Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-24
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Kilo »ehnte hindurch sich «US pflichteifriger LuStrtiaer den Üniver« fitätSprogrammen. Kalendern, Personalverzeichnffen, LectionS- kakaloaen und Diplomen sehr nützlich gemacht. Da die Herren Professoren und Docenten diese Drucksachen möglichst rasch, womöglich alle gleichzeitig zuaestellt erhalten niöchten, so hatte der UniversitätSvote bei der immer größeren Ausdehnung der Stadt und Vorstädte wahrlich nicht gerade einen leichten Stand. Sein Vorgänger war der höchst originelle, weil in allen Universitälsangelegenheiten sehr erfahrene verstorbene Rathszettelträger 3. G. Schütter (allgemein ..Schöttchen" genannt), der bei keiner Promotion fehlte und seinen Dienst mit Würde und heiligen! Ernst zu thun wußte. - * Leipzig, 23. August. Ueber die Thätigkeit der Leip ziger OrtSkrankencasse im Monat 3uli gehen unS nachstehende Angaben zu: Die OrtSkrankencasse zählte am 3t. Äuli 47 340 männliche, 11 750 weibliche, in Summa 59 090 Mitglieder. Die Mitgliederzahl hat sich im Monat Juli gegenüber dem Monat Juni um 1171 Personen erhöht. Der bedeutende Zuwachs entstand durch Uebertritt der Mit glieder der ehemaligen Betriebskrankencasse „Leipziger Woll kämmerei" in die OrtSkrankencasse. Anmeldungen gingen ein 12 054, Abmeldungen dagegen 10 697. Schwächster Melde« tag war der 21 Juli mit 484, stärkster Meldetag der 2. Juli nnt 2260 Meldungen. Mitgliedsbücher waren im Monat Juli 3978 auSzusertigen. Krankanmeldungen erfolgten im vergangenen Monat von 1478 männlichen. 553 weiblichen erwerbsunfähigen Mitgliedern, einschließlich 72 Wöchnerinnen. Der durchschnittliche Krankcnbcstand an erwerbsunfähigen Mitgliedern betrug 1,60 Proc. der sämmtlichen Mitglieder gegen 1,5l Proc. im Monat Juni. Außer kiesen erwerbs unfähigen Mitgliedern wurden 835 männliche, 241 weibliche erwerbsfähige Mitglieder, 467 Ehefrauen, 1297 Kinder und 25 andere Angehörige, als in ärztliche Behandlung getreten, zur Anmeldung gebracht. ArankenhauSpflege erhielten im Monat Juli 172 Mitglieder, also circa der 12. Theil der sämmtlichen erwerbsunfähig erkrankten Mitglieder. An Krankengeld einschließlich Familien- und Wöchnerinnen-Unter- stützung wurden im Monat Juli 39 155 gewährt, außer dem 3670 -ck an Sterbegeld. Das letztere vertheilt sich auf 35 männliche, 4 weibliche Mitglieder, ferner aus 10 Ehe frauen und 191 Kinder von Mitgliedern. Die Gesammtzahl der Verstorbenen hat sich gegen den Monat Juni um 3? erhöht. Im Monat Juli entfallen circa 1506 -4 Kranken geld aus einen Wochentag. An Mitglieder wurden auf ärzt liche Verordnung gewährt: 141 Brillen, 78 Bruchbänder, 443 verschiedene Bäder, 39 Flaschen Wein. 16 Flaschen Mineralwasser und 91 verschiedene andere Heilmittel. Aus gesteuert wurden, d. h. es erhielten die vollen Leistungen der baffe 26 bez. 13 Wochen lang für eine ununterbrochene Krankheit, blieben aber darüber hinaus noch krank, 18 Mit glieder. In 2 Fällen übernahmen die BernsSgenoffenschasten die weitere Fürsorge, da es sich um Erkrankungen in Folge von Betriebsunfällen handelte. Von den 5 angestellten Krankencontroleurcn wurden im vergangenen Monat 4434 Besuche in der Stadt Leipzig und 69 weiteren Ortschaften gemacht. Wegen Zuwiderhandlung gegen das Statut, ins besondere wegen Ueberschreilung der Ausgehezeit, Wieder aufnahme der Arbeit ohne vorherige Gesundmeldung u. s. w. Wurden 348 Anzeigen erstattet. In 64 Fällen wurden Strafen im Betrage von 1—5 verfügt, in den übrigen Fällen dagegen entsprechende Verwarnungen ertheilt. * Reudnitz, 23. August. Am vorgestrigen Tage kurz nach 3 Ubr fiel aus dem offenen Fenster eines Hauses der Kohlgartenstraße ein 1»/« Jahre altes Kind in den Vorgarten herab. Demselben wurde, da der Sturz auS dem vierten Stockwerk herab erfolgte, der Schädel völlig zertrümmert und blieb das Kind in Folge dessen aus der Stelle todt. " Borna. 2l. August. Nachdem bereits am Freitag in unserer Nachbarstadt Lausigk.ein 34 Jahre alter Dachdecker. Namens Louis Heinze, in Ausübung seines Berufes vom Dache hcrabstürztc und tödtlich verunglückte, hatte am heutigen Vormittag ein bei dem hiesigen Dachdecker Schauer in Arbeit stehender Gehilfe, Namen« Hübsch, auS Münchbcrg daS gleiche Unglück. Auch der Letztgenannte war zehn Minuten nach dem grausigen Sturze eine Leiche. Wurzen, 21. August. Die Getreideernte ist m unserer Gegend während der letzten Tage zum größten Theile beendet worden. Die Halmfrüchte sind nicht nur gut ringebracht worden, sondern haben auch die Erwartungen recht befriedigt. Roggen und Weizen sind überall, Haser und Gerste ans den meisten Feldern gut gerathen. Was die Obsternte anlangt, so waren die Erträgnisse der Kirschen Heuer ganz zufriedenstellend, Aepsel giebt eö dies Jahr nur in sehr geringer Menge, die Birnbäume dagegen hängen so Voll, daß an vielen Orlen die Aeste gestützt oder hochgebundcn Werden müssen. — Zur Warnung diene ein Vorfall, der sich vor einjgen Tagen »i der Gegend von Mügeln bei Oschatz zugetragcn hat. Unter dem Vergeben, er sei der Getreidehändlcr H. aus Mügeln, erscheint bei dem Wirthschaftsbcsitzer T- i» Neu sornzig ein junger Mann und erhandelte eine Partie Korn und Haser, welche cr angeblich für die Aclicnniühle zu Leisnie einkaufte. DaS Getreide wird verladen und aus Geheiß des käuferS nach LeiSnig gefahren. Dort angckomine», läßt der- elde daS Korn i» der Mühle abladen und giebt dem Gc- chirrsührer die Weisung, den Haser in die Stabt zu fahren und ihn in einem bezeichnet«! Gasthvfe abzuliesern; er selbst würde in kurzer Zeit Nachkommen und daö Geld milbriiigen ArgloS fährt der Mann vor betreffenden Gasthos, crsäl» dort aber zu seinem Erstaune», daß vom Besitzer desselben kein Hafer bestellt und gelaust worden sei. Bo» bangen Ahnungen erfüllt, bcgiebt sich der Geschirrsührer schleunigst nach der Aclienmühle, uni den angeblichen Einkäufer H. aus zusuche», erfährt aber dort, daß der Schwindler — denn mit einem solchen hatte er eS zu thun gehabt — nach eben erfolgter Jnempsangiiabme der Kaussumnie vo» 129 .<2 vcr schwundcn ist Die Polizei fahndet noch aus de» Betrüger. -r. Oschatz, 23. August. Aus der letzten öffentlichen BezirkSausschnßsitzling, welche Mitte d. M in der hiesigen AmIShauplniannschaft abgehalten wurde, sind einige Beschlüsse hervorzuheben. DaS meiste Interesse dürste der folgende Punct haben. Die für den 1. September d. I. u» geordnete Ei ns U hrung der obligatorische» Trichinen schau im ganzen Königreiche hatte die hiesige VerwaltungS behördc veranlaßt, zu erwägen, ob mit diesem Zeitpunkte in den Landgemeinden des hiesigen Bezirkes eine hinreichende Anzahl zur Ausübung der Trichinenschau befähigter Personell vorhanden sein würde, um dem entstehenden Bedürfnisse z genügen. Da diese Frage im verneinenden Sinne entschiede werden mußte, so beabsichtigt die A»iIShaupt»iai>»schast nach Gehör deS Bezirksausschusses bei der königl. Kreis hauptmannschast Leipzig darum nachzusuchen, daß letztere aus Grund der ihr hierfür zullehciiden B.suguiß den Termin für Einführung der obligatorischen Trichinenschau bis wenigstens den 1. November d. I. verlängere. — Ein zweiter Beschluß, der sicher auch nicht ohne Interesse ist: Da in der Gemeinde Op Pitz sch bei Strchla zur Zeit ein männliches Genieindeniitglied nicht anshältlich ist, welchem die Verwaltung deS GemeindevorstandSamteS übertragen werde» könnte, so wurde diese Function bis aus Weiteres dem Rittergutsbesitzer PelrikowSky auf Oppitzsch, welcher dieselbe auch annahm, übertragen. — Zum Dritten sei mitgetheilt, daß bei dem königl. Ministerium deS CultuS und öffentlichen Unterrichtes dieses Mal 10 Volksbiblio- theke» mit einer GesanimtunterstützungSsumme von 500 in Vorschlag gebracht werde» sollen. 8. Strehla. 22. August. Am 18. d. M. Nachmittags ging der 10jährige Sohn des SckasmeisterS März auS Pusch Witz nach Dröschkau. Zwischen Liebersee und Dröschkan schloß sich ihm der 14 Jahre alte Sohn deS ZehntnerS Schreiber auS Dröschkau an, welcher eine Pistole aus sei«» Rick« befestigt tn^. Veid« Knud« ««»erhielten sich NU« von der Pistole Mid fanden an der weithin vernehmbaren Detonation derselben ihr vergnüge». Die Pistole wurde aber mal» geladen und mit 18 Schrotkörnern versehe». März hatte eve» da» Zündhütchen aufgesetzt, da entfuhr ihm der mit der Hand sestgehaltene Hahn, der Schuß krachte und die volle Ladung drang dem vor ihm sitzenden, nicht» ahnenden Wilhelm Schreiber in den Hal». Beide Knaben sprangen erschreckt aus. März eilte «ach Puschwitz und Schreiber wankte nach Dröschkau zu. Nachdem Schreiber vielleicht mehrere Hundert Schritte zurückgelegt hatte, brach er zusammen. Bald daraus fand ihn der Arbeiter Winkler au» Liebcrsee todt auf dem Wege liegend. Da der Thatbestaud durch daS Amtsgericht Beiger» bereits festgestellt worden ist. wirb sich die Staatsanwaltschaft nuninehr weiter mit diesem betrübenden Falle zu beschäftigen haben. Die Eltern, welche den Knaben verloren, sind um so mehr zu bedauern, da sie in diesem Jahre bereit» zwei Kinder durch den Tod verloren hatten.— Schon einige Tage vorher soll sich in Pusch witz ei» Knabe, welcher mit eine: Schlüsselbüchse spielte, den Mund zer« 'choffen haben. — AuS Anlaß der in den ersten Tagen des nächsten Monats erfolgenden Eröffnung deS neuen Riesaer Verkehrs- und Winterhafen» hat der kvniglich sächsische concessionirte Schifferverein zu Dresden, unterstützt von de» ElbschifssahrtS- und einigen Versicherungs-Gesellschaften, sowie von mehreren Handelsfirmen in Dresden und Riesa, eine Festlichkeit geplant, welche am 1. September in Riesa abge» halten werden soll. Nach Versammlung der Theilnehmer NittagS 1 Uhr am Bahnhof soll vom Landeplatze der Per- onenschiffe auS mittelst eines von der sächsisch-böhmischen )anipssck»fsfahrt bereitwilligst zur Verfügung gestellten Salon- dampscrs eine Fahrt elbaufwärts entlang der bisherigen Quaianlagen bi» zum Stadtpark, dann zurück und direct iu den neuen Hafen von Gröba stattfinden, woselbst nach Be grüßung der geladenen Ehrengäste, Vertreter der Behörde» rc. ein Festmahl in dem geschmückten neuen Güterschuppen am Hasen eingenommen wird. — In der Gegend von Großenhain, bei Roda, rndcn heute und morgen Brigade- und Divi- ionS-Uebungen der sächsischen Cavallerie-Re- gimen ter statt, an denen auch die reitenden Batterien theil- nehmen. Dem interessanten militairischen Schauspiele werden Se. Majestät der König, mehrere Prinzen LeS königl. Hauses, »wie Krikgsminister Gras v. Fabrice, die Generalität und siele andere Hobe Osficiere aller Waffen beiwohnen. Später inden OssicierS-Rennen statt, bei denen Se. Majestät der König und Se. königl. Hoheit Generalselkmarschall Prinz Georg mit erlauchten Söhnen zugegen sein werden. Chemnitz. 22. August. Gestern Abend 1/48 Uhr tras Se. königl. Hoheit Gencralfeldmarschall Prinz Georg hier ein und wurde aus dem Bahnhöfe von dem überaus zahlreich anwesenden Publicum begeistert begrüßt. Höchstverselbe hat heute Vormittag eine Besichtigung des hier garnisonirenden Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. l04 aus dem Exercierplatze abgehalten. Derselben wohnten außer dem noch bei Se. Excellenz Generallieutenant von Hol eben, Generalmajor von der Planitz und General major Lommatzsch. Se. königl. Hoheit fährt um 5 Uhr 54 Min. von hier au» nach Döbeln. — Der Militairvcrei» Schloßchemnitz feierte vergangenen Sonntag und Montag das Fest seines 25jährigen Bestehens. J»i Festzuz Ware» 53 Vereine mit 2l Fahnen und 3 MnsikcorpS ver treten. die Festrede hielt Herr k. Tu besing. Eoi an Seine Majestät den König Albert abgesandteS Begrüßungstelegrainm wurde von Allerhöchstdeniselben gleichfalls telegraphisch in huldvcllster Weif« erwidert. — Innerhalb der hiesige», Berka» s-läden auSzunutzen Pi« äußere Gestaltung de» Cur- Muse» ist im Renaissancestil theil» al» Ziegelrohbau mit ' krchitekturgliedern vo» Sandstein, theils als reiner Ziegel rohbau (Hinteransicht) geplant. — Die Redl au« treibt in der O be rlü ßnitz ihr ver heerende» Zerstörung»«»! fort. ES wird jetzt wieder vom köuigl. Eommissariat bekannt gegebeu. daß e» verboten ist, Reben, Rcbtbeile, Weiupfähle. Weinstützen. Erzeugnisse des üöeinstockeS, sowie sonstige Pflanzen und Pflanzenlheile au» den Weinbergen der Herren Bankier Kuotze, Pastor vmec. Leuchte, Lieutenant Rau. Hermann Simang. William Hack- starth zu entfernen und binwegzulchafsen. da daselbst Reblaus, Herd« amtlich nachgewieseo worden seien. Moorbad Gottleuba, 22 August. Nr. 4 der Curliste weist 185 Parteien mit 348 Personen nach. Zahl der Paffanten 503. — Die alle Mittwoch statlsindenven ge- eiligen Vereinigungen im Eurhause erfreuen sich sowohl regster Theilnahme als allgemeinen Beifall». Einen ebenso reizenden al» großartigen Effect gewährt die von der neuen Wasserleitung gespeiste mächtige Fontaine des CurgartenS, welche gelegentlich der Vereinigungen mit bengalischem Feuer be leuchtet wird. — Mil Schluß der sogenannten großen Ferien ind eine große Zahl von Sommersremdcn wieder abgereist. 0 daß mehrere recht hübsche Wohnungen zu mäßigen Preisen rci geworden sind. Ü Pirna, 22. August. Ihre Majestät die Königin hat während der letzten Tage im Lu st schlosse Pillnitz wiederholt mit verschiedenen Personen ihrer Umgebung in WohtthätigkeitS-Angelegenheiten Rücksprache genommen. Da» betreffende Departement Ihrer Majestät ist bekanntlich ein ehr ausgedehntes. — In der Prinzl. Villa zu Hosterw itz tras etzt die Meldung ein, daß Ihre k. k. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Joseph«, Prinzessin von Sachsen, aus Brünn, wo ihr hoher Gemahl bekanntlich ständigen GarnisonS-Ausent- halt hat, für einige Zeit wieder in Wien eingctroffen ist und vorgestern Nachnnrtag an dem im Schlöffe zu Laxenburg zu Ehren des portugiesischen Königspaares bei dem Kronprinzen Rudolf veranstalteten Galadiner theilnahm. — Der heute Vormittag hier stattgehabten Hauptconferenz der Lehrer unseres Pirnaer Bezirks wohnten unter Andern, die Herren Superintendent I)r. Blochmauu und Bürger meister Ochlschlägel sowie die Direktoren unserer Realschule und deS ScmiiiarS bei. Höchst beherzigcnSwerth war die in der Ansprache des Vo>sitzende». BezirkSschuliiispcctor Lehmann, gegebene Mahnung, allezeit Liebe und Begeisterung zu Kaiser, König und Vaterland in die Herzen der Schuljugend zu »flaiize»; recht Interessantes bot van» aber auch der vo» dem Cantor Gerlach auS Stürza übernommene Hauptvortrag über die Frage der Erreichung entsprechender Sicheiheit und Selbst ständigkeit der Kinder ii» Kopf- und Tafclrechncn mit der dabei gegebenen Antwort, daß der Lehrer vor Allem ei» klares Verstänviiiß des Unterrichtsstoffes und der begleitenden Operationen schaffen müsse. Der Conserenz folgte später ein zahlreich srequentirteS gemeinsame- Mittagsmahl. — Das kalte Wetter der letzten Tage hat in unseren Sommer frischen einen neuen Auözug im Gefolge gehabt. Bald wird cS nun wieder reckt einsam werden, wo iu den letzten Woche» rin so lebhafte» Treiben herrschte. vermischtes. Der Kaiser wird dem Vernehmen der „Rheinisch Westfälischen Zeitung" zufolge am 4. September in Detmold eintrcffen, um einer vom Fürsten arrangirten Jagd bei zuwohnen. — Homburg, 22. August. Der König von Däne- L- ^ . .. >. ,,, > ... - m a rk tras mit dem Prinzen HanS heute Mittag zum Besuche Sachsen- MllltairvereinSbnnd gehörige» Vereine ,,t ni-v ^ eine Kr ankenträger ort Sc olon ne gebildet worden, welche auS 34 Mann besteht. Dieselbe ist 1» anerkennenSwerther Weise vo» Herrn Oberstabsarzt a. D. vr. Druschky auS gebildet worden, der sich auch bereit erklärt hat, vo» Zeit zu Zeit einen Uebuiigöabcnd abzuhaltcn. — Ter vorige Sonn tag versetzte die Mitglieder deS Briestaubenzüchte r Vereins „Eilbote" in beträchtliche Aufregung, da an diesem Tage die vor vier Wochen in Posen internirten Tauben dorlselbst anssloge». Das Fliegen hatte dies mal besonderes Interesse, da einerseits daS dabei auszu- iichmende Protokoll dem preußischen Kriegsttlinisteriuni ein- zuliesern war, andererseits dieses ansehnliche und werlhvolle Preise auSgesetzt hatte. Die Witterung war leider wenig günstig, so daß Sonntags nur 4 Taube» eintrasen; die erste» beide» wurde» von Herrn Paul Werner Nachmittags um >/rl Uhr vorgrzeigt; eine größere Anzahl der gefiederten Boten tras Montag ein. Gestern Abend 8 Uhr war Schluß der Eon statirung. — Wie in früheren Jahren, so wird auch bener ani Sedanstag im nördlichen Stadtbezirk und in dcr Wiescnvor stadt je ein Lampionzug abgehalten werden. — Der hiesige Körncrverciu begeht nächsten Sonnabend durch einen patriotischen Faniilienabend im Börsensaale den 75. Todestag Theodor Kölncr'S. — Da die Z sserblätter der Uhr aus der neue» Sk. Petrikirche zur Beleuchtung eingerichtet sind, hat der Kirchenvorstand dem Stadtcathe das Anerbieten ge macht. diese Einrichtung im allgemeine» Interesse zu ver- werlhen und letzterer hal zu diesem Zwecke eine» jährlichen Betrag von 1100.-2 bewilligt. Zwickau, 22. August. ES erfüllt u»S und gewiß die weiteste» Kreise unserer Bevölkerung mit hoher Freude, daß wie uns von unterrichteter Seite mitgetheilt wird. Herr Reich St agsabgeorvneter Temper aus Ersuchen der Vorstände der Tnrngemeinke und der vereinigten Militair Vereine die Festrede zur Feicr deS Vorabends des National festes übernommen hat. Der Hauptlhcil der Feier — Fest rede und Gesang - wird diesmal, um de» mehrseitig auö, gesprochene» Wünsche» Rechnung zu tragen, aus dem Hauptmarkte stall finden, da hier eine größere Ansanim lung von Theilnehnicrn möglich ist, und wird die Feier mit der Niederlegung eines Lorbeerkranzes am Kriegerdenkmale, wohin sich der Fackelzug hiernach bcgiebt, schließen. * Zwickau, 23. August. Zu dem i» der Ausführung begriffenen neuen königl. EurhauS in Bad Elster, für welches die ursprünglich von Herrn Landbauineister Waldow entworfenen Pläne mit wesentlichen Umänderungen unk unter Berücksichtigung der zur Bauausführung verwilligten Summe von ca. 431 000 ^2 (ausschließlich Mobiliar und Beleuchtung» anlage) von Herrn Landbaumeister Trobsch hier umgearbeitet und cndgiltig sestgestellt worden sind, steht gegenwärtig das GhPS Modell von einem Theile der Hauptansicht in dem Atelier der Verfertiger desselben, der Herren Bildhauer " Wesche und Ramcke hier, öffentlich zur Ansicht aus. ES läßt sich daraus für den Beschauer zugleich unter Berücksich tigung der initausgrstellten Zeichnungen und Plane erkennen daß dieses Bauwerk, für welches natürlich auch alle bis herigen Erfahrungen der Baukunst und der praktischen Ein richtung und Ausstattung zur Anwendung kommen werden, ein höchst imposantes, dem Bade zur höchsten Zierde ge reichendes werden wird. Da« Gebäude setzt sich zusammen auS einem durch zwei Thürme seitlich abgeschlossene» Mittel bau, der mit den beiden Eckbautcn durch Seitenflügel ver bunden ist. Eö enthält eine Gesammtlänge von 78,10 m bei einer Tiefe von 20,58 m »nd wird auS Sockelgeschoß, Erd geschoß und Obergeschoß bestehen, im Sockelgeschoß vollständige Wirthschastsräume, im Erdgeschoß Fest- und GefellschastS- ränme, insbesondere den durch zwei Geschosse deS Mittel baues durchgehenden großen Festsaal mit Bühne und Or chesterraum, sowie davorliegcnder Terrasse und Freitreppe, rechts und links davon den Speise-, bez. Lesesaal mit davor geplanten geräumigen Veranden. Billard-, Spiel, Rauch- i»id drei Musikzimmer rc. und im südlichen Eckbau die Ge schäftsräume deS Postamte», sowie Woynungen enthalten. Durch die Terrainverhältniffc wurde es außerdem ermöglicht, da« Sockelgeschoß de» nördlichen Eckbaue» zur Anlage von des Prinzen von Wales von Wiesbaden hier ein. Dieselben nahmen mit Letzterem, dem Großhcrzog von Mecklenburg- Strelitz und der Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein im Victoria Hotel das Frühstück ein, besuchten das CurhauS, sowie die Curanlagcn und reisten Nachmittags bald »ach 5 Uhr in Begleitung des Prinzen von Wales wieder ab. --- Eisenach, 22. August. Vom 1. bis 4. Oktober d. I. findet hier im Saale der Clemda die 11. Hauptversamm lung deS deutschen Vereins für daS höhere Mädchen schul wesen statt. Für die Tagesordnung sind anßer den geschäftlichen Angelegenheiten folgende Puncte fest gesetzt: 1) Tie Ergebnisse der im vor ge» Jahre vorgenommenen Statistik, daS höhere Schulwesen Deutschlands betreffend. Berichterstatter: Iw. Wunder-Halle. 2) Der Rechenunterricht in der höheren Mädchenschule. Berichterstatter: Lehrer Lietzau anö Trier. 3) Die unterrichtliche Behandlung von deutschen Gedichten auf der Mittelstufe der höheren Mädchenschule. Berichterstatter: Lehrer Folz-Eisenach. — Der Schulvorsteher Stäckel-Berlin wird Bericht über die allgemeine deutsche Peusionsanstall für Lehrerinnen und Erzieherinne» erstatten. — Lauban, 22. August. Die durch das Hochwasser am 3. August cr. im Kreise Lauban lediglich am Privat- Eigenthuin angerichteten Schäden belaufen sich aus über 950 000 -<2 Hiervon betreffen ca. 200 000 -4k ganz arme und ca. 200 000 -4: nur gering bemittelte Leute. Da in dem Flußgebiete, in welchem die Waffersluthen gehaust haben, industrielle Etablissements gelegen sind, haben sich viele Arbeiterfamilien in deren Nälze wohnhaft gemacht und ist denselben ihr weniges Hab und Gut vernichtet worden. Wie obige Zahlen ergehe», ist das Elend und die Noth sehr groß und bedarf eS zu deren Linderung bedeutender Mittel. Leider fließen die freiwilligen Gaben nur spärlich, da die öffentliche Wohllhätigkeit in jüngster Zeit so oft angerusen worden ist. --- Stettin. 21. August. Vom „Vulcan". Der Bau deS für die National-Dampfschiffs-Gesellschaft in Rio de Janeiro bestimmten DoppelschraubendampferS ist so weit vorgeschritten, daß der Stapellaus desselben morgen, Mittwoch, erfolgen wird. Der Dampfer wird den Namen „Laquna" führen und ist zu Fahrten zwischen Laguna und Santa Catharina bestimmt. Derselbe enthält besonders elegant und bequem eingerichtete SalonS und zahlreiche Cabine». VorauS- fichilick wird der Dampfer bereit« am 15. nächstens Monat- die Werst verlasse», um nach seinem Bestimmungsort Rio de Janeiro gebracht zu werken. — Der Bau deS für die Hamburg-Amerikanische Packetsahrt-Actiengesellscbast be stimmten EchncllvampsrrS schreitet jetzt, da zahlreiche Arbeits kräfte daran arbeite», schnell vorwärts, so daß der äußere SchisfSrumps nahezu vollendet ist. Der für Bremen im Bau begriffene Schnelldampfer ist jetzt in den Spanten fertig, so daß bald mit der Beplattung voraegangcn werden kann. Ebenso werden jetzt zu den beiden Stettiner Eisbrechern die Spanten aufgestellt; die bezüglichen Arbeiten werden derart beschleunigt, daß in etwa 14 Tagen mit der Befestigung der Platten begonnen werden kan». E>ne für die ebenfalls aus der Werst deS .Milcan" gebaute Corvette „Irene" bestimmte Dawpfbarkaffe ist so weit fertig, daß die Ablieferung derselben in den nächsten Tagen crsolgen kan». ---> Frankfurt a. M., 22. August. Der Prinz von Wales traf heute Nachmittag von Homburg hier ein und wird der heutigen „Lohengrin" Vorstellung im Opernhause beiwohnen. — Mainz, 20. August. Der Taglöhner Ludw. Göbel auS Mainz wurde in der heutigen Sitzung der Strafkammer deS Landgerichts wegen Beieidigung deS deutschen Kaisers und der mit ihm verbündeten deutschen Fürsten zu einer Gesängnißstrase von drei Monaten verurtheilt. — Stockholm, 22. August. Nach den nunmehr ge troffenen definitiven Dispositionen wird der König, begleitet von dem Obercommandanten von Stockholm, Grafen Lager berg, dem Cabinet-secretair Bildt. dem Chef de» norwegischen Eadettencorp», Hofmarschall Frölich, dem Oberstlieutenant Härmen», am 30. d. M- in Warnemünde eintreffe» und sich von dort au» direct nach Berlin begeben, von wo derselbe am 3. September hierher zurückzukehrcn gedenkt. Der Lo» de« Aiihrer« Michel Jnnerkofler. * Der Tod de« Fübrer» Jnnerkosler au« dein Dolo, mitengebiete — wir haben die kurze Nachricht schon g-brachl - hat im ganze» deutsch.österreichischen Alpeaqebtet dz« größte Aussehen erregt. Die österreichische» Blätter widmen d-n, traurigen Vorfall außerordentlich umsongreicke Besprechuiwe». H, berichtet da- „Neue Wiener Tageblatt": „Eine Nacürichr, die >» Touristeukreiseu daS allergrößt« Aussehen errege» und Branchen, kann« glaublich erscheinen dürste, kommt uns aus >ele,irapt,nche„, Wege zu: Michel Junerkofler, der berühiillesle und brste Fuhre, nn ganze» Dolomilcngebiet, tft gestern Vormittag- abgestüizl und cm« halbe Stunde daraus gestorben. Michel Junerkofler entstand»« einer allbekannten Führersamilie, doch verdankt vorwiegend ihm der Name Junerkofler seine Berüdnttheit. Er galt schon als zwan jähriger Bursche sür den kühnsten Kletterer, den vorsichiigste» FuE, er in der ganze» Umgegend. Michel war b i dem Hotelier Plomr n Schluderbach bcdicustet und wurde dort wie ei» Kind voui Hiaik gehalten. Aus schwierigen Touren nahm er nie mehr als ein, Touristen mit, der immer anaeseilt war. Junerkofler, der ei» Ali', von 40 Jahren erreichte, besaß herkulische Kraft. Er war von uulc,. letzter Statur und besaß einen mächtige» Nacken. Schwächere Touristei zog er an dem Seile auf die Berge hiuauf, und mit Crolz konnte er sagen, daß ihm Niemand noch verunglückt sei. Mit Bor. liebe erzählen die Throler von ihrem Michel eia Husarenstückhen. das er schon vor mehr als zwölf Jahren ausgesührt. Em lourni, mit dem er augeseilt war, fuhr aus einem Gletscher ab und ko> ui- sich nicht erhalten. Jauerkoflcr wurde mitgerisse», und Beide warn, verloren gewesen, wenn der Führer nicht geistesgegeuwäriig sich über den Rand des Schocefeldcs herabgestürzt hätte, damit das Seil sich an den Felseniacken verfange. ES gelang auch, und Beide waccn gerettet. Junerkofler batte sich jederzeit de» Genusses aller geistigkn Getränke enthalten. Nachdem er sich einiges Vermöge» erworben hatte, wollte er sich in kürzester Zeit verehelichen. Junerkofler hat, um ein Beispiel seiner Ausdauer zu gebe», in eiaem Tage die „drei Zinaeu" und den Monte Piano bestiegen. Ueber die Verunglückung Jnuerkosler'S sind folgend« auSinbrliche Einzelheiten zu melden: Von Schloderdach aus begaben sich am 20. zwei Partie» aus den Monte Eristallo: die Gymnasiasten Rudolf WieSbeck und Gustav Dimroth au» München, die um 2 Uhr Mo-gens mit Michael Jnucrkofler ousgebrochen waren, und eine zwei.» Partie, welche sich um 3 Uhr mit de» Gebrüdern SiorpaSS als üyrern aus de» Weg gemacht haste. Eine Viertelstunde uuierha'v des Lristallopasses lufiadet sich eine, quer über den ganzen k letschec führende brcitt, über zwanzig Meter tiefe Gleischcrspalie, die durch eine Schneewächte überbrückt ist. Zu dieser führte» zwei ElSstusen und eine Schneestufe hinab, letztere mit der Schneebrücke zusammen hängend. Junerkofler, WieSbeck und Dimroth hatten nu» diese Stelle beim Ausstieg atticklich passtrt; als dann die zweite, von den Brüdern SiorpaSs geführte Partie beim Auisiieg an die Stelle kam, stürzte die Schneestufe eia, jedoch ohne Gefährdung der Touristen. Als die erste beim Ausstieg, kehrte nun auch Jnnerkosler's Partie Leim Abstieg zuerst zurück, und zwar gingen die Touristen vo aus und hinter ihnen, um sie eventuell bei einem Siurze zu Hallen, der Führer, selbstverständlich Alle augeseilt. Wie nun Wiesbcck, Dimroth und Junerkofler an die verhängnißvolle Stelle kamen, mußte WieSbeck, der der Erste war, zuerst einen Sprung über die eiiigcbrochene Schneestuse hinuaterwagen. Aber die Folge davon war, daß jetzt auch di« Schneebrücke einstürzte und WieSbeck in die Tiefe rutschte. Dimroth, daraus nicht vorbereitet, wird als Zweiter am Seil mitgerisscn, und Junerkofler, der die koppelte Last im Sturze nicht auskaltcn konnte, wird in einem Bogen abwärts geschleudert. Der Unglückliche fiel mit solcher Wucht an den Rand der Spalte, daß er sich den Schädel zerschmetterte, in die Tiese sank und bcsinnnngs. los liegen blieb. So waren alle Drei urplötzlich in der Tiese verschwunden. Diesen grauenhaften Vorgang bemerkte die zweite Schluderbacher Partie mit den Gebrüdern Siorpaüs, und eine dritte Partte, die kurz vorher mit ihren Führern, darunter Pietro Dimai, von Louina aus dem Eristallo angekommen war. Siorpaes und Pietro Dunal kletterten nu» mil unglaublicher Schnelligkeit und Gewandtheit von der Höhe des Eristallo herab, so daß sie schon in 25 Minute» an der Unglücksslelle anlangten, um da» Rettungswerk zu beginne». Jnnerkofler, der zuerst herausgezogen wurde, gab nur mehr die letzien Lebenszeichen von sich. WieSbeck und Dimroth. die unbedeuttnd verletzt herausbesördert wurden, wären ohne die Raschheit der Führer dem Erstickungstode anheimgesallen. Die anocren Eoriineser Führer, die unterdeß ebeiisalls herunler. gekommen waren, improvisirten auS Bergstöcken eine Art Schlitten, und jo wurde der Todle über Schnee und Eis von de» Führer» Santo und Barbaria heruntergezoqe», dann bis Schindeldach ge- tragen, wo dcr Tranerzug um 3 Uhr Nachmittags anlaugle." Ueber die UnglückSstätte schreibt man uns noch: „Die schöne Gruppe der Cristallköpse culminirt in zwei Gipset», dem Manie Eristallo (3260 Meter hock) und dem nur wenig niedrigeren Piz Popena. Zwischen kiesen beiden Gipfeln befindcl sich der Eristall- poß, das 2826 Meter hohe Gletscherjoch, das die Reize der Gegend von Landro und Schluderbach so wesentlich erhöht. Es verm ttclt nicht nur einen touristisch interessante» Uebergang vo» Schinder doch an der Ampezzauer Straße hinüber zu den Tre Eroci und von diesen entweder links nach Bat Buono und Amonzo oder rechts nach Cortina, sondern auch die Besteigung deS Hohen Eristallo selbst, und zwar nach dem Gesagten sowohl von der Seite Landro- Schluderbach, wo unsere Sektion Hochpusterthal einen Weg bis zum Gleischer hergerichtet hat, als von der Seite Ampezzo. Boi» Joch weg — nach Ueberschreilung d«S Gletschers — betritt man die Felsen des noch 424 Metrr ausrageudea GipselbaueS, wobei man gewöhnlich die erste steile Wand umgeht, um noch riniger Zeit ei» großarliges Felsenihal zu erreicheu, das man auiwäits durchtleileri, bis man aus eine Stelle kommt, wo man nach Ampezzo hinadsnht. Vo» hier erreicht man dann bald den Grat, dcr ohne besondere Schwierigkeiten aus den Gipset sührt. Für diese Besteigung werden gewöhnlich sechs Stunden in Anschlag gebracht, und man hält de>bei noch heute im Großen und Ganze» dieselbe Richtung ein, die wir, das heißt ich und meine Führer, bei der ersten touristischen Er- steigung am 14. September >865. eingeschlagen haben. Doch muß erwähnt werden, daß der Eristallo in neuerer Zeit noch aus zwei anderen, aber weit schwierigeren Pfaden erklommen worden ist. So erstieg ihn Minnigarde aus Äreisswald, ohne das Gleischerjoch zu berühren, von vorn über die steile» Schueccouloirs zwischen dem- höchsten und zweithöchsten Kopf. Michael Junerkofler, dieser aus- gezeichnrte Man», war hier der Führer. Eine andere hervorragende Leistling war jene des Herrn L. Friedmann ans Wien, der die böäiste Spitze direct vom Joch weg über die steilsten Wände erstieg. Auch hier wir Michael Jnnerkofler der Führer." Es erhellt aus dem Vorstehenden deutlich, daß, wie so osi bei Hochlonren, die Verunglückung nicht aus einer besonders schwierigen oder gefährlich, u, sondern a» relativ ungesährlicher Stelle ersolite. Immer wieder ist eS bei Gletjcherwanderungr», insbesondere bei solchen, die über stark zerklüftete Gletscher führen — und stark zerklüftet sind alle Dolomitenglctschcr wegen ihrer Steilheit — nölhig, sogenannte „Tchneedrückcn" zu passiren. Zwischen den klaffenden Spalten deS BleischereiseS, die zuweilen über sünszjg Meter Tiese und eine Breite von zwei bis drei M-lcr» haben, bildet die einzige Passage em Hausen eingekeilten Schnees, den die Winde in die Spalte geweht habe», der sich hier festgesetzt hat und der also eine faktische Brücke bildet. Die Festigkeit solcher Brücken wird beim Ausstiege stets vom Führer, beim Abstiege von den jetzt vorausjchreitciikc.i Touristen geprüft: gleichwohl erfolgen oft Durchbrüche, die aoec meisten» odne ernste Folgen bleiben, da entweder die Spalte »ich! sehr kies ist oder aber der rückwärts solgende, nicht mitger sjene Führer oder Tourist „Hand hält". Ja selbst wenn der rücknäris solgende Führer umgerissen wird, bleibt er in der Regel un verletzt und findet Zeit, den Eispickel eii>z»bauen oder weuigstens sestzuhallea, um sich damit aus dcr Eisklust emporjiiarbeüe». Daß die-mal dcr Sturz so unglücklich erfolgte, daß er sofort eine tüdtliche Verletzung zur Folge hatte — baS zählt wohl zu de» seltensten Vorkommnissen in der Geschichte der Alpinistik. Es bars auch in diesem Falle nicht !m Leisesten an dem Verdacht gernhil werden — touristilcher Svort sei an dem Unglück schuld. D nn. wie schon erwähnt, erfolgte da- Unglück, nachdem die gesährliche» Stellen der Lristallotour von der Partie bereits überwunden waren. Auch Meurer, dem Bicepräsidtitten des österreichischen TouristencludS. gilt der Tristallogletscher als ungesährlich. Er schreibt anläßlich einer Tour, die er 1877 mil Michel Jnnerkofler aus den Berg unlernahm: Wir brachen am 4. August mit Michel Jnnerkosler, diesem Führer ersten Ranges, und dessen Bruder Franz um halb 4 Uhr früh von Schluderbach aus. In zwei Stunden gelangte» wir in» Bat fondo, an die Zunge d«S Gletschers, legten Steigeisen an und stiege» aus dem Gletscher auswärts. Di« ganze Wanderung aus demselben dauerte rkne Stunde, dann erst begannen die Schwie rigkeiten. Denn die Besteigung deS Eristallo besteht in der Haust« lache in einer schwierigen, stellenweise außerordenilich steilen FelS< kletteret. Der Gletscher selbst gilt somit nicht als gefährlich, ob- schon er in manchen Jahren durch zahlreiche Sprünge. Spalten und ElSwände da« Emporkliwmen beschwerlich macht. Daß er nun koch »in Opk-r gefordert ha», das ist eben Zufall, einer jener vngläck- lichen Zufälle, denen der Mensch nicht nur im Hochgebirge allein ' auSgesetzt ist.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder