Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-13
- Monat1888-08
- Jahr1888
-
-
-
4904
-
4905
-
4906
-
4907
-
4908
-
4909
-
4910
-
4911
-
4912
-
4913
-
4914
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh S»/, Uhr. Krtertion und Lrpkditini Johanne-gasse 8. Istrech Kunden der Lrdaction: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. -Nr »in,ri»»dier Dtanulerwu m«St sich tü N»d»cu»> nicht »«rsinsUch, A»»chtz»e der für dt« nichftf-Igeade N»»»er »rfti««ten Inserate n« SOchent»srn dt« 8 Uhr Nachmittags, a» Tann- »>d Festtagen früh dt« V.» Uhr. Zu de« Hlialen str 3ns.-Annahme: Dtta Kl««», Universität-straße 1. taut« Lösche, Kathart»r»str. 83 part. u. König-Platz 7, ,«r bis'/.» Uhr. AbonnementSprei« " vierteljährlich <»/, Mk. incl. vriagerlohn 5 VN., durch die Pnsi bezogen 6 Mt. Jede eiuzelae Rnmm^ M) Pf Belegerrmplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabttlagc» (t» Tageblatt-Format gesalzt) «hur Postbeförderung 60 Mt. «tt Postbeförderung 70 Mt. Inserate Sgespaltene Prtitzeile »0 Pf. Größere Schnften lallt aus. PreiSverzaichutb. Lndellarischer ». Ziffernsatz »ach HSHerm Tarif, Reklamen »ater dem Nedactton«strtch die «grlpalt. Zelle 50 Ps.. vor denFamille« Nachrichten die «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Ertzedtti«« z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonumarnmto oder durch Post. Nachnahme. 226. Montag den 13. August 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Veklmntmachung. Au« Anlaß der am Sonnabend, den 18. ds. Mon. statt- stndenden Feier der Enthüllung de« TiegcSdenkmals wird der auf diesen Tag fallende Wochenmarkt bereit« am Tage vorher, also Freitag, den 17. d». Mo«. abgehalten. An diesem Tage müssen bi« zur Schlußleit de» Marktes, demnach dt- v Uhr Nachmittags, sämmtliche Markt- stünde, Wagen, Körbe, Sitze und sonstige Geräthschaften von den für den Marktverkehr bestimmten Plätzen entfernt sein, und sind bi« zu derselben Frist die Abfälle sowie der an den Stünden sich sammelnde Unrath von den Standinhabern zu beseitigen, beziehentlich zusammenzukehren und in Hausen zu bringen. Zuwiderhandelnde haben Geldstrafe bi« zu ttO Mark oder Haft bi« zu 14 Tagen, nach Befinden auch Ent ziehung der Stände zu gewärtigen. Leipzig, den 10. August 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hcnnig. Bekanntmachung. Da« 84. Stück des diesjährige» Reichs-Gesetzblattes ist bei un« eingegangen und wird bis zum 4. September d. I. aus dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme vfsentlich auShänge». Dasselbe enthält: Nr. 18tS. Verordnung, betreffend die Ausführung der am S. September 1886 zu Bern abgeschlossenen Uebereinkunst wegen Bildung eines inlernalio- nalen Verbandes zum Schutze von Werke» der Literatur und Kunst, vom 11. Juli 1888. Nr. 1820. Bekanntmachung, betreffend den Beilritt Luxem burg« zu der am 9. September 188« zu Bern abgeschlossenen Uebereinkunst wegen Bildung eine- intcrnationalen Verbandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst, vom 30. Juli 1888. Leipzig, den 8. August 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Krumdiegel. Wohulmgs-Vttmiethlmg. Die nördliche Hälfte de- rhemal. HospitnltborhauseS. HoSpitalstraße Nr. 34. Parterre und 1. Etage, bestebenv aus 4 Stuben. 3 Kammern, Küche und sonstigem Zubehör nebst Garten, soll vom 1. Oclober dS. Zs. an gegen eiiihalbjähriiche Kündigung DienStag, den 21. dies. Mon. Vormittags 11 Uhr aus dem Rathbause. 