Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808267
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-26
- Monat1888-08
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1888
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5164 dieser blühende Vorort e« zu danken, wenn er bente 'die Stellung eine- hervorragenden Industrie»Mittel punktes einnlmmt. Der Verstorbene war ein Unternehmer und Arbeitgeber in großem Stile; er war Theilhaber der Firma Heine L Co. in Leipzig, deren Fabrikate nach der ganzen Welt versendet werden. Erbauer von ausgedehnten Straßen- und Eisenbahnanlagen, Erbauer eines CanaleS. der zwar seiner Vollendung harrt, sicher aber fertig gestellt und dann unserer Stadt zu großem Segen gereichen wird, Be- iitzer landwirthschastlicher Güter. Die productive Thäligkcit Hcinc'ö war eine so vielseitige, wie sie nur von Wenigen in -.! rem Leben entfaltet wird. WaS ihn vor Allem bei dieser Tbäligkeit auSzcichnete, das war sein Bemühen, ein wirklich i unicincr Arbeitgeber zu sein, zu dem seine Arbeiter mit Liede und Bcrebrung in guten und bösen Tagen hielten. Der Ent schlafene hat sich auch am politischen Leben betheiligt. Seine Gesinnung iu dieser Beziehung war, wie er selbst an gegeben hat, konservativ, bez. unabhängig, nachdem er früher eine Zeitlang der Fortschrittspartei angehört hatte. Or. Heine vertrat sechs Jahre lang den Landtags« Wahlkreis Leipzig-Land I in der Zweiten Kammer dcS sächsischen Landtages, woraus er im 3. Wahlkreis der Stadt Leipzig in gleicher Eigenschaft gewählt wurde, welcher Bezirk nunmehr durch den Tod vr. Heine'S erledigt ist. Auch für den deutschen Reichstag war er eine Legislaturperiode hindurch als Abgeordneter gewählt und zwar für den Leipziger Landkreis. Die sämmtlichen Unternehmungen 1).-. Heine'S sind im Lause der letzten Monate in eine Aktien gesellschaft umgcwandelt worden, so daß ihre gedeihliche Fort- sührnng keinen Schwierigkeiten begegnet. Wir aber rufen d u, entschlafenen Mitbürger, der in seinem Leben sich keine Ruhe gönnte, in die Ewigkeit nach: Friede seiner Asche! ' Deutscher SchrWeller-verband. * Die lange vorbereitete diesjährige Generalversamm lung des „Deutschen Schriftsteller-LerbandeS", . i welcher bereits auS allen Theilen Deutschlands, Oester reichs, der Schweiz, Nordamerikas, ja sogar auS den balti» e:i Provinzen Rußlands Anmeldungen eingelaufen sind, :rt am 1., 2. und 3. September d. I. in München statt. Localconnlö, an dessen Spitze der Hosrath Maximilian w inidt steht, bat im Verein mit den staatlichen und städti- en Behörden München- genügende Vorbereitungen getroffen, i n diese Erste Allgemeine Versammlung deS nunmehr ver einigten GesainmtverbandeS deutscher Schriftsteller, Gelehrter >:ad Journalisten würdig zu empfangen. Die BerhandlunqS- ia-e sind Sonntag und Montag (2. und 3. September). Für Dieiw-tag, 4. September, sind Ausflüge nach dem Starnberger ^-c? oder dem Chiemsee in Aussicht genommen. Besichtigung rer Königsschlösser, eine Dampsschifssahrt aus dem Starn berger See u. dergl. , Die Tagesordnung der zu verhandelnden Fragm ist ziem lich reichhaltig. Es wird sich wesentlich darum handeln, die begonnene Organisation dcS Verbände- nunmehr weiter durch- zniiiliron. sowie die bereits ins Leben gerufenen VerbandS- iustitutioncn, wie daS Literarische Bureau für Bcrwerlhung der Arbeiten der Dcrbandsmitglieder, ferner die NackdruckS- c.'ntrcle u. f. w. möglichst bald auch in reale Function zu sehen. Von den Gegenständen, welche zur Verhandlung ge langen werden, erwähnen wir nur den Antrag deS Or. Ro bert Keil (Weimar), welcher auch rin über die Schriftsteller- kreise hinauSgchendeS allgemeinere- Interesse beansprucht. Derselbe lautet: „In Anbetracht, 1) daß in dem Entwürfe eine» bürger lichen Gesetzbuches für das deutsche Reich da» Verlags recht nicht mit ausgenommen, sondern einer späteren Revision des „Allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches" Vorbehalten worden ist, 2) daß aber daS Verlagsrecht seinem Wahren Wesen »ach zn dem Rechte der Schuldverhältnisse gehört und 3) die baldige Codificrung desselben für das deutsche Reich im Hinblick auf die bestehenden Verhältnisse und Anstalten, sowie auf das wahre Interesse der Schrift steller wünschenswcrth ist, beauftragt die Allgemeine Versammlung den geschäft-führen den Ausschuß, ein Gesuch dcS Inhalts, daß daS Verlags recht in daö bürgerliche Ges etzbuch sür daS deutsche Reich mit ausgenommen und ein Entwurf desselben baldigst veröffentlicht werden möge, an den deutschen Reichskanzler (NcichS-Justizamt) zu richten." Der zweite, mehr die internen Verhältnisse betreffende Antrag ist der de» HvfrathS Maximilian Schmidt: „Be schaffung der Mittel zu einer PensionScasfe sür die Mit glieder des Verbandes." Außerdem liegen noch eine Reihe von Anträgen über Statutenrevisionen, anderweitige Organi sationen der literarischen Schiedsgerichte und dergl. vor. An die Verhandlungen am Montag werden sich eine ge meinsame Festtafel anschließen, Abends gesellige Vereinigung auf der Praterinsel; ferner findet Sonntag nach den Ver handlungen gemeinsames Frühstück, dann gemeinsamer Besuch der Ausstellungen, sowie Abends Feslvorstcllungcn im Hos- thcaler und im Gärtncrplatztheater statt. Die Begrüßung der Schriftsteller findet durch die Spitzen der Staatsbehörden, sowie Lurch den Oberbürgermeister von München bereits Sonnabend Abends 8 Uhr in den Cenlralsälcn statt. Die Mitglieder des Centralvorstandes, incl. der ersten Vorsitzenden der einzelnen BezirkSvercine des VerbandcS (bestehend aus den Herren Or. Nob. Schweigel-Berlin, vr. Ludwig Ziemssen- V.-rlin, Or. Carl Frcnzel-Berlin. KammergcrichtSrath Wichert- Berlin. Otto Wenzel-Berlin. Or. Hanö Hopsen-Berlin. Or. Moritz Brasch-Leipzig, Or. Rob. Keil-Wennar, Emil RittershanS-Barmen, Maximilian Schmidt-München. Carl von Thaler-Wien, vr. Alsred Klaar-Prag, Or. Heinrich Maurus-Graz. Johannes Prölß-Franlsurl a. M-, Prof. Lud wig Büchner-Gießen. Or. Otto Baich-Stullgark, Or. Sckmidt- M istenfelö-Stullgart, Paul Barsch-BreSIau, Geh. Hosralh v. Wehl-Hamburg u. s. w.) versammeln sich bereit- Sonn abend, 1. September, Nachmittags 4 Uhr zu riuer vor- b - alhcndeu Sitzung im CafL Maximilian. Der diesjährige Münchener Echriststcllcrtag dürfte nach Allem, was ,»an »o r die Vorbereitungen hört, zu den bedeutendsten und glanz- voilsien der bisherigen Congrcsse deutscher Schriftsteller ge- böicu. Bezirksausschuß. * Leipzig, L5. August. Am heutigen Vormittag fand im Ocr. andliingSsaale der königl. Amtshauptmannschoit eine össeatlichr L'.unz des Bczirkausschlisjeö statt, bei welcher an Stelle des aus Ae iub befindlichen Herrn Geheimen RcgierungSratheS Amtshaupt- niaii'.iS Or. Plapmaan Herr RegicrungSrath von Loeben den Barsch führte. Bevor der Bezirksansichug in die Tagesordnung c.i.trak, machte der Vorsitzende die Mülhcilung. daß in letzter Nacht o s langjährige treue Mitglied des Bezirksausschusses Herr vr. zur. ^eine in Plagwitz gestorben sei. Die Berjaminlniig ehrte oaS Andenken des Heimgegangenen durch Erheben von den Sitzen. D ii ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Wahl des E.'iileindevorsiandes in Zuckclhause». Nachdem die srühere Wahl i es Gemeindevorstandes Lorlselbst keine Bestätigung gesunde», ging an. der anderweit vorgenommencn Wahl Herr Gutsbesitzer Wilhelm Müller als Gemeindevorstand hervor. Der Letztgenannte : aosaiigS sich mit der Wahl einverstanden erklärt, später es aber a bgclehii«, Las Amt anzunehmen, und zwar mit der Begründung, La: seine Faiiiilicnverhalknisse ihm dies nicht gestattete». Es lag niii de,» Beziikausjchuß ob, zu entscheide», ob diese Euiwendungea r Aieriigt seien; denn gesetzlich ist der Genannte verpflichtet, da» iüt anzu nehmen. In Erwägung, daß die früher allervingS miß- > l i, A lyäüiiisje des Gewählten sich mittlerweile günstiger gestaltet ii, , beschloß der Lezirkausichuß, da- Gesuch de- Gewählten um A Windung von seinem Amte abzuweiseu, so daß derselbe verpflichtet i . , die Geschäjte des GemciudevorsiandeS von guckelhausea zu sichren. Sodann wurde der Nachtrag de« Aulageregulotivt zu L chöne- seld, beiiessend dir Besteuerung der Actiengesellschastea nach dem rriaen Euttoinme», sowie da« Best>v»rä»d,r»»s«ab,gh«,n,»l»tt» va» Gohlt« ge»«d«i-t- Hieraus wurde mehrere» Gemeinden de« Bezirks (BolkmarSdors. Angec-Lroltendors, Eutritzsch, Knautkleeberg, Knauthain) bezüglich Beibehaltung von ori-sialutarischen Bestimmungen, betreffend die Classisicirung der Angesesseueu, Dispensation erthailr. Ueber die Bereinigung der drei Gemeinden Neutsch, Plöjen und Cleuden berichtete der Herr Borsitzcade. Danach haben die bezüglichen Unterhaudluagen zu keinem Resultat geführt, weshalb zur Zeit auch von der Ausstellung eiueS gemeinsamen Ge- meindevoistanoes abgesehen worden ist. Und doch haben die drei Gemeinden die Kirche uud Schule gemeinsam, gleichwie dieselben auch einen gemeinsamen Brückenverbaud bilden. Der Bezirksaus schuß entschied, daß nochmals Unterhandlungen betreff- der Ber einigung dcr drei Gemeinden angeknüpst werden sollten, uud sprach mau den Wunsch auS, daß diese Uutcrhaudloageu von Ersolg be gleitet sein möchten. Sodann wurde dir Ausstellung und Inbetriebsetzung eiue» DampshammerS im Fabriksgrundstücke deS Hrrru Kart Krause tu Anger-Crottendors, sowie die Schlächterei-Anlage sür Groß- uud Kleinvieh von Karl Müller in Zwenkau genehmigt. Die UnterstützungSgesuche zum Zwecke der Errichtung und beziehentlich U nterhattunng von Lolksbibliothekra wurden, wie folgt, zu befürworten beschlösse«: der Gewerbevereia Eutritzsch wird mit 100 ebenso werden die Gemeinden Lythra, Liebertwolkwitz, die Schulgemeinde Neuschünesrld und die Stadt Zwenkau mit je 100 bedacht, die Kirchgemeinde Sun- dors soll 30 erholten. Von den Schulgemeinden sollen ferner erhalten Leutzsch 15 Löbschütz 30 Möckern KO». Neuiellerhausen 50 ». Stünz bO », Wachau 30» uud Zehmeo mit Rüben 50 ». — Die Schule Schöaao kann »ach Lage der Sache keine Berücksichtigung finde»... Die Feststellung der DurchschnittSwerthe der Naturalbezüge für Arbeiter u»o Betriebsbeamie der Land- uud Forstwirthschast (H. 2 der sächsischen Aussühruugsverordnung zum Reichsgesetz bctr. die Unfallversicherung) wurde einer Commission von vier Mann, be stehend aus den Herrn Rittergutsbesitzern Bach-Breiteaseld und Kobitzsch.Plaußig, sowie Herrn Gutsbesitzer Liebner-Liebert- wolkwitz und Ritterqut-vachter Ltebeskind-Zweinoundorf. über wiesen. — Hieraus sauveu verschiedene TispeuIatiouSgesuche in DiS- membrationsangelegenhciten ihre Erledigung. Die Einziehung des von Auger-Lrotteudorf durch die Stünzer Flur nach Mölkau sührendea Fußwege» hat schon des Oesteren den Bezirksausschuß beschäftigt, und auch beute hatte sich derselbe wieder damit zu befassen. Ls wurde heule cou- tatirt, daß der Weg selbst von betheiligter Seite als ein üsjentlicher erklärt wordeu sei, gleichwohl sei Ent scheidung darüber bisher noch nicht getroffen worden. ES ei. so wurde hervorgehobcn, zu wünschen, daß diese Wege- angelcgenheit nunmehr bald ihre eudgiltige Regelung erfahre. Den Gemeinden Stünz und Mälkao soll ausgegeben werden, nunmehr endgiltig zu entscheide», ob der beregte Fußweg emzuziehcn ist oder nicht. Der Fußweg von Neuschönefeld »ach Schöueseld und den Parthcndörjeru soll, da die Fortführung des PjerdebahngleiseS aus diese», Wege geplant ist, zu einem zwanzig Meter breiteu Fahrweg umgcwandelt werden. Ueber die Nothwendiqkeit der Verbreiterung dieses Weges herrscht bei Denen, welche die Berkchrs- verhältnissc dort kennen, nur eine Stimme, und fand diese Ansicht auch in den heutigen Verhandlungen ihren Ausdruck. AuS diesem Grunde haben auch, mit Ausnahme eines Einzigen, alle Grundstücks besitzer, welche an diesem Wege Grundstücke haben, sich bereit erklärt, das zur Verbreiterung crsordcrliche Land der Gemeinde Schöueseld, selbstverständlich gegen die zu bestimmend« Kausjumme, abzutreteu. Es wurde uun heule der Gemeinde Schöueseld ausgegebea, zu ent scheiden, ob die Verbreiterung so nöthig sei, daß eventuell zur Expropriation verschritten werden solle. Mit der Erledigung dieser Angelegenheit wurde die öffeutliche Sitzung geschlossen, woraus in der nichtöffentlichen Sitzung die Erledigung der eingegangcaea SchaakconcessionSgesuche erfolgte. Musik. -l— Altenburg, 24. August. Der hiesige Mäuuergesaug- vereio, der mit dem akademischen Gesangverein „Arion" in Leipzig seit langer Zeit gute SangeSbrüderschnst hält, hat nun be- schlossen, sein 25 jähriges Jubiläum in den ersten drei oder vier Tagen d S October zu feiern. Zu den Ehrenmitgliedern de- Ver eins gehört auch Herr Musikdirektor Richard Müller iu Leipzig, der bekannte Liedercomponist uud Dirigent des „Arion". — Von Sicgel'S musikalischer Universal.Bibliothek erschien die Forlsetzung io den Nummern 40S—420. Auf schönem festen Papier i» geschmackvoller Ausstattung wird uns eiue An zahl klassischer Comvositioneu — von Beethoven da» Lied „Freud voll und leidvoll", von Schubert der bekannte vierhändigt Militair- marsch, derselbe, den auch Tausig zum Coucertvortrag bearbeitete, von Mendelsioh» „aus Flügeln des Gesanges", von Chopin Mazurka in Ls üur und Präludium in Owoll — und hübsche Transscriptionen von Liedern und Operninelodien geboten. Die Uebertragungcn stammen von Ncugebaucr und Friedrich und sind leicht spielbar und geschickt geschrieben. Jedes Heft kostet uur 20 und dieser billige Preis sichert mit Len anderen Vorzügen deS UuteraehmenS demselben eine immer steigende Popularität. Lunst-Verein. * Neu ausgestellt sind: im Eingaogssaale der von Martin von Wagner eutworsene WalhallasrieS in photographischen Licht drucken, ausgenommen nach dem im Besitze des von Wagncr'jchen Kunstiustituts i» Würzburg befindlichen Origioalmodell. Im Vor- tragssaale: zwei Oelgemälde von Ernst Schmitz iu München: „Aui der Eisbahn" und „Echwarzwälderin". Ausgestellt bleiben im Eiugongssaale: eine „Landschaft", Ocl- gcmälde von Friedrich Preller in Dresden und „Die Ueber- gäbe von Warschau im Jahre 1656", Oelgemälde von Wil - belw Räuber in München; im Vortragsiaale „Christus am Kreuz", Oelgemälde von Jmanuel Riedel in Leipzig, ein „Interieur", Aquarell von Hermann Heubner in Leipzig: „Lserdc- schwemme", Oelgemälde von Franz Hochmann in KarlSru»e, „Die Ruinen des Tempels der Königin Hatasu", Oelgemälde von E. Körner in Berlin, „Alles Schloß in den Apenninen", Oelgemälde von L. Neubert iu München, drei Kohle- zeichnuugen: „Der abenteuerliche SimplicissiinuS". „Die Legende vom Hufeisen" und „Phantasien im Bremer Rathskellcr", von James Mars hall in Weimar; „Ein Orakel", Ocl- gemälde von Albert Keller in München, eiue „Landschaft", Oelgemälde vonA Hossmann in Frankfurt a. M., „Setbstbildniß". Oelgemälde von Theodor Grosse in Dresden, Bildniß dcS ver storbenen ProscssorS Radius, Oelgemälde von H. Schwenk in Leipzig, sowie ein nach Botticelli'» „Frühling" farbig au-gesührteS Bild der Arundel-Societv. Im Oberlichtsaale befindet sich die elfte SonderaoSstellung von Gemälden und Haudzeichnuogcn Rasael'S, iu sechshundert zumeist »ach den Originalen aufgenommeaen Photographien, sowie in Kupferstichen. Nichtinitgliedcrn deS Kunstvereins ist der Eintritt sür 50 gestattet. Kataloge sind sür 50 -iz käuflich zu habe». Die Rafael-Ausstellung im Luustverein. Al» Rafael im Jahre 1503 durch Papst Julius H. nach Rom berufe» wurde, erwarteten ihn sofort große Arbeiten. Sie bestanden iu der Ausmalung von Prachtgemächeru im Vatikan, welche der genannte Papst sür sich Herrichten ließ, um nicht die Zimmer seine» verhaßten Vorgänger» Alexander VI. bewohnen zu müsseu. ES waren dies drei größere Zimmer und eia Saal, die sogenannten „Stanzen des Vatikan". DaS erste, waS an die Reihe kam. war die „Stanza della Segnatura", das Zimmer, wo die Bullen vom Papste unterzeichnet wurden. Hier sollte der Künstler die geistigen Mächte, welche das Leben gestalten und beherrsche», malerisch darstellen: die Tbcologic, Phüojvvhie, Poesie uud Jurisprudenz. Die» konnte natürlich nur durch symbolische uud allegorische Mittel geschehen. Rasael tbat die» mit solchem Glück, daß er Alle- von dem unfruchtbaren Boden der Abstraktion iu die köstlichste Fülle naiürlicheo LebeuS hinaushob, verklärt zur höchste» Schönheit und Freiheit. Da» erste Wandbild, die „vieputa cksl Saoraweuto" schildert die Theologie. Durch die den Himmel erfüllenden Grnppeu de» oberen BildlheileS wird die triumpdireud« Kirche, durch die uutereu die streitende Kirche dargestellt. Den Mitlelpunct bildet der Altar mit der geweihten Hostie. Florentinische LebenSsülle verbindet sich in diesem Bilde mit umbrischer Eeeleaschöaheit zn einem »»vergleich- lichea Ganzen. DaS zweite Bild, die „Schule von Athen" genannt, ist der Philosophie gewidmet. Hier trifft man in den hehren Hallen einer feierlichen Architektur um Plato uud Aristoteles die Denker und Forscher aller Zeiten versammelt. DaS dritte Bild, der „Parnaß", vereinigt in ühnlicher Weise nm de» ans dem Gipfel diese- Berge» thronenden, von den Musen umgebenen Apoll die großen Dichter de» AlterthnmS, de« Mittelalters und der Renaiffance. Aas der vierte», derguriSprudruz gewidmete,Wend wird dtevrrlethung des »wUiiche» und deS getstlich«. Recht«« dargestelU, d«S erster, », „Uebergabe de« römischen Gesetzbuches durch Kaiser Juftiutau", da« andere in der „Verleihung der Decretalea durch Papst Gregor IX." Außerdem trifft mau die Allegorien von „Weisheit. Slärke uud Mäßigung" al- die Grundlagen aller Gerechtigkeit-Pflege. Außerdem wurde» auch noch die Sewölbekappen und Zwickelselder der Decke mit auf die Haupibilder bezüglichen Allegorie» und andere» Dar- stellungea geschmückt. Das zweite, da» Heliodorzimmer, die „Stanza d'Lliodoro", so genannt von einem der Bilder, schildert ans der ersten Wand nach dem zweite« Buche der Maccabäer die „Bertreibuog de- lyrischen Feldherr» Heliodor" aus dem Tempel zu Jerusalem. Wie hier der Schutz des Himmels bei den äußere» Gefahren der Kirche, wird aus dem zweiten Bilde, „der Messe vou Bolseua", die wuoderbare Errettung der Kirche aus deu innere» Gefahre» de« Zweifels und der Ketzerei geichildert. DaS dritte Bild. „Attila vor Rom", zeigt, wie der wilde Hunnensürst dicht vor Rom von der wuaderbarcn Erscheinung des Aposteliürsten erschreckt wird. Die vierte Wand endlich stellt die „Befreiung Petri aus dem Kerker" dar. Schon die beiden letzten Bilder wurden nicht mehr auter Julius II. vollendet. Ganz in die Zeit seine» Nachjolgers Leo'» X. fallen die Ausmalung des dritte», des BurgbraodzimmerS (Ltanra «lei lucevckio) und deS ConftantinsaaleS. Der letztere rührt sogar wesentlich nur im Entwurse von Rassel her uud wurde nach seinem Tobe von seinen Schülern ansgesührt. Ebenso legte der Meister die Ausführung der sogenannten Loggienbilder ganz in die Hände seiner Schüler. Aehnlichcs gilt von der Ausmalung der Billa Farnesina in Rom. Alles das. sowie noch eiue Anzahl anderer Fresken, ferner nach seinen Entwürscn au-sgesührte Mosaiken und Tapeten im Eia- zelnen ouszuzählcn und zu besprechen, würde hier nicht genügender Raum sein. Alles da» mag man eben in deu trefflichen Wieder« gaben betrachten, welche in der Rasael-AuSstellung vereinigt sind. Das Hauptinteresse gewinnt dieselbe durch die mitausgestcllten, zahl- reichen, vorbereitenden Studien und Entwürfe zn oll diesen Werken. Erst durch diese Vergleichung gewinnt mau einen Einblick in daS Schaffell de» Meister». ^ ^ Adolf WeiSke. Del vecchio's Kunstausstellung. Immer seinsühliger in der Wiedergabe de» Beschauten zeigt sich der Pinsel von Karl Buchholz in Weimar. Bei Betrachtung seiner Bilder fällt es dem Beschauer durchaus nicht ein» daß es immcr und immer wieder «in schlichtes Stückchen deutscher Flach, landsuatur, ein bescheidenes Eckchen auS Wald und Flur ist, waS ihm da von der Leinwand freundlich ratgegenblickt. Man verweilt eben gern bei diesen stimmungsvollen LandschastSbildern. Auch der jetzt hier ausgestellte „Vorfrühling am Waldraode" fesselt deu Be schauer auf den ersten Blick mit seiner frischen, sinnig ge- ichaulen Naturwahrhcit, Der jetzt io Leipzig niedergelassen« junge Bildnißinaler Georg Schwenk hat ein wirklich reizvolles goldblond gelocktes „Kinderköpfchen" gemalt. Da» scharf entfallende Seiteulicht modcllirt das Köpfchen prächtig and ohne alle Härten aus dem dunklen Hintergründe heraus. Auch die tiefste» Schallen sind dabei frei von allem Rußigen, rein und klar im Fleiichione. Am Eingänge zum dritten Saale hängt eine anmuthende Trachieustudie vo» Karl Hetz in München» „fränkische- Mädchen", in halber Figur. Mil einem Handkorbe am rechten Arme und einem mächtigen rotyen Familicmchirme mit Messinggriff in der Linken ausgerüstet, ein rolheS Halstuch umschlungen, steht die frische Dirne da und blickt den Beschauer freundlich lächelnd au. Nicht minder schneidig ist die Baucrndirne, welche auf dem H. von Beber'ichen Silteabilde „nur Muth" auf dem längs des goldigen AehrenfeldeS führenden Wege den kleinen etwas zag haste» Bursche» unter Zusprechen von Muth aus dem Stangenzauu an ihrer Hand Sciltäazerkunsistücke üben läßt. Auch das Bürschchen ist schneidig gemalt. Ein hübsche» Landichaftbildcheu ist Franz Sckireyer's „Blick aus Rom". Augenscheinlich steht man aus einer Andöhe draußen jenicitS des Ponte mvlle unv sicht jenseits deS durch die Ebene sich windenden blitzenden Liberlande- die Umrißlinieu der dunklen Häusermassen Rems mit Sauct Peter uud Vatikan sich zeichne», am fernen Horizonte die blaue» Coutouren der Albaner» berge. Aus engeren Raum beschränkt ist der Blick „Im GemS- revier" von Otto Grashey, von der Fel-platte vor», wo muntere Gemsen harmlos ihr Wesen treibe» über Thal und Abgrund hinweg nach den Felsmosscu da drüben. Der Maler muß diese anmuthigen Thiere gar wohl belauscht haben, denn er weiß sie in ihrem Daheim vortrefflich zu schildern. Naturwahrheit und enlsprechcuden malerischen Ausdruck kann man auch Peter Bücken in seinem „Kücheninneru" nicht absprechen, doch ist eS dem Künstler wohl kaum gelungen, Das. was er da geschaut hat, zn einem Kunst werk zu gestalten, sür das man sich interessiren kann. Horst Hacker ist durch zwei Bilder vertreten. Auf dem eine», „Gemsen", iührt er uns auch in das Gemsrcvier. Aui halsbrecherische» Pfaden flüchtet eia Rudel Gemjen vor dem Jäger. Auch die Hacker'jchca Gcmien mulhen lebenswahr an. Das andere Hacker'sche Bild versetzt den Beschauer nach dem Obers« mit dem lichten blaugrünen Spiegel, eingebettet in den düsteren, ernsten Felskessel. Einen zweilen „Vorsrühling" nächst dem Buchholz'ichcn hat August Dressel gemalt. Ein stehender Wasserspiegel >m Vordergründe mit alten überhängcnden, noch uiibelaubtcn Weiden wirst das klare Blau des Himincls zurück. JenjeilS desselben aus moorigem Boden tummelt sich Schwarzwild. Ein Gehölzraud begrenzt Leu Blick. Auch das Tressel'iche Bild zeigt liebevolle Bersenkung in die Natur. Zuletzt sei noch erwähnt eia hübsche», srischeS Strandbildchen von C. Wuttke, „Blick aus Meutoue", auS dem den Beschauer Riviera- sonne aiilacht. Adols Weiske. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) O. Leipzig, 23. August. (Gewerbliches.) DaS Landgericht Bayreuth hat dcn Polirmeister P. und dessen Frau in Gottliebs- tbal von der Anklage des GcwerbevcrgehenS auS 88- H5. 119 und 33 der Gewerbeordnung srcigtsprochen. Nach 8- 115 sind die Gc- werdctreibeuden verpflichtet, oie Löhne ihrer Arbeiter baar in Reichs. Währung auszuzahlen. Sie dürfe» denjelben keine Maaren creditiren. Die Verabfolgung von Lebensmitteln un die Arbeiter fällt, iosera sie zu einem die Anichasfuugskosten nicht übersteigenden Preise erjolgt, unter die vorstehende Bestimmung nicht; auch können de» Arbeitern Wohnung, Feuerung, regelmäßige Beköstigung rc. unler Anrechnung bci der Lohnzahlung verabfolgt werden. In 8- 119 ist gejagt, daß dcn Gewerbetreibenden u. A. deren Famittenglicdcr, Gehilfen, Be- ausuagle, Geschäftsführer rc. glcichzuachle» sind. Der 8- 99 endlich jchreibt vor, daß zum Betriebe einer Schankwirthschaft eiue Concession nöthig ist. Die vorstehenden Bestimmungen nun sollten nach der Anklage von dcn Beschuldigten übertreten sein. Der Angeklagte P. ist vom Besitzer des Glas-Schleis- und Polir-WerkeS iu Gottliebs- thal, dem Kaufmanu B. in Fürth, als Werkmeister «»gestellt uud ist verpflichtet, mit einer Anzahl ihm unterstellter Arbeiter die Rohgläser zu veredeln, wogegen ihm »ach der Stück zahl der sertiggestellteo Arbeiten und den vertragsmäßigen Lohn sätzen der Arbeitsloha vom Fabrikbesitzer alle drei Wochen auS- gezahlt wird. Von diesem Lohn hat er seine Unterarbeiter, deren Anstellung und Entlassung in seinem Ermessen steht, abzulöhnen» was ebenfalls alle drei Wochen geschieht. Da die Fabrik isolirt vou anderen Wohnplätzen liegt, erhalten die Arbeiter sreie Wohnung iu derselben. Der Lohn wird ihnen theils nach der Stückzahl, theil» al« Wochenlohu ausgezahlt. Die unverheiratheleu Arbeiter werden vom Wcrksührer P. beköstigt. Letzterer gewährt auch iu der Zeit zwischen den einzelnen LohazahlllugStageo de» Arbeitern doare Vorschüsse bi- zur Höhe de» zur Zeit verdieutea LohueS. DaS Bier, welche- von de» Arbeitern verbraucht wird, liesert P.» indem er e- satzweise bezieht und einzeln in Liter» ver abreicht. DaS Liter kostete im Einkauf 18 ^ und wurde sür 20 wieder verkauft. Die Arbeiter haben dasselbe regelmäßig baar be zahlt ; nur ousnahnlsweise hat Frau P. genüge Ouautitäteu Bier aus Borg abgegeben, jedoch bald daraus bezahlt erhalten. Frau P. hat außerdem in de» Jahren 1886 und 1887, indessen gegen da« aus drückliche Verbot ihres Ehemannes, «tuen Svezereilaben betriebe» und die Lebensmittel zu höheren al- deu EinkausSpreisen wieder verkauft. Für gelauste Maaren wurde deu Arbeiter» Loh» «icht abgezogen. Das Gericht uahm uun zwar oo, daß der Augeklagte P. al« Gewerbetreibender im Sinne de« 8- 119 aazuseheu sei» erachtete eS aber nicht als nachgewiejeu, daß er iu deu Iahrea 1886 uud 1887 die Löhne seiner Arbeiter nicht baar ausgezahlt habe. Richtig sei allerdings, daß er die baareu Vorschüsse vom Lohne abgezogen Hab«, was jedoch uicht strafbar ist. Das Gericht »ahm ferner au, daß P. den Arbeiter» «icht da« Geld sür Bier geborgt habe. Die Frau P. hat zwar de» Arbeiter» Maaren ereditirt und LebeaSmittel zu theuerera als den EinkousSpreisea verkauft, allem, sie hat uach der Ueberzeugung de- Gericht« die Waareu immer uur aus kurze Zeit geborgt und uur dann, wenn die Arbeiter wegen Abweienheit ihre« ManueS augenblicklich keinen Vorschuß erhalten koauten, welcher ihnen, wie sie wußte, jederzeit vou ihrem Ehemoane gewährt wurde. Daher war ouzunehmen, daß sie die Maaren lediglich in der Voraus- setzoug der baldigst erfolgenden Baarzohlung verabsolgt hat uud sich der Rechttwidrigkeit uud Strafbarkeit der Creditgebuag gar «icht bewußt war. UebrigenS kau» sie, so heißt r« weiter in de» UrtdeilSgründen, da ihr Ehemann blo« Gewerbegehilse ist, als g-milienglie» eine« Gewerbetreibende» (>. 11») nicht in Be tracht ko«»»», da dtrs, Bestimmung »icht analog a»f di« Familienangehörigen eine« Gehilfe» oder Beauftragte» anSge- dehnt werden darf. Wo« den Au-fchaak vo» Bier beirifft, so wurde ein coucessiou-widriger Ausschank deshalb »icht angeuomwr», «eil der GerichlShos den Angeklagten darin Glauben schenkte, daß sie an dem Verkauf de» Biere« keine» Gewinn gehabt »nd nur die Transport- »nd sonstigen kosten za de« eigentliche» Bierpreise hiuzugerechaet hätten. Gegen die Freisprechung der Fron P. an« de» 88- Hst und 11» richtete sich die Revision de« Staatsanwalt«. Derselbe war der Meinung, da« Gericht Hab« die Angeklagte an« dem rechtlich unhall- baren Grunde sreigesprochen, weil sie die gesetzlichen Bestimmungen uicht gekannt habe. Strafbar sei sie, wen» ihr Mann al« Gewerbe treibender in Betracht komme. Als selbstständiger Gewerbetreibender fei er aber anzujehen. da er die Arbeiter »ach freie« Ermessen ouS- wähle, entlasse uud löhne, letztere» uach freier Bereiubarung mit de» Arbeiteru und au« eigeuer Tasche. Die Freisprechung Wege» de» Bierschaak« wurde ebeusall« augefochtea. — Der Reichsanwalt beantragte die Berwerfnag der Revision. ES sei, sagte er. uabedeuklicki. daß der Angeklagte P. nur Gewerbegehilse war und al« solcher noch einer früheren Entscheidung de- Reichsgericht« für seine Fra» nicht einzustehen brauchte. Die Revision richte sich iu der Hanpiiache gegen die tha«jächlicheu Feststellungen und sei auch unbegründei, soweit die Bierverzapsung iu Frage komme. Der tz. IIS meine nicht schlechtweg einen Höheren Preis al« den Einkaufspreis, sonder» verbiete uur einen GeschästSgewinu. Da ei» solcher hier uicht uachgewieseu, könne auch 8. 33 uicht al« übertrete» angesehen werden. — DaS Reichs gericht billigte diese SoSsührunge» uud verwars dir Rtvssiou des Staatsanwalts. Königliches Landgericht. Ferienftraska««er 6. Wegen groben Unfugs hatte sich der Schneider Wilhelm K. vor hiesigem königlichen Schöffengericht zu verantworten gehabt, da er gegen ei» polizeiliche» Strafmandat, worin ihm wegen obgenanuter Uebertretnug 3 Tage Hast zuerkaant wurden, a»s richterliche Entscheidung angetrage» hatte. DaS Gericht fand jedoch keinen Grund, ihm die Strase obzunehmeu, sonder» ließ dieselbe zu Recht bestehen, ihm die Kosten auserlegend. Darüber war »na K. uicht wenig verwundert, denn er war nach seiner innersten Ueberzeugung im vollsten Recht. Nein, da« ging uicht, da« ließ er sich nicht lesallen, er legte Berufung gegen das Erkeantniß ein. Durch die Beweisaufnahme, in die nun da» königliche Landgericht eintrot, mußte man indeß zu der Ueberzeugung gelaugea, daß e« mtt K.'S vermeintlichem RechlSgesühl sehr mißlich bestellt war uud gebe» wir dazu Folgendes wieder: Im April d. I. giug der Augeklagle eines Abends die Reichsstraße entlang uud eS wandelte ihn schließlich eio Lüftchen au, doch einmal Don Juan zu spielen, vor ihm her ging ein junge» Mädcheu und bei diesem wollte er sofort sein Glück versuchen. Erwartungsvoll näherte er sich ihr oudflötete: „Schönes Zränlein — wir kennen un» glaube ich vou der M.'scheu Bierhalle her i" — Ein Seitenblick der jaageu Dame streifte ihu, doch wurde er keiner Antwort gewürdigt. Gerade dieser Mißerfolg reizte den Galaiithomme. Ja Schmcicheltönea bot er seine Begleitung a» oud als ihm Alle» Nichts nützte» wurde er zudriuglich. Zuerst «audte sich daS Mädchen unwillig ob, als er sich aber gar nicht abweiseu ließ, vielmehr dreist wurde, ries sie ziemlich laut uud in »icht miß- zuvcrstrhendem Tone: „Wenn Sie mich nun uicht in Ruh« lassen, rufe ich den Schutzmann!" Wenn K. AastaudSgesühl besaß, so hätte er sich nach oll' diesen Körben schleunigst zurückziehe» müssen; so sab er aber sein unmoraliickies Benehmen uicht ein» sondern beschimpfte daS Mädchen, welche» seineBeläjUguugen schon längere Zeit tgnorirt hatte, obendrein in gröblicher Weise. Eia Passant» welcher da« Gebahreu des Schneiders schon längere Zeit beobachtet» auch de» AuSrus der Belästigten gehört hatte, interveairte schließlich. Doch er erreichte bei K. uicht viel, derselbe kam auch ihm grob: allerdings kam er diesmal an die unrichtige Adresse, den» der Passant, ei» hiesiger Marklhelser, verabreichte ihm dafür eiue Tracht Prügel. Unterdessen hatte sich da» Mädchen von der Bildsläche entfernt, «ährend dasür ein Schutzmann aus derselben erschien und die seiudlichra Parteien uach der Mache e-cortirte. Die Folge war da« EiugauaS erwähnte Strafmandat. Der AngeNagte schilderte die ganze Geschichte una freilich ganz ander», doch hatte er damit auch diesmal kein Glück, sondern durch die Beweisaufnahme wurde der Lhatbeftand in der obengenannten Weise sestgestellt. DaS BrrusnugSgericht erachtete die Urtheilsgründe der ersten Instanz als voll uud ganz gerechtfertigt und zutreffend und verwars die eiagelegre Berufung, de» An geklagten außerdem sämmlliche Kosten auserlegend. Zoologischer Garte«. * Im Zoologischen Garten, welcher gerade in letzter Zeit manches werthvolle Exemplar von schönen und seltenen Thicren erworben hat, so daß schon auS diesem Grunde ein Besuch sehr lohnend ist, findet heute von Nachmittag- >/,4 Uhr an großes Garlenconcert, ansgesührt von der Büchner'schen Capelle, statt. Den Liebhabern deS RollschuhlausS ist Ge legenheit geboten, sich im Skating Rink, woselbst die Beycr'sche Capelle von 3 Uhr Nackmittags ab concertirt, bis 1t Uhr zu amüsiren. Alles Nähere ist auS dem Anzeigentheil ersichtlich. ' Nachtrag. * Leipzig. 25. August. Wir empfangen von der hiesige» kaiserlichen Ober-Postvireclion folgende Mittheilung: In der dritten Beilage deS heutigen „Tageblatt» rc." wird am Schluß des Artikels „Fernsprechmelduug rc." au» Berlin erwähnt, daß die Fcrnsprichmeldung mit Berlin seit einigen Tagen Mangel- Haft sunctioiiire. Von einem solchen Uebelstaode ist hier nicht« be kannt geworden; auch habe» die sofort an gestellte» Ermittelungen ergeben, daß trotz der recht lebhaften Benutzung der Verbindung Veranlassung zu einer ähnlichen Klage bisher nicht Vorgelegen hat. So sind gerade gestern beispielsweise 45 Gespräch« mit Berlin zur Zufriedenheit der Betheiligteu abgcwickelt wordeu. Es muß daher wohl angenommen werden, daß die Ursache der mangelhaften Ver ständigung des „Tageblatt" mit Berlin in einem Nebcnumftcmde zu juchen ist, der möglicher Weise in der Bedienung der Eprechstelle deS Correjpondeutea in Berlin zu suchen ist. Ich erjuche ergebenst, von vorstehender Mittheilung in der nächsten Nummer Ihres geschätzten Blatte« entsprechenden Gebrauch zu mache». Der kaiserliche Ober-Postdireetor. gez. Walter. Wir können zu Vorstehendem nur wiederholt bemerken, daß die Leistungsfähigkeit der Fernsprechleitung Berlin-Leipzig im Lause der letzten Zeit, soweit sie den Fernsprechverkehr mit unS betrifft, sich wesentlich verschlechtert hat, so daß die Handhabung deS Fernsprechen» zur förmlichen Pein wurde. Wir haben keine Kcnntniß, woran die Schuld liegt, baden aber LaS kaiserliche Telegraphenamt gebeten, die Sache schleunigst untersuchen zu wollen. Die Redaktion LrS „Leip ziger Tageblattes". * Leipzig, 25. August. Folgende Mittheilung au» der letzten Sitzung des Magistrat» iu Berlin wird sür die Leser unsere» Blatte- von Interesse sein: Bei der Feier der fünfzigjährigen Wiederkehr de» Tage» der Völkerschlacht bei Leipzig am 18. October 1863, zu welcher außer einer großen Anzahl vou Vertreter» deMjcher Städte auch Vertreter österreichischer Städte in Leipzig rrichieneu waren, ward« der Beschluß gefaßt, zum Andenken auf dem Schlachtfeld« al» eiue gemeinsame Tdat aller Deutschen ein würdiget Denkmal zu setzen. Zu diesem Behuse ivurde eine Anzahl vou Städten ge wählt, welche iu eiuem zur AuSftihrung dieses Vorschläge« gebildete» Ausschüsse vertreten waren. Die großen bedeutungsvollen Kricqs- jahre, welche auf diese Feier folgten. ließen es nicht »»gemessen erjcheiue», diese« Projekt vorlänfig weiter zu versolgea, und es blieb daher dasselbe bi« jetzt außer Erwägung. Der Rath von Leipzig glaubt nunmehr, ongesichls der iu diesem Jahre bevor- stehende» süusuadsiebzigjährigen Wiederkehr de« Schlachttages, da« Projekt vo» Neuem in Anregung zu bringen und hat, gleich«,« an sämmtlich« im grnanaten Ausschuß vertretenen Städte, auch an di« Stadt Berlin ein Schreiben gerichtet, in welchem derselbe aus- sührt, daß et ihm al« eine Ehrenpflicht erscheine, der Berwirklichung de« im Jahre 1863 gesoßten BeichlusscS wieder näher zu treten uud da« Proiect. wenn auch in bescheidener.-» Grenzen, als die« anjüng- lieh beabsichtigt war, zur Ausiührung zu bringen; e« habe sich zu diesem Zwecke eia Lomitt gebildet. Abgesehen davon, daß man versuchen könnte, sür «in bescheidene- Denkmal, dos ja immerhin würdig sein könnte, die Mittel in Leipzig selbst auszabringe», wüßie man aber an dem Bedanken sesthaltcn. die AuSsührung zu einer ge- meiasamen Ausgabe de« ganzen deuischen Volke« zu machen und zu diesem Behnse d,e srühere beschlossene Organisation wieder iu« Lebe,, zu rufen. Der Berliner Magistrat wird daher »m eiue Erklärung rrlncht, ob er an der AuSsührung de« im Jahr« 1868 gesoßten Be- schlnffe« sich »och »» betheiliar, wünsch«. Znglelch »heilt »er Rath »,» Leipzig «i«, baß noch Eingon, »er Antwartr, Var dürrsten»»»
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