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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-16
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1888
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Erste Geilagt zum Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. Zi° 228. Donnerstag dm 18. August 1888. 82. JahMNg. Zur Erinnerung an den Mjährigen Geburts tag König Friedrich Wilhelm's I. von Preußen. Bon Ludwig Ziemßen. Nachdrud verboten. Zivei Jahrhunderte sind binnen Kurzem — den 25 August dieses Jahre- — verflossen, seit an einem schönen August morgen im Schlosse zu Berlin die edle, hechsinnige Kur- sürstin Sophie Charlotte einem starke», lebenskräftigen Knaben daS Dasein gab. Als man daS Kind eingewickelt hatte, erhob die fürstliche Mutter ihr liebliches, bleiche- Haupt ein wenig auS den Kissen und sprach sanften ToncS zu dem Kammcr- sriiulein von Poelluitz. ihrer Freundin und Vertraute», indem sie die Arme auSstreckte: „(Heben Sie mir mein Kind, liebe Poellnitz!" — Und als daS schöne Mädchen ihr daS N n- gcborene an die Brust gelegt, schaute sie dasselbe mit dem ihr eigenen tiefsinnigen Blicke einen Augenblick nachdenklich an, lugte eS dann innig und glitt ihm liebkosend mit der bleichen Hand über daS zarte Köpfchen. „ArincS Kind", flüsterte sie dann. „Du trittst in ei» schweres Leben ein!" — Und zu der Freundin ausblickend. fuhr sie sinnend fort: „Meinst Du nicht, Liebe, wenn er wissen könnt', waS ihm im Leben Vorbehalten ist an Sorgen, Mühen und Kümmernissen, er machte eS wie seine Geschwister vor ihm und sagte dieser Erde Valet, noch ehe er auf ihr heimisch geworden!" ,.O. liebe Durchlaucht", ries erschrocken daö junge Kauimer- sräulein und nahm daö Kind wieder in ihre Arme, „weiche Gedanken sind daS! Ich meine, daö Bübchen ist wohl stark genug. eS mit der Well auszunehmen. Seht »ur die festen Glieder und den schier trotzigen kleine» Mund. Der mag wohl eher geartet werden, daß die Welt sich ihm sügi, als daß er sich obsiege» ließe!" „Daß Du dock Liecht behieltest, Liebe! Zn Wahrheit, er wird einst alle Kraft nöthig haben!" — Uebcr den so Liede und Widerrede erging in der Stunde seiner Geburt, er war bestimmt, deS erste» König- von Preußen Sohn und Nachfolger. deS größten PrenßenkönigS Vater zu werden. daS tief zerrüttete, fast rninirte junge Königreich vom Verderben zu retten, Recht und Gesetz von Neuem zu begründen, eine geordnete, dauernde Staatsver waltung auszurichten, einer verlotterten, charakterlose», un- deutschen Generation daS Beispiel bürgerlicher Rechtlichkeit, strenger Sitlenreinheit, dcutsckpatriotlscher Gesinnung zu geben und mit sicherer Hand die Fundamente zu legen, aus denen sein genialer Sohn und Nachfolger den stolzen Bau von Preußens Ruhm und Größe aufzufiihrc von der Vorsehung berufen sein sollte. So Großes konnte nicht vbne Verletzung zahlloser Interessen, nicht ohne gewaltthälige Härte, ja hier und da nicht ohne Grausamkeit vollsührt werden; vor solche» Zielen mußte jede Rücksicht aus Persönlichkeiten, gleichviel welchen Nangeö und Standes, schwinden, jede Schonung selbst berechtigter Interessen Einzelner bei Seite gesetzt werden: mit rauher, aber sicherer Hand griff Friedrich Wilhelm die tiefen Schäden seines Lan des, seines Volkes an und schuf Heilung, wo Heilung säst unmöglich schien! Der Mann, der vor solcher Aufgabe nicht zurückschrak, vernelh sich schon im Knaben: seine energische, jeder Ein schränkung sich weigernde, zrelbewußte Natnr erschreckte früh die leitenden Kreise durch wilde llnbändigkeit, eigenwilligen Trotz und starre Gcwaltlhätigkcit; seine leidenschastliche Ab Neigung gegen die herrschende srauzösische Bildung überzeugte die sür Kunst und Wissenschaft begeisterte, aber sranzvsirende Mutter, daß sic von ihren« Erziehung-ideal bei diesem Kinde Viel, wenn nicht Alle- werde schwinden lassen müssen. Da gegen blieb seine- Erziehers, de- strengen, ebrenhasken Burg grasen Alexander von Dohna's sittlicher Einfluß aus den widerspenstigen Knaben nicht ohne Wirkung, und deö deutschen Gelehrten Kramer Abneigung gegen die unpatriotiscke AuS ländere! der ganz vcrwelschte» vornehmen Stände traf in der Seele seines fürstlichen Schülers aus volle Sympathie. Sophie Charlotte versprach sich endlich von einer Orts- Veränderung. von nener Umgebung, neuen Eindrücken, eine förderliche Einwirkung aus den starren, bisher nur sür inili- tairischc Angelegenheiten empfänglichen Sin» deS Sohnes, und obschon der Gedanke an zeitweilige Trennung von demselben ihr bitterste Schmerzen bereitete, vermochte sie doch den Kur fürsten dazu, de» Prinzen auf Reisen in ferne Länder und an fremde Höse zu entsenden. Aber als er fort war, begab die hohe Frau sich trauernd in daS verödete Zimmer des SobneS und unter Thränen den verlassenen Raum musternd, zeichnete sie mit einem beiliegenden Kreidcstück ein Herz ans den Tisch de- fernen Sohncö und schrieb darein die klagenden Worte: „U est parti!" Ja, er war fort und aus Nimni'rwicdcrschcn! Ein jäher Tod raffte die edle Mutter in der Blüthe ihrer Jahre dahin, und der trostlose Sohn vermochte nichts, als in der Ferne den unersetztiche» Verlust zu beweinen. DaS Trauerjahr war kaum vorüber, als der Vater Friedrich Wilhelm'-, nunmehr König Friedrich I. aus die Verehelichung des lüjährigen Erben der jungen Krone drang. Am l4 Nov.'inber 1706 wurde bereits seine Vermählung mit Sophie Dorothea von Hannover in großer Pracht zu Berlin gefeiert. Der junge, nu»mehr selbstständige Ebcmann gab fortan seinen innersten Gedanken und Empiinkungen unverbvhlcnen Ausdruck. Tie sinnlose Verschivenbung an« väterlichen Hose, die schmachvolle Mchwirthscbafl von Günstlingen und Mai- trcsscn, die Ausbeutung des Landes durch Steuern und Monopole, die Verschleuderung von Etaatökomainen, die Unsittlichkeit in alle» Schichten der Bevölkerung erregte dem Zöglinge deö edle» Dohna Abscheu und tiefe Eilutterung Der Sohn trat bald in offnen Conflict zum Hause de- kvnig lichen Vater-, und N emand konnte zweifeln, daß der Tod deö Letzteren daS Signal zu tiefgreifende», schonungslosen Aenderunge» im Staate Preußen sei» werde. So sah die in französische Verlotterung versunkene Gesellschaft diesem Zeit puncl mit schwerer Sorge entgegen. Er sollte nicht mehr fern sein. Ein Jahr »ach der Geburt der Enkels, der Preußens KöttigSkronc mit unvergänglichem Glanz umgeben und der Monarchie einen der ersten Plätze im Rath der Völker erwerbe» sollte, Fr edrich's deS Großen starb der König, und Sophie Charlotten'S Sohn bestieg den vielfach entwürdigten Thron, um die schlimmsten Besürcb tungcn der Kolb von WartenSbcrg, Wittgenstein und Wartens leben, die bösesten Ahnungen des schmarotzende» Adels, der Maitrcssen und Kanimerherren, der Sänger und Tänzer, der Kammerdiener und Lakaien wahr zu machen. Wie mit einem eisernen Besen wurde AuSkehr gehalten in Schloß und Land in alle Winde zerstob der lockere, prunkende Hofstaat Friedrich'- 1., und in dem gereinigten Hause seiner Väter errichtete Friedrich Wilhelm einen schlichten, sparsamen, nüch lernen Haushalt, gab seinem Volke daö Muster eines getreuen sittlich strengen, srommgesinnten Familienvaters und zog mit fester, unerbittlicher Hand die Grundlinien einer klar gcord neten sicher fundirten, auf höchste Sparsamkeit, strenge Pflicht ersüllung, Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit zielenden Staat- Verwaltung. Da» ÄllcS nicht ohne Gewaltthätigkeit, nicht ohne rüö sichtSlose» Zusassen, nicht ohne grobe, ja rohe Handhabung der unumschränkten Macht und auch nicht ohne bitterböse Nachrede der von so radicalcn Reformen schwer betroffenen Gesellschaftsschichten. Aber wohin wäre Preußen gekommen. Wenn diese» Gewitter mit seinem rollenden Donner und ein» schlagenden Blitzen die moralische Sumpslust, die daö Land bis zum Thronfolger hinaus verpestete, nicht gereinigt hätte! So hat sich die zornige Lästerung, die witzige Verspottung, die vornehme Ueberhebung, der Hohn und der Spott über den „geizigen, ungebildeten, rohen, corporalSmäßigen G imaschen- König", den „brutalen HauStyrannen", den „Svldatennarreu" eit jener Z-it in Strömen ergossen und hat seiueni Gedacht- niß treuer angehangen alS die gerechte Würdigung seiner >,roßen, unvergleichlichen Verdienste; erst unserer streng 'orschcnden, gerecht abwägende», vorurtheilslosen Gegenwart stieb es Vorbehalten, daö Bild deö rauhe» Ehrenmannes aus sZrcußenö Thron rein darzustellcu und, ohne seine Schwächen abzuleugnen, den König als eine große historische Persönlich keit vor aller Welt hinzustellen. Freilich, wer ihn noch immer »ur nach der galligen Schilderung der gegen alle Welt verbitterte», kleinlichen Mark- gräsin von Bayreuth beurthcileu mag. dem ist der Sinn sür die Erkenntniß bedeutsamer geschichtlicher Epochen überhaupt verschlossen; tiefer Schauende ehre» in de», Vater Friedrich'- deö Große» den Neubcgründcr des preußischen Staates, den frommen, deulschgesinutcu Vater seines Volkes, den Schöpfer de- preußischen Volksschulwesens, den Schützer und Gastsrcund der vertriebenen Salzburger Protestanten, ocn Organisator der Armee Friedrichs deS Großen, den Schöpfer vereinfachter Rechtspflege, den Erbauer deö großen Mstilair-Waisenhauseö, der Chariloe, deö Cadcttenhauseö. den schlichten, ernstgesinnten, pflichttreuen, selbstlosen, echt deutsche» Man», daS rauhe Muster »länulicher Charakterfestigkeit inmitten einer charakter lose» Zeit! Daö sind Friedrich Wilhelm'- Verdienste. daS ist sein Ruhm, und dieser Ruhm soll nicht von ihm genommen werden! Graf von Moltke. ^ Der Rücktritt deS GencralscldinarschallS Grasen von Moltkc von der Oberleitung des Großen Geueral- tabeS begegnet einer öffentlichen Meinung, wie sie fast nur auS der Blüthezeit alignechischen StaatSlebenS uns sagenhaft bekannt ist. DaS 19 Jahrhundert n. Cbr. wenigstens dürste eS zum ersten Mal erlebe», daß ein Mann, der aus dem Schlachtsclde, wie im Rathe der Krone, in der Volksvertretung wie in der Wissenschaft so außerordentlich hohe Verdienste ich errungen, buchstäblich keinem Neider begegnet, da er den wichtigste» Posten verläßt, de» er im Dienste deö Vaterlandes bereit- volle 30 Jahre bekleidet hat. Kaiser Wilhelm II. hinwiederum hat der gesammten deutschen Nation so recht nach Herzenswunsch gehandelt, indem er dem greifen Strategen zwar die erbetene Ruhestellung gewährte, aber dessen Rath an entscheidender Stelle sür Lebenszeit doch der Armeeleitung zu sichern wußte. Ist der greise Feldherr doch in feiner jetzige» Stellung der unmittelbare Nachfolger keines Geringeren als Kaiser Friedrich'- III. Mit der Ernennung zum Präses der L a ndeSvcrt Heid i gungS - Co mmission st der Emfluß deS langzährigen eisten NalhzcbcrS Kaiser Wilhelm'- deS Siegreichen nach allen Richtungen hin er weitert. Außerdem aber soll der Kaiser ausdrücklich bestimmt haben, daß der General-Felbmarschall noch ferner in Be ziehung zum Gcncralstabe bleibt und auch seine bisherig: Dienstwohnung im GeiieralstabSgebände bcibehält. AIS be- ondcrS hohe Auszeichnung muß es aber außerdem angesehen werden, daß der Herr Feldmarschall einen persönlichen Acju- tanten erhalten wird. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt zur Sache: Mittelst Allerhöchster CabinelSordre vom 10. dl'S. ist der General- Feldmarichall Gras v. Moltkc nnler Entbindung von der Stellung als Chef des Generalstabes der Armee zum Präses der Landcs- vertbcidigiings-Couiuiiiiion, und der General der Eavallerie General- adjuta»» Sr. Majsräl des Kaisers und Königs, Gros v. Walder- ce, Gcneral-Qnarliermeister, umec Belastung in dem Vechältmß alS Generaladjulant zum Ehes des GcneralstabeS der Armee ernanut worden. Die Landesvertheidiqungs - Commission, an deren Spitze b>» zum Tode Kaiser Wilhelm l. Kaiser Friedrich, als Kron prinz, stand, ist zusammengesetzt aus den höchsten inilitairischcn Autoritäten und besteht auS dem Ches des Generalstabes der Armee, den Generalinspecteure» der Feld» und Fußarlillcric, dem Ches des Jngenieurcorps, dem Direktor ces allgemeinen Kriegsdepartements (ur Vertretung des Kriegsministers) und den vom Kaiser besonders dazu ernannten Mitgliedern. Die Commission erhält ihre Aufträge direct von dem obersten Kriegsherrn und berichtet auch direct an Allerhöchfldenselbeu. Ihre Ausgabe ist es, zu prüfen und zu begutachten, ob und wo neue Befestigungen im deutschen Rüche anzulegen sind, ob alte Festungen eingehe» können, und außerdem andere organisatorische iiud reglementarische Fragen, welche ihr vorgelegt werden, z» erörtern. Ja den Arbeiten der Landesveriheitug iug-.Commission gipfeln daher die hochwichtigen Euischeidungen über alle Frage», die sich aus Festungsanlagen und Festungsaau, sowie auf die E urichtung von vcrichauztcn Lagern, von Brücke» und Paßbesestigiingen, von größeren zum Unterhalt »nd zur Ausrüstung des Heeres dienenden Werk stätten, Magazinen, Depots re. beziehen. Ebenso gehört zum Ressort der Landesverlhkidiguiigs-Commssion die militaieische Beurtheilung und Begutacht»» i oller die Entwickelung und Ausbreitung deS Straßen- und Eisenbahnnetzes betreffenden Angelegenheiten. Die „Nationalzeitung" bemerk!: Der Rücktritt des Grase» Mollke von dem Posten des Chefs des Generalstabes entspricht einem lang gehegten Wunsche des großen Strategen, der sicher, wen» irgend Jemand, den wohlerworbenste» Anspruch aus Ruhe hat. Wiederholt hatte Gras Moltke bereits uuter Kaiser Wilhelm I. gebeten, ihn von seiner Stellung zu entlasse»; alles» der greise Kaiser hatte sich nicht entschließen könne», sich von seinem berühmte» Feldherr» zu trennen, er hatte mit Bezugnahme au? sein eigenes höheres Aller den Graser, Moltke als G-ncralstabs ches sistgehallen. Unter Kaiser Friedrich hatte Gras Moltke sein Abschiedsgesuch nicht erueuert, wohl weil er dem geliebten Unglück liche» Herrscher diese Sorge ersparen wollte. Nach tcm letzten Re gierungswcchiel stand der Entsch uß des Grase» Mollke, zu gehe», sest; er hatte »ur die erste Consolidaticn der neue» Verhältnisse ab gewartet und nun, nachdem dieselbe sich vollzogen hat, wird dem Feldherr» der langgehegte Wunsch cndl ch crsüllk. Die Stellung als Vorsitzender der Landesvertheidiguiigs.Commission hält den Grasen Moltke nur noch im lebendigen Contact mit der Armee und alles dessen. waS sich aus ihre Ausgaben bezieht. Gras Waldersee, bc< kanutlich seit Lauge», als Nachfolger Moltke's vorgesehen »nd that sächlicher Leiter deS GenrralstabeS, verdankt seine Siellunq dem ganz besondere» Verirauen, welch s ihm sei« berühmter Vorgänger zu wandte, der ihn als den Befähigtsten u iter den überhaupt in Frage stehenden Persönlichkeiten bezeichnet hatte. Tie „Vos fische Zeitung" schreibt: Aber die ungewöhnlich: Volksthümlichkcil, deren sich Gra Moltke ersrcut, >st »ichi allein auS seinen militairischen Ersolgen zu erklären Sie ist das Ergebniß eines zugleich harmonischen und bescheidenen Charakters, eines edlen Herzens und einer umsassenden Bildung. Feind aller Prunksucht, wie jedes echte Verdienst, voll Wohlwollen auch sür entgegengesetzte Ueberzeugung, immer klar, sachlich und maßvoll, so konnte Gras Mollke auch ln der Gesetz gebnng von allen Parteien gefeiert und verehrt werden. Bon seinem Wissen wie von seiner Urtheilskrast und Beobachtungsgabe legen zahlreiche schriftstellerische Arbeiten, welche überraschende Einblicke in seine historischen, ästhetischen, ethnologische» Studie» eröffnen, Zeugniß ab. Und die unter seiner Leitung veranstalteten kriegsgeschichtlichen Werke deS Großen AeneralstabeS sind als klassisch allenthalben an erkannt. Die Achtung, welche das höchste Streben und der höchste Erfolg erheischen, wird bei ihm zur warmen, herzlichen Verehrung gesteigert durch die Selbstlosigkeit und Lauterkeit seines Wesens Die treue Anhänglichkeit, welche Kaiser Friedrich seinem ehemalige» Adjutanteu und „allen Freunde" noch vor wenigen Monate» tu einem tief empfundenen Briefe aussprach, wird auch die deutsche Nation ihrem rubmgekrönten Feldmarschall immerdar bewahren. Ma» war so sehr gewohnt, den Grafen Moltke alS lebensläng lichen Ches des Generalstabes der Armee zu betrachten, daß man sich nur schwer in die Thalsache einleben wird, an seiner Stelle den Grasen Waldersee zu sehen. Der bisherige Generalquarlier- meister, General der Cavallerie Gras Waldersee ist an, 6 April 1852 geboren, hat also in verhältnißmäßig jugendlichem Alter die höchste Staffel der milltairischeii Hierarchie erreich!. Er gilt, wofür schon die Thatsache bürgt, daß er seit sechs Jahren der erste Ge hilfe de- Grasen Mollke ist, sür einen der bcsähigtsten Osficierc der Armee, ersüllt von dem Geiste, welcher die Schule des FeldmarschallS beseelt. Gras Waldersee gehört auch dem Slaalsrathe an, ohne in temselbe» politisch hervorgetreten zu sein. Seine nunmehrige Stel- lunq wird ihn ebenso ost wie bisher den Grasen Mollke in nähere B zichungen mit dem leitenden Slaatsmanne führe». Die deul'che Nation aber wird »ach wie vor in dem Sch!achte»de»Ier, der nun- mehr i» die Stellung eines Präses der LandesvertheidiguiigS- Commissio» zurücktritt, die vollendete Verkörperung des Geiste- und de- Ruhme- der Armee erblicken und mit der Dankbarkeit sür die Verdienste, welche sich Gras Mollke um das Vaterland erworben hak, den Wunsch verbinden, daß cs ihn, noch lange Zeit vergönnt sei, i» Frische des Körpers und Geistes seinen werthvolle» Rath dem Volke zu leihen, »i dessen Herze» er stets eine» Ehrenplatz behaupten wird. Aus Berlin wird »»S schließlich geschrieben: Nach scchsuiidsechszigjähriger Dicnilzcit im preiiß'sche» Heere, im Alter von achtundachlzig Jahre», hat Gras Mollke seine» Ab schied als Ches des Generalstabes der Armee erbeten und erhalten. Uebcr die mivergeßlichen Verdienste, die sich der größte Stratege des Jahrhunderts ui» unser Vaterland erworben, auch nur ein Wort zu lagen, ist überflüssig, sie sind ins Herz jedes Deiitichcn gegraben, sie sind unauslöschlich verzeichnet in den Bücher» der Geschichte. Der hochverdiente Feldmarschall wird auch als Präses der Landes- Vcrtheidiguiigs-Commissioii in den engsten Beziehungen zum Heere bleibe», auch die Bezieh»» p'» zum Geueralstabe ausrecht und seine bisherige Dienstwohnung in dessen Gebäude bcibehalleu. Zum Nachfolger des Grase» Mollke ist Gras Waldersee er nannt worden, welcher dem greisen Feldmarschall aus seinen Wunsch bereils vor sechs Jahre» als „Adlalus" beigegebeu worden war, beiläufig bemerkt, eine Sicklung, welche vorbei» weder im prenbiichcii Miliiair- noch Eivildienst bekaiinl war. Gras Waldersee wurde seil« den, als der „präsumtive" Nachfolger de» Grafen Mollke angesehen, denn es war bekannt, daß d cser selbst den 0lre.se» Waldersee als den befähigtste» mid würdigsten Ossicicr sür diese Stellung vor- geschlagcn »ub sich erbcien halte. Und iiiiii, da Gras Waldersee cndgiltig sür diesen hohen und wichtigen Posten ernannt ist, begegnen wir in de» meisten fort schrittlichen Blatt rn einer „Kritik" dieser Persönlichkeit, welche selbst in dem „freien" Amerika kaum sür möglich gehalten würde. Die Kritiker versuche» nämlich nicht etwa die mili- lairische Begabung des neuen Generalstabsche's zu beurlheilc», wozu ihnen eben schlechthin jede Befähigung abgeht, nein sie lügen cs, daß zum Ches des Generalstabes ei» Man» ernannt worden ist, welcher ihrer Ansicht nach aus zu positiv gläubigem Bode» stchl! ES genügt eigentlich die Thatsache zu erwähnen, »ui zugleich das Albern-Gebässige dieser „Kritik" darzuthuu. Gras Waldersee inler- cffirt sich auch dasür, daß i» Berlin mehr Kirche» gebaut werden und leiht seine Unterstützung der Stadlmission, wie es übrigens auch streng liberale Männer lhun. Aber die Redakteure deS „Kleinen Journal", deS „Bürsencurier" rc., welche von christliche» Bestrebungen nichts wisse» wolle», rechnen das dem Grase» gewissermaßen als Sünde an und sehen darin einen „Beweis", daß er nicht geeignet ei zur Leitung des Geucralstabes — trotz Mollke! Nun glücklicherweise sind die Bedenken der forischrittlichen Blätter noch nicht maßgebend sür die Besitzung der Ossicierstclle» in unserem Heere, glückicherweise gilt hier mir persönlich Tüchtig- keit und militairische Leistung. Aber als ein Zeichen der Zeit ver dient d:c Anmaßung sincr Sorte von Presse doch innncrhin registrirt zu werde». Mlilairisches. * DaS bayerische KricgSminister inm ordnete die Verlegung der bayerischen, dem preußischen Generalstabe bei- zegebene» Llllicucoi»Mission sür den Truppentransport ii» Kriegsfälle von Würzbnrg nach Ludwigöhasen (Pfalz) vom Oclober ab an. Die sännntlichen Truppentransportplänc zwischen Bayern und dem Elsaß müssen neu umgearbeitct werde». Die Ursache davon ist offenbar der durch den jüngsten LandeSvcrrathsproccß bekannt gewordene Pcrralh an Frankreich der Eisenbahiipläne für den Mob>tisiru»gSsall. * Wir die „Kreuz-Zeitung" schreibt, ist als ein Zeichen der große» Anerkennung, welche die vom Grusonwerk her- gestellte» Panzerplatten i» »lilitairische» Kreise» und an höchster Stelle finden, die Thatsache anznsehen, daß dem El ender dieser Panzerplatten, dem bisherigen Major a. D. Schn in an», von Sr. Majestät dem Kaiser der Charakter alS Oberstlieutenant verliehen worden ist. * Uebcr daS Verbandpäckchen, welches jeder Soldat beim AuSbruchc eines zukünftigen Krieges erhalten soll, wird und von einem freiwilligen Krankenträger geschrieben: DaS Verbandpäckchen rnlhält in einer Umhülluiig von Wasser dichtem Stoff vo» 28 cm Länge und 18 cm Breite: 2 aiiliiepniche Mullcoiupressen von 40 cm Länge und 20 cm Brette, jede achtsuch ziisamme,igelegt, I Camdricbinde von 3 u, Länge »»d 5 cm Breite und eine wohlgeborgene Sicherheitsnadel. Das Päckchen, welches wohl mehr sür die Kraiikciilrä >er rc bestimmt ist, findet sich beim Infanterist und Artillerist in der linken Hosentasche, beim Dragoner und Kürassier in der linke» Hinteren Nocklasche »nd beim Huiarcn und Ulanen im linken voidercu Rockichoß cingenäht. Da der I» hall deS Päckchens jedoch »ur zu benützen ist, wenn dasselbe noch unversehrt, also sein Inhalt »och rein ist, so ist wohl zunähst in FriedciiSzeilc» vor Allem daraus zu achte», daß dieses so wichtige Päckchen in den Kammer,,, wo diese Vorräthe ausgespeichcrt sind, einen solchen Platz angewiesen erhalle», daß ihr Inhalt trotz der wasserdichten Umhüllung nicht bereits bei der Verlhcilung an die Mannschaften unbrauchbar geworden ist. Als den raschen Gebrauch erschwerend ist hervorziihcbcn, daß das Päckchen, weil sehr sest zu genäht, schwer zu öffnen und dann die Sicherheitsnadel nicht so leicht bemerkt wird. Von fachmännischer Seite ist wohl auch der Vorschlag, der jedoch keine Beachtung gefunden, gemacht worden, das Päckchen gleich mit der Sicherheitsnadel zu schließen. Eine schnellere Handhabung wäre dadurch sicher. * Der General-Feldmarschall Gras v. Moltke hat nahezu 3l Jahre an der Spitze des preußischen General stabes gestanden. Sein Vorgänger ivar der General der Cavallerie v Rcyher, der am 7. Octobcr 1857 starb. Unter dem 29. O.lobcr 1857 wurde der Generalmajor Frhe. v. Mollke mit der Fühiung der Geschäfte als Ches des Generalstabes der Armee betraut und am 18. September 1858 endaillig zum Generalslabschcf ernannt In der preußischen Armee befindet sich der jetzt beinahe 88 Jahre alte Fcldmarlchall seit dem 12. März 1822, nachdem er vorh schon seil 22. Januar 1818 in dänische» Diensten gestanden hatte 1828 wurde Mollke zum topographischen Bureau des großen Generalstabes commandirt und beceils 1833 unter Beiürteruug zum Premierlieutenant in den Generalstab versetzt. 1836—1839 war er nach der Türkei zur Instruction und Organisation der dortigen Truppen commandirt, 1845—1846 war er Adjutant deS Pliuzen Heinrich und 1855 —1857 Adjutant des damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm; die ganze übrige Zeit gehörte er dem Generalstabe in den verschiedensten Stellungen an. 1866 wurde er General der Jnsanlerie und erhielt den Schwarzen Adlerorden am 28. Oktober 1870 erfolgte seine Erhebung in den Grasenstand und am 16. Juni 1871 wurde er General-Feldmaischall. Er ist im Besitze des GroßkreuzeS des Eisernen Kreuzes und de- Ordens porrr le wörir« mit Kreuz und Ster» seit 8. März 1879. Den Orden pour Is mörits selbst erhielt er bereits 1839 sür seine Theilnahme an den Kämpsen der Türken gegen die Kurden. Auch den Orden paar Io wSrils sür Wissenschaft und Künste besitzt Moltke, nachdem er am 31. Mai 1874 an Stelle deS verstorbenen Königs Johann von Sachsen von der Akademie der Wissenschaften zum Ritter dieses Ordens gewählt war. Sein Nachfolger, der bisherige General- Ouartier-Meister, General der Cavallerie und Generaladjutant Alfred Gras v. Waldersee. ist am 8. April 1832 geboren, also 56 Jahre alt. Lr trat 1850 alt Lieutenant bei der Garde-Artillerlebrigade eia und wurde früh In den Generalstab versetzt, in welchem er noch 1866 al« Major längere Zeit beim X. Armeccorps stand. Im Kriege 1870/71 war er erst tm großen Hauptquartier und wurde dann im Januar 1871 Cbes des Generalstabes beim Xllk. Armee- corps. Nach Beendigung des Krieges übernahm er das Commando ves 13. Ulaneiircgnmnts i» Hannover und wurde dann 1873 ebenda Chef des Generalstabes des X. Armeecoips. In dieser Stellung verblieb er, bis er 1882 als G>»eialIieule»a»I zum General-Quai- liermcister uud Stellvertreter Mollke'S ernannt wurde. Er gehört eit 1870 zur Suite dcS Kaisers, indem er erst Flügeladjutaiit, dann General ä la suite und 1882 Generaladjutant wurde. Gcuc- rol der Cavallerie ist er seit 23. Apiil d. I. Verheiralhet ist Gras Waldersee mit der früheren Fürstin Maria von No er, der Wittwe deS Prinzen Friedrich von Schleswig-Holsteiii-Sonvelburg-Aiigusteu- buig, einer Tochter des Rentiers Lee in New-Vork. — Der bis herige commaiidnciiLe General deS XIV. Armeecorvs, General der J»sa»terie und Generaladjulant v. Obernitz, dessen Pensionirung am l2. d. M. erfolgt ist, war zur Zeit der älteste conniiandirende General; er stand sirt 15. April 1879 an der Spitze seines CorpS. Ai» 16. April 1819 geboren, also zur Zeit im 70. Lebensjahre lcheiid, wurde v. Obernitz am 18. August 1836 aus dem Cadettcu- corps dem 4. Jnsanleric-Regiment als Liculcuant überwiesen, -lach vielfache» Abeoiiimandiruugen als Adjutant und zum Generalstob kam er 1853 als Hauplmann eudgiltig in den Gencialstab, stand dann vo» 1857 bis 1858 als Major beim 1. Garde-Regiment und wurde darauf Adjutant des nachmaligen Kaisers Friedrich. 1863 wurde er Oberst und Commaiidcur des Garde-Fusilierreginikiils, 1866 bei der Mobil»« ichung Commaiidcur der I. Garde-I»sa»lerie- B.igadc; bei Königgrätz wurde er schwer am Kopse verwundet. Nach dem Kriege, aus welchem er de» Orden vour l>- mcrito hciml'rachle, blieb er erst bei der 1. Gardc-Jusanterie-Brigadc uud wurde dann 1867 Mililarrbevollmächtigter am Württeni- bergisch,» Hofe. 1868 erhielt er die Stellung als Jnspccteur der Jag,r uud Schütze», 1870 wurde ihm bei Beginn des Krieges das Commaudo der württembergischeii Truppen übertrage», die er bei Wörth, Erda», vor Paris »nd zumal bei Villiers uud Lhaiupig»i> ruhmreich sührle. Im Oclober 1871 erhielt er die 14. Division, die er 7'/, Jahre commandirle, um dann das XIV. Armeecorvs zu über- »ilnne». General der Jiisantecic ist er seit II. Juni 1879, General- adjutant bereits seit 1873, nachdem er 1867, ohne vorher Flügel- adjnlanl gewesen z» sei», zum General L In suitc bcsürderl worden wir. Ccm Nachfolger Generallieulciiaiit v. Sckilichling, bisher Commandeur der !. Gardc-Iiisaiileric-Tivision, wurde 1848 Osficier »nd kam 1860 als Haupliiian» aus dem Alexandcr-Garde-Grenadicr- lliegim nt i» den Gencralstab. in welchem er 1866 Major wurde. 1871 übernahm er ein Bataillon im 63. Jiifanicrie-Regiment, wurde aber schon im folgenden Jahre Chef deS Generalstabes des VIl. Armeecorps, später des Gardecorps. Ec blieb r» dieser Stellung, bis er 1884 das Commando der Garde-Jnsanterie-Division erhielt. Socialpolitischtg. * Die SchiedgerichtS - und Ver >valln » gSkoste », welche durch die UnsallversicherungSgesetzgebung de» gewerb liche» Betrieben auserlegt wurden, habe» nach der Gesamnil- Übersicht des Neichsveisicher„»gsai»tes im Jahre 1887, vergliche» mit dem Zeitraum der Eiilstthrnng jener Bersichcrung (1. Octobcr 1885 bis 31. December 1886), durchweg um ein Weniges sich vcr- miuderl. Sie betrugen z B. bei einer der grüßte» Berussgenossen. chaften, derjenige» der Rheiinsch-Westsälische» Hüllen- und Walz- werke, in den ersten jü»s Vierteljahren der Gesetze-wirksamkeit 52-^ vo» 1000 .41 des anrlchiiuiigdsähigcu Lohnes, bezw pro Kops und Jahr 50 /H. dagegen in 1887 0,49 vo» 1000 >4 Loh» und bezw. 47 ^ pro Kops und Jahr. Es wird indessen in einem, an die Zeitschrift „Eisen und Stahl" g-richt-tcn längeren Schreiben aus Fachkreisen des Näheren dargelha», daß dieser ermittelte Betrag kaum ein zutreffendes Bild vo» der wirklichen Leistung derjenigen, denen die Verwaltungs- und Schiedsgerichtskosten zur Last falle», gewähre» kann Daselbst wird zunächst daraui verwiesen, daß die Kostenberechnung in den einzelnen Sectionen außer- ordcuttiiti weit auSeinaudergehende Ziffern auswcist. That- ächlich schwankt tcr Ansatz zwischen 10 und 95 pro Kops in de» verirtiiedeneil Sectionen. Das komnit daher, weil einzelne größere Werke einen Hanpttbeil der Kosten vo» vornherein aus sich selbst nehmen, also der BerusSgenosienschasl gar nicht zur Last chreibeu; insbesondere verzichten die Vorstandsin tglieder der Ge nossenschaft, welche solche» Werke» angehöre», aus die Einziehung ihrer ziemlich erheblichen Reisekosten, die sonst zn den VerwaltungS- kosten der Genossenschaft gehöre» würden. Gewiß kan» man nur wünschen, daß diese an sich sehr löbliche Opfcrwilligkeit im Interesse der Versicherte» sorldaucre, indessen darf nicht unlcmcrkt bleiben, daß i» Folge davon die Geschäftsberichte der Genossenschasten den wirk lichen ilmsang der Nciwalkungskoslen nicht erkennen lasse,'. Heber- dies bleibt eS allgemein außer Berechnung, welche» Geldwerth die Zeit baden mag, die sür die ebrenamlliche Thätigkcit, wie sür die nach 8 7l gesorderte Lohnstalistck verbraucht werden muß. Richtig ist jedenfalls, daß die den Geuosseiischasis- und Sectionsvorständen, sowie den Beisitzern und Vertrauensmännern ausqebürdcte chrenaint- licbe Tbätigkeil bei Weile», bas Maß dessen übersteigt, was man gemeinhin unter solche Thäligkcit einbegreist. Bei jeder anderen Berwaltuiigssvrm würde ein ganz erheblicher Thcil jener, in den Berichten der Genosseiischaslcn und des ReichsvcrsicherungSamtes nickt enthaltenen Kosten natürlich zur Erscheinung gelange». Die Zuschrift an das erwähnte Fachblatt bemerkt im Hinblick daraus: „Diese Koste» werden auch nickt etwa in Zukunst geringer; wohl fallen manche Ausgabe» weg, die durch die sür die erste Organisation cr- sorderlichen Versammln» zen rc. bedingt waren; dasür wachsen aber die lausenden Geschäfte und die in Aussicht genommene Anstellung eines oder mehrerer Beauftragte» wird stark ins Gewicht falle». Das Gesetz und die NussührungSbestimmungen erheischen eben ein Quantum von Arbeit, das nur zu Hoden, Preise gcliesert werden kann; dieses Arbcitsquantum würde »ur noch Iheurer sein, wenn die Arbeit beiondercn staatliche» Beamte» übertragen worden wäre, und »och weit mehr Kosten hätte die ganze Uusallvcrsichcrung ge macht, wen» sic unter sonst gleichen Normen Versicherungsgesell schaften zugewiksen wäre, die zugleich eiiien GeschäslSgewinn erzielen wollen. Eine andere Frage ist die, ob nicht manche Bestimmungen vereinsacht werden könnten; nach dieser Richtung hi» ließe sich vielleicht bei einer Revision deS Gesetzes Manches erreichen. Dean die Schreibarbeit, die nach den jetzigen Bestimmungen erfordert wird, ist geradezu enorm und doch wird sie voraus sichtlich noch verschwindend sein gegenüber der Schreibarbeit, welche das künslige Alters- und Jnvalidcnversicherungsgesctz machen wird". * lieber eine vor mehreren Jahren ins Leben gerusene, nicht öffentliche Haushallschule sür Mädchen aus dem Arbcitersland wird uns von einem prakliichen Schulmann Folgendes »mgeiheilt: „In den jüngsten Ferien bol sich nur die willkommene Gelegenheit, die PeterS'jche Fabrikschule in NevigeS bei Elberfeld, die vo« Fachschriftstellern als mustergiltig gerühmt wird, gründlich zu besichtigen. Vor ollem bescstigic sich dort meine Ueberzeugung, daß solche HaushaltungSlchulen, öffentliche, wie sie in Pforzheim u. a. a. O. bereits geschaffen sind, oder nichtöffentliche, die zumeist der menschen- sreundlichen Berellwilligkeit der giüßeren Betriedsunternchmer zu verdauten sein werden, eine schöne Zukunft vor sich und alle Aussicht aus eine rasche gedeihliche Entwickelung haben. Auch in NevigeS handelt es sich nur um eine „Stundenschnle", d. h. eS werden nach der Fabriken die jugendlichen Arbeiterinnen im Kochen, im Nähen, im Waicken und Bügel» »nd im Reinhalten deS Hause- unlerrichlct. Dieses Dreigestirn häuslicher Ausbildung der Mädchen bewähr» sich dort, wie überall, wo cs alS solche- zur Geltung gebracht wird. Der Lerneiser, die geistige Frische und Antheil- nahme der Falrckmädchen ist gut und die Erfolge dcS Unterrichts dementsprechend erfreuliche" AnssührlichereS wird über Eincich- tungen dieser Art noch im September, bei Gelegenheit der Tagsahrt dcS Druischen Verein« sür Armenpflege und Wohlihätiqkeit (25 und 26. September in Karlsruhe) vernommen werden. Der Verein hat die Frage der Haushaliungsschuleu sür Mädchen aus die Tages ordnung seiner Derathungea gesetzt. Fünfte sächsische Alpenturnsahrt. * Wir erhalten dir folgende Zuschrift: Coblenz, 13 August 1888. An die verchrliche Redaction dcS „Leipziger Tageblatte»". Leipzig. Gestern erhielt anonym die Zusendung der ersten Beilage Nr. 222 JbreS geschätzten Blatte-. In derselben befindet sich ein Arlik l (Fünfte sächsisch-Alpenturnsahrt. L-DieSbar.) Der Betreffende machte in dem Artikel die durchaus un«
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