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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-19
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1888
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soso Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Hauptmana v. Moltke, L l, «uitv de» Generalstabe» der Armee, ist unter Entbindung von dem Commando al» Adjutant de» Cbes» de» Generalstabe» der Armee, zur Dienst» leistung al» persönlicher Adjutant zum General-Felvmarschall Grasen v. Moltte, Prüfe» der Lande»-Bertheidigung»- Commission, commandirt. * Zu der italienischen Politik schreiben die osficivsen „Berlmer Politischen Nachrichten": ..Die Reise Lri-pi'» »um Könige nach Baldiera ersolgt in einem Augenblicke, wo an Italien» überseeische Politik die Roth. Wendigkeit einer sesterea Bestallung heranzutreten scheint, «egen die italienischen Bestrebungen an der Küste de« Rothen Meere» werdeu Einflüsse in« Feld gesühr», welche iheilweise der Quelle de« Neide». theilweÜe jener der Eifersüchtelei entspringen, und es neuer, ding» dahin gebracht habeu, daß die Psorte mit einem verspäteten Proteste gegen di» Einverleibung Maiiauah» uud Umgegend ia deu italienischen Besitz aus der Bildflüche erscheint. Die Psorte mScht« ihre Eouverainitütsansprüche aus Majiauah geltend machen und »nutz daher solgerichtig gegeu die Hinfälligkeit der Lapilulationen Verwahrung einlegev. Damit lenkt sie ganz uud gar in da- Fahr wasser der französischen Politik und gewinnt überhaupt den Bei- fall aller derjenigen kreis», die deu Franzosen zu Bcsallen an der überseeischen Politik Italien» nörgelnde Kritik üben. Da- ist der sormclle Gewinn, den die Psorte zunächst von ihrer Protestnote ha»; was indeß die materiellenLoasequenzen der Maßregel betrifft, jo werden dieselben ungleich bescheidener seiu. Italien dürste, nachdem seine Actio» in Massauah von Anbeginn die Zustimmung der Mächte — Frankreich selbstverständlich ausgenommen — gesunden, sich durch eine papierene Verwahrung der Konstantinopeler Politiker schiverlich ob halten lassen, seinen Weg sortzusetzcu. b,zw. seine Stellung am Rothen Meere gegen Einwendungen völkerrechtlichen Inhalte» wirk sam zu sichern. Hiergegen kann von der europäischen Diplomatie loyaler Weise nichts vorqebracht werden, da Italien in jenen Gegen den ein civilisatorischc« Werk vollsührt, zu welchem sich bi» dahin Niemand andere» hatte bereit finden lassen. Mit der Eröffnung der italienischen Aktion in Massauah war aber auch schon der aniwae I oanicksucki gegeben, dessen hartnäckige Jgaorirnag seiten» der Frau zoiea hauptsächlich die wachsende Verbitterung der Beziehungen zwischen Rom und Pari» hat schüren Helsen. An die Möglichkeit einer Wieberbegründung der türkischen Herrschist in Massauah glauben die Franzosen selber nicht, der Anfall de» Platzes an Abessinien aber müßte im allgemeinen Interesse entschieden per borrescirt werden. Wie man also die Sache drehen uud wenden mag, in der Praxis ergiebt sich al» da« möglichst angemessene Resultat der Verbleib Massauah» in italienischen Händen." * Wie der „Politischen Correspondenz" auS St. Peter», bürg versichert wird, hat die in der russischen Hauptstadt weilende japanesische Mission nicht die ihr fälschlich zugeschricbene Ausgabe, einen politischen oder Handelsvertrag zwischen Rußland und Japan zu unterhandeln, sondern ver folgt ausschließlich den Zweck, die Besonderheiten der russischen Organisation der Verwaltung, de» Handels, de» Heere»- und Marinewcsens zu studiren. Allerdings nehme man aber in russischen Kreisen an. daß die hohen, der Mission angchörigcn Persönlichkeiten nicht verabsäumen dürften, durch Begegnungen nnt den leitenden russischen Staatsmännern sich in Kenntmß der Absichten sowohl al» Anschauungen zu setzen, welche in St. Petersburg in Betreff einer Beiestigung und dauernden Besserung der russisch-japanischen Beziehungen gehegt werden. * AuS Port-au-Prince wird der .Münchner Allgem. Zeitung" unterm 12. Juli zum Auödruche der neuesten Revolution aus der Insel Haiti und über die dortigen Zustände geschrieben: Der Telegraph wird Ihnen wohl bereits Kunde gegeben haben von der theilweise» Zerstörung der Hauptstadt der Republik durch Aasständische, die e» hauptsächlich aus den Umsturz der gegewärtigea Re gierung outer Präsident Salomon abgesehen hatten. Salomon erhielt noch im letzte» Augenblick Nachricht von dem Aufstande und der Ab sicht der Revolutionane, rh» zu ermorden und sein Hau» zu plündern, und eS gelang ihm. sein Boarvermögen, nicht weniger al» 3 800 Ol» Dollar», mit dem am gleichen Tage abgeheaden Dampfer nach Frankreich zu verschiffen. Der Thäiigkeit der Salomon ergebenen Polizei gelang e», die Brandstifter auszuspürea, und man «and unter diesen eine Anzahl der höchsten Autoritäten des Landes! Die Lev jchwörer hatten sich ia einzelne LomitöS sormirt. welche zn einer gegebenen Stunde die Stadt an verschiedenen Orten gleich zeitig ia Brand stecken und die Verwirrung benutzen sollten, um sich der Regierung und der Taffen zu bemächtigen. Glücklicherweise wurde man des Brandes Herr, ober von den Brandstifera wurden nur drei gefangen genommen, nicht ohne daß mehrere Polizisten in dem Kampse getödtct oder verwundet wurden. Die Gesaagenen» eia Neger, eia Eubaner und ei» Spanier, wurden noch an dem selben Tage nach einer Sitzung von zehn Minuten Dauer zum Tode vcrnrtheilt und sofort hingerichtet. Tausende begleiteten die Brandstifter aus den Place de Mar», um der Executioa beizuwohuen» und es bedurste mehrerer Hundert Soldaten, um die zahlreichen Be- freinngsverjuche mit gefälltem Bajonuet zurückzuweisen, wobei sech zehn Menschen getödtct und an sünszig verwundet wurden. Die Hinrichtung selbst war ungemein barbarisch. Die Gefangenen wurden mit dem Rücken gegen eine Mauer gestellt und da» Peloton auf 150 Schritte Entfernung placirt, so daß bei der ersten Charge nicht einer der Gesungenen auch nur verwundet wurde. Das Peloton wurde hieraus 50 Schritte näher gerückt, aber auch die-mal wurde nur der Cubaner verwundet. Erst bei der dritten Salve aus 15 Schritte Entfernung fielen die drei Revolutionaire, von Kugeln förmlich durch, löchert. Ob diese summarische Hinrichlnug dem Ausftand selbst eia Ende machen wird, ist zu bezweifeln; denn man hat e» Haupt- sächlich aus die Beseitigung de- bejahrten Präsidenten abgesehen. In der Zwischenzeit wird die Bevölkerung wieder einmal durch einen schauerlichen Voudou-Proceß in Auslegung erholten. Man hatte dem Präsidenten selbst nachgesagt, daß er Fetisch-Diener sei uud Voudou-Priester in seinem Hause beherberge. Der Proceß hat dieses Gerücht Lügen gestraft. Zwei Neger hatte» einen Voudou- Priester um Rath gesragt, was sic zu thun hätten, um reich zu werden. Nach allerhand schauerlichem Hocuspocus hatte dieser ihnen bekannt gegeben, daß sie ihre Mutter, eine Greisin von 75 Jahren, tödten und ia Gemeinjchast mit ihren Freunden und GlaubeaSgenoffen den Körper aujeffen müßten, wobei sie selbst die Nieren zu verzehren hätten I Die Neger befolgten den Rath ihre» Priesters. Der Leichnam der erwürgten Frau wurde in kleine Stückchen zerschnitten und unter ihre fanatischen bcstioliichen Freunde verldeilt. Einer darunter weigerte sich jedoch, initzndandel». und theilte die Sache dem Präsidenten mit. Salomon ließ die beiden Neger sammt dem ttanuibalenpriester ergreifen und ohne weiteren Proceß noch an demselben Tage erschießen. Die anderen Thest nehmer an dem kannibalischen Gelage gingen einstweilen frei aus. Dieser Vorfall ist leider nicht vereinzelt in unserem schönen Lande. Allmonatlich kommt dergleichen vor, uud Sie können sich vorslellen welche Zustände hier herrschen. Feierliche Enthüllung des Liegesdenkmals. i. * Leipzig, 18. August. So war denn der Tag herbei- gekommen, an dem die Hülle von unserem SiegeSdenkmal fallen und das Kunstwerk in seinem vollen Umfange den mit der gespanntesten Erwartung diesem Augenblick entgegen sehenden Augen sich zeigen sollte. Einen Zeitraum von säst zwei Decennien umfaßt die Geschichte des Denkmal-. Wie viele Worte sind darum geredet worden, namentlich von Denen, welchen die Fertigstellung des Denkmal» zu lange dauerte, oder Denen, die mit dem sckließlichen Entwurf, welchen der Künstler seinem Werk gegeben, au» irgend einem Grunde nnznsrieven waren. Der länge Streit, wo da» Denk mal seine» Platz finden sollte, ist auch noch in Aller Erinne rung. Es ist nicht unsere Absicht, aus abgethaae Dinge zurückzukommen, sondern wir denken, der heutige Tag ist so recht dazu angethan. in den vollen Chor der Freude über da« Erreichte rinzustimmen, laut und freudig zu bekennen, daß aus unserem altebrwürdigen Marktplatz, mit dem sich beute gewiß seine früheren Gegner auSgesöhnt haben, ein Siegesdenkmal steht, welche« unserer Stadt Leipzig und unsere» deutschen Vaterlandes würdig ist. Denjenigen, die wegen de» SiegeSdenkmale» gehadert haben, rufen wir zu: Gehet hin und betrachtet da» Denkmal, wir sind überzeugt. Euer Miß vergnügen ist verstummt, Ihr werdet Euch überzeugen, daß da« alle Sprüchwort: ,,Wa« lange währt, wird gut" noch immer seine Berechtigung hat. Da» hochbedrutsam« patriotisch« Ereigniß mußt« selbst verständlich all« krris» der Etadt berühre« und srit einigen Tagen wurden überall schon festliche Vorbereitungen getroffen, um die Enthüllung de» SiegeSdenkmal» zu einem glänzenden Act zu gestalten. Die Kunde, daß unser hohe» Königshaus nicht allein in seinem Haupt, sondern auch,in anderen erlauchten Gliedern vertreten sein werde, ferner, daß der berühmte Ehrenbürger unserer Sladt, Generalseldmarschall Gras Moltke. die an ihn ergangene Einladung zur Tbeil- nahine sreundlichst angenommen habe, hatte die Einwohnerschaft förmlich eleklrisirt und so sab man denn dem 18. August allgemein mit den freudigsten Erwartungen entgegen. Schon am Freitag begann die innere Stadt ein glänzende» Festgewand anzulegen und heute Morgen strahlte dieselbe wie eine sestgeschmückle Königin. Namentlich der Marktplatz mit dem Rath kau» boten euren entzückenden Anblick dar. Einen recht günstigen Eindruck machte die überwiegende Ver wendung der Leipziger Sladtsarben, blau und gelb, in der Decoration der Häuser. Aber nicht allein die innere Stadt, in welcher der festliche Act sich abspielte, war geschmückt, sondern auch in allen anderen Stadtlheilen bekundeten zahl reiche aushängende Fahnen die allgemeine freudige Theiluahme. Schon von den frühen Morgenstunden ab durchwogien Menschcnn.affen die Straßen, auch von auSwärt» waren viele Fremde herbeigekommen und gegen 9 Uhr Vormittag» wurde e» bereit» schwierig, zum Marktplatz zu gelangen. Das Weller, eine Hauptsache bei solchen Festen, war bi» tahlu günstig, e» wehte zwar ein frischer Lustzug. aber e» Halle nicht den Anschein, daß der Himmel sich besonders un gnädig erweise» werde. Leipzig hatte in de» letzten Jahre» bei solche» Gelegenheiten wenig Wetterglllck. Wir erinnern nur an daS Wettermißgeschick bei der Enthüllung de» Leibniz- und de» LutherdenkmaleS. Ganz erspart sollte un» auch heute eine Anfeuchtung nicht werden, denn in der Stund« von 10—1t Uhr, in welcher die Festtheilnehmer aus dem Markt sich versammelten und die verschiedenen Ver eine. Corporationen rc. anmarschirt kamen, öffneten sich die himmlischen Schleußen und geraume Zeit regnete e» ganz gehörig, so daß man, von oben gesehen, auf eine Versamm lung von vielen Hunderten von Regenschirmen hernieder schaute. Die Mächte de» Himmels harten jedoch Erbarmen, um 11 Uhr, gerade als das hohe KönigSpaar und die übrigen hohen Festtheilnehmer eintrasen, hörte der Ncgeu aus und e» brach sogar im weiteren Verlauf des Festactu» die Sonne siegreich auS den Wolken hervor, jubelnd von den vielen Tausenden begrüßt, die den weiten Raum de« Marktes füllten. Die von der Behörde getroffenen Anordnungen erwiesen sich im großen Ganzen al» recht praktisch und trotz des riescnhasten Andranges des PnblicumS ist. so viel wir in Erfahrung gebracht haben, kein erheblicher UngluckSfall vorgekommen. Die bis aus den letzten Mann ausgedotcne» Polizeiorgane verrichteten, Hand in Hand mit der freiwilligen Fesipolizei, ihr schweres Amt mit Ruhe und Höflichkeit und wo sie nur irgend konnten, kamen sie den Wünschen deS PnblicumS entgegen. Die ausgestellten Polizei kette» sind zwar an einigen Stellen aus kurze Zeit durch brochen worden, es gelang aber immer wieder bald die Ordnung hcrzustellen. Eine» Hochinteressanten Anblick boten die Häusergruppcn des Marktes. Nicht allein jedes Fenster bis zum höchsten Stock und zum Dachwerk hinaus war von Kops an Kovs sich drängenden Menschen besetzt, son dern auch auf den Fenstersimsen, Vorsprüngen, den Dächern hatte» kühne Kletterer Platz genommen und sie harrten dort ruhig bi» zum Ende aus. Wie leicht konnte da Jemand berabstürzen. e» ist aber, so weit un» bekannt, doch kein Unglück geschehen. Ein» hätten wir und sicher auch Viele anders gewünscht, der Aufmarsch der Vereine, Corporationen rc. aus dem Marktplatz vollzog sich ganz klanglos, wa» dem fest lichen Zuge viel von seiner Bedeutung nabm. Ein festlicher Zug, und es sollte der Aufmarsch der Vereine ein solcher dock wohl sein, bedarf der Musik, die stets Alles eleklrisirt. Weshalb bei diesem Zuge die Musik gefehlt hat. ist unS unbekannt geblieben. Wenige Minuten nach 11 Uhr verkündeten immer stärker werdende Hochrufe das Nahen der Allerhöchsten und hohen Herrschaften und unter begeistertem Jubel der Menschenmenge