Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808310
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-31
- Monat1888-08
- Jahr1888
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1888
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Krclamrn unter dem RedactionSstrich die 4gespalt. Zeile 50Ps.,vor deuFamiliennachrichtcn die Ogespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die vxpevitio» zu 'enden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonuweranüo oder durch Post- Nachnahme. .H 214. Freitag den 31. August 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrenlikioh-Ailttion. Montag, den ri Lepteniber e. sollen von Vor mittags 9 lli>r an ii» Forstreviere bonartviss. Abth. 22 o, ca. VO Haufen trockenes Schlagreisig (Langhaufen) unter den öffentlich auSöängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend verkauft werde». Aasainnlcuknnft: Aus dem Mittelwaldschlage an den Heibaer Wiesen »ns der Connewitzer Linie bei Connewitz. Leipzig, am 25. August 1888. Des RatbS Forstdevutation. Königliches Gymnasium. Zur Feier de» Sedantage» soll Sonnabend, den 1. September, Vorm. 9 Uhr ein BcluS, sür welchen Herr De. Hünlich die Fest, rede übernommen hat, und nach dem Actu» ein Schauturnen oh. gehalicn werden, wozu im Namen de- Lehrerkollegiums ergebenst einladet vr. klekarck kloüter, Rector. In Gemäßheit deö tz. 1 der Instruction sür c,e AuS- sübrung von Wafferrobrleitungen und Waffcranlagen in Pnvatgrunkstnck.-» vom 6 Februar 1883 und der tztz 2 und 7 deS Regulativs sür GaSrolirleitungen und Gasbeleuchtung«- anlagcii in Privatgrundstücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der Techniker Herr Paul ÄVanscbura, in Firma ^rdinann «lse Lvanschura, Gerbcrstraße Nr. 49, zur Ueberuahme solcher Arbeite» bei uns sich angemelvet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach- gewiesen hat. Leipzig, den 29. August 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. X. 4451. 11r. Trönvtin. Velianntmllchimg. Dje Ausführung 1) dcr Tischlerarbeiten, 2) der ttzlaserarbeitrn, 3) r r Schlofferarbeit^» sür s da» RctortenkauS rc., d da» Dainpskesseltiaus re., da» Merkstattge» bände !, o d e vdvndcnsatorgebände, e. das tz rt,«„stvrgol»audo, vaoScrubbergebäude »u o 2l„,,nvnrakwaffer» uns Theer-Dor» kuthsbnsst ir und ck. das Rciiiigungö-, Regenerir-, NegnlirungS» «zebäude, oa- 2Laage- » PsörtnerhäuSchcn bei dem Vrncucrlingsbau der I. Gasanstalt sollen ii» Accorv verjüngen iveidc». Tie Zeichnungen und Bedingungen sür diese Arbeiten liegen im Bureau dcr Gasanstalt II. in Connewitz au» und können daselbst cingcscbc» rcsp. entnommen werte». Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: ml I) „Tiscklerarbeiten, ml 2> Glasorarboiton, ml 3- Lchlvsserarbciten für die X. Gasanstalt" versehen i» der Rilutlatur des Rathes, Nalhhau», I. Etage, und zwar bis zinu Mittwoch, den 12. September d. I., Nachmittags «» Uhr einznreiche». Der strath behält sich jede Entschließung und insbesondere daS Recht vor, iämmllichc Angebote abzulehnen. Leipzig, ani 30. August 1888. Des Naths der Stadt Leipzig Deputation ;» den Gasanstalten. Am heutigen Tage ist von »nS Fra» iZünilic Streit hier, Weststraßi 43, II. als Hebamnie für de» Stadtbezirk Leipzig i» Pflicht ge »omiiien worden. Leipzig, den 27. Anglist 1888. Der Natt, der Stadt Leipzig. VIII. 1633. Iw. Tcöilvli». Vr. Kretzscbrnar. Tie Inhaber der abhanden gekommene» Sparcassen- Quillungöbiicher Ser. II Nr. 59 443, 68 942 werden hierdurch aufgesordert, sich damit binnen drei Monaten und längstens am 3. Tceember 1888 zur Nachweisung ihrcS Rechte», bez. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu »icldcn, widrigenfalls der Spar- caffeiiordnuiig gemäß den angcmeldeten Berlusiträgcrn nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeigen neue Bücher ausgestellt und die alten sür nugillig erklärt werben. Leipzig, den 29. August 1888. Die Verwaltung deS Leihhauses und der Sparcaffe. Ltdliufeier -er Lhomasschnle. Zu dem Sonnabend, den 1. Sepiember. Bormiltags 10 Uhr stattsindenden FestactuS beehre ich mich hierdurch ganz ergebenst einzuloben. Leipzig, am 30. August 1883. vr. 3uvirm»on. Nicolai-Gymnasium. Zu dem am Sonnabend, du 1. Leplember d. I., Bormitiag 8 Uhr zur Vors«« des Nalionalsestes slatlfindendrn Schulart«» beehrt sich im Nam n deS Lehrercollegiums ergebenst einzulaven Leipzig, 30. August 18Ä. vr. äluxliotk. Vrkanntmachllns. Eintrittskarten zur Synagoge uns deren Filiale werden ferner ousaegeb n: Freitag, Vc» 31. Augnkt 1888» Nachmittag S—L Udr. in der Gcmiindekinzlei im Snnagogengebüude. Tr. 1. Die DieS- jätzrigen ütrmcinacstcncr Luittun,en find «itjubriagr«. Ebendalelbü ist daS von Herrn Rabbiner vr. kl. M. Gal»- schmidt her msgegcbene Gebeibuch käuflich zu habe«. Leipzig, de» 30. August 1888. Der Vorstand dcr Israelitischen ReligionSgemeinde zu Leipzig Velrannlmachung. Liebertmolkwit. Bei der Unterzeichneten Behörde ist eine mit 800 ^l Jahres einkommen und freier Wohnung verbundene P«lizri»ieurr-Stele am 15. September e. zu besetzen. Bewerber »oben ihre selbst- geschriebenen Geluch« mit abschriftlichen Zeugnissen Hingste», di« zu« 9 Orptemdrr «. anher ein,«reichen. Liedertwolkwitz, am SS. August 1888. Der G««»s»d,r,ttz. Dyck. Nichtamtlicher Theil. Lennigsell's Ernennung zum Obkrprasidenten von Hannover. Die Ernennung Bennigsen'» zum Oberpräsidente« von annover bildet die Lösung einer Frage, welche schon seit dem ahre 1879 aus der politischen Tagesordnung Deutschland» gestanden hat. Der in jenem Jahre geplante Eintritt Bennigsen'» in da» preußische Ministerium scheiterte an der Möglichkeit zu eine,» Einverständiiiß zwischen dem Reichs kanzler und Bennigsen über die Ausdehnung der Ziele der inneren Politik zu gelangen. Bennigsen zog c» deshalb, vor. eine parlamentarische Tliätigkeit sortzusetzen, bi» er auch bei' dieser im Jahre 1883 aus unüberwindliche Hiuberniffe stieß und sich seitdem auch von ihr fernhielt. Bei Niederlegung einer Mandate al» Abgeordneter de» deutsche» Reichstage» und prcuß'schen Landtage» erklärte Bennigsen: „Ties davon durchdrungen, daß sür unser deutsche» Reich nicht» gefährlicher rin muß, al» das Hervo.kebrcn de» seit l867 kaum empfun denen Gegensatzes zwischen dcr berechtigten Stellung der Monarchie und der Parlamente, ein immer stärker die Extreme zur Geltung bringender haßerfüllter, leidenschaftlicher, mit persönlicher Bitterkeit geführter Streit der Parteien» welche doch darauf angewiesen sind, mit einander aus dem gemein- aiweu Boden ve» Vaterlandes zu leben, habe ich nach chwerem Kampfe einer Mitwirkung entsagt, für reiche unter den bestehenden Verhältnissen kein entsprechender C csolg abzusehen ist." Drei und ein halbe» Jahr später, nach Ablehnu der SeplcnnalSvoriage durch den Reichstag, wurde Vers.' g - am l4. Januar 1887 aufgelöst, und jetzt war wicber-t: lä,,«jg. nete Boden sür eine gedeihliche parlamentarisches^». ,g ,fl Bennigsen'» vorhanden. Schon zwei Tage nach der Ae /.