1. Etage, Zimmer Nr. 16, an den Meistbietenden vermiethet werden, jedoch unter ausdrücklichem Ausschluß der Benutzung zum Restaurationöbetrieb. Ebendaselbst aus dem großen Saale bei den diensthabenden RathSvienern liegen die VcrmiethungS- und Versteigerung-» bedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au-. Leipzig, am 7. August 1888. I». 47S2. Der Rath der Stadt Leipzig. llr. Georgi. Wagner. Erstaticicr Anzeige zufolge hat die ledige Auguste Lelina Nither au- Lausigk da« ihr vom dortigen Stadtralhe am 16. April 1885 unter Nr. 16 au-gestellte Dienstbuch in hiesiger Stadl verloren. Wir bitten, das Buch im Auffindungssalle an un- abzuliesern. Leipzig, am 10. August 1888. Las Polizeiamt der Stadt Leipzig. I. 4SLS. I. V.: Iunck, Pol.-Rath. H. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 13. August. * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" spricht sich mit Entschiedenheit gegen die Aufhebung der gesetzlichen Beschränkungen der Confessionen in ihrer Polemik au«, wie sie im Rheinland im Anschluß an den Fall Thümmel angeregt wurde. Da« Blatt schreibt: LlS Grund für diese Aenderung ist zu erkennen, daß man sich durch diese Strafbestimmung in der Agitation gegen andere Eon- sesstollr», speriell gegen die katholische Kirche, beengt fühlte. Da ist aber gerade der Zweck jene- Paragraphen, daß die öffentliche Agitation» dir in Versammlungen au-geübte, mit beleidigenden Bu»silleu gewürzte Bekämpfung der Kuchen unter einander thunlichst eillgedämmt werden sollte. Die Behauptung, daß die Kirchen sich selbst durch ihre geistigen Waffen gegen einander allein schütze» solle», klingt ja recht angenehm, aber sie ist im Lebe», wie leicht zu zeige», nicht angebracht. Wir haben einen leis«« Vorgeschmack, wie r» werden würde, wenn keine ein engenden Strafbestimmungen die streitende» Parteien auseinander hielten, in der letzte» Zeit bekommen, und wahrlich ist dadurch in ruhigen Kreise» di« Neigung, aus diesem Wege große Massen weiter sortschreitea zu sehr», nicht gewachsen. Ts würde die« etnsach eine Untergrabung de- bürgerlichen Frieden- bedeuten und von den schwersten Schädigungen insofern begleitet sein, als da- in zwei große Religion-Parteien geschiedene Volk auf dem Gebiete de- Er werbsleben- in den staatlichen Einrichtungen, im Heere und in Kundert anderen gemeinsame» staatlichen oder communalen In. stitntioaen zum Heile de- Ganzen in Eintracht zusamnienarbeiten muß. Man wird nämlich zugeben müssen, daß der eittbcannte reli- liöse Kamps vor dem rein bürgerlichen Gebiete nicht Halt machen, andern auch in dieser Beziehung eine Theilung in zwei Parteien durchzusühren suchen würde. Man darf es ruhig der Phantasie de« Lesers überlassen, sich au-zumalen, welche Zustände sich bet einem solchen Kampse der Eonsessione» entwickeln würden. ES sprechen aber außer staatlichen Rücksichten auch religiöse für Beibehaltung der angegriffenen Bestimmung. Die Aushebung d«r> selbe» würde nicht allein dem ungezügelte» Kampfe der Eonsesstone, untereinander Tkür und Thor öffnen, sonder» auch eine» Ansturm von materialistischer Seite gegen alle« Religiüie zur Folge haben, der alle» christlichen Kuchen in gleicher Weise Abbruch zu thun ver möchte. Man darf schon jetzt die rücksichtslose Berbreiiung so» genanuter freidenkerischer Anschauungen in unter« Schichten de- BolkeS, wie sie vielsach tu industriellen Gegenden von demokratischen Gelte betrieben wird, beklage»; welchen Umfang würde diese-, den sittliche» Kern de« Volke» zernage»d« Treiben »„nehme», wen» dasselbe d»rch Gtraflasigstit der v«schimpf«,g der «tnzelaen Kirche« zwch nnt-rffützt würbe. GS trüt» äl» »e», »affe dies», religiöser j> s« Socialdemokratie dir billigt Verhöhnung der einzelnen consessionelle» Einrichtungen Hinz», r» würde rin