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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188905161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-05
- Tag1889-05-16
- Monat1889-05
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1889
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Erschein tsgltth früh SV, Uhr. RetaM» »»h Lr»edMo» g,ha»»e«gosie 6. -Prech-untea der Ned«ti<«: »ormtttag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. «»»»tz»« »er für »te «tchftf-lgend« «»»»er keM»mten S»srratr »» Sachentagr« »t« t Uhr Nachmttia,», «,»««»- u«K Kestta,ru früh »t«Uhr. 3» dt« Filiale« für 3ns.-2l««ahmr: vtt« Meau«, Uuiversttättftraß« 1. L««t» Lösch«, Katharlueaftr. 23 Part. und Küaigsplatz 7, ,«r bi» '/,L Uhr. WpMr.TirMM Anzeiger. Organ fir Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschLstsverkehr. vierteljährlich 4>/, Mk. »el. Vringerlohn b Mk.. durch di» Pap bezogen 6 Mk. Jede «iazelae Plummer So Vs. Velegeremplar 10 VI Gebühren sür Extrabeilage, (>, Taqedlatt-Format gesalzt) «h«e Poftdesürderung 60 Mk. »tt Voftbesürderung 70 Mk. Inserate S gespaltene Petitzeil« »0 M. «rohere Schriften lant uns. Preisaerzeichntß. Tabellarischer n. giffernsa» »ach höher« Tarif. Urelamr« »»»er de« Nedarti,»ostrich di« äaeipalt. ZeüebOPs, vardeaFamilleaaachricht»» di« 6g«spalten« geile 40 Vf. Jalerate find stet« an die «rtzeSttt»» »» seudrL — Rabatt wird nicht gegebe». Zahlung praauiuuaranäo oder durch Post» Nachnahme. 136. Donnerstag den 16. Mai 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vrklnmtmachml-. Da« ftölöttsche Aretbad am Kopswehre wird am 1K. d. Mt», eröffnet. Die Beuussichtigung desselben ist auch in diesem Jahre Herrn Fischermeister Karl Wilhelm Meißner hier übertragen worden. Kür die Benutzung de« Freibade« gelten die unter (2 nach» stehenden Vorschriften. Leipzig, am 11. Mai 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. li>. 2224. 6r. Georgi. Rüling. . T 1) Die Anstalt kann in der Zeit »on Morgen« b bi« Nachmittag« 1'/, Uhr und von Nachmittag» 3'/, Uhr bi« »um Dunkelwerden uaenlgrltlich benutzt werden. 2) Die tigliche Schlußzeil wird durch zwei Zeichen mit der «locke angegeben. 3) Nach dem ersten Zeichen wird Niemand mehr eingelassen, nach dem zweiten haben die Badenden sich losort au« de» Baisin« und sodann mit möglichster Beschleunigung au« der Anstalt zu entferne». 4) Erwachsen« werde» t» da« Bad n»r zngelossea, wenn sie mit Badehose» versehen find. b) Die Perron«, Brücken, Au«, und Ankleidestelle», valsta« und sonstige» Räumlichkeiten der Anstalt dürft» ln keiner Weift der» uureinigt werden. 6) Niemand darf de» Andere» bespritzen, untertauchea oder sonst belästigen. 7) Alle« »nnSihtge Schreien, Lürme» und Hernmlausra t» der Anstatt ist uatersagt. 8) Abwaschungen mit Seift dürfen nur an dem dazu bestimmen Orte vorgenommen werde». 9) Da« Ein« und Aurstetgen dars nur aus den Treppen geschehen. 10) Di- jedesmalige Benutzung der Anstalt ist aus die Dauer einer Stunde beschränkt. 11) Da« Milbringe» von Hunde« in die Anstalt ist verboten. 12) Da« Betreten der RasenbSschungen, da« Uebersteigen der Barr-«re» und da» Baden in den Zu» »nd Abflußgräben ist nicht gestattet. 13) Jeder Besucher der Anstalt hat dem Aufseher auf dessen Verlangen seine» Namen und Stand, sowie sein« Wohnung zu nennen. 