fuhren in vierspännigem Galawagen Se. Mas. König Albert, der GeneralfeldmarschallS-Üniform mit dem große» grünen Band der Rautenkrone trug, und Ihre Mas. Königin Carola, au« der Hainstraße kommend, vor dem KönigSpavillon vor. Es berührte allgemein aus daS Freudigste, wie wohl und gekräftigt bas erlauchte Herrscherpaar von seiner nordischen Reise zurückgekehrt ist. Im zweiten Wagen fuhren General seldmarschall Prinz Georg mit Prinzessin Mathilde, im dritten Wagen erblickten wir Prinz Friedrich Augu st. Auch ihnen wurden die jubelnden Zuruse des Publicum- in reichstem Maße zu Tbeil. Zum brausenden Orkan ober schwoll daS begeisterte Hockrusen der versammelten Volk menge an. als die ehrwürdige Greisengcstalt des Generalseld- marschalls Grasen Moltke sichtbar wurde. Schon vor 12 Jahren hat der geniale Schlachtenlcnker, als er an der Seite de« nun in Gott ruhenden unvergeßlichen Helvenkaiser» in Leipzig verweilte, sich überzeugen können, wie ihm hier die Herze» entgegenzubeln und heute war der begeisterte AuSdruö dieses BolkSwilleuS nur noch stärker. Niemand blieb zurück in der Kundgebung herzlichster Freude, den großen Helden uud Heerführer noch einmal von Angesicht zu Angesicht schauen zu können. Nachdem die Allerhöchsten Herrschaften im KönigSpavillon aus dem gegenüber dem Denkmal und der Rednertribüne ausgestellten Sesseln Platz genommen hatten, gab Herr Ober bürgermeister Vr. Georgi aus Befehl Sr. Majestät daS Zeichen zum Beginn der EnthüllungSseier. Ernstseierlich er tönte zur Einleitung der allgemeine Gesang der ersten Strophe de« Liebe« .Den König segne Gott" und daraus der Bortrag de« .Hallelujah" von Händel, »nter Leitung deS Herrn Capcllineister Niki sch. ausgesührt vom Niebelvereine, dem Thomanerchor. Mitgliedern de- Lehrergesangverein», der Pauliner und anderer Gesangvereine, sowie von hiesigen Militaircapellen. AlS der mächtig über den weiten Festraum hintönende Festgesang verklungen war, betrat Herr Ober bürgermeister vr. Georgi die Tribüne, um die hohe fest liche und patriotische Bedeutung de« Tage« durch eine von Begeisterung getragene und von edlen Gedanken erfüllte Rede zu würdigen. Da wohl nur die wenigsten der Festtheilnehmer den Redner, trotzdem daß er mit kräftig erhobener Stimme sprach, verstanden haben, so bringen wir den vollen Wort laut der Rede nachstehend zum Abdruck. Der Herr Redner sagte „Als vor nunmehr siebzehn Jahren wir unsere an» dem deutsch- französischen Kriege heimkehrenden Truppen auf diesem Platze de grüßen dursten, da regte sich in unserer Bürgerschaft der Gedanke, zur dauernden Bezeugung unsere» Dankes, zur bleibenden Erinnerung an die große Zeit, ihre Thaten, ihre Opfer und ihre Errungen schasien eia Denkmal in unserer Stadt zu errichten. Der Gedanke ward zum Entschlüsse, freiwillige Gaben strömten herbei, die Stadt trat helfend und fördernd rin» und man ging an- Werk. Jahre vergingen, bis ein aussühkbarer Plan gewonnen war, writere Jahre mußten dem schaffenden Künstler für die Ausführung de« großen, gesialtenreichen Werke» gelassen werden, aber nun soll rs sich unsrrem sehnsüchtig darrenden Blick vollendet darftellea. Ein Tag schöner Freude ist für unsere Stadt damit angebrochen, uud wir danken allen Denen, welche gekommen sind, unsere Freude zu »heilen und sie damit zu erhöhen. Wir sprechen insonderheit unserem Allergnädigsten König und unserer Allergnädigsten Königin, Allerhöchstwetche, kaum erst von weiter Ferne zum Baterlande helmgekehrt. zn uns qe kommen sind, sowie Sr. künigl. Hoheit dem Prinzen Georg und Höchftdrffen erlauchten Kindern unsere» wärmsten und ehrfurchts vollsten Dank für die unserem Feste gewidmete huldvolle Theiluahme aus. Wir danken ganz besonders aber auch dem Generalseldmarschall Gras v. Moltke, daß Er, unser Ehrenbürger, unserem Feste durch Sri» Erscheine» «ine ganz eigeuariige und unvergeßliche Weih« ge geben hat. Wie danken den hohen Vertretern unserer Staat» regieruug, daß sie säst vollzählig zu un- gekommen sind und un« damit einen neuen, hochersreulichea Beweis ihre» Wohlwollen» für unsere Stadt gegeben Koben, an ihrer Spitz« der hochverehrte Herr krieg-minister, General Gras ». Fabrice, dem wir für seinen ruhm voll» AntheU an jene» Kämpse» »,d für seine bleibenden Hetze» Verdienste um die süchflsch« Heeresverwaltung zu tiefstem Dank »er- pflichtet sind. Der Tag. den wir zur Enthüllung gewählt haben, führt unsere Gedanken und Erinnerungen wieder mitten hinein ia jene große Zeit: der 18. August 1870, er Hai die schwersten Opfer gefordert, er ist aber auch reich au den höchsten Ersolgea und Ehren lür einen großen Theii unsere« deatscheu Heere» und für unser sächsische» Armeekorps im Besonderen gewesen. Nahezu um dieselbe Einöde, wie die jetzige, war e». daß Ew. königl. Majestät und Ew. königl. Hoheit Prinz Georg, die ersten bestimmten Anzeigen über die Stellung de» Feinde» vor unseren Truppen erhaltend, in rascher Erkenalniß der Lage and mit Entschlossenheit die Bewegungen anordiieiea und eialettete», auf denen der Eriolg de« Tages so wesentlich beruht hat; dann kamen die Stunden heißer Arbeit, wo unser dentschcS Heer den Boden Schritt um Schritt mit Blut sich erkämpfen mußte» wo insonderheit unsere Leipziger Regimenter herrliche, in der Kriegsgeschichte ruhmvoll verzeichnele Thaten in todesmulhigkm Ringen verrichteten, und dann endlich die heiß- ersehnte Stunde, wo mit Bollenduog der «ingeleiietrn Bewegung die Höhe gewonnen ward und bei sinkender Sonne unser« Truppen den Feind nach den Wällen seiner Festung zurückeileu sahen, dahin, wo er zwar geborgen, aber auch umschlossen und vom Baterlande abgeschniliea war. Wir erfüllen heule die Seele Mas wieder mit dem tieseu Ernste und der stolze» Grüße jene» Tage» und aller der Tage, die ihm in dem Waffengange zweier tapferen Völker voraus- gegangen und nachgesolgt sind und die Empfindungen, welche wir beim Empfange jener Sieges- und Todesnachrichten gehabt haben, und welche heute noch »»geschwächt bei unS nachkliagrn, sie soll unser Denkinal zum Ausdrucke bringen. Wir danken eS dem Künstler, Meister Siemering. der eS verstanden hat, mit der ganzen großen Kraft seines Könnens, mit einem Herzen voll patriotischer Begeisterung und mit unermüdeter Treue und Hingebung eia lebens volles Bildwerk zu schaffen, das unseren Wünschen und Bbsichlen voll entspricht, das ihm zu höchster Ehre gereicht uud das un» zeigt, wo» deutsche Kunst im lebendigen Zusammenhang« mit dem groben geschichtlichen Aufschwung« unsere- Volke- zu leisteu vermag. Vir danken ihm und allrn Denen, welche geistig oder mit ihrer Hände Arbeit ihm Helfer gewesen sind. Die Sprache aber, welche unser Denkmal sprechen soll und priLt, sie ist vor Allem die de» Danke», de» unauslöschlichen und nnvcrqäiiglichea Danke». Unser Dank aber gilt den Tobten wie de» Lebenden. Er gilt den Tobten, welche auf dem Kampfplätze gefallen sind, wie denen, die ihren Wunden, ihren Krankheiten, ihrem Siechthum erlegen sind; er gilt insonderheit ollen den Söhnen iiisercr Sladt. allen den Kämpfern unserer Regimenter, allen Denen, welche von hier, von unserer Uuiversitäl, unseren Bildungs stätte» zu dem Kampfe für das Vaterland hinauSgezogcn sind und demselben ihr Leben gelassen haben. Er gilt aber auch allen ihren Anichörigen, welchen ihr Tod tiefe» Weh gebracht hat; wir haben diese Angehörigen heute um na» zu versammeln gesucht, um ihnen, indem wir vereint mit ihnen an diesem Denkmale ihrer Tobten gedenken, den Trost biete» zu Helsen, welchen der Dank de» Vaterlandes zu gewähren vermag. Unser Dank gilt aber auch de» Lebenden; er gilt unserem deutschen Heere in allen seinen Stämmen vom Meere bis zu den Alpea, er gilt insonderheit nnserer sächsischen Armee und zumal den Regimentern unserer Stadt, welche unverwelklichea Lorbeer um ihre Fahnen gewunden habe»; er gilt dem Heere ia allen seinen Glie dern, vom eiilfache» Soldaten und Landwchrmanu bis hinaus zu den höchsten Führern. Wie sreue ich mich, so zahlreiche Theil nehmer jener große» Kämpfe hier versammelt zu scheu; ich grüße Sie. und ruse Ihnen zu: Dank, herzlichen Dank Ihnen Allen! Ich gedenke aber auch aller Derer, welche durch langjähriges Siechthum behindert unserer Feier sich fern halten müssen; möge ein Nachklang unseres Festes mit dankbarem Gruße auch zu ihnen dringen! Wenn wir aber unfern Blick hinaus »u den höchsten Führern richten, ach wie fällt es uns da schwer aus das Herz, daß Zwei nicht mehr am Leben sind, die wir mit unserem Denkmal noch als Lebende zn grüßen gehofft hatten, daß diese» Eine SchmerzenSjahr unserem deutschen Volke zwei Kaiser genommen hat. Und doch, je tiefer unser Schmerz, um so mehr muß es uns Besriediquug gewähren, daß wir beider Kaiser Bild in unierem Denkmale besitzen. Aus dem Kaiserlbrone sitzend, den er mit den deutschen Fürsten und Böllern in den deutschen Lande» wieder aufgerichtet hat, schaut Kaiser Wilhelm mit dem milden, mcnscheasreundliche» Blick aus uns herab; so wird Sein Bild unserem Volke allezeit sagen: „Ich habe in gerechtem Kampse Euch erhoben unter den Völkern. Ich habe Eurer Arbeit die Segnungen deS Friedens gewahrt. Ich habe Euer Aller Wohl, auch de- Geringsten, auf sorgendem Herzen ge trageu, darum gcdenkrt Meiner »n Liebe!" Wir aber wollen die HLade zu Jl-m ausheben und rufen: „Dank Dir, Vater des Vater laudes." Und ihm zur Seite die stolze Hoffnung Seines Herzens, die stolze Hoffnung unsere- Volke-, Er, der ritterliche Sohn, der dem Vater die Schlachten und die Herzen gewinnen half, Er, der daS Reich mit erbaute, da» Ee einst beherrschen sollte, und den unser Volk mit unsagbarem Weh in Noch und Tod vergehen sah. Unser Denkmal rast nnS Sein Bild in alter Frische und Herrlichkeit zurück, eine Lust unseren Augen, eine Freude unseren Herzen. Zur anderen Seite de- Kaiser» Wilhelm aber gestellt ist der andere treue Helfer, der ruhmreiche Feldherr im Kampse, der zu verlässige Bundesgenosse im Frieden, Er, den wir in Stolz und Liebe als den Herrn unsere- Laude» verehren, unser König Albert! Welche Freude ist eS un», daß wir Ihn heute unter den Lebenden ia voller Frische deS Geiste- und Körper» hier begrüßen, und unseren ehrsurchlsvollen Dank Ihm zu Füßen legen dürfen; n»e freuen wir uns, daß wir Ihm bei Seinem Leben eio Denkmal au dem Markte Seiner Stadt Leipzig errichten dursten, welches den unseren Herzen allezeit Gegenwärtigen auch im Bilde i» Seiner so ritterlichen wie nicnschensreundlichea Ericheinung uns täglich wieder vor die Augen führen und un- uud olle künsiigeo Geschlechter an den Dank mahnen soll, den unser« Stadt, unser Land uud daS Reich diesem erhabenen Fürsten schulden. Uud noch zwei, Soll sei Dank noch lebende Führer zieren im Bilde unser Denkmal, die beiden Herocngcsialten, welch« unsere Zeit unserem Volke gegeben hat. die beiden gewaltigen Lenker de» Staates und der Schlachten, sie» die wir zugleich mit Stolz unsere Ehrenbürger nennen dürfen! Weit hinaus mit dem klaren prüfe» den Blicke die Dinge überschauend, sie in stiller Gedankenarbeit ordnend und zum raschen Entschlüsse zusammensaff-nd, den Blick gleichsam von St. Privat nach Sedan und Paris hinauSgerichlei. so ist der geniale Feldherr von» Künstler dargestellt, ein Vorbild, wie eS unserem Heere gewiß immer vorschweben wird: ernste geistige Arbeit, kluge Voraussicht und muthiges Handeln! Ein Vorbild, wie es unserem ganze» Volke immer vorschweben möge. Und daneben stark und würdig in die Zügel greisend, fest und ruhevoll seinen Willen dem Widerstrebenden auserleqend, die höchsten Ziele sür sein Volk im Auge, mit dem durchdringenden, unerbittlich scharfen Ver stände sie verfolgend, der eiserne Kanzler, wie er gesegnet und ge priesen im Gedächtniß unsere» Volkes imrnerdar leben wird, im ehernen BUdek Und was wir diesen Führern in Staat uud Heer, wa» wir allen den durch sie vertretenen Führern, was wir unserem Heere, unserem Volke verdanken, was als Ziel dem Kampse die Begeisterung, was als Preis dem Siege den Segen gegeben hat. das erscheint hoch über den wehenden Fahnen, das deutsche Vaterland, da- wilderer standene, alte Bolkesgenoffen neu unischließende Deutsche Reich Kraftvoll und sriedevoll, daS wieder in die Scheide gestoßene Schwert über die Schulter gelegt, blickt die hehre Frauengestalt au uns herab, ein Bild unseres Volkes, wie eS >a siebenzehn Friedens jahreu unter der Leitung unserer großen Führer der Welt sich ge zeigt hat; Niemanden drohend. Niemanden herau-sorderad. den Werken de» Friede»» zugewandt, aber enischloffen und bereit. Jedem entgegeuzutreteu, der e« wagen wollte, da» in heißem Kampfe Ge wonnene un- wieder zu raubrn und zu zerstören! Wenn aber unser Denkmal allen Denen danken soll welche dieses höchste Gut. daS Vaterland, un« wiedrrgegeben haben, so soll es zu uns auch die Sprache der Mahnung sprechen. Indem e» herab- schont ans den sriedlichea Verkehr unserer Stadt, soll eS die Bürger derselben daran erinnern, daß nur outer dem starken Schutze des geeinten Balertandes die friedliche Arbeit gedeihen kann, soll e» sie emporhebea über die Werktag«geschäfte zu den geistigen Gütern, die uns daS Leben werthvoll machen soll e« sie mahnen, auszuharrea in dem Geiste, der uns eigen ist, in der Lieb« zum deutschen und sächsischen Baterlande, in dem Entschlüsse, für dieselben allezeit mutdig uud eiasichtsvoll eiazastehrn. Der Spruch, der unser Denkmal aus «Herne» Lasel» ziert, spricht auch die Mahnung aus tu den Worten: „Enkel mögen kraslvoll walten. Schwer Errung'ae» zu erhalten!" Diese» Wort der Mahnung wird aber zugleich rin Wort der Hoffnung, wenn ich aus da« junge Geschlecht blicke, da» schon empor- gewachsen ist aus dem Boden de» geeinten Baterlande» und dessen waffenaeübte Vertreter ick freudig hier begrüße. E» wird ein Wort der Loffiiung. wenn ich auf die jugendliche» Prinzen unsere» königlichen Hauses, insonderheit den künsligen Erben de» Throne«, blicke, welche dem erhobenen Vorbild« ihre» König« und Oheim» und ihre« er- lauchiea Vater» solgrnd. Eich frühzeitig mit Ernst «ad Pflichttreue in den Dienst de» Vaterlaade» gestellt haben. E» wird ein Wort der Hoffnung zumal, wen, ich auf De, blick«, der al« ein Enkel ans de» katserthron nnsrre» Volke» gestiegen ist, kraftvoll »nd friedvoll. in jedem Worte, in jeder Handlung unserem Volke bewetsend, »aß uater Seia-r Hörsten Leitung wir »uier lichle» Zukunft hofsnung-sroh ratgrgensehen dürfen, daß Seine Regierung bedeute sür unser Volk: starke, Schutz und L chirm nach Außen und Innen, einsichtsvolle und fürsorgliche Pfleg« de« geistigen und wnthjchosilichea Leben« unsere« Volke« in allen seinen Elasten, sür unsere deutschen Fürsten: treue Bunde«, geaosseoschast. sür die ganze Welt: den ernsten und ehrlichen Willen jum Frieden I Und wie unser rrhobrner König vorangehend zu dem luagea Kaiser Sich gestellt hat, al» dieser zum ersten Male zn de, Vertretern de» deutsch«» Volke» sprach, so wollen auch wir heu,e nm hoffauagssrohen Allsblicke t» die Zukunst diese« Btld etatrüchtigea chiommensteheu« unsere« Kaiser» und unsere» König» na» vor da« geistige Auge stellen und vor diesem verheißnuglvolle» Bilde wollen wir unsere Blicke nach oben richten, wir wollen dem Herrn danken, daß Sr mit na» gewesen ist in ernster, schwerer Zeit, and wir »ollen Ihn bitten, daß Er Seinen Erge», Seine Hilse na» auch in Zu- tunst gewähren möge, daß Er mit Seinem Segen vor Allem sein möge bei unserem Kaiser, bei unserem Könige. Und mit diesem Danke, dieser Liebt wollen wir denn unser Denkmal »au enthüllen, indem wir rufen; Hoch uud lang leb« unser jugendlicher Kaiser ilhelm, unser geliebter KSaig Albertl Hoch!" AlS der Herr Redner zu Ende kam und da« Zeichen zur Enthüllung de» Denkmal» gab. stieg die stark gespannte Er wartung der Menge aus da« Höchste. Mit großer Pcäcision iel die Hülle und brausender Jubel von allen Seiten tönte >em edlen und großartigen Kunstwerk entgegen, da» nunmehr rei vor Aller Augen stand. Man hatte in deu letzten Lochen zwar schon Mancherlei über die Schönheiten der einzelnen Theile de» Denkmal» verlauten hören, aber so herr lich und schön hatte man e» sich doch nicht gedacht. E» herrschte nur eine Stimme der Anerkennung und Bewunde rung für da» imposant« und wohlgelungene Werk. Bon berufener Seile ist da« Denkmal in Bezug auf eine künstlerische Beschaffenheit und Bedeutung bereit» zum Gegenstand au-sührlicher Betrachtung ia diesem Blatte «macht worden und wir können de-halb auf eia« nähere Zeschreibung desselben an dieser Stelle verzichten, wohl aber wollen wir auch unsererseit» der Freud« Au»druck gebe«, daß die Stadt Leipzig ein so großartige», edelgesormte» Siege»- denkmal, wie e» wohl keine zweite deutsche Stadt besitzt, ihr Eigen nennen darf. Wir bedauern nur. daß die Abbildungen, die wir bi» jetzt gesehen haben, von der Schönheit und Großartigkeit de» Denkmale» kein richtige» Bild geben. Al» die Hülle gefallen war, präseatirte die aufgestellte Ebrencompagnie und die Festversammluug stimmte vre erste Strophe de» Liede»: „Nuu danket Alle Gott" an. während, wa» einen allerliebsten, säst rührenden Anblick bot, von Schülerinnen der hiesigen Schulen, vir sämmtlich weiß gekleidet waren, am Fuße de» Denkmale» Kränze niedergelegt wurden. AlSdann unternahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften einen Umgang um da» Denkmal, wobei Herr Ober bürgermeister vr. Georgi und Herr Professor Siemering die Ehre hatten, die Führung zu übernehmen. Der König und die Königin, Prinz Georg uud die übrige» höchsten Herr schaften besichtigten eingehend da» Denkmal in seinen ein zelnen Theilen, desgleichen Gras Moltke und wir glauben behaupten zu dürfen, daß da» Denkmal die Kritik be» dieser Gelegenheit wohl bestanden hat. Wie wir Vernehmen, haben die erlauchten Herrschaften Herrn Prof. Siemering volle Anerkennung über das Geschossene zu erkennen gegeben. Hoch interessant war e» anzusehen, al» Gras Moltke beim Um- schreiteu de» Denkmals an seine eigene Reiterstatue gelangte. Der große Stratege, der trotz seiner 88 Jahre noch immer rüstig einherschreitet, blieb einen Augenblick, die Augen aus die Statue gerichtet, stehen, ein flüchtige» freudige» Lächeln glitt über sein Antlitz und da», wa» er in diesem Augenblick gedacht, brachte er zum Ausdruck, indem er an Pros. Siemering herantrat und demselben die Hand drückte. Se. Maj. der König schritt hieraus noch an der ausgestellten Ebrencompagnie entlang, den Rapport abnehmend, und begab sich alSdann mit der Königin und den übrigen hohen Herrschaften nach dem Rathhau-saal. um hier einen Imbiß einzunehmen. Aus dem Wege nach dem Rathhause wurden daS König-Paar, Prinz Georg und nament lich auch Gras Moltke wieder mit begeistertem Jubel von ver Festtheilnchmcrschast überschüttet und die begeisterten Hochrufe wiederholten sich, als di« Allerhöchsten und Höchsten Herr schaften auf den Balcon de» RathhauseS herauStratea und später wieder durch die Hainstraße und den Brühl nach den, königlichen Palais bez. nach dem Bahnhof zurücksuhrea. Die Besichtigung des DenkmaleS seiteaS der geladenen Festtheilnehmer und der Vorbeimarsch der Vereine und Cor porationen an demselben beschloß die herrliche Feier. Nach derselben begann eine förmliche Völkerwanderung nach dem Denkmal, dessen elektrische Beleuchtung sür den Abend geplant ist- DaS Festmahl, welches im Anschluß an die heutige Er öffnungsfeierlichkeit in Bonoranb'S Etablissement stattsand, war außerordentlich belebt. Den ersten Trinkspruch brachte Herr Oberbürgermeister vr. Georgi aus Se. Majestät den Kaiser und Se. Majestät den König aus. Herr Bürger meister vr. Tröndlin folgte mit einem begeisternden Toast aus die beide» Ehrenbürger o-r Stadt. Fürst Bismarck und Gras Moltke Hieraus erhob sich der frühere Director de» hiesigen Museums, der jetzige Director der Berliner National- aalerie, Herr Geb. Rath vr. Jordan, zu einem überaus schmeichelbasten Trinkspruch auf die Stadt Leipzig, welcher Herr Oberbürgermeister Vr. Georgi in ausgezeichneten Weise aus Herrn vr. Jordan und Herr» Pros. Sieme- ring erwiderte. Herr Consul Beckmann widmete ei» stille« GlaS Denjenigen, welche segensreich sür Leipzig gewirkt baden und heute nicht mehr unter den Lebenven weilen. Herr Pros. vr. Siemering dankte in einer kurzen Rede Denjenigen, welche den Urhebern de» SiegeSdenkmal« Aner kennung gewidmet hatten. Bei der heutigen Anwesenheit Sr. Majestät de« König» aus dein Rathbaus überreichte Se. Majestät persönlich den Herren Oberbürgermeister vr. Georg» und Professor Vr. Siemering daS Comthurkreuz zum Aibrecht-orden. woraus Herr Geh. Ratb vr. Jordan sich erhob, um im Austrage Sr. Majestät des Kaiser» Herrn Professor Vr. Siemering den Kronenorden II. Classe zu überreichen. Wir können ferner mittheilen, baß heute Vormittag eine Deputation der philosophischen Facultät der Universität Leipzig, bestehend auS den Herren Geh. Rath Overbeck, Geh. Rath Zarncke und Geb. Rath Windisch, Herrn Professor Siemering das Diplom als Ehrendoktor der hiesigen Universität überreichte. Se. Excellenz Gras Moltke hat an den Oberbürger meister Vr. Georgi folgende» Schreiben gerichtet: „Ich Lars Ihre Zeit beute durch persönlichen Besuch nickt in Anspruch nehmen, möchte aber Ihnen doch meinen auf richtigen Dank sür die überaus freundliche Aufnahme hier durch aussprcche». Gestatten Sie mir. inliegend einen kleinen Beitrag für die Armen der Stadt Leipzig zu überreiche», welcher selbst in dieser schönen Stadt seinen Zweck nicht ver fehlen wird. Mit größter Hochachtung Gras Moltke." Beigefügt war der Betrag von tausend Mark. Prinz Friedrich Larl von Preußen. * Im deutschen Volke leben die Erinnern»»«» an die großen Heerführer ia den gewaltigen Kämpfen um die Freiheit und Einheit de« gemeinsamen Baterlande« in ungeschwächter Krast sott und mit gerechtem Stolz werden di« Namen der Lebenden und der Dahin- geschiedenen unter den ersten Siegern im Streit von Mund z» Mund gefeiert. Kaiser Wilhelm l. und seine Paladin« (io führ» die „Vossijche Zeitung" de» Näheren au«) erscheinen bereits den Zeitgenosse» in dem Lichle einer Heldenjchaar, wie sie die Sage der Vergangenheit in Lied and Wort al« glanzvolle Gestalten und Vorbilder alle» meuschlichea Adel» deu spätere» Geschlechter» über- lirseN ho«. Roch ist da« Gedächtniß a» ihre Großthatea z» srisch, n« der geschichtliche, Darstellung ihrer Personen di« Eigenschaften de« v,ll»h«i» >»d Abgeschlossen, z, »«leihe, «l» hü »rulich«
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