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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-20
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1888
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Ü038 mittag war e!ne gottesdienstliche Feier aus einem freie» Platz vor der Stadt, welcher sich eiue Parade de» Regimen!; aus rem Neuen Markte anschloß. Nach Beendigung des Gottesdienstes befestigten der Grostherzog und die verwittwete Großherzoqia Marie prachtvolle Fahncndänder an den Fahucu der drei Ba» «ailloue. Hieraus liest der commaadirende General durch seinen Adjutanten einen Befehl deS Kaiser« vom 10. dsS. Mt», verleseu, in welchem derselbe dem Regiment zu seinem Judelleste deu kaiserlichen Gruß entbietet und als Zeichen seiner Anerkennung dem Regiment-- Lommaudeur Obersten v. Beuaigsen nnd mehreren Olficierea deS Regiment- OrdenSauS- zeichnungen verleiht, welch- sogleich an die betreffenden vertheilt und von diesen angelegt wurden. Sodann Verla« der RegimentS-Eom- mondeur eine Cabmeisorore de- Großherzog», in welchem dieser dem Regiment seinen Dank für die treue Pflichterfüllung auSdrückt. Aus der Parade hielt der Großherzog folgende Ansprache an da- Regi meul: „Ich beglückwünsche das Regiment zu der Feier seines hilnd-riiaürigen Bestehens, welche wir heute mit einander begehen. Ich dauke dem Regiment für die Treue, welche dasselbe in diesen hundcit Jahren seinem LnnbeSherrn und Krieg-Herrn in guten und in boien Tagen bewiesen hat. Ich erwarte von dem Regiment, daß es auch ferner sich seinen guten Namen in der Armee bewahren wird, und daß es auch ferner mit gleicher Treue Sr. Majestät vcm Kcmcr als seinem obersten Krieg-Herrn und m:r als seinem Lande»- lierrn dienen wird." Zum Schluß liest der Grostherzog aus sein Commando da- Regiment präsenriren und brachte eia Hoch aus deu Kaffe an-, woran sich ein vom Obersten v. Bennigsen ousgebrachteS Hoch aus den Grostherzog schloß. Auch der letztere verlieh im weiteren Verlaus .des Tages mehreren Osficieren des Regiments, darunter den beiden Verfassern der Geschichte de- Regiments, Major von Wrochem und Premierlieulenant Haevernick, mecklenburgische ! Ordeusauszeichnungen. * Straßburg, 15 August. Da- bOjährige DieastjubilSum des commaudirenden Generals des 15. Armeecorps v. Heuduck wurde heute in der glänzendsten Weise gefeiert. Au- allen Gar. uisruen des NUch-laadeS, soweit dasselbe vom 15. Armeecorps besetzt ist, waren die Generalität, die RegimentScommoudeure und die Com nondeure selbstständiger Bataillon* hierher geeilt und nahmen mit der hiesigen Generalität und den Spitzen der Eivilbehörden au der Grat'ilatiouscour Theil, welche im seitlich geschmückten General» commaado von 8 biS 12 Uhr dauerte. Der Gouverneur de. Festung, Sen rol der Infanterie v. Berdy ou Leruo.S, übergab dem Jubilar im Namea der Osficiere, der Sanilätsossiciere und der höheren Mililairbeamtea ein prächtiges Kunstwerk, eia Reiterstandbilo des verstorbenen Kaisers Wilhelm 1., das, in Silber getrieben, in dem Sockel oie Reliesbilver der preußisaien Könige Friedrich Wilhelm IIL, Friedrich Wilhelm IV. und der Kaiser Friedrich III. unb Wilhelm ll. trägt. Die Seiten bilden 30 ew hohe Solbatengruppen de: dem Armeecorps ongehörigea Regimenter, sowohl Preußen, als Bayern, Sachsen und Würllemberger. Das Kunstwerk 'st von Zacharias ent- warieu und um den Preis von 12 280 bei Sy « Wagoer in Berlin ongeserlig«. Namen- deS Grostherzog- von Baden brachte der G-neralstabsosstcier der S. Armee-Jnspection, Major v. Eichhorn, and Namras des Statthalter- Fürstrn Hohenlohe Hanptmann w. Thaden dem Gefeierten Glückwünsche dar. Der Kaiser hat den verdienstovfleo Heerführer durch die Verleihung de- Grostkreozc- des Aotticn Adlerordens ausgezeichnet. '' " Das amtliche Organ der schweizerischen Cenlralreglermig, der Berner „Bund", veröffentlichte dieser Tage ou? der Feder eine? Fachmannes mehrere Artikel, welche das Thema der Vereinheit lichung des schweizerischen Heerwesens behandeln und wesentlich ln dem Verlangen gipfeln, die setzt bestehenden 25 can- tonalen Militairverwaltungen durch acht eidgenössische Kreisvcewal- luugea zu ersetzen, ferner die Bezirkseommandanicu und Seciions- ckies- der Vundesverwallung zu unterstellen. Es sind diese Vorschläge als ein Ausfluß der sowohl in den Regierongs- als in Fachmilitair- kreisen der Schweiz gewonnenen Erkeunlaiß zu betrachten, daß die Wehrversaffung der Schweiz in ihrer