14) Deo Anordnungen de« Ausseher» ist unweigerlich Folge zu leiste». gen deuselben oder Zuwiderhandlungen den mit «kldstraft »d«r Hast, oder auch Benutzung der Anstalt geahndet. Vekanutniachung. Di« Umlegung und Ergänzung der Fußwege der König» straße soll bei Gelegenheit der Aephallirung dieser Straße vorgenommeu und an einen Unternehmer in Aocord verdungen werben. Die Bedingungen und Zeichn ngen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berivaltung, Rathhau-, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, au» und kvnnen daselbst eingeseheu oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote find versiegelt und mit der Aufschrift: „Fußwege der König» straße" versoheu ebendaselbst und zwar bis zum 25. diese« Monat» Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehneu. Leipzig, den 14. Mai 1889. DeS Raths der Stadt Leipzig Id 1652. StraßeabaU'Depatattoa. - VekLimtmachlmg. Dir machen hierdurch aus die hierorts bestehende Bestim mung aufmerksam, wonach, wenn eine Familie mehr al» drei Kinder zu gleicher Zeit zur Volk-schule schickt, auf Ansuchen der Elter» oder deren Stellvertreter »ur sür die drei jüngsten Kinder Schulgeld erhoben werden soll. Diese Bestimmung kann selbstverständlich dann keine An Wendung finden, wen» schon einem oder mehreren Kindern einer Familie freier Schulunterricht gewährt wird. Leipzig, am 14. Mai 1889. ^er SchulauSfchuß der Stadt Leipzig. Walter. Lehnert. Dir Abordnung der Lergleute beim Laiscr. Durch die Gewährung einer Audienz beim Kaiser für die Vertreter der streikenden Bergleute im rheinisch-westfälischen Kohlengebiet hat die ganze Bewegung ein anderes Aussehen erhalten. Der patriarchalische Zug, welcher da» Verhäliniß zwischen Fürst und Volk im Königreich Preußen von jeher kennzrichnete, ist seit Lei» Regierungsantritt Kaiser Wilhelm'- wieder ganz besonder» stark hervorgetreten. Schon zum dritten Mal hat der Kaiser Arbeiterabordnnngen empfangen: zuerst i« Bre«lau, dann in Berlin die Vertreter der Innungen, welche ihm ihre Glückwünsche zu seiiiem Geburt« tage darbrachten, und jetzt wieder die Abgesandten der Bergleute. Die einleitenden Worte, welche der Kaiser an die Bergleute richtete, machen «inen auiuehmend wohl» thuenten Eindruck: „Jeder Unterlhan, wenn er einen Wunsch oder ein, Bitte vorbringt, hat selbstverständlich da» Ohr seine» Kaiser»" — da» klingt so herzlich, daß e» seine Wirkung auf die streikenden Bergleute nicht verfehlen wird. Aber euch die vertrauen-volle Form, in welchem die Bergleute dem Kaiser ihr Anliegen vorge tragen haben, spricht zu Gunsten der Bittsteller: „Sprechen Euer Majestät nur ein Wort, so würbe e« sich gleich ändern, und manche Thräne würde getrocknet sein." Da» ist der richtige Ton. wie die Arbeiter-Angelegenheiten behandelt werden müssen. Mit Hiß und Bitterkeit, mit gegenseitiger Verhetzung oder gar mit Verhöhnung von Recht und Geftss und mit blutigen Eewaltthaten kommen wir nicht weiter. Die Sache muß init Ruhe und Besonnenheit aus Seiten der Arbeiter, mit Menschenfreundlichkeit und Wohlwollen au Seiten der Arbeitgeber geprüft werden, bann wird da» Er- gedniß sür beide T heile zusriedenstellend sei» Die Antwort de» Kaiser» aus die Miilheilung der Ior derungcn der Bergleute: achtstündige Schicki und die Eröffn uung von Unterhandlungen zwischen Arbeitern und Arbeit gebern, ist so gut ausgefallen, wie sie von den Bergleuten nur irgend erwartet werden konnte. Die Forderungen sollen durch di« Regierung eingehend geprüft und da» Ergebnis durch die dazu bestimmte» Behörde» den Bergleuten mit- Hettzeitt »erde». Daß diese A»twort nicht nur de» For derungen der Gerechtigkeit entspreche»)», sonder» auch woblwollend gehallen sein