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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-06
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1888
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Erste Mage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 250. Donnerstag den v. September 1888. 82. Jahrgang. > Entfernt vom Latte. Bon Alex von Degen. I!-chdr»a »erbsteii. Im Schlosse veS Grasen Mazgin herrschte am heutigen Septembervormittage rege- Leben. Vor einer Stunde war -er Stab de« ersten Bataillons 10. Insanterie-RegimentS Nr. 2 in MaggmShausen eingerückt. um während der Manöver Ger auf acht Tage Quartier zu nehmen. Nach Begrlißuncz des Hausherrn, der Gräfin sowie der sech-zehnjährigen Comtessc Leonie begaben sich die Ofsiciere auf die ihnen angewiesenen Zimmer, um von dem langen Marsche auSzuruhen. „Ich habe das Diner um fünf Uhr anaesetzt, ich dachte, rS würde den Herren so am besten passen!" hatte Graf Magain geäußert. Auch der Bataillonsadjutant Freiherr Arnold von Sambo suchte sein Zimmer auf, woselbst der Wohtgeschutle Bursche bereits beschäftigt war, den Koffer auszupacken. Aus dem Tische lud ein zierlich hergerichleleS Taklet mit kaltem Fleisch nebst einer Caraffe lichten Bieres zum Zu langen ein. Arnold vertauschte den bestaubten Wassenrock mit dem bequemen Jagdrock, ließ sich in einem der tiefen Sessel am Tische nieder und schlürfte behaglich den kühlen Trunk. „Famoses Quartier! Wie chic Alle- hergerichtet ist! wie fürsorglich auch den kleinsten Bedürfnissen Rechnung ge tragen!" dachte Arnold, daS Gemach musternd, desto» hohe Bogenfenster zum Schutz gegen die Strahlen der Sonne durch grüne Jalousien geschlossen waren. „Ist HanS auch gut untcrgcbracht, Peter?" wandte er sich an den Burschen, der den geleerten Koffer in eine Ecke setzte, so daß nichts an einen ungcmüthlichcn kurzen Aufenthalt erinnerte. „O, so einen Stall bekommen wir wohl daS Mzc Manöver nicht wieder! Unser HanS, sowie die Pferde «S Majors stehen im gräflichen Rcilstall. bester konnte HanS bei uns zu Hause nicht'aufgehoben sein!" ^ „Wickle nur die Vorderbeine recht sorgsam! die Sehnen waren vorhin etwas angeschwollen". „DaS ist bereits geschehen, Herr Lieutenant; der Stall meister des Grafen meinte,, die kleine Schwellung habe nichts zu bedeuten, sie würde bald wieder verschwinden!" „Schön, um so bester! Ich werde mich nun etwas nieder legen! Punct halb Vier weckst Du mich!" ^Zu Befehl, Herr Lieutenant!" Stach wenigen Minuten dehnte Arnold dir müden Glieder behaglich in den weichen Pfühlen des breiten, französischen BetteS. Bald war er entschlummert. Angenehme Träume schienen ihn zu unigaukeln, ein heiteres Lächeln schwebte aus seinen Lippen. Glückliche Jugend, die nur angenehme Träume kennt! Ein lautes „Herr Lieutenant, e< ist halb Bier!" ließ ihn erwachen. „Schön? daun nur heraus!" Sorgfältig, wie immer, wurde Toilette gemacht. Gerade halte er diese beendet, musterte noch einmal den tadellosen Sitz des „auf Taille" gearbeiteten funkelnagelneuen Waffen rocks, gab dem kleinen, schwarzen wohlgepflegten Schnurr bärtchen mit den Fingerspitzen einen kühnen Schwung nach oben, al» sein alter jovialer Major in daS Zimmer trat. „Na, Freundchen, Toilette beendet?" lachte er, dem sich Verneigenden die Hand reichend, „Donnerwetter! wie elegant Sie sind! Nagelneu von oben bis unten. Ln Eroberungen Wird eS Ihnen nicht fehlen. Kommen Sie aber jetzt, e- wird Zeit, daß wir uns in die Salon- unserer so liebenswürdigen Hau-srau begeben!" Hier waren bereits die Hauptleute nebst den vier auf dem Schloß verquartiertcn Lieutenant- versammelt, von denen der «jüngste, der vor vier Wochen zu dieser Charge beförderte Baron Glome, der Comtessc Leonie seine Erlebnisse aus der Kriegsschule mit so drastischen Farben schilderte, daß sich der Backfisch vor Lachen schüttelte. Der Graf swar bald mit dem Major in ein Gespräch Uber Landwirthschast vertieft, die Hauvtleute berichteten der Gräfin von dem heutigen Marsche, die Lieutenants umringten Hie Tochter dcS Hause», während Arnold'- Interesse die Familiengemälde an den Wänden aus sich zogen. Unwillkürlich mußte er an seine Kindheit zurückdenken. In einem ähnlichen traulichen Zimmer, geschmückt mit den Ahnenbildern seines uralten Geschlechts, hatte seine liebe Mutter einst gewaltet alS Hausfrau. Schloß Falkenstein, fern im Süden, war so ost der Ver sammlungsort der dortigen zahlreichen Nachbarn, sowie von Weit herbcigekommener Freunde dcS allzeit gastfreien HauseS gewesen, bis — ach, er wußte sich des TageS nur noch zu Wohl zu entsinnen — bis der liebe Vater einst schwer ver wundet in daS Hau» getragen ward. Arnold spielte gerade zu den Füßen seiner Mutter, ol der Verwalter mit so tieftraurigem Gesicht in das Zimmer trat. . „Erschrecken Sie nicht, gnädige Frau. derHerr Baron ist — „Verheimlichen Sic mir nichts, Walther!" hatte seine Mutter jäh ausgerusen, „mein Mann ist todt!" Sie stürzte hinaus, der Sohn klammerte sich ängstlich an ihr Kleid; nach wenigen Minuten standen sie an dem Lager des Vaters, der so schrecklich bleich auSsah; ein sanfle» Lächeln verklärte seine Züge, Arnold fühlte noch die zitternde Hand aus seinem Haupte, vernahm ein: „Gott segne Dich, mein Sohn!" Dann ein tiefer Seufzer, — er hatte keinen Vater mehr Bald darauf fing auch seine liebe Mutter an zu kränkeln und nach vier Jahre», kurz nach Arnold'S Confirmation, schloffen sich die treuen Augen für immer. Der Vormund, ein Bruder seiner Mutter, hatte ihn als dann aus da» CadettencorpS gegeben, in den Ferien war des Oheim'S Haus sein Heim. Schloß Falkenstein, an dem er mit allen Fasern feines Herzens hing, sollte er nicht Wieder sehen. Es war in den Weihnachtsserien vor nunmehr sech» Jahren gewesen, zum Frühjahr sollte Arnold da» Tadelten eorpö verlassen; da rief ihn der Onkel am Abend vor der Abreise zu sich. „Arnold, Tu bist fast erwachsen, bist ein vernünftiger Junge, vernimm gefaßten Herzen», wa» ich Dir mittheilen muß Ich habe gewissenhaft Alle- versucht, e» abzuwenden es ist mir bei de» jetzigen schlechten Zeilen nicht gelungen, ich muß Schloß Falkenstein verkaufen oder früher oder später den Concurs eröffnen." Begriff auch Arnold damals noch nicht vollständig Alle», allmäliq hatte er eine» Einblick in seine Verhältnisse bekom men. Für ihn war nur ein kleines Capital von der Mutter übrig geblieben, von dessen Zinsen er mit Einschränkung bei dem Regiment leben konnte. Sein Vaterhaus, Schloß Falkenstein, mit all' seinen glücklichen Kindererinnerungen, ge hörte einem Andern. Diese Erinnerungen zogen an seiner Seele vorüber, al» er jetzt die Vorfahren de» Grafen Maggin betrachtete, ernste Männer, liebliche Frauen. DaS letzte Bild in der langen Reihe fesselte seine Aus merksamkeit besonder». Die seinen Züge, den vollen Mund, die blauen Augen unter den schwarzen, kühn geschwungenen Brauen, da» blau schwarze, wellige Haar hatte er schon einmal bewundert. Doch wo? „Wer ist diese Dame, Comtessc?" wandte er sich an die Tochter de« Hause». --Anne Großmutter mütterlicherseits, eine geborene don Brrnmi au» Bernaundorf. Ucbermorgen auf unserem Balle können Sie da» Original bewundern, unsere Cousine. I konnte, daß sie von derselben Quelle bereit» wiederholt in Meine Mama ist nämlich ebenfalls eine geborene Bernau. I früheren Jahren verbreitet worden ist. E» handelt sich näm- Meine Cousine Cilly sicht der Großmutter sprechend ähnlich." I lich um nicht» weiter als um die müßige Erfindung eine» Arnold verneigte sich dankend. Jetzt wußte er, wo er in I „freisinnigen" Correspondenten, welchen seine UeberzeugungS- jene Augen geblickt. Vorigen Winter aus dem Balle de» I treue nicht hindert, seine KuckuckSeier auch in nationalliberalen Präsidenten hatte er mit Fräulein von Bernau getanzt, sie I Blättern, wie dem „Hamburgischen Correspoudent", unterzu- dann im Cotillon geholt und auch von ihr ein Sträußchen I bringen. empfangen. Zum Abschiede hatte sie gesagt: „Wir werden! Nachdem die Parole „Fort mit Bismarck" den Fort- un» wohl im nächsten Manöver Wiedersehen, e» ist in unserer I schrittlern recht übel bekommen, so daß man e» für zweck- Gegend!" I dienlich erachtet hat, in letzter Zeit gänzlich zu leugnen, daß Wie er nur so vergeßlich sein konnte! Aber es war gewiß I von fortschrittlicher Seite überhaupt jemals dieses Verlangen u entschuldigen bei den Anstrengungen der letzten Tage! Er I erhoben worden, ist eS bekanntlich eine „Lieblingsidee" veS lickte noch einmal jenes Bild an. so daß eS erst der Worte I Herrn Eugen Richter, daß Fürst BiSmarck veranlaßt werde, des Grafen bedurfte, „bitte zu Tisch, meine Herrschaften", I sich lediglich auf die Leitung der auswärtigen Politik zu >h» daraus aufmerksam zu machen, der Tochter des HauseS I beschränken, oder, wie es im fortschrittlichen Jargon heißt, den Arm zu reichen. ! daß der Herr Reichskanzler sich auf dieses „Ältentheil" Wie interessant kam ihm jetzt dieser lang aufgeschossene, I zurückzöge. Damit haben nun die Herren vom Fortschritt etwa» wilde Backfisch mit den strohhellcn Haaren, wasscrblaueu I bis jetzt kein Glück gehabt, in wie eindringlichen und beweg- Augen und Sommersprossen vor. I lichcn Worten auch Fürst BiSmarck selbst anS Herz gelegt O wie freue ich mich aus übermorgen Abend!" plau- I wurde, daß eS im eigensten Interesse seiner Gesundheit liege, derte dieser, nachdem inan Platz genommen, hier im Ritter-1 sich von der llebcrbürdung einigermaßen zu entlasten, und daß aale tanzt eS sich so vorzüglich, wir hatten voriges Jahr I daS Wohl dcS Vaterlandes eS erheische, daß sich der Fürst einen Tanzstunden-Ball Ueberinorgea darf ich nun aber da» I möglichst lange in frischer Kraft erhalte, erste Mal als Erwachsene mittanzen und morgen will mich I Man versucht eS nun jetzt einmal aus die entgegengesetzte Onkel mit Cillh zum Manöver abholenI" »Weise. Der Herr Reichskanzler soll von der Leitung de» Immer und immer wieder kehrten Arnold'S Gedanken zu I Auswärtigen Amte» „entlastet" werden. Im Ernst hält die» Fräulein von Bernau zurück; Leonie blickte ihren Cavalier I allerdings selbst der fortschrittlichste Philisterkops nicht für einige Male erstaunt an, als sie aus einige Fragen in Betreff I denkbar, aber die Hauptsache bleibt diesen Anregern so deS morgigen Manövers recht verkehrte Antworten erhielt. I „fruchtbarer Gedanken" immer, daß man sich in weiteren Der gute Adjutant war sichtlich zerstreut, das bemcrkten I Kreisen nur erst daran gewöhne, den Fürsten BiSmarck bereit em? Kameraden zu ihrem großen Erstaunen. I bei seinen Lebzeiten in seinem amtlichen Wirkungskreise AlS man nach Tisch auf der Gartcnlerraffc den Kaffee I beschränkt zu sehen, nahm, belheiligte sich der sonst so fidele Gesellschafter wenig! Die Einrichtung der obersten Neichsbehördcn wird sicher em der Conversation, sondern blickte gedankenvoll in die I lich im Laufe der Zeit noch manche Abänderung erfahren, 'chöne Gegend. I Ta» deutsche Reich besteht noch keine zwei Jahrzehnte, und Man vermißte ihn daher auch nicht sonderlich, alS er sich I Niemand wird bestreiten wollen, daß dessen innere >ei dem Hausherrn entschuldigte, um dringende Schriftstücke I Entwickelung noch sehr lange nicht abgeschlossen ist. auf seinem Zimmer zu erledigen. I Erst bei der praktischen Arbeit zeigt sich in den meisten I Fä^en -je Nesormbedürftigkeit. Wir brauche» uns nur Das erste Bataillon stand hinter einer Waldparcelle »er-1 zu erinnern, wie wir nn Anfänge nur ein Reichs- deckl in Reserve. Bereits war eS 10 Uhr und noch war I kanzlcramt mit mehreren Abtheilungen und einem Präsidenten daS Eingreifen in daS Gefecht, welche« seit zwei Stunden I hatten, und wie sich auS den einzelnen Abtheilungen die ver um die vorliegenden Ortschaften hin und her wogte, nicht I schieden«, selbstständigen ReichSämtcr, mit SlaatSsecretairen besohlen. ! an ihrer Spitze, entwickelten. Und die Zahl dieser ReichS- Entsetzlich langweilig!" brummte der Major, nach den I ämter hat sich auch »ach und nach vermehrt. Naturgemäß vorliegende» Höh«,'blickend, woselbst das Knattern deS Gewehr-! und selbstverständlich war immer, daß der Reichskanzler zu- euerS, sowie die dichten Pulverwolken die Stellung der dies-1 gleich Präsident des preußischen StaalministerinmS war und eiligen Infanterie bezeichnet«,, „schon wieder avancirt die ! Präsident dcS BundeSrathS Der praktische Blick deS Fürsten vordere Linie; wenn Vas lo weitergeht, kommen wir heute I BiSmarck bewährte sich in alle» Einzelheiten der Neu nicht mehr in Action! Ueberhaupt scheint mir daS Gefecht I schöpf,»,gen und bei aller Häufung der Aemter in einer ich mehr »ach rechts hinüberzuziehen, wir sind alsdann ohne I Person, den großen Blick über daS Ganze verlor er niemals, jede Truppe vor u„S, stehen ohne Sicherung aus dem linken I Daß eine Persönlichkeit wie Fürst BiSmarck, wie in seinen Flügel. Sambo! reiten Sie schleunigst zum Herrn Oberst, I Gesammtlcistiingen, auch in seiner Gesammtstellung überhaupt ich ließe um Befehl bitten, ob ich zwei'Compagnien in« Vor-1 nicht zu ersetzen ist. weiß Jedcriiiatlii, und die Last dcS treffe» senden soll?" ! Dopp.lamtes, als Kanzler des Reiches besten innere und äußere Mil einem „zu Befehl" galoppirte Arnold den Hügel I Politik zu leiten, dürste schwerlich ein Nachfolger überhaupt aus hinan in die dicht«, Pulverwolken. Er hielt den Wallach än. I sich zu »cbm«, geneigt sein, dürfte schwerlich auch der genialste uni sich nach dem RegimentScommandeur umzusehen. Doch I und arbeilSkrästigste Mann sich für befähigt erachten. Also nichts von diesem war zu erblicken. Zweihundert Schrill vor I eS liegt nahe, daran zu denken, zunächst ,n der Spitze der ihm befand sich die Feuerlinie; jetzt gewahrte er einen Wagen ! ReichSinstitulivn«, für später eine Reform anzubahncn. Aber in unmittelbarer Nähe derselben. Wieder setzte er dem I in keinem Falle wird daS in der von fortschrittlicher Seite Braunen di« Sporen ein, in wenigen Secundcn hielt er neben I gewünschten Weise geschehen dürfe». so würde statt de» Aus dem Gefährt. I baue» eher eine Auslösung deS Reiche» erfolgen. Der Eiw Leonie stellte ihn „als unsere Einquartierung, Lieutenant I sctzung verschiedener Verantwortlicher ReichSnnnisterie» stehen von Sambo" vor. Der Herr von Bernau erkundigte sich I zudem säst unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Bis nach dem Stande deS Gefechts; Arno wandte sich bei der! jetzt sind glücklicherweise alle Competenzstreitigkeiten und Erklärung vorzugsweise an die Damen, ein Blick Cillh'S ! Schwierigkeiten vermieden worden, und daS ist vor Allem hatte ihm Gewißheit verschafft, daß sie sich seiner erinnerte. I zum weiteren Gedeihen des Reiches unbedingt erforderlich. „Ich weiß nicht, ob gnädige« Fräulein —" I Wir dürfen vertrauen, daß die bewährte Hand unseres In diese», Augenblick ries «ne ihm nur zu wohlbekannte ! Kanzlers auch weiter diese schlimmste Klippe dcS Reiches Stimme: ! vermeiden wird, daß er auch für eine spätere Zeit uns die „Gut, daß ich Dich treffe, Arnold, ich sollte gerade zu I Formen schaffen wird, welche zwar vielleicht nicht streng einem Deinem Bataillon reiten." I bestehenden „staatsrechtlichen System" entsprechen, aber desto Der schneidige Adjutant des Regiments, Prcinierlieutcnant I mehr Len Forderungen der Praxis gerecht werden. Von AltadlerSberg, parirte seinen schäumenden Rappen. ! „Schnell. Ihr sollt auf der linken Flanke in daS Dorf! 71,„„«krsZ,»,, INaftlilpmi'tNttm einbrechen, aber möglichst rasch, da dasselbe momentan nur! -öUk zlkkUstllUlkil TVUlltvklllkhUlIg. von ganz schwache», feindlichen Kräfte» besetzt ist!" I dil-0. Berlin, 4. September. Die deutschsreisinnige „EinTrunk gefällig, meineHcrrc»?" ries Herr v. Bernau I Partei hat den Wahlkampf bei Zeiten auf der ganzen „Reite, Arnold I Es ist keine Zeit zu verlieren!" mahnte I Linie eröffnet. Selbstverständlich richtet sich ihr gröbstes AltadlerSberg, indem er dankend den Becher auSCilly'sHand I Geschütz, wie immer, gegen die Nationalliberalen, die nahm, indessen Arnold seinem Bataillon zujagte. I ja nach ihrer Behauptung die Reaction, unter welcher das „Der Arme!" meinte Leonie, so nahe an der Quelle und ! Land angeblich seufzt, erst möglich gemacht haben. Der un- verschmachten zu müssen!" I befangene Beurtheiler wird freilich Mühe haben, aus dem „SoldatenlooS, mein gnädigstes Fräulein! Wenn die I sachlichen Inhalte der programmatischen Kn»dgebu»gen der Herrschaften den letzten Sturmangriff sehen wollen, bitte ich, I deutschfreisinnigen Parteitage und Versammlungen den mir zu folgen!" I himmelweiten Unterschied herauszusinden, der die beiden au Vergebens schaute Arnold nach den Damen auS, als nach I dem Boden des Liberalismus stehenden Parteien von einander einer Viertelstunde da» erste Bataillon das Dorf stürmte und I trennt. „Keine Stcucrerhöhuna in Preußen!" ist ebenso gut den fliehenden Gegner mit Magazinfeuer überschüttete. ! eine Forderung der Nationalliberalcn wie der Freisinnigen. „DaS Ganze — halt — Sammeln —Officicrsruf!" I Auch darin, daß eine solche nicht u»tcr dem Vorwände einer kündeten die Signalhörner. - I Steuerreform erfolgen darf, sind wir mit den letzteren ein- Es sausten von allen Seiten die berittenen Ofsiciere den, I verstanden. Im Uebrigen halten mir eine wesentliche Reform MUHlberge zu, woselbst Seine Excellenz der Divisionscom- I deS preußischen Steuersystems für unerläßlich, und wenn die mandeur eine seiner treffenden und darum von Vielen sehr I Deutschsrcisinnigcn dies Ziel weniger energisch betonen, so gefürchteten Kritiken halten wollte. Man sah nach derselben ! wollen wir deshalb nicht bezweifeln, daß auch sie cs im recht viele kleinmüthige Gesichter und namentlich der Ritt-1 Auge haben. Die mit besonderem Nachdruck von den meister Gras Schrippenfcld war nicht in bester Laune. ! Freisinnigen zur Schau getragene Fürsorge für die Volks „Herr Rittmeister!" hatte sich Excellenz mit gewinnendem ! schule und deren Lehrer wird auch von den National Lächeln an denselben gewandt, „wenn Sie jemals in die Lage I liberalen, wenngleich mit weniger Geräusch, so doch in nicht kommen sollten, ein Regiment zu führe», so rathc ich Ihnen, I geringerem Maße bcthätigt. Ausbau der SelbstverwaltungS- mit demselben keine Infanterie-Patrouille zu attaquiren!" I gesetzgebung, vor Allem Erlaß einer Landgemcindeordnung Der Herr Rittmeister hatte nämlich im Verlauf deS Ge- I für die östlichen Provinzen, haben wir zu verlangen niemals fechte- mit seiner EScadron auf drei Mann Infanterie atta- ! ausgehört. So ließe sich, wenn man in Einzelheiten eingehcn quirl, da ihn diese durch geschickte Ausstellung und lebhaftes I wollte, der ParallelismuS der beiden Parteien »och ei» ganzes Feuer zu dem Glauben zwangen, es mit einer starken feind- I Stück weiter entwickeln. Daß daneben in den dcutschjreisin- lichcn Abtheilung zu thun zu haben. Daß die Infanterie mit I nigen Kundgebungen auch „vorgeschrittenere" Forderungen Magazingewehren bewaffnet, war dem vornehm«, Herrn, I erscheinen, fällt praktisch wenig in« Gewicht. Wenn der zu der kaum den Namen seine» Wachtmeister» kannte, böhmische I Wiesbaden abgehaltene fortschrittliche Parteitag erklärt, daß Dörfer. ! das jährl'che Stcucrbewilligungsrecht für alle direkten Steuern Noch einmal spähte Arnold nach dem bewußten Wagen I zu erstreben sei, so haben wir gegen dies Streben unsererseits mit den zwei Hellbraunen. Dort in der Ferne rollte er aus I ganz gewiß nichts einzuwenden, wenn wir ihm auch einen der Chaussee dahin. ! befriedigenden Erfolg einstweilen nicht vorauszusagen ver- Doch hatte er heimgekehrt nicht viel Zeit, schwärmerischen I mögen Noch harmwser dünkt uns in der Wiesbadener Re- Gedanken nacbzubängen. Die Befehlsausgabc dauerte heute I folution der Satz: „Das Landtagswahlrccht ist auf der länger, alS gewöhnlich, so daß man schon bei Tische saß. als I Grundlage' deS Reichswahlrechts, insbesondere auch durch er seine Geschäfte beendet Auch dem gemülhlichen Kaffee-1 Einführung der geheimen Abstimmung, zu rcformiren." Was stündchcn konnte er ferne Gegenwart nicht schenken, zwei Sol-1 soll das heißen: „auf der Grundlage de» Reichswahlrechts baten waren zu vernehmen, zwei recht hart gesottene Sünder,! Warum verlangt man nicht rund heraus daS allgemeine, die recht ost in den Strasbüchern der Compagnie verzeichnet I gleiche und direkte Wahlrecht? Offenbar doch wohl deshalb, waren. Diese füllten die Zeit bi» zur Thcestunde völlig au«, I weil man über die Zweckmäßigkeit der einfachen Uevcrtragung nach welcher man sich im Hinblick auf den frühen Beginn de« I des Reichswahlrechts aus Preußen selbst in Zweifel ist. Die morgigen Manöver» zeitig trennte. ^ besondere Hervorhebung der geheimen Abstimmung scheint (Schluß folgt.) isogar anzudeuten, daß man sich mit Einführung derselben I zufrieden geben könne Nun, darüber ließe sich ja Q... I reden, wiewohl die geheime Abstimmung, die wir bei dem H-Utzk. ^ direkten und gleichen Wahlrechte de» Reiche- für eine un« ** Berlin, 4. September. In mehreren Blättern ist I «läßliche Vorbedingung der Wahlfreibeit halten, im Rahmen gleichzeitig gemeldet worden, daß vorbereitende Erörterungen ! de» preußischen Wahlsystems weniger bedeutsam erscheint. Aber in der Schwebe seien. um eine neue Organisation der I esgenügt, Hervo-Zuyeben,daß dieoeutschfreisinnigePartei, sobald Rcichsämtrr herbeizusühren, insbesondere sollte e« sich um I sie zu ihren „weitaeheiiden" Forderungen gelangt, sich dermaßen in die Abtrennung des Auswärtigen Amte» von dem Geschäft«-1 den Nebel der unbestlMilllbeft Verliert, daß kaum ein klare« kreise de» Reich-kanzler« handeln. Daß diese Nachricht auch I Urtheil darüber möglich ist, wie weit die beiden liberalen in diesem Jahre wiederkehrt, ist nicht gerade zu verwundern, I Parteien in der Sache au«elnanderg<Hen vollkommen klar merkwürdig ist e« aber, daß so schnell vergessen wrrden ' dagegen tritt aPH jetzt beim Beginn der Dahlbewegung wieder hervor, daß der Hauhtuntersckied zwischen ihnen in der Be- urtheilunq der politischen Gesammtlage und der daraus sich ergebenden politischen Methode enthalten ist. Die Wiesbadener Resolution will „die verfassungsmäßige» Reckte des Volke» vor einer weiteren Verminderung und Abschwächung bewahren". In diesem Satze offenbart sich die ganze Ver kehrtheit der deutschsreisinnigen Auffassung. Nach derselben befinden wir uns bereits mitten in der Verminderung und Abschwächung der VvlkSreckte. Außerhalb des Bannkreise» der deutschsrcisinnigcn Partei hat Niemand davon etwas wahr- acnomine». Die ewige Sinnestäuschung, in welcher sich diese Partei befindet, erklärt sich daraus, daß sic ihre theoretischen Postulatc mit dem geltenden Staatsrechte verwechselt und dementsprechend Alles für Reaktion erklärt, waS mit diesen Postulat«, nickt übcreinstimint. Die Nationalliberalcn da egen stellen sich ans den Boden der vollen Wirklichkeit und icgnügcn sich zu erstreben. waS aus diesem Boden möglich ist. Die bisher auf Seiten der Dcutschsreisinnigen stellende» Wähler haben sich also zu entscheiden, ob sic noch weiter den Kampf gegen Windmühlen fübren oder ob sie praktisch« Politik treiben wollen. Mlitnirijches. * Uebcr die Manöver bei Jüterbog meldet die Post" von dort vom 4. d. M.: In Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers fand beute ei» ..rohes Cavallerie-Manö vcr bei Jüterbog stall. Heute Vormittag um 9'/, Uhr stand die combinirte Cavallerie« Division unter General von Krosigk (von der Militair-Rcit- schule) in Gesechtsstellung zimsche» Deiincwip und Nicder- gersdors mit der Front nach Gör sdors. Kaltenborn. Da» erste Treffen bildete eine Brigade unter Führung des Obersten von TreSkow, znsamineiigesetzt aus dem 5. und 6 Kürassier-Regiment. Comniandeure die Majors von Kirchbach und von Maltzan. Aus dem rechten Flügel daneben stand eine zweite Brigade unter Oberst von Esebeck, bestehend aus dem 2. Dragoner-Regiment und dem 3. lllancn-Regiment unter de» Oberst-Lieutenants von Kotze und von Blücher. Aus dem linke» Flügel stand reitende Artillerie, 2 Batterien unter Major Gras Revcntlow. Das zweite Treffen bildete eine Bri gade linter Oberst Hann v Weyhern, da» 3 und daS 10. Husaren- regiment unter den Obcrstlieutenants v. Podbielski »nd v Tbümcn. Um 9 Uhr traf Se. Majestät vor Jüterbog ein und stieg bei Bude 70 aus. Se. Majestät ritt die Rappstute „Exstasc" und trug die Ilni- orm der Garde» du Corps »nt dunklem Rock, Helm und Stern zum Schwarzen Adler. Se. Majestät passirte die a» der Haltestelle errichteten prächtige» Ehrenpforte», an denen die Kriegervereine und Schule» ausgestellt waren. Die ganze Umgegend, Taujende und Abertausende belagerten die Landstiaße und das Denkmal von Dennewttz, daS prachtvoll deeorirt mar. Unter Vortritt des Land- rathS von Oertzen begab sich Se. Majestät zu den Truppe», überall mit Begeisterung cnipiange». In kurzem Galopp ritt der Kaiser an die Truppen heran und entbot denselben seinen Gruß. Alsdann be gann sotort das Gefecht. Kürassiere und Husaren bogen rechts aus und brache» aus der verdeckten Stellung in das Gelände ausklärend aus. Der Feind, welcher durch je eine Escadron Kürassiere, Ulanen und Husaren in Stärke einer Division unter Bcsehj deS Majors von Schüler vom 3. Ulanen-Rcgimcnt markirt wurde, hatte bei Kaltenborn Ausstellung genommen und ließ die ein Ostcorps bildende Division herankommcn. Kolossale Staub wolke» verhüllten das ganze Gefechtsseid, doch konnte man wahr- nehmcn, daß die Ost-Division zunächst zurückgeworien wurde, dann aber in wiederholt auSgcführten Altakcn. von der reitenden Artillerie auS brillanter Position kräftig unterstützt, siegreich vorging und südlich von Kaltenborn den zurückgedrängten Feind unter Artillerie- schnellseuer völlig in dir Flucht schlug. Ein Parademarsch beendete die interessante Hebung. Mit de» Leistungen war S«. Majestät sehr zufrieden. Der Eorpscommandcur von Brousart war zur Stelle. — Der Verlaus des Manövers mar folgender: Zunächst eine Be wegung in der Richtung auf das Barackenlager, dann durch eine Schlucht ein Angriff auf einen im Anmarsch gedachten Feind, hieraus besaht Seine Majestät der Kaiser, abzusitzen, und ertheilte den, Divisiouscommandcur Auftrag, gegen den markirten Feind, der über Kurzlippsdors anrückte, vorzugehe». Flügeladjutant vou Bis sing war uni 8 Uhr in Blonsdors eingetroffen und führte den mar kirten Feind, welcher beim Herauetreten von Artillerieseuer em pfangen wurde. Hier «folgte der Zusammenstoß, dann folgte die Kritik und Parademarsch im Galopp. Zu dem Manöver hatte Seine Majestät selbst die Ge- sechtsidce ausgegeben und führte auch die Division selbst. Flügel- adiutant von Vissing bitte auf Allerhöchste» Befehl die Führung eines TheileS de» markirten Feindes übernommen. * Bezüglich der Einführung deS Schlcppsäbel» bei den Jnfanteric-Osslcicren verlautet noch nichts Bestimmtes. Weder ist daS Modell genehmigt, noch die Art der Befestigung des Säbels an den Tragriemen. Es ist auch bcrefts der Vorschlag erörtert worden, die Säbclkopvel wie bei den Unterofsicieren und Gemeine» über den Rock zu schnallen. Der Kaiser intercssirt sich, wie man der „Kölnischen Zeitung" mittheilt, lebhaft für diese Angelegenheit und hat persönlich schon Tragcvcrsuchc gemacht. * lieber die Einstellung der Recruten hat da« preußische KriegSmlnistcrium Folgendes angeordnet: Die Einstellung der Recruten zum Dienst mit der Waffe hat nach näherer Änordnung der Generalkommandos bei der Cavallerie in der Zeit vom l. bis 6. October, bei den übrigen Truppcn- thcilen in der Zeit vom 5. bi« 10. November zu erfolgen; die für das Pominersche Fuß Artillerie Regiment Nr. 2, die Unterossicierschule», ferner die alS Oekonomic - Handwerker ausgehobencn Recruten sind am 1. October und die Train- svldatcn für den Frühjahrstrain am l. Mai 1889 cinznstellcn. * Die seit einigen Jahren begonnene Reorganisation der ottomanischen Arnice ist rüstig fortgeschritten. Es ist i» ver- hällnißinäßig kurzer Zeit viel geleistet worden. Nach etwa 10 Jahren vermag die Türkei eine Million auSgebildeter Mannschaften ins Feld zu stellen, wohlorganisirt und mit allem Erforderlichen ausrerüstet. Die Truppe macht in ihrem Aeußeren, in Haltung und Dwciplia einen vorlreffbchen Eindruck, wie ihn Besuche aus den Exercirp ätzen, die Felddienstübunqen und Märsche bestätigen. Die Jnsaiilcric be- sitzt große schöne Leute, die den Vergleich mit den schönsten Truppen der europäischen Heere nicht zu scheuen brauchen. AuSbilüung im Exerciren und Schieße» grjch cht nach preußischem Vorbild, während der Betrieb deS Felddieuste» nach der von dem General v d. Goltz ins Türkische übertragenen deutschen Felddienstordnung aus große Schwicri-ckeitea stößt. Binnen Kurzem wird die Infanterie mit einem neuen kliiir« kalibrigen Gewehr bewaffnet sein. Die Artilleric-Waffe bildet die Elite der türkischen Armee. Ihre Ofsiciere haben simmtlich die Militairschule durchgeniacht: die Mannschaften zeichnen sich t» ch ihre Klugheit und Körperkrast auS. Die Geschütze, zum größten Theil auS den Krupp'schen Werkstätten, sind deutsche» Modells. Eine Anzahl von Gebirgsbatterien sind zur Bertheidigung der gebirgigen Grenzlaude bestimmt. Aus vier Maulesel sind das Rohr, Laffette und Munition verpackt. ES dauert nur zwei Minuten, bis die GebirgSbatterie zum Feuern fertig ist. Die Cavallerie, 35 Regimenter, au» geborenen Reitern bestehend, soll die beste der Welt sein. DaS orientalische Pferd, schnell und leicht, bildet für den Krieg-gebrauch ein unverwüstliche» Material. Die Ein führung der deutschen Besechtsvorfchristeu, de- deutschen Sitze» zu Pserde und d«S tu der deutschen Armee gebräuchliche» uugariichill Sattel- wird jedoch bedauert. Der Türke ist, wie alle Orientale», an da- Retten mit kurzen Steigbügel» gewöhnt und fühlt sich bei den langen Bügeln unsicher. Der Schwerpnnct ln der Reorganisation liegt tu der Heranbildung «ne» tüchtigen und intelligenten Oificiercorp», da» sich bi» vor Kurzem fast allein au« dem Unterofsicierfiaud« rrcrutirt Hot. Die Einrichtung einer Militairschule hilft jedoch nur tu beschränktem Maße de» dringend empfundenen Rachthell ob. vrt einer Lesamnitzadl vou 400 Zöglingen, die in eiuem dreijährigen Lursu» znm Eintritt al» Ofsiciere vorbereitet werde,, wtrd da» vorhandene vedürfniß kau» zur Hälfte gedeckt. I» »»mittelbarem Zosommeuhaug mit der Militairschule steht die Severalftabsschvle. t- »elch« die SO b>< 40 beste» Zögliua« der oberste» L.'affe der Mtlitairschille gelauaea. Der Lehrplau knispricht etwa demjenigen nuferer Krieg« - Akademie. General v. d. Goltz Pascha leitet de» tatttsche» vMerrtcht Mb st reicht sehr befriedigende Erfolge. - ^
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