Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808118
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-11
- Monat1888-08
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1888
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Erste Seilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^li? 224. Sonnabend den N. August 1888. 82. JahMNg. Das Lchmuggelwesen im Löhmerwalde. Lulturbild von Balduin Gärtner. Nachdruck «erdeten. „Kummast ausi aus d' Berg' oder bleibst d'rhamm'? Gieb mir a Kundmachung und grüß Di Gott!" So lautete die Post, durch welche mich mein Freund mitten im Bvhmer- watd einlud, während der.schönen Sommerszeit zu ihm zu kommen. Gern sollte ich dem Rnse. schnürte mein Ranzet, hängte Flasche und Fernglas an die Seite und eilte aus Um wegen dem Freunde zu. Mit mancher Unterbrechung benutzle ich den Schienenweg bis Blisowa; dann begann die Fug Wanderung durch das Rabusatbal zu den Höhe» deS Walde- hinaus. Nach vielstündigem Marsche gelangte ich a»S Ziel, als eben daS Glöcklein der Capelle zum Ave Maria läutete. Zn tiefen Waldeösriedcn lag die Heimstatt deS Freunde-; nur dann und Wan» unterbrach Helles Kinverlachen die Abend ruhe. Ich legte die Hand aus die Klinke deö GalterS; bellend sauste der Hund um deS Hauses Ecke, und hinter ihm folgten die neugierigen Kleinen, welche laut anfjubelnv mir a» die Brust flogen, als sie in mir den Better auS dem Tieslande erkannten. Die Begrüßung wollte kein Ende nehmen, Frage drängte sich a» Frage, Antwort an Antwort, bis die ans- merksame Hausfrau zu einem Imbiß einlud. Bald »ach dem Abendessen lag ich im Schlummer. Nicht lange sollte ick der Ruhe pflegen; denn draußen im Walde wurde cs lebendig, rings um das Haus fielen Schüsse. WaS sollte daS Schießen um die mitternächtliche Stunde bedeuten? Da konnte nur der Hausherr Auskunft geben, und er Ihat eS. „DöS sain halt d' Schwärzer (Schmuggler). *) Die sain wohl mit den Grenzern (---- Grenzausseher) z'samm gerathen." Und da eben an dem Gebrüll, daS ans dem Walde herüberschallte, zu erkennen war, daß Rinder geschwärzt werden sollten, fügte mein Ficund lachend hinzu: „DöS wird gut. Da giebl'S halt morgen a gul's Ochscnflsisch." ES traf zu. Das Gefecht hielt »och eine Weile an, dann verklangen die Schüsse ini Walte und früh kam die Meldung, daß die Grenzer den Schwärzer» einige Joch Ochsen abgesagt hatten. Die unvcrlchlcn Tbicre innßten aus daS Hanptzoll- amt abgeliesert werden, während zwei angeschvssene Ochse» auSgeschlachtet und daS Fleisch bei der nächsten Zollslelle meist bietend um einen billigen Preis verkauft wurde. Die Grenzaus- seher waren ohne Schaden davongekomme», die Pascher dagegen sollte» eine» Schwervcrwundelen haben, welcher nur in dcrNach- barschast untergebracbt sein konnte, aber trotz eifrigster Nach forschung kennte der schwerverletzte Pascher doch nicht aus gesunden werde». Nach einigen Tage» wurde ans dem kleinen Friedhose ein Mann zur ewigen Ruhe bestatte!, von dem es hieß, er sei aus einer fernen Ortschaft hierher z» Verwandten aus Besuch gekommen und nach kurzer Krankheit gestorben. Man bedauerte sein Geschick allgemein. Nur die Pascher wußten, daß einer der Ihrigen hier beerdigt wurde. Selbstverständlich gehört zu dem Paschergcschäst eine Un zahl von Leuten, und man wundert sich wohl, wie dieselbe zusammenkommt. Tic Lösung der Frage ist sehr einfach. Oben im Gebirg ist säst jeder Grenzbewohner ei» Pascher, vom Bürgermeister bis zum Nachlwäcbler. Schon die Kinder wüsten mit hinaus und werden als Wachtposten ausgestellt. Scheinbar springen die Kleinen zum Vergnügen durch Len Wald, suche» Schwammerln (— eßbare Pilze) oder pflücken Rappern (— Erdbeeren), Holbern (— Himbeeren), Kronini- bern (— Wachholdcrbeeren) und Echwarzbern (— Heidel beeren); aber in Wirklichkeit verfolgen sie ganz bestimmte Pläne. Soll eine große Heerde von Rindern geschwärzt werde», so werden die Grenzausseher sechs bis sieben Tage vorher genau beobachtet. Jede Ablösung, jede neue Aus stellung wird auSgeknndschastet. Man weiß genau, welche Grenzausseher mit den Schwärzer» nicht viel Federlesen mache», sondern schnell zur Büchse greifen, und man kennt