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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-30
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1888
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8228 11 >» I. Neustädtel, 28. August. Der Vezirktzverdand freiwilliger Feuerwehren in der Amtöhauptmaanschaft Schwarzenberg hielt ai» vergangenen Sonntag, begünstigt vom herrlichsten Wetter, de» 6. VerbaudStag hier ad. Die Vetheiligung war eine sehr große; alle dem Verbände an- gehörigen 24 Wehren waren vertreten und zusammen gegen 880 Mannschasten anwesend. Bon Seilen VeS LandesauS- fchusscS war der zweite Vorsitzende deffelben. Herr Professor Ikellerbauer au« Chemnitz erschienen. Auch daS Stadt« raths- und Stadtverordnetencollegium betheiligte sich a» der Vereinigung. Tie Tagesordnung war eine reichhaltige, wurde aber schnell erledigt. Die Cassenverhältnisse des BerbandcS stnd gute. Die auSscbeiventen AuSschutzmitgliedcr Wussing lBorsitzender)-Sachsenselv, Kühn-Eibenstock und Bauer-Schön- »aiderhammer wurden einstimmig wiedergewählt. Die im Lause de» abgeschlossenen G'lchästSjahre» stattgefundenen Inspectionen von sechs Feuerwehren ergaben ein gute- Rcfultat. Al» Ort sür den nächsten BcrbandStag wurde Rasckau gewählt. Nach de» Berathuiigen sammelte man sich rum Festzuge durch die festlich geschmückte Stadt. Auf dem Turnplätze angekommcn, führte die freiwillige Feuerwehr ru Neustädte! Exercitien und Schul Übungen in vorzüglicher Weise Vor, woraus der Vertreter de» Landesverbandes den Herren btadtrath Th. Bocbmann, Branddirektor. Kaufmann Oswald Bochmann, stellvertretender Brandbirector, und Glasermcister Pilz. Obersignalist. je eine Ehrenurkunde für treue zwanzig jährige Fcuerwehrdienste unter Worten der Anerkennung und Nacheiferung auShändigte. Nach beendigtem Festzuge führte die Neustädtler freiwillige Feuerwehr noch einen gutgelungenen Sturmangriff aus. der wiederum den vollen Beifall der Gäste fand. Der LerbandStag nahm im Weiteren einen höchst ansprechenden Verlaus. -s- Plauen, 23. August. Auf Anordnung de» hiesigen Stabtralhc» soll im Einverständnisse mit den hiesigen Kirchen- und Schulbehörden der 2. Scpt;i»bcr auch in diesem Jahre als nationaler Festtag in folgender Ordnung begangen Werden: Am 1. September Vormittag» Feslfeier in den Bürger- und Dezirksschulen. Abend» 8 Uhr Fcstgelänte. am 2. Festtage (2. September) Beflaggnng u. s. w. der städtischen Gebäude, früh 6 Uhr Weckruf, Festgeläute, Vormittags Fest» gotteSdienst in der Hauplkirche, dann Festmusik u. s. w. Die gcsammteu Milltairvereine marschiren am Abend deS 1. September nach dem Albertplntzs zur Schmückung dcS Kriegerdenkmals daselbst, alSdann findet im „Prater" ein großer CommerS statt; die Pla ucnscke S tu den t e» sch ast beabsichtigt am Sonnabend, den 1. September. Abends im Saale deS Restaurants zum .Tunnel" gleichfalls einen Fest- commers adzuhalten und hat dazu die kaiserlichen, königlichen und städtischen Behörden, sowie alle jetzigen und ehemaligcu cives acackemiei der Stadt und Umgegend eingeladen. f Plauen, 28. August. In Sachen der hiesigen Garnison frage Iheilte Herr Oberbürgermeister Knutze in der heutigen Sitzung des Stadlgemeinderathes eine neuere Beiordnung des königl. kriegSmimsteriums mit. Bkanntlick ist dem hiesigen Etadtrath aus seine Anfrage von Ende November vor. Jahres, betreffs einer aiüqlicherweiie in diesige Stadt zu legenden Garnison, bez. Anher, seudung eines EommiffarS. NM mit demselben wegen der eveniuell Ul erwerbeuden Grundstücke uud den-ihigteu Baulichkeiten zu ver handeln, vom Kriegsministerium eröffnet worden, daß eS sich nicht tu der Lage sehe, eine Loinniission nach hier zu entsenden, so lange die hiesige Stadtgemeinde nicht mitgeiheilt habe, ob und in w.lcher Weise sie der Militairverwaltung für den Fall enlqegenkommeu Würde, daß sie dereinst mit Garnison bedacht würde In der Zus^rflt vom 2. August d. I. theilte nun der Stadtrath mit, dost i». frag licher Angelegenheit in Folge der erwähnten kriegsininisteriellen Berorduuag mehrfache Berathungeu statt,esundeu haben, erklärt« aber, daß er im Mangel aller Kennlniß von den Anlorderuigea, «elche seiten- der Militairverwaitung namentlich betreffs der zu beschaffenden Platzräume, Easernement» rc. für den Fall der Be- legung hiesiger Stadt mit einer Garnison gestellt weiden wüiden, »ich! im Stande gewesen sei, sich auch ein nur einigermaßen zu