greifbarer «ngriffspunct aus- gestellt werden, während jetzt da- Freidenkerthum aus allgemeine hohle Redensarten als Hauptmittel angewiesen ist. Der Staat schützt seine Einrichtungen, Beamte »c. auch dadurch, daß er die Beleidigung derselben bestraft; ja, die bürgerliche Ehre des Einzelnen ist gegen Verunglimpfung gewahrt, in gleicher Weise ist denn auch den Kirchen derselbe Schutz gewährt worden, welchen aufzuheben aus Verlangen eine- ThetleS derselben um io weniger Beranlassung sein kann, als der Staat selbst, der den Schutz ge- währ«, ein Lebrnsintereffe nicht am Kampse der erhitzten Massen, sondern an sriedlicher Zusammenarbeit de« Volke» hat. Ls wird überhaupt auch nur mit einigem Schein von Recht nicht behauptet werden können, daß ohne zügellosen Kamps eine Bethätigung con- sessioncller Gesinnung unmöglich sei, und daß obige Bestimmung, anstatt die Religion zu schützen, dieselbe schädig«. * Zu der Nachricht, daß sich der Reichstag in der nächsten Session mit der Bewilligung eine- jährlichen Bei trage- zu den dem Kaiser erwachsenden R «preisen ta li on -- kosten beschäftigen werde, bemerkt der „Hamburgische Corre- spondenl": „Es ist un- bekannt, daß in parlamentarischen Kreisen die Frage einer „ReichScivillisie de- Kaiser«" lebhaft erörtert morden, und e« unterliegt auch keinem Zweifel, daß ein dahingehender Antrag bei allen Parteien Zustimmung finden würde. Aber wir glauben auch gut unterrichtet zu sein, wenn wir behaupten, daß Kaiser Wilhelm diese», Ge danken vollständig fern steht. BundeSrath und Reichstag werden zusammen wirken müssen, um Wilhelm II. zur An nahme einer ReichScivillisie zu veranlassen." * Herr von Bennigsen hat FriedrichSruh, wo er mehrere Tage zum Besuch gewesen ist, nunmehr wieder ver lassen. * Dem „Daily Chronicle" wird auS Berlin gemeldet, daß Herr von Gier- den Fürsten BiSmarck in Kis« singen besuchen werde. * AuS Kiel schreibt man der „National-Zeitung" unterm >0 d. M.: Prinz Heinrich nebst Gemahlin siedelten heute Vormittag von dem Hotel Bellevue in da« königliche Sckloß über, in dem zunächst nur die nothwenbige Anzahl von Räumen zur Ausnahme de« fürstlichen PaareS fertig gestellt worden ist. Tie Beendigung des SckioßbaueS und der sonstige» dekorativen Einrichtungen wirb nicht vor dem Monat October stattsinden. Tie kaiserliche Uacht „Hohen- zollern" bleibt bis zum Herbst im Dienst, zu weicher Zeit dieselbe, unter dem Commando des Prinzen Heinrich stehend, dem vernehmen nach die Kaiserin Friedrich zu einem Besuche nach England bringen und Prinz Heinrich mit der Nacht eine längere Reise nach der englische» und schottische» Küste unternehme» wird. * DaS Consistorium in Koblenz verweist anläßlich der Vorkommnisse »euesser Zeit die Presbyterien nachdrücklich auf die geivlssenhaste Beachtung der Kirchenordnung, wonach die Kirchen zu anderen al« gottesdienstlichen Zwecken nicht ohne Genehmigung deS EonsistoriumS benutzt werden dürfe». * Da» in seinen Grundzügen bereits entworfene Pro gramm über die bevorstehenden Kaisertage »n Wien ist öslerreichischerseitS noch dahin erweitert worden, daß anch ein Ausflug nach Gödvliö beabsichtigt wird, wo eine große Parforcejagd abgehnltcn werden soll. * AuS Agram erfährt da« „Neue Wiener Tagblatt", daß man in ver Umgebung de- Bischofs Stroßmayer nicht« von der Berufung desselben zum Kaiser nach Wien weiß. Sollte aber eine solche erfolgen, so werde Stroßmayer bezüglich seiner Kiewer Depesche zu seiner Rechtfertigung sagen, daß er den ersten Theil seiner Begrüßung einfach aus Citaten der heiligen Schrift zusammenaestellt babc, während der zweite Theil. in welchem von