auch diejenigen, welche weniger grimmig austretcu. Ist endlich der geeignete Zeitpunct gekommen, so wird der Versuch gemacht, die Heerde über die Grenze zu bringen. Ein halbes Hundert Personen sind zuweilen dabei thätig. I» zwei lange» Reihen, die sich nach vorn zu einer vereinigen, marschiren die Schmuggler vor; hinter ihnen folgt die Ninderhcerde mit wenigen Führern. Bemerkt ein Schwärzer, daß Grcnzcr in der Nähe sind, und daß sie den Trieb, der in tiefer Stille dahinzicht, entdecken konnten, so läßt er einen schrillen Psis oder einen Zodlcr erschallen und gicbt damit das Zeichen zun Rückzug. Dann ist daS Schwärzen für diesmal vereitelt und es wird entweder ein anderer Zeitpunct oder eine andere Gegend zur Uebersührung der Heerde gewählt. Ist dagegen alleö sicher, so wird die Heerde unter großer Bedeckung ge schwärzt und die Schwärzer haben, wenn Alles glückt, bei einer Stückzahl von lOO bis 200 daS Reich ui» 8000 bis K000 ^ Zoll gebracht. Die Schwärzer sind dann manchmal so dreist und verjubeln einen Thcil des verdiente» Pascher- lohncS inmitten oder wenigstens in der Nähe der Grenzwach station. Die Grenzer wissen wohl, daß man dies nur zu ihrem Aerger tbut, müssen aber die Schwärzer ruhig gewähren lasten, so lange dieselbe» nicht aus frischer Thal ertappt werden. Wie viel das Schwärzen cinbringt, ist auS der Thatsache ersichtlich, daß die Schmuggler durch Wegnahme mehrerer Joch Ochsen einen Verlust von tausend Mark haben, und doch trotzdem daS Schwärzen nicht lasten. Jüngst erst erlebte ich einen solchen Fall. Ich war mit einer Morgenpatrouille hinaus in den Wald ge gangen. lieber Nacht war reichlich Thau gefallen, und meine Begleiter bcmerklen aus einer Waldwicse sehr bald im thaufcuchte» Grase die Spuren von Rindern, die nur von einem „geschwärzten Triebe" herrühren konnten. Sporn streichs ging eS vorwärts, den Spuren nach, bis wir vor der Scheune eines Dorfes anlangtcn. Hier mußten die Rinder eingestellt sein. Sofort wurde Lärm geschlagen und der Bauer aus dem Bett gejagt. Da gab's bei dem an scheinend schlaftrunkenen Manne kein langes Besinnen; er mußte alle Thüren und Thore öffnen, und siehe da! aus der Tenne der Scheuer standen zwei Paar Ochsen, über deren Herkunft er nichts zu sagen wußte. Daß Schwärzer sie ein gestellt haben mochten, gab er zu, aber er versicherte, nichts darum zu wissen. Wir hielten unS nicht lange auf, „ahmen die fetten Ockfen und führten sie davon. Der späteren Unter suchung mußte» wir die Entscheidung überlasten, ob der Bauer schuldig oder unschuldig sei. Schwer sind die Strafen, welche das Gesetz über die Pascher verhängt. Gar mancher Bauernhof im Böhmer- Walde hat verkauft werden müsse», nur damit die Strafe gezahlt werden konnte, mit welcher der Besitzer belegt worden war, da man ihn als Schwärzer erkannt hatte. Um deS Paschend willen hat man Hab und G»t hingegeben, Frau und Kind in Noth und Elend gestürzt und sich selbst in daS Zuchthaus gebracht. DaS Schwärzen ist hier zur unbändigen Leidenschaft geworden. Ein jeder Grenzbewohner hat sichere Verstecke für verfolgte Schmuggler; denselben stehen alle Thüren eines jeden Hauses offen, weswegen eS den Grenzanfsehern ganz unmöglich wird, den Aufenthaltsort eines Flüchtlings ausfindig zu machen. Vor einer AbzugS- röhre einer Glashütte stand ein Grenzausseher unlängst volle sechs Stunden, uni einen darin verborgenen Schmuggler zu fangen. Trotz der Hitze, die in dem Verstecke herrschte, hielt eS der Schwärzer so lange auS, und weil dem Grenzer von *) Den Namen „Schwärzer" führen auf dem BShmerwald die Schmuggler, weck sie. um nicht erkannt zu werden, sich meisten- da- Gleficht schwärzen. Daher kommt eS auch, daß man da- Wort »schmuggeln" mit dem Worte „schwärzen" vertauscht hat. keiner Seite Unterstützung kam, so mußte er endlich abziebcn, ohne deS Flüchtlings habhast geworden zu sei». Solche Fälle könnten doch nicht Vorkommen, wenn nicht die ganze Bevölke rung für die Schwärzer Partei nähme. Schwärzer und Grenzer suchen sich gegenseitig in der Schlauheit zu iiber- bicte», und durch listiges Vorgehen erreichen beide Theile mehr als durch Gewalt. Zuweilen treiben die Schwärzer