Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808104
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-10
- Monat1888-08
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1888
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LS, in niledrter d>'tiks 6vr Dntiutiük« uvck 6er Lllrs». 1I'»v»ea-UU6<>r (lerztdtLlilrl. «eieke» IVanser). dianll-siüäer uacll küütritrer Xrt. itloor- Ulläer v. 8cduiie6ebvreer Lloor derbes teilt. Vnmpk-Iiltüer, irirck-röwwcde u. nisoieotie, »oeeie meülrlnlue Ke Itüüer eeiinu »»<->> lirrtl. Vorn« tirist. Vorrttp-I. >»ud Linrickkunu. Svciseansialt) Linien mit Schwarzfleisch. Nudeln mit Rindfleisch. D. B. Jentjch. D. B v. Schindler. Neue Letpx. Sveiieanit.. Keiler Straße 43,45. Freitag: Rindfleisch m. Echot, u. Möhren. Neueste Nachrichten. * Berlin. 9. August. (Fernsprechmeldung de» Leipziger Tageblattes.) Der Kaiser nah», gestern nach der Rückkehr ins Marmorpalais Verträge entgegen. — Die..Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meint An gesichts der gestrigen Vorgänge in Paris» daß der sranzö- sische Organismus krank und die Uebelstände nicht zum Still stand gekommen, sondern weiter fortgeschritten seien. Die politischen Machthaber gehören ihre» Anlcccdentien nach der Linken an und haben nicht die Autorität, die NcgierungS- gcwalt in der geordneten Weise zu repräsentiren. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" beschäftigt sich darnach mit dem Cabinet Floquet und meint, vast dasselbe bisher noch keine Erfolge auszuweisen habe. — Der Reichskanzler wird, wie die „Post" schreibt, nächste Woche nach Berlin kommen und bald darauf seine Reise nach Kissingen antreten. — Paris. Im heutigen Ministerralhe zeigte Floquet a», daß die Arbeilerdvrse schon lange nicht mehr ihrem eigent liche» Zwecke diene und daher geschloffen bleibe. Die heutigen Ansammlungen wurden ohne große Mühe zerstreut. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Wie verlautet, hat Kaiser Wilhelm den Befehl ge geben. baß ihm vom Minister deS Innern alle auf die Ueberschwemmungen bezüglichen Nachrichten sofort über mittelt werden. Der Minister deö Innern wird gleich nach seiner Rückkehr dem Monarchen über seine Wahrnehmungen im schlesischen Ncberschwemmungsgebiet Bericht erstatten. * Die „Karlsruher Zeitung" veröffentlicht folgende Aller höchste Eabine tSv rdre: Im Chiv-rständniß mit Sr. königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden bestimme Ich lnerourch: 1) DaS 2. badische Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm Nr. I1V hat fortan die Benennung: ..2 badisches Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. ilü" unter Bei- behalt deS durch die Ziffer l zu ergänzenden bisherigen NamcnSzugeS zu führen. 2) DaS 6. badische Jnsanteric- Negimcnt Nr. 114 erhält die Benennung: „6. badisches Jn- faulerie-Negiment Kaiser Friedrich IH. Nr. llt" und zugleich den Namcnözug seines verewigten Hoben ChesS. Die Proben der NamenSzüge für beide Regimenter werden dem General- Eommcmdo durch das KriegSniinisterium zugehen. DaöGeneral- Evmmando hat hiernach vaS Erforderliche bekannt zu machen. Potsdam,.den 2. August 1888. Wilhelm R * Zu den sog. »Enthüllungen- der „Nouvelle Revue" Wird der „Politischen Correspondcnz" officioS auS Berlin, 6. August, geschrieben: Die neueste aus die deutsche Politik bezügliche Fälschung, die Veröffentlichung eines angeblichen Berichts de« Fürsten Bismarck an weiland Kaiser Friedrich HI., hat in hiesigen politischen Kreisen weit geringere Beachtung gesunden, als man vielleicht nach dem Lärm, den die Sache in der Presse gemacht hat, anzunedmen geneigt wäre. Noch ebe die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" gesprochen vnd jene Veröffentlichung als ein Falsifikat erklärt halte, war man sich darüber klar, daß sie nicht geeignet wäre, die deutsche Politik zu verdächtigen, und an irgend einem Orte, sei e« in Wien, St. Petersburg oder Rom, Mißtrauen gegen dieselbe zu erzeugen. Unklar war man sich nur in Beziehung aus den mit jener Schwin delei verfolgten Zweck, die nichts Neues brachte und einfach in anderer und wie sich jetzt, nach Kenutnißnabme des Originals, herausgestellt hat, recht ungeschickter Form wiederholte, was wohl unterrichtete Zeitungen, wie unter anderen die „Kölnische Zeitung", vor Monaten bereits gesagt