Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-21
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
S050 «Kd, dos, da; Regiment Kaiser Wilhelm'- N. auch nicht entfernt eine c..heuig hochconservative oder gar kleeikal-conservalwe Richtung verioigi, sondern sich aus die nanonaten Partcicus. die Mittel- Parteien so gut wie die Conservativca. stützen will. Besteht in dieser Hiusichr bei den coiiservativea Wählern und den konservativen Abgeordneten kein Zweifel mehr, Io wird eine- der schwersten Hindernisse beseitigt sein, welche dem festeren Zusammenschluß der nationalen Parteien in Preußen in der letzten Zeit sich eutgegen- stellten. Auch unter diesem Äesichlspunct begrüßen wir da- Lrgebaiß des ssriedrichdruher Besuche- Herrn v. Beanigsea'- daher mit Genug- thiu»ig, * Bon der Anwesenheit dcS Oberpräsidenten der Pro vinz Posen, Grase» Zedlitz-Trützschler, in Württemberg zur Betreibung der Ansiedelung schwäbischer Bauern in den Provinzen Posen und Westpreußen aus den von der staatlichen AnsiedelungS-Commission erworbenen Ländereien verspricht man sich einen besonder- günstigen Erfolg. Die Ansiedelung schwäbischer Bauern entspricht bekanntlich dem L. sonderen Wunsch; dcS Fürsten BiSmarck. Sie ist indessen keineswegs leicht auSzusührcn, da die Bauern in Württemberg wohl zur Auswanderung nach Amerika geneigt sind, dagegen bis jetzt sür die Ansiedelung in den ehemals polnischen Landes- theiten Preußen- wenig Lust zeigen. ES liegt nun. wie man der „Nalionat-Zcitung" schreibt, in der Absicht, den schwäbischen Ansiedlern die Einwanderung und Niederlassung in Westprcußen und Posen in jeder Weise zu erleichtern, und rS beißt, daß gegründete Aussicht vorliege, diesen Anerbietungen Erfolg zu verschaffen. Jedenfalls sind in dieser Richtung verschicdcnl- liche Verhandlungen ungebahnt worden. * In der letzten Socialistendebatte de- Reichstag- (am 30. Januar d. I.) hatte Herr Bebel u. A. auch behauptet, der frühere Polizeihauptmann von Zürich, Bollier. habe „in preußische» Polizcibiensten gestanden". Herr Bollier hat daraus durch einen Rechtsanwalt Herrn Bebel aussorderu lassen, ihm „durch Mittheilung der zur Begründung seiner Angaben ibm gewordenen Informationen die Möglichkeit, deren Unrichtigkeit nachzuweiscu, zu gewähren". Da diese Aufforderung, obgleich dreimal wiederholt, unbeantwortet bilcb, bat Herr Bollier durch seinen NechtSanwall die Sach lage, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet, in einer Eingabe zur Kcnntniß deS RcichSlagS gebracht, deren Schluß lautet: „Herr Bollier ist mit Rücksicht aus die Be stimmungen der Neichsversassung und des ReichS-Strafgesetz- buches gegen den Angriff des Herrn Bebel völlig wehrlos; die cingsge Möglichkeit, aus dem cingeschlagenen Wege die Un- ricklizlcit der von Herrn Bebel gemachten Angaben nachzu- weiscn. bczw. durch Herrn Bebel selbst anerkannt zu sehen und sich wenigstens oiese Genuglhuung zu verschaffen. bat Herr Bebel durch sein Verhallen benommen. Zur Kennzeich imng der Handlungsweise und Wahrheitsliebe deü Herrn Bebel gestattete ich mir im Namen und Aufträge des Herrn Bollier, obige- Sachverbältniß dem hohen Präsidium des Reichstages ganz ergebenst zur Kcnntnißnahme zu unterbreiten mit der Bitte, davon dem Reichstage Mitthciluag zu machen ES ist dringend nölhig. daß der Reichstag selbst erfahre, in Welcher Weise die politische Rednerbühne durch Herrn Bebel mißbraucht worden ist. Nachdem ein so schwerer Angriff gegen Herrn Bollier erhoben worden ist. erscheint e» als billig, daß die vorliegende Eingabe auch dem stenographischen Berichte dcS Reichstages einvcrlcibt werde." » -- » * Zur politischen Lage in Rumänien wird der „Poti tischen Corrcsponkenz" aus Bukarest, 16. August, geschrieben: Aus dem Gebiete der inneren Politik herrscht trotz de- immer näher rückenden TcrmIneS für die Auslösung der Kammer und die spätestens im Moaat Oktober stattfindenden Neuwahlen vollständige Windstille. Die Regierung Rosetti-Carp begnügt sich eben mit der Durchsübrung solcher administrativen Maßregeln, gegen welche von keiner Seite ein Einwand erhoben werden kann, und hat durch ihr bisherige- unabhängiges Verhalten den alten Partciverbänden gegenüber die Partei-Agitation und den Parteihader aus das Gebiet der Presse zurückzudrängen gewußt. Letztere ist aber i» Rumänien