der „Wettmission" der rus sischen Kirche die Rede ist, nichts enthalte, waö der Bischof nicht stets in seinen Hirtenbriefen verkündet und was seine ganze bisherige Wirksamkeit ausgezeichnet habe. Sein Streben nach Anbahnung einer Annäherung zwischen der römischen und orthodoxen Kirche werde auch in Rom hochgeschätzt und getheilt. Eine Encyklika de« Papste« sei in diesem Sinne ge halten gewesen und auch der Abschluß eine« ConcorVatS mit Montenegro habe diesem Ziele gegolten. Zur Begrüßung der Kiewer Feier werde demnäM ebenfalls eine Encyklika erscheinen. Was schließlich die politische Tendenz aiibclangt, so fühle sich Stroßmayer nicht nur als Kroate, sondern auch alS Slawe, der Rußlands „Sieg im Einvernebmen mit unserer Monarchie" wünscht. Es sei seine Ueberzeugung, daß die Lösung der orientalischen Frage auch ohne Krieg mit Oester reich-Ungarn möglich sei, wenn dieses die Aspirationen der slawischen Völker, namentlich in Kroatien und Bosnien, mehr respcctire. Bon der endlichen Annäherung zwischen beiden Kircben sei er vollkommen überzeugt und er werde in dein idealen Streben, diese Annäherung herbeizusühren, stets ver harren. * Die (russische) „St. Petersburger Zeitung" bespricht die Eröffnung der Universität Tom Sk und gelangt zu dem Schlüsse, daß die eigentliche Wirkung deS ActeS »och lange auf sich warten lassen werde. Zunächst werde die Folge Ver ToniSk zu gut gekommenen Vergünstigung sogar nur die sei», daß Ostsibirien »och mehr al» bisher sich vernachlässigt Vorkommen werde. „Von de» Einwohnern Irkutsk«, da« von Tomsk mehrere Tausend Werst entfernt ist, wirb die Näbe de« sibirischen akademischen EentrumS wohl schwerlich besonder« empfunden werden. Die geographische Lage der Stadt TomSk ist in der Tbat eine derartige, daß sie weil mehr »ach dem europäischen Rußland al» den endlosen Flächen OstsibirienS binneigt. Diese Lage wird durch den Bau einer sibirischen Bah» ohne Zweisel noch mehr befestigt werden und das Zurückbleiben Oslsibirie»« hiermit noch deutlicher und stärker hervortreten." Diese Kritik ändert freilich nicht« an der ein fachen Thatsache. daß die russische Regierung, wenn sie Sibirien den europäisch cultivirten Ländern einzureihen beab sichtigt, den Anfang mit dem näher gelegenen, von ver Natur mehr begünstigten, von bessereu Elementen besiedelten West sibirien machen muß. Jur Lage. Berlin, 14. Angust. Nach de» Berichten au- dem Kreis, Rappolt-weiler wurden daselbst, von Markirch ab- qesehen, überall die an-icheidenden Mitglieder d-S KreiS- und Bezirkstag- wndergewäylt. Rech» ungünstig fielen dagegen die Wahlen in Markirch au«. Bürgermeister Kröber, der dem Krei-tag längere Zelt angehörte, ist bau einem minder deutsch« sreundlichen Gegner verdrüngt und an Stelle de« früheren Bezirk«. tag-mstaNrde« Karl Blech ist «in ebensolcher Protestler, Vr. Mahlenbeck, gewählt worden. Der letzter« veröffentlicht in tzer „Markirch« Zeitung" et»» französisch geschrieben« Danksagung, die nach der Uebersehuug der „Straßburger Post" folgendermaßen lautet: „Ihr habt mich zu Eurem Vertreter in den Bezirksrath gewühlt! Aber ich vermulhe nicht, daß Ihr willen« gewesen seid, mich nur mit der Lertheidiqung materieller Interessen zu beaus- tragen; mein ehrenwerther Gegner hätte sie eben so gut, wo nicht besser' veriheidigt. I» einer Zeit, w» die Hand der Polizei aus aste Herzen drückt, habt Ihr jemand gesucht, welcher für Euer Land da« Recht verlangt, nicht ai« ein einsaches Festungsglac-S betiachtet, sondern al- Menschen behandelt zu werde». Ihr habt mich gewählt, um in Eurem Namen gegen die ebenso wenig zu rechtfertigenden nl« verhaßlen Maßregeln zu prolestiren; >ch,danke Euch sür diese- Zeichen de« Vertrauen«. Markirch, den 6. August 1888, gez. Eugen Mühlenbeck." Die Danksagungen der meisten übrigen Gewählten, auch derjenigen, welche nicht unmittelbar ihre deutsche Gesinnung zu betonen in der Lage waren, versprachen wenigsten« eine unparteiliche Bemühung zu Gunsten der Bezirks- bezw. Kreil-Interessen, ins besondere mit Rücksicht aus die Landwirthichast. In Herrn vr. Müblenbect soll der Bezirkstag sür Rapvollsweiler auch den extremen Protestler kenne» lernen, der sich de» Luxu« erlauben kann, den politischen Interessen seiner Wähler die materiellen Interessen seines Wahlkreise- durchweg unterzuordnen. Dem Schulantrag Windthorst läßt der z. Z. im Druck befindliche Geschäsi-bericht der nationnlliberalen Fraktion de« Abgeordneicnhauies folgende Kritik zu Theil werden. Der Antrag schien die Bestimmung zu baden, einen größeren politischen Kamps zu eröffne», den ja der Antragsteller als Führer der LenlrumS- partei, aus Katholikentage» schon im Anfang diese- Jahrzehnt» (im Jahre 1882 in Frankfurt a. M.) angekündigt hatte und der, wie es schien, seitdem auch durch verschiedene Bewegungen der Lenlrum-- Partei systematisch vorbereitet wurde. In diesen Kamps um die Schule emlrctend, fordert da- Eentrum zunächst die bedingungslose llnlerordnuiig des Religion-iehrer- und d s RcligionslehrplauS unter eine geistliche Aussich!. Al« die Voraussetzung, welche zu einer solchen Forderung allein hinsühren konnte, ist ei» tiesgewurzeltes Mißtrauen gegen den Staat als den dermale» entscheidenden Factor im BolkSschulwesen zu betrachten. DaS Ziel de- An trags tritt klar in Erkeniiiiiiß, wenn man sich die doppelte Aussicht — jede mit gleichem Einfluß —, vergegenwärtigt, die hierdurch eiugesitzt werden soll. Der Einfluß, den die Knchrnaussicht im Religionsunterricht sür sich in Anspruch nimmt, müßte umiiillelbar auch de» allgemeinen Lehrplan der Volksschule berühren. Lehrer und Lernende würden der Gefahr au-gesetzt, zwischen Auffassungen, die möglicherweise sich widersprechen, selbst die Wahl zu treffen. Da- hieße die Schulkinder in heillose Ver wirrung bringen, den Lehrerstand in seiner Gesiniiungriüchligkeit verderben. Niemand kann zwei Herren diene»! Der wiaat aber möchte am Ende de» uaseligen Wirrnisse» dadurch auszuweichen suche», daß er de» Religionsunterricht allerdings „frei" gäbe, rüdem er idn nämlich vollständig au» dem Lehrplan der als Staalsanstalt vertheidigten Volksschule striche. Die Hintergedanken de- Antrags sind vielleicht gerade aus diese- Ziel gerichtet. Die staaissreund- lichcn Parteien überhaupt bestreiten ober die Voraussetzung, von der die Eeiitruni-partei zu ihrem Antrag gelangte: das Mißtrauen dem Staate gegenüber, als wäre derselbe mchl gewillt, den Kindern in der Volksschule de» religiösen Unterricht nach den Forderungen ihrer Consession zu Theil werden zu lassen. In der ganzen Entwickelung unseres Schulwesen- liegt da-, allen entscheidende» Faciore» im SlaalSlcbcii maßgebend gebliebene grundsätzliche Bestrebe» offen vor, daß die Volksschule aus religiöser Grund- läge sich ausrichte und erhalten werde. Es ist nicht richlig daß der Staat den Kirchen und ihren Organen in Betreff des religiösen Unterricht- in der Volksschule die ihnen zugesichertcn Be- iugiiisse vorenlhielie. JedensallS iväre die völlige Ausscheidung des Reiigwi>«u»terrichls aus der Volksschule der gesetzlichen Einführung eines zweispalllge» AussichlsrechlS vorzuziehen." Mit vollendeter Uebereinstimniung weisen die deutkchsrel- sinnigen Prcßorgane den Gedanken zurück, gegen Herrn Liebknecht