eine alte Kuh Uber die Grenze, und zwar i» uninitlelbarstcr Nähe eines GrcnzwacbpostenS, besten Ausstellung sie genau auszusorschen wisse». Nähern sich nun die Grenzausseher, so lasten die Schmuggler die Kuh loS und entfliehen. Während die Grenzer dann das scheu gemachte Thier cinzusangrn nchen und ihre ganze Ausmcrksamkeil dem Einsange» widmen, treiben die Schwärzer in der Nähe eine viel köpfige Herde über die Grenze und lachen sich eins in daS Fäustchen, wenn sie nur eine alle Kuh im Werthc von höchstens lOO ./ü zu opfern brauchten, während die Zollsuinme ein paar Tausend ausgemacht hätte. Be kanntlich ist de» Grenzbewohnern gestattet, bei einem Gange über die Grenze drei Kilogramm Mehl anS Böhme» unver zollt »ach Bayern zu tragen. Größere Mengen sind dagegen zu verzollen. Um da« Gesetz zu umgehen, schicken aber die Ellern, wenn sie größerer Menge» bedürftig sind, ihre sämmt- licken Kinder nach Mehl, und eS sicht höchst eigenartig und paßhast auS, wenn die liebe Jugend — namentlich vor festen — mit Mehlsäckche» die Zollstraße entlang wandert. An der ganzen Grenze sind diese Kinder unter dem Namen „Scckspsündner" bekannt. Bei passenden Gelegenheiten ein mal kleinere Gegenstände über die Grenze zu schwärzen, ist nicht so schwer, wiewohl behauptet wird, daß tüchtige Zoll- einnehnicr und Grenzer dem Vorübergehenden vom Gesicht ablescn müsse», ob er etwas Verzollbares bei sich sührl oder nicht. Aber die gewerbsmäßige Pasckerci, durch ein ganzes Menschenleben hindurch betrieben, das ist doch etwas ganz anderes! Der Verkehr mit Gelcgcnbcitsschmugglcrn bereitet den Grenzern oft nur Vergnügen. T>a halten sie eine Frau an, die wie die reine Unschuld dreinschaut, und finde», als sie sich in einem dazu bestimmte» Zimmer i»n Beisein der ZolleinnehincrSgattin der Kleider entledigen muß, daß sie die feinste» Spitzen an der inner» Seite der Kleider trägt. Eine Erfindung, die wohl nicht der Modethorheit zur Last zu legen ist. WaS hat man nicht Alleö schon i» Frauenklcidern verborgen gesunden: Taschenuhren, Taffen, Töpfe, Schinuck- sachen ». a. >». Unzählige heilere Episode» ließen sich da ans den Tagebüchern der Grenzer auszählen. Von Böhmen »ach Bayern wird zuineisl Vieh geschwärzt, in »»igckcbrler Richtung dagegen Tabak, Eigarre», Kaffee, Zucker, Petroleum. Die böhmische» Pascher treten gewöhnlich zu 30—00 Mann zusammen, und sind mit grauer Hose, dunkler Jacke und kleinem Hute bekleidet, lieber der Schulter hängt da» Gewehr und ans dem Kopfe tragen sie „Packert", die oft über 50 Kisten Cigarren enthalten und ein kolossales Gewicht habe». In einer langen Reihe bewegen sic sich durch daS Gebirge; lasten sich Grenzer sehen, so Wersen sie die „Packerl" von sich und verstecke» sich in der Nähe, n»i die Grenzausseher zu beobachte». Diese geben gewöhnlich Signalschüste ab, um mögliche» Falles andere Gcnzer herbcizulvcken. Erscheinen aber keine, so »lüsten, sie sich mit einem oder zwei „Packerl" zufrieden geben, während sie diese davonschleppen, eilen die Schwärzer anS ihrem Versteck hervor und eilen »nt den übrigen „Packerln" davon. Zn», Schluß noch ein friedlicheres Bild auS dem Pascher- lebcn: Vor Kurzem hatte ein böhmischer Bauer ein Heiligen bild am Wege ausgestellt, das er auS Bayern geschwärzt hatte. Das war einem Grcnzcr zu Ohren gekommen; sein Pflichtgefühl trieb ihn denn auch hinaus. Ec kniete vor dem Bild nieder und sagte: „Liebes Herrgöttle! Nimm niir's nicht übel, daß ich Dich „contreband" mache» muß; aber ich kann nicht anders. Das Gesetz befiehlt eS." Mil diesen Worten nahm er das „Herrgöttle" an sich, um es einzuliescrn. Später erhielt zwar der Bauer sein „Herrgöttle" wieder, aber eS kam »hm mit aller Strafe theuer genug zu stehen, und man wird eS ihm nicht verübeln, wenn er dasselbe als ein thcurcs Bild für alle Zeit lieb und wcrlh hält. Marine. * Wilhelmshaven, S. August. Ter von der Ncticngescllschast „Weser" in Bremen erbaute und im Mai d. I. abgelieserte neue Aviso „Wacht" wurde heute Morgen um 9 Uhr aus der hiesige» kaiserlichen Werst unter dem Commando deS Corvetten-CapitainS Hi r sch berg in Dienst gestellt. Die seiner Zeit mit dem Schisse von der genannten