te ne Mocbt, mit welcher eine that- und existenzfähige Regierung besonders zu rechnen hätte, und werden die kleinen und großen Ge Lässigkeiten und Verdächtigungen der nationalliberalen Presse dem Labinete Roselti-Carp ebenso wenig Schaden zusügen, als die Hetzarnkel in den Blättern der früheren Opposition dem Ministerium Bratianu-Sturdza geschadet hätten, wenn sich nicht in den Reihen der nationalliberalen Partei eine Corruption breit gemacht hätte gegen weiche die Regierung vergeblich ankämpste. deren Folgen sich aber der Oeffcntlichkeit aus die Dauer gar uicht nichr verbergen ließen Die diesjährigen Herbstmanöver sind für die Zeit vom 6. bis 30. September vnbcranmt und werden an denselben die zu periodt schem Dienste lei der Dorobanzentruppe und den Kalaraichen offen tirieu Armecpslichkgca der beiden Eontingenlc von 1VV4 uns 1885 sowie lämmtliche Neserve-Oificiere aller Waffengattungen theilnehmen Außerdem werden sich die Lmientrnppen des vierten (Jasjyer) Armee Corps an den Ucbungen betheiligen. — Als Terrain sür die dies jährigen GeneralstabSreiien ist die obere Moldau bestimm» und wird dieser Disposition gemäß das Gencralstabs-Quartier in Boloschan eingerichtet. Die Studienreisen selbst finden unter der persönlichen Leiknng des GeneralftabSchcss General Falcojanu statt. — Wie aus guter Quelle verlautet, hat das Kriegsministerium sich sür die probeweise Anschaffung von Hunden und Tauben zu mili- toirischcn Zwecken entschlossen. Und zwar soll in Bukarest und Fob ichani je eme Briestaubenstatlon errichtet und diese sowohl wie auch die Verpflegung und Ablichtung der zur Unterstützung des Bor Posten- und Stasfcleadienstes bestimmten Hunde unter die Objorge der in diesen beiden Städten stationirten Geule-Regnnenter gestellt werden. * Zur Lage in Albanien wird der „Politischen Eorrcspondenz" aus Scutari d'Albania. 9. August, geschrieben: Tic Acle der Blutrache, deren Schauplatz in der jüngsten Zeit die türkisch-inontenegrinüche Grenze gebildet hatte, haben seit den zuletzt gemeldeten Fällen keine Fortsetzung ersahre» und scheinen zum Mindesten sür den Augenblick ihren Abschluß gesunden zu haben. Der nach Tuzi entsendeten gemischten Commission ist es allerdings m<tn gelungen, eine ehrliche Slusiölinung der Grcvzsläinme und die vollständige Einstellung der Blutfehde herbeizufuhrcu, sie hat aber die gut gemeinte und, wenn streng durchgcsührt» auch erfolcwerheißende Maßregel vereinbart, daß in Zukunft jeder Act der Blutrache mit einer Geldbuße von ungefähr 30 000 Piaster geahndet werden soll. Ist der Urheber der That nicht bemittelt genug, um diese, im Vergleiche zu der bisherigen Bestimmung bedcmend erhöhte Geldstrafe zu erlegen, so werden zunächst die Verwandle» VeS Mörders und, falls die Summe sich auch dann noch nickst hereinbringca läßt, das ganze Dorf, dem der Schuldige uugehört, zur Bezahlung der Geldbuße herangezoge». Wenn niau aus beiden Seiten, in Montenegro sowohl, wie in Albanien an der Durchführung dieser Vereinbarung unerbittlich in allen Fällen sest- hicltc, so würden die immer neue Verbrechen zeugenden Bluittiaie» an der Grenze gegen Montenegro zweifellos viel ielleiier werden und höchst wahrscheinlich im Lause der Zeit völlig aushöreu. Die Loge in Miriditieu hat sich womöglich noch mehr verwickelt, als es bisher der Fall war. Jene Partei der Miriditen, welche dis Rückkebr Prcnk Bib Doda'S aus Konstantinopel mit aller Ent schiedenheit verlangt unv ihn an die Spitze des Stammes gestelli z» seien wünscht, ist ui stetiger Zunahme begriffen. Die Ernennung eincS neuen Kaimakam sür Miridilien wird nicht das Geringste an diesem Stande der Dinge zu ändern vermögen. Es ist dem Val» von Scutari allerdings gelungen, den Capitain Marc» zur Ucber- vahme dieses Postens zu bewegen, obgleich er die Ermächtigung lncrzu seitens seiner Slo>»nncsge»ostcn nicht erhalten hat. Capitain Marco harrt jetzt in Scutari der Bestätigung leiner Erucuauvg durch die Ccutralregierung in Konsta»tiuopel. Es fragt sich uur, was sür ein Empsong dem neue» Kaimakam seitens der miriditischea Brv'chkcruiig bereitet werden wird. Der gewesene Kaimakam von Mi.iditien. Capitain Kola, hat sich kürzlich unerwartet und ohne Wissen des Lali ans Scutari enljerat und nach Miriditieu begeben, um die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu schüren und sie gegen den neuer,lanulcn Kaimakam uuszustacheln. Man besorgt in Folge dieser Umtriebe den Ausbruch von Ruhestörungen in Miriditieu. Wie dies lei derartig«, Währungen immer der Fall ist. leidet die öffentliche Sicherheit >n erster Linie unter solchen Verwicklungen, Lenen gegenüber tue Negierung sich ohnmächtig erweist. So wurde kürzlich eine Karawane von Reisenden aus der Straße zwischen Prlsren und Scutari von Miriditen überfallen. Die Reisenden e-wi:sen sich jedoch den Angreisenden überlegen, welche letztere sich noch einem kurzen Kompie, in dem einer der Ihrigen fiel, zurück zogen. Bezeichnend für die in dieser Gegend herrschenden Zustände ist es, dost behauptet wird, die Angreifer seien entlassene Zapliss gewesen. di« sich durch die Plünderung der Reiseade» sür dt« Sold- rückstSode, welche sie seiten- der Negierung nicht auSbczahlt erhielten, schadlos zu Hallen suchten. ES ist übrigens in Albanien kein uu- gewöhnlicher Fall, daß Zaptivs auj einem solchen Umwege ihre» Sold eiotreiben. Die Situation in Miriditieu bietet nach jeder Richtung eia un erquickliches Bild, und es ist uicht abzuscheu, wann eia Wandel hieriu eiutretea dürste, da die Hand deS Generalgouverneur- von Scutari, dir utrgeads Heilsame» geschaffen hat, sich in-besonderr in Miriditieu unglücklich erwies. * Die Generäle von Hobe, Kamphövener und Nistow beabsichtigen, wie rS heißt, auS türkischen Diensten zu scheiden. Der „Kölnischen Zeitung" schreibt darüber unter dem 14. d. ihr Eorrespondent in Konflantinopel: Wie ich auS sicherer Quelle ersahre, hat der Sultan die Bedingungen, unter welchen die Generäle von Hobe, Kamphövener unv Ristow weitere drei Jahre in türkischem Dienste bleiben wollten, nicht genehmigt. Die Herren hatten eine gewisse GehaltSerböhung, eine Entschädigung sür die ihnen durch längere Beurlaubung erwachsende Verminderung sihrer preußischen PensionSbezügc und eine größere Sicherstellung regelmäßiger Zahlung ihre- hiesigen Gehalte» verlangt. Auch legten sie Gewicht daraus, daß einem Absatz VeS Vertrages, welcher der Türkei ein einseitiges Kündigungsrecht „wegen Mißsührung im Amte" gewährt, einer enlgegengestellt werde, welcher bei Nichterfüllung der Gehaltstermine den Osficieren ein gleiche- Recht sichert. Dec Sultan wollte die Erledigung der Frage bis nach dem Vniramscsie vertagt wissen, woraus die Herren indessen nicht eiugehen zu können erklärten, da sie unter Umstanden spätestens am 1. Oktober in der Heimalh ein müßten. Wenn nicht in letzter Stunde noch eine Willens änderung des Großherr» eintrilt, verlassen die Generäle am 2. September Konstantinopel. Ihr Scheiden würde hier in weilen Kreisen tief empsunden werden, und um so mehr» alS ihnen wahrscheinlich in nicht weiter Ferne auch die noch ver bleibenden preußischen Kameraden folgen dürften. * AuS dem von der Pforte in der Mafsauah- Angelegenheit versendeten Circular gebt der „Politischen Eorrespondenz" auS Konstantinopel jener Passus im Wortlaute zu, welcher die Rechtsfrage auS dem GcsicblS- mncte der Pjorte erörtert. Derselbe lautet in treuer Ucbcr- ctzung onS dem französischen Texte folgendermaßen: Angesichts früherer feierlicher Versicherungen die Maffauah- Frag; aus de» Boden einer endgiltigcn und angeblich legalen Besitz- ergreisung übertrogen: sie sür den gegebenen Fall mit einer Inter pretation in Zusammenhang bringen, welche au! die Vernichtung der Souveränetät Sr. Majestät deS Sultans über dessen Besitzungen an der Westliche deS Rothen Meeres abziett: und die Grünoe sür die Ansicht der italienischen Negierung a»S Ficlionen schöpfen, die der Entwurf der Canai-Coiiventiou sowohl seinein Geiste wie auch dem Buchstaben nach zurückweist: bedeutet daS nickt den Anspruch, einer Handlung NechtSweihe zu verleihen (Stablir I» eovsöerattoui, welche ansichließltch aut einem vertragswidrigen Acte beruht, und zugleich den Versuch, len Stipulationen dieses internatioualeu Attes eine andere Tragweite zu geben? I» der Thal würde selbst eins oberflächliche Durchsicht der Suez« canai-Conventioa mchl verfehlen, zu beweise», daß Art. lO dieses seitens der italienischen Mittheilnug bezogenen Actes, weit entfernt, auch nur de» Schatten einer Verzichtleistung der Pforte aus ihre an der Westküste des Rothen Meeres gelegenen Besitzungen in sich zu schließen, eiusach die