treffende» Bild von der finanziellen Seite der Frage zu machen, und daher sich nicht in der Lage befinde, dem Ministeriiim irgend welche An- erbietungeu zu machen. Das königl. Kriegsministeriuni bezieht sich in seiner neueren Verordnung aus dasjenige, was ,S seiner frühere» Berordnung aiitietheilt hat und stellt es im Weiteren in das eigene Ermessen der hiesigen Stadtverlretuiig, sich diesbezüglich bei den Garnisonen neueren Dalums zu erkundigen. Es scheint somit, als wenn die Frage der Belegung der Stadt Plauen mit einer Garnison aus längere Zeit ruheu wird. — Aus DieSbar wird geschrieben: Im Hempel'schen Etablissement prangen jetzt circa 60 der vkrschicbeusten und edelsten Sorten Pflaumen, circa 70 Sorten Birnen, und der Rosenflor beginnt von Neuem. Ein so gewähltes und gut gepflegtes Sortiment Pflaumen, Birnen und Rosen wie hier findet man gewiß selten. ES ist darum Jedermann zu em pfehlen, jetzt einmal dort einzukehren. Meißen, 28. August. Der Frühgottesdienst deS letzten Sonntag« in der hiesigen Stadlkircire gestaltete sich zu einer erhebenden Abschiedsseierdes bisherigen Superintendenten Dr Ackermann von seiner Gemeinde. Lange schon vor Beginn de» Gottesdienstes füllte sich unser schönes Gotteshaus bis auf den letzten Platz, durch Superintendent Dr. Ackermann daS geworden, waS eS jetzt ist: eine edel-schöne gottesdienst liche Stätte. Der Altarplatz war in cinsacher Weise geschmückt, aber über den dunklen Grün der Pflanzen hoben die farben prächtigen GlaSfenster doppelt schön sich hervor. Hier hatten die Behörden. Kirchcninspcction und skircbenvorstank, sowie die Leiter der Schulen ihren Platz gesunden. Mächtig und voll durchhallten die Lieder daS Gotteshaus und tief er greifend waren die „Abschiedögcdankcn" der letzten Predigt, die der scheidende Oberhirte seiner Gemeinde an daö Herz legte. Bald nach vollendetem Gottesdienste versammelten sich die Mitglieder dcü Raths und des Kirchenvorstandes, um dem scheidenden Herrn Superintendenten in seiner Wohnung noch einen persönlichen Abscbiedsgruß zu bringen, welchem der Herr Bürgermeister Schissner und .Herr Finanzrath Raithel wärmsten Äusdruck gaben und als Zeichen tiefempfundenen Dankes sür Alles das, WaS der Scheidende der Stadt und besonders der Kirchgemeinde gewesen ist, eine künstlerisch- schöne, in Meißen ausgeführte und geschmackvoll eingcrahmte Widmung ihm überreichten. k. Pirna, 23. August. Seine Majestät der König begab sich heute früh in Begleitung deS Prinzen Albert von Sachsen - Altciibiirg vom hiesigen Bahnhöfe auS nach Schmilka zur Vornahme einer zweitägige» Jagd, so daß die Rückkehr erst morgen Abend erfolgen wird. Schmilka Prangte im Flaggenschmuck, wie auch sonst eine sehr herzliche Begrüßung des dem Waidwerk obliegenden Monarchen er folgte. — Ihre Majestät die Königin verließ heute eben falls in den Frirhsttinkni daS Lustschloß Pillnitz, um sich nach der Residenz zn begeben, wo dann von der Königin ver schiedene Personen empfangen wurden, — Zum Aufenthalt Seiner Majestät deS Kaiser« Wilhelm in Pillnitz ist noch zu berichten, daß der kaiserliche (siast »ach den, Kafsec noch mit Sr. Majestät dem König einige Zeit in den prächtig gepflegte» Anlagen de« SchloßgartenS promenirte. Bald schlug jedock) die Abschiedsstunde, da der Anschluß an den Abend« 7 Uhr 33 Min. verkehrenden Zug erreicht werden sollte. Wir haben die von der Bewohnerschaft der in Betracht kommenden Landgemeinden dargebrachtrn Hul digungen bereits gestern geschildert; hcrvorznheben dürste aber noch sein, daß eine letzte Sangcsspende de» Hostcrwitzer Gesangvereins „Eintracht" — derselbe fuhr in einem Kahn neben der königl Fähre über den Eib- strom — den Kaiser besonders angenehm berührte Unter Denjenigen, welche dem Kaiser Blumengaben reichen dursten, befand sich auch di« königl. Kammersängerin Therese Mallen, die sich sogar der hohen Auszeichnung erfreuen durfte, daß der Kaiserwaqen an der Billa der Künstlerin einen Moment hielt. Ein Bouquet überreichte dann auch noch der Sohn de» Vkiedersedlitzer BahnhofSvorstand«. Nach der erfolgten innigen Verabschiedung zwischen den Majestäten — der Kaiser grüßte Nvch beim Fahren de« ZnqeS an» dem EoupSsenster — durch fuhr Se. Mnjestät der König »ft den prinzlichen Herrschaft« ln langsamerem Tempo und sprach sich dabei, nach einer dem hiesigen „Anzeiger" zugegangenen Meldung, über die von den einzelnen Gemeinden gemachten Anstrengungen hinsichtlich de» Festschmuckes ,c. mit besonderer Anerkennung au». Der ver rauschte Kaisertag mit feiner Fülle von Eindrücken wird ge wiß noch lange in der Erinnerung Aller, die ihn erlebt, bestehen bleiben. — Zwei Batterien unserer Artillerie-Garnison rücken morgen zu dem Briaade-Ererciren nach Neu stadt b. St. ab.— Dem hiesigen Stavtkrankenhaufe übergab man heute einen jungen Mann von hier, der den Versuch gemacht hatte, durch Ausschneiden der Pulsader seinem Leben ein Ziel zu fetzen. Die Verletzung wird jedoch nicht al» lebensgefährlich bezeichnet. h Dresden, 28. August. Heute Vormittag 11 Uhr 3 Min. kam (wie schon in der letzten Nummer durch den Fernsprecher gemeldet) mit der Berlin-DreSdner Bahn im strengsten Jncognito Ihre Majestät die Kaiferi n Friedrich mit ihrer Tochter, der Prinzessin Victoria, königl. Hoheit, hier an und begab sich auf demselben Wege, den gestern ihr Sohn Kaiser Wilhelm II. passirte, durch unser« Stadt »ach Schloß Albrechlsberg bei Loscknvitz. welchen herr schaftlichen Sitz Ihre kaiserliche Majestät käuflich zu erwerben Vermischtes. —» Drewitz, 28. August. Die königlichen Prinzen trafen heute Nachmittag ui» 5 Uhr 15 Minuten hier ein und fuhren von hier zu Wage» nach dem Marmorpalai«. ----Harzburg, 27. August. Ein trauriger Unglücks» sall ereigneke sich am gestrigen Sonntag Vormittag aus den Rabenklippea. Ein Gesangverein aus Osterwieck hatte einen Ausflug dorthin unternommen. Ein Mitglied deffelben wagte sich in seinem Uebermuthe zu weit an den Abgrund, verlor daS Gleichgewicht und stürzte hinab. Schwer am Kopfe verletzt, blieb der Unglückliche bewußtlos liegen und wurde dann nach Stapelburg gebracht. A» seinem Aus kommen wird, wie daö „Wern. J.-Bl." hört, grzwcifelt. — Braunschweig, 26. August. Gestern machten hier zwei Kinder, ein zwölfjähriges Mädchen und ei» neun jähriger Knabe, einen Selbstmordversuch, indem sie sich in die Oker stürzten. Vorübergehenden gelang e», die Kinder zu retten, die auS Furcht vor einer ihnen drohenden Züch tigung zu dem verzweifelten Schritt getrieben worden sein sollen. — Hamburg, 27.August. Der frühercKönig Malietoa von den Samoa-Inseln ist mit dem Dampfer „Ella Wör- mann" nebst seinem Ralhgeber Acsakc und zweien anderen gedenkt. Im Gefolge der hohen Herrschaften befanden sich dcr Ob-rhosmeister Freiherr vonScckcndarff. der Sammerherr > ^ I «n der Falken Leinwand am Wolsgangs« im von Reischach und die Hofdame Gräfin Perponcher. Die hohen Reisenden, welche in tiefster Traucrkleidung waren, wurden vom Babnhofe durch Privatwagen abgeholt, die der Besitzer deS Schlosses Albrechlsberg, Gras Hohenau, gestellt hatte, und verließen Dresden bereit« Nachmittag« 2 Uhr 27 Min. wieder, um nach Potsdam zurückzukehren. Salzburgischen, dem Schauplatze der Scheffel'sche» .Berg, Psalmen", ist Vas vom deulfchen und österreichischen Alpen- verein errichtete Scheffel den km al am 26. August enthüllt worden. — J»> diesjährigen Frühjahr ging im oberen Save thale gegenüber der Ortschaft Natschach von dem steilen — AuS Dresden berichtet der dortige „Anzeiger": Diel Abhänge der Ponza eine kolossale Schnee! aw ine zum Thale Residenz beginnt ihren Festschninck wieder abziilrgen und sich! nieder, wo sie sich dem weiteren Abflüsse der Save-Quelle in ihr alltägliches Gewand zu kleiden. Leider nur zw kurze I vorlagerte. Im Laufe des Sommer« hat daS Qnellwasscr Zeit war unserer Bevölkerung die Freude beschieden, den I den Schneedamm durchbohrt und darin einen förmlichen jugendsrischen Kaiser Wilhelm von Angesicht zu Angesicht I Tunnel von etwa 20 m Länge, 5 m Breite und 3 m Höhe schauen und ihm ihre ausrichtigste» Huldigungen zu Füßen I au-gewaschen. Von der Decke LcS gewölbten Ganges, wo man legen zu dürfen. Die Person des Kaisers selbst hat auf I eine erfrischende Kühle genießt, ragen einzelne von der Lawine Jeden, dcr ihn geschaut, einen ungemein gewinnenden Ein-1 geknickle Baumstämme heraus und fallen mitunter auch die druck hintcrlasse», und überall wurde inan nicht müde, die I in den Lawinenschnee eingebackenen Steine herab. Die Kälte Einfachheit und Leutseligkeit, zugleich aber auch die charak-1 in einem weiten Umkreise der Lawine war so groß, daß sich teristische Ritterlichkeit des kaiserlichen Herrn zu rühmen. I die Vegetation im Thale erst im August entwickelte. Während der Fahrt wurde der Kaiser, wie nachträglich de-1 ----- Eine spiritistische Ehe. Dcr bekannte Schrift, kaniit wird, mit manchen sinnigen Ueberraschungen erfreut. sUsier und Spirilist Laurcnce Oliphanl hat sich, wie man Die HauSbe,>tzer der Wilsdruffer Straße hatten aus An- auS London schreibt, mit Frl. Rosaiiiond Dalc Owen. der regung deS Herrn Hotelier PrätormS (Hotel de France) die Tochter dcS früheren Vrr. Slaatcu-Gesandtcii in Neapel und ganze Straße mit dichtem Eichenlaub und Blumen bestreuen spiritistischen SchrisistellerS Robert Dole Owen, vcrheiralhet. - Die schnellst- Reise vom Cap der guten Handcls§ärtn-r Presse! durch zwe. Gehilfen Sr. Ma,estät ^ ^ welche bi« jetzt dagewcsen ist. und Sr. Majestät dem Könige ze e.n kost- Dampfer „Tartar" von der Union Stcamship ^rchi^eeii Leugnet überreichen. >d>ruaflss,en Company zurückgelegt. Der Dampfer verließ Capetown am Margarethe Zscheygc ebenfalls ei» Herr, licheS Bouquet, von Herrn jiniistgärtner Große hier geschickt zusammcngestellt, entgegen. Das Gleiche war der Fall, alS Se. Majestät der Kaiser dcn Stadtweg in Lvscbwitz passirte, woselbst vor der Lehncrt'sche» Villa Fräulein Frida Lehncrt dem kaiserlichen Herrn, sowie Sr. Majestät dem König Albert ebenfalls je einen duftenden Strauß überreichen durste. Er Plymouth an. Die Reise hat nur 17 Tage 6 Stunden und 15 Minuten gedauert. Thüringer Sommerlust. Bo» Au g. Triilius. Nachdruck «ertöte». Dem Frühling ist der Sommer, dem Flieder, Jasmin und Gold regen die schöne Zeit dec Rosen gefolgt, der vollglühenden und gänzend zu unserem gestrigen Bericht bemerken wir noch, daß leuchienden >n dcn Garlen und der wilde» da draußen in Basch und die gcsainmtc Garnison Parate Um,erm. die derer,rten berauschender Pracht dm'tc., die Ln.de» und der balia- O„,c>erc und Mannschasten ihre Orden und Ehrenreichcn, milche Hauch der ffnchgemüh cn Wiese» füllt die Lust mit süßen die Gendarmen und die städtische Polizei, ebenso die Postillone Westen. Ihrer buntfarbigen Blumen Fülle. a»S denen Millionen ihre Gala-Unisorm angelegt hatten. Bei den Empfangs- großblumiger Kamillen wie we>ße Sierne glänzten, ist dahin; feierlichkciten bethciligte» sich außer den gestern genannten I Wagen, hochbepackt mit dustender Last, ichwanken zwischen den Corporationen auch der Pothtechniker Gesangverein „Erato" F'l->krn aus und nieder, die Knecht- schreiten hemdsSrmlig umher, mit dcr Fahne. Ucbcr die Ausstellung dcr Schüler in Neu- 7"-^ braunäugigen Dirnen sich s.ngenü droben >n dem s.iber- - I qruneu Heu lvlkqei». Man suhlt sich ohne Wehn,uth, dab e,n Ab. ^ I deS Jahres vollendet, daß die Höhe erklommen ist und eS nun Neustadt zunächst die Schüler des Neustadtcr (vynmasiumd I langsam wieder abwinis qeht. Wo.si doch bereits schnittreif drunten unter vertunH ihres Rectors, Herrn vrof. De. Wvhlrab, und I im Lande das Korn, während droben an den Bernbänaen die ersten deS vollzähligen Lehrerkollegiums ausgestellt hatten. Diesen I Kieaenheerdcn austauchen, deren Meisingqlöckchen hell durch den auf- folgten die Schüler des Freiherrlich Fletcher'schen Lehrer- horchenden Wald klinqen. Die Poesie der Hiltenzeit tritt wieder seminars und deS Neustädter Realgymnasiums, ebenfalls unter I in ihre R ckte. Droben im Walde ,st das Reich de-Kuhhirten, Führung ihrer Rectoren, der Herren Professor I>. P^gel der p!ät,ch-r„dci, Büchlein zwüchen den Dorifluren waltet das P-st-lou-ftis!-» und d« S»«ikr und Sckd -„mm, d-r N-u. S«.,»,. „Am i,m-u S,»« städter Burger- und Bezirksschiilen »nter Führung de« Herrn droben auf wiiiduinslingencr Höhe, den Schlapphut, mit Direktor Kretzschmar. An der Dlakoniyeiianstalt hatten sich Blumen geschmückt, ties ins Gesicht gezogen, Tasche und Horn zur aus einer Tribüne sämmtliche Schwestern dieses Institut« I Seite, und wenn es wettert, e,»gehüllt in den rauhhaarigen, ver- versammelt. Königliches Landgericht. Kericu-Strastammer O. Der Lhierquälere> in mehreren Fälle» hatte sich der Hand arbeiter Ernst Wilbelm L schuld,g gemacht und war deshalb vom hiesigen königliche» Schöffengericht zu 5 Tagen Hnst veruriheilt worden. Da er hiergegen Berufung eialegre, so halte sich daS königlich« Landgericht n„, tnr Sache zu befasse». Dem Angeklagten I D^i'^ü 'er VekV'n^abe^d^ch^ückeh^^^n Slück^^od^d Wurst.' wurde Folgendes zur Last^gclegt: E>mS Nachni'Nags ii» Marz hatte s Quell am BergrS.ibhang, bereiten ihm ein Güilermahl. Heerde schössen«», schwere» Doppelmantel. Er blickt hinunter in das Land, wo die Dainxsrosse der Neuzeit stöhne» und jagen und die Menschen, hart ancinaiidcr gedrängt, um deS Lebens kümmerlichen Unterhalt den Kamps des Daseins kämpfen, er blickt hinaus zum Himmel, wo die Nach! den Tag, die Sterne die Sonne im ewigen Gleichmaß odiösen, uud er lächelt still u»d träumt weiter. Zu seinen Füße» knurrt der zottige Hund, bereit, aus jeden Blick, jedki, Laut die ihm mit anvcrtraule Schaar gutmülhlg blökender Gcichvpie zu schützen, und drüben, unweii der Hürde, da steht dcr zweirädrige Karren, das wandernde WohnlmuS des schlichten Hüters. L. im Austrage .eines Dienstherr», d>S Kohlenhändlers Sch. in Thonberg, 0) Ctr. Kohle» nach Stötteritz zn fahre» und hierzu einen zweiipäiuiigen Wage» genommen. Unterwegs, aus dem nahe der Irrenanstalt gelegenen Stötteritz» Communicationswege, blieb das Gcjchirr stecke» und konnten die Pferde dasselbe auch nicht wieder heraasziehen, denn die Wagenräder waren in den schlechten lehmige» Boten Iiet eingesunken. Anstalt die Unmöglichkeit und Hund schlummern dann. der einiame Schäfer aber sitzt »och lange i» hinein niedrigen Karre» und starrt »ach de» Sternen wie im Traum empor, ein vergessenes, ehrwürdiges Stück aus alter Zeit inmitten rings erblühender Tullur und brausendem Wcltverkckr. Von Kindheit an habe ich den Hirten besondere Empfindungen enlgegengebracht. Verehrung und eine gewisse Scheu Mischlen sich deS Fortkommens einzuichen. bieb L. wie unsinnig mil dcr Peitsche ^„in. Die ersten Menschen und Völker waren Hirten, und Hirten aus die Pserde ei», io daß sich die Passanten darüber anshicllen Schließlich brach die Wagend, schiel. L. band sie wieder fest, während der Arbeiter I. nach Thonberg lies und ein frisches Phrd bolle. Doch auch miitelst dieses Vorspanns war der Wagen nicht von der Stelle zn bewegen, die Deichsel brach vielmehr vollständig weg. Nu» ritt L. aus dem jungen, zuletzt hcrb>igeholten Pserdc nach Thonberg zurück und holte aus dem Gehüsle seines Diensthcrrir einen kleineren leichten Wagen. Mit diesem suhr er nun im schärfsten Trabe durch Thonberg, immer fort aus da» Pferd einschlagend, so daß dasselbe schließlich durchging und L. vom Wagen hcruntergkschleudert wurde, ohne daß er dadurch Schade» genommen hätte. Als er später bei seinem Wagen wieder sind bis heute die Träger einer gewissen Gattung der BolkSpoesie gebliebe», die Besitzer und Hüter dcr goldenen Sagenschätze. Es ist kein redseliger Menschenschlag; Einsamkeit und der innigste Umgang mit der Natur habe» sie aus eine innerliche Selbstbeschäsirgung hio- gcwieien. Sie hören und sehen deshalb auch mehr wie wir, ihre Kenntniß der Natur und deren bewegende und heilende Kräste wirkt ost überraschend, sie auch sind die Sonntagskinder der alten deutschen ^ Sagen und Märchen Nicht Jedem enthüllen sie ihre Geheimnisse, lüiten den Schleier von den wunderbaren Begegnungen in Wald und Flur. ES ist etwa- wie Keuschheit, das ihren Märchenschatz umweht. Sie sehen erst scharf ins Gesicht, gleichsam Herz und Nieren ! prüsend, als fürchteten sie Spott oder Unglauben. Und dann beginnt eS onlangte. lud er 30 Centner Kohlen aus den genannten kleinen I irops,zu sickern, bis der reSecutwühnte Mund immer beredter, Wagen über und wollte damit lossahren, doch das Thier vermochte immer geheimnißvoll-eindringlicher verkündet, was ihnen Sinn und ^ peinigte es der Angeklagte l» t bewegt. Läuten doch ihnen allein die Wunderblumen an den roher Wcne mit dcr Peitsche. Als der Schutzmann R. dazu kan» I Eingängen zu versunkenen Schlössern und verwunschenen Höhlen, und dem Angeklagten einen Rathschlag erthcilen wollte, erwiderte > winken blasse, weiße Frauengestaltcn und verzauberte Königs- dieser: „Ach, was verstehen den» Sie davon I Nachdem zuletzt Wichtelmännchen und Phantasiegcstaltea kreuzen ihre Psade nach der Anordnung de» Schutzmannes na zvettes Pferd vor- I Entschlüsse. Da darf'- nicht Wunder nehmen, wenn ihnen die gespannt worden war, konnte die Ladung befördert werde». Nach l m einem andern Lichte erscheint als uns inmitten fiiinver- den übereinstimmenden Auslagen der abgehörtea Zeugen ist daS I mirrenden Markttreibens. Co schlicht und eng der Kreis ihre-Lebens Verhalten des Angrklagten eia durchaus rohe» und geeignet I dünkt, sie leben eS inniger, voller ost aus als Mancher, der die geweien, öffeiiiiiche« Aergerniß im höchsten Grade i» ""gen. I g^ze Erde umkreiste und doch mit leerem Herzen heimkehrte, «ntzerdem wor L. noch einer solchen Handlung, wen,gstens Shn- Nachtigall schluchzt mehr in den Büschen, nur die lichen. obre noch l oheren, betchuldig». Im Mai dieses Jahre» I g^^ii tirilire« noch wie im Frühling hoch ln der blauen beouiiragte ihnse,»Dienstherr. einenPosteu »ohlenvom Bayerischen^^, Sannenschrin, Himmelsblau und lauem Sommer- Bahnhof zu holen. Um nicht zweimal ,ahre» ,n müssen, lud L. d.e „mde. Aber auch der Wald zeigt jetzt ein andere» Gesicht, ganzen lOt' Lentner aus einmal ans und die armen Pierde mußten ^ jst M-r geworden, als lausche er den fremdartigen die Last ziehen Es war das em« Pjerd noch sehr jung und zog I di« jetzt tagüber, wenn der Himmel nicht seine dem anderen etwas vor, d. h. eS war immer eine K 'piiange voran». I Schleuß«» öffnet» unter den rauschenden Bäumen Hollen. Den« das nue hals der -lngeklaqte dem ab? Er band ans halbem Wege l gastlich, Thüringer Land hat seine Pforten ausgethan und in den die Waage lest, so daß dieselbe nicht mehr spiele» konnte onddaS I Trottel» und Sommerfrischen find jetzt die Stadtkinder Norddeutsch. ,unge Pserd nun die ganze Last von lVO Leutnera allem b,S Thon- etngek.hrt, die verstaubten Luagen auszupumpea und brrg ziehen mußte; denn wenn die Waage skstgebunden istlgeht da< I lännmüden Nerve» sür ein paar Wochen ausjnruhen. Die ander. P,erd löse 'm ».stränge zwht als, nicht m,t. Das arme Finger «alduester haben sich blank und tranlich herausgrputz, Thier hatte unter äußerster «nspanuung aller »räsie den Waqen ,z ,, ^ „r> Frende. Im etnstünd.gen Umkretse um wirklich b S Thonberg geschleppt, doch al« eS im Hose schweißtriefend ^ Smnmcrsrische prangen ans dr» Moosteppi-Ven der Wälder und dampsend anlangte, war eS derart erregt, daß es wüthend au«. I Bfttterb^dv-pj.rr und Staniotsetzen von enthüllten «hocoladeMasrl». ichluq »nd kaum in den Stall gebracht werde« konnte. Der Dienst-1 Der Natursceoad. der dieses untrüglich« Zeichen vollzogener Sommer- bcrr, loelcher sehr bald merkte, wa-vorgrgangen war, enthob L. I ^^de mit Graupen erblick«, meidet für die nächsten Monate mit sorort seine PastenS. Nach Ansicht Sachverständiger tst e'» solcheS s grimmiger Scheu diesen Tummelplatz materieller Leidenschaften und Gebührend,« gröbste Thierschmderes deren sich ein Kutscher nur schuld^ , x„st und «ergesse» «, abgelegenen Schluchten und unzugäng. machen kann. Auch bezuqlich dieses PuucteS luchte sich L. auf zed« I Höhen ber.-Sznr.den. Indessen lteseri« die New«,Aufnahme „r di« g, den Mnfikpadillon« lärme» die zu einer Lurcapelle mühsam Beftat'gunq der dem Anqeklagte» znr Last Seleyte», o^n näher I ^ommevgeschwrivteu zwei Dosend wandernder Gtadtmusikanten ^schr.edemnernzelnen Pnncw der Üebettrelu^, »«n»^860.l3de« ^ ^cken »nd leere» Dasche». «ege nnd «rücken find ans- R..L,r^.«. nnd »erwarsda« <»«nch»de«^rmtßd>r etngete^«^^ „d di« Rnhebänk« und Q-elleneinsass»««» einer lt.be- Bern,« na. Der «rr.ch,SH°s «mr »berdie« der «.sich,. daß I «tt»r»»rsr, w»rd«,. W. Da Dich -nch nieder- erkannte^ Strafe für solche rohe Ollere« »och >»,»»««, I^z « lr»k die Hand am sprudelnden Quell HSbleft, iüb«» stütz« », ans »eniniälir »«nschvcherSchwäch«, «nhmsuchk. «So»« »nd Gefühl«»ns,Itt srlrrn htrr ihr« vr^rn. Sie liehen d,e Aermste» nicht rohen, bi- auf eigene Kosten all die „Ruh »" ent- standen, der Mit- und Nachwelt kündend, daß hier Jennv und Rosalie, Neumann und Beilchenseld ruhelos ruhte», bis ein Per zellanschild, deS Meißels oder deS Pinsels Kunst der weihevoll , Stätte erst den rechten Zander und Namen lieh. Dcr „B r> schönerungsverein" wird gegenüber solcher Ausgeburten zum „B > gnügungscoiiiitö". Er drückt lächelnd ein Auge zu und läßt d ev Abart moderner Denkmalswuth freien Laus. Aber aock, sonst sind gerade diese kleinen mitteldeutschen Badeorle eine köstliche Fundgrube sür Beobachter, ein untrüglicher Grat», sj-r menschlicher Thorheiien und Schwächen. Kein Geheimer Rechuun, oder Kanzleiralh wird seinen wahren, wenn auch noch so in Ehren verdienten Titel für die Curliste anmelben. Er wird zum Gei.tm- ralh, und ein geheimräthlicher Dunst umschwebt Alles, was er Ihn:, wie er gebt, sprich«, ißt und schnupst. Der verkappte Lieutenant ist durch Sclbstavancement zum Hauvtmann emporgestiegea, Evi» maiidoton und ein Paar gelbe Handschuhe thun dann daS Uebrige. Um das Wohl ihrer Heimathstadt verdienstvolle ehemalige schlichte Bäcker und Lichrerzieher schämen sich ihres Handwerks und geben als Stand einfach „Ehrenbürger" an. Ben Akiba würde so manchmal auS allen Wolken falle». Ein Stündchen aus der Pro menade oder im Eurgarten während der hohen „Saison" l esen dem ousmerksamen Beobachter eine Fülle der köstlichsten deutsche» Lustspielsigure». Daran, wie der Mensch ißt, erkennt man seinen Bildungsgrad. Es liegt manches Wahre darin und ist denn auch ergötzlich anzu chaue», wie so Mancher, der zum ersten Male in die Oeffentlicvkeit eines lästerhasten Badeortes sein bischen Menichenthum trug, ängstlich, Wie dec Bär aus dem Eile, umhertappst, beklommen und mit Scheu an der Mittagstafel llmicha» hält, wie das Gegenüber die Gabel führt, mit welcher Geschicklichkeit Jener die Linke zur Geltung kommen läßt, und es ist zehn gegen eins zu Ivetten, daß dieser un- sichere Neuling über alle Studien, Beobachtungen nnd Beklemmungen die ersten acht Tage halbsalt sich lächelnd von, Tische erhebt, a» den chlechtesten Stücken Fleisch seinen Pessimismus stärkte u»o im Inner» olle Eurort« und Eurtaseln zum Kuckuck wünscht, sich selbst aber nach Houie in die alte Ordnung und Sicherheit. Die Führerrolle uutcr den Luslcurorlen und Badesteliien Thüringen- hat seit Jahren das ozonreiche, wald- und bergbekränzte Friedrichroda übernommen. Wer heute das Bild der aninulhig hinqelagecten Stadl überschaut, wird erstaunt sein über dcn gewaltigen Aufschwung dieser einst so bescheitcncn Berg- und Bleicherstadt. Ein kleines Wiesbaden liegt da vor »nS ausgebreitet, in t stattliche» Palästen und reizvollen Sommerville», io daß dcr Ort euch nach dieser Hinsicht den ersten Rang unter de» Badeorte» Thüringens einnimmt. Vornehmer, weil vom Meininger Hose begünstigt, bleibt allerdings immer Liebcnsteiu, am westlichen Fuße des Gebirges. Schon die Gastspiele dcr „Meininger" in dem schmucken ommerthealer leihen dem lieblichen Orle eine Anziehungskraft ersten Ranges. Wie nnS Deutschen Ilmenau und dessen köstlich. Umgebungen immer durch seine Hellen Erinnerungen an Go lhe ein Liedlingsplätzchen bleiben wird, wo wir mit freudiger Begriffe- rung und stiller Weihe den Spuren unseres größten und unver- gäiiglichste» Dichters folgen, so wird wohl säst Jeder vom Sland- puncte künstlerischer Auflassung das kleine bcicheidene Elgersburg als ein Cabinelsiück landschaftlicher Schönheit bezeichnen, das durch Lage. Farbeiiwcchsel, Form der Berge, dem malerischen Ausbau der geiammien Dorsanlage alS einzig und unübertroffen dasteht. Die größie Zukunft freilich hat wohl Oberhof. säst das höchstgelegenste Dors des Waldes. Aus einer weiten Hochfläche gelegen, über welche die Winde frei dahinstreichen und doch wieder in ihrem Anprall durch den Rng prächtigster Waldungen gemildert werde», bauen sich die Hütte» des winzigen Dörfchen« auf. Die Herr! chste» Kunst, praßen lausen hier oben zusammen und leiten durch romantische, vom Hauche süßester deutscher Poesie durchwehten Thäler hinab ins Land, nach Thüringen, Hessen und Franken. Die alte Originalität der einst brettcrbcschlagencn. silberglänzenden Hütten ist freilich jetzt im Entschwinden. Der Hauch der Neuzeit hat auch hier mit dem Altehrwürdigcn gebrochen. Der Umstand, daß hier oben säst Alles Domänenqut ist, daß der ebenso kunstsiiiiiig sein empfindende als jagdlustige Herzog Ernst ll. jede neue Grün dung von Gasthäusern streng verbielet, daß die Anlage von Weg weisern, Bänken und anderem unumgänglichen Beiwerk eines Enr- orteS bis heute noch nickt eingesiihrt werben durste, um — mit vollem Rechte! — die Poesie und Sülle diele» herrlichen Stückchen BotieSwelt nicht zu ver»ichlea — daS Alle- hat bis zu diesem Tage einen vollen Aufschwung des Ortes nicht ermöglicht. Noch ist Oberhq^ eine kleine Ansiedelung Thüringer Holzfäller und Wald arbeiter, doch wenn einst der Bann gebrochen, de, Wille Dessen nicht mehr regiert, der bi« zur Stunde bemüht Ist, die entschwindcnde Eigenart seine- Landes zu retten, dann geht Oberhos seinem goldenen Zeitalter entgegen. Hotels werden wlc Pilze au» der Erde schießen, Taubenschicßcn und Wettrennen wird mit dem Auftreten gefeierter Sangcssterne wechseln. Aber alles Feuerwerk und aller verlogener Fliilerkram wird den trauernden Naiurfreund nicht darüber hinweg- täuschen, daß hier oben ein unersetzliches Stück origineller Thüringer Waldvoesie zu Grabe getragen wurde. Wer aber wollte zuerst den Stein gegen die Oberhoser erbeben? .Liach Golde drängt, Am Golde hängt Doch Alles. Ach, wir Armen!" Im Uebrigen aber ist dos Thüringer Völkchen überall von einer so deneldeiiswerthcn sorglosen Fröhlichkeit und poetisch-lieben«. würdigen Genußincht, daß eS, zufrieden mit dem Geringsten, doch nur selten den Druck der Armuth und Entbehrung hart empfindet. Kariosfeln und Buttermilch, Kaffee und Kuchen ersetzen ihm das leckerste Mahl. Ein Thüringer Walddorf ohne allgemeine» samstäg. liLes Kucheabacken ist ein Unding. Die runden Blechkuchen aus den tuchumwundeuen köpfen balancirend, schreiten Frauen und Mädchen die holprige» Torsgassen Samstags auf und nieder und der Dust deS frischen Gebäcks pflanzt sich von Lütte zu Hütte fort. Zn einem echten Thüringer Volksfeste aber gehören „Innig ge sellt" vier Dinge: Bratwurst, Bier, Gelang und Tanz. Ohne Musik kein Dasein, ohne Bratwurst kein Festglanz. Und an Festen fehlt eS nimmer I Die Phantasie des Thüringer Wälalers ist unerschöpf- lich im Ausfinde» immer neuer Lustbarkeiten. Aus jeden Sonntag sällt regelmäßig auch ein Fest. Wozu giebt es denn Gesang-, Musik- und Turn-, Schützen- und Kriegervereine? Und dann die Gewerks- und Gcwcrbkveremc, Blldunqsvereine, Skat- und Kegelclubs. Fahnen weihen. Kirchweihfeste, Jahrestage und sommerliche Ausflüge aus grüngeschmücklcn Leiterwagen, mit bebänderieu Pserde» und hu moristisch ausstajfirten Vuiichen! Allionntäglich rasseln die Trommeln, lärmen Hörner und Pseifen durch die aushorcheiide» Gassen der Walddöcscr: blumenbekränzt schrciie» die braune» Dirnen elastischen Schritte- zum Sammelplätze, Fahnen weben, Signale crlöncn — das ganze Dors schwimmt in Fieber und Freude. Einen besonderen Glanz entsallen aber die sogenannten Maien- feste, welche au manchen Waldoriea noch heule mit allem Ponip und in den Gleisen altchrwürdiger Ueberliescrung gefeiert werden und dann gewöhnlich mit der Aufführung eines VolksschauIpicleS ver- Kunden sind, dessen Stoff zumeist der ebenso sagen- als farben reichen Geschichte de» thüringischen Landgrafenhauses entnommen ist. Landgraf Ludwig der Eiserne gilt besonders als ein Liebln,gS- held dieser nicht uniniereffanlen Aufführungen, w lche aus dem Tors- platze, gewöhnlich vor einer Schenke, stattfinden und einen Zulaus aller benachbarten Walddörser verursachen. Ans Stilcchiheil und -einheit der Kostüme darf dabei freilich nicht gesehen werde»; ein Meininger-Enthusiast würde unter Umständen unheilbar seelisch krank werden. DaS schmausende, trinkende und rauchende Publicum n ininl keine» geringen Sntheil an dem Spiel. Leider darf auch nicht ver- schwiegen werden, daß, wie in den italienischen Komödien, auch hier in den nationalen Schauspielen der Hanswurst die dankbarste Rolle übernimmt und nach allem Herkommen gewöhnlich aus einer Kuh reitend erscheint. Das Volk braucht eben eine andere Form, um Empfindungen zu wecken und ihnen Raum zu geben, als der Ge bildete, dem eS trotzdem an Tiefe und Lauterkeit durchaus nicht immer nachsteht. Es hat eben seinen eigenen Humor und seine eigene Poesie. Wohl ihm! ko lange daS Thüringer Volk »och singt, so lange es den köstlichen Schatz seiner Volkslieder hütet, bleibt eS beneidenswerth. Sein Land ist die Wiege des Bolks- gesanges gewesen, und eia Bolksstanim, der Musik und Bogelzuchi pflegt, der die Blumen wie kaum ein anderer liebt, der bleibt trotz aller andastenden Schwächen und Flecken ein guter, gesunder Stamm, liebenswürdig und licbenswerth. So Mouches ist aus dem Thüringer Wald« für immer ge schwunden, waS in Kleidung. Sitte, Sprache und Bauart diesem einen ganz besonderen Stempel ausdrückte: der Bolksgesang lebt noch fort. In ihm tönt wieder, wo» daS Herz des Wäldlers bewegt und füllt. Natur und Liebei Schöner, und die Seele mir mit stillem Glücke mehr vergoldend als die Thüringer Volkswesse, klingt und schmettert nicht die Kehle de» geseiertsten Gesangsterne». Wenn ich Abend« noch »« Fenster liege, dem Rauschen der Wälder, dem stillen Wehen durch dir Welt zu lauschen, da ziehen Hand in Hand di« Mädchen de« nächsten Dorse« truppweise drüben a« Bcrgrs- houg« hin. Mehrstimmig klingen voll und rein die jugendlichen Kehlen hinaus in die träumende Nach», süße, altbekannte Weisen der eigenen Jagend, jetzt auschwcllend, dann wieder sonst vrrrtnuend, wie ansgelSst in MondeSglanz und Bergesnebel. WaS sie singen, scheint dem eigenen Herzen zn entströmen. Die Svnnnernoch« wandelt sich t, Frühlingsabnen, »nd ich höre wieder di« Nachtigallen jnbel» und schluchzen. Hie Quellen ranschend nach dem Lande ziehen. 1t!
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