Privatwersl eingestellte» Probefahrten, znm Zwecke der Abnahme desselben seitens der Marine, sollen jetzt bei voller etatSmäßiger Ausrüstung vorgenommen und dabei gleichzeitig die Seetüchtigkeit deS Schisses erprobt werden. Ter Aviso „Wacht", welcher im vorige» Monat ein aus derselbe» Werst erbautes Schwestelschisf, die „Jagd" (Ersatz für „Pommerania"), erhalten hat, vereinigt neben der eines Avisos auch die Eigenschaften eines TorpedokrcuzerS. Die Ausgabe dieser Schisse ist nicht allein, ein größeres Ge schwader zu begleiten, sondern selbstständig größere NccognoS- cirungSsahrten zu machen, den Feind aus hoher Sec aufzu suchen, seine Bewegungen zu verfolgen und sie dem eigenen Geschwader und den Küstenpnncten zu melden und endlich ein gefürchteter Gegner der feindlichen Torpedoboote zu sein. Um diesen vielseitigen Anforderungen zu entsprechen, sind große Geschwindigkeit, Manövrirsähigkeit, Seetüchtig keit und ein großes Kohlcnsastungsvermögen, um einen möglichst großen AclionSkreiS zu haben, erste Bedingung, die von der „Wacht", welche gänzlich nach den Plänen der Admi ralität und in Berücksichtigung der neuesten cinschläglichen Erfahrungen gebaut ist, in jeder Beziehung erfüllt worden. DaS Schiff, welches in seiner äußeren Erscheinung einem Torpedoboote von riesigenTimensionc» sehr ähnelt, ist 8t m lang, 9,6 m breit, 5,36 m lies und hat ein Deplacement von 12101. Diesen relativ kleinen Dimensionen steht die kolossale Ma- schinenstärke von 1660 Pserdckräste» gegenüber. Dieses Ver- hältniß von Kraft und sortzubewegcnder Maste, im Verein mit den äußerst schlanken und scbarscn Formen des Schiffes, bedingen von selbst eine große Geschwindigkeit, welche bei den Abnahmeprobefahrten etwas über 20 Knoten an der gemessenen Meile betrug, voraussichtlich aber bei Bedienung der Maschinen und Kessel durch daS geübte Maschinen- und Heizerpersonal der Marine noch gesteigert werden wird. Als Panzerschntz besitz: die „Wacht" ein sich über daS ganze Schiss, in der Höhe der Wasserlinie erstreckendes, stark gewölbtes Panzerdeck auS einer doppelten La^c Stahlplatten; unter diesem Deck liegen säniintliche verwundbare Theile deS Schiffes, besten Schwimmfähigkeit durch eine größere Anzahl wasserdichter Abtheilungen und ein ausgezeichnetes Pumpensystem ge sichert ist. * Berlin. 9. August. S. M. SchifsSjungenschul- schisf „Nixe" ist am 8. August er. auf Madeira ange kommen und beabsichtigt am lO. September er. wieder in See zu gehen. * AuS Kiel meldet die „Vossische Zcitupg": Briessen- dungen für die Torpedobootsflottille sind bis zum >l. August nach Swinemünde, vom l2 bis 2l. nach Nenfahrwaster und vom 22. ab nach Kiel zu richten. DaS Schulgeschwaver geht nicht nach Danzig. Die großen Flottenmanöver finden in der Kieler Bucht statt. * Ucber die erste Periode der italienischen Sch iss-- manöver werden der „Münchener Allgcnuincn Zeitung" au» Rom die folgende» Mitlheilnnge» gemacht: Bei Tagesanbruch des 8. Juli ging die Evolutionsflotte von La Spezia nach Portoserrajo in See. Dieselbe bestand aus drei Geschwadern z» je zwei Divisionen, welche letztere» je zwei Fahr zeuge desselben Typs umsible». Hum ersten Geschwader gekörten die Panzerschiffe „Tavoja", „Bausan". „Goito" und „Saötta", zum zweiie.i „Italia", „Lepanto", „Daudolo", „Duilio", zum dritten „S. Martins", „Colonna", „Tripoli", „Folgore". Acto» hatte aus dem „Savoja", Berlelli auf der „Italia", Mactinez aus dem „Daudolo", Lovcra de Maria aus dem ,.S. Martina" seine Admiralsflagge aufgezogen. Wahrend deS ganze» Tages manövrirte d e Flotte, indem das Geschwader als taktiiche Einheit betrachtet wurde, »nt 12 Miglicu Fahrgeschwindigkeit bei 300 Meter» Sch sss- uud 60p Metern Geschwaderentsernung. Der Zweck der Evolution war, zu sehen, ob je vier der groben modernen Panzersah,zeuge im Stande seien, aus einen Wnik übereinstimmend zu inanüviireu. Beim Morgengrauen deS 9. fuhr die Flotte vo» Poltoferrajo nach Civitavecchia, wobei die Mauüocr deS voraiigegangeue» Tages fort gesetzt und zwischen de» Divisionen dieselben Eiilseinungeu wie zwischen de» einzelne» Schiffen gelassen wurden. Es ergab pch auS den Manövern die Nolhwendigkeit