Maßregeln uamhait macht, welche die kaiser liche Regierung »nd der Khekive im Rahmen der nicht blos sür die Bertbeidiginig EgyplcnS — dieses iniegrirendca Bestandtbeiles deS oltouianischeii Reiches — sondern auch sür tic der Besitzungen au der Westküste gewährten Firinane zu ergreifen haben. Es ist richtig, daß die ursprüngliche Fassung blos den Satz enthielt: „die Ver- tdeidigung ihrer anderen Besitzungen an, Rothen Meere". Spüler aber, um in gleicher Weise die seitens der Pforte eventuell zu er greifenden Maßregeln behnsS Berthcidigung ihrer arabischen Pro- vinzen sichcrzustellen und über einen seitens Frankreichs und Groß britannien- ausgesprochenen Wunsch fügte man nach dem Ausdrucke: „ihrer anderen Besitzungen" »och die Worte hinzu: „welche a» der Ostküste gelegen sind". Uebrigcns zeigt das Wort „anderen" klar die vollständige Gleichbehandliliig der Gebiete an der westlichen und östlichen Küste mit Bezug aut die Besitzrechre LcS Reiches. . . . Tie Conveution bestätigt von Anfang bis zu Ende die Aujrccht- erhaltuiig der kaiierlieycn Firiuaiic und tie Eouvcrainelät des Sultans über seine egyptische Provinz." * Die Worte, welche der deutsch- Kaiser in Frank furt a. d. O. im Namen deS deutschen Volkes gesprochen, sind schnell an die Ohren gelangt, denen sie gatten. Die Kritik des „TempS" schrumpft rn daS klftnmifthige Unheil zusammen: „Diese niililairischi.- Sprach.- scheint zu den Gewohnheiten deS neuen StaatühaupteS zn gehören", uno der sonst so revaiichewüthigen „France" zwingt die unzweideutige Sprache Kaiser Wghelm's die Versicherung ad: „Wir werden Niemals angrcifen, aber w:r wollen in der Lage sein, uns nachdrücklich zu vertheivigcn, falls man nnü angreiscn wird." Auch Deutschland wird nicht anzreise», daS hat Kaiser Wilhelm ebenso scsi versichert wie die Tbalsache. daß Dcutschlans die Errungenschaften seiner großen Kämpf: bis zum letzten Blutstropfen vertheidigen wird. Weshalb cS trotzdem rüstet, rüstet im unverhoblcncn Hinblick aus seine Nachbarn im Westen? frage» die Franzosen. Weil cs die Erfahrung gemacht hat, baß eS eitel Beginnen ist, mit der Republik gute Beziehungen zu erstreben; weil cS täglich sicht, daß der Revanchegedaiike bei der politischen Agitation aller P»rtcien die einzig wirksame Triebkraft ist; weil die Stetigkeit der Regierung unv der bestehenden RcgierungSsorm so wenig verbürgt ist, daß neue Umwälzungen Deutschland täglich neuen VerhLllniffen gegenübcrstcllen können, und cS sich gegen die Möglichkeit schützen will, noch einmal von einem französischen Abenteurer zertrete» zu werden; weil endlich es zu der Einsicht der bedauerlichen Wahrheit gekommen ist, daß die Furcht Frankreichs vor der Stärke Deutschlands und seiner Bundes genossen der festeste Hort dcS Friedens ist. Deshalb rüstet es und bereitet sich vor zu neuem Kampfe, den cS ebensowenig sucht wie fürchtet. * In den Vereinigten Staaten von Amerika hat sich anläßlich der bevorstehenden Präsidentenwahl eine neue Partei gebildet, die „amerikanische Partei". Eine Convention derselben tagte am Mittwoch in Washington, um einen Eandidatc» sür den Präsibcnlenposten auszustellen. Die Partei wurde gegründet zu Gunsten einer strengen Be grenzung der Einwanderung und der Ausdehnung der Natu- ralisatiouSperiodc auf 14 Jahre. Der vor Kurzem von der parlamentarische» Untersuchung-- Commissi»» über VaS englische Gesängnißmesen erstatt«« Bericht gewährt einen ebenso belehrenden als interessanten Einblick in die E nnchluitgen der Polizei- und Notersuchungsgesäognissk, der ohne Zweifel manche Illusionen zerstören wird, die man im AuSlande über diesen Gegenstand hegen mag. Zunächst stellt der Bericht fest, daß meistens eine große Anzahl von Uatersuchuugs« gesavgtliea vor den Verhandlungen in eine einzige Zelle zusammen- gesperrt wird, ohne Rücksicht aus die Vergehen oder Verbrechen, deren sie angeklagt sein mögen. Diese Zellen sind gewöhnlich nur unvollkommen oder gar nicht beleuchtet; sie sind dabei der Schauplatz der gemeinsten Ausdrücke und Zoten, die für daS Obr gebildeter oder unschuldiger Personen, dir vielleicht nur zufällig verhaftet wurden, eben so widerlich als beleidigend sind; dabei sind die Zellen schlecht oder gar nickt erwärnit und ventilirt, so daß die bloße Eia- iperrung i» diesen Löchern sür anständige oder unschuldige Personen schon eine schwere Strase ist, die, würde sie verurtheilleu Verbrechern zu Thr-il. im ganze» Lande einen Schrei der Entrüstung erregen würde. In Wcst-Ham, einem Vororte von London, werden z. B. in einer Zelle von 15 Fuß Länge nnd 12 Fvß Breite gewöhnlich 8 bis 12 Geiangene znsainmengesperrt. Schlimm wie es in dieser Be ziehung auch in London auSiehen mag, so sieht es. dem Bericht zufolge, in den Provinzialstädten doch noch weit schlimmer aus, nanientlich in Hüll und Manchester, wo man aus Decenz und Humanität auch nicht die geringste Rücksicht zu nehmen scheint. Ja Hüll befinden sich die Zellen unter der Erve, wo weder Sonne, noch Mond hineinicheincn kann; obschon erleuchtet und geheizt, sind sie Loch so ichlecht veutiiirt, daß ihr Geruch unerträglich ist und sie der Gesundheit leicht gesährlich werden. Ebenso schlecht sieht cs in Manchester aus, denn in dem dortigen City Court befinden sich nur 2 Zellen sür Männer und 2 sür Frauen; erster» sind 21 Fuß lang und 15 Fuß breit, letztere haben eine Länge von 15 und eine Breite von 14Fuß;dcunoch aber werden in den größeren Zellen je30Männer und in den kleineren je 20 Weiber eiugcspcrrt, obschoa die Räume sür eine solche Zahl viel zu klein sinv. Nach dem Verhör werden verurthcilte oder zurückgeslellie Personen in unterirdische Zellen gesübrt. die nach Aussage eines Gesängnißinspectors den vergitterten Käfigen wilder Thiere im zoologischen Garten gleichen, mir dem Unterschiede jedoch, daß die wilden Thiere eS weit besser haben, da in jeder dieser Zellen oft 40—50 Männer und 20—30 Frauen eingepfercht sind, während ein jedes wildes Thier doch meistens einen eigenen Käsig hat. Seltsam, rw.ffe haben gewöhnlich die größten und reichste» Slädle des Landes die schlechicsten Ge fängnisse, besonders Manchester, Liverpool, Hüll und Sheffield, die in dieser Beziehung ani schlimmste» daran sind. Kein Wunder, daß die Comiiiiision zur diele >cheiiß>'chen Zustände sofortige Nemedur verlangt nnd ihr Erstaunen darüber nnsgedrückt hat, daß verant wortliche Männer oder Körperswasten derartige Unzuiräglichk«ten dutde-i konnten, nachdem schon seit 2 Jahre» die Auunerkiamkeit der Behörden c.ut die Unziitänglichkeit der Uiitersucknlligsgcjängnisi'e gezogen worden sei. Unlcr dielen Umständen hält es die Com mission »nt Recht sür hohe Zeit, daß das Parlament einem Zu stande ein Ende machen möge, wie er scaudalüjer kaum gedacht werden könne. vermischtes. Aus England. * Tie Parncll'schc Untersuchungs-Commission, bestehend au» de» Richtern Hannen. Day und Smith, trat am 15.L. M. zu London im Iussizpalast zur erste» Sitzung zusammen und saßt: nach einer säst zweistündigen Berathung den Be schluß. daß die Unleriiichuiig am 16. October beginnen solle Die Nechrsbeislänve Parucll's und ver „Time-" wurden, so führt die „National-Zeitung" aus. von diesem Beschlüsse sofort in Kenutniß gesetzt. Sir IanieS Hannen, der Präsident der Commission, hatte bis vor wenigen Tage» die von ver „Time-" gegen Parnell nnd die irische Partei erhobenen Anklagen noch nicht gelesen, allein seit der Annahme der Vorlage haben sich tie drei Richter mit dem Inhalt der Broschüre „ParnelliSmuS" und Verbrechen" bekannt gemacht. Parnell bat sich nach seiner Besitzung Avondale in der Grafschaft Wicklow vegeben, um dort der Hühnerjagd obzuliegen. E» werden sich ihm dort verschiedene Mitglieder der irischen Partei anschließen. In Dublin war am l5. d. M. das noch unverbürgte Gerücht im Umlauf, daß er beabsichtige, sein Mandat für Cork nieder- zulegen. bi» die Drei-Rickter^Eommission oder die schottisch« Jury ihre Untersuchung beendet bat. Der mit der neuesten amerikanischen Post eingelroffene Newyorker „Herald" vom 2. d. M. enthält einen Bericht über eine Unterredung zwischen einem Mitarbeiter dieser Zeitung und Patrick Egan, dem ehemaligen Schatzmeister der irischen Landliga. Über die „ge- fälschten Briese". Letzterer versicherte, Parnell werde zu gehöriger Zeit die ibm unterschobenen Briese durch unzwei deutige Beweise nicht allein al» Fälschungen brandmarken, sondern auch die Fälscher nombast machen. Egan drückt die Uebrrzeugung au», daß die „Time«" hiatergangrn worden sei. ---- Dortmund, 17. August. Unter der Spitzmarke Jnsiinct oder mehr? schreibt die „Elberselder Zeitung Diese Geschichte ist wahr und keine HunvStagsenle, zu