hatten. Auch heule kann man sich die mit so großem Rcclame-Gcschrci lancirten angeblichen Enthüllungen der „Nouvelle Revue" nur durch den, einem Theil der sran- ^ösischcn Presse cigentliümliche» Wunsch erklären, um jeden Preis, ei es auch aus kurze Zeit, die Aufmerksamkeit aus sich zu lenke», selbst aus die Gefahr hin. sich in der Folge dem verdienten Vor wurf auSzusetzen, gefälscht und geschwindelt zu haben. Man ist vier vollständig daraus vorbereitet, daß die Heraus geberin der „Nouvelle Revue" die von ihr verübte Fälschung ab- leugnen und dabei beharren wird, sie habe ein authentisches Schrift stück veröffentlicht. ES ist kaum anzunehmen. daß derartige dreiste Behauptungen noch irgend eine Erwiderung finden werden, und in der That verdienen sie sie auch nicht, da in allen maßgebende» Kreisen des Inlandes sowohl wie des Auslandes nach den letzten Ru-sührungei, der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" kein Zweifel mehr darüber bestehen wird, daß es sich bei jener Veröffentlichung der „Nouvelle Revue" nur um eine dreiste und vollständig unschäd liche Fälschung gehandelt hat. Ter deutschen Politik konnte dadurch kein Schaden zugesügt werden, selbst wenn jener angebliche Bericht wirklich erstattet und dies nun bekannt gemacht worden wäre. Die französische Presse aber hat wieder einmal in eklatanter Weise ge zeigt, wie sehr sie den Vorwurs der Leichtfertigkeit und Unwissenheit verdien»; der Leichtfertigkeit, indem sie eine unverbürgte Mittheilung sofort als einen Ausdruck lauterer Wahrheit hinnahm, der Unwissen heit. indem sie dem Schriftstück nicht auf den ersten Blick ansah, daß dasselbe, schon seiner Form nach, sich mit einem Berichte deS Reichs kanzlers an den deutschen Kaiser nicht decken konnte. Aus den Ein- wand, daß auch deutsche Zeitungen in die Falle gegangen sind und die Möglichkeit nicht in Abrede gestellt haben, daß jenes Schriftstück authentisch sei, ist zu erwidern, daß jene irrige Aussassanq zunächst aui telegraphische Mittheilungen, welche nur eine Inhaltsangabe deS aesälschien Dokumentes enthielten, gestützt war, und daß der unver kürzte sranzösiiche Text erst zwei Tage nach seinem Erscheinen in Paris hier vorliegen konnte. * Nach einer Meldung der „Allgemeinen Zeitung" auS Brüssel wird noch im Herbst eine Begegnung zwischen dem König der Belgier und Kaiser Wilhelm H. statt- sinLen. Der Ort, wo die beiden Monarchen Zusammentreffen, ist noch nicht endgiltig bestimmt. Doch nimmt man an. daß d,e Zusammenkunft in Baden-Baden vor sich gehen wird. Ursprünglich war Strotzburg in Aussicht genommen. Doch in dieser Plan wieder fallen gelassen worden. Vorläufig wird König Leopold II. eine längere Reise nach England und Schottland unternehmen. Wie eS beißt, ist diese Reise nicht rinc bivße Erholungsreise, und der König wird die Gelegen heit seiner Anwesenheit auf englischem Boden nicht blo» dazu benutzen, die Ausstellung in Glasgow zu besuchen. Vielmehr wünscht der König dem MarqmS Salisbury persönlich in ''ondon den Vorschlag zur Einberufung einer neuen inter nationalen Afrika-Conserenz zu unterbreiten. In de» 'etztcn Monaten sind in Mittelasrika zahlreiche Besitzverände» rungcn vor sich gegangen, welche in den Berliner Afrika» Eonsercnz-Acten nicht vorgesehen sind. Eine neue Abgrenzung der Intercsiensphärrn scheint daher dem König der Belgier sehr nützlich. Er wünscht jedoch, daß England die Initiative »ur Elnberusung einer neuen Asri ka-Eonserenz ergreife, rn welcher sich Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Türkei, bezw. Egypten, der Eonao-Staat. Portugal und Holland betheiligen sollen. Der Plan ist bisher über den Wunsch deS belgischen Königs nicht hinausgekommen, könnte jedoch nach der englischen Reise desselben eine greifbare Gestalt annehmen. * lieber Vorgänge aus dem Gebiete der socialdemokra- tischen Propaganda w«rb dem „Hamburger Correspon» dentcn" auS der Schweiz berichtet: „Bekanntlich haben die Socialisten eine Slreikcasse gestiftet, der sie aber den woblklingenderen, d. h. weniger abschreckenden Namen „Ar- beiterreserve-Casse" gegeben haben. Mit Hilfe dieser Easie hoffen sie die Streiks mit Erfolg durchzusühren und dadurch mit der Zeit die Höhe deS Arbeitslohnes zu regoliren. Damit die Easie nun aber ansehnlich und größer werde und für alle Fälle ou»reiche, sollte