zahlreicher Abänderungen an den EvoluIioiiS- und Sigiialisirtingsreglemeiits und »ameiillich der Ausstellung vo» Tabellen der taktischen Elemente sür die einzelne» Schiffe, tonne aller ihrer besoiideie» Eigeiilchaite», welche der BesehlShader genau kenne» mub, »in richtige Befehle zu rrtheile» und zu wissen, waS ec unter gegebene» Umständen von jedem Schiffe erwarten darf. Es ergab sich ferner als sehr wüii- cheiismerlh, die Divisionen oder Geichwadcr aus möglichst über einstimmenden Fahrzeugen zujamnienziisetzeii, damit je »ach dem Charakter einer besondere» Ausgabe die eine oder die andere Ab- lheiluug mit derselben betraut Wirde» könne. Mai scheint sich überdies vo» dem Nutze» einer verbesserte» Forinirung d r Ge- chwader und Division » überzeugt z» haben, die darin besteht, daß im Kriege jedem Panzerschiffe iniiidcstens zivei dulchanS »nt dem selben zusanimenwiikcndc Torpedoboote beigegeden werden, daß ern.r jeke Panzer- oder Kreuzerdivisioii über einige oußc.hab der Formation belassene Toipedoavnos vcijüge und daß mu einem ans zwei Divisionen besteh.,idcn Panzergeichwader stei-s noch c ne ttreuzerdivision verbünde» werde. Sehr thätig sind während der Manöver die Hachse-Torpedoboote giw ie», vo > d ncn vier Geschwader z» je drei Boote» (vom Typus „Schichau") und auberdem drei Küsteiigeschwader gebildet waren. Die Torpedoboote habe» eine genaue Besichtigung dcs ganze» Litorals von der französisch n Grenze bis z»m Cap Troja vorgenommen und da»» im Golt von Spezia gegeneinander gelämpsl. Jedes Boot hat bei Tage zehn Torpedos, bei Nacht zivei derselb,» gc'ch endert, und zwar bei einer FahrgeschwliiLigk.il ds Anir-isers und des Angegossene» von 15 Miglien. Ter Erfolg war mäßig; eine Anzahl Tvivedos ist verloren gegangen und nicht wieder ausgesucht worden. Aus Thüringen. TnS Jlmrnaurr Bnde-Jnbckäiim. * „Echiebne is's doch, wemi'S o rchm!" — Ja, ja, der alte Bergmann, der obige» Ausspruch aus der paNchnassc» Festwiese beim Fclseiikeller von Jtiiicnnu that, hatte Necht: „Schön ist das Fest doch gewesen, wenn es auch von de» allzu oft triefenden Wolken gerade i» seine» öffentliche» Theile» schwer geschädigt worden ist. Ist dies allgemein beklagt, so ist doch ebenso allgemein die Er- abriliig gemacht worden, daß der gesunde Thüongcr Humor nicht zu verderbe» war; er brach aus, wo er sich sicher unter Dach lu d Fuch and, und leuchtete »» Freie» aus, sobald ein Sonnenstrahl sich am Himmel sehen ließ Zu »-schnitte» war das Ganze aus ei» großes Thüringer Volksfest, Rnum und Vorbereitungen, Gäste und Bei c ne, Feilichinnck und Fesisliiiiniung, Alles war da, nur der srcundliche Himmel dazu fehlte. Aber eben darum isl's auch werth, daß >»a» dem Feste, wie cs war, seine Würdigung ertheilt nnd nicht nach träglichen Aerger durch Mißkennung desselben erregt. Also: „Schichnc war'» doch!" — Als die Jlincnaucc an, Freitag, de» 3. August, ihr Städtchen mit Guirlandcii, Fahne», Kränze» und Ehrenpforten anl's Schönste herauspiitzten und Ichmücklen sür das bevorstehende suuszigjährige Badesest, leuchtete ihnen die Sonne, die später so vornebm znriick- haltend geworden war. verheißungsvoll zu diesem schöne» Werke. „Doch die Elemente hassen" —. Aber ich will nicht vorgreise». Am Sonnabend, den 4. August, Nachmittag? 2 Uhr ries fröhliche Musik ganz Ilmenau und seine zahlreichen Badegäste zum Ausbruch »ach bei» hohen Alcxanderplatz am K ckethatmberge; eS gcichah das Unglaubliche, daß der Hiium l thränenlos diesem gelungenen Vors, st zusah. Tie Fesithcilnchmce, zn welchen als Vertreter des Landes herr» Herr Etaatsiinnistcr Vr. vo» Groß ans Weimar gehörte, freuten sich hier bei Karl Augusl's allem PürschhauS, am Gesang des trefflichen Sängervereins und kräftiger Waldmusik, wurde» »nt einer poetischen Ansprache von Herr» Oberförster Bur gm ei st er begrüßt, labten sich, echt thüringisch, a» gutem Bier nnd Rostbrat würstchen und konnte» gegen Abend hochbesricdigt, von Musik be gleitet, wieder heinizichen, um sich sür den Fackelzug und die Illumination zu rüste». Einen ganz prächlige» Anblick bot da? im Lichterglanz strahlende Städtchen. Einige Gebäude, darunter die Wasserheilanstalt, die