im 6. Berliner Reichstag-Wahlkreis einen gemeinsamen Landidaten der Ordnung-Parteien aufzustellen, der eben als gemeinsamer Candidat kein Parleiman» sei» dürste. Zn der Höhe der Auflassung, welche Voraussetzung eine- solchen Schritte- wäre, verinögen sich die Organe jener Parteirichiung nicht emporznichwingeu. Sticht eines derselben bringt cS über sich, dem Gedanken an sich wenigsten- in der Abstraktion eine Berechtigung zuzuerkennen, ge schweige denn, ihm praktisch näher zu treten. Hat somit die „Nord- deutsche Allgemeine Zeitung" mit ihrer Anregung in der Sache selbst nichts erreicht, so hat sie doch, gerade durch da- unmittelbare Hcraustreteu mit ihrem Vorschlag, aus das Grellste darüber Klar- beit verbreitet, wie ungemein tief im Boden der Berliner Wahlbewe gung der Parteigeist Wurzel geschlagen Hai. Die besonderen Enischließnng-gründe der Freisinnigen zu untersuchen, ist nicht recht lohnend. Man ist zu sehr aus Bermuthuuge» angewiesen. Jedcnsalls sind sie über den Vorwurf erhaben, die Wahlziffern calculalorisch unrichtig zu gruppiren. Es ist ihnen so gut wie un- bekannt, daß der Wahlkreis über 86.600 Wähler zählt, die Socialdemokratie aber verinuihUch mit 30 460 Stimmen ihren allerhöchsten Besitzstand erreich! hat, daß also rund 56 000 iiichlsocialdemokralische Wähler im Kreise vorhanden sind, denen nur die einigende Parole fehlt, um ihre Mehrheit zum Ausdruck zu bringen. Weiterhin ist di« Vermulhung nicht ganz abzuweisen, daß der freisinnige Durchschnittswahler in Berlin für einen wirklich parteilosen Mitbürger als gemeinsamen Ordnung-candidaten min- bestens ebenso nachdrücklich eintrete» möchte, wo nicht gerade für einen solchen wen sirndiger, al- sür einen von Fraction-wegen vor- geschriebenen Zählcandidaien. Diese Bermuthung hot jedensall« einen kräftigen Stützpunct in der hochgradig enlwickelten. täglich zu brobachtcndcn Nbiirigunq de- Bürgerstandes gegen da» lärmende, in allen socialen Beziehungen Zwietracht tragende Gebühren des Lieb» knechl'schen Anhanges. Kann aber jener Bermuthung ernstuast nicht widersprochen wersen, so fällt ein sehr verdächtiges L cht aus die hastigen Bemühungen de« Deulichsreisinns, mit oberflächlichen Rede wendungen über die Anregung zur Sammlung oller ordnnng». srenndlichei. Elemente hinwegzugleiten. Angesichts der eben er- wähnten Gesinnungen de« freisinnig wühlenden Theiles de« Bürger- stände- erscheint e- jedoch sehr zwriselhast, daß die freisinnige Presse den angeregten Gedanken nunmehr auch sür alle Zeiten unterdrückt laben sollte. Militairisches. * Groß-Glienicke, 11. August. (Telegramm der „Dost".) Nachdem Ee. Majestät der Kaiser früh halb süns Uhr die Pot«, damer Garnison, von Caserne zu Lasern« reitend, alarmirt hatte, rückten die Truppen als Südcorps gegen Spandau vor, um diese- zu ceriiiren. Nachdem die Vorhut de« Svandauec Fori«, aus einem Bataillon Jnsanterie bestehend, vor Groß>Glienicke umzingelt und zurückgeichlaqrn war, ging da« Lorps gegen Karolinenhöde vor. Zwischen Groß-Alienicke und «arolinenhöhe aus den Gaion-er Bergen stieß da- Südcorv« aus eine Position de- feindlichen Nordcorps. Mit aufgelösten Schützenlinien ging da« 1. Garderegiment z. F. und da- Lehr-Jnsonterie-Bataillon, letztere« untcr Beseht de« Major« von Schüler, auf den Feind lo«, welcher seine Artillerie eiaqegrabea und auch Schützengräben ausqeworsen hatte. Se. Majestät befand sich in der Feuerlinie de- Südcorv-: Allerböchftderselbe trug kleine Generol-unisorm, hohe Stiesel, den Stern vom Schwarzen Adler- Orden, Scdürpr und Helm. — Da- Nordcorv« stützte sich in der linken Flanke aus ein kleines Gehölz, in