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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-17
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1888
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4V87 Gy»aaflal-Dirketor Slckhoss «md de» «die, Th. vom Math, de» Vater der Wittwea und Waisen, und wünscht dem Evangelischen Bunde für seine Ausgaben da- warme Glaubensherj Hülsmann'«, die Pflichttreue E-ckhoff'S und die warme, innige Liebe vom Raih'S. — Piarrer Faulhaber aut Schwäbisch.Hall spricht in einer sr>jchen, mehrsach vo» herzlicher Heiterkeit unierbrochencn, dabei aber gehali- vollen und tiej zu Herzen gehende» Rede von der Haltlosigkeit der Bedenke» von Glaubensgenossen gegen den Bund, ferner von der Diakoniesache und der OpierwiUigkeit für das Reich Gottes. — Psarrer Vieregge-Boun beantwortet den gestrigen und den heutigen Gruh aus dem Süden, iu welchem sich die alten Sachsen- und Sünvabknstämme als Brüder bekennen, wie einst auch der Sachse Luther und der Schwabe Melanchthon zusammen standen. Das deutsche Volk hat vor 3 Jahrhunderten die Wahrheit ohne Einheit der Einheit ohne Wahrheit vorgezogca und sieht durch Gottes Fügung sich jetzt geeinigt unter einem evangelischen Kaiser. Einmüthig treten die deutschen Stämme im Evangelischen Bund zusammen, und aus dem serne» Süd erklingt dem Bunde soeben noch der Grust der Waldenser Gemeinden, des Evaagelisaiions-Comitös für Italien. Zur Erreichung de- BliiideszielcS ,st es erforderlich, daS Wort Gottes nicht allein ins Gedächinist aufzunehmcn, sondern nach demselben zu leben und schließlich auch dasselbe pflichtgemäß und inuthig öffentlich zu bekennen." Zwischen de» Reden wurden musikalische Genüsse i» reicher Fülle geboten durch Frl. H., Herrn Sch. und den Evangelischen Mäniiergcsangvcrcin." Mit Dankcsworlen an die Redner, Sänger und Bläser schloß Pfarrer Terlinden 11 Uhr die Versammlung. * Duisburg, 14. August. Zu derselben Stunde, zu welcher gestern die General-Versammlung de? Rheinischen HauptvercinS tagte, besichtigten etwa 50 AundeSMlt,lieber die Diakoncn-Anstalt. In Vertretung des abwesenden Direktors übernahm Jnspccior Psarrer Ohl die Führung und zeigte seinen Gästen das Btüdcrhaus, welches niit einer Rettungsanstalt sür verwahrloste Knaben verbunden ist, sodann das Männer- und Fraueu-Krankenhaus. Im Bilde wurden gezeigt die Töchicr-Nnstalten zu Lintorf (von der Duisburger Anstalt au- gegründet, die erste Trinter-Heilanstalt in Deutschland), zu Lätzen in Ostpreußen, Gleidorf i. W'sts., Götterswickerhamm a. Riederchcin, Katzenelnbogen i. Nassau. Im I. 1844 durch Psarrer Fliedncr (Kaiserswerth) als Pastoralgchilien-Austalt ins Leben ge rufen, steht die Anstalt seit 1847 unter der Leitung von Piarrer Engelbert. Etwa 200 Brüder gehören dem Verbände der Anstalt »n und sind Ihätig in Krankenpflege, Gemeinde-Diakonie, Kinder- pflege, Herberge. Bei Typhus- und Cholera-Epidemien, sowie bei den letzten deutschen Kriegen leisteten die Bruder hervor ragende Hilse; 1870 wurden 265 freiwillige Krankenpfleger ins Feld gclandt, und jetzt werden durch die Anstaltsärztc i» sechS- wvcheiillichen Cursen beständig Pfleger aus allen Ständen aus- g.bildct, so daß bei Ausbruch eines Krieges sofort eine stattliche Eoionne den Johannitern zur Verfügung gestellt werden kann. Die gestrige Ansprache de? Piarrer Faulhaber führte zu einer sofortige» Sammlung sür die Zwecke der Diakonie, dieselbe ergab in reichlich 1400 Geldstücke» die Summe von 321 Heute Vormittag lagen die Abgeordneten der BnndeSvereine, über diese Sitzung, sow.e über die Vorstands- und CommijsionS- Sitzungen wird kein öffemlicher Bericht erstatte!. — Die Abgeordneten der akademische» Ortsgruvpen des Evangelischen Bundes tagten gestern Nachmittag im „Kaiserhos". Dieielbeii beschlossen, in der Folge in enger Fühlung mit einander zu bleiben. Vertreten waren die Üniversiiäie» Leipzig, Halle, Jena, Tübingen und zwar diese infolge bcjoudern Auftrags, außerdem Boa», Straß- burg, Kiel, Greifswald. * Die zweite öffentliche Hauptversammlung wurde um 11'/, Uhr durch Pfarrer Terl iuoc n-Duisburg mit einer Andacht kiäfsilct. Zum erste» Vorsitzenden der Versammlung wurde darauf Herr von Reichenau, Verwaltungsgerichis - Director in Wies baden, gewählt, zniil zweiten Vorsitzenden Psarrer Terlindin- Duisüiirq. zu Beisitzern die Herren Or. gur. Lüning-Bremen, Confil! Aunecke-Bcrlin, Or. Koldemey-Araunschweig, Prof. Or. Gott- ichick-Gießeii und zu Schrisliührcrn die Herren Or. Buchwald- Zwickau und Pfarrer Dürr-Tm-burg. Es wurden der Versammlung zunächst folgende Resolutionen vorgelegt: 1. ..Die 2. Generalversammlung des evangelischen Bundes spricht ihr tiejes Bedauern über die Hindernisse aus. welche der Aufführung deS Triiinpeliiiann'sch.n Lutherfcstfpiel- in Berlin bereitet worden sind. Sie beiiirchlet. daß durch derartige Vorgänge der Sinn un seres Volkes >ür gcschichllichc Wahrheit verdunkelt, das Vertrauen zur Gerechtigkeit und Billigkeit der StaaiSreqierung in religiösen Fragen geschwächt nnd die Gewissen der evangeliichcn GlaubeuSge- nosscn verwirrt werden." H. „Der 2. Generalversammlung des evaogelischen Bunde- zur Wahrung der deutsch-prolestantifchen Interessen ist eS zur Neiintnlß gekommen, daß zn der Eröffnungsscier der sogenannten Heiligthums- fahct, welche vom 9. bis 24. Juli d. I. in Aachen slattsand. einer das protestantische Bewußtsein tief verletzenden rein katholisckien Feier, auch Einladungen an Evangelische ergangen sind. Sie spricht ihr schmerzliches Bedauern darüber aus, daß die Einladungen nichl überall in gebührender Weise zurückgewiesen, ja daß derselben sogar sicherem Vernehmen nach vo» Spitzen der Behörden, die evange- lischcr Conseision sind, Folge gegeben worden ist. Ebenso kann sie nicht unterlasse» zu erklären, daß sie Art und Weite, in welcher dre am 27. Juli d. I. in der cvangcli'chen Kirche zu Solingen ge haltene Veriammiunq deS dortigen LocalvereinS des Evangelischen Bundes seitens der Polizeibehörde behanoelt worden ist. den Ge fühlen der evangelisch?» Bevölkerung in den weitesten Kreisen zum schweren Anstoß gereicht hat." Nachdem Pfarrer Weser-Berlin die erste Resolution, Psarrer Tbönes-Lennep und Pfarrer Giesecke-Solingen die zweite durch Ansührnng büchst gravircnder Thatsachen begründet, welche die evangelische Kirche in einer recht cigenthüml.chcn und gefährdete» Lage erscheinen lasse», wurden beide Resolutionen mit größtem Bei fall einstimmig angenommen. Zur einstimmigen Annahme kam ferner folgende, im Anschlns, an den gestrigen Vortrag deS PjarrerS 1-io. Weber gefaßte Resolution: „Die General-Versammliing deS Evangelischen Bundes erkennt die hohe Bedeutung an, welche das evangelisch-sociale Vereinswesen für die Anregung und Förderung deS religiös-sittlichen Lebens und d«S kirchlichen Gemeingesühls, wie im Allgemeinen so insbesondere in Bezug aus die Kreise der Fabrikarbeiter besitzt. Sie begrüßt deshalb, so sehr sie das Eintreten sür ein bestimmtes politisches oder kirchenpolitüches Parteiprogramm ablehnen muß. unter dem religiös- sittlichen und kirchlichen Gesichtspunkt die am Niederrbein und in Westfalen, Bayern, Schlesien, Sachsen, Baden bestehenden evan gelischen Arbeitervereine als eine hochersreuliche Erscheinung und sendet denselben eine» Gruß der Bruderliebe und des herzlichen Ein verständnisses mit diesen ihre» Bestrebungen." Professor Or. Oncken-Gießen, von lebhaftem Beifall begrüßt, ergreist das Wort zu dem Vortrag über „Das Fortleben Luther's in Staat nnd Volksleben". Er erinnert an den begeisterten Ausschwvng des Lutherjahres. daS uns die Einheit geistig-religiösen Empfindens im ganzen demschen Volke gebracht hat. Müchie die Fähigkeit zur Einmüthigkeit des Empfindens auch die Fähigkeit zum einmüthigen Handeln bringen. Woher jene hohe Begeisterung? Luther war der erste deutsche Professor, der nicht nur Lehrer der höhern Stände, sondern der ganzen Nation, der wahrhaftige kraeooptor Oermaniao gewesen. Alles Deutsche lebte in Luther und Alles, was Luther war. ist deutsch gewesen. Die nationale Geschichte des deutschen Volkes hat eist mit ihm be gonnen, ihm verdankt das deutsche Volk sein jelbsteigcnes Ge wissen, mit ihm kam daS deutsche Volk zum ersten Mal zum Be wußtsein seiner Eigenart und Bestimmung. Luther war der erste wahrhaft große Mann, den unser Bolk hervorgebracht hat, an welchen kein srcmdes Volk auch nur einen Schatten von Anrecht hat. So möchte auch diese Rede Beiträge dazu dringen, um die Littherstudien in den Arbeiten des Evangelischen Bundes einzu bürgern. Denn eben durch diese Pflege der Erinnerungen an Luther beweist der Evangelische Bund, daß seine Sache die Sache der Heiligthümer unseres Volkes ist. Luther selbst ahnte nicht, welchen AuSqang sein Auftreten sür die Kirche nehmen würde, zu deren aufrichtigsten Dienern und Be kenner» er gehört hat. Allmälig erst ist ec in seine weltbewegende Ausgabe hinein gewachsen. Er kannte sich noch nicht. Es waren suchend« Fragen, um erst selbst der Wahrheit gewiß zn werden, jene 95 Thesen über den Ablaß Lateinisch waren sie geschrieben, nicht alS fertiges System und Behauvtunqcn ans Volk, sondern nl Fragen an die Gelehrten gingen sie hinaus. Erst als er ihre Wirkung ersah, als er den Einen als Held, vor den Anderen als frevelnder Empörer erschien, da erwacht- in dem Klosterbruder der Trotz des deutscheil Professors, der sich vaS Recht, selbst zu prüfen, nicht «ekmen lassen will. Da entdeckte er in sich erst die Gaben eines Streiters vo» GoiteS Gnaden, die Gabe der Beredtsanikeit, die Geistesgegenwart und Führung der Mafien, welche mu jedem neue» Gegner gewachsen ist. Dazu ieoe köstliche Gabe, die ihm in allen Rainpscn den Sieg versichert hat, jene Heiterkeit und Sclbstgewißhcik, jenes fröhliche seiner selbst gewisse Herz, da- aus cinem im Bußkamps errungenen Seelenfrieden ihm erwuchs. Und wie j.el eS ihm nunmehr wie Schuppen von den Augen, wie lernte er die Nichtigkeit des auch von >hm verehrten Systemes crkennen. durchschauen, als er 1520 mit jener von Hutten wieder neu aufgelegten, dem Papst Leo X. gewidmeten Schrift des Laurentius Balla über die angebliche Schenkung de- Kirchenstaates aa de» Vahst durch Kaiser Konstantin bekannt wurde. L» erkannt», auf welchem Abgrund von Lügen. Erdichtungen und Erschleichungen di- Weltherrschaft deS Papstes ausgebaut war. Da erst ahnte er die Gewitterschwüle, die Unhallbarkeit damaliger Zustände. Nun ist die Zeit des Schweigen- vergangen, die Zeit des Redens gekommen. ES folgen jene vier gewaltigen Resormotionsschrisien, die Schrift „an den Adel deutscher Nativ» von des deutschen Standes Besserung", mit welchen er das ganze deutsche Volk er- grisseo und sortgerissen hat. Was fordert Luther? Reform, Verbesserung der Kirche an Haupt uad Gliedern — eine olle Forderung I WaS in vier Kirchen- Versammlungen, zn Pisa, Florenz, Konstanz, Basel, seit mehr als einem Jahrhundert vergeblich angestrebt war. die Kirchenverbefierung von innen heraus durch sie selbst und ihre Organe, daS fordert jetzt der „Erzketzer" durch de» Staat, die weltliche, christliche Gottes ordnung. Immer vou Neuem kehrt in jener gewaltigen Schrift der Satz: die iveltlich - christliche Gewalt muß ihr Amt üben frei und ungehindert, unangesehen, ob es auch Papst und Kirche trifft. Geistlich canonisches Recht ist eitel Vermessenheit. Während also im Mittelalter der Staat als gehorsamster Diener der Kirche e>» nur gaadenweises Dasein geführt batte, ist die neue, weltumwälzende Idee, die Luther gesunden: die Freiheit, die Selbstständigkeit, die Kirchenhoheit des Staates. In derselben Schrift auch die Schulhoheit des Staates. Jene Lehre har seitdem die Welt erobert, die katholische, wie die protestantische. Ja in katholischen Ländern hat man, durch Schade» klug geworden, noch viel schärfer und durchgreifender die Kirchenhohcil des Staates tu Anspruch genommen. Es war eine Verschwörung katholischer Fürsten, welche 1773 zur Aushebung des Jesuiten- ordens geführt hat. Sogar vo» den Päpsten ist die Kirchenhoheit des Staates in den Conventionen und Coucordaten anerkannt oder geduldet ivorden. Es kam in unserem Jahrhundert die neue Lehre von der „Freiheit der Kirche", der „Schnlsreibeit", die einer Auslieferung deS Staates und der Schn'e an die römische Kirche gteichkoinint. Typiich lneriür ist die belgische Versassung vom 17. Februar 1631. Sie enthält keinerlei VersaffungSvorrechte der römischen Kirche, kein Wort davon. Es ist nur die Staatsaufsicht über Kirche und Schule ab- geschasst. Dadurch allein wird die päpstlich: Allmacht angebahnt, die heute Belgien zum Priest-rstaat erhoben hat. Diese Lehre von der Kirchen- und Schnlsreibeit ist im Jahre 1843 im Frankiurter Parlament auch in Deutschland diirchgedrnngen. Wir stehen da vor der seltsamen Thaiiache: die Wortführer deS politischen, ultramonianen Kalholicismus landen mit ihrer Forderung der „Kirchen- sreiheit" de» entschiedensten Widerspruch nichl bei den Protestanten, sondern bei den Katholiken des Frankfurter Parlamentes. Sie betonten, daß die Entbindung der Kirche oon der Staatsaufsicht nichts Anderes bedeutet als Priestcrtyrannei. So ward in dem Frankfurter Ver- sassungScntmurs die Slaaisobcrhoheit »och gewahrt. Es hieß: Jede Kirche ordnet selbstständig ihre Angelegenheiten, bleibt ober der Staatsaussicht unl-rworsen. Die lutherische Lehre von der Siaatsaujsicht übcr die Kirche», die Lehre aus dc» furchtbare» Er- sahrunge» der Priestertyrannei kom ll. bis 15. Jahrhundert blieb so noch gewabrt. Die Katholiken also (Dekan Künzel aus Konstanz rc.) verlheidlgicn die lutherische Lehre! Die >n Frankfurt verlöre»? Schlacht gewann der Ultramo»- tanismuS zu Berlin. I» der Verfassung vom 31. Januar 1850 hieß es: jede Kirche ordnet ibrc Angelegenheiten selbstständig. Das Recht der staatlichen Oberaufsicht ist weggelasscn. Es ist ja „selbstverständlich", hieß es. Die katholischen Bischöfe aber zogen eilig genug die Consequenzen. DaS ganze seitherige (acholische Kircheurecht ist sür ihre Auslassung abgeschasjt. Freiheit der Kirche bedeutet ihnen Abschaffung aller Leistungen und Pflichten der Kirche gegen den Staat. Und als im Jahre 1873 der Staat sein Hausrecht im pari tätischen Staate zu wahren gezwungen war — >m Rechtskamps, nicht Culturkamvse — und die Waffen ergreisen wollte, da waren die Waffe» nicht mehr da. Die Versassung von 1850 hatte dc» Staat entwaffnet gegen die römische Kirche. Er war genöthigt, sich durch den Zusatz zu Z. 15 der Versassung, daß die Kuchen den all gemeinen Staatsgesetzcn unterworfen bleiben, erst wieder die Waffe» zu schaffen. Anders wird es sein, wenn der ultramontanerscitS nngekündigte Schulkamps entbrcnnen sollte, hier wahrt die Versassung die staatliche Schultwheit, und es wird nur ein kleine- Maß von stoatlich-protcstantischcm Geiste bedürfen, um diesen Ansturm ab- zuichlagen. In diesen Kämpfen nun lebt Luther's Geist selbst weiter. Sein Bild aber müssen wir unö immer von Neuem Vorhalten. Es lebt mcrkwilrüiger Wei'e mehr durch die Thatsachen seines großen Wir kens als in der literarischen Behandlung des Lntherbildes bis in unser Jahrhundert hinein. I» dem ionst verdienstvollen Slcidnn'jche» Geschichiswerk, der ersten protestantischen Kirchenacjchichte des 16. Jahrhunderts, ist vom Heldengeist Luther's keine Spur. Die Tischreden sind — seither eine Fundgrube sür d e Verleumder Lulher's — jetzt qlücklichcrweiie von der Forschung erkannt als eine traurig verstümmelte Machenschaft des Anrisaber. Ter Bruder Marti» in Goetlic's Goctz von Berlichingen ist ein trauriger, über die Lasten »nd Entbehrungen des MüuchsthumS seufzender Klosterbruder, also etwa genau das Gegcntbeil von dem wirklichen Luther. Auch die „Lutheraner" vom 16. Jahrhundert an baden nichts weniger als das wahre Bild Lmher'S uns gegeben. Luther's Gestalt lebt nur fort i» seinen Thalcn, seiner Bibel, seinem Katechismus und Kirchenlied. Erst seit Leopold von Ranke hat unsere Forschung daS wahre Bild Lulher's wieder gewonnen. Redner schildert nun in fesselnder Weise die Svenen des Reichs- tags zu Worms, die unerschrockene Furchtlosigkeit des Mönchs von Wittenberg, erweist die Echtheit jenes Bekennerwortcs: „Hier steh ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir", welches im Jahr 1869 von cinem protestantischen Forscher in Len „Studien und Kri tiken" anqesochten, und von den triumphirenden Ultramonianen seitdem geleugnet, durch Küstliii-Halle und durch neue Flugschriften- sunde aus der Hamburger Stadtbibliothck als echt erwiese» wor den ist. Luther's Kraft wuchs mit den Angriffen seiner Gegner. Seine Auferstehung in unser» Tagen ist ebenso vor Allein die Folge der neuen Anstürme seiner Feinde. Es erweist sich vor Allein jede Fcstaussührung der Lutherspiele als ein neuer Triumph des über wältigenden Lutherqeistes. Möge» allerorten diese Festspiele zu Stande kommen. Der gewaltige Eindruck derselben cnchlicßt uns das Berständniß sür jene spätere unglaubliche Thatlache, daß so viele Gemeinden in der Rcsormationszcit der neuen Lehre zufielcn, allein dadurch, daß sie, von einer unwiderstehlichen Gewalt getrieben, während des Mcßgottesdienstcs einen neue» Rcsocmationsgejang an gestimmt haben. Wcnn auch olle andern Kräfte zu den Lulherspiel-Ans. sührungen willkommen zu heißen sind, so ist eS doch vor Allem mit hoher Freude zu begrüßen, daß sie gerade in der Sludenten- welt solch nachhaltigen Anklang gesunden haben. Während in de» staallojen Tagen die Begeisterung unserer Jugend eine Be- geisterung des ästhetischen Genusses und träumerischen HoffcnS waren, ist es jetzt eine Begeisterung de- zielbenrußten Willens, die auffordert zu Thatcn. Wenn in Kant's uuerbitilichem Pslichibegrisf, in dem Opscrmuth der Schiller'jche» Heide», in Fichte's glühender Vaterlandsliebe Luther's Geist sortlebt, so sind wir gewiß, daß er auch unserer Zeit neues Lebe», Muth und Krast eiuhauchen wird. Die Versammlung wurde geschlossen mit Gebet und Gesang. Das sich bald daraus anschließende Festmahl wurde nach der Weihe eines begeistert ausgenoinmene» KaisertoasteS durch eine Reihe vo» Reden und Toasten gewürzt. Alle Theilnehmer des Festes aber sind einig in der Freude über die reiche Fülle von An regungen und neuen Gedanken, über den Geist der 'Einmüthigkeit, übcr die »ngeabiitc» Fortschritte der Bundessache seit der ersten Generalversammlung, welche sie in den Duisburger Festtagen ver- spüren und erfahren dursten. Die Arbeit des Evangelischen Bundes ist um ein gutes Stück weiter gediehen. Lorenz Llnsen's „Germania auf der Wacht am Khcin". 2m Schaufenster der Hoskunsthandlung von Pietro Del Vecchio ist gegenwärtig ein Oesbild von ebenso hohem Knnsiwerlhe wie geschichtlichem Interesse ausgestellt, nämlich daS Urbild der allbekannten, durch zahllose Vervielfältigungen überallhin verbreiteten Lorenz El äsen'scheu „Germania auf der Wacht ani Rhein". Prächtig zeichnet fick aus dem klaren Himmel die dräuende Gestalt deö kühnen WeibeS ab, daS. mit blitzendem Panzer und wallendem Purpurmontel an- gethan. aus steiler Felsklippe am Ufer des Rheins Ausschau hält nach den Regungen deS Feinde«. Das Bild ist im Jahre 1860 entstanden und eS mag die damals ganz Deutsch land durckgährenve große vaterländische Strömung den Keim zu dem Gebilde in die Seele deS Malers gelegt haben. Die begeisterte Ausnahme» welche daS Bild überall fand, erklärt seine ungeheure Verbreitung. Zusammen mit dem Liede hat eS in den Jahren t870 uno ?l wie mit einem Zauberschlagc den ganzen Erdkreis durchflogen, nnd so Hai e« sich auch einen historischen Werth in der Geschichte der deutschen nationalen Erhebung erworben. DaS im Ralhhause zu Creseld befindliche, in Lebens größe gemalte Elasen'sche Germaniabild wurde lange und von Viele» sür da« Urbild gehalten, ist aber erst lange nach dem hier ausgestellten und vollkommen für sich gemalt. Es zeigt auch einige kleine Abweichungen von dem Leipziger Urbilds. So ist aus letzterem der rechte Unterarm der Germania unbedeckt und aus dem Schilde liest man die In schrift: »Sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein"; während aus dem Creselder Bilde ver reckte Unter arm gepanzert ist und der Schild die Inschrist trägt: „DaS deutsche Schwert beschützt den deutschen Rhein." DaS in Privatbesitz befindliche Bild ist übrigens verkäuflich und wird wohl auch nicht lange aus neue Käufer zu warten haben. Adolf WeiSke. Zur Frage der Urberschwemmungen. * Berlin, 15. August. Die verheerende Uebersluthuag der Niederungen unserer großen, in die Ost- und Nordsee mündenden Ströme Hut auss Neue die Frage aufgeworfen, ob es nicht weit richtiger und wirthschaftlich mindestens ebenso einträglich sei, das Hochwasser überhaupt über die Niederung hinsluihen zu lassen und zn cinem Bodenbetricb überzugchen (Gras- und Weide- wüthschasl), dem die lleberslutlning mir nützlich werden könnte. Es waren daun nur die menschlichen Wolin- und Betriebsstätten gegen die Wasscrsfluth sicher-,ustellcn. Eine soeben erschienene Schrift von Georg H. Gerson („Wie cs hinter unseren Deichen ausiehen müßte": zu beziehen durch den Club der Landwirthc. Berlin 8VV.. Ziniinerstraße 90/91) bejaht jene Frage unbedingt uad empfiehlt sür den Schutz der menschlichen Ansiedelungen Riugdeiche von besonders jorgsältig dirrchzusührender Art. Das vo» ihnen umschlossene Gebiet würde durch Pumpwerke trocken zu halte» sei»; das Niederungs- gebiet, soweit eS. der natürlichen Borfluth ermangelt, ebenfalls durch Maschincnkrast soweit rasch zu entwässern sein, daß der kurze Sommer uni.nr östlichen Provinzen zur landwirthschastlichen Ausnutzung noch hinreicht. Eine mächtige, mit allen Mitteln moderner Hodro- technik auSqestattete Entwässerung, welche da, wo natürliches Gesälle fehlt, sich die billigen Brennmaterialpreise der Neuzeit für ihre Damps- hebrwerke von vielen Hundert Pserdekrästen zu Nutze macht, müsse die überfluthete Niederung in 3—4 Wochen vom Wasser wieder be freien und aus ihren Wiese» die Vegetation erwachen lassen. Der Verfasser macht in dieser Beziehung folgende Rechnungen aus. Für ein ijolirt gelegenes Zuck«fabrik-gut, dessen Gcsammtwerth mit mindestens 2 060000 „ck geschätzt wird, würde ein Ringdeich und ein Pumpwerk benvthigt sei», die inSgesammt 62 600^1 Herstellung-, kostc» erfordern, ei» Capital also, das bei 3'/, Proc. Verzinsung uns '/, Proc. Amortisation eine Belastung der ProductionSkosten um 2Ä)4 jährlich bedeuten würde. Em NiederungS-Bauern- dors mit 14 Gehöften (sür je 60 b» Acker und Wiesen) würde einen Gesammtwcrth von 924 000 (einschließlich der im Frühjahr vorhandenen Erntevvrräthe) zn schütze» und sür die Ein deichung nebst Pumpwerk 57060 .<4 oder jährlich 2280 sür Ver- zinjnng und Amortisation auszuwendcn haben, eine Belastung von 2,70 pro ba Areal oder 6? pro Morgen. Das Pump werk, durch welches je ein ans 19 500 da berechneter Theil des durchschnittlich 1'/, m hoch besüllten, der natürlichen Borfluth ent behrenden NiedernagSbeckcnS in 30 Tagen zu entwässern wäre, schätzt Gcrion aus 800 000 Anschaffungskosten und aus 114 400 Betriebskosten (Verzinsung und Amortisation 80500 ^i, Personal 14 400 -/i, Kohlen- und Matertalienverbranch 19 500 ^!) oder 2.33 sür den Morgen. Der Versaffcr stellt, wie es scheint, nicht ohne Grund, diesen als regelmäßig gedachten Auswendnngen gegen über, was regelmäßig von Staat, Provinz und Commune und von diesen, wie vo» der allgemeinen Mildthätigkeit in unregel mäßigen Zwischenräumen sür Abwendung von Nothständen aus gebracht wird. Dabei kommt natürlich eine unvergleichlich höhere Summe heraus, ohne daß dem Ackerbetrieb, welcher hierdurch sorrerhalten wird, größere Sicherheit gewährt wäre. Mag es auch in der Allgemeinheit, in der jene Vorschläge gemacht sind, ebensowenig möglich sein, zu dem gänzlich neue» landwirthschastlichen Betriebssystem, wie zu dem Schutz-, bezw. UebcrfluthungSsystem überzugehen, — das entscheidende Uriheil ist selbstverständlich den Aqrononiikern und Hydrotechnik«» mit anheimzugeben —, so wird die erwähnte Schrift doch al« danken-werthe und mahl auch beachtcnS- werthe Anregung dienen, schon »in die Dringlichkeit gründlicher Abhilssniaßregeln nicht in Vergessenheit gcrathea zu lassen. Königliches Landgericht. Ferien-Strilikaiiiuicr 4. k. Am Vorabende des diesjährigen Pfingstfestes hotte sich der Kesselschmied Heinrich Christian Schncidenbach aus Volkmars- kauicn ciner großen Rohheit schuldig gemacht. Er und sein Be gleiter Schubert finge» ohne die geringste Veranlassung mit einem gewisse» Zetzschc Händel an nnd Schncidenbach ging sofort zu Thäl- lichkettcn über, schlug Zetzschc inL Gesicht, um dann feig zu flüchten. Als er jedoch wieder eingcholt wurde, versetzte er Zctzscbe einen Messerstich in die Hand. Der Angeklagte, welcher auch nicht den geringsten Grund sür seine Handlungsweise gegenüber Zetzschc, der ihm dazu gar keinen Anlaß gegeben, vorzubringen vcrmochle, wurde daher wegen Körperverletzung nach Z. 223» des R.-Str.-Ges.-B. zu 4 Monaten Gesängnißstrase verurtheilt. II. Der Handarbeiter Ernst Wilhelm Träger aus Benndorf, welcher vielfach und darunter wiederholt mit Zuchthaus bestraft worden ist, war beschuldigt und geständig, am 5. August d. I. aus dem Gehöft deS Gemeindevorstandes in Hohendorf zwei junge Gänse eniwendet zu haben. Es erfolgte deshalb die Berurlheilung des An geklagten unter Annahme mildernder Umstände zu 4 Monaten Gesängnißstrase. Der Gerichtshoi bestand aus den Herren Landgerichts - Director Hofiman» (Präsid.), LandqerichtS-Räthen Adam, Barlh, Schmidt- Lvnholm und Assessor Püschmann; die Anklage führte Herr Slaals- anwaltschasts-Assesjor Or. Dürbig. 6 Stück Sandsteinstuse» bildeten den Gegenstand der An klage, und zwar der des Diebstahls, unter welcher die Handarbeiter M. und G. jüngst vor Gericht stanbcn. Sie hatte» im Juli d. I. cinem Gutsbesitzer in Anger-Crottendorf beim Räumen gebolfen und dafür auch ihr Tagelohn erhalten. AllesMeublement und sonstige Geräth war bereits sortgescbaffl, nur iur Hose lagen noch die obengenannten 6 Stück Sandsteiiistusen nebeneinander. Der Gutsbesitzer hatte aus diesbezügliche- Befragen den Beiden erklärt, daß die Stiiscn dablicben, doch schließlich konnten eS M. und G. nicht übers Herz bringen, die Steine ihrer Einsamkeit zu überlassen, und so luden sic dcnn kurz entschlossen daS sremde Eigenthum aus eine Karre und fort gings, natürlich schleunigst vor die rechte Schmiede. Beim Steinmctznieister L. in Reudnitz boten Beide die Sandsteine zum Kauf an und erhielten 16^l dafür. Als L. sie srug, wie sie in den Besitz der Steine gelangt seien, erzählte M., baßste in Anger geräumt und von deinbetreffeiidenHerrn die Stufen als Trinkgeld erhalten hätten. So weit war die Geschichte ganz schön, das Geld wurde genommen und Beide hätten sich wohl nicht allzu große Gewissensbisse darüber gemach», wenn cs so geblieben wäre. Doch der hinkende Bote kam nach, nämlich diesmal wars der Gendarm, der von dem Handel gehört hatte und die beiden Leute eines schönen Tages aus den Federn holte. So batten sie sich denn wegen Diebstahls zu verantworten, denn derartige selbst- enlnommene Trinkgelder streifen bedenklich an 8- 242 des R.-Str.-G.B. heran, und diermal wäre es den Beiden vielleicht schlechter bekommen, da sie bereits wegen Eigenihunisvergehen vorbestraft sind, wenn ihnen der Gerichtshof nicht nochmals mildernde Umstände hätte angcdcihcn lassen und zwar mit Rücksicht aus ihr offenes Gcständniß. DaS Urlhcil lautete aus je 4 Wochen Gesäugniß. Nachtrag. * Leipzig, k6. August. Vom Nathe waren auch an den Fürst von AiSmarck und besten Frau Gemahlin, sowie an den Gencralscidmarsckall Gras von Moltke. Ehrenbürger der Stadt Leipzig. Einladungen zur Theilnahmc an der Feier der Denkmalenthüllung ergangen. ES bat hieraus Fürst von BiSmarck mit verbindlichstem Danke sür die Einladung Herrn Oberbürgermeister Or. Georgi erwidert, daß leider er sowohl wie die Fürstin durch ihreir GbsundheitS- zustanv verhindert seien, sdem Feste bcizilwohncn, und hierbei denselben ersucht, „dem Rathe der Stadt und seinen lieben Mitbürgern sein lebhaftes Bedauern darüber mitzutheilen, daß er nicht in ihrer Milte erscheinen könne". Dahingegen hat Gras von Moltke, waS die Bewobner unserer Stadt mit lebhafter Freude erfüllen wird, »ütgetheilt, daß er der an ihn ergangenen Einladung Folge leisten werde. » * Leipzig, IS. August. Lu« Anlatz der feierlichen Ent« HÜNung deS Siegesdenkmals hat der Rath beschlossen, am Sonnabend Nachmittag 4 Uhr im Etablissement Bonn« rand ein Festmahl zu veranstalten, zu welchem eine recht zahlreiche Betheiligung der Mitbürger selbstverständlich nur erwünscht sein kann. Tasclkarten zu 4 werden bereit« jetzt i» Ver Nuntiatur deS RathhauseS abgegeben. ^ — Unser Marktplatz bildet gegenwärtig den Mittel punkt einer regen Thäligkeit, und mit jeder Stunde bereichert sich der Schmuck, welcher wegen der Enthüllung dc« SieqeSdenkmal« sowohl am Rathhause, al« auch m der unmittelbaren Nahe deS Denkmals selbst angebracht wird. Sowohl Ver Pavillon sür die allerhöchsten und hohen Herr schasten. alö auch die Tribünen naben ver Vollendung., Statt liche Masten mit vergoldeten Kuppeln begrenzen den Platz, aus welchem die Feier vor sich geben soll. Aber auch an den am Marktplätze gelegenen Privathäuscrn wird bereit« sinn reicher Schmuck sichtbar und damit eine harmonische lieber» emsttinmuiig mit de» von städtischer Seite getroffenen Vor kehrungen geschaffen. Nickt uninteressant ist auch die in den Schaufenstern der Firma Pietro del Vecchio veranstaltet« Ausstellung der Bildnisse der gekrönten Häupter und anderer boher Persviilichkeile», die im ruhmreichen Kriege von 1870/71 bclheiligt waren, sowie die verfchiedenen Schlachtengemälde. "Leipzig, 16. August. In der letzten Sitzung der Ehemnitzcr Handels- und Gcwerbekammcr wurde bei Gelegen beil der Besprechung Ver Einführung von Kilometer« couponSbilletS auch der Wunsch ausgesprochen, einen Ver treter der sächsischen Staatöbahnen zu den in Aussicht genom menen Verhandlungen des HanvelslagS mit dem preußischen Minister ru Berlin zu entsenden. Diesem Verlangen wurde seitens deS Herrn CommerzienrathS Vogel widersprochen, da durch de» Dclegirten zum HcmdclStag, Herrn Schnoor» Leipzig, die sächsische» Beziehungen die wohlbekannte aufmerk same Pflege in den Verhandlungen finden würden. In der Tbctt sind die Verdienste, welche sich Herr Schnoor in seiner speciellen Thäligkeit im Eisenbahnwefcn, besonder« im Bezirk«- eisenbabirratb zu Erfurt und im LandcSeisenbahnratn zu Dresden erworben hat, keine geringen. Seit seiner Thäligkeit in Erfurt dalirt das dortige Entgegenkommen der Direktion gegen unsere Stadt. Dieses Entgegenkommen hat die Tircction wieder aus Ersuchen des Herrn Schnoor bei dem neue» Sommerfahrplane in jeder Weise gezeigt. Der Zug Nr. 3>, welcher früher 4,26 Vorm, von Leipzig nach Berlin ging, ist aus 4,22 verlegt, mit Ankunft in Berlin 7,52 Vorm.» e« ist somit Anschluß an den 8,25 Vorm, von Berlin nach Stettin gehenden Zug gewonnen, wodurch cü ermöglicht ist, in 16 Stunden von Leipzig nach Kopenhagen zu gelangen; der Zug Nr. 32 geht jetzt von Berlin 8,lÖ Nachm., Ankunft in Leipzig Il.tO Nachm., cs crgiebt sich daraus eine Ersparniß von 22 Minuten. ---- Stadttheater. Mit Rücksicht aus den festlichen Charakter, welchen die Sonnabend-Vorstellung im Neuen Theater trägt, werden alle Besucher derselben sreundlickst gebeten, im GesellschastSanzuge zu erscheinen. ----- Stadt-Theater. Von Ernst Possart erhielt, die Direktion deS Stadt-TheatcrS die telegraphische Nachricht,' daß er sich in Folge heftiger Entzündung einer weiteren Zahn» operalion unterziehen muß und daher der Beginn seine« Gastspiels für jetzt unmöglich wird. Im Alten Theater geht deshalb morgen „DeS König« Befehl" mit Herr» Borcherdt in der Nolle des König«, welche derselbe bereitB früher vertrat, in Scene und folgt hierauf. da«, heitere Genrebild „Der Kurmärker und die Picarde". --- Zur Vorfeier der Einweihung de« Siege«» dcnkmatö veranstaltet die Direktion des Krystall» Palastes schon heute ein patriotisches Eonccrt. ES concertirt die Capelle deS 134 Regiments unter Herrn Musikdirektor Jahrow's Leitung. Morgen am Festtage selbst, findet zum Schluß ein großes Pracht seuerwerk statt. Eine, effektvoll» patriotische Gruppe, die 3 Kaiser nnd den König von Sachsen bildlich in pyrotechnischen Linien, umgeben von Feuerwerks« körpern, darstellend, bildet den Schluß. ----- In der Alberthalle ringt heute Abend Herr Carl Abs mit Herrn Fr. Degenkolb aus Leipzig und Herr O. Windson mit dem Flcifchermeister Herrn Loff au« Liebertwolkwitz. — Wir können unfern Lesern die Miltheilung machen, daß der Circus Corty-Altbosf. dessen Leistungen besten« be kannt sind, am 15. Scpteinbcr auch unsere Stadt wieder be suchen wird, um hier im Krystall-Palast einen Vorstelluna«- CnkluS von nur 25 Vorstellungen zu geben, da anderweitige Verpflichtungen einen längeren Aufenthalt iinmügticb machen. Der Circus gastirt z. Z. mit großem Erfolge in Nürnberg. Der Name dieser Künstlergescllschast hat einen so guten Klang und ist unseren Lesern von deren letztem Aufent halte vor vier Jahren noch in gutem Andenken. Wir zweifeln daher durchaus nicht, daß die gute Aufnahme, die er vor vier Jahren in unserer Stadt gesunden bat, dem Circus bei seiner Ankunst wieder zutbeil werden wird, um so mehr, als er durch die Vermekrnng deS KünstlcrpcrsonalS um die besten Kräfte »och reichere Genüsse in Aussicht stellt, at« bei seiner letzten Anwesenheit nnö schon geboten wurden. Der Erfolg, der Corly-Allhosf überall begleitet hat, wohin er sich auch wandte, wird ihm auch hier sicherlich treu bleiben. ---- Um den Andrang der Besucher bei der feierlichen Ent hüllung des Leipziger SicgesdenkmalS zn bewältigen, sind von dem strebsamen Wirtl, der ..Europäischen Börsenballe" aus der Katharinenstraße, Herrn Römling, die umsassenbsten Vorbereitungen getroffen worden. Bekanntlich liegt die „Europäische Börsenhalle" überaus günstig, sie bietet ihren Gästen so viele Annehmlichkeiten, daß die größte Umsicht bei der Bemirtbuiig in den nächsten Tage» dort geboten erscheint. An süns großen Buffets werden oie Speisen, welche sich in Hinsicht auf ihre Zubereitung »nd PrciSwürvigkcit eines an erkannten NuseS erfreuen, verabreicht werden. Rechnet man dazu noch daS ausgezeichnete Mönchsbräu, welche« in der „Europäische» Börsenhalle" frisch verzapft wird, so kann ein Besuch dieses Restaurants nur auss Beste empiohlcn werden. ---- Zöllner'S Stammtischplätzcbcn. Ueber daS neuerstandene, altbelicbte Restaurant „Zill'S Tunnel", am Eck der Klostcrgasse und deS VarsiißgäßchenS. herrscht nur eine Stimme. Es ist eben so prächtig wie gcmütblich einge richtet. Alles prompt und zufriedenstellend. Nur ei»S haben wir vermißt, Carl Zöllner'« „deS unvergeßlichen Vater« de« Mä'wcrgesangcS" Portrait an der Sielte, wo er viele Jahre lang Abend« sein Seidel z» trinke» pflegte. ES war dies am Magistertrscke. so genannt, weil zu dieser Stamm» gescllschaft viele Gelehrte, nninenllich auch Schullekrer ge hörten. Er stand in der bintercn Abtheilung kcS Tunnel«/ reckt«, in einem traulichen Winkel und bat dort bis zum Ab bruche deS alte» Hauses bestanden, lieber diesem Magister tische hing, seil Zöllner'S 1860 erfolgtem Tode, sein einge» rahmteS Portrait. Da an aller Stelle der „Magistcrtisch", wieder ausleben bürste, so möge ihm auch da« Bildniß seine« verewigten Stammgastes, des LicvermeisterS Zöllner, wiedrr- gegeben werden. — Der morgende Tag scheint ein allgemeiner Festtag sttr^ rinsere Stadt zu werden. Außer der vssicicllcn Tcnkmal- Entlmllungsscier sind in verschiedenen anderen Kreisen fürs den Abend Festlichkeiten in Aussicht genommen. Auch der Turnverein der Südvorstadt veranstaltet eine in Concert und Feuerwerk rc. bestehende patriotische Fest seier, welcher sich ein Ball anschließeil wird, in de» Räumen des Tivoli. Die Gesangsvorträge bat der GesangSclub.! deS Allgemeinen Turnvereins in Connewitz gütigst über nommen und eS findet das Concert bei ungünstiger Witterung im Saale statt. Ein etwaiger Eaffcnüberschuß — daS Ein trittsgeld ist auf 30 sestgcstcllt — würde dem Tnrnhallen- bausondS zerfließen. Hoffentlich gestaltet sich der Besuch der Festlichkeit zn einem recht zahlreichen.
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