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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-31
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1888
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Erste Geilage M Leipziger Tageblatt «ab Anzeiger. 214. Freitag den 31. August l888. 82. Jahrgang. Die Eisenbahn über den Lalkan. Nachdruck »e,boten. Konstantinopel, i.n August. Selten hat in Kon- stantinopel ein Ereigniß Neugierde und Erwartungen der ein heimischen und fremde» Bevölkerung und ihre RestexionSkrast in höheren' Maße erregt, alS die Kunde von der Eröffnung der „Orient-Bahn", welche Paris — Wien—Konstan tinopel, Oecibent und Orient, verbindet. AlS infolge der Beschlagnahme der Bahnstrecke Bellova- Bakarel durch die Bulgaren das Datum der Ankunft des ersten Zuges verschoben wurde, da standen allerlei Propheten aus. „Nun soll er am l4. (August) ankommen." Wer weiß ? I vorübersährst. auch wenn Du nickt Ungar bist, denn „hier kämpste am Vorabend dcö CtzksstlagrS 1443 Huuyady wider Felsen und Eis, wider Lawinen und Türken". Vom linken Waggonsenster auS richtet der Reisende sei» Perspective nach den Höhen des Balkan, aus welche ihn Herr Binder in Bellova. der sich gegenwärtig mit der Abfassung eines bulga rische» Robinson besckäsligen soll, aufmerksam machte. In Philippopel hält der Zug und der historisch angesäuselte Herr Eommerzienrath benutzt die Pause von tO Minuten, um sich bei einer Flasche Bier erzählen zu lasten, wie Lala» schahin, der Kriegsheld MnradS I, durch grausame Eroberung der Stadt zu ihrem geschichtlichen Ruhme bcigelragen habe, wie einst wogende Reisselder hier ringsum die Gegend zierte»; sagte man sich im Publicum. Erst als aus dem Bahnhofe zu I daS sei aber damals gewesen, wo der Bauer noch ausschließlich Stambul die Dekorationen begannen und Fahnenstangen üerall I Landbau getrieben habe und keine Politik, wie heutzutage, errichtet wurden, sing man an, der neuen Offenbarung zu I Der ungarische Herr aber wird ungeduldig, denn er sülchtet glauben. Am Abende deS l3- prangte das Stationsgebäude zu I vie Erinnerung an Hadschi Jlbeki, .den Löwen der Schlacht". Konstantinopcl im Festschmuck; aus der Linie nach Abrianopcl I der hier eine» nächtliche» Sieg über die Ungarn' erfocht, zu waren alle Bahnhöfe reich mit Blumen und Flaggen decorirt I besten Andenken König Ludwig Mariazell stiftete. — da erschiene» Abends um 4 Uhr türkische Polizeibeamte I Es ist Nacht geworden, und schlafend kommt die Gesell und verlangten NamenS ihrer Regierung die Entfernung jeg-1 schast nach Adrianopel. Diese Stadt, einst die wichtigste Veste lichen Schmuckes und zwar »ich! allein in Stambul, sondern I deS byzantinischen Reiches, siel durch die Tapferkeit deS schon aus der ganzen türkischen Strecke. Alle Vorstellungen Von I genannlen Lalasckahin und den Verrath ihres VertbeidigerS Seiten der Bahndircction blieben den Drohungen der Gewalt I Hadrian 136t i» die Hände der Türke». Die Sicbenhügel- gegenüber erfolglos, und der erste Orientzug, der Dienstag I stadl an der Maritza ist bekannt durch eine Belagerung durch Morgens um 8 Uhr 15 Minuten in Stambul eintraf, fand I die Gothen, durch ihre Leiden unter den Bulgaren und'Krcnz- auf seiner Fahrt von Bellova bis Konstantinopel keine Fahne, I fahren,. AlS zweite Residenz der Sultane war sie weltbekannt die ihm zuflatterte. Unterwegs flog wohl hie und da ein I durch ihre Rosengärlen, ihr Zuckerwerk und die zum Sprich- Sträußche» von schöner Hand zum Waggonsenster hinein, ein I wort gewordene Schönheit ihrer Bewohner. Die Stadtbürger Vereinzeltes, schüchternes „Hnrrah!" ertönte — aber sonst I von Adrianopel sollen daraushin heule noch etwa-protzig scr». Uck nicht« in der Menge der Neugierigen, welche an u,„ halb zwei Uhr Nachts fährt man an Eskibaba vor allen Bahnhöfe» zusammengelausen waren, um den erwarteten ej,„m Wallfahrtsorte am Grabe deS türkischen Heiligen. Zug der, mit zwe, Lvcomot.ven begannt, rasch, w,e der r>„ unter de» Seldschuken sein- erste» Landsleute nach der Blitz an ihren Augen vorbeisausen zu sehen. Mancher alte I Dobrudscha brachte. am Geländer stand, bewegte daS graue Haupt I ob er sich wundere, blickt der Mond von den Höhen und wußte nicht recht, wie ihm war, denn er konnte den I Kutschük-Balkan inS friedliche Thal des Erkene-FlüßchenS Laus der Dinge mit seine,» Fatalismus "ich >n Einklang hj,^ jst § «hr Morgens, wenn der Zug in Tschorlu bringen. G-sch.ckt- Berichterstatter wc,den solche Jdeenver- M^l.) eintrissl, in einem Orte, der sich von seiner b,„düngen weiter auS ühren und auch wohl noch d.eö und Schleifung durch Murad noch nicht erholt hat. das hlnzusuge», was übrigens weder ihnen noch mir passirt ist. I - .. - An die Eisenbahn von Stambul bis Sarambey sind die D'e Bahnl.n.e beschreibt letzt e.nen Bogen landeinwärts, Türken seit 1874 gewöhnt; aber erst durch Anschluß dieser »m sich dann b-, Kutschnk-Tschekmedsch- dem Marmarameer Bahn an die occidentalen l'iuien sind di- Schranken gefallen U nirh-r». Der See von Bo,uk-Tschekn,edsche. da« alte Grog- unv die Schleier durchbrochen, welche „die Fülle des Islam" ^g'.nnmtt der berühmten pons longus der Römer, wird Vom Abendlande trennen, denn kein gefürchtetes Meer er-1 blicke durch die Hügel entzogen, welche zwischen dem- fchrcckt von nun a» den Touristen aus seiner Fahrt »ach! Dagegen olsnel Konstanliuopel. Doch nicht in diese». Umstand ist die Ursache oberhalb Kn schuk^,chek.ncdsche (die „kleine Schublace" zu suchen, welche die türkische Regierung bestimmt hat, eine I ^ Auslicht ansö Marmarameer. Der lktztgenannle, jetzt festliche Inauguration des Orientzuges zu unterdrücken und Ü""r unans-Hul,ch- Ort unmittelbar am BahngleiS gelegen sich vom Empfang der ersten Gäste auS Oesterreich-Ungarn berüchtigt durch se.n fleberhasteS Klima an e.nen, ehemals ern zu Hallen. Di- Passivität und daS ablehnende Per- ^rck Schleusen m.t dem Meere verbundenen Sutzwassersee halten türkischer Behörden findet seine Berechtigung durch das '^.^ 3reg.um der Römer und seine pous uunor entgeht illegale Benehmen Bulgariens. Die türkische Bahnlinie ist, I unserer Anschauung >"cht. ^ - . wie gesagt, längst im Betrieb. D.e Eröffnung der ..Orient- , Rasch fahren wu: an San Stefano vorbe,; man zeigt u„S Eahn" wurde von den Bulgaren abhängig, oaher hat für! G'ckunk., ,n welchem an diesem Orte nach de», letzten den Türken die festliche Begrüßung des erste» Zuge« d.e Be-l rusl'ich-'urk.schen Kriege der Fr,-de geschloffen wurde, dann deulung des Einverständniffes mit dem Vorgehen der Bulgaren, welche sich die mit einem Kostenaufwand von S bi« 10 Millionen von den Türken erbaute Bahnstrecke Bellova- Bakarel gegen da« Versprechen einer Entschädigungssumme Von nur 6 Millionen angemaßt haben. a Weder durch die NeclaniaUoiieu der Türken, »och durch wenden wir die Augen nach links, wo über die Hügel weg an» dem Morgenncbel bereits die Kuppeln und Spitzen der MinaretS der Moschee SclimS, der Suleimaniü und der gewaltige Scravkerthurm sichtbar werden, um sofort wieder hinter de» Höhen zu verschwinden. Welch herrliche Fernsicht eröffnet sich jetzt auf daS Meer. die Congreßbefchlüffe der Mächte, läßt sich Bulgarien, das °uS welchem die Ptinzeui.sscln vor »ns austaucken! Noch kleine Land, welche« sich um ganz Europa nicht kümmert, in ! bann sind wir schon an der-Stadtmauer feiner Handlungsweise stören. Ganz nahe de». „Schloß der Sieben Thurme" Nun. d.e „Orient-Bahn" ist eröffnet und daS Ereiqniß "" A'ü hab-n kaum Zeit, einen Blick zu wird seine Wirkung beginnen. werfen aus -»e kortu aurou, das alte Tr.umphthor der By- Als Sultan Murad III. in Topha.,6 am BoSpuru« einstig'"", da« d.e Türken >u,t einem starken Vorbau versehen eine Sternwarte erbauen und zu ihrem Dienste Astronomen! ^"bon, weil nach ihrer Sage c»i Eroberer nur durch dieses heranzog. da erzählte man ihm Beispiele von asiatische» Reichen I ^ "„ziehen Wurde d,c Bcrh„ eie Stadtmauer nicht Und Städten, die in Folge solcher Neuerungen zu Ginnte I Schrille südlicher durchbrechen, so konnte man gegangen seien, wie da« der Abassiden, Fatemiten und Timu-1 Abergläubisch werden. Wir lind innerhalb der Stadtmauern riden, und die Sternwarte wurde niedergeriffe». Aber I s." Oedrculv^ Jetzt „schließt Auge» euch, hier ist nicht Zeit, Murad III. hielt dadurch den Fortschritt ebenso wenig aus, I M ergötze,. Die Fahrt durch die Stadt mner- Wie der Steuermann den Untergang seines Schiffes vermied, I ^" b der Seen,auer geivahrt einen traurigen AspectuS: links indem er den Sturmvogel, den Unglückspropheten, vom Kiele I Zerfallene Holzhäuser, schmierige Gaßchen, feines Fahrzeuges schoß. Jude,sse» leben wir nicht im 16. Jahr- Kehrichthaufen, ungekämmte Menschen und raud.ge Hunde, hundert, und an keinem Throne, der auf europäischem Boden! Die Einfahrt nach Stambul von der Landseile ist der- steht, finden solche Weissagungen noch heute Gehör; auch der I j-nigen vom Bosporus her nicht zu vergleichen. Zog bisher türkische Kaiser begünstigt den Fortschritt, soweit er sich mit I »er Wanderer mit freudestrahlendem Auge, in Staunen und feinen Satzungen als Khalife vereinbaren läßt. Dennoch ! Vc>wunderung verloren, in Konstantinopcl ein; waren bisher drängen sich bei Eröffnung der Eisenbahnlinie über den Bal- I die Herrlichkeiten des Bosporus und der Anblick Slambuls kan 'Reflexionen auf. die wenigstens historisch interessant I der unbezahlbare Lohn einer langen und mühsamen Reise, so werde»; denn auf demselbe» Wege, wo einst Suleiman, wo «hat man jetzt Mühe, den schlechten letzten Eindruck der Fahrt Mohammed I. u»d seine mächtigen Nachfolger an der Spitz-1 zu verwische», und nur halb gelingt die«, wenn ma» unter, gefürchteter Heerhaufen zu gewaltigen Eroberungen auSzogen, I halb der von zierliche» Thürmchen gekrönten gewaltigen Mauern über dieselben Wege, welche die Sultane auf den Belgrader, I deS kaiserlichen Somm-rharems um die Serailspitzc biegt, wo Mchac'er und Wiener Feldzügen einschlugen, roll! heute daS I nun mit einem Mal der Blick frei wird über daS „Goldene Dampfroß, als hätten ihm Schwert und Pfeil die Bahn ge- I Horn", den Bosporus und die ansteigenden vielfarbige» Häuser- zeigt. Nur aus einer kleinen Strecke — von Tschorlu bis l Massen und Thürme. Der zukünftige Reisende wird daS Ent- Tschatalvscha — weicht die Bahnlinie von der alten Heer-1 zücken dessen, der vom Schwarzen Meere her nach Kenstantinopel straße der Byzantiner und Türken ab. I »am. nicht mehr begreifen und »achcmpfindcn, den» das Herr- I» Nissa (Nisch), an der Straße nach Widdin. den» Ge-1 l'chste sicht er nicht'mehr, und eine Fahr», die er später von burtSortc Koilstantin'S deö Großen. Len der Kon,neue Manuel I Stambul aus über den Bosporus hinaus unternimmt, wird befestigte, durchschneidet das BahngleiS die Rüststätle der I'h» nicht entschädigen, denn sein- Empfindungen sind bereits Byzantiner, und der Deutsche, der 'vom behagliche» Polster-1 lmprägnirt von dem Häßliche», welches er gesehen hat. so daß fiuhl im Salon deS Wagens der „Oompugnio Intornkrtionalo I seine Verwunderung nicht mehr rein, sein Erstaunen kein der- üez vaggons «los lits" hier seine Blicke über die Felder des! Härles mehr sein wird. altberühmtkn Orte« schweifen läßt, erinnert sich der 500» I Selbstverständlich reden wir nicht von der neuen Reise Gothen, deren Blut hier floß. Nisch, von dem Hnnnensürsten I route im Ganzen, die sonst wohl auch in ästhetischer Be- Allila in eine» Steinhaufen verwandelt, vo». Kaiser Justinian I r>ehu»g der alten den Vorrang streitig macht, wen» wir die herrlicher aufgebaut. dann von den Kreuzfahrern gebrandschatzt I langweilenden Fahrten durch Rumänien, von Rustschuk »ach und 1375 von den Türken besetzt — da« muß über Nisch I Varna, mit dem Balkanwege vergleichen, selbst der reisende Herr Commerzienrath wissen. I Wie dem auch sei, in unserem Jahrhundert richten sich die Von hier bis Pirot. welches 1737 nach harte» Kämpfen I Bcrkehrsstraße» nicht nach dem Geschmacksurtheile des Kunst Von de» Oesterreicher» besetzt worden ist, bietet die Landschaft I "der NalurliebhaberS. große Reize und Abwechselungen. I Die neue Linie will durch Bortheile, die sie gewährt, dem In einer ziemlich leeren und unwirthliche» Gegend liegt I bisher üblichen Seeweg Coucurrenz bieten, so daß zunächst Sofia. daS alte Sardica. DaS Thal JSkcr (ÖSkoS) trennt I die österreichisch-ungarische» HantelSintcressc» sich dem Land- hi-r die Ausläufer deS Rilo-Dagh und deS HämuS. Aus der I Wege zuwcnben. Bis jetzt hat die Oriental-Bahii selbst von Ebene, die sich am BahngleiS hinzieht, huldigten einst Hundert. I denjenigen Maaren, welche auS Oesterreick Ungar» in den lausende von Römern und Barbaren dem neuerwählten Kaiser I Hasenplätzeu Konstantinopcl-Dedeaghatsch und csalonichi ein- KonstantiuS, und ihre Rufe: „Lang und glücklich lebe der I Uesen, nur einen verhällnißmäßiz geringen Theil inS Innere verhäitnißmäßig geringe Autheiliiahme an der Speditiv» olcher Waarenmassen beschränken, sondern auch den Import derselbe» zum großen Theile übernehmen, so muß sie selbst redend einen Tarif bewilligen, der mit dem des Seeweges concurrircn kann. Stellt sich der Frachtsatz für die Trans porte zur See. z. B. von Bier, von Wien bis Konstantinopel per Tonne aus 68 FrcS.. so müßte die Bahn per Tonne und Kilomeler (auf die genannte Enlsernnng von 1676 km) einen Frachtsatz von 4,1 Centimes und in analoger Weise für andere Maaren. Bei einem Tarif, welcher wesentlich höher wäre, alS derjenige über de» Seeweg, dürste die Frequenz der Bah» sür den Güterverkehr nicht bedeutend steigen. Es ist jedoch anzunehme», daß die österreichisch-ungarische» Bahnen ihre Tarife für den Erport »ach dem Orient er mäßigen werden, so daß ein Balmtaris zu Stanke kommt, welcher mit dem Seeweg in ernstliche Concurrenz zu treten vermag. Dieser Tarif dürste allerdings für vie wcrthvolleren Artikel nicht mehr als ca. 12 Centimes per Tonncnkilometer betragen und müßte für geringwerthige Güter bis aus 4 Centimes heruntergehen. Maaren auS Westeuropa (besonders auS England) ent ziehe» sich selbstredend der Beförderung per Bahn und fallen dieser nur wie bisher zur Weitcrschaffnng (auS Konstantinopcl und Salonicki) nach dem Innere» des Landes zu, wobei auch Vie bisher üblichen Frachtsätze wohl bcibehalten werden. Ob die orientalischen Bahne» mit Rücksicht ans die Con- currcnz per Donan via Galatz Leni-Palanka ebenfalls Taris- ermäßigungcn zugestchen müssen, wird sich binnen Kurzem zeigen. Die neue Bahnlinie wird also gegenüber dem Seeweg via Triest-Fiume-Konstantinopkl vielfache Vortkeile, aber nickt diejenigen eines billigere» Transportes zu bieten vermöge». Stellt sich beispielsweise ker Frachtpreis für Zucker (wovon Oesterreich allein ca. 25 000 Tonnen jährlich nach Konstan tinopel und Salonichi befördert) ans 52 Frcs. per Tonne von Wien nach Konstantinopel, so würden dem gegenüber die Spesen aus der neuen Ronke zu der sehr ermäßigten Taxe von 8 Centimes pro Tonnenkilometer immer noch 134 FrcS. koste»; dieses Preisverbältmß läßt sich entsprechend aus andere Waaren beziehen. Es sragt sich also, ob die Balkanbah». welche naturgemäß die Rolle einer Vermittlerin deS Verkehrs zwischen Deutschland. Oesterreich und der Levante, sowie Klein- asienS übernehmen will, in Folge anderer Portheile, die sie bietet, wie raschere Beförderung und Vermeidung von Havarien bei subtile» Waaren ihre Ausgabe erfüllen kann. Der Kaufmann wird bei der Frage der Beförderung seiner Waaren (abgesehen von solchen Artikeln, die, wie Wolle, Seide rc., einen hoben Werth repräsentiren oder raschere Spedition wünfchenswerlh erscheinen lassen), dem Bahnweg unbedingt auch dann den Vorzug geben, wenn die Taxen um ei« Erhebliches diejenigen deS Seeweges übersteigen, indem der Erster? weniger Risiko bietet und eben einen schnelleren und mit weniger Umständlichkeiten verbundenen Transport ermöglicht. Daß die neue Bahn dem Personenverkehr nach dem Orient ungleich größere Dienste erweisen kann, liegt auf der Hand. Nicht allein den Vorzug größerer Bequemlichkeit bietet die neue Linie, sondern sie ist auch um ungefähr 35 FrcS. billiger als der Weg über Varna. Aus der Localstrecke Konstanti»opel-Sa» Stesana (18 km.) verkehren in jeder Richtung durchschnittlich täglich 6500 Reisende, wogegen die Frequenz auf der großen Linie bislang eine verschwindend kleine ist, indem aus derselben blos circa 110 000 Personen pro Jahr befördert werden. Man nimmt an. daß der Verkehr dirccter Reisender auS Europa nach Konstantinopel über die Balmroute sich aus ca. 10 000 Personen jährlich beziffern kann. Wird dieser Verkehr durch Preisermäßigungen mittelst Rctouikartcn, Rundreise- billctS rc. seitens der Bahnen begünstigt. so dürfte er sich noch erheblich steigern. Die orientalischen Balme» befinden ich hierbei insofern in einer bevorzugten Stellung, alS die Reisenden die lange Strecke von Bellova bis Konstantinopel 560 km durchfahre», somit ein großer Taxbctrag (78 FrcS. für I. Classe und 50 FrcS. für II. Classc) den orientalischen Bahnen zusällt. Der Verlust, den Rumänien und hier besonders Bukarest durch die Eröffnung der Orient-Bahn erleidet, läßt sich nicht in Zahle» auSdrücken. BiS jetzt haben ca. 7000 Reisende jährlich die rumänischen Bahnen transitirt, die zukünftig der Route über Belgrad zusalle». Dieser Verkehr entspricht von Vercirova bis Guirgcwo nahezu einer halben Million Franc- Gottfried Albert. Sohn Konstantin'-!" brachen sich an den umliegenden Hügeln, I deS Landes befördert, so z. T deren Freudenfcucr ein anderes Mal verkündeten, daß Kaiser I don ca. 1800 Tonnen Bier ^ - -- - - ... —- » """"" Zucker Papier B im Jahre 1886 nur ca. Maximian die Stadt durch seine Geburt geehrt habe. Die kaiserliche Wiege wurde später von Hunnen und Walachen geplündert. Unter de» Sultanen wurde Sofia berühmt durch stilvolle Moscheen und warme Heilquellen, rn der Gegenwart durch den tapfer» Alexander von Battenberg und ganz neuer dings hat die Stadt durch Ferdinand und Clementinc da- Auge de- europäischen Gesetzes auf sich gezogen. Die „Com mission", die den ersten Orientzug bevölkerte, wurde hier vom 22000 5000 700 900 300 400 Zündwaare:: u. chem. Product- »affee Töpferwaaren Mctallwaaren 230 Tonnen, 6000 650 „ 450 „ 500 „ 20 „ 200 Ein ungefähr ähnliches Berhältniß existirt auch bei einer Fürsten Ferdinand zu Gaste geladen und hatte daS Vergnügen, I Reihe anderer Artikel, wie Manusacturwaarcn, fertige Kleider, sogar von ihm präsidirt zu werden; seine Nase soll bei Weitem I GlaSwaaren rc., welche in großen Mengen theilS aus Oester- nicht so lang sein, wie diejenige, die er den europäische»! reich und Deutschland, theilS auS den übrigen Ländern West- Mächten dreht. UebriaenS waS recht ist: Bulgarien macht I eurovaS per maro über die genannten Seeplätze eingesührt, durch Land und Leute fast überall den Eindruck eine- gesund I in die Türkei eingesührt werden. und kräftig aufblühenden Staates. I In demselben Jahre wurden von den in Konstantinopel Die Bahngleise folgen nun dem Laufe der Maritza bi-1 und Salonichi auSgeschifften SO 000 Tonnen Massenartikeln Tatarbasardschik. Dieser Name erinnert an die durch Mo» I nur 7500 Tonnen per Bahn weitergeschafft, wobei allerding- ^mizied I. 1419 erfolgte Ausweisung der Tataren, die er von I vorausgesetzt werden darf, daß ca. 22 000 Tonnen in den "ruffa hierher zu ziehen zwang Hier, wo Gebirge da- Thal I genannten Hafenstädten selbst coosumirt oder nach Asien, rc»ae», ist der viere und stärkste Paß der alten Heerstraße I Egypten rc. weiterbesördert wurden. » Nisch bi» Konstantinopel. De» Hut ab! wenn Du hier« Will nun die Bahn sich in Zukunft nicht mehr auf diese Der Stern Mira. Am 12. August 1596 bemerkte der friesische Pfarrer Fabricius im Sternbilde des WalfisckeS einen Stern 2. Größe von röthlichem Lichte an einer Stelle, an welcher er früher keinen Stern gesehen hatte. Im Octobcr des folgenden JahrcS suchte er denselben vergebens. Einen Versuch zur Erklärung dieser Erscheinung machte FabriciuS nicht und erf Hvlwardä in Franccker erkannte im November 1639 die Veränderlichkeit dieses StcrneS, nachdem er ihn im December 1638 als Stern 3. Größe, in dem zwischenliegendcn Sommer aber nicht gesehen hatte. Diesen Stern, der Mira, d. i. der Wunderbare, von den Astronomen auch „Omikron Ceti" genannt wurde, verfolgten die Astronomen weiter und cs fand sich, daß er durchschnittlich nur aller 332 Tage (also 11 Monat) in der größten Helligkeit erscheint, dann wieder allmälig abnimmt und etwa 66 Tage später für das bloße Auge verschwindet , einige Zeit darnach aber nur noch als sehr kleiner Stern in großen Fernröhren gesehen werden kann, bis er dem bloßen Auge wieder sichtbar wird und dann in etwa 40 Tagen auf's Neue die größte Helligkeit erreicht. Während andere veränderliche Sterne, wie z. B. Algol im Perseus oder Delta im CcphcuS, eine ziemlich große Regelmäßigkeit in ihrer Lichtändcrung zeigen, ist Mira einer der unregelmäßigsten. Die oben angegebenen Zeiten sind z. B. nur durchschnittliche und oft erreicht er sein größtes Licht bis zu 20 Tagen früher oder später, ferner ist die Dauer deS größten Lichts sehr un gleich, auch ist er in seiner größte» Helligkeit nicht immer 2. sondern oft nur 3. oder 4. Größe, schon zweimal aber 1. Größe beobachtet worden. Mit der Berechnung seines Lichtwcchsels beschäftigte» sich z. B. die Astronomen Argelander und Pogson, jedoch kann aus Grund dieser Rechnungen das Lichtmaximum nur sehr annähernd bestimmt werden, denn jede« neue Maximum ändert die ausgestellten Formeln oft erheblich. Der Rechnung nach wäre demnächst — Anfang October oder Ende September — die größte Helligkeit wieder zu erwarten und schon jetzt sieht man ihn als Stern 3. Größe, welcher Umstand aus ein außergewöhnliche« An wachsen seiner Helligkeit schließen läßt, wenn nicht das Maximum viel früher eintntt In diesem Jahre kann er ganz besonders günstig beobachtet werden, da er am 1. Sept 9 llhr 42 Min., am 16. Sept 8 Uhr 43 Min., am 1. Oct 7 Ubr 43 Min. Abends ziemlich genau im Ostpuncte des Horizontes (nur sehr wenig rechts von diesem Puncte) auf geht. Im Jahre 1889 fällt seine größte Helligkeit Ende August, 1890 Ende Juli. Von 1891 an kann er einige Jahre nicht beobachtet werden, da er alsdann während seiner größten Helligkeit in der Nähe der Sonne sich befindet. Um ihn bequem aufzusinden, suche man Abends to Uhr zuerst das groß«, vou Sternen zweiter Größe gebildete Viereck aus. welches am östlichen Himmel sofort in die Augen fällt. Der äußerste Stern links in diesem Viereck ist der Stern Alpha in der Andromeda, die anderen 3 gehöre» zu»> Pe gasus. Links von Alpha Andromeda bcsinden sich noch 2 Helle Sterne desselben Sternbildes, Beta und Gamma, alle drei in zienilick wagereckter Linie und mit gleichen Zwischenräumen. Zieht ma» vom Polarstern durch den äußersten links, durch Gamma Andromeda, eine gerade Linie, so trifft man aus die drei Hellen Sterne des Widders, von welchen der hellste link- — Alpha i», Widder von 2. Größe — und der mittelste etwa« schwächere ziemlich horizontal stehen, der 3. recht«, der schwächste, etwas tiefer. Eine Linie endlich von Gamma Andromeda durch Alpha im Widder gezogen, geht bei einem Sterne vorbei, welcher etwas Heller als 3. Größe ist, und trifft alsdann aus den röthlichen Mira. Die Entfernung von Alpha Widder und Mira ist wenig mehr als La ie/,sacke der Entfernung von Gamma Andromeda und Alpha im Widder. Links von Mira bemerkt man übrigens 3 ein stumpswinkligeS Dreieck bildende Sterne, von welchem der erste links — Alpha im Walfisch — von 2. Größe ist. Schurlg. Wie Oskar peschel Journalist ward. Eine vriunrrung ;» seinem Todestage. <31. A»„uft 1875.) Wenige Wochen, nachdem Peschel fein erstes juristiscbe- Eramcn in Leipzig i»> August 1848 bestanden und bald daraus un September mit der Sckrist: „lieber den Begriff deS Tragi schen im modernen Drama. Eine Kritik der Aristotelischen Poetik" in Jena promovirt hatte, ging er Ende October nach Berlin, wo ein glücklicher Zufall ihn mit dem Ab geordneten Schulz auS Gr. Lichtenau, Wahlkreis Marien- bnrg, als Slubcnuachbar zusammensührte. Damals trug die Jonrnalistik goldene Früchte. Für Zeitungen corrcspon- diren, Berichte erstatten, SensationS- und StimmungSartikel, publicislischc Essays und dergl. schreibe», war ansprechend und einträglich. Berlin war gerade damals hierfür der üppigste Bote». Peschel ein bochbegabteS Talent hierzu. Wa- konnle für einen ZeitungScorrespondenlen anregender, er wünschter sein als eine solche Nachbarschaft! ES war zwar nickt sestzustcllen, unter welche» Umständen und wann Peschel'« Correspondcnzcn für die „Allgemeine Zeitung" angesangen haben, doch ist eS in hohem Maße interessant, daß ker erste Brief, der bestimmt vo» Peschel verrührt („Allgemeine Zeitung" Nr. 3l8, S. 5008), datirt ist vom 9. November, 5 Uhr Nachmittags, d. i. ein Tag. nachdem daS Ministerium Brandenburg-Manteuffel an die Spitze der Regierung getreten, die Nationalversammlung ver tagt und nach Brandenburg verlegt worden war. In dem inhaltreichcn Briese heißt eS unter Anderem: „Wir stehen am Anfang oder am Ende einer großen Revolution. Tie Vereinbarung zwischen Krone und Volk existirt nicht mehr. Das Ministerium will die Reichsversammlung verlegen, und die Reichs- veriammlung erklärt, daß das Ministerium „leine Pflicht an Krone und Volk verletzt" habe. Tie Würfel sind gefalle», noch deckt das Heute seine Hand aus die Augen. Morgen schon werden wir de« Wurs zählen können. Die Deputirten der Rechte» und ein Theil des rechten Cenirums sind geflohen. Geflohen! Ich habe das Wort mit großem B'dactn geichriebe». Einzelne von itmen, die ich persönlich kenne, ließe» ,hr Gepäck zurück, laujchle» die Kleider und eilten nach den Bahuhöscn." Der Schluß des Briefes lautet: „Meikwürdig und charakteristisch für den heutigen Tag ist eS, daß ma» kein Gesindel wie am 31. October in den Straßen sieht. Die Stimmung ist ernst: das frivole Berlin ist stumm geworden vor der Wucht der Ereignisse, eine, ich möchte sagen, feierliche Stmimung herrscht in Markt und Gassen. Wie es in einem Thurm wundersam rauscht und knarrt, ehe die Uhr ansäiigt eine Stunde zu jchlagen. so ist es heute in Berlin, der Hammer holl aus und will a» die Glocke der Geschichte schlagen, und zwar Mitternacht — den» über Preußen bricht ei» neuer Tag an." Es währte nur wenige Tage, und Peschel wurde als sandiger Milarbeiter an die „Allgemeine Zeitung" nach Augsburg berufen. ^ In dem hier folgmiden. bisher ungcdrnckteu, an Kolb ge richteten Briese nahni Peschel den in Anbetracht seiner Jugend überaus ehrenvolle»Ruf an. DerBries zeigt uns eine der liebens würdigsten Seiten von Pesckel'S Charakter, seine wahrbafte Bescheidcnhcil in hohem Maße, er beweist zugleich durch seine stilistische Gewand! heit und Reise, wie unbegründet die Be denken Peschel'o ühcr seine Fähigkeit zum Mitarbeiter der „Allgemeinen Zeitung" waren. DaS Schreiben lautet: „Verehrter Herr Doctor l Gestern empfing ich Ihren freundlichen Aries, der mir wieder große Freude gemacht, und ich gebe Ihn » i» aller Eile die Naä>- richt, baß, wenn vo» Ihrer Seite keine Gegeuordre cinläust, ich den 29leu, spätestens den 30len dieses Monats von hier abrcise und somit hoffe, Ihnen persönlich ein glücklich s Neujahr wünschen zu können. Ob ich dann später mit Ihren Aufträgen nach Wien oder anders wohin gehen oder ob ich bei Ihnen bleiben werde, hängt von Ihren, Ermessen ab, ich habe nur den einzigen Wunsch, aus dem Platze zu stehe», wo ich mit meinen geringen Kräften Ihne» taS Meiste nutzen kann. DaS überlasse ich aber Ihrer Einsicht, den» ein guter Redacteur ist wie ein guter Feldherr, er kennt die Fähigkeiten seiner Generale, die unter ihm comniandiren, und stellt sie nach ihren Fähigkeiten rechts oder links i» seine Linien. Offen gestanden, war auch, wenn auch nur zeitweilig, ein Ausenlhalt ln Augsburg ein stiller Wunsch von mir, nur kam cs mir unbescheiden vor, schon jetzt Ihnen gegenüber Wünsche zu haben, und darum gab ich ihnen keine Sprache. Noch kenne ich nicht da? Mindeste von der Technik und dem Mercanlilischcn eines literarischen Jnstiiuts, wie das Ihre, und das sollte ma» doch billig, wen» man mit Bewußtsein daran thätig sein will. Und dann hätte mich noch ein Anderes nach Augsburg gezogen, Sie, verehrter Herr Toctor, und Ihre Herren College» persön lich kennen zu lernen. Ich würde mich schämen, Ihnen eine sade Schmeichelei zu sagen, aber nehmen Sieselbst ab aus meinen Handlungen, Wie hoch ich Ihren Nanicn achte und wie sich »ach diesem Namen meine jugendliche Phantasie Ihre Persönlichkeit inalt. Ich lasse h er sehr viel zurück und ich gehe von Dresden hinweg, es nicht wieder z« sehen: wenn ich in oder für Augsburg reüssire oder es sehe traurig wieder zu sehen, verlorene Zeit hinter mir, einen ge störten Berus vor mir, wenn ich nicht reüssire. Der Schritt nach Augsburg ist ein Wagniß für meine Person und nieinc Zukunst, darum bitte ich: rechnen Sie bas kleine Verdienst, was darin liegt, unverkürzt an; ich komme mit dem reinsten Vertrauen aus Ihren Namen. Ich leiste noch wenig und meine Kenntnisse sind nicht allzu groß. Sie werden daher oft Nachsicht mit mir habe» müssen, und dann bitte ich Sie, dieses Briefes zu gedenken. Ich habe ih» nicht geschrieben an den ersten Redacteur der „Allgemeinen Zeitung", sondern an den Mann meiner Einbildung, der mein ganzes Herz dadurch erobert, daß ec mir eine Beschäftigung und Mission geboten, die ich »ur mit Beschämung annehmen kan», weil ich »ich! weiß, ob ich dazu Verdienst genug besitze. Glaube» Sie nicht, daß das Einpfindcleien sind, ich fürchte mich ganz ernstlich vor der Lückenhaftigkeit meiner Kenntnisse. Morgen werde ich der „Allgemeinen Zeitung" einen kleinen Aus satz schicken über unsre sächsischen Zustände. Die große Zahl me uer Freunde, die an unser» politischen Manövers mit Theil genommen, haben mir Material zur Beurlhcilunq gellesert. DaS allgemeine Wahlrecht hat mouströi« Resultate zu Tage gefordert, und daS kleta« Sachsen geht einer gewaltsamen Krisis entgegen. Mit größter Hochachtung Ihr Dr. Peschel. Dresden, am 22. December 1848. Dieser Brief sei der Oeffentlichkeil mit dem erneuten Wunsch« übergeben, daß die zahlreichen schriftlichen Aeußerungen unsre- Pescbel. die noch im Verborgenen schlummern, recht bald seinen Verehrern und Freunden zugänglich gemacht werden mögen I. Loewenberg.
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