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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-03
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1888
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5318 bleiben wird. Mögen auch Wind und Welle» mit der Reichel Ctaatsichiff spielen, sie spielen nicht mit unsre- Kanzler- Herzen; männlich steht und bleibt er an dein Steuer, seit in die grimme Ticke schauend und vertrauend seinem Gott wie seinem Valrrlande. Gleich scharf- und sernblickend, wenn auch aus anderem Felde, erscheint der hochgeseierte Schlachtenleuker, de- Kriege- wie de- Siege- Psadweijer, an dessen sonnigem Anblick wir am Tage der EnibüllungSseier uns erlaben dursten. Unendlich viel dankt ihin da- ganze Sein de« deutschen Heerwesen», wie e- sein junger Kaiser erst kürzlich rühmte, dem der Gedanke, ihn zu missen, nicht in den Sin» sich fügen wollte, so wenig als die Möglichkeit, de» Dank sür Alle- auszudrücken, wa» der Gefeierte alt Chef de» Generalstabes für das ganze Vaterland geleistet hatte. Und nun den Blick erhoben zu Ihm, der alle großen Helden um sich vereinigen knnnte, der ol- ein Ideal erhabener Seclengröße und edlen frommen Sinnes von seinem koserlichea Enkel erst gestern ist ge schildert worden. Ihm war nach einen, Worte im Abschiedsgruße a» die Seinigen die Theilnahme an des Vaterlandes Erhebung der erste Lichtpunkt seine» Lebens, ihm war die treueste Pflichterfüllung sein Glück und seine Lebensaufgabe in liebender Dankbarkeit. Wie schön und treffend Hot ec selbst da- Zusammenwirken mit seinen Helden unS in jener Auszeichnung geschildert: „Wenn je in der Geschichte sich Gottes Finger sichtlich gezeigt hat, io ist die» in den Jahren 1866, 1870 und 71 geschehen. Der deutsch-französische Krieg, der wie ein Blitz ouS Heilerin Himmel herabfiel, einte ganz Deutschland in wenig Tagen, und seine Heere schritten von Sieg zu Sieg und erkämpften Mit schmerzlichen Opfern Ereignisse, die nur durch Gotte- Willen möglich waren. Dieser Wille stellte mir Männer zur Seite, um so Großes vollbringen zu sollen. Dieser Wille stählte die Gesinnung der Kämpfenden in Hin- gebung und Ausdauer und nie gekannter Tapserkeit, so daß an Preußens Fahnen und an die seiner Verbündeten sich unvergäng licher Ruhm und neue Ehre knüpfte. Dieser Wille begeisterte da- Volk zu nie gekannter Opserwilligkeit, zur Linderung der Leiden, die der Krieg unvermeidlich schlägt l" War doch der Wille Gottes dem unsterblichen Herrn der Odem seines Lebens, der Angelpunkt seines Handeln-, und tief bewegt rühmt er da- Glück, so in der Welt gestellt gewesen zu sein, daß Gotte» Gnade, die über ihm gewaltet hatte, sich J:dermann ein prägen mußte. Sein tägliches Gebet war nur daraus gerichtet, daß er in jeder Lage seine Schuldigkeit zu thuu vermöchte. In Ihm erblicken wir daher ein wirklich Idealbild aller männlichen Tugend, den unerschütterliche» Felsen echten GottvertrauenS und hellleuchtender Ehrenhaftigkeit, eia Vorbild unbeugsamer Arbeitskrast, ein Muster aller Tüchtigkeit und Pflichttreue, tiefster Demuth und Selbst, beicheidung. Bleiben wird er in alle Zeit der geliebte Kaiser, der Vater seine- Volks, der Schöpfer und Mehrer des Reichs, der Wahrer de- Friedens, der Förderer oller höheren Güter seiner Nation. Heil unS, daß wir einen Lheil der großen Zeit miterleben dursten, die durch ihn ihr Gepräge erkalten Hot. Heil vor Allem unserer Jugend, der in dem großen Manne ein Ideal, wie nie es eine Zeit besessen hat, als Vorbild ist beschiede» worden. Nie war ein Herrscher so seft und innig mit seiner Nation ver- wachsen, so sehr der vollendete Ausdruck de- Wesens und der höchsten Ziele seiner Zeit gewesen. Die Bestrebungen, die Wünsche und die Arbeiten einrs ganze» Volkes haben in ihn» und vornehmlich durch ihn ihren Abschluß und ihre Vollendung gesunden. Dennoch ließ er neidlos, sich selbst mir an strengster Pflichlersüllung genügend, seinen Helfern, seinen Nalhgcbcrn, allen Bauleuten ihren Antheil au dkm großen nationalen Werke. Aber Keiner von Allen hat gleich ihm so wahr und inbrünstig der Väter Sehnsucht mit empfunden, so zielbewußt und planmäßig e» vorbereitet, daß des Reiches Einheit ward erstritten.' Keiner hat auch von Allen gleich ihm die opsersrrudige Begeisterung und den Heldentod unserer Sühne zu würdigen gewußt, als unsere Brüder freudig sür daS Reich den Tod erlitten. Keinem endlich von Allen wird eS gleich ihm beschicken sein, daß seine Enkel kraftvoll walten, um das Errungene zu erhalten. So boffen wir und schauen vertrauensvoll zu dem Idealbild der hehren Verkörperung unseres Vaterlandes empor, zu der streitbaren Friedenshüterin Germania, welcher alle ihre Söhne, hoch wie niedrig, im opferfreudigen Streben für daS Gemeinwohl gleich lieb nnd wertk erscheinen. Ihr hat ja auch der edle Hcldenkaiser in rührender Selbstbefcheidung den höchsten Rang zugewiesea. In ihr vereinigen sich alle unsere Wünsche und Hoffnungen aus idealem wie aus wirk lichem LebenSgebiete. Zn ihr drängt sich auch heute in höchster und letzter Begeisterung all unser Denken und Fühlen, dem wir nunmehr den lauten Ausdruck geben wollen. Vereinigen wir unS in dem Gesammtrus: Hurrah Germania I Ein dreifach Hoch dem deutschen Vaterlande! Aus alle Anwesenden hatte di« Rede unsere» geschätzten Herrn Mitbürgers Ilr. Lange ersichtlich einen tiefen nach haltigen Eindruck hervorgebracht: Die Worte kamen von Herzen und gingen deshalb auch wieder zu Herzen. — Bald nach der Ansprache durchbrauste ein allgemeiner Gesang den Saal und zwar war eS ein von Herrn C. H. Arnold nach der Melodie dcS Liede» „Sind wir vereint zur guten Stunde" gedichtetes patriotisches Lied, welche» überaus zündend wirkte und einen wahren Beifallssturm entfesselte. In froher Fest- silinmung verrannen die Stunden nur allzuschnell und als die markigen Strophen der ebenfalls allgemein gelungenen „Wacht am Rhein" verklungen waren, da hatte die Vorfeier ihr Ende erreicht. Feier in Bonorand'S Etablissement. * Leipzig, 2. September. Trotz de» etwa» kühlen Wetter» gestattete doch der sonst schöne Abend die Abhaltung der patriotischen Vorfeier im Etablissement Bonorand in besten großen und herrlichen Gartenanlagen, welche thalsächlich bis aus den letzten Platz gefüllt waren. Wesentlich zur Hebung der festlichen Stimmung trug die Mitwirkung der Sängervereine „Hella»", „Leipziger Liedertafel", „Leipziger Mannergesangverein" und „Merkur", unter Leilung der Herren Musikdirektoren Rich. Müller und Moritz Vogel, und der Capelle de» 106. Infanterie-Regiments unter Herrn Musikdirector Matthey, bei; nach jeder Nummer de» geschickt zusammen- gestellten Programms folgte stürmischer Beifall, welcher auch dem Festredner Herrn Rechtsanwalt Nud. Schmidt zu Tbeil wurde, der, bis in die entlegensten Plätze deutlich ver nehmbar, mit schwungvoller Begeisterung folgende Ansprache hielt: Verehrte Festgenoffen l Nachdem die Feier de- SedantageS in unserer Stadt sich ein gebürgert Hot, liegt bei einer Ansprache, wie sie heute mir an vertraut worden ist, der Rückblick nahe auf die vorhergegangene Sedanseier, und wenn wir bet einem solche» Rückblick aus die Sedanseier von 1887 all DaS überschauen, was sich an Geschicken deS deutschen Reiches zusammendrängt in diese- eine Jahr, dann werden wir sogen müssen, daß seit 1870 kein Jahr so gewaltig unser vaterländisches Empfinden und Denken ausgeregt hat, wie daS nun abgelausene Jahr, das — um e- in kurze Worte zusammeu- zufassen — drei deutsche Kaiser zähl». Heute vorm Jahre konnten wir un» noch freuen der Rüstigkeit des Kaisers Wilhelm l., der gerade damals sich anschickie, persönlich die großen Uebungen der Armee im äußerste» Osten, bei Königs- bcrg. zu leiten, und dessen geistige und körperliche Frische trotz seiner 90 Jahre, den sonst so nahe liegenden Gedanken baldigen Scheiden» gar nicht zu einem ernstlich erwogenen werden ließ. Und neben ihm stand hochragend sein Sohn, unser Fritz. Wohl war ganz Deutschland besorg» um diesen, in der That vielgeliebten Kaisersohn, der von einem Leiden befallen war, welche- so ganz und gar unvereinbar schien mit seiner heldenhaften Gestalt, seiner iielbewährten Körpcrkrast. Aber gerade heule vorm Jahre lauteten die amtlichen und vertraulichen Nachrichten über sein Befinden be sonders günstig und ließen zuversichtlich hoffen, daß eben jene viel- bcwährte Körperkrast in Verbindung mit der Kunst der berühmteren Aerzte das Leiden überwinden würde: gerade jetzt vorm Jahre besand er sich aus der Reise nach Süütirol, von England kommend, wo er noch kurz vorher beim Jubiläum der Königin Victoria den Kaiser vertreten und durch seine mächtig vorragende Gestalt, seine kräftige Haltung allgemein Bewunderung und Hoffnung erregt halte. So war- vor einem Jahre, — und heute? — sechs Monate nach dem Sedantage von 1887 erschüttert die Kunde vom Tode Kaiser Wilhelm'» I. die gesammte Welt; Friedrich III., in uner schütterlicher Pflichttreue bei rauhester Witterung au- dem warmen Süden heim eilend, übernimmt als ein zweifellos tödtlich Erkrankter die Regierung Preußen» und die deutsche Kaiserwürde; nach kurzen, angstvollen drei Monaten erliegt er dem entsetzlichen, mit beijpiel- losem Heldenmuthe getrogenen Leiden; an seine Stelle tritt sein jugendlicher Sohn, Wilhelm II., in denkbar feierlichster Wels« rin- gesührt von den in lautbekaaater BuodrStrene sich um ihn schaoreu- de» deutschen Fürsten. Sie alle, verehrte Anwesende, haben dies« mächtig erregenden Sr- rigniffe als deutsche Patrioten mitgesühlt, Eie haben auch mit empfinden müssen, wie dnrch dt« Wucht jener Ereignisse die politifche Lage »nsrre« Reiche», seine Verhältnisse za de» Nachbarstaaten beeinflußt worden sind, wie Furcht oder Hoffnung leidenschaftliche Porteibestrebungen auswühite, wie eine Zeit laug die Möglichkeit deS Rücktritte- de» treuesten Diener» der deutschen Kaiser, de- Reichs- kauzler«, in Frage kam, nud wie sogar versucht wurde, unser Volk irre zu mache» in dem Glauben au den Frieden imideutschea Kaiser- Hause, besten Familienleben immer ol- musterhakt gegolten hat. Diese traurigen Ereignisse, erst wenige Monate hinter an liegend, werfen zweifellos düstere Schatten auch auf das vater ländische Fest, daS wir in diesen Tagen sfeiern, und unser erstes Gefühl ist freilich da- der Trauer über den Verlust der beiden her vorragendsten Helden de» Tage» von Sedan. Dennoch aber dürfen und sollen wir auch in diesem Jahre de» Sedantag als Festtag begehen, weil gerade dieser Tag besonder- geeignet ist, unser Volk an die beiden Hingeschiedenen ersten Kaiser aufs Wirksamste zu erinnern, weil ferner die Erinnerung an sie unserer Feier die erhebendste Weihe verleibt, und weil endlich wir überzeugt sein dürfen, daß wir in ihrem Geiste handeln, wenn wir in unS und unserm Volke da» Gedächtniß an den Sedantag immer dar wacherhalteo, als an den Grundstein de» ueuerruugeuea deutschen Reiches. Denn als solchen feiern wir den Sedantag, nicht in bloßer Freude über die Skederwersung eine» heraussordernden Feinde«, sondern in dankbarer Erkenntniß der weltgeschichtlichen Bedeutung eines Siege», den wir nach dem ewig denkwürdigen Zeugniß Kaiser Wilhelm'» I. als „eine Wendung durch Gottes Führung" anerkennen, oliv eine Offenbarung de» WeltenlenkcrS, daß unser Volt sich bewährt habe, und daß ihm zum Lohne dafür nunmehr in Wahrheit die lang ersehnte Einigkeit aller sciner Stämme, die Unabhängigkeit und wahre Freiheit, «ine würdige Stellung unter den Völker» de» Welt alls beschiede» sein solle. Wir feiern ihn aber auch ferner und immer von Neuem deshalb, weil wir die segensreichen Folgen der Sedanschlacht un» und unser» Nachkommen erhalten wolle», und weil, wenn wir die- ernstlich wollen, wir u»S immer wieder zum Bewußtsein bringen müffen» daß diese Erhaltung, daß die fruchtbringende Ausgestaltung der er rungenen Einigkeit und Freiheit die ganze Kraft, die unablässige Auf merksamkeit und Thätigkeit unsere- Volkes in Anspruch nimmt, und zwar des ganzen Volkes, nicht blo» seiner Fürsten und ihrer Rath- geder, sondern aller Elasten und Schichten des Volke-. Dieses Bewußtsein als die Grundlage wahrer Vaterlandsliebe zu erwecken und wachznhaltcn, thut aber gerade unserm Volke ganz besonders noth. Wohl können wir mit Stolz sagen, daß unser Volk durch manche schöne Charaktereigenschaft ausgezeichnet ist, und agch zur Vaterlandsliebe ist in unserm Volk ein guter Grund gelegt durch seine treue Anhänglichkeit an die GcburtSstälte, den eigne» Herd, die Familie. Aber gar leicht lassen wir es bei dieser Anhänglichkeit an das Nächsiliegcude bewenden; gar leicht vergessen wir darüber die Gejanimthcit, die allgemeinen Interessen oder bcthätigcn wenigstens unsere Theilnahme an ihnen nur lau und malt» nicht aber in zener warmen, werkthäligen und opferbereiten Weise, deren sich die meisten andern Nationen rühmen können, und die ihnen im Wettbewerb der Völker eine unersetzliche, oft siegreiche Kraft verleiht. Solcher Kraft bedürfen aber auch wir, weuu uns die segens reichen Folgen deS SedantageS nicht wieder entrissen werden sollen, und darum ist cS dringende Nothwendigkeit und Pflicht unseres Volke-, jene wahre Vaterlandsliebe zu hege» und zu pflegen. Auch möge ja der Einzelne nicht glauben, daß er sür seinen Theil solcher besonder» Pflege nicht bedürfe; auch der beste Wille, das redlichste Streben erschlaffen, wenn sie nicht zeitweilig angeregt und genährt, auch daS beste Können geht unS verloren, wenn eS nicht zeitweilig geübt wird, und darum wollen wir keines der Mittel unbenutzt lassen, weiche zu der Stärkung unserer Vaterlandsliebe dienen können. Zu diesen Mitteln gehört zweifellos und erfahrungsgemäß dir volkslhümliche und festliche Feier vaterländischer ErinnerungStage. Sie richten unseren Blick aus die Vergangenheit und ihr: Lehren, auf die Gegenwart und ihre Forderungen, aus die Zukunft und ihre Hoffnungen, und solche Umschau wird sür die Meisten besonders ein dringlich sein, wenn wir sie nicht bloS still sür u»S anstellen, wozu wir ja alle Tage Gelegenheit haben, sondern bisweilen veranstalten in festlicher Vereinigung mit unseren Mitbürgern, da ouS der Ge- meinsanikeit unseres Fühlen- und StrebeaS mit viele» andere» die beste Kräftigung desselben erwächst. In solchem Geiste wollen wir auch in diesem Jahre daS Sedan- sest seiero, in treuem Gedenken an die beiden Hingeschiedenen ersten Kaiser, zur Festigung der Vaterlandsliebe, in der sie un» eia so leuchtendes Vorbild waren, in dem erhebenden Geläbniß, auch unsererseits, ein Jeder in seinem Wirkungskreis«, so treu wie sie dem Latcrlande zu dienen. Und diese Feier kann trotz jener ernsten Erinnerungen und trotz aller Wolken, die noch den politischen Horizont verdüstern — auch in diesem Jahre eine festlich-frohe sein. Denn an die Stelle der beiden Kaiser, um die wir trauern, trat Kaiser Wilhelm Ik.. und schon die wenigen Monate seiner Regierung haben in dem deutschen Volke das Vertrauen besestigt, daß der oll- mächiige Gott, der unS in wenigen Monaten zwei Kaiser nahm, dajür den vollsten Trost gewähren wollte, indem er uns einen jener Vorsahren würdigen Nachfolger verlieh, der die besten Eigenschaften seines Vaters und Großvater- in sich vereinigt. WaS Kaiser Wilhelm II. — der al» besonderer Liebling seines Großvater» galt und von dem Fürst Bismarck sehr bezeichnend gesagt bat. daß dieser Kaiser einst sein eigener Kanzler sein werde — wa- kaiser Wilhelm II. in diesen wenigen Monaten bereit» in fast un ermüdlich scheinender Thatkras« vollbracht und annebahnl hat, da» steht bei Ihnen Allen in frischester Erinnerung. WaS er that und wie er'» that, da- zeigt un». daß er ein Mau» ist, der weiß, was er will, der auch kann, waS er will und der bereit- die Selbst beherrschung besitzt, daß er nur will, wa» er soll und waS er kann. Unter einem solchen Kaiser kann das deutsche Volk, wenn eS nur selbst seine Schuldigkeit so thut, wie sein Kaiser, ruhig und freudig der Zukunft entgegengehen und den Sedantag feiern in der sestcn Zuversicht, daß die Früchte dieses Tage», Deutschland- Einigkeit, Unabhängigkeit und Freiheit, auch Kujern Nachkommen nicht wieder entrissen werden. Wir Sachsen aber insbesondere können und sollen den diesjährigen Sedantag in festlichster Freude begehen. Tenn unser König Albert, der allen deutschen Fürsten in lebendiger BundeStreue vorangeht, der der persönliche Freund Wilhelm'» I. und Friedrich'» IH. war, der aus unserem Leipziger SiegeSdeakmal mit Friedrich III. zur Rechten Kaiser Wilhelm'» I. reitet, unser König Albert ist auch nicht blos der Bundesgenosse, sondern der persönliche Freund Kaiser Wilhelm's H., dessen fünften Sohn er und seine erlauchte Gemahlin Königin Carola gestern au- der heiligen Taufe gehoben haben. Darum vereinigen wir in festlicher Freude auch am heutigen Tage unsere vaterländischen Gedanken, Wünsche und Hoffnungen in dem Jubelrus: Hoch Kaiser Wilhelm! hoch König Albert, hoch das deutsche Reich! Die Feier im Tivoli. Bereit- lange vor Beginn der Vorfeier war der große geräumige Saal deö „Tivoli" dicht gefüllt, und noch immer strömten neue Theilnchmer herbei, so daß zuletzt kaum ein Platz zu erhalle» war. Die Stimmung war eine gehobene, und deutlich konnte man wahrnehmen, wie tief der Patriotis mus in unserer Bevölkerung wurzelt, denn Jeder war nach Kräften bestrebt, da» Seinige zur Vorfeier de- bedeutungs vollen nationalen Gedenk- und Ehrentage» beizutragen. Kürz nach 8 Uhr nobm daS Concert, auSgeführt von der Capelle deS Herrn Musikdireclor Eyle, seinen Anfang. Geradezu zündend wirkte der Friedemann'sche „Kaiser-Friedrich-Marsch", und nachdem die Capelle noch einige Nummern unter leb haftem Beifall de» Publicum» gespielt hatte, nahm der „Leipziger Sängerbund" da» Orchester rin und brachte unter Leilung seines bewährten Dirigenten, de» Her«, M. Nitzsche, zwei Männerchöre zum Bortrag. Den Sängern zollte das Publicum den verdienten Beifall sür ihre Leistungen in reich lichem Maße. Nunmehr bestieg Herr Rechlsanwalt l)r. Hä blcr die festlich geschmückte Rednertribüne, um nachfolgende zündende Ansprache zu halten: Verehrte Festgenoffen! Wir hoben uns wieder zusammengesunden, um mit Stadt und Vaterland die Wiederkehr de- Tage- zu feiern, a» welchem die dentschcn Heere aus französischem Boden die Gefangenschaft einer ganzen feindlichen Armee und den Sturz de- sraiizösijcheu Kaiser- thum» herbeisüdrten. Such im Anfänge diese» Jahrhundert», nach den ASmvse» der BesreiungSkriege und der Bezwingung Napoleon», da entzündeten sich wohl aus den Bergen die Freudenfeuer, und man gedachte der großen Siege. Aber wie mochte eS kommen, daß der Jubel so bald, nach wenig Jahren schon, verstummte, und wie mag eS kommen, daß wir nicht abloffea, unseren Sedanlag sestüch zn begeh-», daß unser Sma immer wieder begehrt nach d:m Trünke patriotischer Begeiste rung, de» wir au» der gemeinsamen Feier Icdövsen? ES war damals eine Zeit, wo die Wünsche von Fürsten nud Völkern sich nicht begegneten, wo da» stürmische Sehne» d«S Volte» »ach Einheit und Freiheit keinen Widerhall fand an den Höfen der Regierenden, wo die Freud« am großen Errungenen vergällt wurde durch kleinliche Bedrückung, und die beste» Geister versucht waren, sich wieder in ein Weltbürgerthuin zu flüchten, weil ihnen da» Vater land keine genügende Nahrung bot. Wie ander», wie groß und glücklich dagegen ist dir Zeit, l» der wir leben. Vor unseren Augen, sür un» und durch un» hat sich die deulsche Kraft gesammelt, entfaltet, emporgehobeu, ebenbürtig allen Nationen aller Zeiten, nicht um zurückzusinken in die frühere Enge, sondern um ihre Kreise immer weiter zu ziehen. Die Hoffnungen der Väter sind erfüllt, und wa» zu wünschen übrig bleib», da» darf billig zurücktreleu vor den ungeheuren Fort schritten. die wir mit und seit 1871 gemacht habe». Jeder von un« trägt mit sich, wo er auch sei, da» Bewußtsein, ein Deutscher zu sei»; Alle« stellt sich in den Dienst de- Vaterlandes «ad überall aus den Gebieten de- öffentlichen Leben» sproßt aus dem Grunde der Zusammengehörigkeit die gemeinsame Arbeit. Allen voran in der Pflege deutscher Gesinnung schreiten die deutschen Kaiser, die deutsche» Fürsten! O, mit welchen besonderen Empfindungen müffen wir diesmal «user Sedan seiern! Wer möchte nicht heute mit ganzem Herzen bei dem Bild« der beiden Kaiser verweilen, die in diesem Jahre von un» gegangen sind! Es haben niemals Herrscher den Thron geziert mit solchem Ge» liugea, aber auch mit solche» Anschauungen voa Pflicht uud Ehre und vom Gebrauch« der verliehenen Macht. Die deutsche,, Gemeinden werden mit einander wetteifern, ihnen Denimal aus Denkmal zu setzen, um so ihre Erscheinung den späten Geschlechtern zu überliefern; voa der Innigkeit und Liebe aber, mit der Alles an ihnen hing, voa dem Schmerz und der Weise, mit der daS ganze Volk sie erkranken und hinsinken sah, davon lassen sich keine Vorstellungen übertragen; da» durchlebt zu haben, bleibt da» Besitzihnm und Vorrecht der Gegenwärtigen. Möge der Geist der dahinqegangenea Kaiser schützend schweben über dem Enkel, aus dessen jugendliche- Haupt sich die deutsche Kaiserkrone gesenkt bat. Enkel mögen kraftvoll walten. Schwer Errungene» zu erhalten! Dieser Spruch a» unserem SiegeSoenlinal ist so recht eigentlich daS Mahttwsrt für die künftige Zeit. Uns ist daS neue Reich zu Theil geworden! Kaum fordert man von unS jene- Maß von Entsagung und Opiermulh, wie von allen Denen, welche in Wort uud Schrift, mit Schwert und Schild die Einheit erst z» erstreiten batten. Ihre Ausgabe war gewiß die fchw ecigere. Ist unsere Pflicht und Verantwortung deshalb eine leichte? Ist es so leicht, das Errungene zu hüten und zu bewahren und ,n der alten Ucberlicfcrung weiter auszubauen? Ist cs weniger ernst, zu sorgen, daß io den Zeiten deS Friedens, des ansblühendeu Wohlstandes die G-sinnung nicht matt werde, die Kraft nicht erlahme, die Mäßigung uns verbleibe? Lassen Sie mich erinnern an die schönen Worte deS Kaisers Friedrich in seinem Erlaß an den Reichskanzler: „Nur eia aus der gesunden Grundlage von GotteSsurcht und einsacher Sitte ausqcwachseneS Geschlecht wird hinreichende Widerstandskraft besitzen, die Gefahren zu überwinden, welche in einer Zeit rascher wirldschaftlichcr Bewegung, durch die Beiipiele hochgestrigerter Lebensführung Einzelner für die Gejammtheit e,wachsen." Wir wollen nicht glauben, daß olle Arbeit qeihau sei, daß die kommende Zeit ein Geschlecht von Epigonen vorfindea dürfe. Noch ist der Bau Nicht vollendet, zu den« die Botschaft deS Kaisers Wilhelm den Grund gelegt, noch harren die socialen Gegen- jätze der Ausgleichung und Versöhnung! Deutschland steht erst auf der Mittagshöhe seine- Laufe-, und' eS ist bcrusen, eine Macht zn sein über die Völker, nicht durch Waffengewalt, sondern vermöge deS Ansehens, welches entspringt ans Weisheit und Stärke, aus Gerechtigkeit und Frtcdcnsliebe! Verehrte Festgenoffen l Nach diesem Ausblick in die Zukunft lassen Sie uns zurücklchren zur Bedeutung des Tages, und wie das Lied der Sänger zum Preise des Vaterlandes eben erklang, jo ertöne jetzt aus unser aller Brust der Rus 'och Kaiser und Reich, och König und Vaterland! Mit Begeisterung waren die Festtbeilnchmer den warmen, markigen Worten des Herrn Redner» gefolgt, und so Mancher, welcher vor l8 Jahren im heißen Kampfe vor Sevan am großen Nubmetzwcrke mitgeholsen hat, schweifte wohl geistigen Auge» zurück zu veu großen Ereignissen jenes Tage». Stürmischer Beifall, der fast nimmer enden zu wollen schic», wurde Herrn vr. Häbler zu Theil. ES herrschte eine wahre, aufrichtige Begeisterung, und die Feier war darnach angelhan» allen Thcilnchmern eine schöne Erinnerung zu bleiben. Feier an der Friedenseiche im Nosentha! und bei Bonorand. * Leipzig, 2. September. Mit einem etwas frischen, aber herrlichen Morgen brach der heutige Sonn- und zugleich der hohe Festtag der Deutschen an und der Reveillc der Militaircapellen folgte daS feierliche Geläute der Kirchenglocken, die zum Gottesdienste einluden. Tausende von Einwohnern wandcrten nach dem Rosenthal und der sonst kleine Kreis von Andächtigen, weicher sich um die Friedenöciche schaart, war heute, weil Sonntag, bedeutend größer: unter Anderem befanden sich in der Versammlung Herr Bürgermeister Justizrath Or. Tröndlin und einige Rathsmitglieder. An der bekränzten Eiche vollzog sich die Feier in der herkömmlichen Weise. Der Thomanerchor leitete dieselbe mit dem herrlichen Gesang deS Chorals „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren" ein, woraus Herr DiakonuS Schuch mit kräftigen, weithin vernehmbaren Worten folgende Ansprache hielt: Unsrer Vater heißes Sehne», Deutschlands Einheit, ist erstritte», Unsre Brüder haben freudig sür daS Reich den Tod erlitte», Enkel möge» kraftvoll wallen, Schwer Errung'ocs zu erhalten! DaS, theure Festgenossen, ist in Erz gegraben »nd, so Gott will, durch Jahrhunderte in Seien sorlwirkend, Zeugniß und Mahnung des herrschen SitgeSdenkinal-, dessen Enthüllung uns kürzlich erst einen hochpairiottschen Festtag gebracht bat. Wie abrr diele» Denkmal, da- im Herzen unserer Stadt errichiet. Mit- und Nachwelt e» bezeugen soll, daß Leipzig als eine echt deutsche Stadt das Gedächtniß der Wiedergeburt DrulschlandS treu bewahrt in seinem Herzen — wie diese» Denkmal, io redet auch die Feier des großen deutschen Siege-, die w>r alljährlich am Sedantage begehen, mächtig und bcrzandringend zu uns von der herrliche» Errungenschaft, den schweren Opfern und der ernsten Verpflichtung jenes gewaltiges Sieges. Ja, Uns'rer Väter heißes Sehnen, Deutschlands Einheit, ist erstritten. Da» ist der erste Ton. der Grnndton, in dem Festaccord auch unserer heutigen Siegesfeier. Denn ob auch der Tag von Sedan einst die Wiederaufrichiung de- deutschen KaisertbumS noch nicht leidst brachte, so hat er sie durch den Sturz deS sraazösischen KaisertbumS doch angebahnt. Der grimmigste und zugleich ver schlagenste Feind Deutschland«, der in gewissenloser Selbstsucht und von schnödem Neid erfüllt, die Schrecken jene» Krieg» heraus- b-schworen hatte, er verlor an diesem Tage endgillig da» frevle Spiel, da- er begonnen, nnd mit ihm Alles, waS er in säst vcrzweisellem Wagen auf» Spiel gesetzt hatte. Anstatt sich selber zu behaupten, hatte er sich selbst vernichtet, und die stolze Erhöhung, »ach welcher ihn gelüftete, war zur tiessten Er- niebrigung sür ihn geworden. Die aber, die er erniedrigen wollte, wurden erhöht. Der Sturm, der noch seinen Gedanken die ihm so lies verhaßte und zu seinem größte» Leid immer mehr erstarkte Eiche deutscher Einheit entwurzeln sollte, er halte sie nur noch viel iieser einwurzeln gemocht. Napoleon'» eigene Kriegserklärung war es gewesen, die mit einem Schlage aller Halbheit und Spaltung in Deutschland ein Ende gemacht, und die von einem Stamme auch wie einen Mann ihm hatte gegenübcrireien lasse». So machte gerade durch ihn, der nach alter welscher Weise gedacht hotte, eS böse mit Deutschland zu machen, unser Gott eS gut mit u»S. Nickt minder herb nnd empfindlich aber, wie sein Uebermuih, ward auch der seines Volke- gezüchtigt. Statt de» Rufes: „nach Berlin" erscholl gar bald der and'ce: „nach Pari»". Und dieser andere war keine leere Drohung und keine eitle Prahlerei. Ein halbe» Jahr nach dem einst so gelürchletea Kaiser mußte auch die stolze Kaiserftadt sich ergeben, und zum drille» Male schon in diesem Jahrhundert zogen deutsche Kämpser al« Sieger ein durch ihre Thorr. Aber diesmal —, und da- erhebt dielen dritten Einzug doch über jene erste« beiden — diesmal waren e« nur Dcuisch-, und diese Deutschen waren geeint, seit mehr denn Monatsfrist schon unter einem neuen mächtigen Kaiser geeint zu einem neuen mächtigen Reiche, dessen Glanz auch die höchste Herrlichkeit de» alte« deiittche» Reicks weit überstrahlt. Und diese lo langersehnte »nd so vielfach vergeblich erstrebte Einig»»- der deutsche» Stämme war di« größte Srruage»schast de» große» KrKqe», die unser ganze« deutsche« Vaterland zu »uauslöschlick tiefem Dank verpflichtet gegen deu Gott unserer Väter, der da« Sehnen unserer Väter so ungeahnt reich und so unverdient herrlich erfüllte. Um ihretwillen ist eben jetzt wieder al» erste» Lied a» diesem Morgen da- „Lobe de» Herrn, den mächtigen König der Ehren" erklungen, uadtum ihretwillen zieht auch heute wieder als de- FestklaugS erster Ton durch die Seelen aller Festgenoffen der Jubelt»»: Uns'rer Väter heiße» Schuen, Deutschland» Einheit, ist erftrtttea! Doch unmittelbar au diesen Jubeltoa reiht auch heule wieder sich eia Klogeio». Dean mit dem Gedenken an Deu. der so Große- an un» getdoa. erwacht naturgemäß auch da- Gedenken an Die, durch die Er so Große» an un» gcthan. und unzertrennlich von der Er- ianeruag an die große Errungenschaft ist die Erinnerung an die schweren Opfer jene» Krieges An sie gemahnt un- beständig der andere Ver» unseres Sieg-sdeakmalS: Unsere Brüder haben sreodig sür da« Reich de» Tod erlitte», und ihrem Gedächtaiß ist ja, wie diese Stätte überhaupt, so in sonderheit unsere alljährliche Morgenfeier hier am Sedantage gewidmet. Die frischen Kränze, welche wir hier »iederlegen, sollen eS de» Gefallenen zum Ruhme und ihren Hinlerbliebenen zum Tröste verkünden, daß sie nicht nur unvergessen sind bei Denen, weiche Gatten und Väter, Söhne und Brüder, Verwandte und Freunde in ihnen verloren, daß auch da- Vaterland uud die Vaterstadt dankbar und pietätvoll ihre» HeldenmntheS und ihre« OviersiuneS gedenkt Und wahrlich: sie sind eS werth uud haben e« theuer erkauft, daß wir sie also ehre» als die zum großen Tdeil uns Unbekannten nnd doch allesammt uns wohlbekannt, und daß sie, ob auch getödtet, doch allo leben von Geschlecht zu Geschlecht. Dean wie viele Muhen und Beschwerden haben sie aus sich genommen, wie große Selbst. Verleugnung und Entsagung haben sie geüb: I W:e viele Schmerzen haben sie erduldet» und welch' bittren Tod zumeist gehabt! Doch in dem allen haben sie weit überwunden, und waSsie nur immer geopfert haben: längst schon errungene- Familiciiglück oder lang gehegte Jugendhoffaung, blühende Gesundheit und morgen- frische- Leben, sie haben eS Alle- freudig aus dem Altar der Vater landsliebe geopjeri! Ja. unsere Brüder haben freudig sür da- Rcich den Tot» erlitten: das verklärt uns mit unvergänglicher Klar, heit ihr Bild, und da- verpflichtet ihnen zn uuvergänglicher Lauk- barkeit unsere Herzen t Slber nicht ihnen allein, die einst auf den Schlachtfeldern ge- blieben oder später, oft ja erst Jahre nach dem Kriege, noch als Lpser deS Kriege» geiallen sind, nicht ihnen allein kann, ibeucre Festgenoffen, heute unsere Gedächliiißscier gellen. Wir wurden neulich ichoa — auch durch die Feier in Fraukjurt — eriuaert: „Von jeuen Helden allen manch' iapierer Achill, der nicht im Krieg gesalle», ward draus »n Frieden still." Und als die Hülle unsere» Siegesdeiilma!» fiel und die ehrwürdige Heldengestalt unseres großen Kaiiers Wilhelm und neben ihr die stattliche Rcftcrfigur unscrcs unvergeßlichcn Kaisers Friedrich sichtbar wurde, da wachte wohl m allen Zeugen diese» Augenblicks mit plötzlicher Gewalt der Schmerz um diese beiden in diesem einen Jadre so rasch »ach einander dahin genommenen Begründer der neuen deutschen Macht und Einheft aus. Heute aber, wo wir des großen Sieges voa Sedan gedenken, der wesentlich unter ihrer ruhmgekrönten Führung vorbereitet »nd errungen ward. — und dieses Sieges zum erste» Male gedeuken, während sie nicht mehr unter den Lebenden sind, heute wird ihr sieg- uud segensreiches Wirken im Erleg und im Frieden erst recht noch einmal uns lebendig, und wie unseren Brüdern, welche freudig sür das Reich im Kamps den Tod erlitten, so ruscn wir auch ihnen, deren Kraft sich zwar im Frieden, aber da auch nur im Dienste des Reiches und seiner Größe verzehrte, ein schlichte-, aber tiesenipsundeueS: „Habt Dank, ihr Helden" in die ewige Ruhe nach. Doch sreiiich, der beste Dank, den wir, wie unserem Gott, so unseren Kaiser» und ihren ovserfreudigen Heercsschoaren bringen können, siebt nicht in Worten, sondern in Kraft. Und darum klingt, wie dos Zeugniß unseres Siege-denkmal-, so auch die Bolschast eines jeden Srdansestes in die ernste Mahnung aus: Enkel mögen krajtvoll walten. Schwer Erruug'neS zu erhalten! Ja pflichtgetreuem, selbstverleugnendem Gehorsam g gen diese Mahnung gebt seinem ganzen Volke als ein helllcuchtendcs Vorbild der erhab'ne Kaiser-Enkel aus dem deutschen Thron voran. WnS er oeim Antritt seiner Regierung in heilig-erastem Ausblick zu dem Herrn aller Herren gelobt Hai. daS Hai er in der kurzen Zeit seiner Regierung bis hierher auch schon vicivcrheißend zu erfüllen begonnen. Kraftvoll wallend, vor Allem über die Gesühlc in seiner eigene» Brust, und zwar vollberechtigte Gefühle, wie die Trauer über den Heimgang des Bakers, und die Sorge um der Gemahlin ernste Stunde, unicraabm er zum «Lutze des einst so schwererruagencn und längst schon wieder fckwerbcdiohlen Friedens jene große nördlich: Neiie, deren Eriolge zu sichern ja die dcmuächsttge Reise gen Süden bestimmt ist. Ebenso selbstlos aber und unermüdlich, ebenso thal- kräftig und weise hat ec sich auch bei fernem Wallen im Innern de- Reiches gezeigt, und auch durch dieses glanzend sich bewährt als de» ersten Diener seines Staates uud seines Reiches, zu dem er ja »ach dem Vorgang seines großen Ahnherrn gleich zu Anfang so demülhig und hochherzig zugleich sich erklärte. Mögen wir deshalb aber, theure Festgenoffen» trotz der harten Schlage, die in diesem Jahre unfer Reich betroffen haben, an diesem Sedantage dennoch getrost, und getroster als feit Jahren vielleicht, in die Zukunft blicken, so dürfen wir auf der andere» Seile doch auch nicht vergessen, daß wie unfcrcm Kaiser, so auch unS die ernste Mahnung gilt: empfanget nicht vergeblich die Gnade GotteS I und daß nur, wenn auch wir uns dieser Gnade würdig z'igen, sei» kraftvolles Walteu erreichen kann, was eS un» zum Heile erstrebt. Uuü darum wollen wir, die Glieder deS Reiches, gleich dem Haupte, ein jedes an seinem, wenn auch noch so bescheidenem Theüe, feiner Pflicht zum Wähle des Ganzen wahrneumen mit echt deutscher Kraft und deutscher Treue. Nicht gleichgilttg gegen die höchsten und heiligsten Güter unseres Voltes und feines Lebens, jondern wie unser Kaffer von Grund der Seele begeistert dafür, nicht arbeiten wollend, nur um selbst zu genießen, oder gar nur genießen wollend, ohne jelbst zu arbefteu, sondern wie unser Kaiser, den «in» stets auf daS allgemeine Beste gerichtet, und tafür freudig und ein- trächtig unser ganze- Können einjetzend immer und überall — jo wollen auch wir kraftvoll walten, fchw.'r Ereuiig'nes zu erhaltenI — Gleich wie unser von Herzen srominer Kaiser aber auch einge denk der alten Wahrheit, baß ein Mensch sich nichts nehmen kann, es werde ihm denn gegeben vom Himmel herab, und nicht umsonst gewarnt durch die Ersahrnng des letzten französischen Krieges: „Den Hvsfärlige» widerstehet der Herr, aber den Tcmiithigen giebt er Gnade l" wollen auch wir die Kraft zu solchem Walte» dcmüthig allezeit uns von oben erbitten. Denn Mit uns'rer Macht wirs auch in Zukunft nichts gethaa sein; nickt» mit unserer wenn auch noch so starken Heeresmacht gegen die Feinde unseres Friedens uno unserer Einheit draußen, »nd »ichiS uni der Macht unserer wenn auch »och so großen Bildung gegen die Feinde unserer Rübe und Ordnung drinnen. Aber mit Gott werden wir auch künftig Thaie» ihu», uud in dem Maße, in welchem unser deulsche- Volk ein christ liches bleibt und immer mehr wieder wird, in deiiifclben Maße wirb eS auch küuftig ein glückliches und ein großes Volk >ei»I — Wohlan denn, theure Fcstgciioffca, so sei's auch künftig unserer Freuden höwste Freude, daß wir zu unserem Gott uns balle» u»b unsere Zuversicht fetzen auf den Herrn; und aus das Gebot von unserem Gotte — denn das ist'S ja im letzten Grunde — „Enkel mögen kraftvoll walten. Schwer Errung'neS zu erhalten l" aus die» Gebot voa nuferem Gotte fei unj're Antwort heut' und immerdar da- Gebet zu uns'rem Gotte: O komm, wie zu der Väter Zeit» Ein Feuer auzuzüuden, Daß wir im Frieden wie im Streit Fest aus Dein Dort un» gründen: Ein fromme» Volk, da- Dir vertrant» Und Dir zum Tempel sich erbaut. Zu Deines Namen» Ehrei Amen. Nach dieser Ansprache sang der Thomanerchor voll- endet schön die Mottete „Zeuch' an die Macht", von L. F. Richter, welche einen tiefen Eindruck aus die Zubörer machte, d»e sich dann entsernten und in der großen Mehrheit nach dem Elablissemrot Bonorand begaben. DaS Morgenconcert bei Bonorand bildet mit eiurn Glanzpunkt der Feier, denn hier finden sich stel» alle, auck die angefeheniien Kreise der Stadl zusammen und heute war e- ebenso. Schon bei Beginn de« EoncerteS war der große Garlen samml Veranden fast überfüllt »nd eS hielt schwer, sür Späterkommenbe Platz zu schassen. Da- Orchester stellte die Capelle B ückner, während die Cborvorlräge die Gesang- vereine: „Andante", „Cantate", „Harmonia", „Liederkrei-", „Orpheus". „Phönix", „Quartett- Verein". „Symphonia". „Thalia", „Toaica" nnd „ikenia" »nler Leitung de- Herrn Lelirer Bernd. Jab» in musterhafter Weife anSsührteu und reichen, wohlverdienten Dank rrntclen.
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