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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-27
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1888
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Zweite Beilage zum Leipziger Tageblatt mb Ammer. LtV. Montag den 27. August 1888. 82. Jahrgang. Ueuer Fortschritt in Japan. * Nur noch zwei Jahre trenne» Japan von dem Zeitpunkt, wo eS sich durch Einführung einer Constitution und Cr> Sssuuug eines Parlaments den Rang eines verfassungsmäßig regierten Culturstaates erwerben will. Aus allen Gebieten herrscht daher — so wird der Münchener „Allgemeinen Zeitung" aus Tokio, im Juni, geschrieben — eine fieberhaste Thätigkeit. Heute können wir über eine» neuen Fortschritt dem gestellten hohen Ziele entgegen berichten — einen Fortschritt, welcher zugleich zeigt, daß Japan die Lösung seiner Culturauigabe nicht blos in der A». kniipsung diplomatischer Beziehungen, nicht blos in der Anstellung europäischer Lehrer und Instrukteure, deren Thätigkeit doch nur einem kleinen Lheil deS Volkes zu Gute kommt, nicht blos im Bau von Eisenbahnen, Telegraphen und Kriegsschiffen erblickt, sondern daß es auch bemüht ist, das Volk in seinen weitesten Kreise» zu bewußter thätiger Theilnahme an der Verwaltung seiner eigenen Angelegenheiten zu erziehe» und es so zur schließ, lichen Ausnahme des bei einem bisher ganz unselbstständigen Volke nick» unbedenklichen Geschenkes politischer Freiheit mehr und mehr zu befähigen. Dieser Fortschritt ist die neue Gemeindeversassuug, wie sie sich nach de» am 25. April d. I. publicirten beiden Gesetzen gestalten wird. Die diesen Gesetzen zu Grunde liegenden Entwürfe, welche von Landrichter Masse, als Bcirath des japanischen Labinets und des Ministers des Innern, herrühren, wurden zunächst von einer Commission, der u. A. auch die in Deutschland wohlbekannten Vice- minister Aoki, langjähriger Gesandter in Berlin, und Nomura, früher Gcneralpostmeister, angehörten, daun vom Senator Genroin, schließlich vom Cabinet berathen, und erlangten endlich nach mehr als ein jährigen Verhandlungen die Sanction des Kaisers. Soweit der politische und kulturelle Zustand des Landes es gestattet, sind die Principien der Selbstverwaltung und Decentralisation durchgesührt, Rechlscontrolen avgebahnt und damit die bisher fehlenden Voraus- setzunge» der bevorstehende» Umwandlung in einen Verfassuiigsstaat geschaffen worden. Dabei sind bei selbstverständlicher Anpassung an japanische Anschauungen und Bedürfnisse im Wesentliche» die deutschen Grundsätze und Einrichtungen angenommen worden. Es läßt sich hiernach mit ziemlicher Sicherheit erwarten, daß auch die weitere Organisation der inneren V-rwaltung aus deutscher Grundlage ruhen wird. Die Gemeinden zerfallen in Städte und Dörfer (Tho und Son), welche gleichmäßig durch die Cho-son-zci (Gememdeordnung), und in Shi (größere Städte), welche durch dle Shi-zci (Städieordnung) geregelt sind. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Kategorien besteht darin, daß Cho und Son einem Gun (Kreisverbalide) an- gehören, der Aussicht deS Guncho (Landrathes) unterstehen und die Gemeindeverwaltung bureaukratisch organisirt ist, während die Shi ungcsähr den preußischen Stadtkreisen entsprechen, unter der Aussicht des Präseclen des D partemcnts (Fu-ke»-chiji) stehen und eine kolle giale Verwaltungsbehörde haben. Die Gemeindevertretung wird in der erstereil Kategorie, wenn das Ortsstatut nichts andere-' bestimmt, »ach dem Zweiclassen-, in der zweiten nach dem Dreiclasseiiwohliystem in geheimer Abstim- mung von den Burger» gewählt. In kleinere» Gemeinden tritt aus Grund statutarischer Bestimmung an Stelle der Gemeinde»?» tretung die Versammlung der stimmsühigcn Bürger. Der Erwerb des Bürgerrechts ist außer durch zweijährigen Wohnsitz insbesondere bedingt durch zweijährige Entrichiuug von Grundsteuern oder von mindestens zwei Uen anderer directer Staatsstcuern. Eigenthümlich ist die Ausschließung der Winkelconsulenten von der Wählbarkeit, die hier eine besondere Plage bilden. Den Vorsitz in der Vertretung führt in den Cho-Son der Vorsteher, in den Shi ei» von der Ver> trelung auS ihrer Mitte gewählter Vorsitzender. Verwaltendes Organ ist in den Cho-Son der Vorsteher (Cho Son-Cho), welchem ein oder mehrere Beigeordnete (Djoyaku) als Gehilfen und Stellvertreter zur Seite stehen. Sie sind, insoweit das OrtSstatut nichts anderes bestimmt, Ehrcnbcamte, werden von der Vertretung ans je vier Jahre gewählt, bedürfen aber der Be stätigung deS Chip, welcher dieselbe jedoch nur nach vorheriger An hörung des Fu-Ken-AuSschusseS verweigern darf. In den Shi liegt die Verwaltung der communalen Angelegenheiten dem Shi-Ausschuffe fShisanjikai) ob, welcher aus dem besoldeten Schicho, einem oder mehreren besoldeten Beigeordneten und aus sechs oder mehr ehren amtliche» M »gliedern besteht. Der Schicho wird vom Kaiser aus drei von der Vertretung präsentirten Candibaten ernannt, die übrigen Mitglieder werden von der Vertretung gewählt, jedoch bedürfen die Beigeordneten der Bestätigung des Chiji. Außerdem findet die in Japan von AlterS her geübte Heranziehung zum Ehrenamt.' statt zum Dienste in Commissionen und als Bezirksvorstehcr (Kucho); letztere dürfen nur in de» drei großen Städten Tokio, Kyoto, Osaka besoldete Beamte sein. Die Cassesuhrung liegt einem besonderen besoldeten Einnehmer (Shiuumqaku) ob; nur in kleinen Cho-Son kann ausnahmsweise das Amt desselben dem Cho-Son-Cho oder einem Beigeordneten übertragen werden. Die Handhabung der Ortspolizei hat der Cho-Son-Cho, bezw. Shi-Cho, welcher zugleich als Organ der Gun-, Ken- und all- gemeinen Staatsverwaltung fungirt. Eme eigentliche OrlSpolizei existirte bisher nicht, vielm hr ist die Polizei durchaus staatlich organisirt, der größte Theil der Kosten aber aus die F» und Ken abgewälzt. Die neue» Gemeindeordnungen behalten die Regelung der Polizeiverwaltung einem besonderen Gesetze vor. Dre Hauptschnnerigkeit der neuen Organisation liegt in der Kleinheit vieler der jetzigen Gemeinden. Es ist deshalb principicll die Vereinigung der nicht leistungssähigen Cho-Son zu neuen Ge- meiuden. und insoweit diese nicht ausführbar ist, die Bildung von Verbänden in Aussicht genommen. Diese Veränderungen sollen auch gegen den Willen der Interessenten unter Mitwirkung der Aus schüsse durchgesührt werden könne». Die Organisation der Ver- bände ist gänzlich statutarischer Regelung überlassen. Für OrtSbezirkc (Ku) mit eigenem Vermögen kann durch Statut eine besondere Ku-Bertretung gebildet werden, die Verwaltung aber bleibt in den Hände» der Grmeindeverwaltungsbehörde. Ihre Ausgaben decken die Gemeinden, deren communale Selbst ständigkeit aus dem G.biete der Vermögensverwaltung voll anerkannt ist, im Anschluß an die bestehenden Zustände, durch die Erträge ihres bisher nur geringen Vermögens, durch Gebühre», Steuern und Dienste. Die Steuern bestehen principiell in Zuschlägen, und zwar nicht blos zu den Staats-, sondern auch zu den Fu-Ke» Steuern, welche in den einzelne» Fu Ken sehr verschieden zu eigenen Systemen au'gebildel sind: subsidiär ist den Gemeinden indessen auch die Erhebung eigener Steuern gestattet. Dje AussichtS- und Disciplinar-Befugnisse der Staatsbehörde» sind ähnlich wie in Preußen geordnet und den Gun- und Fu-Ken-Ausschüssen, jedoch ohne llnterscheidung zwischen Be Ichluß- und Streitverfahren, eine erhebliche Mitwirkung eingeräumt Es ist ferner die Errichtung eines VerwaltnngSgerichtes in Aus licht genommen, bei welchem in bestimmten Fülle» g gen die Ent scheidungen der Aufsichtsbehörden, bezw. der Ausschüsse Klage er hoben werden kan». Bis znr Einrichtung der Ausschüsse und des VerwallunqSgerichteS werden die Functionen desselben von de» be treffenden Verwaltungsbehörden, bezw. von dem Cabinet (Naikaku wahrgenommen. Die Gesetze, von denen das eine 139, dar andere 133 Artikel zählt, solle» vom 1. April nächsten Jahres succeisive in den einzelnen Departement- aus Grund ministerieller Verordnung zur Ausführung gelangen. Dar Verdienst, dieselben trotz aller Hindernisse zur Annahme ebracht zu haben, gebührt dem Minister deS Innern, Grasen amagata, einem deutschfreundlichen, schneidigen General, welchem ,apau auch die jetzige Organisation der Armee und dir Einführung Wenigste»» der Anfänge der allgemeinen Wehrpflicht verdankt, die übrigen- demnächst erweitert werden soll. Sachsen. * Leipzig, 28. August. Die feierliche Einweihung der neuerbauten Kirche in Plagwiy bat heu'e, vom schönsten Wetter begünstigt, in programmgemäßer Weise statt gesunden. Die Gemeinde Plagwitz hatte der Freute darüber, daß ihr prächtiges Gotteshaus die feierliche Weihe empfangen sollte, durch zahlreichen Fahnen- und Flaggenschmuck Ausdruck «geben und der Platz rings um die Kirche war durch schöne sahnenmasten eingesüumt. An der Feier nahmen seitens de? edtnaelifch - lutherischen LandeSconsistoriumS Herr Ober «nststonal-Rath I)r. Ientzsch, seitens der königl. Kirchen spection die Herren Geh. Regierung? »Rath l)r. Platz u n und Superintendent vr. Michel Theil. Früb 9 Uhr te sich der Festzug nnler Glockengeläute vom Schulhof i» guag. An der Kirche hielt ihr Erbauer, Herr Pros lLÜ Otze», eine kurze Ansprache und übergab daraus Herrn Oberconsistorial - Rath Ientzsch den Schlüssel, welcher ihn Herrn Pfarrer Schmidtmit der Weisung überreichte, nunmehr die Pforten des Gotteshauses zu öffnen und den Einzug in dasselbe zu halten. Der Einzug der überaus zahlreichen Festversammluiig erfolgte unter den Klängen deS Chorals „Lobe den Herr», den mächtigen König". Die Weiberede hielt Herr Superintendent Dr. Michel, woraus Herr Ober- consistorial-Rath Ientzsch Len Gruß und Segenswunsch dcö LaiideSconsistpriums darbrachle. Einen vorzüglichen Eindruck bewirkte der Chorgesang, wobei der 8t. Psalm zum Vortrag gebracht wurde. Die Predigt hielt Herr Pastor Schmidt aus Grund einer Stelle an« dem 84. Psalm; er beantwortete die Frage: Was soll unsere neue Kirche sei»? dahin: 1) Gottes Stätte, die lieblich ist. 2) der Kinder Gottes Heimstätte, 3) der Gemeinde Sanimelstätte. Seiten« der Ephorie Leipzig I. entbot Herr ArckidiakonuS vr. Suppe herzlichen ScgenSgruß Ter Verlaus der ganze» Feier war ei» erhebender und war die überaus schöne Beschaffenheit der neuen Kirche allgemein Gegenstand andächtiger Bewunderung. * Leipzig, 26. August. ^Jm Lause der ersten Woche »ach der Enthüllung unseres Sieges den km als ist bereits ein recht ansehnlicher Fremdenverkehr zu verzeichnen ge wesen und dem aufmerksamen Beobachter kan» cs nicht ent- angen sein, daß daö Lob über das schöne Werk üoerein- imniend auSsällt. Unablässig sieht man Fremde vor dem Denkmal stehen und auch eine Anzahl auswärtiger Schulen — gestern allein drei — unter Führung von Lehrern, nahmen Gelegenheit, neben anderen Sehenswürdigkeiten namentlich auch das Denkmal zu besichtigen. Leipzig, 26. August. Nachdem nunmehr daS ossicielle Resultat der PreiSvertheilnng beim letzten mittel deutschen Bundesschießen in Halle a. S. in der Deutschen Schützenzeituiig" veröffentlicht worden ist, ent nehmen wir daraus die Preise, welche Leipziger Schützen errungen haben: Aus Feld-Festfcheibe Deutschland: 6. Preis C. Lüde cke (18,18) Etui mit silbernem Taselgeräth, Werth 200 23. Preis W. Albreckt (12.19) Metall Bowle, 75 -Xl Werth; 45 Preis F. A. Siegel (16,13) Obstständer, Werth 25 und 5 baar. Aus Stand Festscheibe Heimath: 10. Preis F. Buchspieß (725 Theiler) eine Bowle mit Tisch, Werth 150 11. Preis B. Engeltcrq (788 Theiler) Harmonium, Werth 150 -<k; 33. Preis G. Trobitzsch (1443 Theiler) 50 in Gold; 38. Preis C. Haustein (1502 Theiler) Etui mit silbernen Lössel», Werth 35 .4k Außerdem kamen noch eine Anzahl kleinere Baarpreise »ach Leipzig. * Leipzig, 26. August. Dem UnterstützungSvercin deutscher Buchhändler und BuchhandlungS- Gehisen sind in neuerer Zeit außer kleineren Zuwendungen zwei bedeutendere Summen zugeflossen. Herr Hermann Schön lein in Stuttgart hat bei Gelegenheit des Verkaufes 'einer VerlagShandlnng an die gegenwärtigen Besitzer dem Verein 10,000 und Herr Georg Flem ming in Rauschwitz bei seinem Scheiden auS dem Buchhandel 1000 .<e überwiesen. -- In der Alberthalle ringt heute Abend der als bester Ringer Sachsen« bekannte Turner Herr Bachmann, wohnhaft in Stötteritz, mit bcm französischen Ringkämpfer Herrn P. Lagir. Der Kamps dauert 10 Minuten und erhält der Sieger als Prämie die Champion-Medaille Frankreichs. — Im Pantheon hat jetzt die Muse de» Gesänge« ihre Stätte anfgcschlagen. Unter Direktion deS Herrn Ronneburg ist daselbst eine BariLtöbühne aufgeschloffen worden, die »ach den Proben, welche wir von ihr gehört und gesehen haben, viele Liebhaber der leichten Muse an sich locken wird, um so mehr als diese Spccialität in jenem Stadtlheil noch vernachlässigt war. Die Sängerinnen haben ganz hübsche Stimmen und pikanten Vortrag, die Herren wirken durch 'umor und kräftige Darstellung aus die Lachmuskeln deS nblicumS. Bon den Letzteren nennen wir die Herren Franke, Baader, Seppel NohL, von den Elfteren die Damen Pobl- mann, de la Berra, Heßter. Großen Beifalls erfreuen sich besonders die am Schluffe jeden TheileS vorgesührten Terzette. Der Saal des Pantheons ist, WaS hier nock erwähnt sei, seit einiger Zeit erneuert und mit allerliebsten Malereien ver sehen, so daß er einen sehr gefälligen Eindruck macht H Leipzig, 26. August. Der heute früh 5 UHr 40 Mir, aus der Dresdner Bahn nach Dresden und Schandau abgelassene VergnügungSextrazug war von 1440 Per soncn besetzt. — In einer Restauration der Bnrgstraße be trug sich gestern Abend ein als Gast anwesender Fleischer- ge seile so rüpelhaft, daß man sich gcnöthigt sah. ihn an die Luft ru setzen. Draußen aus der Straße fetzte er den Scandal fort und veranlaßte dadurch großen Menschenauf lauf. Da er auf kein Ruhegebot hörte, würbe er polizeilich scstgcnommcn, und obwohl er den heftigsten Widerstand ent gegensetzte, mit Gewalt nach dem Naschmarkt gebracht, dort aber bei fortgesetzter Renitenz eingesteckt. — In derselben Straße mußte in vergangener Nacht gegen einen wiederholt wegen Hauöscandalö bestraften Tischler abermals polizeilich eiiigcschrittcn werden, da er, seiner Gewohnheit gemäß, wieder einmal in seinen vier Pfählen herumtobte und überdies seine Angehörigen mißhandelte, dadurch aber die ganze Hausbewohncrschaft aufschrcckte. Der Excedent wurde ebenfalls auf den Naschmarkt zur Ruhe gebracht. Bei den Erdarbciten in der Kaiser Wilhclmstraße wurde gestern Vormittag ein Arbeiter auS Schlesien aus eigener Verschuldung Vvn einer hinter ihm hersahrendcn Erdlwwry umgerisscn und durch mehrfache Quetschungen am Unter schenkel nickt unerheblich verletzt. Er mußte mittelst Wagens nach seiner Wohnung gebracht werden. — In einer Buch- druckerci der Kurprinzstraße betraf gestern Nachmittag einen 16jährigen Lehrling der Unfall, mit der rechten Hand in die Druckmaschine zu gerathen, wobei ihm vom Mittel finger der Nagel lvsgeriffcn wurde. Er mußte sich, nachdem ihm in der Wache ein Nothvcrband angelegt worden, in ärzt liche Behandlung begeben. ff Böhlen, 26. August. AIS vor Kurzem der königlich säcksilche Gesandte in Wien, Kammerherr von Helldorf, hicrfelbst zu Besuch verweilte, hatte er daS Unglück, von einem Sckla gan fall betroffen zu werden. Glücklicherweise befindet sich der Patient wieder auf dem Wege der Besserung Werdau, 24. August. In einer erst vor Kurzem in Betrieb gesetzten Dampsziegelei im nahen Leubnitz verun glückten gestern Nackmittag zwischen >/, und >/,2 Uhr die beim Lehmhacken beschäftigt gewesenen Arbeiter Schaarschmidt, Meißner und Sckustcr. Um sich eine Erleichterung in ihrer Arbeit zu verschaffe», hatten selbige TagS zuvor in die Lehn, Massen, wie die? gebräuchlich, Keile getrieben, hiervon aber bis zur Unglückszeit so lange unbekümmert Lehm abgehackt, bi» die ganze gewaltige Lehmschicht zusammenstürzte und die Genannten leider dermaßen verschüttete, daß Schaarschmidt »nv Schnstcr als Leichen, Meißner zwar lebend, jedoch an den Beinen verstümmelt, hervorgezozen wurde». Alle drei sind als fleißige und brave Arbeiter bekannt. Der schwer verun glückte Meißner ist verheirathct und besitzt zum Theil nock unerwachsene Kinder, Schaarschmidt, ebenfalls verheirathet, war kinderlos, während Schuster die Absicht batte, sich in kürzester Zeit zu verehelichen. Die beiden tödtlich Verun glückten wurden in die Toktenhalle zu Leubnitz und Meißner in seine Bebausung gebracht. Die Beerdigung der beiden Leichen soll zusammen Sonntag Nachmittag stattfinden. (Reichend Wockenbl.) Reitzenhain. 26. August. In der Nacht zum Sonn abend brannte die dem Mühlenbesitzer Namm gehörige Schneidemühle, sowie da« mehrere Hundert Schritt entfernt liegende vollständig massive Wohnhaus der Oberförstern ab. während dazwischen liegende drei zum Theil weich gedeckte Scheunen erhalten blieben. Der starke Wind, welcher F!ug- sener in daS geöffnete Bodenfenster der Oberförstern trieb, war die Ursache der Ausbreitung deS gefräßigen EtemeiitcS. (-) Flöha, 25. August. Mochte cs bange Vorahnung deS ihnen bevorstehenden Schicksals sein, waS so unwider stehlichen Freiheitsdrang in ihnen entwickelte, kurz, nahe der Hetzdorfer Brücke entsprang am Donnerstag Nachmittag eine in einem Bah »wagen der Chemnitz Iteitzenhaincr Linie ihrem Bestimmungsort znrollende Heerde Schweine ihrem Behältniß und wagte den Salto mortale aus den Bahndamm. Schnell erklang das Haltesignal deS Zuges und die Beamten machten sich aus, die Flüchtlinge wieder in ihren reservirtcn Waggon zurückzugeleiten. Da hatte sich denn wieder das berüchtigte Schwcincglück bewährt, denn nur cinS der muthigen Thiere trug einen Beinbruch davon, während die anderen unversehrt davon getrottet waren und nun gegen ihre Wieder- cinkerkerung, die erst nach längerer lebhafter Jagd gelang, durch energisches Klagegeschrei Protest cinlegten. — Viele werden sich gewiß noch einer vor mehreren Jahren in den Blättern erschienenen Notiz erinnern, nach welcher ein Schloffergesclle in Dresden aus Veranlassung eines Malers seinen Berns niederlegte, um seinen muskulösen Körperbau be» Künstlern als Modell zur Verfügung zu stellen. Dieser Mann hat nun dieser Zeit nicht nur in unserem engere» sächsischen Vaterland« der „Kunst gedient", sondern ist bereits in Italien, Spanien, Frankreich und Belgien gewesen und überall von den Jüngern der Kunst mit Freuden empfangen und als sehr brauchbares Modell benutzt worden. Seit einigen Tagen befindet sich dieser „Muster- meiisch" in Meißen, um in der königl. Porzellansabrik seinen Oberkörper abformen oder richtiger gesagt, abgießen zu lasten. Die Muökellage dieses „Modells" ist äußerst 'interessant, denn jeder, auch der kleinste, unbedeutendste MuSkelstrang tritt hervor und ist genau sichtbar, so daß der ganze Körper wie zusammengeflochten erscheint. Dazu habe» die MuSkel» durch gängig eine solche Härte, daß man unwillkürlich glaubt, eincn hölzernen Mann vor sich zu haben. Selbstverständlich ver fügt dieser Mann auch über eine gewaltige Körpcrkrast und nach seinen eigenen Aussagen hat er schon einige Male Ge legenheit gehabt, sogenannte „Herkulesse" ohne große An strengungen zu werfen. Für die Darleihung seines Ober körpers zum Abgießen soll der Muskel-Mann die Kleinigkeit von 300 -4( erhalten. Ein leichterer Verdienst, als ihn die Schlosserei bietet, ist dies aus alle Fälle. Für die dem Künstler so notbwcndige Bekanntschaft mit dem menschlichen Körper ist der Muskel-Mann ganz unbezahlbar. v ermisch tes. --- Frankfurt a. M., 25. August. Der Großherzog von Oldenburg ist aus der Durchreise nach München ;eute Vormittag hier durchgekommen. — In Folge Erlasse- teS RrichSgesetzes vom 21. Juni 1887 über Quartierleistungen und Naturalleistungen für die bewassnrte Macht während deS FriedenSzu- standc» sind für die nunmehr stattfi»deuven großen Herbst- manöver einige Acnderungcn in der Verabreichung der Naturalvcrpslegung uno in der Vergütung für dieselbe eingctreten. Während früher der Quartiergeber nur bei Märschen zur Verabreichung von Naturalveipflegung ver- >flichlel war, hat diese Verpflichtung hinsichtlich der Osficiere, llerzte und höheren Mililairbeamlen jetzt auch in Cantvnue- mentssällcn einzutretcn, erstreckt sich aber bei Einquartierungen in Städten »ur aus das Frühstück. Die Verpflegungsporlion, aus welche der Einqnartierte Anspruch hat. besteht in n 1000 Gr. Brod. b. 250 Gr. Fleisch, c. >20 Gr. NeiS oder 150 Gr. Graupen, rcsp. 300 Gr. Hülsensrüchte oder 2000 Gr. Kartoffeln und ck. 25 Gr. Salz, sowie o. 15 Gr. gebrannten Kassee. Ein Verabreichung von Brod seitens der Qnartier- aeber findet nicht statt, wenn und insoweit die Truppen Brod und Brodzelv empfangen haben. Die Vcr- gütungSsätze für die Naturalverpslegnng der Unter- ösficiere und Mannschaften ist dieselbe geblieben wie früher, dagegen ist jetzt für die Beköstigung von Ossicicren, Acrzten und höheren Militairbeamten zu vergüten: für die volle Tageskost 2,25 -Al, für vie Mittagskost allein 1,25 ^e, für die Abendkost 0,75 .ck, für die Morgenkost 0,50 Dieselben Vergütllttgssätzc werden gewährt, wenn Osficieren in engen Quartieren freiwillig Verpflegung gegeben und von ihnen angenommen wird. WaS die Stellung von Vorspann an belangt, so kann dieselbe jetzt nur insoweit gefordert werden, als eS nicht gelingt, de» Bevars rechtzeitig gegen einen Preis sicherzustellen, welcher de» vom BundeSrathe für den be treffenden Liescrungsvcrband sejtgestcllten VergütniigSsatz nicht übersteigt. Im Falle der Unzulänglichkeit dieses Vergittuna?-- satzes kann die Verwaltungsbehörde des Bezirks eine Er höhung der Sätze eintretcn taffen, aber diese Erhöhung darf ein Fünftel der buiidcSräthlichc» Sätze nicht übersteigen Während endlich früher in Betreff der Feststellung der Ver gütung für vie durch Truppenübungen verursachten Schäden an Grundstücken der Rechtsweg zulässig war, erfolgt diese Feststellung jetzt beim Mangel gütlicher Einigung durch Sach verständige unter Ausschluß des Rechtswege«. ---- Fischottern schädigen in diesem Jahre die fisch reichen Havelseen in ungewohntestem Maße In der Svree kommen Fischottern oberhalb Köpenicks häufig vor; auch in Berlin will man an der PackhosS-Jnsel und i» der Spree am königlichen Schloß in der Nacht häufig Fischottern de obachtet haben. -- Sckwientochlowitz, 23. August. Dieser Tage raubten Zigeuner das fünf Jahre alleSöhnche» eines Hüttenmeisters der BiSmarckhütte. Trotz der sofort eingestellten umsaffenden Durchsuchung der naheliegenden Wälder konnte, wie der ..Oberschlesische Anzeiger" mittheilt, über den Verbleib de« Kinde« nichts ermittelt werde». ----- Bad Warmbrunn im Riesenaebirge. 25. August. Die Ausnahme de- Unterrichts in den höheren SchuianstaUen zwingt die zur Sommerfrische weilenden Herrschaften mit Nvthwcndigkeit, zu ihren Penaten zurückzukehren. Dcmzn. folge ist mehr al« genügender Raum zur Ausnabme neuer Bade» und ErholungSgäfle bei nnS vorhanden. Die Curla ist vom 1. September ab auf die Hälfte ermäßigt, ebenso sind die ohnehin schon billigen und schönen Quartiere zu be deutend niedrigerem Miethszin« zu beziehen. Nach wie vor werden die mannigfachsten Zerstreuungen, u. A Theater- Vorstellungen, Concerte und RSnnionS geboten. — Das Hoch gebirge präsentirt sich bei jetziger Jahreszeit und dem ein- getretenen prachtvollen Weiler in seiner ganzen Schönheit und ladet zu den lohnendsten Ausflügen ein. Mit Beginn de« kommenden Studienjahres wird daS neue Gebäude der Grazer technischen Hochschule seiner Bestimmung übergeben werden. Der Neubau ist nach den Pläne» de- Grazer Hochschul-Proseffors I. Wist ini Style der italienischen Renaissance auSgesührt und enthält mehr alS hundert, den Zwecken der Hochschule dienende Räumlichkeiten Die Hör- und Zeichensäle sowie dir Sammlungen der einzelnen Lehrkanzeln sind im Parterre und in den beiden Stockwerken untergebracht Ein großer Fesisaal, im ersten Stocke gelegen reicht nach Art der Aula der Wiener Universität durch zwei Stockwerke. Gleichfalls im ersten Stocke befindet sich das Rektorat mit den entsprechenden Räume» zu Kanzlcizwccken. Ein geräumiges Vestibüle führt zu der dreiarmigen Haupt« stiege, und wird die Commuiiication weiter durch zwei seitliche Nevenstiegcn hergestelll. DaS Souterrain wird für admini strative Zwecke, für die Heizanlage und für Depots ausgenützt. ---Paris, 25. August. Gestern Abend gegen 9 Uhr explodirte am Opernplatze, an der Ecke des' Boulevard des CapucineS und der Rue du Onatre September, eine Bombe. Menschen wurden nicht verletzt. Zn derselben Zeit platzte in der Avenue du Clichy eine Bombe; ein Kauf mann wurde schwer verwundet. --- Die echte, veritable Sceschlange ist, wie der „Frankfurter Zeitung" auS New-Dort geschrieben wird, endlich wieder einmal gesehen worden. Der sehr glaubwürdige Capitain der „Sloop" Maryhane will daS Unlhicr aus seiner letzten Reise in der Nahe von Watch Hill beobachtet haben, was ihm seine gesammle Schiffsmannschaft aus Verlangen bestätigt. Der Kopf der Schlange war der eines Alligator-, der Rachen süns Fnß lang, die Lange des mit Zacken besetzten Körpers siebzig bis hundert Fuß. Leider gelang es ihm nicht, daS liebe Thicrchen zu fange», um Alle diejenigen, welche noch an der Existenz desselben zweifeln, gründlich all ub- «urcknm zu führen. — Auch in dem soeben erschienenen „Daheimkalender" für 1889 wird über daS Vorkommen der Seeschlange berichtet, und zwar von Niemand Ge» ringerem als dem deutsche» Contrcadmiral a. D. Reinhold Werner in seinen vorzüglich geschriebenen Iugendcriunerungen auS dem SccmannSleben. --- Schon wieder wird ein Schissszusammenstoß gemeldet, der den Verlust zahlreicher Menschenleben zur Folge hat. Aus San Francisco, 22. Augufl, wird ge meldet. daß die beiden Dampfer „Occanic" und „City of Chester" bei dichtem Nebel zusammenstießen; die „City os Chester" wurde gänzlich in zwei Theile geschnitten und sank binnen 5 Minute» in 50 Faden Wasserliese. ES sollen mindestens 34 Personen ertrunken sein, darunter lO Kajüten- Paffagicre und 3 Personen der Bemannung. Die übrigen Opfer waren Deck-Passagiere. Die „Oceanic" legte bei und rettete zwischen 50 und 60 Leute. Literatur. Biel ist schon über die für unser deutsches Vaterland so wichtigen Tage von Sedan geschrieben worden, gar manche Erinnerungen von aus deutscher Seile an den dortigen Kämpfe» Bctbciligten cursireu als mehr oder minder umfangreiche Bände unter der deutschen Leserwelt und alle können sie das lebhafteste Interesse beanspruchen. Gewiß nicht minder interessant, ja wohl noch von erhöhtem Interesse dürsten aber für da- gesammte deutsche Volk die Erinnerungen eine französischen OjficierS an Seda» von Carl Bleibtreu sei», welche- Büchlein unter dem Titel „vl«s 1r»e" im Verlage von Carl Krabbe in Stuttgart in illustrirter Ausgabe soeben erschienen ist und hochinteressante Einzelheiten über Napoleon, Mac Mahon, Wimvsfen, Ducrot, Gallifsir u. A. enthält und die Zustände vor und nach der Schlacht bet Sedan schildert, durch welche sranzösischerseit- die Katastrophe ermöglicht und herbeigesührt wurde. DaS Buch, welches in sehr hübscher Ausstattung nur 1 -Sl kostet, dürste sich mit nachfolgender Probe aus seinem Inhalt am besten empfehlen. . » Nummer 34 der „Dramatirrgischen vlältrr und vnynen- liundscha»", herausgegcbeu von der Gcnoffenschast Teuticher Bühnen. Angehöriger, redigirt von Raphael Löwenseld (Berlin, Verlag von F. A. Günther L Sohn), hat folgenden Inhalt: Max Lchasler: Der ästhetische Zweck des Dramas. — Rudolph Eckert: Momentbilder aus den« Lebe» Heinrich Laubc's. — Franz Violet: Hulten-Dramen. — Künftlergagen: (Für und Wider). — Feuilleton - Marie Knauff: Invaliden. — Neue Bücher. — Chronik. — Neu-Aussührungen (Der Tod des TiberiuS, von Kiedaisch). — Mnthcilungeu der Genossenschaft Deutscher Bühiien-Angehöriger. Aus dem Geschäftsverkehr. k Der Versuch, welchen der Pächter deS hiesigen Hotels zum „Deutschen Hans" (am Königsplatz), Herr n. Lies«, mit der Einsührung des namentlich in bedeutenden Quantitäten in» Ausland gehenden Dortmunder Exportbieres gemacht hat, darf als ein wohlgelungener betrachte! werden. Das Bier, welches eine» vorzüglichen Gehalt und Geschmack hat, goldhell ist und auSgezeichaet bekommt, wird von Herr» Rieß als Specialität geführt und Jedermann, der eS gekostet hat, spendet dem Gebräu das größte Lob. Gericht über die Frequenz im Asyl für männliche Obdachlose. Tbalstraße Nr. 28. In der Zeit vom 18. August bis 25. August 1888. Nacht vom Vorge sprochen nommen Zurück. gewieleu 18. Augustzum 19. August 27 26 1 19. . -20. SO 30 — 20. * »21. » .... 41 39 2 2l. - » 22. - 28 26 2 22. . - 23. 32 30 2 23. . - 29 27 2 24. . 20 19 1 207 197 10 Telegraphische Depesche. * Berlin, 25. August. S. M. Kreuzer „Habicht", Commandant Cvrvetten-Capitain v. Echnckmann II., ist am 24. August er. in St. Thomä eingetrofsen und an demselben Tage wieder in See gegangen. Meteorologische Leoliachtuilgerl aut ä«r 8ternrr»rte Io Dotprtir. Hübe: 119 Keter Uber öem K->er. 2eit <ter Kenb»cbt.llnq. linrom. .«-ä. «nt ldsrmo- weter. Ost». Or. ILetoitivs t-'vaeti- Urd. »>« Willy- rivUtnllx ll. NvarU». ttilUMe-I,,' 2b.^ute 4b. 8lldr 26. - Uorx. 8 - 749 6 ! 1» ? 756.9 s -s-17.3 71 74 0 2,lilar 0 3!llar llariiuuiu >ter leuiverarur »» -p 2b,?'. tliaimuiu — -j- 12,4'. «I« ii» dd ,«o -er deenart« ru Ilamdurr am 25. ^uzxust 1888, tloreeu» 8 llbr. Station» - 5 »>oe -Z p S ZZS -o « s kicdtvo- uns SUirlce ä« Willäe«. IVelter 0 L s Slullaqliillvri;. , 750 kt lei^r Lux; bald beseelet -i- 16 Cdr»li»ll«ouii . 756 080 leirer Xu« «rnllijzx > 16 tlmchim . . . 766 881V le«-r heiter -b 15 b>e»labrM«ui»«r . 767 8 Isi»«r kiedel 1» karlsrllke. . . 759 kt IV leiser heiter -t- 17 zv,-,b»>tev . . 758 -rill Keiler * I« 8re»l«ll . . . 764 80 leiser 2uq walheulo« 1» blirr» .... — — — — Brrant»»rtli4«r Rkdacteor Heinrich Uhl« in Irt»»!». v»r de» «usNNgche» Protqor 0r. O»c«r v»,l » «»>»,«»
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