der rechten Flanke auf Karolinenhöde. Ta- Südcorv« drang sogleich vor und nahm um >0'/, Uhr nach hartem Kamps Karolinen Höhe; der Feind zog sich aus Spandau zurück. Da- Süd- corpr stellte aus Karolinenhöhe seine Vorposten aus und ging mit dem Rest bi- Groß-Glienicke zurück. Beide Lorp- kochen ab, dann erneuert sich da- Besicht. Se. Majestät dielt um 11 Uhr eine lang, Kritik ab und begab sich sodann in da« kaiserzelt, welche- ans den Gatower Berge» oasgrschlagen war. Li« deutsch« »ad di« preußisch« -. »siren den Eingang. Bor dem Zelt« link- tm virk«ngebüsch ist die kaiserliche Tasel ausgeichlagrn. Um dieselbe ist der Generalstab Sr. Majestät versammelt. Der Kaiser sitzt an der rechten Längsseite am rechten Flügel. — Die Truppen haben die kolossalen Marsch, anstrenauiigen bewunderung-würdig ertragen; alle sind völlig tutact und frisch. Die Artillerie de» Südcorp« trug zur Entscheidung de- Gesechi- hauptsächlich bei. Da- Besicht wurd« durch die Flanken- l eweguna bei Südcorps nach links mit der Direktion aus Karolinen- She entschieden. — Wahrscheinlich um 3 Uhr geht- weiter. Die Gruppen in den beiders itigeu Lagern geben ein malerische- Bild ab. Neuer Theater. Leipzig, 12. August. Es wischst nicht zum ersten Male Unkraut" auf dem sonst so einträglichen Lustspielacker de- Herrn von Moser. Schon oft sah er eS aufgehen, wenn er geglaubt hatte, Weizen gesäet zu haben! Sein neueste-Lust spiel: „Unkraut", ist glücklicherweise etwa- besser, alS sein Name besagt, wenn r« auch bei der gestrigen ersten Aus führung nur einen Achtungserfolg errang, und daS fröhliche Gelächter, daS sonst bei Moser'schen PremiSren vorherrscht, nur gegen den Schluß hin sich schüchtern hervorwagte. Aber Herr von Moser wollte diesmal auch mehr aiS „Spaßmacher" sein. Er hatte, wie schon oft, eine gut« Lustspielidee und wollte sie die«mal auch al« „Lustspiel" verwerthcn. Er unternahm e-, einmal da- „Unkraut" der menschlichen Gesell schaft. die Dandh'S und Roud'S unserer Zeit, auf der Bühne mit dem Brennspiegel der Satire zu beleuchten, und daS Unternehmen wäre gewiß einer modernen Moliäre würdig gewesen. Im ersten Act seine« Stücke- spricht auch die Gräfin Zsselburg wiederholt von diesem „Unkraut" der SalonS, und man erwartet einfzritgenössischeS Sittenbild von drastischer Färbung. Da springt der Autor plötzlich wieder von der Idee ab. Er ersinnt sich, daß ja die einfachen „Feld- blumen", die zwischen den stolzen Garben blühen, auch als „Unkraut" von der praktischen Lankwirthschast betrachtet werden und nun wendet er seine ganze Neigung einer Feld blume, der schlichten, harmlosen Rosa, einer Art „Gänschen von Bnchenau", zu, die von den vornehmen Mitgliedern der Gesellschaft Zssclvurg als „Unkraut" betrachtet wird, schließ lich aber daS Herz des flatterhaften Max von Nodenstein im Sturm erobert. Aber auch der Triumph dieser Natursee im aristokratischen Salon derer von Zsselburg scheint dem Antor nicht Zweck de« Lustspiels gewesen zu sein. Er hat noch eine andere Idee gehabt. Er wollte zeigen, wie ein junge- Paar, da« noch wenig bekannt mit den Stürmen der großen Welt ist, in zahlreiche Gefahren und sittliche Versuchungen geräth, schließlich aber doch in seiner Liebe den sittlichen Halt weiter findet. DaS wäre ei» sittliches Problem, Wohl Werth, einem Lustspieldichter als Stoff zu diene«. Aber auch diese Idee ist nicht zur Ausführung gekommen. Wir sehen nur eine sonderbare Mutter und einen alten Onkel zusammen experimcntiren, nm ein jnngcS Paar ineinander verliebt zu machen. DaS Experiment besteht darin, daß die jungen Leute „in den Strudel. Strudel 'nein" gestürzt