jedes Mitglied de- Grütli- Verein- besteuert werden. Die Höh« der Beiträge war noch nicht sestgelent. Nach dem einen vorkeblao soll die Steuer § jährlich 33 600 Fr. in die Easie liefern, nach dem Vorschlag der Neservecasie-Eommission sogar 72 800 Fr. Nun hat aber, wie der „Neuen Züricher Zeitung" geschrieben wird, der Grütli-Berein in der Urabstimmung mit mehr als zwei Drittel Stimmen daS Obligatorium verworfen. Der „Grittli- Verein" hofst jedoch, daß aus dem Boden der Freiwilligkeit DaS erreicht werde. waS man mit den« Obligatorium ange strebt halte, nämlich eine regelmäßige Speisung der Reserve« easie auS den Grülli-Vereinssectionen, namentlich vea in den Städten und Industrie«»!«», die ja auch ein größere« Interesse an der Ausgabe der Streikkasse haben als die ländlichen Sektionen, in denen die kleinen Handwerker, welche natürlich keine Freunde deS Streckens sind, ojt noch eine maß gebende Rolle spielen." MMIairisches. > * General der Cadallerie und Generaladjutant v. Albedyll ist. unter Belastung in seiner Stellung als Generaladjutant, aus seinen Wunsch von der Stellung als Ebes deS Militair» CabinetS entbunden. L In suito deS Kürassier-RegimentS Königin (PommerscheS) Nr. 2 gestellt und zum commanöirenden General deS 7. ArmeecorpS ernannt; Generallieutenant und Generaladjutant v. Hahnke, unter Belastung in seiner Stellung als Gcneralabjulant. zum Ches deS Milttair-Eabinct- ernannt; General der Cavallerie v. Witzendors, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, mit der gesetzlichen Pension zur Disposition und L la suito deS 2. Westfälischen Husaren-RegimentS Nr. 11 gestellt. Generaladjutant und General der Infanterie v. Treskow in Genehmigung seines Abschiedsgesuche« mit der gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt unter Belastung in seiner Stellung als General- avjulant und Ebes deS 2. Magdeburgischen Insanteric- RegimentS Nr. 27. Derselbe wird in der AnciennctälSliste der Generalität weiter geführt. Generalticulenant v. LeS- czynSki, Eommandeu'' der It. Division unter Beförderung zun, General der Infanterie zum commandirenden General de« 9. ArmeecorpS ernannt. Generalmajor v. Schaumann, Eommandcur der 5. Jnfantericbrigade, mit Führung der 1l. Division becmstragt. Generalmajor v. Lindeiner gen. v. Wildau in Genehmigung seines Abschiedsgesuches unter Verleihung des Charaklers als Generallientenant mit der gesetzliche» Pension zur Disposition gestellt. Oberst v. Specht, Eommandeur deS I. Westfälischen Insanterie - Regiments Nr l3,Oberst v.Zollikoser-Altenklingen, Eommandeur deS l. Rheinischen Infanlerie-RegimentS Nr. 25. mit der gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt. Oberst v. Niese ln and. Eommandeur des t. Hessischen Husaren-RegimentS Nr. t3, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit der gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt. * Spandau, 7. August. Die großen Truppen übungen unter persönlicher Leitung deS Kaisers werden in der zweiten Hälfte dieser Woche ihren Anfang nehmen. Die Berliner Regimenter rücken am Mittwoch Abend oder Donnerstag nach der Umgegend unserer Stadt auS, wo sie sich mit den Truppen der hiesigen Garnison vereinigen. Die Uebungen finden mit gemischten Waffen statt; außer der Infanterie werben auch Cavallerie und Feldartillerie, sowie eine Abthciluilg Pioniere an diesen Excrcckicn Theil nehmen. Dieselben erhalten dadurch einen besondere» Werth, baß, wie bereits mitgekheilt, seitens der Feldartillerie Versuche mit einem 10-Cciitiinetcr-Geschütz aiigcstelll werden solle». * Am 9. August feierte einer der ältesten, hochgestelltesten und verdientesten Veteranen der sächsischen Armee seinen 80. Ge burtstag. Der Name Sr. Exccllenz des Generals der Insanterie zur Disposition Erwin Nehrhosf von Holderberg, der zu Laubcgast n» Kreise seiner Angehörigen dieses seltene Fest in voller Geistes- und Köcpersrische beging, ist so eng mit den Ruhiitlsiagcii unserer Armee in den letzte» Kriegen verbunden, daß ei» Rückblick aus seine mililalrische Laufbahn an dieser Stelle und an diesem Tage berechtigt ist. von Nehrhosf wurde am 9. August 1808 zu Gcbers- bach bei Waldhetin geboren, trat erst vcrbältinßlnüßig spät, mit 23 Jahren, am 1. Juli 1831, als Porleöpeejunker beim töaigl. sächs. I. Jagerbataillon in den vaterländische» Militairdienst. Im folgenden Jahre zum Lieutenant beim 2. Sctiutzenbataillon ernannt, wurde er 1840 zum Oberlieutenaut und im Jahre daraus zum Adjutanten bei diesem Bataillon befördert. In dieser Stellung, als Adfulant des Obrrstlieutenant Schubauer, der ein auS 2 Compagnien des 2. und 2 Compagnien des 3. zusammengesetzten Schützenbalaillons 1849 »n Schleswig führte, machte v. Rehrhofs den Felvzug gegen Däiumark mit und empfing am 13. April vor Düppel die Feuertause. Während des Feldzuges zum Hauptmaiin ernannt, kehrte derselbe mit den Truppen im August über Hamburg nach Sachsen zurück. 