dermaligeo Gestalt für den Kriegsfall unzureichend ist und durch eine brauchbarere schon ln Friedenszeiicn ersetzt werden muß. Diesem Ziel: streben alle neuerlichen Maßregeln der competrnien Behörden denn auch ausuahmloS entgegen. Zwar kann die militairiiche Tdätigkeit der Schweiz, absolut genommen, das niilitairiiche «SitnaiionSbild des heutigen Europa nicht eben in oennenswcriher Weise beeinflussen, relativ indessen hat jede rationelle, zur Kräftigung des eidgenössischen Wehrapvarates bestimmte Reform deS dortigen 'Heerwesens Anspruch aus Beachtung, da die Schweiz im Hinblick ans kriegerische Zukunft-Verwickelungen unter Umständen wichtige Interessen, nicht »ur specieller, sondern auch allgemeiner Natur zu schirmen berufen sein könnte. Ihre Eiqenichaft als neutrales Staats- Wesen» wie auch der relativ geringe Ninsang ihrer materiellen Macht» mittel sichert die Schweiz wohl zur Genüge gegen den Verdacht, daß ihre neuerdings gemachten militairischen Anstrengungen anderen als Bcrtheidigungszw-ckcn zu dienen bestimmt sein könnten. Das ganze eidgenössische Wehrsystem ist aus den defensiven Zweck zageschnitten, und der es durchwehende Geist erleidet keine Beeinträchtigung dadurch, daß ans Anregung der lachverständigen Autoritäten Regierung. Volk-- Vertretung und Presse wrlteisera. den Schweizer Bürgern klar zu machen, daß behufs Sicherung ihrer politischen Unabhängigkeit und Selbstständigkeit ihnen kein finanzielles und persönliches Opfer zu «roß sein darf. Wenn man bedenkt, wie stark „die unchristliche Neigung zu Uebcrsällen benachbarter Völker" an gewissen Puuctea de- europäischen StaatensystcmS ouSgebildet ist, so wird jeder aus- ricbttge Friedensfreund nur mit vollster Gcnugthunng vernehmen, daß die Schweiz es sich angelegen sein läßt, ihre Desensivkrast aus ein zeitgemäßes Niveau zu heben, denn in demselben Maße, wie ihre Fälligkeil, einen frivolen Angreifer mit blutigem Kopse heim- zujchicken, wächst, vermindert sich der Reiz für Kriegssanatiker, sich durch Vergewaltigung der Schweiz vorweg ein überl-gencS strategisches Debüt zu erzwmgen. Trotz ihrer völkerrechtlichen Neutralität rechnet also auch die Schweiz mit dem möglichen Eintritt gewaltsamer Ton» jlicte, von denen sie nicht unvorbereitet betroffen werden will. Rück» sichten auf die eigenartige internationale Stellung ihres Vaterlandes verbieten selbstverständlich der schweizerischen Politik, ihre Rüstung«, maßregeln mit einem andern als fachmännischen Lommeniare auS- zustatten; dessen bedars eS aber umsoweniger, da die Thatsache an und sür sich deutlich genug bekundet, daß das Schweizervolk nur den einen Wunsch hegt, in Frieden zu leben, und bei seinen gegen- Märlige» Rüstungen nur den einen Zweck verfolgt, etwaige Frieden-- Liörcr mit mehr Nachdruck, al- seither, von dem Versuche eines Ilebersallcs abzuhalien. Noch lebt in dem Gedächtnisse des Volkes die Erinnerung an da- Ungemach aus der Aera des ersten Napoleon, und es geschieht kaum von ungefähr, wenn von den Befürwortern der neuen Maßregeln nachdrücklichft daraus hiagcwiciea wird, wie damals die alte Eidgenossenschaft durch ihre Unterlassungssünden in Militc»r>scher Hinsicht an den Rand des Verderbens gebracht wurde. Aus Thüringen. LZr. Friedrich Hosmann'S Leichenbegängnis. * Ilmenau, 18. August. Ueber das hier am Donners tag stattgcsundene Leichenbegängniß vr. Friedrich Hosmann'S berichtet das Jlmenauer Nachrichlcnblatt „Die Henne": Der TodeSengcl hat zum Opfer Dich erkoren, Damit im Jenseits Du wirst neu geboren Zur Lichtgeslalt, zum ew'gen Leben, Um Trost im Schmerze un< zu geben. Heute, den 16. August, Nachmittag 2 Uhr, fand die feierliche Bestallung der sterblichen Hülle unseres großen Tobten, des Schrift- slellerS und echt deutschen Dichters, EdrenredacteurS der „Gartenlaube", Herrn vr. Friedrich Hosmann, «ater zahl- reicher Beibringung, sogar au? weiter Ferne, ans dem hiesigen Fried- böse statt. Der Lcicheuzug bewegte sich vom Trauerhause (in der Schloß- gaffe) ans in folgender Ordnung: Das StodtmusikcorpS, welches den BeetNoven'jchen Trauermarsch sviclte, die Chorschüler mit voran- getragenem Kreuz, die Geistlichkeit, l2 Mitglieder des Krieqervereins, welche folgende Gaben der Liebe trugen: ein großes mit deu schönsten Rosen gebundener Klkuz, von der ErhoinagSgejellschast ihrem Ehren- Mltgliedc gewidmet, begleitet von den beiden Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft, rechts und links derselben je eine