deren Ausbriitiing die Witterung übrigens viel zu kalt gewesen wäre. In der geschützten Halle einer Fabrik hatte „Pluto", eine Nlmer Hündin, nebst ihren sechs Jungen ihre Lagerstatt, wo sie sich ganz wohl befand. An dem Sonntag Nachmittag vor dem letzten große» Gewitter erscheint die Hündin plötz lich, ihre Jungen über den Fabrikplatz hinweg tragend und sie an einer dunklen, geschützten, hoch gelegenen Stelle nieder- legcnd. DaS war um so wunderbarer, als Niemand das Thier gestört hatte. Sehr bald aber kam die Erklärung durch daS furchtbare Gewitter; auch jene Halle wurde von de» Regengüssen überflutbet, während die Hundefamilie schön geborgen lag. Während des Gewitters war Pluto nicht von den Jungen wegzulocken, nachher führte sie, aus die Frage, wo sie die Jungen habe, den Fragenden an den Ein gang des neuen Lagers. --- Karlsruhe, 17. August. Die hiesige Kunst- gcwcrbcschule, welche unter der Leitung von Proscffor H. Göv immer mehr ausblüht, zählte im Utzten Schuljahre 203 Zöglinge, darunter >62 aus Baden, 1l auS Preußen, 0 ans Äaycr», 6 auS Württemberg u. s. w. Selbst aus der Schwei;, aus Schweden, Rußland und Oesterreich sind einige ä'üler; dem Berufe nack sind 67 Maler, 2l Möbel- und Musterzeichner, l7 Bildhauer, 14 Zeichenlehrer. 14 Schreiner, 10 Lithographen, 8 Graveure, 6 Eiseleurc u. s. w. Aus die Fackeurse verlbeilen sich die Schüler in der Weise, daß 26 der Architektur, 5 dein BtldhauercnrS, 6 dem Eiselcur- nnd 30 dem Decor.aticnscnrs angebören. Außer Herrn Götz wirken 4 Professoren, 1 Fachlehrer, 4 Assistenten und 3 Hilfslehrer an der Anstalt. Durch das Zcichcnburcau wurde eine große Anzahl Aufträge sür die Praxis erledigt, namentlich Ent würfe. Zeichnungen und Eorrccturcn zu Arbeiten sür die Münchener Kunslgcweebc-Ausstellung. Bei den Vorbereitungen zur Ausstattung ver badischen Abtüeilung der deutsch-natio nalen Kunstgcwerbe-Auöstellung in München war die Kunst- gewcrbcschulc sehr vielseitig beschäftigt, indem die dccorative» Malereien und ein großer Theil der plastischen Arbeiten nach den Entwürfen des DireetorS an der Anstalt angcsertigt wurden. Auch ist die Schule bei dieser Ausstellung durch eine größere Anzahl von Arbeiten der Fachcurse vertreten. --- Der König von Württemberg beabsichtigt sich in der zweite» Hälfte deS OclvberS zum Winteranfenthalt nach Nizza zu begeben. Während der regnerisch kalten Woche» de« letzten Monats hat der König wieder von katarrhalischen Bcichwerden zu leiden gehabt. Dieselben haben zwar keinen ernsteren Ebarakter angenommen und sind nahezu wieder verschwunden; es hat jedoch diese neue Erfahrung gezeigt, wie rS zur Erhaliung der Gesundheit deS Königs von wesentlichster Bedeutung ist, daß derselbe allen Unbilden rer Witterung thun lickst entrückt werde. Die erliste Erkrankung im Laufe deS Winters läßt die größte Schonung noch »lehr als früher ge boten erscheinen; der König sieht sich deshalb aus ärztlichen Rath veranlaßt, schon vor dem Eintritt der rauheren Witterung seine Uebersiedclung m ein wärmeres Klima zu bewerkstelligen. ---- Infolge seiner hervorragenden Bedeutung als Interpret der Dichtungen seine- großen LandSmannS Fritz Reuter und seiner rastlosen Tbätigkeit auf diesem Gebiete, ist Herrn Max Schwartz die Auszeichnung deS AnerbielenS zu Theil geworden, im Austrage deS Staven Hagener Magistrats Vorlesungen zun» Besten deS in der Vaterstadt Reuier'S zu errichtenden Denkmals deS Dichter« zu halten. Herr Schwartz hat die für khn besonder» günstigen Vorschläge angenommen. ---- Man schreibt der „Neuen Freien Presse" au» dem Kärntner Möllthale vom 16. d. M.: „Ein ansehnlicher Theil unseres TbaleS hat gestern durch ein furchtbare« Hagelwetter stark gelitten. Schon kurz nach Mittag über zog sich der Gradenkogel mit schweren Wetterwolken, und diese entluden sich in einem heftigen Gewitter, da« seinen Weg vom Gradentbale über da- Schoberthörl zum Fraqantthale nahm und die Ortschaften Winkelsaqritz, Sagritz, sMtteldors. AllaS und Gönz berührte. Zwar sielen nach 3 Uhr auch Schloßen von beträchtlicher Größe, immerhin aber war noch kein nennen-werlher Schaden aus den Feldern und in den Gärten angerichtet. Etwa» vor 6 Uhr Abend» jedoch erneuerte sich da- Ungewitter, und sofort bei Beginn desselben stürzten mächtige Schloßen prasselnd und rauschend mit solcher Wucht zu