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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-27
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1888
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5172 Holtenau und dem Audorser See liegenden Schleuß«» (bei Holtenau, Knoop, RaibmaunSbori, Königssörde und Kluveiisiek) lallen fort, dcr Caiiolwasjeispiegel erhält hier «ine beträchtliche, bei seiner Scheitel- sircckc von RalhmannSdors b>S KöiiigSsürd« etwa 7 m betragende Senkung seine- Wasserspiegel-, wodurch der mit dcr Scheitelnrecke in Verbindung stehende Flemhuder See aus etwa die Halste seine- Areal- verkleinert wird. Die ganze Lanallänge wird nach brr Verlegung 98,65 km be tragen. von denen 64,39 ku, (--- 65,4 Proc.) aus gerade Strecken nnd 34,26 km (--» 34,6 Proc) ans Krümmungen entfallen: die letzteren sind mit groben Halbmessern <2500 — 6000 ui) geführt, bringe» also keine Behinderung der Schifffahrt, nur 4,2 kin ent- fallen aus Krümmungen von 1000, 1500 und 1700 w Halbmesser. Die Bahuübersührungen (4) geschehen durch Drehbrücken (3), die eiae derseben (bei Grünthal) durch eine 42 m lickte Höhe bietende Hochbrücke, wie bereit- srüher mitgetheilt. Die Drehbrücke im Zuge der schle-wig-holsteinschen Marschbaha wird durch Wasjcrdruckniotoren bewegt werden. Einige der wichtigeren Landstraßen werden durch schwimmende oder sesle Drehbrücken übergesührt, im Uebrigen werden Fahren angelegt, deren Hohl aus 16 veranschlagt ist, also durch- Ichnitilich je eine aus 6 km. Die projectirten Sckleußenanlagen an den Canalmündungen (bei Brunsbüttel, sowie bei Holtenau je eine Doppelschleuße mit 2 Kam mern von je 150 w nutzbarer Länge und 25 m B eite) sind geblieben. Die Elbschleuße bleibt geüssnet vom MittelwasscrstanLe der Ebbe an b 4 zum Wiedereintritt der Fluid, die Osisecschleube wird nur dann geschlossen, wenn dcr Wasserspiegel der Ostsee m über den de- Canals steigt oder um dasselbe Maß unter denselben sinkt. Da nach der Elbe zu eine regelmäßige tägliche Ausströmung au- dem Canal siaitsiiidet, so wird die Canalsohle von Rendsburg an nach Westen ein bis auf 1:25 OM zunehmende- Gefälle erhalten. Da- Canalbett hat in de» geraden Strecken und in den be- zcichneten mäßigen Krümmungen (Halbmesser über 2500 m) 22 m Sohlenbreite und sich gleichsam coacav erhebende Böschungen der Canalwäude. die von unten bi- 3 w über der Sohle dreimalige, darüber aus 4 m Höhe zweimalige Anlage und aus 7 m über der Caualiohle (also 2 w unter dem niedrigsten Wasserstand«) ein Hort zontaleS Bankett erhallen, an welche- sich eine bi- 1 m über den Wasserspiegel reichende Steinböschuug anlchließt. In dieser Höhe der dem Canal liegt dann eia zweite- Bankett voa 2'/, rn Breite, welche- nach außen durch die EmschnittSböschuug begrenzt wird. Während diese Einrichtung in den höheren Terraiastreckea Platz greift, wird in den Niederungen da- untere Bankett entsprechend n rbreitert und da, wo der Boden unsicher ist» wird da- obere Bankett in die Höhe de- Wasserspiegels gelegt. Die auf beiden Seiten hier onzulegenden Deiche erholten bei festem Untergründe zweimalige, bei weichem Untergründe dagegen sechsmalige Anlage. Da- definitiv gewählte Canalprofil gewährt in einer Tiefe von 6,17 w unter dem Canalwasserspiegel eine für die Schisssah rt nutzbare Breite von 36 m und gestattet somit eia Borbeisahrea der größten in der Ostseefahrt gebräuchlichen Dampfer, die mit verein zelten Ausnahmen nicht über 6 w Tiefgang und 12 w Breite haben. Zn den Krümmungen wird eine Verbreiterung bi- za 16 m ange nommen. Für da- Borbeisahrea größerer Kriegsschiffe sind sechs Ausweichestellen in ca. 12 km Entfernung von einander angelegt, die 450 m Länge und 60 m Sohlenbreite erhalten. An den Südseiten der Schleußenanlagea werden Bahngleise an- gelegt, die reip. im Westen (Elbe) mit der schle-wig-holsteinischen Marjchbahn, im Osten (Kieler Hasen) mit den Bahnanlagen südlich Kiels in Verbindung gebracht werden sollen. Kiel wird bierdnrch gleichsam eine Ringbahn erhalten. Militairisches. * Wien, 25. August. Die großartige Berbr>.liuug und Ent wickelung des RadsahrsporteS hat auch in hiesigen militai- rischen Kreisen die Erwägung gereift, ob die Dienste der Radfahrer nicht auch für die Zwecke des Kriege- verwerthet werden könnten. In den meisten Armeen werden fortgesetzte Versuche mit dem Reil rade aagcstellt, welche fast durchweg- von sehr günstigen Resultaten begleitet waren. Erst kürzlich hat der Militair-Fecht- und Turn- lchrer-Club in Mener-Ncuftadt eine zehntägige Distanzfahrt unter nommen, deren glänzender Erfolg unter gewissen Vorbedingungen die erfolgreiche Verwendung des ReitradeS anßer Zweifel stellt. An der Distauzsahrt nahmen — wie wir der „Militair-Zeitung" ent- nehmen — unter Führung de- verdienstvollen Commandaaten der er- wähnten Anstalt, Hauptmann O-kar Schädel, 14 Osficiere und 8 Uaterosficiere» in Summe 23 Radsahrer, thril. Um diesbezüglich Erfahrungen zu sammeln, wurde für die Tour Bergland, und zwar die Route Wiener-Neustadt, Bruck an der Mur, Liezeu, Ischl, Salz burg, Gmunden, Steyr, Gaming, Lilienfeld, Wiener-Neustadt ge wählt. Ausschließlich eines Rasttage- wurde diese 751 Kilometer betragende Wegstrecke zum Theile bei regnerischem und windigem Wetter in neun Tagen zurückgelegt, so daß durchschnittlich 83.4 Kilometer, d. i. 11.1 deutsche Meilen, aus einen Tag entfallen. Speciell am zweiten Tage suhr die Abtheiluug, und zwar bei Regen, von Bruck an der Mur über Eisenerz bi- Liezen, d. i. 112 Kilo meter oder 1b deutsche Meilen. Da- Tagesziel wurde zumeist in den ersten Nachmittagsstunden erreicht, trotzdem die Fahrzeuge bei großen Steigungen oder ganz grundlosen Wegen häufig geschoben werden mußten. Diese Distanzfahrt des LurseS ist übrigens nicht als Parsorcc-Lcistung zu betrachten, denn der Curs hat schon wiederholt die Strecke Wiener-Nenstadt-Graz, d. i. 152 Kilometer, in einem Tage zurückgelegt. Bei der erwähnten Tour wurde theilS mit dem hohen Zweirade (Bicycle), theilS mit dem niedrigen Zwei radi (SicherheilS-Bicycle) gesahceu. Ter Conseil »npörlonr So I» xnerre in Frankreich. * Zum sausten Male seit seiner am 27. Juli 1872 erfolgten Errichtung wurde dem Conseil »uxörieur cks ln z-uerro unter gleich, -zeitiger Aushebung deS Cowitö cks cköken-s, dessen Beibehaltung nach Fertigstellung der neuen Befestigungen nicht mehr sür nöthig erachtet wurde, durch Decret vom 12. Mai 1888 eine neue Organisation hinsichtlich der Zahl seiner Mitglieder und seines Wirkungskreises gegeben. Nach den früheren Bestimmungen war es dem Kriegsminister anheimgestcllt, den Lauseil nach seinem Ermessen zusammenzuberusen, der, wie der dem Decret vor- gcdruckte Bericht sagt, ost jahrelang thatsächlich z» sunctioniren aus gehört habe. Von jetzt ab aber muß der Kricgsmiuister der Beratrmng und Begutachtung de- sich mindestens einmal im Monate versammelnden Conseil sämmtliche die Landesvertheidigung, die Mobilmachung, den Bau von strategische» Eisenbahnen, die all gemeine Organisation der Armee, die Anlage und Aushebung von Beseitigungen, die Bewaffnung uud die Vcrlheidigung der Küsten betreffenden Fragen unterbreiten. Letzterer besteht aus 12 Mit gliedern, von denen 4 demselben von Recht- wegen angebörc», 8 durch vräsidentielles Decret ernannt werden. Hierzu sind nur solche Generale auszuwählen, die im Kriegsfälle in den wichtigsten Com- mandostellen Verwendung finden sollen. Mitglieder von Rechts wegen sind der gleichzeitig als Präsident sungirende Kriegsminister, der Chef des GenerolstabeS, dem die Obliegenheiten als Berichterstatter übertragen sind, und die Präsidenten des Artillerie- und de- Genie- coinilvS. Der Präsident der Republik ist berechtigt, den Conseil superieur zusammen zu berufen und in demselben den Vorsitz zu übernehmen: in diesem Falle wohnen der Ministerpräsident und der Marineminister den Berathungen bei. Als Secretair sungirt der mit der Bearbeitung der militairischen Obcralionrn beaujtragte SouSchef des GeneralstabeZ. Außerdem lallen zur Beratbiing der in ibr Ressort cinschlaqenden Angelegen heiten noch die Directorcn im Krieasiiilnistcriuni und. wenn eS sich i m Anloge oder Aushebung von festen Plätzen oder Küstenbescstigun- <>n ImnLelt, der coiiimandirende General der Region, die General- iiiivectclire der Artillerie »nd des Genies, bezw. der GencralstadSchef des Marineministers, der Gencralinspccteur der Marineartillerie und der Seeprätecl deS belresfenden Arrondissements b.erangezogcn werden. Durch Decret vom 12. Mai wurden zu Mitgliedern ernannt: der Gouverneur von Paris, General Sausiier, die Gencralcomman» baute» des VII., I.. VI., IX, und II. ArmeecorpS, Division-gene rale Wolff, Billot, FLvrier. de Bcllamare and Lewal, der Divisions- aeneral Galliffct und der Gencralinjpecteur der Küstenbesesttgungen, Einer«! Miribel. Durch Decret vom 28. Mai wurden über die Bcsugniffe dcr Mitglieder deS Obcrkriegsraths weitere Anordnungen erlassen, nach denen den Generalen, welche» im Krieqssalle das Commando voa Armeen übertragen werden soll, in besonderen Dienstbriese« bereits in, Frieden die ihnen eventuell unterstellten ArmeecorpS zu bezeichnen sind. Diese Generale aber haben keine Tommandobesugniffe. sondern nur die Psl'cht, sich in ihrem zukünftigen Wirkungskreise über Alles zu oiientirea, was die Mobilmachung, da» Kriegs material, die DiSlocalion der Truppen, die Befestigungsanlagen und die Transportmittel betrifft. Dies« Designationen sind aber jeder Zeit widerruflich. Außerdem dürscn diese Gene rale mit besondere» Missionen nach Anordnung de« KciegS- liunistcrs brtroui und ihnen die Leitung von Conserrnzen übertragen » erden, zu welchen die Corpscoinmandanten zuiammenlreten, wenn es sich um Beratbung von Fragen handelt, welche meurere Armee- CarpS betreffen. Besondere Weisungen des Krieg-minister» regeln iu jedem einzelnen Falle die Beziehungen der Corpscommandante« »nd der Milglieder de« Oberkriegsralh«, welche letzteren sich jeder Einmischung ln die inneren Commandoangelegenhelten za enlhalten und die Oberleitung der Manöver von zwei gemeiuschastlich übenden Armee-Lorp- zu übernehmen haben. l-'Xreoir militnir« in der Nummer vom 29. Mai 1888 schließt eiae Besprechung dcr beiden vorgeuonniea Decrele mit der Be- merkung, daß, wenn auch die Depulirtenkammer, welche niemals «ine Gelegenheit vorübergelien lasse, um ihrem Mißtrauen gegen Alle-, was den w iße» Federbusch am Hute trage. Ausdruck zu geben, die geforderten Credile nur unter der Bedingung dcr Widerruflichkeit der Designalion ertheilt habe, die neue Organisation de- OberkriegS- rathS und die seinen Mitgliedern eriheitlen Besuqniffe aber trotzdem der Arme« die Erhallung ihrer Traditionen, ihre» Ruhme- und ihrer Stärke gewährleisten und eine Garantie gegen voreilige und unüberlegte Neuerungen gäben. vermischtes. --- Berlin. 25. August. Da» Ofsiciercorp» deö 4. Garvc-Grenadier-Regiment» Königin war zu gestern Abend 6 Uhr mit einer Einladung zum Diner nach Schloß Babelsberg bei seinem Chef, Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta, beehrt worden. Um 5»/, Uhr langte das QssiciercorpS in Potsdam an, wo kaiserliche Wagen zur Beförderung nach Schloß Babelsberg bereit stänke». Am Schloß wurden die Herren vom Ober-Hof- und HauSmar« schall Ihrer Majestät, dem Grasen Perponcher. empfangen und hinaus in den Saal gesübrt, wo Ihre Majestät die Kaiserin daS OssiciercorpS in huldvollster Weise begrüßte. Das Diner, daS durch dir Gegenwart Seiner Majestät deü Kaiser- besonderen Glanz erhielt, fand im Speisesaal statt. Nach dem Diner verabschiedete sich Ihre Majestät von jedem einzelnen ihrer Osficiere und ordnete »och eine Spazierfahrt durch den Park an. auf der den Ossiciercn alle AuSsichtS- puncte gezeigt wurden. Um 8>/r Uhr war daS Osficiercorp» wieder »n Berlin und begab sich nach dem Kaiserhof, wo um neun Uhr eine kameradschaftliche Bereinigung dcr activen und inactivcn Ossicirre stattscmv; eS waren über lOO Herren er schienen. Den Ehrensitz nahm der General-Jnspecteur de- Militair-Erziehung»- und BildungSwesenS General der Infanterie von Strubberg ein, welcher früher daS Regiment befehligt hat. General von Strubberg brachte auch den Toast aus den Allerhöchsten Kriegsherrn und dann auf daS Regiment aus. > Erst lange nach Mitternacht trennten sich die Kameraden. Altenburg, 25. August. Don einem gräßlichen Unglücke wurden gestern der Möbelfabrikant Jäger und dcr'Cigarrensabrikant Schier ach nebst feiner Tochter be troffen. Die beiden Letzteren begleiteten Herrn Jäger auf einer Fahrt nach Meuselwitz. Als sie aber in der Nähe deS ThcresiciihoseS an die Nonneburg-Menselwitzer Eisenbahn kamen, wurde da- Pferd scheu und ließ sich nicht erhalten. ES sauste vielmehr durch die Eisenbahnbrücke hindurch und warf den Wagen mit solcher Wucht gegen die Mauer, daß sämmtliche Insassen herausgeschleudert wurden. Herr Cigarrensabrikant Schi er ach brach da- Genick und blieb auf dcr Stelle tobt, seine Tochter wurde mit dem Gesicht gegen die Mauer geworfen» daß ihr alle Zähne eingeschlagen uno arge Fleischwunven beigebracht wurden, und Möbel- sabrikant Jäger siel sich de» Arm auS der Kugel und wurde derartig verletzt, daß seine Ucbersührung von Meuselwitz hierher noch nicht hat statlsiuden können. (Wiederholt.) — Daß da- weibliche Geschecht unter der Bevöl kerung Deutschland- daS männliche überwieqt. ist eine bekannte Thatsache, ausfällig ist nur, daß diese- Verhältniß sich bei jeder neuen Zählung immer mehr zu Ungunsten des männlichen Geschlechtes verschiebt. So befanden sich unter den 46 855 704 Einwohnern, die am l. Dccembrr 1885 im Deutschen Reich gezählt wurden, 22 933 664 Personen männ lichen und 23 922 040 weiblichen Geschlechts, so daß also letzteres um 988 376 stärker ist. als daS männliche oder relativ auSgedrückt, daß auf lOO männliche Einwohner 104,3 weib liche kommen. Diese- Verhältniß wird noch dadurch sür die maßgebenden Aller-elassen zu Gunsten der Frauen erhöht, daß bei weitem mehr Kinder männlichen als weiblichen Geschlechts geboren werden, z. B. 1886 aus lOO Mädchen 106 Knaben und daß dementsprechend in den unteren Classen daS männ liche Geschlecht noch überwiegt, während allmälig in Folge stärkeren AbsterbenS und AuSwandernS der Männer die Frauen in den Altersklassen, in denen daS Verhältniß der Geschlechter von erhöhter Wichtigkeit ist. in verstärktem Maße prävaliren. Im Großen und Ganzen ist daS männliche Geschlecht stärker als daS weibliche nur in Westfalen und im Rheinlande, sonst herrscht überall da- weibliche vor. am meisten in Berlin, Bremen, Hohenzollcrn, Walveck und Schlesien. ---> AuS Rom, 23. dS., wird geschrieben: Auf dem quirinalischen Hügel hat man einen sehr wichtigen Fund an läßlich dcr Grundarbeiten zu dem für die militairische Suite de- Königs Humbert bestimmten Gebäude gemacht. Nahe der Kirche Sant' Andrea al Quirinale fand man nämlich Traverlinblöcke von kolossalen Dimensionen, die in ihrer Gc- sammtheil einen großen antiken Altar mit Stufen ringsum bilden. Die Archäologen nehmen an, der Altar babe zum QuirinuS-Tempel gehört. Danach würde eS sich um eine Entdeckung von höchster Wichtigkeit sür die antike römische Topographie handeln. König Humbert ordnete an. man möchte die weiteren Ausgrabungen mit größter Be hutsamkeit vornehmen. ---- Madrid, 21. August. Der durch Paul Lindau'» Uebersetzung seine» Galeotlo auch in Deutschland populäre Schriftsteller Jose Echcgaray hat sich inmitten lieblicher Hügel an dem User de» Meeres bei Marin in Galicien ein Grundstück gekauft, woselbst er sich sein Sonimerlnstschloß erbauen wird. Die Engländer, die unsere Berühmtheit be suchen wollen, finden demnach schon den halben Weg zurück- gelcgt. Ecbegaray ist überdies ein sehr seiner und liebens würdiger Gesellschafter, Dichter und vielseitig gebildeter Mann, ist er außerdem der erste Mathematiker Spanien» und seine schöne Gemahlin und Kinder vervollständigen die Annehmlichkeit de» galicischen DichterhcimS. ---- Athen, 20. August. In Griechenland ist vor Kurzem die erste, nach dem Muster der europäischen Anstalten gebaute und nach wissenschaftlichen Principien geleitete Irrenanstalt eröffnet worben. Dieselbe ist eine Stiftung eine- hochherzigen Patrioten Namen» Dromokalte». Da» Gebäude steht in Attika am Fuße de» KowydalloSbergeS. Die Geisteskranken werden in Griechenland gewöhnlich in den zahlreichen Klöstern untergebracht, weil da- Volk glaubt, daß man den Teufel durch Gebete und religiöse Hebungen au-treiben könne. Fast in jedem Kloster giebt e» solche unglückliche Geschöpfe. Da» qroße Kloster der Pomagia (Mutter GotteS) auf der Insel Tino» beherbergt immer eine große Zahl von Geisteskranken. Jemand nach Tino- schicken heißt daher in Griechenland sprüchwörtlich: er ist verrückt. — Brüssel, 23. Aiigust. Am 2l. d. MtS., am Montag um Mitternacht, war ein Militairballon unter Leitung de» Lustschisser« Toulct mit dem Capitain Mahauden und dem Lieutenant Croy in Berchem bei Antwerpen ausgestiegen, um elektrische Versuche aazustellen. Noch um zwei Uhr Nacht» hatte man veu Ballon Uber der Stadt gesehen, nachher war er verschwunden. Da am Dienstag, weder am Tage noch in der Nacht, auch am Mittwoch Vormittag keinerlei Nachricht einlraf, so war die Un ruhe eine allgemeine; nach allen KUstenortea wurden De peschen abgesanvt — keine Antwort ging eia, so daß man die Luftschiffen verloren glaubte. Endlich traf gestern Nach mittag in Antwerpen auS Dünkirchen eine Depesche ein, welche meldete, daß der enalische Dampfer „Warrior" die drei Lustschifser in der Nordsee au,gefischt hatte, der Ballon aber verloren sei. Gestern Abend trafen sie in Brüssel ein. Au» ihren Erzählungen ergiebt sich, daß sie sehr schwere Stunden durchgemacht hatten. Der Ballon batte an zwei Stellen die Scbelve überschritten, derselbe nahm die weitere Richtung nach Nordwesten, da schlug der Wind um und fort ging e» «ach dem Norden. Gegen S Uhr Nacht» sank de, Ballon; ein Fischerboot, welche» sie endlich erblickten, gab ihnen durch Zurusen der Fischer zu erkennen, daß sie über der Norbsee schwebten. Sir warfen Ballast au», stiegen abermals aus und bossle», Land zu erreichen. Um 5 Uhr Morgen» sahen sie ein große» Fischerboot; schleunigst fuhren sie hernieder, aber da» Schiff war nicht zu erreiche». Man warf den letzten Ballast über Bord. Alle drei Reisende entkleideten sich und warsen die Uniformen in da» Meer, Eroy auch seine 200 Franc», die er bei sich trug. Der Ballon stieg aus» Neue 1500 m hoch und flog pfeilschnell dahin. Uni 7 Uhr befanden sie sich N2 Meilen von Zierikzee. da erblickten sie ouss Neue einen Dampfer, sie öffneten da» Ventil, der Ballon sank und die Gondel schwamm in, Meere. Alle Drei bald lobt gefroren, bis zur Schulter im Wasser. Croy seekrank, so fischte sie der englische Dampfer, dcr zum Glück den Ballon bemerkt batte und sofort aus ihn loedainpste, auf. Der Capitain entsandte ein Boot mit vier Mann, welche- die drei Luslschiffcr nach vielen Fährnissen um 8 Uhr rettete. Man befand sich bei 52»42' nörd licher Breite und 3° 13' östlicher Länge. Nach dreißig- stündigcr Schifffahrt trafen die Geretteten in Dünkirchen ein. Der Ballon selbst war. nachdem die Lustschifser ihn verlassen hatten, in den Lüsten entschwunden. — Ueber die Aussichten der in Zürich Iura stndireuden Frauen wird der .Nationalzeituug" von dort geschrieben: „Die hiesigen (Zürcher) akademischen Kreise wurden vor etlichen Wochen in nicht geringe Ausregung und Spannung versetzt durch eia Gesuch dcr Frau Emilie Kempia. vr. zur., um Gewährung der venia lexenäi in der juristisch-staatSwissenschasflichea Faculiät. Bor circa einem Jahre hatte Frau Kempia, nachdem schon vorübergebend Aiisländerinneu an dcr hiesigen Universität rcchtswisjeuschasilichea Studirn abgelegen, als erste ihre» Geschlecht» zum vr. zur. utrinsquo promovirt und die vorangehende Prüfung waxo» cum laucks be- standen. Ta man da» Zürcherische Recht, in welchem ein solcher Fall nicht vorgesehen war, dahin interpretirte, daß eS Frauen nicht gestattet sei. als Anwalt bei Gedicht zu sungiren, so mußte sich die Dame aus Ertheilung von RechtScouIultatioaea beschränken, fand aber gleichzeitig Anstellung als HilsSarbeileria in dem Bureau eine» der bekanntesten Rechtsanwälte und Doccntea an der Universität. Pros. vr. Meili. Kurz nach Beginn deS lausenden Sommer- semesterS wurde der Privatdoceat vr. jor. Wächter als Bezirks- richler abbcrusen und ersuchte Frau Kempin. dar von ihm angckün- digte Colleg „Ueber Pandekten und Sachenrecht" zu übernehmen. Sie wandte sich in Folge dessen an die ErziehungSdircction mit dcr Bitie, ihr zu diesem Behuse eia Auditorium der Hochschule anzuweiscn. Man verwies sie an die Facultät. Diese qerieth durch die ihr zugeschobene Verantwortlichkeit in große Bestürzung. Da wohlmeinende Freunde der Frau Kempin sürchlclen, es möchle die gleichzeitig vorliegende Beniühung derselben um die Erlangung der venia lexenäi scheitern, falls sie daraus beharrte, die Borlejung deS Herrn vr. Wächter in einem HSrsaal der Hochschule sortzusetzen, Io »ahm sie davon Abstand und hält jetzt Colleg in einem Privat« Hause in der Näb- der Universität. Sie hat 6 iascribirte Zuhörer (die ganze juristisch: Facultät zählt nur zwischen 50 und 60). die mit Ernst und Eifer ihren Worten lauschen uud denen sich uoiürlich hie und da etliche Neugierige zugesellen, ohne daß dieselben wagten, nur die geringste Störung hcrvorzurusen. Seit langer Zeit soll in einer Sitzung de» akademischen Senate» nicht so heiß gekämpft worden sein als in derjenigen deS 1. Juni, al- eS galt, zu entscheiden, ob man einer Frau gestatten dürfe, sich als Docent zu habilitirea. Manche der Herren hatten sich der fatalen Beranlwortlichkeit durch Nichterscheinen za entziehen gejucht. Von den anwesenden Professoren stimmten 7 für die Annahme deS Gesuche» dcr Frau Kenipin — darunter einige ihrer ehemaligen Lehrer — 2l, meist der philosophischen Facultät angehärig, dagegen. DaS Resultat war: au» „OpportunitätSrücksichtea" müsse man ihre Bitte adschlagen. Die ErziehuagSdirection schloß sich diesem Ent scheid au. — -- Die „Nene Züricher Zeitung", welche sonst eine eher conservatlvr Richtung vertritt, widmele der Angelegenheit einen Leitartikel, in welchem c» unter Anderem beiß«: „Nachdem wir Fronen in Zürich zum Hochschulstudium zugelaffen batten, verlangten die Damen auch Zulassung zu den Facultätsprüfungen. WaS war zu lhua? Wer A gesagt hat, muß B sagen. Hat man eineu Schüler angenommen, so darf man ihn nicht von den Schulprü'ungen auSichließca. So wurden aus Studentinnen „DoctoreS". — Wir haben A. wir haben B gesagt, die Eidgenossenschaft hat daS E hinzugesügt (die Ausübung der ärztlichen Praxis durch Frauen) — jetzt aber beim D hat dal Alphabet ein Ende. — Grwiß, wir werden Aussehen erregen, wenn wir Frauen zum akademischen Lehramt zulasscn — ebensoviel Aussehen al bet der Ziilassnng der Frauen zum akademischen Studium. Sind nicht auch damals alle Zöpfe in- Wackeln gerathen, und haben nnS nicht eine Menge wohlmeinender Rathgeber gewarnt vor Waguisieu. vor kccken Neuerungen, vor deneu man anderwärlS »>,rückgeschreckt sei? — So wenig wie damals wird Zürich mit der Nehme dcr wissenschaftlichen Welt belegt werden, wenn eS mit Ueberlieserungen bricht, sür die es heute keine Gründe mehr giebt und Anschauungen zuwider ban delt. die nur noch auf eingewurzelte Borortheile sich zu stützen ver mögen. Wir haben das ausgeklärte Bewußtsein der Gegenwart, wir haben die Logik und Gerechtigkeit für uns, wenn wir verlangen, daß den Frauen jede BerusSthätigkeit eröffnet werde, von dcr sie nicht durch die Natur ver Beichäsliguag ausgeschloffen sind, »nd jo gut wie in ondrren freien Ländern wird auch bei uns diese Forde- rung immer nachhaltiger gestellt werden und immer wachsende Unter- stützung finden. Wer heute noch mit leichtfertigem Spott über diese Forderung hinweggehen zu können glaubt, der wird einer späteren Zeit zum Geipötte verfallen — gleich jenen Vätern der Kirche, die einst der Frau die Seele und damit die Unsterblichkeit abgesprochen haben. War das viel widersinniger» als wenn man heute einem Menschen daS Recht abspricht, andere DaS zu lehre», was er ge- lernt hat?" --- AuSNew-Dork wird der Tod de» berühmten Fi sch - Züchters Seth Green gemeldet, der sür die Fischzucht der Vereinigten Staaten bahnbrechend gewesen ist. Im Jahre 1817 in Rochester, New-Aorl, geboren, und mit einer ge wöhnlichen Erziehung auSgestattet, zeigte er schon in srüher Jugend eine Leidenschaft sür die Jagd, den Fischfang und die WaiduiannSkunst. In >837 verfiel er aus die Idee dcr künstlichen Fortpflanzung von Fischen, und während eine» Abstechers nach Canada machte er Beobachtungen über die Gewohnheiten de» Lachse». Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Methoden zum Schutz der Fischlaiche, und in 1864 be gann er geschäftsmäßig die künstliche Fortpflanzung von Fischen. In 1868 wurde Mr. Green zu einem der Fischcrci- commiffäre ernannt und bald daraus zum Vorsteher der Fischereien i» jenem Staate. Er war dcr Verfasser von mehreren Werken über Fischzucht. — Batavia, 16. Juli, lieber die Cholera in Soera- baya lauten die neuesten Berichte minder trübe, — könnte man ihnen nur so ohne weitere» trauen. Der Beginn der Seuche ließ alle» fürchten. Wurden doch von einem einzigen Schisse, dem „Bromo" nicht weniger al» 26 Cbolerakrankc in» Krankenhaus gebracht, woraus die entsetzliche Krankheit sich vom Hasen au» mit unheimlicher Schnelligkeit über die Europäerstadt und den Militairbczirk. sowie über die Viertel der Irländer erstreckte. Polizeiliche Maßregeln sind hierzu lande dem gefürchteten Feinde natürlich noch viel weniger ge wachsen als bei unS, zumal sür die einbrimische Bevölkerung der gegenwärtige Monat die Trauzeit ist, in welcher rin Fest da» andere drängt. Wa» können unter solchen Umstänven alle gutgemein teil Zwang-vorschristen nützen? Trotz all- und alledem soll, wie bemerkt, die Epidemie sür Soerabaya im Nachlassen sein. Leider ist dieselbe aber inzwischen auch nach anderen Plätzen verschleppt worden. Da» Schiff „Alice" kam mit Cholerakranken auf die Rhede von Samarang und der deutsche Dampfer „China", der gegen 500 chinesische Kuli» von Amoy nach Singapore brachte, liegt au» demselben Grunde dort in BeobachtunaSsperre. In dem für die Cholera durch Lage und klimatische Verhältnisse ganz besonver» fruchtbaren Hasenplatz von Batavia. Tandjoag Priok. trifft man — glücklicherweise diesmal frühzeitig genug — alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln gegen die Seuche, deren Einschleppung, wie eine Veröffentlichung de« Assistent-Residenten auSjpricht, kaum zu vermeiden sein wird. Schon steht ein Gebäude zur Ausnahme von Cholerakranken bereit, versehen mit allem, wa» die Kunst dcr Aerzte bi«her an Gegenmitteln gefunden. Auch da» leider wichtigste Zubehör zu einem Chelerakranken- hause» die C^irgr, bat man nicht vergessen. Die Umsicht der zuständigen Polizeibehörde ist entschiede« de« Lobe« wcrth. freilich mehr al« irgendwo ander« auch notbwendlg sür rin Pestloch, wie Tandjong Priok. Nachdem man, um da« Auf blühen de« ungesunden Platze« künstlich zu befördern, sogar zu einem Befehl seine Zuflucht genommen, dcr die dort be schäftigten Beamten sehr gegen ihren Willen zwingt, daselbst ihren Wohnsitz zu nehmen, ist man ihnen allerding« auch jeden möglichen Schutz schuldig. Ausfallend ist die ungemein große Zahl von Beamten deutscher Nationalität in Tandjong. Man vraucht dort nur de« Deutschen mächtig zu sein, uw seine geschäftliche« Angelegenheiten abzuwickeln. Vst. Ein archäologischer Fund über Hannibal. Ueber ein vor 2000 Jahren den 2. punischen Krieg einleiten de« RecognoScirungSgesecht bei St. RLmy an dcr Durance giebt eine neuaufgefundenc Inschrist überraschende Auskunft. Eine Metalltasel ward im Fuciner Sec (Fucino) bei Celano (Neapel) gesunden — e» sind 11 Jahre her — deren „bustrophedische" Inschrift lange Zeit hindurch nicht entziffert werden konnte. („Bustrophedon" ist eine uralte Schreibweise, bei der, wie beim Ackern die Furchen, die Zeilen erst von recht» nach links, dann von links nach rechts und nun wieder umgekehrt und sofort geschrieben werden.) Letzten Freitag la» Professor Georg Edon vom Lycce Henri IV. in ver Akademie der Inschristen zu Pari» folgende Uebersetzung vor: „Caefon Cantoviu» nahm nach der Seite der Durance hin Glanum aus dem Grenzgebiete der Saliccr ein. In der Stadt brachten CasontoniuS und seine Genossen als Belohnung (sür Cantovius) aus die in Gegenwart der Legionen versprochene Summe 1600 Aß." Edon nimmt nach Schrislcharakter uud Orthographie dcr Inschrift da» Jahr 2l8 vor Christus, als den Zeitpunct der Abfassung, an. Hannibal war über die Rhone gegangen. Scipio schickte ihm 300 Reiter an die Rhone entgegen (LiviuS). Die» dürste deren erste» Gefecht gewesen sein. CasontoniuS und Genossen waren die ortskundigen Führer der Reiter, welche Marseille, da» in ewiger Fehde mit jenen Salicern (Salluriern, Salycrn) lebte, den Römern gegen die Salicer zur Verfügung teilte. Die Inschrist selbst lautet nach Edon'» Ergänzung: Ca i so Caatovios a vrve(uti»ä) Llano(m) coip(it) apvr knem v(rtramom) Lalicom — Lu vrblck 6«olltolllo(i) socieguu ckouom at(t) vier (out) pacti a (tri») pro I(oeio)mdus m(ilo) »(»ei») et »e»(oouto»)." Dr«- entia ist der alte Name sür die Durance, Glanum für St. NLmy im Departement der Rhoncmündung. MkttheHüngen überObst- rrndGartettbau. 2 Hcrau-gegebe« vom Lauder-Obstbau-Bereia. Ueber daS Pflanzen älterer Zwergobstbännre. Seit io neuerer Zeit viele Baumschulbesitzer sich mit der Aarucht nnd Weiterbildung von Zwergobstbäumen in Pyramiden-, Cord»»-, Spindel-, P-ilinrtten- rc. Form beinah« ausschließlich besoffen, die Preise in Folge der Loncurrenz also auch io mäßigeren Normen sich be wegen, ist dem Liebhaber solcher vorgebildrter Formbäume Geleqeu- deil geboten, in kürzerer Zeit schon tragbare Bäume uud eiae früher serttge Pflanzung zo gewinnen, als die« früher, d. h. vor etwa 20 Jahren der Fall war. Mancher würde non anch gern solche ältere, mebrmalS verpflanzte, vorgebildete, schon mit TcagknoSpe» versehene Bäume sich zn verschaffen suchen, wenn ihn nicht die Furcht davon abhielte, daß solche schlecht auwachseu und in trockenen Jahrgängen ganz eingehen werden, sodann beim Verpflanzen auch stark zurückzulchneidea seien und in Folge besten die gegebene Form doch größtenlheils einbüßen würden. Dem ist aber nicht so, zeden- salls nicht in dem Maßstabe, wie man gewöhnlich meint. Sind die Bäume jung in der Baumschule schon mehrmals verpflanzt worden, um kräftigere Bewurzelnug — viele Faserwurzela — za erreichen, sind die Bäume gesund und macht man denselben einen ihnen zuträglichen Standort zurecht, so ist die Sache lange nicht so schwierig, als gewöbulich angenommen wird. Wichtig bleibt die Anwendung alten LompofteS — aus eine Pflanze eia bi» zwei Körb« voll — mit Erde gemischt, so daß dir Wurzeln ln einen Lompostkegel zu stehen kommen, der einen Durchmesser voa 40 bi- 60 cm hat. Je lockerer der Boden ist, desto rascher schreitet die Wurzelneubildung vor sich. ES wird jedoch dabet vorausgesetzt, daß für jeden einzelnen Formbaum vorher eiae Baumgrube von Im Weile uno Tiese ansgehoben, auch Erd« so hoch wieder hinein- geworfen werde, daß verrotteter Dünger in eiae Liese voa 70 bis 80 em eingestreut werden kann, woraus der übrige Raum mit Erle auSgesüllt werden muß. Rur aus diele Weise werden die Wurzeln genügend Nahrung finden. Beim Pflanzen müssen die Wurzeln, nachvem sie beschnitten sind, in einen Brei au- gleichen Theileu Lehm, Eompost und verdünnter Jauch« getaucht werden, so daß sich ein dicker Ueberzug bildet; diese- ist die erste Nahrung sür den zu- künstigen Gartenbürger. Die Zweige werden nur soweit eiagekürzt. als die Erhaltung der guten Form e- gestattet. Die Baumscheibe wird 8—9 cm hoch mit roher Mistberterde oder mit verrottetem Dung bedeckt. Nun aber kommt ein Hauptpunct: Man mache um den Formbaum ein leichte- Gerüst von dünnen Stangen und behänge dasselbe mit alten Tüchern; zur Nachtzeit werden die Tücher eatsernt, nm dem Baume den Thon nicht zu rauben, ebenso bet Regenzeit. Bei heißem Wetter werden die Tücher häufig bespritzt. ES entwickelt sich eine Menge Wafferduust, welcher den jungen eben auStreibenven Blättern zu Gute kommt. ES versteht sich, daß nur diese Borrich- tungen getroffen werden mästen, wenn die Bäume im Frühjahr ge- pflanzt worden sind; bei der Spätjahrpflanznng ist dieselbe ent behrlich. Unter der Umbüllung bleibt eS bei brennender Sonne, wenn die Tüchcr immer feucht gehalten werden, und diese- ist eine kleine Mühe, immer bübsch kühl. An Tagen mit bedecktem Himmel u. s. w. werten die Tücher entfernt. Die wenigen Blätter, welche den Athmungs- und VerdunstungSproccß besorgen» leiden nie Noch und das Wachsthum des Baumes wird durchaus nicht gestört. Ueppigkeit der Vegetation im ersten Jahre kann man sreilich nicht verlangen, jedoch im zweiten Jehre schon Früchte, ohne Schaden sür den Baum und besten kräftige Weitereniwickelnng. Aus diese Weise wurde» ältere Pyramiden uad.PalmcttenbSume mit dem besten Erfolge verpflanzt, es brachten solche schon im ersten Jahre einzelne Früchte und ließen im zweiten Jahre ihr Versetztwerden nicht mehr ahnen, trugen auch reichlich und vegetirten normal weiter. Natürlich werden wir nur bei der sorgfältigsten Lultur solche günstige Ergeb nisse erzielen, doch wird dem Obstbaunisreuade keine Mühe sür seine Pfleglinge zu viel sein, wenn er weiß, daß er durch baldige Frucht barkeit belohnt wird. (AuS Pomol. Monaish ). Ueber die beste Zeit zum Pflanze» der Erbbeeren äußert sich Franz Göschkc in seinem im Verlag voa Paul Parey in Berlin jüngst erschienenen „DaS Buch der Erdbeeren", daß die Frage nicht mit wenigen Worten zu beantworten sei und die Meinungen der Erdbeerzüchter hierüber vielfach auseinander gingen, indem dcr eine die Frühjahrspslanzung, der andere die im August und wieder i anderer eine spätere Herbstpflanzung befürworte. Drei Punctc en es, die hierbei hauptlächlich in Frage kämen: 1) ob daS »ur Erdbeerpslaiizung bestimmte Land frei und gehörig vorbereitet sei, 2) ob man die tungen Erdbecrpslanzen selbst zur Hand hat oder sich schicken lassen muß und 3) wie diese Pflanzen beschaffen sind, d. h. ob sie genügend vorcnltivirt, gut bewurzelt und kräftig sind. Wenn die Verhältnisse die Aussühning dcr Pflanzung im Herbst gestatten, so pflanze man lieber im Herbst. WaS daS Wort „Herbst" anbelangt, so verstehe er eS in seiner allgemeinen und weitesten Bedeutung. In manchen Büchern über Erdbeercultur steht, man solle im August pflapzen. DaS ist aber in den wenigsten Fällen aus- sührbar, ja es ist häufig absolut unmöglich im August zu Pflanzen, weil die jungen Pflanzen um diese Zeit gewöhnlich noch nicht so weit vorgebildet sind, d. h. stark genug bewurzelt sind» daß sic ver- pflanzbar wären. ES hat also das Wort „Herbst" eine variabelc Bedeutung und kann man darunter in manchen Fällen schon August, gewöhnlich aber September und October darunter verstehen. Im Allgemeinen gilt die Regel, man solle im Herbst so zeitig als mög lich pflanzen. Hat man jedoch die zn versetzenden Pflanzen selbst im Garten bei der Hand, womöglich aus sogenannten Schul- oder Pickirbeetcn, so beeile man sich gar nicht so sehr mit dem Pflanzen, sondern warte dafür möglichst gute Witterung ab. Ja in den meisten Fällen hat man mit dem späteren Pflanzen einen besseren Erfolg, vorausgesetzt, daß die Pflänzlinge gut bewurzelt sind, weil End« September oder im Laufe des Oktober kühlere- und feuch tere- Wetter, längere thauspcndenve Nächte das Anwachsen dcr jungen Pflanzen viel mehr begünstigten. Er habe sogar bei gün< stigem Pflanzweiter noch später im November Erdbeeren gepflanzt und ei» gutes Resultat davon gehabt. Bei solchen späteren Pflan- zunaen in frisch gegrabenem also lockeren Boden, habe er jedoch die Vorsicht gebraucht, daß er unmittelbar nach der Pflanzung die Erdbeer pflanzen gehörig habe sesttreten losten, indem rin Mann einfach über die Reihen ging und ohne Bengfilichkeit jedesmal» auf die eben eingesetzte Pflanz« trat. TheilS wird dadurch der locker» Boden etwa» «in- gedrückt, so daß dnrch den Frost die Pflanzen nicht s» leicht in der
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