Palme der I,l-sigcn Stadtzemeinde ihrem verehrten Freunde gewidmet, emc prachtvolle Fächerpalme von der Familie Ernst Kril'S Willwe, rechts ein großer Lorbecrkranz von der Gemeinde Gabelbach ihrem theuren Gemeinde-Poeten tu warmer Ler- ehruiig g.wldmet» links ein großer Lordeerkrauz vom SLager- vereiu hier, dem deutschen Sänger .in Liebe und Dankbarkeit ge widmet, hierauf folgte ein sehr großer Lorbeerkra.., von einem Meter Durchmesser, getragen von drei Kriegern, von der „Barten- taub-" ihrem unvergeßlichen Ehr-nredacleur, recht» eiue Palme von dir Familie P.cller, li.,ks eine dergleichen vom hiesige, Badecomils dcm Andenken Ur. Friedrich Hosmaau'S gewidmet. Hieran schloffen sic.'» noch zwei Träger von Palmen und daraus folgt« der mit Pracht- rocken frischen Blumenkränzen und sechs Palmen geschmückte Sarg, »velch-r von 21 Mitgliedern der ErbolungSgeselllchast getragen wurde ( : Träger waren im Frack mit schwarzen Rosetten, hohem Hnt «uw weißen Handschuhe» erschieueu). Kr» karg begleitete» recht« aud NakS KranzlrSger uad ihm folgte ein Palmeniräger, woran sich sodann die Leidtragenden, die Söhne und Töchter deS Verstorbenen, die Familie Preller, Vertreter Ler „Gartenlaube", Freunde voa aus wärts, HerrsIuftizrath Scbivaaitz mit Tochter, Staats- und Gemeiadr- bedördeu. die übrigen Mitglieder der Erholuugsgrsellichost, der Sängervereiu und eine große Anzahl Bürger und Frauen sich oaschloffeu. Der unter deu Klänge» de- Trauermarsche- und dem Geläute aller Glocken sich laoglam durch die Schloßzaffe. Marktftraße, über den Marktplatz durch die Oberiborstraße nach dem Friedhof be wegende Zug machte aus alle Leidtragenden und die übrigen in den Straßen der Stadt und in den Fenstern der Häuser zahlreich be> theittgten Personen, einen tiesergreisraden Eindruck »ad manche Thrckne sah man perlen. Aus dem Frieddos angekommen, wurde der Sarg mit seinem reichen Blumenschmuck in die Gruft, welche dem Vernehmen nach von der Stadtgemcinde Ilmenau dem Verstorbenen als Erbbegräb- nißstälte überwiesen ist, cingrjeukt, woraus rin Lied an» dem Gesang buch gesungen wurde. Her. Superintendent Linckc hielt eine ergreifende Rede in der er de- Todteu lobend gedachte, insbesondere seine vortreffüchea Eigeujchaslea al« Mensch unv Freund hervorhob, und daß ec sich durch seine rastlose Thäligkeit al- Schriftsteller und Dichter einen unverwelklicheo Kranz der Anerkennung erworben habe, indem seine sammttiitiea Schriften von der Liebe und Freundschaft. Kunst und Natur, Freilxit und Vaterland, da- beste Zeuzniß ablege. Hieraus sprach Herr «ojunci Winter da- „Vater unser" und er gab dem Enlschlaseucn den Segen. Nachdem der BolkSd'ch:er Herr August Schulze au- Crimmitschau den Herrn Superintendent Lincke um die Erlaubniß gebeten hatte seinem verstorbenen Freunde noch einen Schcidegruß Nachrufen zu können, trug Herr Schulze das nachstehende ticsempsuudcue Gedicht mit bewcgier Stimme vor: Wie unbarmherzig ist da» Schicksal dochl Nun hat cS mir den besten Freund genommen! Wie waren w:r vor Tagen glücklich noch: ES sollte uns der Freude Stunde kommen! Wie hast D» froh gehofft ans'- Wiedersehn, Freund meines Herzen- Du, Freund meiner Liederl . Nun must den letzten Weg ich mit Dir gehn. De» letzten Weg — nun kehrst Du mir nicht wieder. — Nun frag' ich Dich mein Herz: was sinnest Du, WaS wirst D» mir für liebe Worte bringen? Den besten Freund deckt Dir die Erde zu. Nun wirst Tu wohl Dein beste- Lied ihn singen!? Du arme-, armes Herz — ich weist es wohl. Nicht kannst Du mir die rechlen Worte gebe», — In Deinem Innern klingt es dumpf und hohl: Der Besten Einer nahm Abschied vom Leben! — Wenn sonst ein Freund in Iraner von mir schied, Dan» wohl Hab ich ihm ein Ade gesungen — Doch nie so schwer ward mir ein Abschieds!,ed.l Noch nie war ich von Schmerz so ties durchdrungen! Ich blickte stets in Ehrfurcht aus zu Dir, Und vricS die Stunde, wo wir einst uns fände»! Ich wußte eS, was Du gewesen mir. Wie nahe meinem Herzen Du gestanden! Wer immer Dich um Deine Liebe bat. Du hast ihm willig Herz und Hand geboten 1 Den edlen Menschenfreund, den Mann der Thal, Zählt nun die Welt zu ihren großen Todient — Und doch — Du wirst uns unvergessen sein. — Die Liebe war mit Recht Dein heil'ger Glaube! Es braucht kein Monument von Erz und Stein, — Dein Ehreodcnkmal ist die „Gartenlaube!" Hab' Dank! Ruh' aus i» Deinem Ilmenau! Und wie eS heiß geliebt den treuen Alten, So wird allzeit Dein ichöner Heiinaibgau