wird, dafür bürgt die arbeiten» reundliche Gesinnung, von welcher die Regierung beseelt ist, noch mehr aber da« persönlich« Interesse, welche« der kaiser den Bergleuten entgegenbringt. Der Kaiser hat dem Ministerrath am Sonntag beigewohnt, welcher dem Streik im Ruhr - Kohlengebiete gewidmet war, und ist auch sonst bemüht gewesen, sich über die Sach lage zu unterrichle». Al» Grundbedingung sür eine fried liche und den Wünschen der Bergleute entgegenkommende Regelung der Angelegenheit hat der Kaiser d>e An-schlicßung ociaidemokratischer Bestrebungen au» der Bewegung gefordert, olllen diese sich geltend machen, dann würbe gegen jeden »»gesetzlichen Widerstand mit größter Strenge und unter Auf gebot der vollen zur Verfügung stehenden Macht vorgeganaen werden. Der Kaiser bemerkte hierbei ausdrücklich, daß sür ihn Socialdemokrat mit Reich-seinv und Balerlandrseind gleichbedeutend sei. Bisher trug die Bewegung keinen social- demokratischen Ebarakter, da» geht au« der ganzen Ent wickelung hervor; das Vorkommen von rotbcn Fahnen mit Inschriften aus einzelnen Zechen, wie die von un» erwähnte aus der Zeche Consolibalion bei Schalke, ist dafür nicht maß gebend, e» kommt auf die Entstehung der Bewegung an, und bei dieser haben Sociaidemokralen nicht die Hand im Spiele gehabt. Es kommt jetzt allmälia Licht in den Ursprung und den verlaus der Sache. Seit Jahren kämpfen die Bergleute im rheinisch-westfälische-. Kohlenbecken sür die Verbesserung der Knappschastscasse, und im März und April fanden in Essen Delegirien-Berathungen vieler Knappenvereine statt, welche der Reform der KnappschasiScaste galten. Im Lause der Erörterung kam auch die Lohnsrage und die achtstündige Schicht zur Sprache. Diese Forderungen sollten auf einem nach Dorstfeld berufenen Dclegirtentage der gesammten Berg- uno Salincnvereine Deutschland» bcrathen und dann bei den Zechenverwaltungen ordnungsgemäß dorgebracht werden. Dieser Delegirtenlag war von Friedrich Bunte in Dort mund, den Führer der Abordnung an den Kaiser, eiabe- rufcn worden. Obwohl in rinzelnen Vereinen und Ver sammlungen von Streik die Rebe war. so entschied sich die Mehrheit stets gegen einen solchen. Da ior Verteil plötzlich, wie die in Dortmund erscheinende „Tre- monia" miilheilt, am 4. Mai etwa 60 Schlepper und Pscrdctrciber aus der Zeche Hibernia Lohnerhöhung. Die Verwaltung der Zeche entließ die Leute, uud diese machte» Lärm uud kamen mit der Polizei in Streit. Da»» zogen dir Streikenden »ach der Zeche Pluto und veranlaßien dort eine Anzahl Schlepper und Pierdetreiber, gleichfalls die Arbeit nieverzuiegen. Mil Liesen zogen sie nach Gelsenkirchrn, und hier gab ein Rcvolverschnß an» einem G-'schästShause da» Zeichen zu den Ruhestörungen, welche die Abwehr durch Truppen nöthiq machten. So entstand der Streik der Beleg- schasten der Zechen Hibernia und Pluto und der benach- baiten Zechen, und von dort au« pflanzte sich die Bewegung aus das rbeinisch-westsälische Kohlengebitt fort, welches jetzt zum größten Theil davon ergriffen ist. Man ersteht daraus, daß die Frage de- ContractbruchS von den streikenden Bergleuten gar nicht erwogen worden ist, sondern daß sie unter dem Druck einer aus sie einstürmenben starken Erregung gebandelt haben, als sie mastenweise die Arbeit nicderlegten. Darüber, baß die Löhne zu niedrig seien, daß andere Mißbräuche bestehen, wie die Ausdehnung der Schicht zeit, der Abstrich von Ucberverdienst bei besonder» glücklicher Ausbeute und daS Nullen, b. h. die Nichtanrechnung der ge förderten Wagen bei vorschriftswidriger Füllung u. s. w., herrscht nur eine Stimme. Ungesetzlich bleibt der Contracl bruch darum doch, aber er kann nicht zum Borwand dienen, uni die berechtigten Forderungen der Bergleute abzulehne» DaS soll auch »ach dem der Abordnung kundgegebenen Willen keS Kaisers nicht geschehe», die Forderungen sollen vielmehr sorg faltig geprüft und danach die Entscheidung gefällt werden Nur sollen die Bergleute, welche die Arbeit wieder aiisnebmen wollen, nicht daran gewaltsam verhindert werben, und Aus schreitungen gegen die öffentliche Ordnung und Ruhe sollen die verdiente Zurückweisung erfahren. Wie ein Ausruf keS Central-Streikcomit-S zeigt, habe» die Leiter der Bewegung sür die Rechtmäßigkeit dieser Forderungen volle- Versiänkniß, denn sie warnen eindringlich vor Ankschreilungc», welche nur der Gegenpartei zu Äute kommen, die Bergleute aber »in die Frucht des Streiks bringen würden, die ihnen bei ruhigem und besonnenem AuS harren nicht fehlen könne. Die kaiserliche Antwort on die Abordnung wird aber ihre Wirkung nicht nur auf die Bergleute, sondern auch a» die Grubcnvorslände thun, welche daran- ersehen werden, da die Negierung vollkommen unparteiisch zu verfahren ent schloffen ist. Die Bergleute sind von der Gerechtigkeit ihrer Sache durchdrungen, »nd da die öffentliche Meinung im Kohlengebiet auf ihier Seite steht, so liegt die vermuihung nahe, daß e« nicht die Bergleute sind, welche die Hauvtschuiv an dem Ausbruch deS Streike- tragen. In einzelnen Zechen dl» Dortmunder und Essener Bezirke» haben die Bergleute zwar die Arbeit wieder ausgenommen, aber in der Haupt fache scheint man daran fesizuhalien, daß erst ein entgegen kommender Gesammtschritt der Grubenvorstände geschehen muß, bevor da» Enke de« Streik» abzuleben ist. In diesem Sinne hat sich der Wortführer der Abordnung den, Kaiser gegenüber ausgesprochen, und daS wird voraussichtlich euch von den Bergleuten als Richtschnur ihre» Verhalten» be trachtet werde». ^ ^ * Berlin, 14 Mai? (Wiederhol* da nur in einem Tbeil« unserer gestrigen Auflag: enthalten.) Heute Nachmittag 3 Uhr 10 Minuten wurde die Deputation der Delegirlen der Knapvenvereine im Ruhr-Koblenreviere, die «eraleuie Schröder, Siegel und Bunte, im Fahaensaale d-S kö »glichen Schlosse« von Sr. Majrstät dem Kaiser emviongen. Nachdem zunächst der Bergmann Schröder al» Spircher der Drpuiaiion Sr. Majestät den Dank drr Gewährung der Audienz autge'vrochrn. die Grüß: der Knappenvereine überbrochl und da« Wohiwoile» de« Kaiser« für die Wünsche drr Arbeiter erdete» holte, erklärte derselbe aus die Frage Lr. Majestät» was sür Forderungen von den Arbeitern erhoben würde«: „Wir fordern, wa» wir von unseren Vätern ererbt haben, nämlich die achtstündige Schicht. Ans dt« Lohnerhöhung legen wir nicht den Weith. Dir Arbeitgeber müßten «>t «»« i» Unterhandlung treten wir sind nicht starrköpfig. Sprrche» Ew. Majestät nnr «in Wort. Io würde es sich gleich ändern, »nd manche Thräne würde grtrockuet sei»." Hieir-us erwderte Se. Majestät der Kaiser »ngriähr Folgende« .Zeder UnteNdn», wen» er eine, «nasch oder eine Bitte voeirägt. hat selbstverständlich da« Ohr setne« Koffer«. Do« ha», Ich dadarch gezeigd, daß Ich der Deputation gestattet habe, hterher »« kommen »ad ihre Wüalthe persäuilch vorzu'.ragen. Ihr habt Euch aber in« Unrecht geletzt, denn die Bewegung ist ein« ungesetzliche, schon deshalb, weil di« vierzehntigige KändtgungSsrtst a cht lnnegehalteu ist, nach deren Ablaus die Arbeiter gesetzlich berechtigt gewesen sein würden, die Arbeit eiuzustelle». I» Folge dessen seid Ihr coatrac». brüchig. Et ist selbstverstiudlich, daß dieser Eontractbruch die Arbeitgeber gereizt Hai und sie schädigt. Ferner find Arbeiter, welche nicht streiken wollten, mit Gewalt oder durch Drohungen ver- jindert w rdeu. ihre Arbeit sortzusetzeu. Sodann haben sich einzelne Ilrbriter au obrigkeülicheu Organen und fremdem Eigculhume ver. »risse» und sogar der zu deren Sicherheit herdeigeruseueu uillitairlichen Macht iu einzelnen Fällen thällichca Widerstand entgegengesetzt. Endlich wallt Ihr, daß die Arbeit erst daun gleichmäßig wieder ausgenommen werde, wenn aus allen Gruben Tore iimnulichru Forderungen erfüllt sind. Wa« die Forderungen selbst betrifft, so werde Ich diese durch Meine Regierung genau prüft» und Luch da« Ergebniß der Untersuchung durch die dazu bestimmten Behörden zugehen lassen. Sollten aber Ausschreitungen gegen die öffentluti« Ordnung «nd Rübe Vorkommen, ollte sich der Zusammenhang der Bewegung mit sorialdemokrolsschen Kressen Herausstellen, so würde Ich nicht im Stande sein, Eure Wünsch« mit Meinem königliche» Wohlwollen zu erwägen. Tenn sür Mich ist jeder Socialdemokrat gleichbedeutend mt Reich«- und ValrrlandSftiud. Merke Ich daher, daß sich socialdemokratssche Tendenzen in die Bewegung mischen und zu ungejetzlichem Wider stande anreizen, so würde Ich mit unnachsichtücher Strenge ein- chreiten und die volle Gewalt, die Mir zusteht — und dieselbe ist eine große — zur Anwendung bringen. Fahrt nun nach Hause, überlegt, wa« Ich geiagt, und sucht aus Eure Kameraden elnzuwirkru. daß dieselbe» zur Ueberleguua zurückkehren. Bor Allem aber dürst Ihr unter keinen Umständen sotchr von Eueren Kameraden, welche die Arbeit wieder onsnehmen wolleu, daran hindern.* Der Bergmann Schröder sprach hieraus nochmal« den Dank ür die gewahrte Audienz au«. Leipzig, 16. Mai. * König Humbert von Italien wird auf seinem Besuche bei dem Kaiser begleitet sein von dem Ehevalier EriSpi. Ministerpräsident und Minister de» Ueußern; Graf Past. Generallftutenanl und erster Eeneraladjutant: Eomm ll. Rattazzi, Generalsecretair de» Ministerium» de« königlichen Hause»; Graf Gianotti,Oberst-Hosceremonienmeister; General- inojor Aiake, Generaladjulanl; Contreavmiral Accmni, Generaladiutaut; Eormnandeur S. Nurisio, Ehes der geheimen Canzlei; Oberstlieutcnant Gras v. Eancra di Salasro. Ad- iutant; Oberstlieulenant E. Aprofio, Adjutant; Major O. Lorruzi. Adjutant; Eommandeur P. Earasa d> Nojo. Eere- » onieumeister; Eonim. E. Sagiione. Leibarzt de» König»; '^o,:-». G. Boritio. Chef de» Telegraphenamte» de» königliche» Hause«. —Zum Empfange de« König» werde» gegenwärtig Vorbereitungen g-plant, die in ihrem ganzen Charakter übrr daS sonst übliche Maß hinau-gehen sollen, vor einigen Tage» bat. wie die .Vossislve Zeitung* mitlheilt. unter dem Vorsitz deS BaurathS Böckmann rine Vorbesprechung von Architekten und Künstlern staltgesunden, wonach e» bei der etwaigen AuSsüßrung an Kräften ersten Range» nicht mangeln wird. Maßgebend für die Weiterentwickelung de» Gedanken» dürfte cS sein, ob die städtischen Behörden die erforderlichen Mittel bewilligen werden, sowie ferner, ob an maßgebender Stelle da» Bestreben, den Gast de« Kaiser» durch die Bürger- schaft zu ehren, beifällig ausgenommen wird, wa» nach allem BlSberigen kaum in Zweifel gezogen Werden kann. E» würde da« seit langer Z-it wieder der erste Fall sein, daß einem auswärtigen Herrscher ein besonderer Empfang seilen- ver