» der Lockerung und Zer- störung derjenigen Grundlagen gearbeitet wird, durch welche sowohl in Preußen, wie im Reiche diese Erfolge allein ermöglicht worden sind. Die vo» der „Kieuzzeituiig" mit dankciiewertber Offenheit kundgegebene Absicht, die i» die staatliche» unb Bolksintcrefsen so lies eingreifende Regelung der Schulsrage im Verein mil dem Ce»- truin in Angriff nehme» zu wollen, läßt deutlich genug erkennen, aus welches Ziel die extremen Elemente der Partei hinsleuern. Will sich die conservatie Partei de» Ruhm ihrer Vergangenheit bewahren, so möge die Leitung der- selben bei Zeiten daraus Bedacht nehmen, daß der un heilvolle Einfluß eines tleinc» Bruchtheils derPnrtei in die gebührenden Schranken zurückgewiesen werde. * In Sachen LeS Windthorst'schcn SckulantrageS erklärt die „Hallesche Zeitung", vo» Herrn v. Rauchhaupt zu der Millheilung auiorisirl zu sei»: „daß die eouserva- live Fraction al« solche beschlösse» hat, dem Anträge keineswegs beizupflichtcn". * Tie Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt heute zu den angeblichen Enthüllungen der „Nouvelle Revue": „Wir sind ermächtigt, den m der Pariser „Nouvelle Revue" veröffentlichten angebliche» Bericht de« Reichskanzler- an Seine Majestät den Kaiser Friedrich IU. sür eine aus reiner Compilation beruhende und ohne irgend welche amt liche Unterlage erfundene Fälschung zu erklären." — Mil dieser Aeußerung ist die Frage nach der Echtheit de« Schrift stücke« endgiltig erledigt. Eine andere Frage ist die nach dem Verhältniß diese« Machwerks zu dem echten Bericht: die Franksurter Zeitung bemerkt heute treffend: „Es ist selbst verständlich, daß ein Mi»ist:r Berichte, die er seinein Monarchen erstattet, al« Amtsgeheimnisse behandeln muß. Daß der Mvnarch dieselbe Pflicht hätte, ist wohl fraglich. Er kann derartige Berichte gewiß andere» Personen mittheilen. deren Uriheil oder deren Rath er darüber hören will." — AuS solcher Quelle könnte also Frau Adam immerhin — wenn auch nur invircct — geschöpft haben. * Bei der Wohl eine« Mitgliedes zum Bezirkstage für den Ca »ton Metz 3 wurde der Candidat der Ein heimischen Lanique mit 1079 von 2062 abgegebene» Stimmen gewählt. Der Candidat der Altdeutsche», Eisenbabn-BclnebS- Director Kecker, erhielt 947 Stimmen. * DaS telegraphisch signalisirle Handschreiben de« Kaisers an den Re>chS-Fi»anzi»i»ister Benjamin v. Kallay lautet: „Lieber v. Kallay! Mit lebkastcr Geuuglhuung habe Ich aus drn Berichien Meines Sohnes über dessen Eindrücke und Wahrneh mungen während der Reise in Bosnien und der Herzegowina cr- iehen. mit welchem Ersolge es Ihnen gelungen ist, i» Nusiübrung Meiner Absintc» den Grundprincipien eines geordnete» Staats- weienS in beiden Ländern gerecht zu werden, deren sriedliwe, geistige und materielle Enkw ck-Iung zu 'örtern und durch Vcrsöt, , «ng der verschiedenen Interessen mit gleichem Wohlwollen snr Alle aui allen Gebieten die Grunbiage» volzirbereilen, aus welchen die Wohlsahri und Zufriedenheit der Gelammtrevölkerung dauernd qr- Iicheri n»rden könne». Je nreor sich Meine innige Theilnainiic dreien Besleebnn ten zuweirdc, desto angenehmer ist Mir der ge- g bene 11» aß. Ilin-n nr voller /inerkennunq sür die Summe Alles drssen wärinnens zu dank n, was zur Erreichung jenes Zieles bereits eiche e > ist. Drei, Tank gebührt nicht minder den Miliiutr- und Ewilbebördcn, w-kl, B weite liefern, daß sie redlich bemüht sind. Jure Weisungen ,ue AussilUeung zu bringen: er ge- dubrt ade, an» der VevSlkciUng, welche die Ivwierlg« Ausgabe der R-airrnn i«oegane z» rr'etwtero „nd zu nn'erüützen lucht und »amen»! ch »Nvi-nd d-e Meile Mein-s «o ne« ?tll>« ansgeboien bat, «« Nttch tätliche «X lryt.t Kuodgkbongen dazu dilzMtag«», baß dessen Aufenlhalt in Bosnien und der Herzegowina im be« srikdigendsten und besten Andenken bewahrr bleiben wlrd. Ischl, 22. Juli 1888. Franz Joses w. p." * Jetzt bringt die „Politische Corrcspondenz" auch einen Berliner Brief über dir Begegnung inPeterhos, datirt vom 2. August. Der Correspondeitt erinnert daran, daß er unmittelbar vor der Abreise Kaiser Wilhelm's auSgesührt habe, die Reise müsse ln erster Linie als eine Illustration deS aus Rußland bezüglichen PassuS der Thronrede betrachtet werden, und eS erscheine ausgeschlossen, daß dieselbe tieie eingehende Umwandlungen «nr Folge haben könnte. Diese Voraussetzung findet der Corresponbcnt durch den Ausfall der Reise bestätigt. Er ichreibt: Die übertriebenen Erwartungen, welche »amentlich im panslawistischen Lager an de» Besuch des Kaiie,S Wilhelm II. geknüplt worden, sind so langsam, daß eS un mittelbar kaum bemerkbar wurde, herabgestimmt worden, und heute steht man in alle» vernünftigen und unterrichteten Kreisen auf deni- selben Stand.unct, der in der Berliner Zuschrift dargeleg» worden war. Was vorgeiallen ist, berechtigt als Ergebniß der Kaiserreise emsach die Thatsaäie zu bezeichnen, daß dieselbe die bestehenden aulen persönl che» Beziehungen zwischen Ka ser Wilh lm und Kaiser A rxanber III. erheblich gefestigt hat, ohne daß dadurch eine Wand lung in den politische» und handelspolitischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland herbesgefübrt oder wahrscheinlich geworden sei. Ter St. Petersburger Coirrsvondcnt der „Politische» Ccrre- spondcnz" ist sicherlich im Rechte, wenn er sagt, daß die Thatsache, daß der deutsche Kaiser nach Pelerhos gekommen ist, um seinen Wunsch, mit Rußland in Freundschaft zn leben, in feier licher Weise zum Ausdrucke zu bringen, und daß der Zar diese Kundgebung in ebenso feierlicher Weile aufzenommen'und seinem hohen Gaste den denkbar herzlichste» Empfang bereitet hat, einen Vorgang bildet, der von hoher Bedcmung ist. Wenn er aber den dafür a» gewissen Stelle» gewählte» Aussruck cineS „platonischen" Ersotges perhorrescirl, so kann ihm dies nur unter der Voraus- setzung gestaltet sein, daß er damit nicht Hai insinutren wolle», die Zulammeiikunft sei von »och anderen praktischen Erfolgen beglciici gewesen, als dem in der Thai gar nicht hoch genug zu schätzenden, daß zw-schen den beiden mächtigen Monarchen persönliche Beziehungen hergestellt worden sind, welch- ans begründetem gegenseitigen Ler- irauen beruhen und zu der zuversichtlichen Hoffnung berechtigen, baß etwaige Mißverständnisse, welche mi Laufe der Zeit oustauchen uns der Ausrechierhaltuug des Fried,ns gefährlich werben könnten, durch einen Gedankenaustausch zwischen den beiden Kaisern zu beseitigen sein würden. Die Befürchtungen deS Ausbruchs von Feindseligkeiten zwischen Rußland und DeuNchland sind demnach wieder in weitere Ferne gerückt, und dies ist sicherlich ei» großer Erso!g. Aber irgend eine Aenderung in der deutschen Politik, namentlich was die Be ziehungen Deutschlands zu seine» Verbündeten ang-ht, oder wa- wie ein Nachgeben Deutschland« gegenüber unberechtigt russischen An sprüchen auf national-ökonomnchem Gebiete gedeutet werden könnte, ist auch heute noch als ausgeschlossen anzusehen. - Zugleich kommt der St. Petersburger Cerrcspondent de« Wiener Organ- „och einmal aus seine Angabe zurück, daß greifbare Folgen dcr Begegnung nicht zu erwarten seien, bevor Kaiser Wilhelm nicht mit Kaiser Franz Joseph zusammengelioffen sein w-ide. BiS dahin müsse jede der beiden betheiligten Parteien (Rußland und Oesterreich-Ungarn) unbeweglich i» der gegenwärtig eingenommencn Stellung verharren. Der einzige Unterschied »wischen dcr heutigen volnische» Lage, heißt es weiter in dem Briese, und jener vor der Peterhoser Begegnung besteht dann, daß man heule mi! mehr Ruhe und geringerem gegenseitigen Mißtraue» der verhältnißmäßig nahen Stunde enlgegensieht, welchx entweder eine Vereinbarung zum Zwecke der vollständigen und endgiltigen Beseitigung der augenblicklichen Krise bringen oder aber die Ausgleichung der bestehenden MemungS- verschiedenheiten als noch nicht erzielbar erweisen und dadurch das richtige Verhalle» vorschreiben wird, welches durch daS individuelle Interesse jeder der bethciligten Mächte geboten ist. — ES ist indessen nicht ausgeschlossen, daß diese mit Ruhe erwariete Lösung durch den Gang der Ereignisse eine Beschleunigung erfahre. Biele Leute in Rußlauv sind aus einen nahen Wechsel der Dinge in Bulgarien gefaßt, welcher unter Anderem auch die E ntsernung des Prinz en Ferdina nd zur Folge haben könnte. Selbstverständlich stünde mau in solchem Falle eher, als als man es erwartete, vor der Nöchigung, über MMel'und Wege zur Lösung der orientalischen Krise zu berathschlage». * Nach einer Meldung auS St. Petersburg wird die Abreise Kaiser Alexander'S III. nach Krementschug i» Süd- rußland, wo er den große» HeereSmanövern beizuwobnen bcabsichligl, im Lause de« Monat« August ersolge». Bon dort wird sich der Zar aus eines feiner in Pole» gelegenen Güter begebe», um daselbst einige Zeit vor der Reffe nach dem Kaukasus zu verbringen. — D e man dcS Weiteren ebcndorther meldet, wird Königin Olga von Griechenland ihren Gemahl König Georg auf dessen bevorstcbender Reise nach Kopenhagen nicht begleiten, sondern bald nach ihrer Entbindung, welcher jeden Tag enlgegen- geschen wird, aus dem Landweg; direct nach Athen znriick- kehrcn. * Auch in Mastricht hat dieser Tage eine Reliquien- Ausstellung stattgesunden. Der Correspondcnl der „Kölni schen Zeitung", der darüber berichtet, knüpft daran folgende Bemerkungen über die Zustände in der Provinz Limburg: „Es ist eine unleugbare Thatsache, daß die Bevölkerung in Lim burg mehr und mehr verarmt, und diese Verarmung hält gleichen Schritt mit der Zunahme der Klöster, dem riesenhasien Großgrund besitz jn der todlen Hnnd und dem ans Unglaubliche grenzenden Diuck, den die Gcistl chkeit in materieller und geistiger Beziehung aus die Gläubigen ausnbt; eS ist keine Uebertreibung, wenn man in Limburg von einer eigentlichen Schlicken, Herrschaft spricht, welch r der gemeine Mann unterworfen ist. Wehe dem Ladenbesitzer oder dem Handwerker, der es wagt, anderer Meinung zu sein alS der Coplan, oder der eine saure Miene macht, wen» d«e sür kirchliche Zwecke (Klöster, Bruderschasten, Peterspsennlg rc.) betriebene HauS- b Ilelei ihm die sauer verdienten Pfennige ahpreßi: in wenigen Menalcn >st er zu Grund« gerichirt, da nicht aor im Beichtstuhl, sondern selbst von der Kanzel herab öffentlich gegen ihn gchetz: wird. Was können die Koinzöll; Helsen» »ach denen gerade in L mbiiig am lauiesten geschrieen wird, wenn die ohnedies arme Bevü s. iung ein Heer müßiger Mönche und Nonnen — es giebt säst kein Tors, i» welchem nicht ein Kloster oder eine andere geist lich- Anstill ist. manche haben deren selbst mehrere — ernähren n,»ß? Ganze Proeesnonen vo» Beltlern durchziehen die Straßen der lniivuiqiich-n Slädle und in den Dörfern treten sie manchmal in gewaliNäligcr Weise aus, wen» man idre Forderungen nicht alsbald befriedigt. Bon der Gcistl chkeit wird natürüch dafür ge sorgt, daß dem Volie die Augen über die wahren Ursachen de- ollqcmeineii Rückschrittes nicht ausgehen, und jeder Proletarier ist i'owrt bereit, zu versichern, daß an dem schlewten Gang der Geschäfte, n > der Veidicnstlosigkelt dcr ärmeren Elasten nur die Liberalen ! s. ld s ien, deren lange Regierung das Volk ins Unglück gestürzt habe. Jn w lchcr Weise in Limburg den bestechenden Gesetzen offen Hehn geip ochen wird, kann man bei den kirchlichen Processionen sehen; g s tz ich sind in dieser Provinz und in Nord-Brabant gewisse ans ein l n iiimte Zahl beschränkie Proressionen erlaubt, während in de» anbei en P ovinzcn dieselbe» nur im Innern der Kirchen odaebalirn werden dürfe». Aber der Klerus locht dieser Bestimmung einfach ins Gesicht, vernuftaliet dieselben wann und wo er will, »ud d>- Gerichie, die ohnebie« m-tüens nitt Ultromontanen besetzt sin», lassen dl« Dl»ge s« »ie st» stad."
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