Dich, Friedrich Hosmann, hoch in Ehren Hallen! Noch einmal drück' ich Dir die treue Hand, Wie wirst Du. Freund, auch meinem Herzen schien i Hob' Dank! Leb' wohl! Da» demsche Vaterland Wird immer Dich zu seinen Besten zählen! Sodann gab Herr Commerzieurath Kröner, Verleger der Garten, lande, seinen Gefühlen des Dankes und der Verehrung gegen den Entsückasenen als treuen Freund und langjährigen Mitarbeiter der „Gartenlaube" durch warme Worte Ausdruck. Der Sängervereiu sang kieraus unter Begleitung der Musik das Lied: „Auserstehen", womit die feierlich-Handiuug nach einem stillen Geber, geschlissen wurde. Die Palmen uud Kranze sind vorerst in der Friedhofskirche ausbewahri. Sr. Hoheit Herzog Ernst von Coburg sandte der Witlwe eia Beileidstelegramm und sind im Lause des TagcS viele »ach Hunderten zählende Depeschen, Briese, Kränze, Palmen und Zeichen der Liebe und Verehrung eingegangen. Musik. (Eingesandt.) Wie Einsender dieses mehrfach erfahren hat, erregte eS im grasten Publicum allgemeines Aussehen, daß bei der Fcstvor- stellung am Sonnabend uvlcre ersten Kräfte, Frau Moran- Oldcn und Herr Lederer, s.,u>. v »wickle», trotzdem ihnen die Gelegenheit dazu geboten war. Herrn Lederer gegenüber erschien dies geradezu als ein Unrecht, da er zu den wenigen Künstlern gehört, die seit Jahren unserem Knnstinstiiute treu geblieben sind und stets mit zu den bewährtesten Stützen derselben zählte. Gerade als Lohengrin hatte Herr Lederer stets einen bciondcren Ruf, und doch zog man ihm bei der Festvorstellong, in welcher mitznwirkcn für jeden Künstler eine Ehre ist, einen Anhänger vor, der sich erst in der Zukunft bewähren soll. Im Sinn, des kunstverständigen Theiles des großen PublicumS war dies sicher nicht gehandelt. Aber mehr noch: man spricht ollgemein davon, daß Herr Lederer vom nächsten Jahre ab nicht mehr für unser Theater veipflichtet werden soll, und da die Direktion dem Nicht cnlgcgentriit, scheint dies Gerücht sich zu bestätigen. Welch' ein Verlust damit aber unserem Operu-Enscinble droht, können wohl »ur Jene ein« sehen, die keinen Begriff von der eigentlichen Bedeutung desselben in seiner jetzigen Gestalt haben. Und noch einmal sei eS getagt. Herr Lederer gehört mit zu den wichtigsten Stützen derselben, einmal in seiner Zuverläßlichkeit, die nie unter Launen, wie solche so manche Andere zeigen, zu leiden hat; daß eiue Vorstellung seiu.-iwegeu abgesagt werden muß, kommt säst nie vor, dann ober auch seiner kuastienschcn Bedeutung wegen. Die Reich- Halligkeit seines Repertoires ist eine kaum zu übericessende, und wenn er auch nicht zu den feurigen, soScinirenden Künstler» gehört, so macht er die» doch mehr als hinrcichend weit durch sein ungemein ergiebiges Stimmmaierial und die vornebm-künstlerische Lerwerthuug desselben. Alles Vorzüge, dir, rechnet man die schöne Erscheinung hinzu, nur Wenige in sich vereinigen werden und für die nicht leicht «in ausreichender Ersatz gesundrn werden wird. Wie schwer die- überhaupt ist. haben wir ja noch dem Abgänge der Frau Metzler- Löwy gesehen, die in ihrer Eigenart bis beute noch nicht ersetzt ist. Die Dankbarkeit für so manche genußreiche Stunde, welche mir und so vielen Anderen der Künstler Lederer bereitet hat, dictirte mir diese Zeilen, mögen sie srcuudliche» Gehör finde». V. L. Verkehrswesen. * In Frankfurt a. M. wurde am DounerStag der »eue Centralbahohos eröffnet, lieber die AuSsühraag «md Eia- richüing desselben wird der „Norddeutschen Allgemeine» Zeitung" berichtet: E.» große- Bauwerk, ein Denkmal moderner Technik ist anumehr vollendet »ad die Stadt Fronkiurt a. M. hat eine ne»e Zierde baa- licher Art. eia Werk, da- seines Gleichen auf dem Louttueut» viel leicht aus der Welt, sucht, ouszuwciien. Die schon mehrsach wegen nicht völliger Vollendung der Bauten verschobene Eröffnung de« ncuea Eentral-PrrsonenbahuhoseS findet ohne jede osficielle Feier statt uad werden gleichzeitig die gelammten Bahnanlagen dem Ler- kehr übergeben. Die vielen Perionen, welche die alte Kaiserstadt am Maine alljährlich besucht habe», ha» e- gewiß oft befremdlich berührt, an Stelle eiae» der Bedeutung der Stadt und ihrer Ler- kehr-verhältnisse entsprechenden schöaea geräumigen BahnhoseS kleine uuansehaliche, v»r Allem aber säst ungenügend« Bahnholsgebäude za stad«», die mit dcm Namen „Destbahnhüse" bezeichnet, sonst viel besser uad schöner in kleineren uad abgelegnere» Stidtra au- getroffen werden. Zur Vorgeschichte der Enistebung des Bahnbose- sei bemerkt, daß die Unzulänglichkeit der Aestbohnhöse an zuständiger Stelle längst bekannt uad besonders >m Krieqsjahre 1870—71 fühlbar wurde, als rü galt, die Trappen- and Armeebedürsaiffe, welche an diesem Eisenbahnknotenpunkte zusommeaslossen, weiter zu befördern. Bon dem Anwachsen d«< hiesigen Verkehr- kann man da» beste Viid erhalten, wenn ma» bedenkt, daß dieser von l Million Leataer Gut« pro Jahr »nr gm der erste» Jahre de« Betrieb«« der West bahnhöfe jetzt aus täglich 1100 Güterwagen mit rund « 700 000 lrs Waarc» angewachsen ist. daß daselbst täglich 83 Züge an-- und 84 Züge einlausea. So lange nun die Westbadnhöje in verschiedenem Besitz befindlich, konnte daS Projekt eines CentralbahnhoseS nicht aus Gelingen rechnen. Der Staat brachte daher nach und nach die Bahnen an siib mit Ausnahme der Hessischen LudwigSbaha, mit welcher durch Verlrag der Bau vereinbart wurde. Eisenbohabau- iuspcctor Lehwaio und Geheimer Baurath Eramer fertigten >m Iabre 1879 eia Projekt an, dessen Ausarbeitung dem Regierung-- raih Holienrolh übcriragcn wurde, io daß im Sommer 1831 mit den Erdarbeiten begoaueu werdea koaute. Zu der Herstellung de- Unterbaues waren 2 700000 cdm Bodenmassen erforderlich, welche, bei Schwaaheim etwa 0 lem von der Aerwendungsstelle ealserut, unter Anwrnbunq voa Exkavatoren gewonucn wurden. Der Preis dieses Materials bis zur vollständigen Eiubauung belief sich aus 74 pro Cubikmeter. Mit der Bauausführung des Empfangs- gebüudcS konnte im Mai 1883 begönne» werden. Für dasselbe wurde eine Preiseoneurrenz ausgeschrieben, bei welcher Landes- Aauiuspeclor Eggert als Sieger hcrvorging, der dann auch mit der eadgilligen Bearbeitung de« EnlwnrsS und der künstlerische,i Leitung de- Baues betraut wurde. An der Feststellung de- Grundrisses hat der Geheime Oberbauraih Grüttesie» weientlicheu Antheck genommen und die Eonstruclioii der Halle ist nach Angabe deS Geheimen Ober- bauraihS Schwerster vom Regicriings-Baumeister Frantz bearbeitet worden, weichem auch die Bearbeitung der zum Theil großartigen Construcilvu des Empfangsgebäudes zuqesallen war und die Bauleitung als AbtheiluagS-Baumeißer übertrage» wurde. Bei der Aussühriing sind scruer als Sections-Baumeister die Regierung--Baumeister Weiihinann uad Juaghaun thälig gewesen. — Die Gesammlbreüe deS Bahnhofsgebäudes beträgt 220 in und bildet das im Mittel punkt desselben befindliche Hauptvcsiidül denjenigen Punct, in welchem die ben Bahnhof benutzenden Personen zunächst einzutreieu habe». Dasselbe hat eiue in Stein ausgesührte BogeuwSiboiig von 26 m. die Nächste Kuppel erreicht eine Höhe von 31 w. An jeder Seite des Haupiveslibüls sind acht Billeischalter uad gelangt man von hier aus iowoäl rechlS wie links in die Warteiäle oder auch direct aus den Perron. H.ee befinden sich ferner die Polizeiwache, das Tclephou- amt, das Geräckzimmer, die Gelvwcchielstube, das Fahrplanzimmer und das Amiszimmer des Bahnhoks-Vorslehers. Es ist hier eine mnsi-rhaste Uebcrsichtlichkeit erreicht, die auch den im Reisen Unbcwanoerten nirgends schisnhren kann. Die War'ejäle. deren 4 (2 I. uad H. und 2 HI. und IV. Claffe) vor- Händen sind, haben eine Breite von 14'/, w und eine Tiefe von 23 m. Die zwei vorhandenen Sveisssäle iind 16 Meier breit und ebenso wie die Wäricsäle in Manncsi.öhc mii Eichenholz geiäselt, reich mit Maler« und Stückarbeit verziert und mit farbige» Obcrlichicrn ver sehen, sowie mit Pnrgu-islifiboocn getäfelt. Die Wanesäle l. und 2. Classe machen »lit ihren schwellenden Polstermöbeln einen lehr vornehmen Eindruck, auch die d>.r 3. und 4. Classe entsprechen dein Allqemeincindriicke und nehmen sich in den letzteren, die von den hiesigen Firmen Armbrüstcr und Brechenmacher gelieferten schmiede eisernen Kronl-nchicr und Uhrgiiter besonders gut aus Von größter Pracht si-d die links vom Haapteingange liegenden Fürstenzimincr. Besondere Tanienzimnier sind 4 vorgesehen. Aus den Wartejälea oder dcm Vestibül heranstretend aus den die ganze Länge deS Gebäudes einnehmenden 18 Meter breiten Perron, hat ma» die diei i» ge- waltigrr Ausdehnung sich erstreckenden in Eisen auSgesührten Emsteige. Hallen, deren jede eine Breite vo» 56 Meter und eine Länge von 186 Meter sowie ein« Scheitelhöhe von 28.5 Meier hat, unniiitelbar vor sich. Tie Wirkung dieses Anblickes ist eine wahrhaft packende. Jede Halle besteht aus 19 Bindern oder Bogen, von denen >cder wieder aus 10 Theilen zuiammengejetzi ist. DaS Gefailimt-Eisen- gewicht derselben beläuft sich aus ca. 60 000 Kilogramm und wurden im ganzen Bahnhof rund vier Millionen Kilogramm Eise» ver- wcndcl. In den Balnihoj münde» 7 verschiedene Eisenbahnen; es Uegen in jeder Halle 6, also zusammen 18 Gleise, so Laß zu sammen 18 Züge gleichzeilig im Bahnhof Hallen iönnen. Der rechte Flügel des Bahnhofes nimnil den Verkehr der Hessischen Lndwigs- bahnlinie in sich ans, während die beiden audcren Halle» für den Verkehr der StaatSbahnstiecken bestimmt sind. Es verkehren nniimehr täglich 207 Züge im Centraibahnhofe. Bon früh '/,5 bis Abends 11'/, währt der Verkehr, also nur süns Nachtstunden frei lassend. Von einer Einsleigehalle in die andere kann der Verkehr entweder über den Haupiperron oder durch einen Tunnel stalifiuden, im llebrigen vermeidet die ganze Bahilhossanlage jedes Treppensteigen. Ein Gepäckverkehr aus den Perrons findet nicht statt; derselbe wird vielmehr durch besondere Versenkungen und Tunnels bewirkt. Das Gebäude wird durch Dampshcizung erwärmt und mit elektrischem Licht beleuchtet durch eine hydraulische Fernbetriib- leitung mit 75 Atmosphären Druck. Letztere Anlage m dw erste derartige größere aus dem Festland: und hat bereits daS grüßte Interesse aller Techniker »ach sich gezogen. Zu den Beleuchtungs anlagen gehören drei Centralitalioiien unmittelbar in der Nähe der Emvsangshalleu und eine vierte kleinere Station am Güterbahn- hos. Die 2 Hauplstationen enlhalien jede zwei Hoppe'sche hydrau lische Motoren von je 150—200 Pferdekcast. An jedem Motor hängt eine nach ganz neuem System erbaute große Dynamomaschine von Siemens L Halst-, welche deu elektrischen Strom süc 1500 bis 2000 Glühlampen liefern kann. Tie 4 Motoren, weiche aller dings wohl niemals zusammen gebraucht werden, können 6000 bis 8000 Glühlampen speisen. Die Leitungen aller Motoren sind durch Kabel unlcreinaader verbunden, so daß jede Tynaniomaschine nach alle» Theilen des Bahnhojcs Licht gebe» kann. Als Noihbeleuchlung dienen Petroleumlampen. Die Gesammikosien des volle 7 Jahre Arbeit in Anspruch ge nommenen großartigen Bauwerkes belaufen sich aus 33 Millionen Mark, wovon 25 Millionen aus den Staat und 8 Millionen aus die Hessische Ludwigsbahn entfallen. Sachsen. * Leipzig, 19. August. Gencralseldmarschall von Moltke ist heute Vormittag '/z9 Uhr mit der Hallc-Sorau- Gubencr Eisenbahn wieder von hier abgereist.! °--- Herr Carl Abs hat die Herausforderung des Herrn P. Lagir zu einem Revcmcbe-Ringkamps angenommen nnd findet derselbe heule Abend in der Alberlhalle statt. Be sonders interessant wird der Kamps dadurch, daß Herr Abs den sogenannten amerikanischen Niugkamps gewählt hat. in welchem alle Griffe von Kops bis zu Fuß erlaubt sind. Herr Lagir hat für den Fall einer abermaligen Niederlage wiederum 300 FrcS. depomrl. D Leipzig» l9. August. Der heute Morgen 5 Uhr 15 Min. aus der Magdeburger Bahn nach Thcuc abgegangene Extrazug war von 129 Personen besetzt. — Iii einer Restauration der Gcrberstraße gerieth gestern Abend ein Handarbeiter mit einem Maler in Streit, wobei elfterer dcm ietztern einen derartigen Schlag versetzte, daß derselbe zu Boden stürzte und eine nicht unbedeutende Verletzung am Kopse erlitt. Cr mußte sich in der Samariterwache ver binden taffen, während fein Gegner nach der Polizeiwache abgesührt wurde. — Gestern Abend wurde an der Lützow- straßen brücke der Leichnam eines neugeborenen Kindes in der Pleiße ausaefunden. — An der Ecke der Frankfurter Straße und der Lessingstraße hatte gestern Bor mittag ein Mechanikerlehrling aus Taucha das Mißgeschick, von einem übermäßig schnell dahersahrenden Geschirr um- gerissen und überfahren, dabei aber am rechten Fuße und außerdem durch einen Tritt des Pferde« am rechten Ohre verletzt zu werden. — In der Alexanderstraße mußte in vergangener Nackt ein als Gast anwesender Bildha ver geh ilse wegen wiederholter Störungen polizeilich entfernt werden. Da er aber trotzdem nicht Ruhe hielt, vielmehr aus der Straße einen so grövlichen Skandal anfing, daß die Leute zusammenliefen, wurde er nach dem Naschmarkt gebracht und dort eingesteckt. Mügeln bei Ofchatz, 18. August. Um verschieden« größere Bauten auSzusUhren, beabsichtigt man auch hier, die Ge- nehmiguug der Vorgesetzten Bebörde vorausgesetzt, eine An. leihe in der Höhe von 80 000 ^lk au,zunehmen. Als dringliche Bauten sind zu nennen die Wasserleitung, die Be- schleußung der gesammten Stadt, der Straßeudurchvruch vom Markte an« und die Erbauung einer Querstraße. Da« auf. zunehmende Capital soll durch Amortisation gedeckt werdru. * Freiberg. 18. August. Der Vorwurf einer abgebüßten Gsesängni ßst rase ist an und für sich strafbar; e« erscheint aber al« doppeltes Unrecht, wenn die- Jemand gegenüber geschieht, der seitdem viele Jahre hindurch em vor- wurstsreie« Leben geführt hat. Ein ähnlicher Fall, der sich hier iu den letzten Tagen ereignete, erregt vielsach tiefes Mitleid. Ein hiesiger Handarbeiter M.. der seit 1885 bei einem hiesigen Baumeisier ununterbrochen zu dessen dollsirr Zusriedcnheit arbeitete und überhaupt al« rin fleißiger und streng rechtlicher Mensch galt, geneth heute vor 8 Tagen mit einem Mitarbeiter an demselben Bau in Wortstreit, wobei ihm eine vor sechzehn Jabren abgebüßte, längst in Vergessen, beit gerathene längere Gesängnißstrase vorgeworsen wurde. Still ging daraus M. zum Bauschreiber und meldete sich ab. indem er erklärte, daß er allerdings in Folge «ine» im jugend. licken Leichtsinn begangenen schweren Vergehen» einst bestraft worden sei, e» aber nicht ertragen könne, deshalb in Zukunft noch öfter verböhnt zu werden. Den Wochenlohn ließ er ruhig liegen. Am vorigen Sonntag sanv mau im Gebüsch bei Eonradsdors die Leiche eines Erhängten, in dem die bc- dauernSwerlhe Frau deS Handarbeiters M. ihren vermrßleu Gatten erkannte, der sich sechzehn Jahre bindurch so brav und ehrlich geführt hatte und durch die gewiß schon von dem Arbeitögenoffe» bitter bereute unbarmherzige Mahnung an ein längst gesühntes Vergehen in den To» getrieben worden war. Herrnhut, 18. August. (Z. N.) Dieser Tage ver unglückte der Knecht Kern im Alter von 74 Jahren aus dem herrschaftlichen Gute zu BerthelSdorf, indem er. mit einem Fuder Sand von Neu-BerthelSdorf kommend, nach Hause fahren wollte. DaS Gespann Ochsen hatte einen steilen Abhang zu passiren, wobei der Knecht nicht schnell genug hemmen konnte, zugleich auch die Leier zerriß. Er kam zum Fallen, der schwere Wagen ging ihm über daS eine Bein und zermalmte dasselbe. Durch den starken Blutverlust erfolgte der sofortige Tod. -j- Dresden. !3. August. Der GcsammtauSschuß für die Nationalseier deS 2. September hat einstimmig beschlösse», sür die Theilnahme am Festznge und die Besucher deS FestpiatzeS Festzeickeu auSzugeben. sowie jeden Theilnehmer zu einer wenn auch nur ganz geringen Beisteuer zu den U». kosten deS Feste? heranzuziehen und ist dazu durch die Er wägung gekommen, daß da? Fest selbst für jede» einzelnen Theilnehmer einen erböhten Werth erhält, wenn er für das selbe ein gewisses Opfer gebracht hat. Dasselbe ist im vor liegenden Falle sehr niedrig bemessen worden, indem für daS Festzeichen eines Erwachsenen 20 ^ und sür da« eines KindcS 10 zu zahlen sind. Ein Fest, daS dem Tbeilnehmer gar nichts kostet, entschwindet in der Regel sehr schnell dem Ge- dächtniß derselben, während die durch die geplante National- scicr zu weckende vaterländische Begeisterung recht lange Zeit nachhalten möchte. Die schön auSgesührten Festzeichen werden mit ihren schmarz-weiß-rolhen Sckleischcn allen Theilnehmer» ein gewisses festliches Gepräge geben. Wie wir schon mit- getheiit haben, ermächtigen die Fcstzeichen sür die Theilnebmcr am Festznge gleichzeitig auch zum Emtritt in Len Festplatz Vermischtes. ----Posen, 17. August. Von einem schweren Un- glück-falle wurde ein Sergeant von der 1. Abtbeilung deS Posenschen Feld-Artillerie-RegimentS Nr. 20 betroffen. Der Sergeant hatte, wie der „Nieverschlesische Anzeiger" berichtet, einen Transport Geschütze nach dcm Bahnhose zu begleiten; aus dem Rückwege wurde das junge, scurige Pserd des Ser geanten scheu und warf den Reiter so unglücklich ab, dag derselbe mit einem Fuße im Steigbügel hängen blieb und nu» vo» dem wild dabinrascnden Tbwre die ganze Strecke bis nach der Artillerie-Easerne fortgcschleist wurve. Der Anblick des mit dem Kopse aus das Steinpflaster ausscblagenden Reiters war schreck-ick; Niemand wagte eS. dem dahinrasen- dcn Thiere in (die Zügel zu falle». Im Casernenhose wurde der aus vielen Wunden blutende Unglückliche von Artilleristen aufgehoben und nach dem Garnisonlazarcth ge schafft. woselbst er lange Zeit hindurch besinnungslos lag. Der «ergraut hat sehr schwere lebensgefährliche Verletzungen am Hlntcrkopfe davongetragen. — Tie durch das Telcgraphenburcau übermittelten Nach richten über den Zusammenstoß der Dampfer „Thing- valla" und „Geiser" sind in säst allen Einzelheiten falsch gewesen, so daß man erst aus Grunv der Uber England eiii- getrofsencn Nachrichten sich ein zutreffendes Bild des traurigen Ereignisses machen kann. Der Zusammenstoß erfolgte nickt um 4 Uhr Nachmittags de« 14. August, sondern um 4 Uhr Morgens, nicht bei der „Sand-Insel", sondern bei Sablc Island, und nicht der Dampfer „Geiser" ließ durch seine Boote die Passagiere retten, sondern die „Thmgvalla". — Herr Louis W. Iensen, ein Cajüteiipassagier der „Thing- valla", erzählte: ES war am Morgen de- 14., etwa 4 Ubr, um die Zeit der Morgendämmerung. Tie Passagiere schliefen säuimttich. Das Tom- mando der „Thingvakla" führte der erste Osficicr. Ein gewaltiger Krach schreck!: uns au» den Bette» emvor. Ais wir aus Deck g - stürzt waren, sahen wir, daß wir mit einem anderen Schiff zn- iammengcstaßcn waren. Es war kein Land in Sicht nnd der Morgen sehr neblig. Dabei regnete es stark. Der fremde Dampfer war gerade in der Mitte getroffen, das Loch so groß, daß ein Mann bequem hindurch kriechen konnte. Und in der That kroch der zwen- Steuermann vom „Geiser" mit großer Geistesgegenwart durch dieses Loch und kletterte am Bug der „Thingvalla" hinauf. Von ihm erfuhren wir erst, daß der angerannle Dampfer von unserer eigenen Linie war. Der verunglnckie Danipser sank etwa 7 Minute» nach Lem Zusammenstoß. D.e Passagiere der „Thingvalla" mußten das entsetzliche Schauspiel mit ansehcn, sie sahen eine Anzahl von Personen im Wasser, hörten ihre herzzerreißenden Schreie, ohne viel Helsen zu können. Tenn der Dampfer sank jo schnell, daß die drei Boote von der „Thingvalla" nur 13 Passagiere und 17 Matrosen rcilcn konnten, eine zweite Absuchung der Wasserfläche rings»,!' blieb erfolglos, man sah nur die Leiche einer Frau schwimmen. Höchst wahrscheinlich sind die meiste» Unglücklichen ertrunken, ehe sie noch daS Deck erreichten, hatte doch der Zusammenstoß die an Slcuerbordseile befindlichen Cajüien zermalmt. Auch der Dampfer „Geiser" batte drei Boote Herabgelaffen. Zwei derselben trieben jedoch so schnell ob. daß sie nicht erreicht werden konnten, das dritte kenterle. Eine Unteriuchung der „Thingvalla" ergab, daß auch sie sehr erheblich beschädigt war, so erheblich, daß sie sich nicht getraute, die Fahrt sorizu etzen, so lange die Passagiere an Bord waren. ES wurde» demnach Nothsignale gegeben, die aber, da stundenlang kein Segel sichtbar war, unbeachlet blieben, bis endlich an, Nachmittag der Hamburger Dampfer „Wieland" nach New-Dock oujiauchte, der, die Signale beachtend, zu Hilfe eilte. Der „Wieland" hatte selbst zahlreiche Passagiere a» Bord. Der Zuwachs vo» etwa 500 Seele» war demnach ein sehr großer, weshalb das Gepäck der Geretteten auch zurückbleiben musste. Die „Thingvalla" setzte dann die Reise nach Halisax fort» von wo die glückliche Ankunft inzwischen gemeldet worden ist. Sable Island liegt südöstlich von New-Fundland, etwa lOO Seemeile» von Halisax. Nach einer Meldung auS New-Uork sollen sich unter den Passagieren des Dampfers „Geiser" auch zahlreiche zmn Besuch nach Deutschland zurück kehrende Deutsche befunden haben. Doch scheint dies nach anderweitig der „National-Zeitung" geworbener AuSkunsl wenig wahrscheinlich. --- New-Bork, t6. August. DaS gelbe Fieber soll, wie eS heißt, in Cuba, sowie auch längs der Rio Grande, Grenze, zwischen Texas und Mexico herrschen. Dagegen lassen die neueste» Nachrichten auS Florida erkennen, daß die Gefabr dort nicht so groß ist. wie sie in der ersten Angst und Aufregung dargestelll wurde. DaS SterblickkeilS- verhältniß in Iacksonville ist nickt bedeutend und die Meldung von zahlreiche» Todesfällen in Thampa, Manatee oder Plant City wird als unbegründet bezeichnet. Die Befürchtungen sind jedoch noch immer groß. Literatur. Dotsche« Dichtertzeim, Organ für Dichtkunst und Kritik. Herausgegeden von Paul Heinz« in Dresden-Siriesen. Dir soeben erschienene Rr. 23 vom 8. Jahrgänge dieser Zeitschrift enthält ein« reiche Fülle sorgsam gewählter und manniqsaltiger Beiträge, und »war: Gedichte v»n Robert Hamerling, Pani Vernarb, Arno Fuchs. Earl Norm«, Georg Eber-, Albert Möser, Julia« Sturm. F. W Lost. Max Hageaow, Otto Ernst, Elisabeth Helming, Armin Werherr, I. Loewenberg, Ferdinand Freiherru von Raft, Franz Wolfs und H. Kayser. — Theodor Storm s. Boa ve. Mar Vogler. — Literatur uud Kunst, e- Offener Sprechfaul. — Lorreiponbe»».
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