1855 als Major zur 1. Insanterie - Brigade versetzt, kam derselbe bei seiner Ernennung zum Bataillons-Commandeur wieder zu dcu Jägern. Au der Spitze des 1. JägerbataiUonS kämpite von Nehrhosf, der inzwischen am 18. März 1863 zum Oberstlieutmant ernannt wocdea war, 1866 in Böhmen uud erwarb sich und den von ihm geführten 1. Jägerbataillon dadurch hohen Ruhm put Anerkennung, daß er im Gefechte bei J.äiu, aus dem rechten Flügel der sächsischen Schlacht- linie stehend, die ihm angewiesene wichtige Position mit außerordent licher Tapserkrit und Zähigkeit hielt, bis das Tors Ditetz durch die Sachsen geräumt war. Das Bataillon ollem verlor hierbei 1 Osficier vud 83 Mann, vou Nehrhosf wurde aber mit dem Ritterkreuze des HeturichSordruS ausgezeichnet. In der Schlacht bei Königgrätz focht da- von Nchrhoffsche Jügerbataillon am Walde von Bor. wo eS lange Zeit dem audringeode» Feinde krästigeu Widerstand leistete. Die vorzügliche Haltung des Bataillons erkanute der damalige Kronprinz Albert von Sachsen dadurch an. daß er diesem braven Bataillon die Ehre und da» Vertraue» erwie«, aus dem weiteren Rückzüge mit ihm zu marschireo. vou Nehrhoff wurde am 20. Juli bereits zum Oberst uud Eommandeur der 2. Infanterie - Brigade ernannt, bereu Neusonnatiou derselbe im Jahre 1867 leitete. — Die Brigade stand damals sehr zerstreut in dir Lausitz. Bischofswerda war ihr Stabsquartier, und erst 1868 wurde dasselbe nach Bautzen verlegt. Da» Jahr 1867 brachte dem Brigade - Eommandeur von Nehrhoff da« Generalmajor-patent. Bereit« im Juni 1869 wurde der General au die Spitze der 2. Insanterie - Division Nr. 24 beruseu, die er im Jahre 1870 nach uud in Frankreich führte. Au allen Schlachttogen, an denen Sachsen» Truppen Heidenmüthigen Antbeil nahmen, betheiligte sich die vom General von Nehrhoff gesührte Division, sür die St. Privat, Berdua, Nouart, Beaumont, Seda», die beiden Tage von Billier«, die Ge fechte bei Bille Erwart und Maison Blanche Blätter zu «»verwelk- lichem Ruhme-kranze lieferte». Nach der Schlacht vou St. Privat zum Lomthur 2. Elaste de« Heinrichsordens und Ritter de- eisernen Kreuzes ernannt, brachte Sedan dem tapferen General das Comthnr« kreuz l. Elaste des St HeinrlchSordens und das eiserne Kreuz 1. Elaste und Billier« daS Großlrcuz des Würltembergischen Mtlitair-Berdienfl- ordens. Noch im Felde zuin Generallientenant befördert, blieb dersolbe mit seiner Division i» Frankreich als Occupatio» bi» End« October 1871. Nach Rückkunst derselben führte General von Nehrhoff die 2. Division noch bi« Ende 1873, er wurde nun unter Verleihung deS GroßkreuzeZ de« Albrechisordeas mit der KriegSdecoratioo zum Eommandeur der 1. Jns.-Division Nr. 23 ernannt. In dieser Stellung verblieb General v. Nehrhoff bi« zu seiner am 13. Juni 1875 eriolglcn Slellnng zur Disposition, bei welcher Gelegenheit derselbe zuin General der Infanterie ernannt wurde. Da« Großkrevz de« Erncsltuischc» HausordenS schmückt die Brust de« hochverdiente» Generals seit 1874 Möge >bm. dem seine Untergebenen stet« uu- bedingteste- B rtrouen und aufrichtigste Lieb« und Verehrung ent- gegcniiugen, uud dessen inilitairische Leistungen von seinem königl. Kriegsherrn mit de» höchste» militair,scheu Ehren gelohnt wurde», noch em langer sreuadlicher Lebensabend beschielten sei». Nach Beendigung der Kaisersahrt in der Ostsee baden dieUebungS. geschwader die regelmäßigen Arbeiten wieder mit großem Eifer auigenommen. Das Panzergeschwader gönnte sich nicht einen einzigen Tag Ruhe, sondern brach losort zu Torpedoschieß- versuchen nach der Eckcrnsöcder Bucht auf. Es wurde sowohl nach festen als auch nach gezogenen unterseeischen Scheiben geschossen. DaS Weiter war zum Theil so unruhig, daß „Bayern" beim Heraus- dampfen