werden, ein Experiment, daS mindesten- zu den gewagten pädagogischen Maßregeln gebören dürste. Schließlich wird eS Herrn von Moser selbst zu bunt. Da arrangirt er einen Maskenball, dessen komische Motive den „Rosa Domino«" und der „Fledermaus" entlehnt sind, und aus diesem Maskenball, wo sich schließlich alle Paare in Wonne finden, ist er wieder in seinem eigentlichen Elemente. Hier sprudelt wieder seine ganze ergötzliche Komik hervor, und namentlich die Wcrbescene zwischen Röschen und Max von Rodenstein ist von prächtigem Humor durchweht. Die Planlosigkeit hat auch diesem neuesten „Lustspiel" geschadet, und wir glauben schwerlich, daß e« der Löwe der Saison werden wird. Anch könnten zahlreiche Kürzungen zum Vor- lheil des Ganzen vorgenommen werden. Der Dialog ist nicht voll Esprit, wohl aber mit sinnigen Bonmots und Bildern gespickt, die zum Theil origineller Art sind. Gespielt wurde da» Stück ausgezeichnet. Sämmtliche Rollen waren gut besetzt, und man hatte offenbar Fleiß aus die Einsludirung verwandt. Da« sympathische Paar, Rö-chen Herbach und Max von Ravenstein, wurde von Fräulein Flösse! und Herrn Hänseler gespielt. Fräulein Flöffel verstand eS ausgezeichnet. da- harmlose, offene Wesen deS NaturkindeS hervorzukehren, während Herr Hänseler aus dem Max» von Redenstein «inen liebenswürdigen Schwcrenvlber machte. Ein guter Cbarakterkops war auch der alte Rodenstein deS Herrn Adolf Müller, der den gut- müthigen, alten Rouü lebensvoll zur Geltung brachte. Herr Baxmann spielte den Maler Lenkart mit humoristischer Seelenruhe, und fand i» Frl. Pölitz als ElSbeth «ine anmutbige Partnerin. Nicht minder frisch und natürlich repräsenlirte Frl. Witt die lebenslustige Gräfin Lucie. Herr Slraßmann hatte alS Graf Zsselburg eine Metamorphose vom langweiligen Gelehrten zum flotten Lebemann durch zumachen, und wußte beide Charaktereigenschaften glücklich wiederzugeben. Herr Meery kann unsere« Erachtens den Balär von MelinSky noch komischer gestalten. Auch Herr Quincke wußle so gut wie nicht- mit dem Bücherwurm Vincent anzusangen. Es war kein Funken von Komik in dieser Figur. Ta wirkte der Kellner de« Herrn Greiner humoristischer. Frl. Trubn gab die Gräfin Zffelbürg. Frl. Lauter dach die Frau Herbach angemessen. Am meisten gefiel der letzte Act, nach dem lebhaft applaudirt, irren wir nicht, auch der Dichter vor die Rampen gerufen wurde. Hermann Pilz. Musik. <5 Der an einem Herzschlag verstorbene Musikdirektor R. Traut- mann in Breslau war l840 in Strehlen geboren und bereit- seit 1862 in Breslau, zuerst als Eoncertmeister der Theatercavelle. später als Leiter der Brlcger'schen Lovelle und seit !87v al- Dirigent seiner eigenen Lavelle thätig. In der Bffe lauer Presse wird tbm nach- gerühmt, daß er cm echter ganzer Künstler gewesen sei und echte wahre Kunst und Kllnstlerschast jederzeit kräftig gefördert habe. Durch seine ToiinerSlags-Toncerte im Eoncerthause hat Trautmann viel zur Hebung de- musikalischen Sinnes der Breslauer beigetragea. Leipziger Technikerverein. Q Leipzig, 11. August. Der letzte Vereinsabend, welcher von Mitgliedern »nd Gästen zahlreich besucht war, brachie einen längeren Vortrag de» Herrn Ingenieur Emil Beil, Lehrer» an der Dre-dner Gewerbeschule, und zwar über ein auch die technischen Kreise nahe berührende- Thema: „Betrachtungen über Fach- unterricht für Maschinenbauer in Gewerbeschulen, vom praktisch-technischen Staudpant« au« beurthellt." Der vartraaende gedacht« »nnöchft ausführlich der aeaerdtng« sich geltend mache«»«», farlichrittlichen Vestredüngea ans dem Gebt«»«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht