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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-31
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1888
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Neue Lunstsachen. Noch wird Bielen von der Berliner Jublläums-AuSstellung her die geistvoll behandelte, von Reinhold BegaS ausgesührte Portraitbuste de- „Fürsten Bismarck" in lebhafter Erinnerung sein. Schon die Wirkung des dort ausgestellten GypSmodell» war von wunderbar packender Kraft. Die volle Wirkung, dir dem Meister vorschweblt, kann icdoch nur eine Ausführung in Bronze ausuben, sür welche der Entwurf ja gedacht ist. Daß dem wirklich so ist, kann man jetzt im Schaufenster von C. B. Lorck's Kunsthandlung (Goetheslraße, Credilanstali) recht deutlich beobachten, wo ein prächtig ge- lungener Zinkbronzeabguß dieser Bcgas'schen, man möchte säst sagen kolossalen oder doch wenigstens übcrlcbenSgroben Bismarckbüste steht; denn obgltich dieselbe streng nur in Lebensgröße gehalten ist, so macht sie doch bei der reckenhaften Größe des Fürsten diesen monu mentalen Emdiuck aus den Beschauer. Aber weit mehr noch wie durch das Mächiige und Wuchtige in der äußeren Erscheinung, bat der Künstler in dem Gepräge des BiSmarckkopseS die ganze Bedeutung des Mannes shmbolisirt, natürlich in der scinsühligcn Begas'schc», allein das Nolhwendige durchsührendc, daS Zufällige nur stoit andcutenden Weise. Wie nothwendig für eine Bismarck büste die volle Lebensgröße ist, zeigt ein Berglcich mit der kleiner gehaltenen, bekanntlich auch sehr charakteristischen Schaper'schen Büste dieses Staatsmannes. Auch daß die letztere den Fürsten in bürgerlichem Rocke, die erstere in schneidiger GeneralSunisorm dar stellt, läßt die Waage nach der Seite der Begas'jchcn Arbeit aus- schlage». Bemerkt sei bei dieser Gelegenheit, daß gegenwärtig bei C. B. Lorck auch die schöne Herter'sche Statuette von „Kaiser Wilhelm I." zu sehe» ist, und zwar, was zu höchst fesselnder Berglcichung Anlaß giebt, in doppelter Ausführung: das eine Mal in der natürlich weit theureren echten Bronze und dann in einer vorzüglichen seinen Zinkbronzenachahniung. Man sieht bis zu welcher Feinheit der Wirkung auch das letztere Material sich ver arbeiten läßt. Alle», auch de» weitergeheuden Ansprüchen, kann natürlich nur der claisijche Stoff der Bronze gerecht werden. Bei der engen Berührung zwischen Architektur und Kuiisthaiidwerk war es jcdenjalls ei» guter Gedanke, ein Organ zu schaffen, was besonders die gemeinsamen und Grenzgebiete dieser beiden Richtungen men'chliaieii Schaffens ins Auge saßt, wie cs die bei Brauns: Co. (Berlin SW, Zinimerstraße 40/41) erscheinenden „Blätter sür Architektur und Kunsthandwerk" thun. Daß die genannte Z-ilschrftt ihre Vorgesetzte Ausgabe richtig ersaßt zu haben schien, konnte schon neulich bei Einsicht der ersten Nummer derselben gesagt werden. Auch die mit reichen Kunslbeiloge» ausgestattcte zweite Nummer legt Zeugniß hierfür ab. Die gesundesUrthcil bckiiiidenlen Artikel „Fürsten- denkniälcr einst und jetzt" von Georg Boß und „der Einfluß der Jesuiten auf die Baukunst" von Cornelius Gurlitt finde» darin Fortsetzung. Wichtig ist der erstere, wegen der Erwägungen über die verschiedenen Möglichkeiten der Aussüdrung eines großen natio nalen itaiser Wilhclin-Lenkmals. Im Gurlilt'jchen Artikel wird überzeugend nachgewiesen, daß das, was man gewöhnlich unter „Jesuitenstil" versteht, etwas von demselben himmelweit verschiedenes ist. Weiter wird ein Blick aus die reichen Schätze von Vorbildern sür Architektur und Dekoration in der Bibliothek des Berliner Kunst- gcwerbeiuuseunis geworfen. Auch Sprcchsaal, kleine Mittheilungen und Bncherschllii sind reich an Werthvollem und Bemerkensiverihem. Die fünf »unsibeilagen in Lichtdruck geben wieder vortreffliches Material zu einer höchst interessanten Sammlung architektonischer und kunstgewerblicher Abbildungen. Adols Weiske. Leipziger Lehrerverein. In der ersten Sitzung »ach den Sommerserien berichtete Herr Stelzer über das „Lehrbuch sür de» Unterricht in der Botanik" von R. Waeber. (Verlag von F. Hirt in Breslau. 245 und XVI. S. Geb. 3 .«) Dieses Buch giebt den Stoff sür den botanischen Unterricht in prägnanter Form, die methodische Bearbeiiung dem Lehrer über lassend. Vcrsasier geht von dem Grundsätze aus, daß „die Ein- sührung in die Gestaltlehre und in die Bekanntschaft mit dem inner» Bau der Pflanzen eine ganz andere Bedeutung erhält, wenn der Unterricht stetig hinwcist aus die Ursachen und Wirkungen der ein zelnen Einrichtungen, aus die Wechselwirkung zwischen verschiedene» Pflanzen, Pflanzen und Thiercn, Pflanzen und Mensch". Es könne nichts Bildenderes geben, als den Schüler blicken zu lassen in die geheim»ißvollen Werkstätten der Natur, ihre großen Gedanken nach- zudenke». Dementsprechend giebt das Buch zunächst 30 Einzel- . 'schccibliiigen. Daran schließen sich Capitel allgemeine» Inhalts, d. >: Bedeutung der Organe sür das Pflanzenlcben; Umbildung durch die Mensche»; Feinde der Pflanzen; Befruchtung durch Jn- sectcn u. s. w. Der 2. Theil des Buches giebt die Systemkunde. An geeigneter Stelle ist das Wichtigste aus der Pflanzen-Anatomie und -Biologie eingesüqt. Ein Anhang zeigt die Beziehungen der Pflanzenwelt zum Mensche», die Ausschlüsse der Geologie über die Geschichte des Pflanzenreichs und einen Abriß der Pflanzengeographie. Mehr als 250 Holzschnitte erläutern den Text; besonders ge lungen sind außerdem 8 von Herrn Zcichcninjpector Flinzer- Leipzig entworfene Farbendrucktafeln mit de» wichtigste» Krypta- gamc». Das Buch verdient demnach mit Recht den Titel Lehrbuch. Der 2. Theil der Sitzung war dem zwanglosen Austausche von Reiseeriitlieruugc» gewidmet. So berichtige Herr Wiese überfeinen Ausflug nach der „Hoben Tatra" mit ihre» ganz plötzlich aus- steigenden, kahlen, schroffen Felsgipfeln, in deren Rinnen sich Schnee- strcisen abwärts ziehe». Besonders lohnend war eine Wanderung nach den „süns Seen". Auch daS Volksleben bot hochinteressante Bilder. Ein noch weiter abseits liegendes Reiseziel halte sich Herr Schü »selber in Gemeinschaft mit mehreren anderen Herren aus Leipzig erwählt: Die transsilvanischen Alpen. Es sei gestattet, aus dem anziehenden Bericht an dieser Stelle wenigstens Einiges hcrvorzuheben. Nach beschwerlicher Eüenbahn- fahrt bis Belgrad und Tampsschiffsahrt auf der Donau abwärts durch Len Engpaß von Kasan und das eiserne Thor bei Orsowa wurde daS Herkulesbad erreicht, ein Lnxusbad 1. Ranges, welches schon den Römern bekannt war. Uiirermittelt steigen hier die schroffen Kalköerge des Gebirges in die Höhe. Von hier aus drang n die Reisenden im wildromantischen Cernathal auswärts. Eine Stunde Himer dem Bade hörte jede Civilijatw» auf. Ein einsamer, wenig bcjchrillener Saumpsad ohne jede Brücke zieht sich thalauswärts. Zweimal mußten sie hier die Nacht unter freiem Himmel zubringen. Prächtig war der Anblick zahlloser Leuchtkäscr mit starkem, roihem Licht. Von den wenigen begegnenden Rumänen wurden unsere Reisenden sür Pascher angesehen, was ihr Ansehen säst noch zu erhöhen schien. Mehr komisch als imponirend wirkte auch die Erscheinung eines rumänischen Grenzsoldaten, der anfangs nur mit »Hemd, Hose und Mütze, später noch mit Gewehr und Mantel ausgestallet, de» Reifenden den Eingang streitig mache» zu wollen schien, aber bald mit ihnen gut Freund wurde. Die Bevölke rung selbst machte den denkbar günstigsten Eindruck. In Bezug auf Anstand, Reinlichkeit und Gefälligkeit standen sie de» Bewohnern der Alpen zum Mindesten nicht nach. Das Hauptgericht bildete die Mamaliga, ein Kuchen aus Maisbrei, der einfach aus die Bank gestürzt und dann verzehrt wird. Cigarren waren ihnen etwas ganz Unbekanntes, der Rauchversuch des Einen an einer österreichischen Cuba wurde mit ungekünsteltem Erstaune» begleitet. Hingegen drehen sie selbst aus gröbstem Tabak und ebensolchem Papier Cigaretten. — Die Aussicht ron der Höre des Gebirges ins Cerna- (daS schwarze) Thal mit feine» prächtige» Wäldern war überwältigend. Der Blick schweifte über die endlose rumänische Tiefebene bis zu den bulgari schen Berge». Nu» stieg man abwärts »>s Thal des Wallachischen Schiel. Dem Bache folgend, gcrieth man tu eine schauerliche Klamm, in der man sogar bivouakiren mußte. Am vierten Tage wurde endlich das erste Wirthshaus in Chimpuluneagu erreicht. Von da gings aus anfangs schauderhafte» Wegen abwärts »ach Petrossuy unter Führung eines richtigen, verwegene» Gassenjungen als Kutscher. Eine neue Gebirgswanderung führte »ach Hermannsstadt. Vom Forsthaus Auscl würbe der Surian bestiegen. Nach mehrtägigem Aufenthalt unter den wackeren Siebeubürger Sachsen ging es über de» Rotenlhurmpaß nach dem Fogarascher Gebirge, welches aus der Altebeue von 400 m plötzlich zu 2500 m aussteigt. Eine ausge- dehmc Kaiiimwanderung wurde durch plötzlich eiulrelendes Schuee- und Regenwcttcr vereitelt. — Im haldzersalleneu Wirthshause zu Ucia warrn die Reisenden Gegenstand des ungcthriltestea Interesses von über 50 zechenden Rumänen. Das Kochen von Conferveu er regte außerordentliches Staunen. Ein Streit über die Herkunft der Fremden schien mit Mord und Todtschlag ende» zu wollen. Selbst beim Euikleidcn waren neugierige Zuschauer vorhanden und schon Morgens 4 Uhr waren schon wieder — oder noch? — welche da. Dann ecreichle man das Burzcnlaud, eine ungeheure, buntaetäselte Ebene, überall von hohen, glockenförmige» Bergeo eingesaßt. — Nachdem noch vou Kronstadt auS der Schüler und der Bucles be- stiegen und dem Schlosse Siuaia de- Königs von Rumäuie», einem wahren Feeuschlob, eia Besuch abgestaltel worden war, trat man die Heimreise an. L. Ll. Geffentliche Grlsverbandsversammlung der dentschra vr»erk»crcuie „Hirsch-Tuackcr" »«» Leitzzi, und Umgegend. * Leipzig, 30. August. Zu der von der oben genannten Ver einigung sür den gestrigen Abend einberuseaea öffentlichen Ber« ainmliing, die im großen Theatersaale des Krhstollpalastes abge- halten wurde, hakten sich gegen 300 Personen eingeiunden, von denen mindesten- die Hälfte, wenn nicht der größere Theil Anhänger der Socialdemokratie waren. Herr Schuldirector Schmidt aus Dresden behandelte als Referat das jetzt in allen Kreisen der Bevölkerung, besonders aber in Arbeiterkreilen so lebhast besprochene Gesetz über die Alters- und Invalidenversicherung. In einem ein- Kündigen, sachlich gehallenen Bortrage beleuchtete der Redner die jenigen Paragraphen des GesetzcnlwurseS, welche für die Arbeiter von besonderer Bedeutung sind. Hervorgehoben wurde von ihm, daß der Slandpunct der Gewerkvereme iu Bezug aus die Alters- und Invalidenversicherung der der Selbsthilfe sei, daß er, der Redner, zwar die gute Absicht des Gesetzgebers nicht verkennen wolle, daß aber der Enlwurs iu seiner jetzige» Fassung sür die Arbeiter uuan- nehmbar sei. Besonders gelabeft wurde die niedrige Rente, die hohe Altersgrenze von 70 Jahren, die Länge der Larenzzeit und der Umstand, daß die bestehenden freien Lassen von jeder Wahltetheiligung ausgeschlossen sind. Herr Schuldirector Schmidt legte am Schlüsse seines mit lebhaftem Beijall ausgenommeuea Vor trags der Versammlung folgende Resolution zur Annahme vor. „Die Versammlung erklärt: Die geplante Alters- und Jnva- libilälsversicherung im Zwangswege ist weder eine unbedingt nolhwendige, noch nach dem vorliegenden Gesetzentwurf sür die Arbeiter annehmbare Einrichtung, denn 1) die Höhe der Afters- und Invalidenrente ist eine ungenügende und da sie einem Almosen nahezu gleichkommt, sür die Arbeiter in Folge dessen beschämende, 2) die vorgesehene Altersgrenze von 70 Jahren sür die Altersrente, die Carrenzzeit von 5 bczw. 30 Jahren, sowie die Zahl der steuerpflichtigen Wochen im Jahre sind entschieden zu hoch ge- griffen. 3) die freien Lassen sind mit Unrecht von jeder Wahlbctheilignug durch den Gesetzenlwurs ausgeschlossen, 4) eine vollständige genügende Sicherheit gegen den Mißbrauch des eiuzusühreiiden Quitlungsbuchcs durch die Arbeitgeber ist durch daS Gesetz nicht gegeben und die vorgesehenen Quittungsbücher sür die Arbeiter deshalb unannehmbar." In der sich a,«schließenden Disciission traten hauptsächlich social- demokratische Redner aus, denen allen die Ausführungen des Refe renten, sowie die von ihm vorgeschiagene Resolution, weil sie eine Verbesserung des Geietzentwiirss aastrebt, viel zu milde, oder, wie ein Redner sich ausdrückie, zu human war, während sie dagegen den Entwurf sür durchaus unannehmbar erklärten. — Einige Redner gingen hierbei so weit, daß der überwachende Polizeibeamie sich ge- »ölhigt sah, ihnen das Wort zu entziehen. BciipieiSweise sei er- wähm, daß ein Herr Karl Schulze (?) die Verfasser des Entwurfs als „unfähig, um Gesetze zu schaffen, und ihr Abtrelcn als uothwen- big" bezeichuete. Em Herr Stange nannte die Gesetzgebung ein „Spaßapparai" und Herr Peter Schmidt empsaht an Stelle der Schmidt'schen Resolution eine von socialdcmokratischer Seite eitigebrachle, die iu de» schärfsten Ausdrücken sich gegen den Ent- wurs wendet und die Bestimmungen desselben als eine Beleidigung des gesammten Arbeiterslandes, dem ei» solches Gesetz als eine so genannte Mohlthat „ausoclioyirl" werde» solle, bezeichnet«. Der überwachende Polizeibeamie unlersagle die Tiscuision über diese Resolution bei Andro.mng der Auslösung der Versammlung, in der sich infolge dessen unler den anwesenden Socialdemokraten eine ziemlich erregte Haltung bemerklich machte. Doch gelang eS dem Vorsitzenden, allerviiigS mit einiger Muhe, die oben wicdergegebene Resolution des Herrn Schuldirector Schmidt zur Abstimmung und zur Annahme zu bringen, gegen die Stiuunen der anwesenden Socialdemokraten, die sich der Abstimmung enthielte». Zum Schluß dürfen wir das Benehmen eines sich zu den ge bildeten Kreist» zählenden anwesenden Herrn, drs Herrn 0r. well. Krieger, des Vorsitzenden des hiesigen deuiich-sreisiiinigen Vereins, als recht charakteristisch sür dessen politische Parteirichtung nicht un- erwähnt lassen. Derselbe hielt es sür angemcssen, die Anordnungen des überwachenden Polizeibeamten, wie Wortentziehung und An drohung der Auslösung der Versammlung, mit lautem, höhnischem Gelächter zu begleite» und, als ihm der betreffende Beamte einen fragenden Blick zuwars, ihm in gleichfalls höhnischer Weise zuzu- ruscii: „Ja, ja, ich habe gelocht!" Die Beurlheilung dieses Ver haltens müssen wir den geehrten Lesern überlassen. Nachtrag. * Leipzig, 30. August. Mildem t. Septe'mberd. I. tritt nunmcbr gemäß ber Verordnung deS königlichen Ministeriums veS Innern die obligatorische Tri chinenschau sür daS Königreich Sachsen ein, und eS werden sich nun auch diejenige», an Zahl immerhin nicht unbeträchtlichen Ecmeindcn dem Gesetz zu fügen haben, welche sich bisher nicht aus freien Stücken entschließen konnten, die Trichinenschau einzusühren. * Leipzig, 30. August. Einem allgemein verbreiteten Wunsche dürste dadurch entsprochen sein, daß der Rath be schlossen hat, zur Herstellung eiucS von der Zöllnerstraße aus an den Etablissements von Bonorand und Kiutschy vorüber nach dem Zoologischen Garten führenden Ccmentwcges die Kosten zu bewilligen. Voraussetzung ist dabei allerdings, daß die drei Pächter jener Etablissements das Anlage-Capital in Höhe von 5551 ^6 auf die Dauer ihrer Pachlzcit antheilig verzinsen. ----Stabtthealer. Mit dem gestrigen Tage haben die Proben zu dem Ausstattungsstücke „Die Reise um die Erde in 80 Tagen" ihren Abschluß gesunde»; in der heute statthabenben Generalprobe wird die letzte Feile noch ange legt und am Sonnabenv erfolgt die erste Ausführung, deren Beginn mit Rücksicht auf die Vorstellungsdauer und aus die zahlreichen auswärtigen Besucher aus halb 7 Uhr an gesetzt ist. — Für die bevorstehenden Leipziger Rennen erfolgten Dienstag am 28. August die Neiniungsschlüffe sür Neucruiigs Rennen, Preis 1500 -6, Großer Teulonia-Preis 1889 zu 15 000 .6 und StistungSpreis von 1889 zu 1890 zu 6000^6 Dienstag am 4. September vollzieht sich der Abschluß der Nennungen sür Herbst-Jagd-Reniic», Preis 1500 -6, Ber kausS-Rennen, Preis 1000 .6, Saxonia-Iagd-Rennen. Ehren Preis und 1000 .6, Preis der Stadt Leipzig 1000 .6k, Hinderniß-Handicap. Annahme erklärt, Grassi-Hanvicap, Preis 1500 -6, Tribünen-Rennen, Preis 1500 ^6, Handicap, Zohannapark-Haudicap, Preis 2000 .6 und Herbsr-Stccple- Chase. 1800 -6, Hanvicap. — Anläßlich deS bevorstehend:« SedansesteS wird Herr Zinngießer Poppe hier in seinem Schaufenster, Neumarkl 16, die Bilder, welche er aus dem Feldzuge 1870/71 (den der Ge nannte beim 104. Regiment von Anfang bis zu Ende mit gemacht) mitgebracht bat, ausstellen. Es sind dies: l) DaS Bombardement von Paris. 2) Der Sachsentheil deS Schlacht seides von Sedan. 3) DaS weiße Schloß in Elichy vor Paris. 4) Das Bombardement von McziöreS rc. — Wir verfehlen nicht auf zwei bevorstehende, für die Wohlfahrt Leipzigs namhafte fünfzigjährige Erinne rungStage hinzuweisen. Am 4. September 1838 wurde die Stadl Leipzig zum ersten Maie mit GaS beleuchtet. Transportables Gas war schon vorher hier und dort in ge schloffenen Räumen verwendet worden. Zuerst führte dasselbe der Gastwirlh Schröter in der Burgstraßc, insgemein .Bier Schröter" genannt, ein. Ferner erfüllen sich ain 15. Oclober sünszig Jahre, daß das neue Pvstgebäude am AugustuSplatze eingeweihl wurde. I Leipzig, 30. August. Gestern Nachmittag hatte in der Kurpnnzstraße ein in einem Weinkeller beschäftigter Böttchergeselle an- Anger das Unglück, mit einem Hammer sich den Daumen der reckten Hand zu zerschlagen Er mußte sich ärztlich verbinden lasten. — I» einer Druckerei der Thaistraße geneth denselben Abend eine Anlegerin aus Allschöneseid beim Abstellen einer Maschine mit ber linken Hanv in die Maschine und verletzte sich den Zeigest,iger der art sckiver, daß sie sich ins KraiikenhauS begeben mußte. — Ei» Sjähriger Schulknabe tief gestern Nachmittag m der Querstraße beim Spiele in ein im Gange befindliche- Droschkengefchirr direct hinein. Der Knabe wurde unmittcl bar unter dem Wagen zu Boden gerissen, so daß man be fürchtete, er werde schwer verletzt sei«. Der Kutsche, hielt augenblicklich das Geschirr an und gleich darauf sah man den Knaben zwischen den Wagenräder» hervorkriechcn und davon- lausen. Er war wunderbarer Weise der augenscheinlichste» Lebensgefahr heiler Haut entgangen. — In vergangener Nacht fand man im Gebüsch am Berliner Bahnhose einen zur Zeit »och unbekannten Mann von etwa 60—65 Jahren, an ständig gekleidet und anscheinend Proscssionist erhängt vor. Der Leichnam wurde poiizeiamliich aufgehoben. — Dasselbe Iljährige Mädchen aus VolkniarSdors, welche- sich, wie wir bereit- iniltheilten, der vielen Taschendieb stähle am Marktplatz hier schuldig gemacht hatte, hat am gestrigen Tage abermals hier einen solchen Diebstahl verübt, und einer Dame wiederum am Marktplätze ein Porte monnaie aus der Kleidtasche entwendet. Die Diebin hatte sich von dem erlangten Gelbe bereits einen Sonnenschirm gekauft, che ihre Ermiltclung gelang. Hoffentlich wird nun mehr die unverbesserliche DicbSperson durch Unterbringung in eine Anstalt unschädlich gemacht werden. — Gestern wurde ein hier wohnhafter Kellner auS Gosbeschau polizeilich ver haftet und zwar wegen eine» Diebstahls, den er sich in Karlsbad hatte zu Schulden kommen lasten. Es fällt ihm zur Last, vortselbst eine goldene Uhr sammt goldener Kette, sowie ein Opernglas gestohlen zu haben. — Am vorigen Sonnabend war im Iohannapark ein kleine- 7jährigeS Mädchen seiner goldenen Ohrringe beraubt worden von einer unbekannten Frauensperson, welche daS Mädchen an sich gelockt und ihm die Ohrringe au» den Ohren herausaenommen halte. Heute begegnete daS Kind zufällig in der Beethovenstraße derselben Frauensperson und erkannte sie sofort al» die Ohrringdiebin. Dabei gelang eS. letztere festzunchmcn und nach dem Nasch markt zu bringen. Es war ein Dienstmädchen auS VoikmarSdors. — Um dieselbe Zeit wurde der HauSmann in einer hiesigen Schriftgießerei polizeilich eingezogen, weil er eine Partie Schriftmaste daselvst entwendet und in einem Nutzen durch Verkauf zu Gelds gemacht hatte. * Leipzig, 30. August. Bon der Fericn-Strafkammer VeS hiesigen königl. Landgerichts wurden heute ver- urtheilt: 1) der Handarbeiter Friedrich Eduard Malke auS Grimma wegen Widerstand- rc. zn 4 Monaten Gesängniß nnd 6 Wochen Hast; 2) der Schmied Johann Friedrick Wilhelm Urban auS Iockcta wegen Unterschlagung zu 1 Monat; 3) der Maurer Heinrich Gustav Wiedemann auS LeutmannSdorf wegen Hinterziehung von Pfandstückcn zu 2 Tagen; 4) der Handarbeiter Karl Ernst Wolsckky auS Zwotau wegen Diebstahls und Bestechung zu 3 Monaten l Woche Gesängniß. --- Wie wir hören, bereitet Herr Director Dreßler im Sommertheater deS „FelsenkellerS" zu Plagwitz eine würdige Vorseier des großen und siegreichen Schiachl- tageS von Sedan vor» indem er am Sonnabend den 1. September (am eigentlichen Schlachttage) eine Vorstellung in Aussicht gestellt, die wir Allen aus das Wärmste empsehlen möchten. DaS Programm ist folgendermaßen: 1) Jubel Ouvertüre von C. M. v. Weber, 2) Absingen der „Wacht am Rhein" von allen Anwesenden, 3) „DaS eiserne Kreuz", Lebensbild in 1 Auszug von Wickert, 4) Pariser Einzugs marsch. 5) „Im Kysfhäuser", Festspiel in 1 Auszug von Fr. Rüsfer. Zum Schluß: Lebende Bilder. Hieraus Fest- conimerS. Wir glauben» daß eS an diesem Abend im „Feiscnkeller" an einem zahlreichen Auditorium gewiß nicht ehlcn wird. * Kleinzschocher, 30. August. DerTag von Sedan wird auch diesmal in unserem Orte wieder festlich begangen werden. In der Schule wird der FcstactuS am Sonnabend al'gchaltcn; die allgemeine Feier ist jedoch aus den Sonntag estgesctzt. Früh wird am Kriegerdenkmal cm Choral ge blasen und darnach werden 3 Böllerschüsse daselbst abgegeben. Am Abend wird in der Terrasse ein Festrug sich bilden, der erst zum Kriegerdenkmal geht, dort eine kurze Ansprache an hört und sich dann zur Festseier in den Gasthof zum Rcichs- verweser begiebt. Dort wird ein Musikcorps concertiren; die Gesangvereine werden patriotische Lieder Vorträgen und Herr Pastor Lohse wird die Festrede, die mit einem Hoch aus Kaiser und König schließt, halte». Die ausgcacbencn Programme enthalten auch den Text der „Wacht am Rhein" und deS Liedes „Deutschland, Deutschland über Alles!" -n. Döbeln, 30. September. Die Znspicirung der 3. sächs. Insanterie-Brigade Nr. 47 durch Se. königl. Hoheit Prinz Georg erfolgte am 29. August aus dem Regimenls-Exercirplatze bei Oberstcinbach. S. k. Hoheit war dazu bereits am 28. dsS. AbcndS von Dresden hier ringe- troffen und aus dem Balmhose von Gcneraliieutenaut Tschirschky-Bögendorff und Generalmajor von Tschirscknitz begrüßt worden. Vor dein Absteigequartier, dem Hotel „Zur Sonne", wurde der Generaiseldmarschall von dem Ossicier- corpS des l39. Infauterie-RegimenlS empsangen. Im Gejolge deS hohen Herrn befanden sich der Chef deS GcneraistabeS, Edler v. d. Planitz und mehrere andere Gencralstaböosficicrc. Vor der Absahrt nach dem Excrcirplatzc wurde dem hohen Gaste ein inilitairischer Morgengruß von der Capelle deS 134. Infanterie-Regiments dargebracht. Die Exercitien Ver liesen äußerst exacl. >/r1 Uhr erfolgte die Absahrt nach Chemnitz und Zwickau. Allerorts wurde Se. königl. Hoheit auch von dem zahlreichen Publicum auf daS Lebhafteste begrüßt. n. Nossen, 30. August. Der hiesige Stadtrath be absichtigt. wie hestimmt verlautet, die Untersuchung der hier zum Verkauf gebrachten Milch und Butter demnächst ein zusühren. Die Untersuchung wird sich aus Gehalt und Uu- versälschlheil der genannten Artikel beziehen. Die geplante Maßregel wird selbstverständlich von den Consumenlcn mit Freuden ausgenommen. * Zwickau, 30. August. Se. königl. Hoheit GeneralsrlLmarschatl Prinz Georg traf gestern Nachmittag gegen 5 Uhr mit dem sahrpianmäßigcn Zuge in Begleitung des ChcsS deS GcneraistabeS, GeireralmajorS Edier v. d. Planitz, und deS HaupIwaunS Barth vom General stabe hier ein, während der DivisionS-Eommaiidcur, General licntenant v. Hollebcn-Norman», Excel!., AbcndS gegen 8 Uhr eintraf. Sc. königl. Hoheit begab sich vom Äahnbof zu Wagen nach dem Absteigequartier, Hotel zur grünen Tanne, und nahm am Abend im OssicierS-Casino der Kaserne daS Souper ein. Heute früh 8 Uhr begann unter Beseht deS Generalmajors Lommatzsch die Brigadevorstellung. Se. königl. Hoheit begab sich zu Wagen nach dem Exercirplatze und wurde daselbst beim Eintreffen sowohl Von den Truppen als auch vou der nach Tausenden zählenden Zuschauermenge sreudigst begrüßt. Nach Beendigung der Vorstellung und abgehäitener Kritik ersolgte um 1t Uhr die Rückreise Sr. königl. Hoheit nach Dresden. -s Dresden, 30. August. Aus der Praqerstraße hat gestern Mittag ei» unbekannter junger Mensch ver schiedene große Schaufenster, darunter zwei im Wcrlhe von 800 »6, wahrscheinlich mit einem Glaserdiamanten, bekritzelt bez. zerschnitten. Ter Thäter wurde zwar verfolgt, ent kam aber nach dem Bismarckplatzc. — Aus der äußeren Hechtstraße wurden gestern durch einen kläffenden Hund zwei vor einen leerem Lastwagen gespannte Pferde scheu und gingen durch. Der Kutscher wurde vom Bocke geschleudert und, da er die Zügel um die Hand geschlungen hatte, eine Strecke Wege» mit fort geschleift. Der Acrmste Halle bedeutende Verletzungen an der rechten Körperscite erlitten und mußte dem Krankenhause zugesührt werden. Vermischtes. --- Berlin, 3V. August. Der Bauplatz deS Reichs« tagSgebäudeS wurde vor Kurzem vom Architeklenverein besucht, der sich, nach einem Bericht in der „Deutschen Bau- zeitnng", von dem überaus sorgfältigen technischen Vorgehen in der Bauausführung überzeugen konnte. DaS iu Ziegeln V2S7 hergestellte S?ohmauerwerk ist zunächst bereit» bl« zum Dache hin auSgesührt, die Verkleidung mit mächtigen Quadern chrcitet rüstig fort. Nur die unterste Plinlhe ist in Granit, und zwar m bayerischem Granit, gehalten. Auch oberhalb deS markig vorspringenden Sockelabschlußgesimses klettert die Sandsteinverkleidung streckenweise schon tüchtig auswärts, einer der inneren Höse aber ist nahezu vollständig sertig- wstellt. DaS Sandsteinmaterial ist ausschließlich auS deutschen Brücken bezogen worden. Die zur Bekleidung der Wände und Decken der Borhall:n bestimmten Sorten stammen aus den Vogesen, auS Württemberg und von der Nahe. AuS dem bis jetzt Vollendeten läßt sich erkennen, zu welcher hohen Stufe der Lcistungssahigkeit daS deutsche Steinmetzgewerbe ich ausgeschwungcn hat. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Herstellung der Säulenhallen sür die Prachthalle der Westfront aus 3,20 m im Geviert großen und t m dicken Blöcken. Durch äußerste Tüchtigkeit der constructiven Durch bildung zeichnen sich auch die feuersicheren Decken ans ----Forst, N.-L., 28. August. Eine unverhoffte große Freude ist einer hiesigen Familie zu theil geworden. Der rühcre Tuchmacher W., welcher den Feldzüa von 1870/71 mitgcniacht, hatte die rechtzeitige Meldung seiner PensionS- ansprüche Unterlasten, obwohl er infolge der Strapazen bald nach dem Kriege kopskrank und zu jeder Arbeit unfähig wurde. Spätere Meldungen konnten nicht mehr berücksichtigt werden, und so mußte denn die Gattin deS W. sür den Unterhalt der Familie, welche sich um drei Kinder vermehrt hatte, sorgen. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend schasste nnd arbeitete sie sür die Ihren.- Als durch kaiser lichen Erlaß Diejenigen, welche sich nicht rechtzeitig gemeldet hätten und auS dem letzten Kriege noch Pensionsansprüche zu haben glaubten, ausgesordert wurden, sich zu melden, sandte auch W. ein erneutes Gesuch ein, er wurde aber wieder ab- fchläglich bcschieden. Gelegentlich der Confirmation eine» SohneS kam jetzt die Familie um eine Unterstützung bei ber Victoria - Stiftung ein, nochmal- die Verhältnisse ausführlich klarlegend. Die Angelegenheit muß auch dem Kriegsminister Vorgelegen haben, denn dieser ordnete bei dem BezirkS- Conimändo in Sorau eine nochmalige genaue Durchsicht der Acten an, hervorhebend, daß W. pensionsberechtigt sein müsse. W. erhielt nun dieser Tage die Nachricht, „daß ihm die volle Pension von 66 >6 für den Monat vom Jahre 187t ab im Betrage von 13600 -6 nachzu zahlen und von jetzt ab eine monatliche Pension von 66 -6 zu zahlen sei". Die große Freude der Familie ist leider durch das unheilbare Leiden deS Gatten getrübt. 4- Altenburg» 30. August. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg hat Herrn Medicinalrath Professor 1)r. Leopold, Director der Dresdner Frauenklinik, daS Com- thurkrcnz 2. Elaste, sowie dem praktischen Arzt Herrn I)r. wsä. Marsch ner daS Ritterkreuz 2. Elaste de» Sachsen- Erncstlnischcn HauSordenS verliehen. — Ein Soldat vom 4. thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 72, welche» jetzt in der hiesigen Gegend in Quartier liegt, ertrank beim Baden im Schafteiche bei Windischleuba. — In Kloster lausnitz ist ein kleine- Mädchen, welche» barfuß in den Wald gegangen war, um Heidelbeeren zu suchen, von einer Kreuzotter gebissen worden und befindet sich noch in Lebens gefahr. — Die Wittwe Gcrstner auS Kauern verstarb vorige Woche im Alter von 95 Jahren und hinterläßt nicht weniger als 124 Enkel und Urenkel. -k- Lützen, 30. August. Die durch Pensionirung deS Amtsrichter- Franke erledigte Richterstelle der I. Abthcilung deS hiesigen Amtsgericht» ist vom l. Octoder ab dem Gerichts- Astestor Kunkell, bisher in Gcnlhin unweit Magdeburg, übertragen worden. — Gestern gegen Mittag erhängte sich in seiner Scheune der 65 Jahre alte AuSzügler Schellen berg in Mevheu. Zwistigkeiten mit seinem Schwiegersohn« wegen Gewährung von AuSzuaSsorderungen habe» den allen Mann zu dem unseligen Schritte getrieben. — Da« Manöver der 8. Division wird in Kürze ganz in unserer Nähe statlfindcn; denn voraussichtlich werden die Fluren der Amtsbezirke Dürrenbera, Teuditz, Dehlitz a. S-, Großgörschen und Kicinschkoriopp davon betroffen. Die Grundflllasbesitzcr der von diesen Hebungen berührten Gegenden sind durch daS königl. Lanvrathsamt in Merseburg ausgesordert worden» die besonders zu schonenden Felder, namentlich Rübenschläge durch Anbringung von Warnungszeichen (Strohwiepen) kenntlich zu machen. D Gera. 29. August. Die Obduction der Leiche der Ebefrau de« Fabrikarbeiters Scheibe auS Neu« Debschwitz hat ergeben, daß in biesem Falle ein Mord vorlicgk. Die BcroachtSmom-nte gegen den 2ljährigen Gatten baden sich so vermehrt, daß seine Verhaftung nolhwendig wurde. Um den Verdacht dieses scheußlichen Verbrechens von sich abzuwenden, hat nach einer Miltheilung der hiesigen Zeitung der Gattenmörder den leblosen Körper mit einer Leine an der Klinke der Kammerthür aufgchängt. Die Be erdigung findet Donnerstag Nachmittags um 6 Uhr von der Leichenhalle deS alte» Friedhofes aus statt. —r. Coburg, 28. August. DaS Herzog!. Edinburq'sck« Palais hier enthält sehr bedeutende Sammlungen kunst- gcwerblichcr'Werke, welche der Herzog von Edinburg seit vielen Jahren mft besonderer Kennerschaft zusammengetragen hat und welche »och fortwährend vermehrt werden. — Ganz besonders hervorragend ist die Glassammluiig; dieselbe übectrifst alle anderen in Deutschland an geschichtlicher Reidensolge und an Rcichlhum und Schönheit der Gläser. Eine nur übersichtliche, nicht erschöpfende Auszählung der vielen Arten giebt das Organ der Porzellan-, Glas- und Thonwaarcn- Jndustrie „Der Sprechsaal" hier. Danach enthält die Sammlung: 18 einaillirte Gläser, meist große Schaalen. aus der ältesten Vene- tioilischen Zeit, welche sich noch ber orientalischen CmaillirungSweije anschließen, 12 goidschllleenLe, auS der ersten Hälfte deS 15. Jahr hunderts stammende Kelchgläser, 52 vielsarbige venetianische Gläser, Schaalen, Fläschchen, achalsarbig marmorirt, avan- turinsarbig, 80 klystall- und durchsichtig farbige Stücke, meist aus der frühesten Zeit, 23 Gläser mit senkrechte» Emailliuien (Laliciuio). 50 auserlesene Filigrangläser, darunter mehrere mit Farbenmustcrii, 10 reticulirte Gläser mit den kleinen Lusibläschen in den Krcum»gswi»keln der Fäden, 25 Gläser mit weißen Fäden in der gerissenen Manier, 7 opakwelße, 6 Opalgläser, 80 Flügelgläser i» den vorzüglichsten Exemplaren, 12 Eisgläser. 22 Meßkännchen, 5 Giaskroiileuchicr und Girandolen, 18 Tischleuchtcr und Lampen, 30 venetianische, in Deutschland mit der Diamantipide grovirte Kelche. Pokale und dergleichen Formen. — Von deutschen Gläsern sind 150 Reichs!,u»>peii, Adler-, Kurfürsten- Apostel- und Wappcngläser mit Email dccorirt zu nennen. 4 Paßgläter, 4 Spechter, 4 Kreuzschnäbel (sür Eisig und Ocl), 6 Stück älteste Römer aus der Zeit von 1530. 12 ausgezeichnete Exemplare von Schapergläsera» 20 Goldruüüigläser, meist cchle Nimkel, 5 Weihwasserbccken in deko rativen Formen, 60 mit deni Rädchen geschuittcnc Pokale. 70 ge schnittene Gläser, 25 geschnittene uns aus dem Lruamenischnilt ver- golbcte Pokale, Flaschen, Schaalen, 17 Gläier mit Zwischenvergoldung (Doppelgläscr), einige auch mit Farben, 5 Fichtclbcrger, 2 Becher, grün und dickwandig, aus dem 15. Jahrhundert, e ne Reihe vou Glosgerätheu t» Füßchen-, Pistolen-, Fitch- und anderen Formen und vietrS Andere. Außerdem ist in dein Palais noch eine große Anzahl von Fayencen aller Länder, von niederrheinischenr Steiuzeug und eine äußerst zahlreiche Sammlung Kreußencr »rüge aufgestellt, welche letztere in solcher Vollständigkeit nicht sonst wo auzutrefsen ist. Bon diese» Schätzen ist bis letzt noch wenig bekannt geworden und doch werde» gern jedem Interessenten die Zimmer mit de» genannten Sammel- llücken zugängig gemacht, nach voiheriger Anmeldung bei Rath Rolhbart. — Damit aber auch die Kcniiiiiiß zunächst der hervor ragenden Glassammlung in weitere Kreise dringe und der Inhalt derselben dem kuustgeichichilichc» und dem k.iustgewcrblichcn Studium erschlossen werde, wird jetzt unter Muuificcuz des Herzogs von Edinburg von den Herausgebern des „Sprcchüal", Müller L Schmidt hier, eia beschreibender, mit vielen guten Abladungen auszustattender Katalog vorbereitet» dessen Text ein gewandter Sachverständiger schreibt. ---- Göttingen, 23. August. (Freibank.) In der ge- meinschajtilckcn Sitzung der städtischen Eollegien wurde der Entwurf einer Freibank-Ordnung für daS Schlacht haus der Stadt Göttingen berathen. Herr Professor Esser, welch« als Sachverständiger in der Sitzung erschiene«
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