aus der Kieler Föbrde seine Dampspinasse verlor-, obgleich das kleine Fahrzeug voll Wasser schlug uud zerdrückt wurde, erlitt von der Besatzung Niemand Schaden; wenn auch Einzelne längere Zeit mit den Wellen kämpfen mußien, wurden schließlich doch alle gerettet. Bei den Schießübungen verlor „Bayern" eine» bronzenen Tor pedo, eia stählernes Torvebo desselben Schiffes ist gesunken, auch „Kaiser" bat einen Torpedo verloren. Am 10. d. MtS. trete» die säninitlichea Schiffe der Manöverslotte die Reise nach der Danziger Bucht an. Die Torpedoboots-Flottille hat unseren Hasen bereits ver lassen , die erste Division mit dem Flotteusckiiff „Blitz" begab sich gestern nach Saßnitz und Swinemünde, die zweite Division war schon Ende der vorigen Woche über Travemünde nach Warnemünde gegangen, beide Divisionen vereinigen sich wieder in Zoppot. DaS Schulgeschwader, bestehend aus der Kreuzersregatte „Stein". „Moltke", „Gneisenau" und „Prinz Adalbert", wird vor aussichtlich in den nächsten Tagen Schießübungen in der Eckernsörder Bucht abhalten und dann ebenfalls die Fahrt nach Zopvot antreten. In der Danziger Bucht werden vom 1l. bis 20. August Landungs- Manöver, Gefechtsschießen und Torpedoübungen vorgenommea we den. — Es verlautet mit großer Bestimmtheit, daß der Kaiser dea i^chlnkmanövern der Flotte beizuwohuen gedenkt, jedenfalls wird der Kaiser zur Feier der Einweihung der neue» Marine- Akademie in Kiel erwartet. Nach Beendigung seiner Probefahrten in der Ostsee wird der neue Kreuzer „Schwalbe", der als Stationär für eine der aus- wüitigcn Stalio-ien bestimmt ist, morgen hier außer Dienst gestellt. Die Bejahung Nüd nach Wilhelmshaven übergesützri, nin an Bord des neuen Aviso „Wacht'' zu gehen, der übermorgen unter dem Coinniando des Cvrvettciicapitains Hirschberg in Dienst gestellt wird, ui» ebcnsalls seine Probesahrtcn zu erledige». Im nächste» Jabre sollen 50 Cadettea zur Einstellung ge langen. Die A»nahniec>immission besteht aus Capitain z. S. Schering, Corveltencapilain von Pcitttvitz und Gasfron und dem Capitain-Liculeuant Ehrlich I. Die Anincidung der Cadett- Ajpiraiiten hat jchriltlich bei der kaiserlichen Admiralität in den Monaten August und September zu erfolgen. Der sür den Einlritt als Cadelt erforderliche wissenjchaslliche Bildungsgrad ist durch Vorlegung eines vollgiltigen Abiturienten-,eugniffes oder durch Beibringung des Zeugnisses der Reise der Prima eines deutschen Gymnasiums resp. Realgymnasiums und gleichzeitiges Ablegen der Cadelten-Eintrittsprüsung oder endlich durch Vorlage eines Zeugnisse? über die bestandene Porteveejühiikichs-Piujuiig der Armee nachzuivrisen. — Sogenannte Freistellen sür Cadette» giebt es in der Marine nicht. Der Staat trägt die Kosten sür deren Ausbildung und gewährt denselben außerdem bis zur Beför derung zum etat-mäßigen Seecadrtlen eine Löhnung von 19,50-st monatlich und bei spatere» Beförderungen die Gebührniss- der höheren Chargen (Teecadclt 540 VL> Unterlientenanl z. S. 1200.6). Für die standesgemäße Unterhaltung der Cadettcn haben die Ange hörigen derselbe» zn sorgen und eine Zulage von Mindestens 30 monatlich bis zum Lieutenant z. S. (also sür die Dauer von 8 bis 9 Jahren) zu zahlen. Dazu kommen uvch die Koste» der Equi- piruiigea. * Elbing, 7. August. Am Sonnabend gehen voraus sichtlich wieder zwei Doppelschrauben-Torpedoboole „Aqucka" und ..Sparvier-" nach Spezia ab. Dieselben erreichen eine Geschwindigkeit von 26 Knoten. Diese größte Fahrgeschwindigkeit aller Dampsschisse ist neuerdings vo» Schichaubooteii sogar aus 26,8 Kiiolcii gebracht. I» Arbeit sind Voole sür Oesterreich, Italien und Rußland und kommen noch >3 in diesem Jahr zur Abliesermig an die genannten Länder. Colomaljiolitisches. * Der „NeichSanzeigcr" verösscnllicht nachstehende Ver ordnung, betreffend die Rechtsverhältnisse der Landesbeamten in den Schutzgebieten von Kamerun und Togo, vom 3. August 1888: Artikel 1. DaS Gesetz, betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten vom 3l. Mürz 1873 (R.-G.-Bl. S. 61) nebst den dasselbe abändcrndcn und ergänzenden Gesetzen vom 2l. April 1886 (R.-G.-Bl. S. 80) und vom 3l. Mai 1887 (R.-G.-Bl. S. 211), sowie das Gesetz, betreffend die Fürsorge sür die Witiwen und Waiien der Reichsbeanuen der Civilverwaltung, vom 20. April 1881 (R.-G. Bl. S. 85) nebst dem Abänderungsgesctze vom 5. Marz 1888 (R.-G.-Bl. S. 65) finden, soweit nicht in den nachfolgenden Artikeln er» Anderes bestimmt ist, aus die Rechtsverhältnisse der Beamten der Schutzgebiete von Kamerun und Togo, welche ihr Dieustein- kommen aus den Fonds dieser Schutzgebiete beziehen, mit der Maß- gäbe entsprechende Anwendung, daß, wo in jenen Gesetze» von dem Reich, dem Reichsdienst, de» Reichsionds oder anderen Einrichtungen de« Reichs die Rede ist, dis betreffende Schutzgebiet und dessen ent sprechende Einrichtungen zu verstehe» sind. Artikel 2. Im Falle des tz. 66, Absatz 1 deS Gesetze» vom 31. März 1873 erfolgt die Entscheidung über die Versetzung eines Beamten in den Ruhestand durch de» Kaiser. Artikel 3. Die Besugniisc, welche nach den im Artikel 1 be zeichneten Gesetzen der obersten Reichsvchörde zustehen, werden, soweit nicht durch diese Verordnung ein Anderes bestimmt ist, durch den Reichskanzler ausgeübt. Jngleichen erfolgen die ia ß. 5, Absatz I, 88- 18. 39. 52 und 8- 68. Absatz 2 deS Gesetzes vom 31. März 1873, sowie in 8- 1 deS Gesetzes vom 31. Ma: 1887 vorgejcheucn Be stimmuageu uud Entscheidungen ausschließlich durch den Rcichs konzler. Die nach 8- 66, Absatz 2 des Gesetzes vom 31. März 1873 von dem Reichskanzler zu treffende Entscheidung ist endgiltig. Artikel 4. Ter Reichskanzler bestimmt, io wie weit einem in den Ruhestand oder tu den einstweiligeu Ruhestand versetzten Beamten die Losten deS Umzugs nach dem innerhalb des Reichs von demselben gewählten Wohnorte zu gewähre» siad. Artikel 5. Die aus das Tisciplinarversahreu bezüglichen Be> stimmmigen ia 88 84 bis 124 des Geietzes vom 31. März 1873 bleibe» außer Anwendung. Die Entscheidung über die Entfernung eiaes Beamten aus dem Ami erfolgt, falls derselbe eine kaiserliche Bestallung erhalten hat, durch den Kaiser, andernsalls durch den Gouverneur von Kamerun. Bor der Entscheidung «st der Beamte »u hören und der Thalbestand unter Berücksichtigung der von dem Beamten geltend gemackitea Eutlaftuagemomente jeltzustcllen. Gegen die Entscheidung des Gouverueur« findet Beschwerde au den Reichs tanzler statt. Dieselbe ist bei dem Gouverneur anzuinelden; die Frist zur Anmeldung betrögt drei Mouate. Dt« Beschwerde hat ausichicbende Wirkung. Artikel 6. Die ,a § 127. S 128 Absatz 2, 8 131 des Gesetze- vom 31. März 1873 der obersten Reichsbehörde übertragenen t suguiffe Wersen vo» dem obersten Beamten tu dem Schutzgebiet auSgeübt. Gegen die Entscheidung findet Beschwerde an den Reichs kaozlcr statt. Die Bcjchurerde hat keine aujjchtcbeade Wirkung. * Un geschrieben : Kiel, Marine. 7. Augyst, jvirS d« ,Vvssischen Zeitung' Die dänische Locialdemokratie. * Ueber die dänische Socialdemokratie wird dem „Hamburgtschen Correspondenteu" au- Dänemark ge schrieben: „Der sortaldemokratische Cougrrß ist in den Lagen vom 12. bi» 14. Juli in Kopenhagen abgedoltcn worden. Es war die« der dritte dänische socialdemokraiische Longr-ß denn derienige» welcher vor einigen Jahren in Kopenhagen staiiiaud, war seinem ganzen Wesen noch ein deutscher. Der erste däiiische Parteicongreß tagte im Juni 1876 unter der Leitung der Eentraiverwaltung der sreteo Fachvereia». Da« Resultat der damaligen Berhandlungen war eine veränderte Organisation der Partei, die sich von da ab „Soeioldemokraiische Arbeiterpartei" nannte und deren Belwaltnog zum Theil auch in die Provinzen verlegt wurde. Der zweite Partei congreß trat hier im Juli 1877 zuiammeu und hatte eine Aende- rung der Organisation zur Folge, denn e« wurde eine au« zwöl Mitgliedern bestehende Lenlralverwalluog mi« dem Sitz ia Kopen Hagen errichtet. Die Partei bestand damals last anSschließlich aaS Fachvereiaeu» und der einzige Verein von rein politischer Färbung war die „Demokratische Genosseuschasl", die keinen überwiegenden Einfluß Halle. Schon im nächsten Jahre wurde daher, und zwar obue Eon- gieß, die Aenderuug getroffen, daß sich dieser Verein von dea Fach- vereinen lossagte, und an, 12. Februar 1873 der noch bestehende „Socialdemokratische Bund" gestiftet wurde. Von diesem zweiglen sich allmälig Abtheiluugen über daS gauze Laud ab, uud diese eben dielten ;etzt mit dem Kopeahagener Eentralvereiu und dro Wahl- Vereinen den dritten jocialdemokralischen Congreß ab. während die Fachvereine, zu deren gemeinichattlichen Zusammenkünften die Haupt verwaltung deS „Socialdenwkraiischca Bundes" Zutritt hat, zu einem lpecielleu skandinavischeu Congreß im August i» Kopeahagea zusammentretea werden. Der dritte socialdemokratische Congreß zählte 65 Theila-hmer. nämlich: die 12 Mitglieder der Hauptverwaltung des „Social- demokratischen Bundes": Bäcker Andersen (Leiter der großen gemeio- chajtlichcn't Bäckere), Tischler Berg, Schneider Holm (ReichStagS- ibqeordneleri, Pianosortcarbeiler Holst. Verwalter Hurop, Gesckiästs- ührer Hücdum, Maler Jensen. GeicdäitSsührer Kundsen. Journalist Meyer. Cigarrenarbeiter Möller, Cigarreuarbeiter Olsen, Redactcur Wiinblad. lauter bekannte Agitatoren-, ferner 26 Mitglieder ver- chiedener socialüemokranicher Vereine ia und bei Kopenhagen, uud endlich 27 Delcgirte ioeialdcmokratiicher Vereine aus allen Tbeileu des Landes, namentlich von Helsingör, Roeskilde, Slagelse. Sorö, Nakskow (Lolla»d>. Odense, Svendborg, Kolbing, Fredericia, Horsens, Aarhus, RonderS und Aaiborg, also aus allen größeren Städten, mit Ausnahme der westlüttschen. Der Congreß beschäftigte sich hauptsächlich mit der Feststellung deS iocialdemokratischea Programms und Regelung der socialdemo- kraüjchen Agitation. Die bestehende Organisation wurde nur in einigen ganz unwesentlichen Puncte» geändert. Beickilosseu wurde, daß ei» socialdemokratijcher Congreß jedes zweite Jahr abgehalten werden soll. DaS aus dem Congreß vereinbarte Programm lautet: .Die Arbeit ist die Quelle alle» Reichthnins und aller Cultur ia der bürgerlichen Gesellschaft." Nach einer Reihe allgemein gehaltener Phrase» unwesentliche» Inhalts heißt es weiter: „Es muß die Auf gabe der Socialdemokratie sein, die Arbeit von der Ausbeulung durch da- Capital zu befreien. Alle Parteien, die nicht zugeden, daß diese Ausgabe der Zweck des Staates se>. sind der Social- demokcat e gegenüber nur eine reactionaire Masse." Von diesen Grundsätzen ausciehend, erstrebt die dänische Social- demokraiie die Erlangung der öffentlichen Macht i» der bürgerlichen Geiellichast (Staat), ui» mittelst dieser gesetzliche» Waffe alle Arbeits mittel zum gemeiiischastliche.i Eigenthuni des Volkes zu machen. Nur wenn die jetzige, von Privat-Lapitalisten. NctiengeseNi'chaften und vom Staate geleitete Production der unmittelbaren Leitung und Control? des Volk? untergeben, wenn ali'o die bestellende Lohnarbeit abgeichafft wird, kann das Erträgniß der Production nach einem gerechten Maßstabe vertheilt werden. Das Mittel der vom Volke geübten Geietziebung zur Durchsührnog des großen Werkes der ge- inciiiichaslliche» Production ist die Expropriation der Arbeitsmittel. — Die däiiiiche Socialdemokratie wirkt zunächst ia nationalem Rabmen. Dabei räumt sie aber in vollstem Maße eia, daß der Socialismns nicht blo- eine nationale oder locale Frage ist, sondern die theoretische und praktische Unterstützung der Arbeiter aller Länder erheischt. Die Ausgabe der Socialdemokratie in allen Ländern muß d:e vollkommene Freimachung aller Menschen sein, ohne Rücksicht aus Geschlecht, Raffe oder Nationalität. Die dänische Sociol- demokratie sieht die Errichtung sachmäßiger und gemeinschaftlich arbeitender Assvciatione» als eine noihwendiqe Bedingung dafür an, daß die Arbeiter zur Ucbcrnahme der Slaat-production tüchtig ge macht werden. Die Partei wird bei allen möglichen Gelegenheiten sür LaS dirccte Eingreisca deS Staat« iu daS ökonomische Leben agitiren. Als Fundament der Staatsordnung fordert die Socialdemokratie: „Allgemeines, gleiches und direktes Wablrccht mit geheimer Ab stimmung sür alle Staats- und Cominuiie-Jnslilutionen, sür Männer und Frauen vom 22. Jahre an. Der Wabltag soll an einem all gemeinen freien Tage statisinden. Alle ausübende und alle gesetz- gebende Macht in Staaisangelegcnheilen ist beim Volke mittelst der von diesem gewählte» Vertretung. Die Staatsverwaltung steht direct unter der Volksvertretung. Einsührung des Einkammcriystcms, Abschaffung des siebenden Heeres und Einführung einer allgemeinen Volkswcvr. Vollständige Preß-, Vereins- und Verianimlungsireiheit, io daß das Volk ie»ie Gedanken in Wort und Schrift frei aus- spreche» kann. Allgemeine, vom Staat organisirte Bolkscrziehungs- Jnstilute, allgemeinen gleichen und obligatorischen Schulunterricht in coiifessionslosen Staatsjchulen. Die Religion wird;sür Privat jache erklärt." Die dänische Socialdemokratie fordert ferner unter der jetzige» cavitalistgche» Herrschaft, um durch Uebcrgang zu der socialislischen gemeinsamen Thätigkeit im Ackerbau, in der Industrie und im Ver kehr vorzubereiten, Folgende«: „Ter Staat übernimmt alle Ber- kebrsmiitel, iowie diejenigen Industriezweige, welche die nothwendigen Lebensbedürsniffe des Volks hervorbringcn, wie z. B. Mühlen, Bäckereien, Schlächtereien. Fischereien re., ebenso den Handel mit Brennmaterial. Tos LicilationSiystem bei allen öffentlichen Arbeiten sollt weg. Die Ausführung der Arbeiten bleibt den Arbetter-Orgaui- saiionen überlassen und wird von direct vom Staat oder von der Commune bestellten Männern geleitet. Fideiconimisse und Prediger« ländereica werden eingezoge», und andere zum Kaus ansgebotene Ländereien werden vom Staat übernommen. Haide- und andere nicht urbar gemachte Laudstcccken werden vom Staat in Besitz ge nommen und angebaut oder bepflanzt. Bei den dem Staat ge- börigcn Ländereien wird cin gemeinschaftlicher Betrieb unter Aus sicht des Staates angestrebt. Der Staat sorgt dafür, daß die Landarbeiter, welche Land besitzen, das nothwendige Betriebscapilal unter billigen Bedingungen erhalten können. Der Staat sührt die Aussicht über die Aufführung, Einrichtung und Benutzung vou Privat-, Pächter- und Gesindcwohnungen. Lsficielle Statistik über dis Arbeiierverhältnissc. Die Arbeit aller Kinder unter 14 Jahren in Fabriken und Werkstätten wird verboten. Einführung einer Steuer mit steigender Scala. Successive Abschaffung des Erbrechts. Abschaffung von Steuern uud Gesetzen, welche eine ungerechte Ver- theuerung der Bedürsnisje sür die mittelloie Bevölkerung herbei- sühren. Eiusührung eines Maximal-Arbeitstages. Frauenarbeit wird in den verschiedenen Industriezweigen »ach demselben Tarif wie die gleichartige Männerarbeit bezahlt. Controle der Arbeiter- uud Lohnverhältaiffe durch Errichtung von Schiedsgerichten und Ar- beiterkammern zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Capitol und Arbeit. Gleichstellung der Dienstboten mit anderen Arbeitern ia politischer und rechtlicher Beziehung.- Abschaffung aller Sonntags- u»d Nachtarbeit, die nicht sür de» Staat noihweudig ist. Saaitäts- coiitrole über die Arbeilcrwohnuugen und die dem Gesinde ange wiesenen Räume. Controle über Arbeitsplätze, Fabriken. Werk stätten und däuslicbe Industrie durch vou Arbeitern gewählte Fach» männer. Rechtshülie in jeder Beziehung. Ocffeutliche »ad münd liche Rechtspflege. Einsührung vou Schwurgerichten. Abschaffung de» Zelleniystems und Trennung der Gesangenen in zwei Gruppen: ») diejenigen, deren Gesetzesübertretung de» Verlust bürgerlicher Rechte zur Folge hat. b) diejenige», bereu strafbar« Handlungen diese Wirkung nicht haben. Controle über die Gelängnißarbcil in einer solche» Weise, daß die sreien Arbeiter nicht pater der Cou- currenz mit ihr leiden. Verbot der Ueberlragnng der Arbeitskraft der Strosgesangcnkn an Prival-Capitalisten. Freien und gemein schaftlichen Schulunterricht in Staatsjchulen und Errichtung von Kinder-Erziehungsanstaltcu seitens des Staat». Einsührung von Ganztagschulen. Ter Staat trägt Sorge, daß jedes Kind in den Eommuaeichulkn volle und freie Soft erhält. Da- Schulmateriol wird unentgeltlich geliefert. Ter Staat hat i» humaner Weise sür Kranke, alle Leute und ArbeitSinvalidea Sorge zu tragen." Bezüglich der vo» der Socialdemokratie anSzuübenden Agitation faßte der Congreß folgende Beschlüsse: „Es wird eine stärkere Ag latioa unter den Stadl- und Landarbeitern angestrebt. Die Hauptverwaltung stellt nach eigenem Ermessen oder nach dem Vorschläge der Ab- theilungSverwaltungen Agitatoren in den verschiedenen LandeStheilea an und ist ermächtigt, die hierzu nöthigen Ausgaben aus der Bundescaffe zu entnehmen. So ojt wie möglich sendet die Haupt verwaltung selber Agitatoren in- Land hinaus. Es wird der Hauptverwaltung ausgetrogen, den Plan für die Errichtung einer AgilationSschule in Eiwägung zu ziehen und eia Gutachten darüber dem nächsten Congreß vorzulegen." Das warea die Hauptrejullate deS ConqresseS. Dem ist nichts hinzuzusügen; es spricht sür sich selber. Ende diese» Monat» wird eine allgemeine jütische Arbeiterversammlung iu RaaderS abgehalte» werden."
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