Tanne, die Therinometersabrik i» der Lindenstr.iße und andere, ließe» Einem vergesse», daß man sich in e uer kleinen Stadt befand. Durch die so erleuchteten Straßen bewegte sich Abends gegen 8 Uhr der imposante Fackc'ziig vo» gewiß über 300 Theilmhmern, der am Felsenkellcr seine Aulstellmig nahm und mit einem patriotische» Hoch des Herrn Adjunkt Winter und einem Feuerwerk schloß. DaS war ein fröhlicher Festtag. Sonntag Morgen wurden die Bewohner schon srüh 6 Uhr durch eine Rcvcille geweckt, die dann zu einem Concert aus der „schöne» Aussicht" einliid. Der Himmel machte schon morgens ein bedenk liches Gesicht. Bei Glockenklang strömle Alles zun, FestgotteS- dienst, der durch die ergreifende Rede des Herrn S> pcrintendcnt Linke ein da? Fest würdig weihender wurde. Nachmittag 2 Uhr schritten die Theilnehmer des Festzuges tapfer dem Markte zu, wo die Ordnung de« Zuges vor sich ging. Hätte der Himmel ein Einsehen gehabt, so wäre das der Glanzpunkt des Festes geworden. Der Festzug sollte am Hauptscstplatz, dem Felsenkellcr, vorüber zu einem im Mannbacher Grunde neuhergestellte» und zu weihenden „Karl- Alexander - Brunnen" gehen. Voraus ritten 8 Herolde, dann folgten Schulkinder. Fcstjuiigfrauen i» weißen Kleidern mit grünen Scherpen boten ein reizendes Bild. Die Badedicner, Bergleute, Hüttcnlcute, Forstleute und Holzhauer solgten in ihren Lostümen. Bei eine mit Fahnen, gegen 20, darunter die Krieger-und Landwehr vereine, und die Feuerwehr beschlossen den Zug. Scho» »ach einige» Minuten betheiligte sich daS Wasser von oben so lebhaft a» der Fest lichkeit deS Wasserheilbades, daß Niemand mehr Stand hielt, sondern schon beim Felsenkellcr der ganze Fcstzng strandete; die Einweilning des Karl-Alexander-Brunnens mnßte unterbleiben. Die Badegäste in des Wortes verwegenster Becculung und die Festziigiheilnehmer erreichten nur mühsam und durchnäßt ihr Heim. Während strömende» Regens zogen die Festmahlgäste nach dem Felsenkeller. Ter festlich geschmückte Raum bot Platz sür wohl 300 Theilnehmer, unter denen sich auch Se. Excellenz der Slaals- minister von Groß befand. Herr Amtsrichter Wittich brachte den ersten Toast aus Kaiser und Großherzog aus, vr. Hassenstein folgte mit einem Hoch aus Minister von Groß. vr. Preller, der verdiente Leiter der Anstalt und des Festes, ließ die Gäste leben. Minister von Groß verglich das Bad mit seinen Aerzten und Bade« dienern militairisch mit Oi'sicicrcn und Armee und brachte ein Hoch aus dieses aus. Superintendent Linke ließ in einer launigen Rede das Bad Ilmenau als eine Gründung des hier durch enic Grotte gefeierten griechischen Dichters Pindar leben. Auch die Dame» de- kamen von Herrn T. Naumann ihr Hoch. Herr Iustizrath Schwanitz brachte ein Hoch aus Bismarck und Moltke. Von den eingegongeiien Gratulationen, gegen 200, las vr. Preller die von Bad Sulza, als die schönste, und die von Moltke vor. Als einer der letzten erhob sich noch vr. Friedr. Hofmann und brachte einen kernigen Toast aus Thüringen als das Her» Dcutichlands aus und aus das Glück, daß Deutschland das Herz aus dem rechten Fleck habe. Vis weit in die Nacht hinein dauerte da- fröhliche Mahl, weil es glücklicher Weise nicht vom Wetter obhing. Am Montag war Frühschoppen in der „Tanne", bei welchem der kühne Entschluß gesoßt wurde, dem Wetter zum Trotz einen zweiten Festzuq zu veranstalten. Abermals Nachmittag gegen 2 Uhr sah man viel Volks »ach dem Markt zuströmcn. Dazwischen durch drängten sich etwa dreißig reizende Bäuerinnen in echt Thüringer Tracht,- Ilmenauer junge Damen, die im Festzug mit nach dem Felsenkellcr zogen und das Bild reizend belebten. Ein Bazar, der in den untere» Räumen de- Schießhause- orrnngirt war und bei dem die jungen Thüringern,»e» als Ber- käuserinnen thätig waren, war lebhaft besucht und erreichte seine» Zweck in hohem Maße. Für etwaiges schönes Wetter, das sich natürlich fern hielt, waren aus der Festwiese gegenüber dem Fclsen- k.ller Schießbuden, Kasperletheater rc. aufge>icllt, die auch ihre Besucher fanden. Mit einem starlb.siichtcn. gläiizcnde» Festball, bei de», wieder einige Danie» in Thüringer Tracht erschienen waren, schloß daS trotz aller Mißgeschicke reizende Fest, welches noch lange in drin Gedcrchinib der Gäste als schöne Erinnerung hasten wird. Königliches Landgericht. Ferirn Ztrafkauiiuer U. Der Buchdrnckereibesitzer Feodor Paul Richard Otto Rcinbotli aus Rothenschirnibach hatte die in seinem Druck und Verlag er scheinende „Allgemeine Haussrauenzeitung" auswärtigen Geschäfts leute» auch zur Beilegung von Prospekten und Kataloge» riiipiohle» nnd den betriffendc» Firmen gegenüber die Auflage ans 19,000 bis 20,000 Exemplare angegeben, währoid die Auslage in Wirklichkeit bei einer Abonneiitenzahl von 1400 nur 1500 bis :!000 höchsten Falles 5000 Nummer» betrug. Durch diese unrichtigen Angaben waren die betreffende» Firmen bewogen worden, dem genannte» Verleger jedesmal 19—20,000 Stück Geichäsisa»prcisu»ge» i» Gestatt vo» Prospekten und Katalogen unter Zahlung einer Gebühr von 60 .4k (nämlich von 3 .4k für jedes angejangene Tausend zu dein Zwccke zu überiniiteln. damit diese Anprei'unge» sämmtlich als Extrabeilagen der „Haussraucii-Zeiluug" zur Verbreitung gelangen ollle». Nachtiüglich machte» jedoch die i» Frage kommenden Firme» die »»angenehme Wahi»elii»»iig. daß sic getäuich: und geschädigt wordcn eie»; d-nii es war nicht die bedungene Menge von Extrabeilagen uiiier das Publicum zur Verbreitung gebracht, vielmehr der übrig- bleibende Theil als Macnlatur zum Verkauf gebracht worden. Die geschädigten Firn,!-» waren nach Inhalt des Erüffnungsbeschlusses die Fiiina I C. Sch. in Erfurt, welche zu drei verschiedenen Male», und zwar nn Frübjabr und im December l886 und im Frühjahr 1887, der Jnliabcr der Finna A. W. L Co. in Barmen, welcher i» der erste» Hülste des Jahres 1887, nnd endlich der Samen-und Blnmcn- zwicbelhändler N. in Erfurt, welcher um die Mitte vorigen Jahres dem Augeklagte» unter den geschilderten Umständen und Berab- lediliigc» Extrabeilagen i» der gedachten Höhe übermittelt harte». D r Zufall fügt eS, daß der Reifende des einen Verletzte» >» ein hiesiges Victualienverkaussgeschäst trat und hier eine groß- Mcnge von Gcschäitsanprcisunge» feines Hauses als Makulatur Vorland, die er — es waren etwa 40 Psund — schleunigst auskausle, da sie ja ür die geschädigte Firma doch immer noch eine» ganz anderen Werth Hallen. Der Angeklagte gab nur binsichtlich des einen Falles de» Ber- kaiii der unverbreilct geblnbenen Prospekte als Macnlatur zu; er to ll überhaupt keine betrüglichc Absichl verfolgt, vielmehr zeitweilig größere Auslagen veraiistallet und diesen die volle Zahl der Pro- pecte beigelcgt haben. Weiter nahm er daraus Bezug, daß er des llmsaiiges des eine» Proipectes die Postverjenduiig wegen des unvcrliältiiißiiiäßigc» Portos »nterlaffen, serner daß er seiner Z.-iiichrifl, die er dem „Leipziger Tageblatt" als Extrabeilage angesügl, gleichzeitig auch einen Proipcct der betriffendc» Firmen lingcsügt habe. Hierzu wurde dem Angeklagten ci»gehalte>i, daß eS dann doch das Einsachste gewesen wäre, wenn die betreffenden Firmen ihre Prosp cte gleich dem „Leipziger Tageblatt" selbst bei- gclegl bäll,». Daß übrigens die fragliche» Firmen aus die Her- teltung der Proipccie viel Kosten verwendet haben, ist selbstverständlich, der Eisotg ihrer Bcmüduuge» aber ist, wie im Lause der BcweiS- ausnabnie sestgestellt wurde, ein geringer gewesen; allerdings wurde auch scstgestelll, daß der Angeklagte Ersatz geleistet habe. Der Vertreter der königl. Staatsanwaltschaft, Herr Staatsanwalt Me ßner, stellte nach Schluß der Beweisaufnahme den Antrag, den Angeklagten in drei Fällen wegen Betruges zu bestrascn. In einem Falle ließ er cs offen, ob der Angeklagte wegen Betruges oder aber wegen Unterschlagung zu verurtheilen ser. I» Bezut auf einen Fall ließ er die Anklage fallen und zwar in der» Falle, wo sich die Offerte» des Angeklagten aus seine Weih- iiacblsniininicin bezogen, die, wie die Beweisaufnahme ergab, that- säcttich i» einer Höbe von einigen 20,000 Exemplaren erschienen sind. Der Herr Stnatscinwalt »neS im Weiteren aus den Ergeb nisse» d r Bciveisaiisiiahiiie nach, daß die geschäftlichen Manipula tionen des Angeklagten gar keinen Zweifel daran zuliebe», daß er eine betiügerische Absicht gehabt, und sich seines Vergehens wobt be wußt gewesen sei, er hie» die Annahme mildernder Umstände wegen der Gemeingcfährlichkeit solcher Verleger-Manipulationen sür unangebracht. Ter Vertreter des Angeklagten, Herr Reserendar Hermann Pilz in Vertretung des Rechtsanwalts vr. zur. Br. Burckas ll., betonte, daß cs leider ein Gcwohnheitsunrccht im Buchhandel, soweit er Zeitungen betreffe, geworden sei, daß neben der reellen Auflage noch eine sogenannte „Nominal austage" cxistire, mit welcher zu Reclamezweckc» operirt werde. Eine Hoher Procentsatz der Auflage», welcher in den Katalogen der An- noiicen.Burcaus ausgesührt würde, seien solche „Noininalauflagen", und den Verlegern sei daS Bewußtsein sür die Strafbarkeit dieser falschen Angaben leider gänzlich geschwunden. Im Weiteren juchte der Vertheidiger an der Hand deS BewcisergebnisseS nach- zumeisen, daß die Absicht, sich einen rechtswidrigen Vermögens- vorthcil zu verschaffen, bei dem Angeklagten nicht Vorgelege» hat, und daß auch die in Frage kommenden Firmen ttjat- sächlich nicht geschädigt worden seien, eventuell beantragte ec Annahme mildernder Umstände, weil der Angeklagte den Firmen nambaste Entschädigungen gewährte. Das Gericht erkannte aus 2 Monate Geiäiignißstrase und zwar wegen Betrugs in drei Fällen, bezüglich der beiden übrigen Fälle dagegen aus Frei sprechung Reinboth's von der erhobenen Anklage. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgerichts - Direktor Justizrath von Bose (Präsid.), LandgerichtS-Räthcn Bieter, Wolfram, vr. Paul und Vr. Äolkmann. Frrie»straskau»»er O. Von der Anklage der gemeinschaftlichen Körperverletzung waren die Arbeiter B. und G. aus Neusellerhausen vom hicsigen königl. Schöffengericht am 24. Mai sreigcsprochen, dagegen der Former Karl Heinrich G. ebendaher wegen gefährlicher Körperverletzung zu 14 Tagen Gcsängniß verurtheilt worden. Der Anklage lag folgender Vorfall zu Grunde: Am 12. Februar besanden sich die drei Genannlen in, Restaurant „zur Weintraube" in Sellerhausen, wo zugleich auch der Arbc ter P. anwesend war. Zwischen diesen vier Personen kam es zu einem Wortwechiel, bei welchen, sich P. besonders provocirend benahni und seine Gegner dadurch auss Hes- tigste reizte. Unter Anderem ließ er auch gegen G. gewandt die Bemerkung fallen: „Tu sollst auch nicht mehr länger bei M. (Maichinensabrik von M.) arbeiten, dafür sorge ich I" Die Drei ver ließen bald daraus das Local, warteten aber draußen aus P., und als dieser endlich herauskam, machten sic sich über ih» her und prügelten ihn weidlich durch. Der Geprügelte behauptete, Schaden an seiner Gesundheit erlitten zu habe», Es wurde de,» Angeklagten zur Last gelegt, daß er sich bei Be gehung der That eines gefährlichen Werkzeugs bez. Instrument- bedient babe, doch erklärst: G., daß er P. nicht mit einem Instru ment geschlagen, sondern nur einige kräftige „Maulschellen" appliciit habe. Jedenfalls sei er durch das Betragen P.'» aus da» Aeußerste gereizt woiden. Die Angaben G.'s machten den Eindruck der Gtaubhasligkeit. Die Vertheidigung beantragte Umstoßung bes erstinstanzlichen Urthcils und Bestrafung de- Angeklagten wegen tbätlicher Beleibiqun t, höchstens einfacher Körperverletzung und das möglichst Mindeste Strafmaß. Die königl. Staatsanwaltschast ent hielt sich des Antrags und überließ die Entscheidung dem Ermesse» acs Gerichtshofs. DaS königl. Landgericht erblickte denn auch in der Handlungsweise des Angeklagten nur das Vergehen im Sinne des 8. 223 des R.-Str-Ges.-B., einfache Körperverletzung, und erkannte unter Aushebung des erstinstanzlichen Urtheils aus 3 Tage Gesängniß und die Hälstc der Kosten zweiter Instanz. Lachsen. er Leipzig, 16. August. Am vergangenen Mittwoch wurde im Restaurant „Zur blauen Hand", Ranstädter Steinweg 9, ein „euer Stammtisch zum Kreuz gegründet. Der neue Kreuzbrudertisch, der die Nummer 265 erbielt, wurde im Aufträge des BundeSpräsidiuinS durch den Gau vorstand Herrn Syberg feierlich eingeweibt. UcbrigenS be- lheiligte sich an der Keier, die in einem festlich geschmückten und mit dem schöne» Motto der Kreuzbrüdcr „WohlthuU
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