Stadt Berlin bereitet wird. Man glaubt in den betreffenden Kreisen, daß i» Rücksicht der großen Anstrengungen, welche in Nom bei dem Besuche deS Kaiser- gemacht wurden, Berlin nicht zögern wird, sremidschasltiche Beziehungen zu erneuern. * Die Schmerling-Feier in Wien am Montag ge staltete sich zu einer großartigen Ovation sür den liberalen Staatsmann und Staatsbeamten. Die liberale Opposition de» Abgeordnetenhauses entsandte zur Beglückwünschung den gesaininlen Vorstand der vereinigten deutschen Linken unter Plcner'S Führung. Derselbe hielt eine Ansprache, in welcher er hervorhob. daß an den Namen Schmerling sich in Oester reich alle Bestrebungen für die ReichSeinheit und liberale Entwickelung geknüpft haben. Ein aller Diener deS Staate- feiere heute die seltene Gedenkfeier 60jährigen treuen Staats dienste-; derselbe habe in seinem ganzen Leben bewiesen, wie da« alte aufgeklärte Beamtenlhum immer de», Fortschritt Bahne» öffnete. Schmerling antwortete: Er sei immer für die Einheit te» Staate» und für liberale Einrichtungen ei»- gelrelen, und freue sich, heute die Glückwünsche einer Partei zu empfangen, welcher er al- GesiiiinmgSgenossc angcböre. Auch er glaube, baß auf diesem Wege allein die richtige Ent Wickelung liege, und er danke sür die Anerkennung * In Warschau erhält sich da- Gerücht, daß der Zar g-gen Ende d. M. zum Besuche daselbst eintressen werde. Bekanntlich waren in der letzten Zeit auch Gerüchte ver breitet, daß ter Zar die Absicht habe, sich in Warschau als König von Polen kröne» zu lassen. Mit dieser Combiiiativ» wurden ivcrtcre Gerüchte über die Berufung de» MarquiS WjelcpolSki nach Petersburg in Zusammenhang gebracht. All diese Gerüchte lassen sich begreiflicher Weise schwer contro- liren, allein damit, daß in Warschau an einen bevorstebenden Besuch geglaubt werde, scheint e» seine Richtigke t zu baden. Die Angabe de» ZeilpuncteS dürste indessen kau», zutreffend lein, da e» nicht zu de» Petersburger Gepflogenheiten gehört, Nähere« bezüglich teS ZeilpuncteS der kaiserlichen Reisen im voran» bekannt werten zu lasten. * Fürst Nicolau« von Montenegro hat seine längst aiigeküiidigle Resse nach St. Petersburg Uber Wien an getreten. Ter Zweck der Reise ist die Abholung seiner Tochter * Da» Bukarest er Albanesenblatt „Skipelar" fordert für die Albanese» die Unterstützung de« Sultan» gegen die ihre Nationalität bedrohenden Slawen und Griechen. * Eine in Zürich abgehaltene focialistische Volk- Versammlung. welche von 800 Personen besucht war, beschloß einen Protest gegen die Ausweisung teS Lutz und gegen die der Rüsten. Ausweisungen sollen nicht mehr in» Belieben de» „politisch abhängigen und gebundenen Bunde» ralhe«" gestellt, sondern nur Krajt rine« nicht politischen R'cklerspruche« verfügt werden. * Der ia Rom tagende Frieden-congreß hat i»il großer Majorität eine Toge»ordoung angenommen, welche den Wunsch ausspricht, daß sich die Regierungen dehus» Verminderung der allgememen Rüstungen uulereiuander verständige» müssen, daß di« militairische Organisation mebr zur vertheidigung al» zum Angriff dieuen möge, daß d>< Bürg«, von Kuzdhrft an zur v«rtheib,gu»g des Vaterland«« Im Falle eine» Angriff«, vorbereitet würden, und daß die Presse im Verein mit den Deputaten dies« Ansichten popu- laristren möchte. * Wie der .Kreuzzeitung" au» London berichtet wird bricht sich dort die in der Haltung der Regierung und de» Parlaments in Angelegenheiten der Flotte bekundete Ueberzeuqung, daß England mit den mittrleuropäi- chen Äkächten