ösui g de» Reichstag» erschien ei» Wahlansrus der nationalliberal > Partei, welcher die Unterschrift Bennigsen'» und den Stempel einer Haupturhcberschasl trug Darin wurde gesagt, daß die gesetzliche Grundlage für die deulsche HeereSorganisalioii seit zwölf Jahren da» Seplennat bilde, die Mehrheit de» Reichstag» habe aber diesen Vertrag gebrochen und die Zustimmung zur Erhöhung der Friedcuspräsknz an Bedin gungen geknüpft, welche mit dcr Natur der Sache unvereinbar lind sür die NelckSregierung unannehmbar seien. „Darum", beißt e» i» dem Ausruf weiter, „wenden wir un» an aste Deutsche ohne Unterschied dcr Partei und Consessio», deren Herzen besorgt sind um die Zukunft de« Vaterlandes, welche die Sicherheit und Unabhängigkeit de» deutschen Reiches höher achten, alS die rücksichtslose Gellcndmachung von Parteipro gramme», welche in dem Kampfe um die gesetzlichen Grundlagen unsere» deutschen Heeres zugleich eine schwere Grsahr sür eine gedeihliche Entwickelung im Innern bilden. Unsere Stellung zu den großen Fragen der ReichSpolilik bleibl dieselbe wie bisher." Zur Charakterisirung der politische» Stellung Bennigsen'» sei noch an die Worte erinnert, welche er acht Tage später ans dem nationalliberalen Parteitage zu Hannover sagte: „Diejenigen, welche un» den Vorwnrs machen, baß wir die Verfassung und die constitutionellen Freiheiten zu verrathc» im Begriffe seien, sind die i.ämlichcn, welche seiner Zeit alle» ausgeboten haben, die Verfassung de» Norddeutschen Bunde», die Verfassung de» deutschen Reiche», die Iustizgesetze, die große» SeibstverwaltungSgesetze in Preuße», die Verwaltung». gerichlSbarkeit und die weitgrcifcnde Mitwirkung dcr Laien aus de», Grunde zu verhindern, weil nicht alle ihre For derungen gewährt wurde» und von dcr Negierung nach ihrer Auffassung nicht gewährt werten konnten." AuS kiesen drei Kundgebungen Bennigsen'» geht mit un- zweiselhafter Sicherheit hervor, baß dieser hervorragende Ab geordnete und Staatsmann stet» den Mnth seiner lieber« zengnng gehabt hat, daß er sich nicht scheute da, wo er mit dem Kanzler nicht übereinstimmte, seine Meinung rückballlo» zu sagen, daß er aber aiidererseitS niemals »nt Leuten gemein schaftliche Sache gemacht hat, welche c,e Parteimlereffen über da» Gesammtwohl setzen. Die Gruntanschauunge» Bennigsen'» sind liberal im ganzen Sinne de» Worte«, da» hindert ihn aber nicht, in der Stunde der Gefahr der Regierung die jenigen Vollmachten zu ertbeilen, welche sie zur vollen Geltend machung der nationalen Kraft de» deutschen Volke» bedarf. Bennigsen gehört zu den Unterzeichnern de» Initiativ antrages aus Einsührung fünfjähriger Legislaturperioden für den deutschen Reichstag. Windtborst und Bnmberger be schuldigten damal« die Eartelpartcien, daß der Zweck de« An träge» sei, die reactionaire Partei zu stärken, und Bamberger fügte hinzu, daß die Nationallibcralcn mit dem Cartel den Schlüffe! au» den Händen gegeben hätten. Darauf erwiderte Bennigsen, daß sich da» Cartel nur auf die Annahme de» Seplennat» bezogen habe, weder sei die Einsübrung zwei jähriger Budgetperioden noch Beseitigung deö Allgemeinen Stimmreckke» beabsichtigt. Zugleich wie» Bennigsen aber die Unterstellung zurück, daß die Krieg-gesabr erdichtet worden sei, um eine gefügige Mehrbeit in den Reichstag zu bringen, die Kriegsgefahr sei wirklich vorhanden und zwei Mal sogar acut gewesen, da» eine Mal beim Rücktritt Boulanger'S, da« andere Mal beim Präsidentenwechsel in Frankreich. So energisch Bennigsen in dem neugewählten Reichstage sür die Forderungen der Verbündeten Regierungen rintrat, weil er die Nolhwendigkcit fühlte, ihre Position dem AnSlanbe gegen über zu stärken, so verzichtete er darum doch keineswegs aus die selbstständige Beurtheilung ihrer Maßnahmen. La» trat besonder» klar bei Beralbung de» NachkragSetat» in Verbindung mit dem Anleihegesetz in dcr Reich»lagssitz»uiz vom 25. April 1857 hervor. Damals sagte Bennigsen: An gesicht» so bedeutender Forderungen — der BundeSrath fordert 333 Millionen — muffe erwartet werden, daß die Zucker steuervorlage nicht verzögert werde; >m Vergleich mit anderen Staaten sei die Finanzlage Deutschland» immer noch nicht schlecht, aber man bedürfe der Deckung-inittel. Auch der k StaatSseerelair Iacobi erkannte da» Verlangen Bennigsen'» i al< berechtigt an. El kam dann bekanntlich später unter eifriger Mitwirkung Bennigsen's bei dcu Beratbungen über die Zuckersteuer zu einer Verständigung über dieselbe. Nach solchen Vorgängen darf die Ernennung Bennigsen's zum Obcrpräsidenten der Provinz Hannover als eine be sonder» glückliche bezeichnet werden. Die Lauterkeit seines CbarakterS und die furchtlose Kundgebung seiner Ueber- zeugung, auch wenn sic mit der vom BundeSrath und Landes regierung nicht übereinstimmt. hat ihm die Achtung der Re gierung wie deS deutschen Volke- gleicherweise erworben und läßt ihn al» vorzugsweise geeignet erscheinen, die Regierung seiner Heimathvrovmz Hannover zu leite», in welcher ja leider welsische und ultrainoulane Bestrebungen noch eine starke Ver tretung finden. Bennigsen alS Oberpräsident von Hannover bildet ein wirksames Gegengewicht gegen den Einfluß Winvt- horst'S, und wa» eine geschickte Hand an dcr Spitze einer Pro vinz auch ohne jede Wahlbeeinsluffung zu leiste» vermag, das baden wir in der Provinz Hessen Nassau gesehen, wo seit llebcr- »abnie der Oberpräsidialgeschäsle durch den Grasen Eulenburg an Stelle de» Herrn v. Ende ein ganz anderer Geist cin- gezogen ist. Tie deutschfreisinnige Partei ist bedeutend in de» Hintergrund gedrängt worden und die natioualliberale Partei bat beträchtlich au Boden gewonnen. Dem neuen Ober präsidenten von Hannover kommt »ock die gegenwärtige Zcit- lage zu Statten, welche für Parteistreitigkellen kaum »och Raum gewährt. Der nationale Zug im deutschen Volke bat unter Führung seine» jungen thalkrästigen und hochbegabten Kaisers einen Schwung erballen, wie kaum je zuvor, die Be mühungen der deutschsreisiimige» Partei, auch unter den ver änderten Verhältnissen ihr bisheriges Treiben fertzusetzcn. sioßen überall aus kalte Ablehnung, die Wähler haben die Lust an solchen Nedeübungen, wie sie die Herren Richter, Traeger, Knörke und Genoffcn zur Ebre der deutschsreisinuigcn Zwecke an verschiedenen Orten Deutschlands zu halten pflegen, verloren. Sie wissen, daß ihre versasiungSmäßigcn Rechte unangetastet bleiben werden, und daS genügt ihnen. * * * * * Wir knüpfen an die vorstehende Betrachtung die fol gende Corresponkenz auS Berlin: ** Berlin, 29. August. „Nur zum Oberpräsidente» ist Herr v. Bennigsen ernannt worden" — so wchklagt die „Freisinnige Zeitung", und wir will den e» nicht für möglich Hallen, wenn wir diesen Au-druck de» Schmerze» nicht schwarz aus imiff i» dem Organ des Herrn Richter vor un» hätten. Herr Richter ist ausrichtig betrübt darüber, daß Rudolf v. Bennigsen nicht als Minister iu die StaalS»rgterm>g berufe» worden ist. Wie viel Wahrheit diesem Be dauern beiwohnt, wird Herr Richter vielleicht früh genug Gelegenheit haben zu beweisen, und wir werden uns aufrichtig freue», wenn er und sein Anhang sich alsdann entschließen, die Wege der principiellc» Opposition zu verlaßen. Einstweilen halte» wir diele Ernennung und die Annahme dieser hohen Stelle durch Herrn v. Bennigsen sür hoch bedeutsam und sür ein sehr günstige» Zeichen. Damit ist klar angezcigt, daß für die Zukunft kein einseitige» Parteiregiment zu erwarten ist, daß in dcr Regierung vielmehr Dihnen enigeschlagen werden solle», weiche dem gemahigl liberalen Gedanken die gleiche Möglichkeit der Entsaltuna gewähren wie dem gemäßigt conselvatwen. Zugleich ist durch diese Erneuiiung zur Leitung der großen Provinz Hannover Herrn v. Bennigsen von maßgebender Stelle das Zeugniß der Regiermigssäkiqk'eit ausgestellt. Das; Herr v. Bennigsen gerade an die Spitze der Provinz Hannover berufen worden ist, dürste ebensowohl seinen veriünlichcii Neigungen wie dem wohl verstandenen Interesse dieser Provinz entsprechen, welcher der verdiente Staatsmann als Landesdirector die bestes Jahre seines Lebens gewidmet hat. Es ist aber damit auch den extremen Heißspornen der conservative» Partei ein deutlicher, gar nickt mißzuverstedcnder Wink gegeben. Die Herren v. Hammerstei» und Comorte», weiche es sür angezcigt hielten, „Husarenritte" in die ProvinzHaiinover zu insceniren, lediglichunidernationailibciaienPartei zu schaden, selbst auf die Befahr bin, da» Welsenihuni z» stärken, sie werde» sich »un wohl bescheiden müsse». Und nicht übersehen werden dars auch bei dieser Ernennung, daß Herr von Bennigsen Mitglied de- Protestanten»»«»« ist, und wenn er diese Mitgliedichast in den letzte» Jahren auch nicht in hervorragendem Maße betvätigt, so duldet es doch keinen Dweisel, daß er der entschiedenste Gegner jener kirchlichen Richtung ist, welche in der „Krenzzeitung" und im „Reich-boten" ihre Lertreiung findet, welche sich mit dem Name» Stöcker deckt, welche die Berufung eines Mannes wie Harnack a» die Berliner Universität mit allen Mitteln bekämpft und welche sich nicht scheut, offen den Antisemitismus zu predigen. Die Berufung von Bennigsen» ist ei» Act von hoher politischer Bedeutung. Wir empfinden die höchste Benugthuuog darüber, denn deutlicher konnte nicht kimdgetban werden, wie sehr sich alle geirrt, weiche aus ei» einseitiges politisches und kirchliches Parieiregiment gerechnet haben. Wenn in «l ich« Weise die extremen Richtungen von recht» und link» zurückgedrängt werden, wenn Besonnenheit und Mäßigung wie sie in Rudolf von Bennigsen verkörpeet sind, zur Aiierkeuuung gelangen, dann könne» wir getrost in die Zukunst blicken. » * » Die «National-Zeitung* bemerkt zur Sache: Der „Reichs-Anzeiger" verösfeutlicht die Ernennung de» Herrn v. Bennigsen zum OberprSsidtnten von Hannover. Diese Er nennung erscheint um so bedeutungsvoller für unser öffentliches Leben, al« sie, wie wir bereit« vor einiger Zeit andeulen konnien, aus di» eigene und unmittelbare Initiative des Kaisers zurückzuführen ist und die unbefangene, das Ganze d« naiionalen Bestrebungen in« Auge safseude Stellung u sereS Kuiser« den Parteien gegenüber barm zu Tage tritt. Die lieber «ahme drr Stellung eine« Oberprästdenten durch den Leiter der autionaUiberalen Parte: beweist andererseits das Bertrauen drffelben daraus, daß der von ihm vertretenen politischen Anschauung eine wirksame Bcthätigunq in drr Monarchie Kaiser Wilhelm's II. möglich ist. Mit ui» so größerer Besriedigu ig können wir von der Auszeichnung Act nehmen, die eiuem »m das Vaterland und das öffentliche L>beu so hochverdienten Manne geworden ist. Einen besonderen doch- politischen Charakter erkält der Eintritt Herrn v. Bennigsen's in den Staatsdienst durch die Tbatsache, daß es gerade die Provinz Hannover ist. weiche dems lben unterstellt wurde, mit deren Geschichte « wie kein anderer verflochten ist und in der er nach all » Richtungen einen so wodlgegründeieu Einfluß ausäit. Die Versuche, die von einer exiremeonservativen Partei gemacht woiden sind, Herr» von Bennigsen in Hannover zu entwurz-In. trete» duich diele Ernennung in eine belondrre Beleuchinng. CS liegt lehr nahe, dir Ge'chichte dieser Ernennung mit den« auf Einladung des Reich kanzlers in Friedrichsruh von Herrn von Bennigsen gemachien Beiuche und der daraus soigeuden Besprechung desselben mit seinen nächsten politischen Freunden in Beziebung z» setzen. Wir dürlen mit «eftimmiheit darauf zahlen, daß Herr von Bennigsen an der Spitzt der nationalliberalen Partei verbleiben wird. Leipzig, 31. August. * Gegenüber einer Notiz der „Post", wonach der Kaiser zuerst nach Rom und dann erst nach Wien geben wird, ist die „Nationalzeitung" in der Lage, ihre frühere Mittheilung ausrecht zu erhalten, wonach der Kaiser nach vorhergehendem Besuch der Hvs, von Karlsruhe, Stuttgart, München und Wien sich nach Rom begeben wird. * Die „Berliner Börsenzeitung" schreibt unter Bezug nahme auf einen neuerdmgS in der „Kreuzzeitung" er schienenen Antisemitenartikcl, in welchem namentlich an einen nächsten inneren Staatsmann im Gegensatz zum ürsten Bismarck extremste Erwartungen geknüpft werden, olgendes: Von ein« Seite, der wir Bertrauen schenken dürfen, geht un» eine sehr bcmerkenSwerthe Aeußerung de» Kaiser» zu. Er soll gelegentlich einer Unterredung mit einem iu letzter Zeit viel qenanuien jungen Staatsmann gesagt haben: „Ich kenne nur Bateriandssreunde und Gegner unserer gesunden Ent- Wickelung. Niemand wird mir zulrauen, das Rad der Zeit zurück- ichiauben zu wolle». Im Gegeniheil, eS ist der Hohe nzol lern Stolz, über das zugleich edelste und gereisteste wie gesittetste Volk zu regiere». Und in dies Lob schließe ich Alldeutlchland ein. Unsere ganze Gesetzgebung ist von humanen Grundanschau ungen dictirt — wer dies verkennt und die Geister gegen einander hetzt, gehöre er welch« Richtung immer an, hat aus meine» Beifall nicht zu rechnen. Es giebt wahrlich Ernstere» zu thun." Von berufener Seite erfährt die „Nationalzeitung", daß eine genaue Coutrole bezüglich dieser kaiserlichen Aeußerungen nicht möglich ist, da weder der Name des Staatsmannes, noch die Zeit der Unterredung genannt ist, daß aber Aeußerungen wie die berichteten wiederholt von dem Kaiser gethan worden sind und die von der „Börsenzeitung" niitgctyeilten Worte jedenfalls den kaiserlichen Intentionen vollständig ent sprechen. * Bekanntlich hat der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs von verschiedenen Seiten eine ziemlich herbe Kritik erfahren, hauplsäcblicb weil seine Grundzüge zu sehr auf romanutischem Slanvpunct beruhten und zu wenig den deutschen volkSlbümlichen Rcchlkanschauungen Rechnung trugen. In juristischen Kreisen nimmt man an, der Entwurf werde in der vorliegenden Fassung überhaupt nicht an den Reichs tag gelangen, sondern mit Verwerthung dcr bereits erfolgten und »och zu erwartenden sachverständigen Urtheile, nament lich auch veS JuristentagS, einer neue» gründlichen Um arbeitung unterzogen werden. Jedenfalls läßt sich der Zeit punkt, zu welchem sich der Reichstag: mit diesem großen Werk zu beschäftigen haben wird, noch gar nicht absehen. * lieber den Orientz'ug nach Konstantinopel schreibt man der Wiener „Neuen freien Presse" auS Sofia: Der Orientzug begegnet einer wachsenden Theilnahme de» Publicum», doch ist die Zahl der Reisenden, die ihn benutzen, noch eine relativ geringe. Die zahlreichen Schwierigkeiten, die von dem Reisenden zu tragen sind, hemmen den Verkehr. Man hat, nachdem man die österreichische Grenze überichritten hat, noch drei verschiedene Slaatengebietc zu passire», das serbische, bulgarische und türkische, und da in jedem eine andere Münze cursirt, so genügt dieser Um stand im Vereine mit den Zollplackereien allein, um die Annehmlich keit dcr Benutzung des Orientzuges sehr berabzudrücken. Lin wirk- licher Berkehr wird sich erst entwickeln können, wenn der soge nannte Orient-Expreßzug direct von Paris nach Konstan- tinopel verkehren und an die Stelle des gegenwärtigen Con- ventionalzuges getreten sein wird. Zunächst soll dann auch die jetzige Fahrzeit abgekürzt werden. Man fährt nun 47 Stunden von Wie» »ach Konstantinopel (um 7 Stunden weniger als über Varna) und soll dann in 40 Stunden dahin gelangen. Tie betheiligtcn Regierungen haben Verhandlungen mit dcr belgischen Schlaf wagen-Gesellschaft «»geleitet, um mit ihr die Ausdehnung de» Fchrgebietes, welches jetzt dcr Orient-Expreßzug hat, zu verein baren. Direktor Nagelmacher ist nun hier eingetroffen, um die «widerliche» Scheitle hierzu cinzuieiten. In Konstantinopel hat ihm der Großvezier die Zusage gemacht, daß die türkische Regie- rung keine Schwierigkeiten machen werde, und Munir Pascha, der jüngst als Bevollmächtigter des Sultans zur Begrüßung des neue» Kaisers nach Berlin gereist war, Hai sich als besonderer Pro tektor des Exvreßzugcs mit alle» seinen Luxusbeigaben von Schlas- saion- und Resiamations Wagen gezeigt. So ist denn bisher die formelle Einwilligung dcr türkischen, bulgarischen, serbischen und österreichischen Regierung zur Abtastung eines Orient-ExpreßzugeS erfolgt. Auch die Bahnleilungcn haben säst sämmtlich zugestimmt. Es scbit nur noch die Einwilligung der Obemins üo ter ottomaooi, welche den letzten Theil der Orientbahnünie besahren. Da nun Be> Handlungen direct mit Baron.Hirsch eingeleitet werden, ist cs wobt nicht fraglich, daß der Orient-Expreßzug noch in dieser Saison, »nd zwar, wie man hofft, zum ersten Male am 1b. September ver kehren wird. Mau plant, mit demselben Fährverbindungen »ach Asim und Griechenland z» combiniren, die der Reisewelt allen Comiort des Occidents bieten sollen, und hasst insbesondere, wen» >m nächsten Jabre die Pariser Weltausstellung zatüreiche Amerikaner »ach Europa führen wird, eine sehr starke Benutzung des Orient- Cxprcßzuges durch dieselben. Da nach Könstantinopel förmliche Rundreiiebillels ausgegeben werden sollen, die einen Aufenthalt in allen größeren Städten gestatten, so wird der Orientzug nicht nur den Fremdenverkehr nach dem Orient, sondern auch den von Wien und Pest beben. Vorläufig ist geplant, den Orient-Expreßzug drei Mal die Woche verkehren zu lass », und man schlägt vor, an diese» drei Tage» den Conveiitioiialzug nicht zu befördern. * Ein „Reuler'schcs Telegramm" au» Pietermaritz- busrg meldet: Dcr Aufstand im Zululanve ist in der Hauptsache beendet, die englischen Truppen räumen die von ihnen besetzt gewesenen Stationen, nur in Ceza bleibt eine Infanterie-Abthctlung zurück. Jur Lage. AI-6. Berlin, 29. August. Die diesjährige deutsche Kat bol i ke» v ersa i» m l un g, welche mit einem Geräusch in Scene gesetzt wird, wie »ie zuvor, soll sich nach dcr „Germania" vor Allem mit der „Lage de» Heiligen Vater» in Rom und der Kirche in Italien überbaupt gegenüber den neuesten srcvelhastcn Attentaten, insbesondere dem Crispischen Criminaigesetze" beschäftigen. Wir werden also wieder einmal da» Schauspiel erlebe», daß eine Ver sammlung. die im Namen eine» Drittel» der gesammtcn deutschen Bevölkerung zu sprechen bcbauptet, sich in den schroffste» Gegensatz zu der o'sic>ellen Politik de» deutschen Reiche» stelle» wird. Denn wa» Andere» können diese in Aussicht gestellte» Proteste bedeute» mitten zwischen der An wesenheit CriSpi'S i» Friedrichsruh lind dem Besuche unsere» Kaiser» in Rom? Dasselbe Italien, als dessen treuen Bundes genossen wir un» vor aller Well bekennen, soll gebrandinarkt werden als Todfeind des Papstes und der ganzen katbolischen Cbristenbeit. Glaubt ma» damit einen Einfluß aus die Rich tung unserer osficicllcn Politik ausiiben zu können? Der Eifer, mit welchem der Papst selbst, dieser umsichtige Real politiker, zum Besuche der Freiburger Versammlung er mahnt hat. könnte Derartige» vermuthen lassen. Bisher war ja einer drr Hauptstützpuncte der Intransigenten die Behauptung, daß kein Herrscher eine» Lande» mit katbo- lischer Bevölkerung e» wagen könne, dem Könige von Italien in Nom einen Besuch zu machen. Der Besuch unsere« Kronprinzen Ende l883, obgleich er in Stellvertretung de« Kaiser» erfolgt«, sowie derjenige tc» König« von Schwede«»
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