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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-30
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1888
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V23S Neueste Nachrichten. * Berlin, 29. August. (Fernsprechmeldung de» „leipziger Tageblatte»".) Zur Taufe de- jüngst, geborenen Prinzen de- Kaiser» werden rintreffen; der König und die Königin von Sachsen, der Großherzoa und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, Prinz und Prinzessin Ludwig von Bayern. — Der „Reichs-Anzeiger" ver öffentlicht die Ernennung Rudolf v. Bennigsen'» zum Oberpräsidenten der Provinz Hannover. — Die Nachricht der „Neuen Freien Presse", dah die Kaiserin Augusta einen Theil de» Winter» aus Schloß Belvedere bei Weimar zubringen werde, ist unzutreffend. Die Kaiserin wird im Monat September auf der Reise von BabelSberg nach Baden-Baden allerdings einige Tage Aufenthalt aus dem gedachten Schlöffe nehmen, alSdann aber sich nack Baden- Baden begeben und Aufenthalt in Schloß Mainau nehmen. — Dresden. Der Kaiser ließ dem Oberbürgermeister I)r. Stübel den Betrag von 1000 für die dortigen Armen anweisen. — Pari». Floquet reist heute nach Toulon zu den Flottenmanövern und wird voraussichtlich am Sonn abend mit dem Marineminister hierher zurückkchren. — London. Für 1890 ist hier eine theatralische Aus stellung geplant. E» wird beabsichtigt. Alle» auszustellen, wa» in daS Gebiet de» Theaterwesen» gehört. — Ein Tele gramm auS Pietermarihbur g von heute meldet: Der Ausstand im Zululand ist in der Hauptsache beendet. Die englischen Truppen räumen die besetzten Stationen; in einem einzigen Orte bleibt eine Jnfanterie-Abthcilung zurück. — Die „Nat.-Zeilung" sagt zu dem Fall Garnier, der erste Ein druck sei der, daß er eine weitere Entfesselung der Lciden- schasten de» französischen Bolle» bedeute. Die Franzosen, Welche noch genug Besinnung besitzen, müßten sich sagen, daß derartige Vorfälle sie in der ganzen Welt zu ViScreditiren geeignet seien. Frankreich gerathe durch derartige Vorfälle geradezu in eine Ausnahmestellung gegenüber der gesammtcn Eullurwelt. Bedenken solle Frankreich, daß e» die gelammte Welt zu einer Weltausstellung einlade, während r» nicht einmal in der Lage sei. den aus seinem Boden befindlichen Fremden genügenden Schutz gegen solche Uebersälle zu ge währen. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Ueber einen Zwischenfall auf der deutschen Botschaft in Pari» wird gemeldet: * Pari», 29. August. (W. T.-B) In der deutschen Botschaft war in den letzten 8 Tagen wiederholt ein Individuum erschienen, welche» den Kanzleibeamten Tournouer zu sprechen verlangte. Gestern erschien die fragliche Persön lichkeit adermal» in der Botschaft, drang, obschon abgewiesen, in da» Zimmer ein, in welchem sich Tournouer befand, und gab mit den Worten: „Endlich werde ich doch einen aelöblet haben" einen Pistolenschuß aus Tournouer ab. Derselbe ist von der Kugel nicht getroffen, der Thäter wurde unmittelbar nach der Thal verhaftet. Derselbe nennt sich Garnier, ist K6 Jahre alt und behauptet, durch den Krieg von 1870 und jüngst erlittene Unglück-sälle um Hab und Gut gekommen zu sein. *Pari», 28. August, Nachmittag». („Nationalzeitung.-) Im Vorzimmer de» Paßbnreau» der deutschen Botschaft hat ein ältlicher Franzose, welcher einen Paß behufs Erlangung de» Bisa» deponirte, ohne jede Veranlassung aus de» Kanzlei- diener einen Revolverschuß abgegeben, ohne zu treffen. Der Thäter wurde sofort verhaftet. * Pari», 28. August, Abend». („Nationalzeitung.-) Der Attentäter soll Haseler (?) heißen, seine Identität ist jedoch noch nicht genau ermittelt. Der Schuß erfolgte au» einer mit zwei Kugeln geladenen Pistole aus einen an einem Tische sitzenden Eanzleidiener; die Kugeln trafen die dicken Beine de» Tische», so daß der Diener unversehrt blieb. Der Thäter versuchte zu fliehen, wurde aber durch nacheilende Herren von der Botschaft eingeholt und in der Rue Solferino einem Schutzmann übergeben. Gleich darauf erschien ein Polizeicommiffar und nahm den Thatbestand in der Botschaft auf. Der Thäter erklärte offen, er habe au» Haß gegen Preußen gehandelt. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" Iheilte kürzlich ein an den Reichstagsabgeordneten Antoine gerichtete- Schreiben de» Maire» zu BOne in Algier mit, welche» ein eigenthümliches Licht auf die Beziehungen Antoine'S zu der französischen Propaganda für Auswanderung au» Elsaß-Lothringen nach Algier und für den Eintritt in die dortige Fremdenlegion warf. Herr Antoine hat in Folge dieser Veröffentlichung Anlaß zu einem Schreiben an die Rcdaction de» Pariser „TempS" ge nommen, welche» von diesem Blatte zum Abdruck gebracht Wird und in Uebersetzung wörtlich wie folgt lautet: „Grevenmacher (Großherzogthnm Luxemburg), den 23. August 1888. Mein lieber Herr Direktor! In seiner Nummer vom 22. brachte der „TempS" die Ueber- setzung eine» ouS der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ent nommenen Briefes, welcher in Beantwortung eines Gesuches um Landconcession für Annectirte von dem Maire zu BSne au mich gerichtet gewesen sein soll. Ich habe niemals die Ehre gebabt, mit dem Maire zu BSne zu correspoudireu, und konnte deshalb auch keine Antwort von ihm er- halten. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat ganz ein fach unter Mißbrauch meines Namen» selbst an den Maire von BSne geschrieben und sich durch die Gefälligkeit der Dost die Ant- Wort nach einem beliebigen Ort besorgen lassen. Was aber der Sache die Krone aussetzt, ist die Thatsache, daß dieser angebliche Brief zur Grundlage einer gegen mich arrichteten strafrechtlichen Verfolgung benutzt wird, indem ich aageklagt bin, die Aiiswanbe- rung, die Desertion und die Anwerbung junger Elsaß-Lotbringer für den französischen Militairdienst gefördert zu haben. Die weitere Folge wird die sein, daß eia Hastbesekl gegen mich ergebt, welcher mich hindert, nach Deutschland zu kommen, daß ein Borwand zu neuen rigorosen Maßregeln in Elsaß-Lotkringen gesunden ist, der deutsche Chauvinismus in Aufregung geräth und womöglich eine diplomatische Note nach Paris geht! Das ist nun die berühmte dcutiche Ehrlichkeit! Sie würden, Herr Direktor, mich unter diesen Umständen zu Dank verpflichten, wenn Sie den Artikel der „Norddeutschen All gemeinen Zeitung" dementiren und ein Bersahren wie das ihrige sowie die daran geknüpften Folgerungen der Verachtung der an ständigen Presse überliefern wollten. Genehmigen Sie, men, lieber Herr Dircctor, den Ausdruck meiner ausrichtigstea Ergebenheit. Antoine, Abgeordneter für Metz". Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt dazu: Eine so alberne AuSrede, wie die, daß wir uns unter dem Namen des Abgeordneten für Metz mit dem Maire vo» BSne in schristlichcn Verkehr gesetzt hätten, ist selbst von einem Manne wie Antoine nicht zu erwarten gewesen. Thönchter hätte sich in der That selbst der armseligste Intulpat nicht aussprechen können, der nach dem bekannten Grundsätze „si guiä ksoisti, nee»' ruhig alles >hm zur Last Gelegte abstreitet und sich mit der Behauptung vo» Fälschungen und mit der Berusung auf den großen Unbekannten reinzuwaschen gedenkt. * Ueber tue Reise EriSpi'S nach Mailand sagt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in ihrer poli tischen Rundschau: Der Sttilnßact der diplomatischen Aktion, welch« den italienischen Ministerpräsidenten Herrn CriSpi nach Friedrichsruh und nach Eqer führte, spielt sich gegenwärtig in Mailand ab, wohin, tclegraplnichrr Meldung zufolge, gestern Abend der BoisHifter Italiens am Wiener Hose, Ritter Nigra, zu mehrtägigem Aufenthalte abgereist ist, »m daselbst mit deni Leiter der italienischen Politik zusammenzutreffen, nachdem bekanntlich der Botschafter Italien» am Berliner Hole, Gras de Launah, zugleich mit Herrn ErlSpi in FriedrichSruh geweilt. Inzwischen haben die accreditirten Organe der römischen Publicistik dafür gesorgt, jeder Mißdeutung der Reise EriSpi'S und ihrer Ver anlassung den Boden zu entziehen: ebenso wenig kann, angesichts der zu den Bewegungen der italienischen Flotte gegebenen Erläuterungen, »ach dieser Seite hiu noch Grund zu vesorguiffen herrschen. Die durch Irlspl'» Reis« «dermal» k» Helle» Licht gesetzt» »«Mae Willen«. Übereinstimmung der FriedenSniichte bildet »ach wie vor rin kräftige« Gegengewicht gegen daS Ueberhandnehmen uasriedlichrr Belleitäteu. Bon Wien au» wirb daraus aufmerksam fleinacht, daß auch nach der vorjährigen Reise Herrn EriSpi'S zum deutschen Reichskanzler eine Begegnung de» Grasen Nigra mit demselben und zwar gleichfalls in Mailand stattzefunden bat. Die diesjährige Zusammenkunft war ursprünglich für Innsbruck in Aussicht genommen, mußte aber, in Folge der Beschleunigung, mit welcher Herr CriSpi seine Rückkehr nach Italien zu bewerkstellige» hatte, abermals nach Mailand ver legt werde». * Die neue feldmarschmäßige Ausrüstung, mit welcher das Gardecorps seine Erercitien im Regunents- und Brigadevcrbande abhält, hatte die besondere Aufmerksam keit dcS Königs Christian von Dänemark erregt, welcher in Folge dessen dem Kaiser den Wunsch geäußert, dieselbe mit den respectivcn Erläuterungen in Augenschein zu nehmen. ES erging an daS Kaiser Alexander-Regiment der Befehl, daß der Hauptmann und Ehes der 11. Compagnie v. KrieS am Sonnabend vor dem Galadiner im Schlöffe zu Berlin einen Mann seiner Compagnie in der feldmarsch mäßigen Ausrüstung verstellen solle. Ecr Hauptmann erschien mit einem Untcrossicicr seiner Compagnie. Zur Vorstellung waren außer dem Kaiser und dem Könige Christian noch Prinz Heinrich von Preußen, die diensttbuenden Aojutanten, der Ehrendienst dcS srcmven Monarchen, dessen Gefolge u. a.m. zugegen. Nachdem die Herrschaften die Adjustirung in Lage und Sitz von dem Uitterossicicr in Augenschein genommen, erhielt Hauptmann v. KrieS den Auftrag, die einzelnen Gegen stände näher zu erläutern und zu erklären, wobei die Monarchen dem Vortrage mit größter Aufmerksamkeit folgten. Nach dem Bortrage sprachen der Kaiser und der König dem Hauptmann ihre hohe Befriedigung für die Erklärungen auS; auch der Untcrossicicr wurde vom Könige Christian nach ver schiedenen Dingen, .u. A. auch nach der Bedeutung der Schützenschnüre gefragt. Socialpotttisches. Frühjahr 1889 zu Berlin die all- istellung für Unsallverhütuug * Wie bekannt, wird im gemeine deutsche AuS eröffnet werden. Nach den Anmeldungen, welche dazu bereits eiu^ gegangen sind, veripricht die Ausstellung eine Ausdehnung »u er- halten, n»e sie zur Erreichung des ihr gesteckten Fiele» umfassender wohl kaum gedacht werden kann. Nicht nur die Mehrzahl der größeren deutichen Etablissements werden sich an derselben bethei ligen, auch der grüßte Arbeitgeber, der preußische Staat selbst, wird mit den verschiedensten Ausstellungsgegenständen, wie Bergwerks modellen, Elsenbahnvorrichiungcn, statistischen und kartographische» Ar beiten aller Art dabei hervortretcn. So große Erwartungen deshalb die in Aussicht stehende Bctheiliqung bezüglich de» Erfolge» der Ausstellung hervorzurusen geeignet ist» so sind doch in letzter Zeit, wie wir hören, innerhalb der bctheiligten Kreise Zweisrl darüber angeregt worden, ob dieser Erfolg nicht etwa durch die Kürze der Zeit, für welche vorläufig dar AuSstellungSgebäud« benutzt werden darf, in ungünstiger Weise beeinflußt werden könnte. ES läßt sich ja nicht leugnen, daß der Zeitraum von drei Monaten, April bis Juui inet-, w-e er bisher nur in» Auge gefaßt werden konnte, nicht blaß vcr- hältnißniäßig kurz ist, sonder» daS auch das Frühjahr als solches nicht gerade die günstigste Zeit süc Ausstellungen, namentlich bezüg lich de- Zuzuges der Besucher von außerhalb, darstellt. DaS LandeSouSsiellungSgebüude ist nun aber vom 1. Juli jede- Jahres ad für die akademische Kunstausstellung reservirt, und eS erheben sich hieraus Schwierigkeiten für die Verlängerung der UnsollvcrhüiungSauSftellung, die, da da» Gebäude beideAusstellungen zugleich nicht in sich ausnehmen kann, nur durch eia Berzichtlcisten ans die Eröffnung der akademischen Kunstausstellung schon am I. Juli nächsten Jahre» gehoben werden könnten. Wie wir erfahren, werden gegenwärtig zwischen den betheiligten Kreisen zur Hebung dieser Schwierigkeiten Verhandlungen gepflogen und wenn auch deren Ergebniß bisher nicht abzusehen ist, so bars man doch überzeugt sein, daß namentlich seiten» der dabei in Frage kommenden Behörden Alles ausgeboten werden wird, um den Wünschen nach Verlängerung der Dauer der UnsallverdütungS- auSstelluiig soviel als nur irgend möglich «atgegenzukommen und damit den Erfolg eines Werkes sicherstellen zu Helsen, da» nur in einem socialpolitischen Zeitalter, wie dem unserigen. denkbar und ausführbar ist, und da» den kiumanitairen Bestrebungen unserer Arbeitgeber zum Schutze der Gesundheit und de» Leben» der Arbeiter ein würdiges Denkmal zu setzen bestimmt ist. Der Lchachcongreß zu Nürnberg. Der zweite Longreß de» bayerischen Schachbuude» nahm am Id. August mit der Preitverthrilung seinen Abschluß. Dt« Verlauf de» Meisterlurnier» zeigt folgende Labelle: Z O s L» « Q 8 L v «> Z, Z K « L 8 A Q ? d. Gottschall. — v. v. 1 v. 0 1 0 1 b'/. Harinouift. . — ',.0 1 '/. 5 Metger . . . v. v. — 0'/. 0 0 S Miese«. . . . V. v. v. — 1 0 0 1 b',. L. Paulsen . '/.o 1 1 01 — 0 b vr. Tarrosch 1 0 0 11 10 '/.1 — 8 - vom II. und M. Prei», — 850 - '/. vom IV. Prei». - ?L ^ — V, vom H. und M. Preis, — 880 - '/. vom IV. Preis, — 7b ^l - I. Preis, bl» ^l Das Hauptiurnier nahm folgenden Berlauf: I. Preis, 300 ? l)r. Seger au» München; H. und III. Prei», 850 ^l» gemein» schastlich Horatio Caro auS Berlin und Ernst Baraiu a»S München; den IV. Preis, 120 Max Kürschner au» Nürnberg; den V. und VI. Preis. 80 X. Adolf Steif und Eckart aus München mit 7. 6'/, und 6'/,. S, 4 und 4 Gewinnpartieu. Im Nebenturnier siegle«: I. Preis, Rosenbaum ouS Dessau; II. Preis, Regensburger auS Nürnberg: lll. Preis, Vogel auS Nürnberg; IV. Preis, Fiedler au-Nürnberg. Polytechnische Gesellschaft. O Leipzig, 29. August. Die „Polytechnische Gesell schatt" veranstaltet in der Sommersaison wiederholt Ausflüge in hervorragende, gewerbliche EiablissemeniS, die den Djitqliepern Ge legenheit geben sollen, ihre Kenntniß der hiesigen Großindustrie zu bereichern. Die bedeutendsten, gewerbliche» Häuser und Anlagen unserer Stadt sind im Laufe der Zeit von der Gefi llschast ip Augen- schein genommen worden, «nd immer hatten sich djese lehrreichen Ausflüge einer zahlreichen Theilnahme von Seiten her Mitglieder zu erfreuen. Das war auch gestern der Fall, wo da» Directorium der Gesellschaft einen Ausflug zur Besichtigung unseres neue» „Vieh- und Schlachtboses" ongekündigt hatte. Nachdem man sich gm Nach mittag im Restaurant der „Bcreinsbrauerei" zulammengesilnden batte, bewegte sich die Gesellschaft, unter der auch das schöne Geschlecht zahlreich vertreten war, in langem Zuge nach dem elegant eingerichteten, trefflich bewirlhschailelen Restaurant des neue» LchlachtdoseS, daS zu- nächst einer Besichtigung, verbunden mit Prüfung de» flyssigen Stoffes, unlerworsen wurde. Da die Schaar der Besucher Legion war, so konnte die Jnaugenscheinnabme der eigentlichen, gewerblichen An lagen live truppweise, zu je 80 Personen, vorgenonimey werden und es war deshalb auch möglich, sich ein klares, verständliches B>lb von der ganze» Anlage zu verschaffen. Um so eher war dies möglich, als die einzelnen Colonneo bei ihrem Marsch durch die Liehftälle, Schlachthäuser, Maschineuräume re. von Beamten begleitet wurden, die in zuvorkommender, dankenswert her Weise die »öthigea Ausklä- rungcn über die Einrichtungen deS SchlachthoseS gaben. Auch die übrigen Bediensteten waren gern bereit, jeber Frage Antwort zu stehen. Einzelne Colounen hatten auch Gelegenheit, im Schlachthaus« sür großes Hornvieh dem Schlachten beiwohnen zu könne», obwohl zu der Besichtigung nothwendigec Weise ein stiller Lag und die stillste Zeit desselben gewählt war. Die Besichtigung danertr bis geaen 7 Uhr und hat gewiß Allen die Ueberzeugunq beigebracht, Schlachthos Leipzig eine gewerblich« Anlage daß mit dem Ranges erhalten hat. erste» Lrystall-Palast. O Leipzig, 29. August. Am gestrigen Abend war einmal eine Panse in den Ringkampsspielen der „Albertha lle" ein- getreten. Herr AbS halte in der letzten Zeit wenig ebenbürtige Gegner gesunden, bei denen Aussicht auf eia interessante» Kamvs- spiel gewesen wäre. Johann Burckardt au- LolkSmarSdorf wurde von ihm. man kann wohl sagen, spielend zu Boden gestreckt, und einen zweiten kühnen Fechter» Herrn G. Kühn au» Plagwitz, Hab er einfach ouS, schwenkte ihn hin und her und legte ihn sonst und leicht aus den Boden nieder. Nicht bester erging r» den Geaenkämpea am Sonntag, ja sie konnten dem Athleten noch weniger Stand halten, als ihre oben genannten Vorsänger. Da nahm ein Privatringkamps zwischen einem Herrn Benndorf und Herrn Kühn, der mit der Niederlage des letzteren endete, noch mehr Interesse in Aaspruch. Am Montag traten sich Herr Lagir, der französische PreiSriager, und der Turner. Herr Bachmann, au» Stötteritz nn Kamps gegenüber. Derselbe wurde erbittert geführt, blieb indessen resultotlos. Während Bachmann offenbar der stärkere war, halte Lagir die Körperichw re und die Gewandtheit sür sich. Gelang e» idm doch, durch ei» Paar Kunstkniffe Bachmann zweimal zu Fall zu bringen. Allerdings wurde ihm das einmal mit Gleichem vergolten. Nach etwa 15 Minuten wurde Pie Partie als unentschieden oufqegeben. DaS waren die Resultate der letzen Tage. Gestern war Ruhepause. Das Programm der Künstler-Specialitäten ha« maanichsache Be reicherungen erfahren. Ein groteSk-komische- Bild ist da» Tanz. Divertissement de» Herrn Löther al-Balleteuse. Diese 423pfÄndiqe Balletdame entwickelt eine verschämte Grazie, die stet» die »allste Heiterkeit derausiorderi. Herr Alexandiy als „Eandidat" befördert dieselbe noch durch seine ich,»achtende Schwärmerei zu „Pauliaen". Di« Coslüni- und Eoncerlsüngerin Frl. Helene Pleffen, welche eben falls neu in das Ensemble eingctreten ist, trägt ihre Lieder und Couplets mit Lhic vor. und versteht e» uamemlich dir Loloratur- partien trcsfl ch zur Geltung zu bringen. Die übrigen Künstler sind in ihren Leistungen schon von uns besprochen worden. Herr Alexandry als gewandter Tanzkomikcr, Mr. NoonS al» Spaien- und Sielzenkünstler, Mr. Leonhardy als Mimiker. Miß Clara als ivuiinirle Kops-Equilibristi», und Herr Abs als Athlet, der mit leinen Teninergewichtea Herkulesthaten verrichtet, bilden eia En semble, da- immer z» unterhallen vud zu üiteressiren weiß. von den Goldfeldern. (Schluß.) 0. v. Goldfarm Doornsontein bei Johannesburg iiwaterSraadt GoldsieldS, Transvaal, im Juli 1888. DaS Transvaal GoldLaw läßt auch noch Manche- zu wünschen übrig, es greift jedoch dem Goldsucher lange nicht so tief in die Tasche, wie da- im deutschen Schutzgebiet zu Recht bestehende Gold gesetz. Man zahlt auch hier i» Transvaal 10» per Monat sür ProipectorS-Licence, letztere soll eigentlich nur für 3 Monate gewährt werde», woraus sür Diggers-Licence 1 Lstrl. per Monat zu ent richten ist. Der Gold-Commissioner kann jedoch Prospect-Licence noch sür weitere 3 oder 6 Monate gewahren. Wir („Mearaua Szmüieette") zahlen z. B. seit 10 Monaten nur Prospect-Licence. Von Einschreibegcbüyre», Zutheilungsgebühren, 5"/, von der Gold ausbeute rc. weiß man hier nichts, man hat schon so genug zu zahlen. Die Goldgräber und Compagnien sind entrüstet, daß der Preis sür Dynamit von 5 Lstrl. 5» per Kiste aus 7 Lstrl. 10» steigen soll, infolge der Coiicessioa» welche ein Mr. E. Lippert zur Fabrikatton von Dynamit von der Transvaal - Regierung erlangt bat. DaS Transvaal Gold Law gewährt nun auch mehr Schutz gegen daS sogenannte „Jumpen" und „Verfallen" der Claims. Früh e verlangte das Gesetz, daß jede Claim wöchentlich einmal gearbeitet werden mußte, eS genügte, wenn mau nur ciae Schaufel voll Grund auS jeder Claim aushob. Waren nun Claim» als werlhvoll bekannr und der Eigeittlmnier versaumle dieselben zu arbeiten, lies er Gefahr, daß man ihm seine Claims „jumple", d. h. ein Anderer nahm Besitz von denselben aus Grund der Nicht- dearbeiiuuz. Der Jumper mußte jedoch Zeugen wegen Nichl- bcarbeitung beibringea und mußte so ein Fall vor den Landdrost oder Gold-Commissioner entschieden werden. Ei» hiesiger Agent versuchte vor längerer Zeit Claim- von der „Wemmer Company" zu annectiren. Dec Spaß wäre ihm beinahe übel bekommen, „idem die ausgeregte Menge den Missithäter, wenn auch nicht gelyncht, so doch bald ordentlich verhauen hatte, wenn die Police nicht zur Hilse geeilt wäre. Jetzt verlangt dar Gesetz die Bearbeitung der Claim- monatlich nur einmal. In Bezug aus Zahlen der Licenz gestattet daS Gesetz 21 Tage Gnadenfrist, ehe die Claims Versalien: als Slrase muß jedoch sür jeden versäumten Tag 2a 6 ä per Claim gezahlt werden. Ich glaube eS nun au der Zeit, zum „Conglomerat" oder „kleineren Mittheilungen in bunter Rcihensolge" über- zugehen. Die Beamten der Republik haben strengen Beseht erhalten, während der Dieiiststunde» nur die holländische Sprache zu gebrauchen. W rd eia Beanttcr ertappt, in der englischen Sprache zu conversiren, kann er ohne Kündigung sofort entlassen werveu. Auch die Marktmeister sollen die Producie nur in der „holländischen taal" versteigern, die Matrone des Krankenhauses darf mit dem kranken Engländer, Deutschen, Franzosen re. nur holländisch sprechen. Die „vitlauäers" zerbrechen sich hier die Köpse, wie tas bei der Post und dem Telegrophenwesen gehen wird. Sendet man ein Tele gramm in dem hier übliche» Holländisch ab, ist eS leicht möglich, daß man diese Schrift in Holland sür Hieroglyphen hält. Das tu Südafrika geiprochenc Holländisch erklärt der Engländer sür „kitcbsu äutcb", Küchen-Holländisch. ES ist ein Gemengsel von Holländisch» Englisch, Deutsch rc., und der biedere „BolkSräädler", wenn ihm während einer kräftigen Rede im „BolkSraad" daS rechte Wort nicht kommen will, scheut sich uicht, der Koffern- oder Hoiteiitoltensprache ein Wort zu entlchnen. Die Heilsarmee florirt noch immer in Johannesburg, sie ist unermüdlich den Teufel zu bekämpfen. ES giebt auch schon berittene Soldaten dieser Armee. Die» zeigt aber mehr von Hoffart denn von Demuth; unser Heiland zog aus einem Eselein in Ieiusalem ein, die Soldaten der „SalvorionS-Armee" sprengen aus Pserden einher und verkaufen den „Warbry", Kriegs- oder Schlachtruf. In diesem Blättchen treibt religiöser Blödsinn die schönsten Blülhen. Unter den weiblichen Oificnren der „Armee" befinden sich ganz nette Dinger, welche als „Barmaids" (Kellnerinnen) vielleicht mehr Furore machen dürsten. Es findet sich jedoch mancher junge Mann, welcher sich gern von den hübschen weiblichen Ojficieren zum Zeit vertreib bekebren läßt. Nicht uninteressant ist eine der Meetings der „Armee" in de» „Baracken" beizuwübnea. Aus erhöhte», Podium sitzen die männlichen und weiblichen Osficiere, Cadetten und vielleicht einige der streitbarsten Krieger ohne Cbarge. Unten au den ersten Bänken sitzen die Bekehrten oder Gerettete». Dann folgen Halbbekehrte, Zweifler, Ungläubige und Neugierige. Der Dienst wird iml Gebet eröffnet; dann folgt irgend ein geistliches Lied, gesungen nach iehr weltlicher Melodie. Irgend ein Capiiaia, männlichen oder weibliche» Geschlecht- tritt nun aus, gegen die Laster der Welt, den Teufel in- Feld zu ziehen. Au» den Reihen der Ungläubigen oder Nem gierigen fallen hier und da faule Bemerkungen, Spottreden. Der oder die Predigende läßt sich uicht irre machen, bi- die Litanei zu Ende gebracht ist. Ein anderer Gesang folgt. In den Reihen der Zweifler sitzt ein junger, hübscher Mann, er läßt den Kops hängen. Eine junge Cadettin mit dunklen, sehr weltlich dreinschauenden Augen hat den Kopsliäiiger aus- Korn genommen, sie will ihn bekehren, retten. Die Cadettin setzt sich zu ihm nah«, sehr nahe aus die Baak und flüstert ihm in« Ohr „üiä 50u Lock tks l-vrü?" (Hast Du den Herrn gesunden). DaS BekehruagSwerk hat begonnen. Mittlerweile hat ein Bekehrter da- Podium betreten. Sr hustet erst gewaltig, die Kehle rein zu bekommen. ES ist eia bereit» bejahrter Mann mit aufgedunsenem Gesicht. „Hört meine Geschichte und schaudert", beginnt der Mann seinen Sermon", „ich sah einst bessere Tage und trank nichlS als Sodawasser oder Limonade. Da kam der Leusel und verführte mich, Brandy zu trinken. Ich kam mehr und mehr herunter, die Quanlität Brandy, welche ich täglich cousumirte» wurde immer größer, ich brachte eS schließlich zu 3 Flaschen „Oavs amoles" täglich". (Summe aus den Reihen der Neugierigen: Ja wohl, Deine Nase sieht roth genug!) „Da »ahm sich ein Soldat der Heilsarmee", fährt der Gerettete unbeirrt sort, „meiner an und nun bin ich bekehrt. Aber warnen muß ich Such vor dem Brandy, am meisten vor dem „StellmapiuS-Stoff" (von StellmapiuS in Pretoria, auS Mai» gebräunter Brandy, ein echter Fusel), er bringt Luch „ck. r." — Eia etwa» verlebte» Mädchen schwingt sich nun aus die Rednertribüne. Mit einer Stimme, welche den Klang verloren, erzählt sie nun, daß sie einst ein Mädchen der Straße war. „Ich lag in den Armen von Soldaten. Matrosen", bekennt die Bekehrte, „und war sehr lasterhaft, doch dem Himmel sei Dank, ich bin gerettet. (Stimme aus dem Publicum: „Ja. Du bist zu alt und zu häßlich sür hübsche Soldaten!) Schließlich klettert eia unbärtiger Jüngling aus da» Podium. Bald ist seine Stimme Sopran, bald zweiter Baß. Ich war eia böser Bube, beginnt die erbauliche Beichte» uad war Zeitungsausträger. Ich verkaufte die „PaperS" und behielt daS Geld sür mich, kausie Cigaretten und Jazwerbier dafür. Später bestahl ich meinen Principal auch direct. (Eine Stimme: Ja wohl, Du schaust auch gerade wie eia Spitzbube au«!) Ich wurde ertappt und bestraft. Jetzt bin ich gerettet, ich habe den Herrn gesundcn rc. rc. — Manchmal befinde» sich einige angetrunkene Krakehler unter den Zuhörern. Wenn eS zu bunt wird, erheben sich die Soldaten der yeil-armee en was« und da» Feldgeschrei lautet: NauSl nou»l mit den Störenfrieden. Der Abfall in der Goldausbeute (3000 Unzen weniger denn im Mai) hat hier einige Verstimmung hervorgerusen. Ver schiedene Compagnien lasten wegen Maiigel an Capital die Batterien ruhen; Wasser in den Minen, tdeure Kohlen. Mangel an Koffern, sind Hindernisse sür flotte Bearbeitung der Goldadern und „last, dut vor least", e- wird von den Amalgamator» Bold gestohlen. So wurde einem derselben gegen 2 Pfund Gold, welchrS gestohlen war. aus der Tasche genommen, andere batten 1 Pfund, '/, Psund rc. gestohlen. Wie viel Fäll« sind jedoch uicht bekannt. Wen» bei Compagnien, wo monatlich 17—1800 Unzen Gold lbet der Robinson Comp.) gewonnen werden, der Amalgamator unredlich ist, können leicht 4—b Psund monatlich veruntreut werden. Di: Staatskasse der Republik fließt über, man hat die Gehalte der Beamten durchschnittlich erböht. Al- nun im Volks- raad die Position: Präsident 2000 Lstrl., kam, protestirte Orm Paul gegen eine Erhöhung seines GehalleS. Nachdem er die» geihan, verlieb er die Sitzung, um d«m PatrioiiSmu» der Volksvertreter freien Laus zu lasten. Man schlug vor. den Ge halt dcS Präsidenten aus 3000 Lstrl., andere sagten 5000 Lstrl. zu erhöhen. Schließlich fixirte man den Gehalt aus 4000 Lstrl. jährlich, also verdcppclle denselben. Außerdem erhält Paul Krüger 300 Lstrl. ibrlich sür Wohnung. Von seinem Gehalt soll Orm Paul uicht» anrühre», da er ein Privat-Einkommen von 10 000—15 000 Lstrl. jährlich hat. — Man sendet jetzt auf Staatskosten einige qualificirt« junge Transvaaler zum Sludirea nach Holland. Der frühere Superintendent, Ll. Du Loit, hat sich um die Erziehung der jungen Republikaner wenig gekümmert, seine Zeit wurde viel zu viel durch Gründung vo» Gold-Loiiipagmea in Anspruch genommen. Wie man vernimmt, hat sich eine reiche Gesellschaft bei der Regierung erboten, eine Eisenbahn von Johannesburg über Pretoria, Middelburg, durch Swazieland nach Barbertoa und Dclagoa-Bay zu bauen. Die Gesellschaft verpflichtet sich, di« ganze Strecke in 3 Jahren zu vollende» und wird als Eautiou 50 000 Lstrl. --- 1 Milk. Mark bei der Standard-Bank depoaireu. Was wird aus der Bahn vom Komatie-Fluß nach Pretoria, welch« mit deutsch-holländischcm Capital gebaut wird? Di: Eisenbahnen der Tapcolonie haben seit ihrem Be stehen im verflossenen Jahre zum ersten Mal einen Profit ob geworfen, und zwar 28 787 Lstrl. Dieses günstige Resultat ist lediglich dem Transport sür Transvaal bestimmter Maschinen und KausmaunSgüter zu danken. Mau will jetzt hier Bahnen nach allen Richtungen baue». Das Cap-Gouveriienient möchte eine solche vo» Kimberlky nach Len Ufern des Zambesi bauen. Die» scheint zwar ein gewagtes Unternehme», man will jedoch die jetzt in England herrschende politische Stimmung benutzen, um Unterstützung sür dieses Projekt zu bekommen. Man sagt hier: „In vollkommen natürlichem Wege wird das ganze Land südlich vom Zambesi langsam aber sicher unter englisch?» Einfluß kommen. Die Bahn würde sich sür lange Zeit nicht bezahle», jedoch daS nächste Lieriel- jahrhundert würde durch Ausschließung der „dunklen Puncte" im schwarzen Erdthcil bemerkenSwerth sein." Friedrich Schermbrucker, Commissioner os Crown-LandS and Public-Works der Capc-Colonie brachte eine Bill in- Parla ment zum Schutz des KnySna-ForsteS, welche nach einigen Aende- rungen durkbqing. Schermbrucker, welcher Mitglied des Oberhauses und zugleich Colonel ist, bezieht 1500 Lstrl. °— 30 000 .^! jährlich Gehalt. Es ist meines Wissens gegeiiwärlig der einzige Deuische. welcher einen Minister-Posten in einen überseeischen Lande bekleidet. Cr befindet sich seit Mai 188» im Amle und hat seine Stellung der sich am Ruder befindenden holländisch-asrikanischen Partei zu dauken. Ende Mai und Ansang Juni sind uni das Cap herum viel« Schisse veruiiglückk. Der „Drummond-Castle" sah in der Nähe voa Cap Apulhos ei» große» Volllchiff mit Mann und MauS unter» gehen, ch»e Helsen zu können. — Zwei de» Morde- überwiesen« Kaisern wurden zum Tode durch den Sirang veruriheilt. Sie reiiiilen Piotest unter der Behauptung, eine solche Behandlung nicht gewöhnt zu sein, ein. Die Delinquenten mußten sich jedoch an diese Behandlung (aushängeu) gewöhnen, habe» jedoch dieselbe uicht über- slehen können. Musik. Neues Theater. Leipzig. 29. August. Die gestrige Aufführung der Oper „Martha, oder der Markt zu RiÄmond" von Fr. v. Flotow, den „Führer der Vertreter de» Uns»»,»-, wie ihn unser um die neue Entwickelung der Musik hochverdienter, verewigter Mitbürger Or. Fr. Ärcndcl mit Recht nennt, fand vor nach hiesigen Verhältnissen ziemlich leerem Hause statt, ein Zeichen, wie sehr die Popularität ve» Werke», da» in früheren Jahren einmal die Bühnen beherrschte, abgenommen hat. Dafür sprach zugleich auch der ausfallend geringe Beifall, der sich nirgends über die üblichen Höflichkeitsbezeigungen gegen die Milwirkrnvcn erhob, trotzdem dieselben im Allgemeinen Tüchtige» leisteten. Frau Bauman» in der Rolle der Lady war eine Erscheinung von Distinction auch im bäuerlichen Kleide; ihre Darbietung berührte, wie immer, wohlthuend vermöge de» seinen künstlerischen Schliffs, der ihren Bortrag ebenso auSzeichnet wie ihren Gesang. Frau Duncan- Chambers al» Nancy bot zwar Befriedigende», konnte aber die srühere Vertreterin dieser Rolle. Frau Metzler- Löwy, nicht vergessen mache»; die Stimme ist etwa» schwerfällig und nicht biegsam genug, da» Spiel nicht hinreichend munter und lebhaft. Als Plumkett gastirt« Herr Schlosser au» Coburg; der Künstler führte seine Partie, die ihm Gelegenheit gab. sich einmal von anderer Seite zu zrigen, wie bisher, mit gutem Erfolge und mit Ehren durch; sein Spiel war überall angemessen, zeugte von Routine und hatte neben der in der Rolle liegenden Unbeholfenheit die nölhige Beweglichkeit und Komik. Gesanglich war die Leistung entsprechend tüchtig, von gutem Eindruck die Wieder gabe des Trinkliedes, von bester Wirkung da» Duett mit Nancy vor dem letzten Finale der Oper. In der Rolle de» Lyon«! trat Herr Hübner ans. Herr Hübner besitzt für diese Partie alle nothwendigrn Mittel: eine namentlich in der Hohe kräftige, au»giebige Stimme von nicht weichlicher Be schaffenheit und schönem lyrischen Klange, sowie ein« aut« Figur, und könnte ein Lyonel ersten Range» sein, wen» sein Oraan diejenige feine virtuose Schulung besäße, durch die s. Z. die Lyoncl-Sänger da» Publicum entzückten. So war die Leistung, trotzdem sie im Einzelnen viele» sehr Gute und Gelungene enthielt, doch eine ungleiche und überdie» der Rein heit der Intonation nicht immer Rechnung tragende. Im Spiel mit Martha entwickelte Herr Hübner ziemliche« Leben, verhielt sich in anderen Scenen. namentlich in der Marktscene zu Anfang der Oper, jedoch nicht lheilnehmend genug. Im Ganzen ist der Leistung indessen Anerkennung nicht zu versagen; solche wurde dem Sänger denn auch von Seiten de» Publicum» gebührend zu Theil. Die kleinen Rollen de» Lord Miklesörb und de» Richter» hatten di« Herren Prost und Knüpfer inne, die beide Genügende» boten. Die Ausführung war fast durchgehend» so wenifl exact im Ensemble, daß einer Einzelnen kaum ein Vorwurf gemacht werden kann, vielmehr ist anzunehmen, daß die Vor- bereitungeu dazu ungenügende gewesen sind. G Schlrmüller. ** Au» Baden-Baden wird uns unterm 28. d. M. telegraphirt: Die berühmte schwedische Nachtigall, Siearid Arnoldson, eröff- nete heute hierseldst ihre große europäisch« Tournt« mit einem große» Concerte, welchem der Creme der hiesigen elegante» Welt bei wohnte. Da- Loncert war seit 8 Tagen total au-verkauft. Arnoldson hatte einen phänomenalen Erfolg »nd mußte da« ganz« Programm wiederholen. Nach Schluß wurden ihr Ovationen «ns der Straß« gebracht.
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