Hand in Hand gehen müsse, in immer weiteren Kreisen Babn. Mag auch die vielfach ver breitete Annahme, daß Verabredungen zwischen England und den der Tripelallianz angehvrenden Machten bestehen, soweit e» sich um bestimmte Abmachungen handelt, nicht zutreffend ein, so ist doch an der stillschweigenden Uebereinstimmung nickt zu zweifeln. E« herrscht in den politischen Kreisen »ur eine Meinung darüber, daß sür den Fall, ai» e» zu euro päischen Sckwierigkeiten kommen sollte. England und die mitteleuropäischen Mächte auf gleiche Bahnen gewiesen seien und es, ebenso wie die anderen Mächte einander zu Lande zu unterstützen hätten, England zukommcn werde, die FriedenS- inleresscn zur See zu schütze». Mil der lebhaften Erörterung diese« Verhältnisse», der man in den politischen Kreisen in Ber lin begegnet, mag es auch zusammenhängen, daß die jedoch wiederholt al» grundlo» bezeichnete Vermulhung, e» bestünden besondere, für gewisse Fälle getroffene Vereinbarungen, immer wieder von Neuem austaucht. * Die Hand voll Einwohner, welche Westaustrallen, ein Land von mehr al» einer Million englischer Quadrat- mellen, bewohnt, ist im Begriff, ein glänzende» Gesckäst zu machen. In ihrem gesetzgebenden Rathe, der au« 26 Mit gliedern bcstebt, baben sie einen Entwurf behus» Einrichtung einer verantwortlichen Regierung burckgesetzt, und fall- dieser Entwurf in England genehmigt wird, verfügen die 40 000 Ansiedler, die dort den wenig aristokratische» Namen Squatter» tragen, über unermeßliche Landstrccken. A>S die Angelegen beit vor ackt Tagen im englsscken Unterhaus« zur Sprache kam, schien r», al» ob die englische Regierung dem Plane nicht ganz abgeneigt sei, trotz der bitteren Erfahrungen, die sie mit den übrigen australiscken Eolonien gemacht hat. Die letzteren, die sich gegen da» Mutterland durch Hobe Zölle abgeschlossen, haben längst vergessen, daß sie eigentlich nnr den Reserve fonds sür Lesse» Staatsschuld bilden sollten und daß ihr Land bestimmt war. die llcbcrbevölkerung Englands auizuiiehmcn. Sieht tie Regierung sich in Wcstaustralien nickt vor. so geht ihr dasselbe einfach zu Gunsten von 8000 Familien verloren, die sich dort angestedelt. Sie werden sich in rie Ländereien theilen und, da der tropische Norden nur für farbige Arbeiter paßt, sich zu einer Oligarchie von weißen Pflanzern auSbilden, deren Hauptinteresse darin besteht, de» E nwandernngSstronr der weißen Bevölkerung za hemmen. Vielleicht finden dann die Ehinesen dort die Beschäftigung, dir ihnen in den übrigen Eolonien schwer gemacht worden. Socialpolitisches. ' Leipzig, 14. Mai. Ei» infolge eines Deirieb-mifaNeS ver- letzter Monieur (Verlust der rechten Hand) halte geqen tie schieds gerichtliche Entscheidung Recurs bei dem Rcichöversichc- rungSamte eingewendei mit dem Anträge, i!n» eine Reute entsprechend einer Mtuderung der LriverbSunsahigkeU nm 90°/, unter Zugrunde- legung eine» Jahrc»arbclt»verdt«nste- vo» 1929,63 zuzuerkennen. DaS Schiedsgericht hatte dem Verletzlea 60°/, Reute zugcsprochcn und dabei der Re ll ten b ercch nung ein IahreSarbeitsaerdlcnst von 1268,295 zu Grunde gelegt. Hierbei ist hervorzuhebe», daß der Verletzte taut de« SitzungSproiokolle« in der Verhandlung vor dem Schiedsgerichte de» letzigedachien Betrag a!» richtig ausdrücklich anerkannt halte. Das Reichs-BersicherungSamt hat die angefochtene sschicd-geiichtliche Lnischewung, imowe>t darnach der Invaliditäts- grad aus 60°/, seftaestcllt worden war, bestätigt, dagegen hat dasselbe da» Urtheil hinsichiltch de« der Reiitenberechnung zu Grunde gelegten JahreSarbe>lSverdiensleS abgeändert. Die Gründe lauten wie folgt: Der ti dem Protokoll über die schiedsgerichtliche Verhandlung enthaltene Vermerk, wonach Kläger die Zugrundelegung eine» JahreSarb-itsvcrdienste» von 1268.295 al« richtig anerkannt habe, stehe einer ander- weiten Feststellung diese» Punkte« nicht entgegen. Abgesehen von der Frage, iuwieweit die Bestimmungen der Eivilprocesse Oid- nung über die Wirkung eine« gerichtlichen Ge>tä»dnisse» (88. 261 ss. a. a. O ) ans das Verjähren nach dem Unsallversicherungsgejetz iiber- hauvt anwendbar seien, könne nach dem ganzen Inhalte nicht an genommen werden, daß sich jene« Nnerkenntaiß auch aus die dkl au-wär>igen Meningen in Höhe von 1,50 »Ai sür de» Tag bezogene» Mehrbeträge erstrecke, deren Vorhandensein di« Beklagte ihrerscli« au«drückücb zugegeben habe. Es sei nun die Annahme der Beklagte > n-cht zuttessend, daß diese letzteren Bezüge ihrem vollen Betrage nach nicht anrechnungsjähig seien. Denn rS komme, wie da» ReichS- Äersicherungsaiiil bereit- in wiederholte» Vorentscheidungen ais- gcsühlt hohe, sür die Aiirechnungssähtgkeit solcher bei aus wärtigen Arbeiten verdienten Nebenbezüge nicht daraus an, was der Arbeiter davon während de« uu-wäitigen Aiisenihallr« baar erübrige, sondern daraus, inwieweit sich der Zuschuß cl« ri» wirlhschasilicher Bortheil sür ihn darstelle. Die« sei in vollem Uiiisange der Fall, soweit der Zuschuß zur Beschaffung von Kost biene, da diese dem Arbeiter unmittelbar persönlich zu Gute lomme, dag gen nicht, soweit er zur Beschaffung auSwärüge» NachiquarlirrS bleue, wenn der Arb.iler gleichzeitig leine Wohnung zu Hanse bei- behalte. Welcher Auiheil der Nebeiibezüge in die «isiere oder d c letztire Kategorie lalle, lasse sich ullerbliig- ziffernmäßig hier nicht berechnen Doli könne nach billiger Schätzung angenommen werden, daß Klägrr, w-lcher seine Familie in der ilgenen Wohnung habe zui uck affen müssen, >,» Stande gewesen sei, sür fünfzig Piennig lägtich sein answärliqe« Nachiauarlier zu bestreite», so daß hier zwei Drittel de« G,sainmlbetrag « d.r », Rebe stehenden Nebenbezüge als lveil de» Lohnes dem IahrcSarbriiSocrdicnste de« Kläger« zu- zu echnc» streu. Üilder aus der Ausstellung für Ullflillvertsütullg. Von Julius Will. Naeddnlck »erboten. Berlin, l2. Mai Wenngleich die Ausstellung sich al» eine allgemeine deutsche bezeichnet, io ist dennoch da» Au«sührung«comiiS nicht jo enghkizig gewesen, um ntchideutschen Behörden ober Pri vaten die Vetheiligunq an dieiem echt menschensreundlichen Unier- nebnien zu veiwedren. Nameniliv waren e» die Deutschland innig beireundeien ö sie r reich! icken Landgebiete. welche eine wahrhaft grvßaritge Bc-ch ckung veranstaltet haben, und dieser, auch räumlich in sehr bemerkbarer Weise dervortrriendcn österreichischen Abtdeilung soll vorzugewene unser heutiger Ausstellungsbericht gewidmet sein. Zunächst sei aus den erfreulichen Umstand hinaewicsen, daß alle österreichiche» Krvnländer mit den niannigsachsten Ausstilluiigs- gegenständen vertreien sind, so daß drr Besucher einen recht voll ständigen Ueberblick über olle in unserem sreundaachbarlichen Staate in Wirksamkeit befiutlichen Wohlfahrt«, und Unsallverhütungskin- rtchiuiigen sür die arbeitenden BevSIkerung-clossen sich veischaffen kann. Gleich am Eingang« de» üsterrelchnche» Ausstellungsiaale« »trd der Veschanrr durch dir au» der rrzherzoglich «lbrechl'sch»
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