Boden, daß sie meterhoch in die Lust znrückprallten oder sich mit tiefen Löchern in daS aufgeweichle Erdreich bohrten. Die Größe derselben variirte von dem Umsange eine« mittleren Hühnereies bis zu dem der Haselnüsse. Messungen, eine halbe Stunde nach dem Gewitter unternommen, ergaben bei einzelnen Schloßen noch einen Durchmesser von 6 cm; heute noch fand man solch« mit einem Durchmesser von 4 cm. Eine furcht bare Viertelstunde hat den vedauernswcrthen Bewohnern ob- genannter Ortschaften einen empfindlichen Schaden gebracht, zumal bei den abnormalen Temperatur- und NiederschlagS- Berhällniffen de» heurigen Jahre» die meisten Feldsrüchte sich erst im Zustand« halb«, Reis« befand««, ab«, «in« ziemlich einträgliche Tritt« versprachen, während in anderen Jahren um diese Zeit der Schnitt schon vollendet war. Uebertritt einer englischen Prinzessin zum KatholiciSmu». Der „Irish Eatholic" meldete in voriger Woche, daß eine Prinzessin der königlich«, Familie von Eng lead in Bälde zur römischen Kirche übertreten Werve. Jetzt schreibt daS genannte Blatt: „Die Ausnahme Ihrer könig lichen Hoheit der Prinzessin Helena, Gemahlin des Prinzen Christian von Schleswig-Holstein und zweiten Tochter Ihrer Majestät der Königin, in die römisch- katholische Kirche wird jeden Ceremoniel« entbehren, außer dem in allen ähnlichen Fällen üblichen. Auch ist eS nicht wahrscheinlich, daß der Tag und Ort der Handlung ver öffentlicht werden wird." --- Ein Gegenstück zur Aachener HeiligthumS- sahrt wird auS Irland gemeldet. Zum heiligen Schrein in Knock sind in diesem Jahre 20000 Pilger gewallsahrlct. Diele sind zu dem Zwecke weither von Amerika, Australien. Frankreich. Spanien uno England dorthin gereist, und vom Norden Irland» trafen die Pilger meisten« zu Fuß in Knock ein. Zwei Wunder werden berichtet. Ein blindes Mädchen bat das Augenlicht und ein Lahmer dir Bewegung seiner Gliedmaßen wiedererlangt. Am vorigen Mittwoch fand ein großartiger Umzug der Pilger statt. ----- Rom. IS. August. Nach hier eingegangenen Nach richten wurden gestern Abend in Diano Marino, daS bereits durch daS Erdbeben vom 23. Februar 1887 so schwer heimgesucht wurde, innerhalb einer halben Stunde drei heftige, von unterirdischem Rollen begleitete Erdstöße ver spürt. Der erste Stoß war der stärkste. Unfälle sind durch die Erdstöße nickt herbeigesührt. I» Porto Maurizio fand in vergangener Nacht ein leichter Erdstoß statt. - Madrid, 19. August. Der heute von San Sebastian nach hier abaegangene Schnellzug ist bei Tolosa entgleist, mehrere Reisende erlitten — glücklicherweise nur leichte — Verletzungen. -- König Ludwig von Portugal hat dem Prinzen Friedrich Leopold daS Großkreuz vom Orden vom Thurm unv Schwert überreicht. Der Hofmarschall des Kaisers, v. Licbenau, erhielt daS Großkreu; des Ordens Unserer lieben Frau von der Enipsängniß der Villa Vicosa, der Hosmarschall dcS Prinzen Friedrich Leopold, Ceremonienmeistcr Graf Kanitz, das Groß- kreuz deS ChristuS-OrdenS. Ein ausschließlich militarrischer Orden ist der im Jahre 1l62 gegründete Orden vcö heiligen Benedict von Aviz; daS Großkreuz desselben erhielt der General- Lieutenant Bronsart v. Sckellendorss. daS Commandeurkreut der Oberst Freiherr v. Stosch. ---- Ein Seitenstück zu den gemalten Dörfern PotemkinS erzählt vr. Lee» weiland Leibarzt de» Fürsten Woronzow, in seinem Buche „lieber die letzten Tage deS Kaisers Alexander und die ersten deS Kaisers NicolauS". Al ber Kaiser Alexander 1821 die Mililaircolonien in der Krim besuchte, trat er in jedes einzelne ColonistenhauS und fand überall aus dem Tische eine gute Mahlzeit angerichlct, bei welcher ein gebratenes Ferkel die Hauptrolle spielte. Fürst Wolchonsky, ver den Kaiser begleitete, argwöhnte eine Täuschung durch die Verwaltung, schnitt unbeachtet in einem Hause den, Ferkel daS Schwänzchen ab und steckte cs in die Tasche. Im nächsten Hause stand richtig wieder ein ge bratene- Ferkel aus dem Tische, aber cS fehlte ihm daS Schwänzchen. Da äußerte der Fürst gegen den Kaiser: Der Braten scheint ein alter Bekannter zu sein", als der Kaiser fragte, maS er damit meine, zog er daS fehlende Schwänzchen auS der Tasche. Der Braten war immer rasch aus einem Hause in VaS andere befördert worden. Aber Fürst Wolchonsky hatte bitter zu bereuen, wa« er gcthan: nicht nur wurde der Administrator jener Mililaircolonien sein Todfeind, auch dem Kaiser mißfiel die Enttäuschung und Wolchonsky zog sich seines Gebieters völlige Ungnade zu. --- Chicago-Amazonen. AuS New-Uork, 6. dS, wird der „Frankfurter Zeitung" geschrieben: Unter den jungen Damen Chicagos grasirrt eine epidemische Sucht, e» den hoben und niederen „Roivckies", den sogenannten „sporting- men" in allen Rohheiten gleich zu thun. Unter sporting- mon versteht man in den Vereinigten Staaten keineswegs allein die mehr oder minder begüterten Liebhaber von Pferden. Wagen, Segel- und Ruderbooten und den nationalen Spielen „Uase-dnII" und „Dennis", sondern in weiterem Sinne alle jene polltrschen Faullcnzcr. die nur einmal alle vier Jahre arbeiten, nämlich während der Wahlcampagne als Stimmcn- sammtcr, ferner die Pugilisten, jene erzbrutalcn Kämpjer der Faust, die Taschendiebe/Wegelagerer und alle Mitglieder des milderen Graves der amerikanischen Verbrecherwelt. Jene letztgenannten Kategorien, deren einzelne Vertreter von einem gewissen Theile der illustrirten Presse („Police-Gazette", „Police-News") vielfach zu Helden glorificirt werden, sind cS, welche die Gemülhcr der jüngeren Chicago« Damenwelt jüngsthin zum Nacheifern angcspornt haben, so zwar, daß die Polizei veranlaßt wurde, ernste Maßregeln zu treffen. Die neueste Mode besteht darin. daß die Damen eiserne Schlagringe tragen, mit spitzen Zacken besetzte lebens gefährliche Instrumente, und mit großem Kampsesmuthe einhergehen. Die Blätter wissen von einigen Kämpfen dieser bewaffneten Amazonen mit Männern zu er zählen. in welchen die letzteren unterlagen; die Polizeichronik hat diese Fälle jedoch nicht rcgistrirt und sie sollen deshalb hier keine eingehende Schilderung finden. Thatsache ist eS jedoch, daß in Bradlcy Street, einer allerdings nicht im besten Quartier belegcnen Straße, zwischen Mitgliedern deS zarten Geschlechts Kämpfe stallsanden, wobei der neu adoptirte Schlagring eine so wirksame Rolle spielte, daß neben der Ambulanz, die eine Anzahl Verwundeter in'S Hospital nberjührtc, auch die Polizei auf dem Platze erschien, um eine Anzahl von Verhaftungen vorzunehmcn. Bei dieser Gclegenbeit wurden einige „Clubs" junger Damen entdeckt, deren Mitglieder sich auS der guten Gesellschaft zusammen- setze» und das Princip verfolge», sktS „in Waffen" zu wanüeln uno wenigstens in Vieser Hinsicht mit der Männerwelt aus gleichem Fuße zu sieben. Ein polizeilicher Erlaß verbietet auf Griiiiv dieser Entdeckungen den Damen das Tragen von Waffen, besonders des Schlagringes, die Duelle und vor allem jene berühmten „doxing Matches". deren größter Heros „Sullivan" ist nnd die schon manchem KampseSmuthigen Nasen, Ohren, Zähne und Haare gekostet haben. ----- Die Polizei in Chicago hat ein ausgedehnte» System, die Briefkasten in den Straßen zu berauben, ent deckt und die Diebe, welche mit falschen Schlüsseln arbeiteten, verhaftet. Die Polizei hat Checks, Wechsel. Geldanweisungen und andere Papiere im Werkbe von einer Million Dollar» wieder erlangt. Mil dieser Entdeckung ist die langbestanbenc groß« Störung im Postdieuste von Chicago erklärt. — Aus Fuchn in China wird ein eigentümlicher Fall von der Bestrafung der Götter gemeldet. ES halte sich eine Anzahl Leute an die Götzenbilder eines gewissen Tempels gewandt, um Racke an ihren Feinden zu nehmen. Die Götter sollte» den Tod dieser Feinde veranlassen. Nun starb der tartarffche BeseblShaber dcS Militair» plötzlich, und die Einwobner singen an z» glauben, daß die Götter diesen getödtet batten. Daraufhin gab der Vicekönig der Provinz sofort Befehl, die Götzenbilder zu verhaften unv zu bestrafen. Der Präsect begab sich, mit dem Befehl deS DiceköaigS be waffnet. in den Tempel und verhaftete l5 hölzerne, L Fuß hohe Götzenbilder. ES wurden ihnen die Augen auSgestocken. damit sie ihre» Nichk: nicht erkennen unv an ihm später Rache nehmen könnten. Nach gründlicher Untersuchung dcS Falle» wurde ein Bericht an den Vicekönig eingesandt, welcher daraus befahl, die Götzenbilder zu köpfen und sie in einen Teich zu werfen. Der Tempel aber sollte aus ewige Zeilen geschlossen werden, damit die Stadt rn Zukunft Ruhe habe. — Bezüglich der zur Vernichtung der Kaninchen in Australien getroffenen Maßregeln» von denen mehrfach
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder