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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-07
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1888
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Erste Beilage zum Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. .X? 251. den 7. September 1888. 82. Jahrgang. Entfernt vom Latte. ^ Bon Alex voa Degen. Nachdruck verbot». (Tchluß.) Die Schloßuhr verkündete am andern Abend die siebente Stunde, als Arnold in den Schloßkos ritt. Er war für diesen Tag als Ordonuanzossicicr zu Excellcuz besohlen ge wesen. und hatte als solcher noch in später Stunde zu der drei Meilen entfernten Brigade Schlagbolzen Befehle bringen müssen. Peter harrte seiner bereit- vor dein Stalle „Herr Lieutenant müssen sich gleich zui» Ball anzichcn, einige Herrschaften sind bereit- eingctrossen!" „Schön — schön!" Arnold besiihlle die Vordersehnen de- Wallachen. „Alles in bester Ordnung — bravo Hans!" Er Ilopste den Hals des Braunen. „Zur Sicherheit aber noch einmal ordentlich wickeln, Peter!" „Zu Befehl, Herr Lieutenant!" Der Ball hatte bereit- seinen Anfang genommen, als Arnold den Grafen und dessen Gemahlin am Eingänge des Rittersaales begrüßle. Nack den Klängen der RegimentSmusik drehten sich die Paare in einem flotten Walzer. Suchend flog Arnold'- Blick durch den Saal. Außer Leonie sah er keine bekannte Dame. Er benuhle die Zeit, sich den meisten Herrschaften bekannt machen zu laste». Schnell sah er seine Tanzkarte sich mit Namen bedecken, den Tischwalzer und den Eotillon hielt er offen. Eine Polka begann, eine Nichte des Hausherrn War seine Partnerin. „Die Herrschaften sind nech nicht alle hier!" meinte diese, „eS ist dieS um so mehr begreiflich, als die entfernt liegen de» Trupp ii heute erst spät in die Quartiere gekommen sind; mein Onkel Bernau, sonst die Pünctlichkeit selber, da Eousinchen nicht gern einen Tanz frei hat, läßt heute recht lange aus sich warten; nun, ich denke, sie werden jeden Augenblick kommen!" „Also sie kommt!" jnbelte Arnold; er wurde so vergnügter Stimmung, daß er sich sogar mit Leonie in dem darauf folgen den Tanz ausgezeichnet amüsirte. Eine Tvrolienne, deren Weisen ihn, recht bekannt dünkten, nahm ihren Anfang. „Ach die reizende Throliennc »ach dem Intermezzo von Gillet, Entfernt vom Balle," meinte seine Tänzerin, die musikverstäntige, jugendliche Gattin eines GutSnachbarn. „Ja wahr!,ästig!" platzte Arnold heraus. Ietzl wußte er, Woher er die Tyroliennc kannte; batte er dieselbe doch damals mit Fräulein von Bernau getanzt. Diese meinte, „ack cs müßte schrecklich sein, einem Balle fern bleiben zu wüsten, namentlich, wenn man sick aus denselben so gefreut hat! Er hatte auS vollster llebcrzeugung beigestimmt. Ter Tanz war beendet, plaudernd standen die Paare nebeneinander. „Verzeihen Sie. gnädige Krau!" wandte sick der Major verbindlich an Arnold'S Tänzerin, „wenn ich Ihnen Ihren Partner enlsnhre, doch der königliche Dienst erleidet leinen Aufschub." Arnold, nichts Gutes ah»end, folgte seinem Commandeur in das Nebenzimmer. „Fataler Fall, bedauere Sie uiikiidlick!" begann der Allo; „thul mir unendlich leid! Sie inüste» sofort zum Regimeirls- commandeur nach Obsthausen reiten und ihm diese soeben eingegangene wichtige Meldung über den Feind bringe». Er wird »ach derselben seine Dispositionen für morgen ändern müsse». Wenn Sie scharf reiten. werden Sie binnen zwei Stunden wieder hier sei» können." Mit einem „Zn Befehl!" schlug der Adjutant die Absätze klirrend aneinander; »ach einer Viertelst»,,de stand er mit Peter an, Stande deS Wallache», der daS duftende Heu auS der Ranse zupfte. Während Peter sattelte, sab Arno »och einmal genau die Karte an. Welche Ironie de- Schicksals! über Bernaundors. ihren Wohnsitz, sübrtc der Weg, eine halbe Stunde jenseits lag Obsthausen. Wenn er dort nicht lange ausgchalten wurde, konnte er allerdings i» reichlich zwei Stunden wieder hier sein. „Hopp, Hansel, cs gilt einen scharfen Ritt!" rief er, als er den Sckloßkos verlasse» und seine Auge» sich an die^ dickte Finsterniß gewöhnt. Er sah die Straße vor sick. Im scharfe» Trabe ging es vorwärts in die schweigende Nacht, man ver nahm nur daS regelmäßige Schnaufe» deS braven Braunen Jetzt tauchte» Lichter in einiger Entfernung aus, Arnold ver nahm vaö Nolle» eine- Wagenö, die Lichter kamen schnell näher, jetzt rasselte ei» geschlossener Wagen, mit de» bewußten Hellbraunen bespannt, a» ihm vorüber. Unwillkürlich wurde daS Tempo des Wallachen verstärkt, um erst zuin Schritt ver kürzt zu werden, alS Vesten Eisen auf einer gepflasterten Dorf straße klapperte». Still und ruhig lag das Dorf, nur in einzelnen Häusern brannte »och Lickt, wie auch i» dem etwas abseits der Straße gelegene» großen Hause, beste» Umrisse »ndeutstck sichtbar wäre». Kein Wunder, befanden sick doch die Bewohner desselben jetzt aus dem Balle in Magginhausen. „Mw weit rock bis Obsthauscn?" fragte Arnold einen einsame» Wanderer. „Eine Pseij' Tabak gewiß", lautete die genaue Antwort. „Verdaminlcr Ritt diese Nacht!" mnrmeltc er zwischen den Zähnen, von Neuem antrabend Ei» halb Zehn verkündete ein-Tburinuhr vor ihm, einzelne Lichter tauchten aus, Lbsthausen war erreicht. Nack wenigen Minuten hielt er vor dem Psarrhause, dem Quartier des Oberste»; bald stand er vor diesem, der an einem mit Karte» bedeckten Tisch eifrig arbeitete. >, . „Nun, waS bringen Sie?" „Meldung vom erste» Bataillon!" „Schön, schön, ick tanke. Wollen Sie sich ein wenig aus ruhcn? Hier rauchen Sie eine Eigarre; sehr wichtige Meldung, muß meine Dispositionen ändern. Werbe Ihrem Major eine Notiz ciufschreibe»!" Nach einer Viertelstunde saß ES war »och bnnkler geworden, hernieder, stärker, immer stärker, bis eS wie mit Mulden gießen begann. Dock waS war das? Der Wallach trabt nicht mehr regelmäßig. „Auch da- noch!" ries Arnold i» Schritt fallend, „HanS, Du bist lahm! Armer Freund, eS kau» nichts Helsen, ick muß so schnell wie möglich nach Hause, du mußt traben." Stolpernd ging eü weiter; jetzt ei» Klatsch! Arnold wurde eS schwarz vor den Augen, er süblte einen stechenden Schmerz im Fuße, dann verlor er die Besinnung. Wie lange er bewußtlos gewesen, wußte er nicht, ihn er weckte der grelle Schein einer Laterne. DaS Pferd, von einem Manne gehalten, stand neben ibm, Während zwei Leute ihn einporzurichten versuchten. Unter einem unterdrückten Schmerzensschrei knickte er mit dem reckten Fuße zusammen, er war unfähig, aus dem selben zu stehe». „Ich glaube, ich habe mir den Fuß verletzt!" meinte er, „wo befinde ich mich?" „Keine fünf Minuten von Bernaundors! Ich bin der Ver Waller; ich kam soeben mit diesen zwei Leuten auS Obst, Hausen. DaS Unglück muß vor wenigen Minuten geschehen sein, denn vor kaum zehn Minuten trabten Sie an IMS tzorüber." Arnold brummte der Kopf, kenn augenscheinlich war er mit deinselben an de» weißen Ehansteesteiil dort geschlagen, wo auch seine Mütz' lag, die >b>n j tzt der eine A beiter reichte. Ihm fl inmrrte e? vor den Augen. .Ach bitte, helfe» Sw mir i» d.n Sattel!" .Sehr gern; aber wäre eS nickt bester, wenn wir da» Bei» vorher »nlcrsuchtcn, keine zehn Schritt von hier ist die Wohnung deS Jäger?." „Es wird nicht von Belang sein, eine kleine Verstauchung, ich muß möglichst schnell i» mein O.iartier zurück!" Trotz all r Anstrengungen jedoch vermochte Arnold nicht daS kranke Bein über den Sattel zu heben. „Es geht nickt!" knirschte er. Tie Arme »in die Schulter der Männer gelegt, der Braune gesenkten KopseS folgend, als trage er Schuld an dein Mißgeschick seines Herr», erreichte man unter strömendem Regen daS HanS des Jäger? Der alte Mann machte sich sofort daran, den schweren Neiterstiesel von dem Fuße de? Verletzte» zu ziehe». Ver gebens! „Herr Lieutenant, Sie haben, wie mir scheint, da? Gelenk gebrochen!" Arnold nickte, lehnte sich erschöpft in den Stuhl zurück, die Schmerzen steigerte» sich von Minute zu Minute, kalter Schweiß bedeckte seine Stirn. Gewaltsam biß er die Zähne auf einander. Der Alte gewahrte eS. Ei» Messer blitzte in seiner Hand, »ack wenigen Schnitte» war der Fuß frei, Blut floß ans den Fußboden. „Hier ist nickt zu spaßen!" riet der Jäger, „sofort muß zum Arzt geschickt werden; der Stabsarzt d,S Regiments be findet sich in Obsthauseii. Schnell, Herr Verwalter, senden Sic einen reitende» Boten dorthin, wir bringe» den Herr» unterdessen i»S Schloß, damit er »i Pflege kommt." Arnold wollte etwas erwidern, dock er fiel in Ohnmacht. Als er auS derselben erwachte, fand er sich in einem Zimmer aus dem Sopba gebettet, der Verwalter und eine äitere Dame standen bei ihm, welch letztere ihm eine» küh lende» Trank reichte. Begierig griff der Kranke nach demselben. Fieberhitze hatte ihn ergriffen „Tausend Tank!" flüsterte er. Dan» griff er wie suchend nach der Brust. .Meine Brieftasche, ich hatte eine Meldung zu überbringen!" „Diese hier?" fragte der Verwalter. Der Kranke nickte. „Wird sofort besorgt werden! Der Major von dem Unglücksfall unterrichtet." „Na, nicine verehrte, gnädige Frau, tausend Dank, daß sie unsere» Patienten so gastfrei ausgenommen!" donnerte in diesem Augenblick der biedere Oberstabsarzt, gefolgt von einem Lazareth gehilse», in das Zimmer, „na, inein bester Freiherr, wird so schlimm nicht sein; wolle» 'mal gleich untersuchcil. Nur immer Kops oben behalten!" Die Dame entfernte sich „Hm. hm, Gelenkbruck, fatal, so acht Wochen wirb'- dauern!" murmelte der Arzt, alS er die Veiletzung einer genaue»Untersuchung unterzogen. Währenddessen war Arnold ohumächtig geworden, aus welchem Zustande er erst erwachte. alS er aus den weiche» Kiffen eine? Lagers gebettet war; die Schmerzen hatte» etwa- »ackaclassen Arnold wieder im Sattel, einige Regentropfen sielen! Der Verwalter nnd der Lazarethgehilfe waren bei ihm. Die Thür öffnete sich und der Stabsarzt i» Begleitung zweier Damen trat ein. Na, mein Freund, die Schmerze» etwas nachgelassen? Schön, hier stelle ick Sic Ihrer liebenswürdigen Pflegerin vor. der Hausfrau, Frau von Bernau, sowie ceS Hanscö lieblicher Tochter. Frau von Bernau bittet Sie, während Ihrer Krankheit des Hauses Gast z» sei»!" E»> Zug Heller Freude flog über das Antlitz deS Kranken. „Tauscnd Dank!" flüsterte er und versuchte die ihm ge reichten Hände der Damen zu küssen; dann sank er, von neuer Schwäche ersaßt, in die Kissen zurück und lispelte mit glück lichem Lächeln: „Entfernt vom Balle!" „Er ist sehr matt, mein junger Freund. Ich befürchtete schon, daß er aus der Brust Schaden gelitten, da nach der beschmutzten Uniform zu urtheilen, daS Pferd aus ihm ge legen hat. Es ist aber, Gott sei Dank, nickt der Fall, habe die Brust untcrsuckt. Und für Sie, inciiie kleine Patientin", wandte er sich an Eilly, welche den Schlummernde» betrach tete, „denke ich, wird der morgende Tag genügen, um Ihnen alsdann zu gestalten, das Zimmer zu verlassen, die Erkältung wird dann gehoben sein! Wurde Ihnen wohl reckt schwer, heute nicht auf de» Ball gehen zu dürfe»?" „O ja. doch jetzt " Sie stockte verlegen, während die Mama meinte: „Ack ja. man bat so sehr, aber wir bliebe» unerschüttcr lich. Dafür bekam ich aus dem Clavier sehr nett von ihr vorgcspielt daS reizende Intermezzo von Gillet: Entfernt vom Balle." So, so. kenne das Stück! Man vermeint das Klagen und die B Neu der tanzlustigen Tochter zu vernehmen. daS barsche Verbot des Vater«, die tröstende» Worte der Mutter. Reizendes Stück in der Thal. Nun, morgen, wenn ick her komme, bitte ich um einen Bortrag deS Stückes, gnädiges Fräulein! Jetzt aber zur Ruhe, meine Damen, es ist spät, entsetzlich spät, bald Mitternacht! Nack einige» Weisungen an de» Lazaretbgehilsen verließ der Stabsarzt »>it de» Damen daS Krankenzimmer. Der Verwalter theille sich getreulich mit dem Lazaretbgehilsen in die Nachtwache. Anfangs batte der Kranke hohes Fieber. „Der Ball i» Magginhausen scheint dem Lieutenant dock sehr am Herzen zu liegen", meinte der Lazarethgehilfe. als ihn der Verwalter ablöste. „Entfernt vom Balle", ist sein drittes Wort." Nun, solche junge Herren sind nun einmal so", meinte der Alte. „C'lly!" ries der Kranke. „Na. und Fiaueiisleute hat er auch im Kopse!" brummte der Lazarett gehilse, an« der Tbür gehend, uni sich 2 Stunden der wohlverdienten Ruhe z» widmen. „Der Name unseres Fräuleins, ei, ei! Sollte er Eillchen von früher her kennen?" nickte der Verwalter, das Gefickt de« Kranken betrachtend, „o ja. gäbe ein hübsches Paar. Wie er vorhin glücklich läckclte, alS daS Fräulein mit der Mama an seinem Lager stand." Gegen Morgen wurde der Kranke ruhiger und befand sich verhältnißiiiaßig wohl, als er um zehn Uhr erwachte, zu welcher Zeit ihm Herr von Bernau einen Besuch machte. Herzlich hieß ihn der alte Herr in seinem Hause will kommen, wen» er auch die traurigen Umstände, durch die er hierher gelangt, schmerzlich bedauerte. „Na, Sie werke» sick schon bei nnS erholen, Herr von Sambo; noch eine Mittheilung möchte ick Ihne» machen, die Sie gewiß erfreuen wird. Ihrem braven Braunen hat der Unfall weiter nichts geschadet, die etwas dicke» Sehnen wollen wir schon in Ordnung bringen. Ich habe ferner den Herr» Major gebeten. Ihnen Ihre» Diener zu senden, er bleibt selbstredend während Ihrer Krankheit hier. ES wird Ihnen doch recht sein, kenne eS selber von meiner Dienstzeit her, daß man seinen Burschen gern um sich hat." „Wie soll ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin für alle Güte danken?" „Dadurch, daß Sic sick hier ganz zu Hause fühle» und vor Allem ei» gehorsamer Kranker sind. Ah, Eilly. siehst Du, daS ist reckt", unterbrach er sich. alS diese mit einem Strauß MonatSrosen in daS Zimmer trat. ..Blume» gehören in ein Krankenzimlner, Herr von Sambo!" Sie reichte ihm den Strauß. „Danke, danke herzlickst, mein gnädige- Fräulein!" Seine Angen sprachen mehr wie Dank. Als nach acht Tagen daS Befinden deS Kranken sich zusehends gebessert, war daS Krankenziinnier Nachmittags stet? der Versammlungsort der Familie. Frau von Bernau saß mit einer Handarbeit am Fenster. Eilly laS vor. Hatten die Damen »i der Wirthschast zu thnn, so plauderte Herr von Bernau von Diesem und Jenem mit seinein jungen Freund, wie er den Kranken nannte. E»> F sttag für die Familie war es, als nach weiteren vierzehn Tagen der Kranke, aus Peter und den Kammerdiener gestutzt, das erste Mal daS Familicnzimmer betrat und a» dem gcmeinsameii Mittagessen Theil nehme» konnte. .Aus baldige, vollständige Heilung!" stießen die Champagnerkelche aneinander. Als man nach dem Esten am helllodernden Kaminseuer beim Kaffee saß. ertönte aus dem Musiksalon Gillet's „Entfernt voiw Balle." „Für dies Stück hast Du eine merkwürdige Passion. Eilly!" meinte Fra» von Bernau, „fast alle Tage muß ick eS hören, Du spielst eS wobl auswendig?" „Ja wohl. Mama!" Es war gut, daß Frau von Bernau weder daS Erröthcn ihrer Tochter, nock de» dankbaren Blick ihres Gastes gewahrte, den derselbe zu letzterer hinübersandte. — Ter Herr Major fragte reckt oft in seinen Briefe» an: .Wie lange dauert eS denn noch, bis Sie mich wieder unterstützen?' Ja seinem letzten Briese batte Arnold nach Rücksprache mit dem HauSarzte geschrieben: „In ackt Tage» werte ich mich wieder gesund melden." Nur unmerklich hinkte er nock. von einer Cur i» Teplitz versprach ma» sich Volle Genesung. Der Tag vor der Abreise war gekommen. Wehmüthig gestiinint durchschritt am Morgen Arnold den ihm so lieb gewordene» Park, durch besten kahle Bäume jetzt der November- sluriu heulte. W>S war jener Sturm gegen den Aufruhr, der i» seiner Seele wühlte! Er lieble jenes Mädchen mit allen Fasern seines Herzens, er. der arme, heimathlose Lieutenant. die reiche, schöne Erbin! Hier in Bernaundors war eS ibm so recht klar geworden, waö eS heißt, ein Vater haus zu besitze». „Doch warum so kleininüthig, Arnold?" sprach eine innere Etiniine, „hast Du nickt einen ehrenvollen Berns, in dem Tu weiter streben kannst für Dich und Deine erwählte Gattin!" Ja. er wollte zu Herrn von Bernau gehe», der sich während der neun Woche» seines Aufenthalts als wahrer, väterlicher Freund erwiese», dem er seine Verhältnisse klar geschildert. „Wohin, wein junger Freund? Wollen wohl von Allen Abschied nehmen? ries Herr von Bernau, vom Felde heim- kehrend ; .na, »nr nickt aus lange Zeit; wen» Sie Weihnächte» nicht- Besseres Vorhaben, kommen Sie zu u»S!" „Tausend herzliche» Dank sür alle Ih>e Güte und Freund lichkeit;" ein feuchter Schimmer glänzte >» Arnold'S Angen. Dan» wunderten beide Männer ii» ernsten Gespräch neben einander her. Als man den Park verließ, ein fester Hände druck; bald daraus stand Herr von Bernau mit Arnold vor der HauSsrau. Jetzt wurde Eilly gerufen! Bevor bei dem Mittagsmahle, zu dem man schnell die Verwandten auS Magginhausen hatte bitten laste», Herr von Bernau ans daS Wohl des Brautpaares trank, ivnßte eS ganz Bernaundors, daß sich das gnädige Fräulein mit dem guten L eutenant, der immer so nett und sreundlick mit allen Leuten gewesen, verlobt habe. AIS am ander» Morgen der Bräutigam Abschied nahm, da hatte er die Zusicherung seiner Schwiegereltern, daß sie mit der Braut zu dem vor Weihnachten statlsindcnden Rezi mentSball kommen würden. Glücklich unter Thränen lächelnd flüsterte Eilly: „Und wir tanzen alSdann die schöne Tyroliennc: „Entfernt vom Balle!" Marine. * Aus einen ErinnerungStag für die deutscke Marine macht die „National-Zeitung" aufmerksam, indem sie schreibt: Ter 5. September ist ei» bedeutungSvollec Tag für die deuilche Kriegsmarine, denn es ist jener Tag, an welchem vor nunmehr ge n a » 4» Ja hre n Preußen die Schaffung einer Krieg«- floitc definitiv in feste, organiiaiorische B>h»-n lenkte indem König Friedrich Wilhelm IV. eine CabmetSordre erließ, welche o>« eig'i» liche Grüiidungsactc der Marine angesehen werden muß Nachdem die Vernich' aus der Sturm - und Drangpriode jener Je t, vermittrlst der deutschen Ccniralgrwalt in Frauksurt a. M und aus den, Wege freiwilliger Betheittgunz der in naiionalcr Erregung befindlichen Bevölk iung die Mittel zur Schaffung und Erhaltung einer deutschen Rriegsflotie zu beschaffen und der Marine eine feste organische Gestalt zn geben, sie z» einer dauernde» Schöpfung z» machen, gescheitert waren, nahm Preuße» die de» Händen einer vielköpfigen Mehrheit entsallendc Ausgabe rechtzeitig aus, stellte seine Flotte unter den Schutz der eigene» Flagge »nv schul die Grundbedingungen für da« Gedeihen derselben, eine feste, aus Dauer berechnete Organisation. Tie Cabinetsordre vom 5. September 1848 überwies die Angelegenheiten der einen Theil der daniali,en deutschen aus machenden preußischen Rüstcnflottille dem Ressort deS Kriegs Ministeriums, setzte eine besondere Mariiiecomiiiiision zur Erstattung eines Berichts über den Stand der Marine-Angelegenheit ein. welcher Alle«, was sich aus Beichassung, Ausrüstung, Bemannung und Ver wendung der zunächst zun, Zwecke der Verlheidlguiig der Ostseekustc bestimmte» Küstenflotlille bezog, zu ermitteln haben s.llte, uud die unter dem Vorsitze des Prinzen Adalbert stand, während ihr weiter die Generalmajore v Ienichen, Breie, der Major v. Wangen heil», Geh. Lber-Finonzrath Oesterreich, Navigationsrath Schröder und eine Reihe von anderen Beamten angehörte. Diese Commiision harte mit Eru-rung der oben bezeichneten Verhältnisse ihre Ausgabe als crsüllt z» betrachten, und auf Grund ihrer Vorschläge hatte daS Slaal-iiiinisterium ein Marinecolleginm zu bilde» , dem die Ver waltung der gesonimten preußischen Marin-angelegenheiten unter stellt iei» sollte. Durch dieses Vorgehen Preußens erhielt die preußische Marine eine feste Gestalt und organische Entw ckelung, welche die Grundlage ihres späteren Gedeihens geworden ist und e« »ur natürlich er scheinen läßt, daß b-i Auslö'uiiq der später unter den Hammer deS Auktionators kommende» deuischen Flottcnbestandlhcile diele zun, übeiwiegenden Theile der Perus, scheu Manne zufielen. Der Best ind, mit welchem vor vierzig Jahr.» die eigentlich- preußische Flotte ins Leben trat, war ein überaus geringfügiger, obgleich Pi rußen einen weit über den matricularmäßige» Beitrag hinausgchcnden Betrag aus seine eigene Flotte verwendete. Im Anfang de« Jahres 1848 besaß Pr>ußen nur zwei verluchsweisc nach dänischem Master erbaute Ruder-Kanonenboote mit je einer 2bp!ündigen Bomben- kanone, das mit Geschützen versehene, nicht als Kriegsschiff erbaute, eiserne Postdamps'chiff . Preußisch r Adler" und seit 1847 die dem Finanzministerium unterstellte Segelcorvette „Amazone" (1861 untergegangen), welche ursprünglich »och mit einer Einrichtung zum Rudern versehen warl Eine unter dem Vorsitze de? Prinzen Adalbert tagende Commiision hatte im April bereit sich mit den Ansorderungen der geplanten Küstenvertheidigun i be- schästigt und bezügliche Vorschläge ousgearbeitet. Prinz Avalbert i-lbst war in hervorragendem Maße im Interesse der Gründung einer deutsche» Kriegsmarine bereit? thätig gewesen, er war auch der Schöpser der zur Ausbildung der Navigationsschüler gebaute» „Amazone" und hatte 1848 eine „Denkschrist über die Bildung einer deutschen Flotte" geschrieben, die in der eüigkhendstkn Weise sich mit den Erfordernissen einer Vertheidigung zur See. dem Umfange lin der Bedeutung einer deutschen Kriegsmarine von den verichikpemi-ii Gesichlsplincten au« in logischer Weise beschäjligte u»0 noch >eui in ihren Hauptabschnitten einen maßgebenden Werlh besitzt: den» in ihr sind mit überraschender Klarheit alle diejenigen Gesichiopnnr: - erörtert, die den Weg der Enlwickelung der preußischen und teul ch » Marine bestimmt habe» und auch fernerhin noch bestimme» werd », elbst wen» die deuliche Marine sich zu einer Scemacht eist» Ranges auSwachscn wird. Die im April 1848 unter dem Vorsitz des Prinzen tagende Commission trat nach eingehender Erörterung der preußisch-deuttch » Verhäliiiisse und der in Betracht kommenden eventuellen Gegner zur See »nt dem Vorschläge hervor, 40 Kanonenboole zu bauen, da er. wie charakteristisch hervorgehoben wurde, sich nicht darum Handel» dürfe, »nr die preußische Küste zu vertlicidige», sonder» die maiilüiien Anordnungen hätte» sich auch aus die ganze norddeutsche Küste z» erstr ck'ii, auch müsse uian scüidliche» Blockade- und Landung«, versuchen nicht nur defensiv, sondern auch offensiv entgegenzutrelrn vermöge». Preußen aber müsse sich in dieser Hmficht an die Spitze Deuiichlands stellen. Zwar wurde Pom Kön'ge nur der Bau von 18 Kanonenbooten aageorvnet, aber cs war doch ein tbatkrästigcr Aniang gemacht. Am 10. August 1848 lief „Stralsund", bereit« das erste, von einem freiwillige» Count« aus Stapel gestellte Kanonenboot, in Anwesenheit des Prinzen Adalbert vom Stapel, von dcsfi» Flaggenstock vereint die preußische Kriegsflagge und das Reichsbanner herabwchten. Als nun die gedachte Allerhöchste Cabiilelsordre de» bisherige» Bestrebungen feste Gestalt gegeben und die Mariuecommijsio» ihre Arbeite» beendigt. wurde der Ba» von 6 Segelsregattcn, 12 großcn und 3 kleinen Dampfer» und 80 Stück Ruderkanoneiibote» sür voll,wendig erachtet, um eiuen energische», durch die Offensive zu unterstützeiideu Küstenschutz gegen eine» blockircnde» Feind bewert stelligcn zu können. Bei Putbus fand eine erste Flotten - Übung der inzwischen fertig gewordene» Kanonenboole statt, die günstige Resultate ergab und de» Bau von weiteren 38 der pro- jecliiten Boote herbeisübrte. Im April des nächsten Jahres, nach Sem Ablause deS Waffenstillstandes konnte Preuße» bereits eine Flotte vo» l Segelcorvette Amazone"), 2 Dampsschiffe» (darunter der Postdampser „Preußischer Adler"), 21 Schaluppen und 6 Ka- noneiijollen um zusammen 37 Oificiereu, 1521 Mau» und 67 Ge schütze» mobil michcn und unter Commando des ComniandeurS Schröder stelle». Ties war also der Ausaiig, der Grimdstainni der damaligen preußischen und dadurch auch unserer heutigen Reichk- Kriesmarine. * Nach einer Meldung des Wilhelms Hape» er Tageblatt" trifft der Kaiser am 12. d. M. zu dem Schluß der Flottenmanöver i» W>lbcli»Sbavcu ein. * Bei der in Aussicht siebende» Neuregelung der Ressortverhältnisse der Admiralität sollen sowohl die perjoirlichkil Aiigelegenbcilcu wie die Eouimandvabtheilung Vo» dem Geschäftskreise des Eh sS der Acmiralilät abgelrennt werde» Der Ehcs dr« StabcS der Adiuiraliläk würde dem Oberkommando unterste Heu; die persönlichen Augelegenheileii wurden eine,» nach Analogie kcS MilitaircabinctS gebildete» Marinccabinet deS Kaiser« übertragen werden. * Bei de» Kaiserrcisc nach den nordischen Haupt - slädten sind an die Eommantanten und höheren Officierc der die Kaiser-B^chl begleitenden Armada russische, schwedische und däinifcke Orden verlieben worden. Sv erhielt Eontre- Admiral Knorr, Ehes dcS Paiizergefchwaders, den russischen StaniSlansorten k. Elaffc, das Großkreuz deS schwedische» SckwerlordcuS und de- däniscken DanebrogordenS; Contre- Akrniral von Kall, Cbes deS SckulgeschwaderS. den SlaniS- lanSorden 2 Elasse mit dem Stern, das Commandrnrkreiiz deS norwegischen Olaf- und deS dänischen DanebrogordenS. De» russische» St. Anncnorde» 2 Elaffe uud daS Eom- »landeurkreuz dcS schwedische» EckwerlordeuS erhielte» die Eoniiiianvanten der Panzerschiffe „Baben", „Bayern",„Kaiser", „Friedrich der Große" und der Krenzersregalten „Stein", „Mvllke", „Prinz Adalbert" und „Gneisenau", sowie der Stabschef der Manoverflotte, Eorvellencapitai» von Boden- Hausen. Auch die Cvnimandante» der AvisoS „Zielen" und „Blitz", die ersten Osficicrc der ?)ocht „Hobcuzollern" »»d mehrerer anderer Geschwatze, schisse erhielten tbeilS ent sprechende russische, theil« russische und sckwetzi'che Olde». Leipziger Lehrer-Verein. Sitzung den :tt» August. * I» der letzte» Sitzung sprach Herr Lippold über den in der „Revue des deux Mondes" erschienene» Bericht des sranzösischen Arztes Jules Rochard: „Die de» Forderungen der Gesiindheitslchre ent sprechende Erziehung und die geistige Ueberanstrengung." Dieser Aussatz besaßt sich mit dem gelammte» Erziehung« und Unterrichts wesen Frankreich«. I» seiner Einleitung erwähnt der Herr Referent, daß I. Rochard Mitglied der Akademie der Medici» und öffeutlicken Gesundt-eits pflege sei. Er habe sich i» seiner langjährige» Praxis sowie aus seinen auSgedelmten Reise» eine reiche Ersahrnng angeeignet und die Werke und Ansichten »amhaster Pädagogen seines Vaterlandes studirt. Außerdem sind seine Ausführungen aus die Ergebnisse sorgsältigcr Statistiken gegründet. Beseelt von glühender Vaterlandsliebe, ist eS ihm mit seine» Darlegungen heiliger Ernst. Die Erziehung, sagt Rochard, ist eine der wichtigsten Angelegen heiten der Völker, als solche leider vielfach verkannt. DaS Wesent liche habe ma» vergessen, llinveseiitlichc« werde getrieben, es sei da her eine Resorm dringend erforderlich. Im Folgenden wird »un ebenso aussührlich Wik gründlich nach- gewiesc», wie an Stelle der antiken und mittelalterlichen Erziehung« weise, welche i» der körperlichen Ausbildung das höchste Ziel er blickte, seit der Zeit der Reformation eine allmähliche Anhäusung der Wissensstossc sich bemerkbar gemacht habe. Das Missen habe die Herrschaft über die Leibeskrast errungen, und die Ausgabe der Schulen bestehe nur darin, möglichst viel Kenntnisse auszuspeichern Höchst interessant sind die Bemerkungen über das Anwachsen des Lehrstoffes und über das Hinziikonnnen immer »euer Lehrfächer. Die Bildungsstätten der Jugend, welche in früherer Zeit die An eigniing männlicher Tilgende» als ihr Erzichungsideal angesehen hatten, seien zu Stätte» geistiger Zwangsarbeit geworden Indem man die Kinder z» früh, z» viel, z» schlecht und unter schlechten hygieinischen Bedingungen unterweise, schwäche man den Geist und erziehe zur Oberflächlichkeit, während man die Organe beinahe völlig unausgebildet lasse. Rochard nennt diese Art unvernünftig. ja ge sährlich und macht daraus aufmerksam, wie sich gesunde Rinder in ihrer Weise gegen eine so verkehrte Erziehung verwahren durch Un ausmcrksamkeit und unrulsiges Verhalten und sich dadurch vor den so häufig vorkommciiden Krankheiten der Schule: Verkrümmung der Wirbelsäule, Hirnhautentzündung »nd Schwachsinnigkeit behüten. Im Weiteren beschäftigt er sich damit, wie die Pausen »nd die übrige freie Zeit vollständig ungenügend oder geradezu verderblich angewendet würden. Ebenso wendet er sich gegen die Uebcrbürdimg durch häusliche Arbeiten, sowie gegen die so mangelhafte Ertheilung des Turnunterrichts. Sein Bemerkungen gelten sowohl vom Elementar unterrichte, wie von dem in höher» Schulen, in welch letztere» er namentlich die Schäden des Internat« ans- Schonungsloseste ausdeckt. Seine Darstellungen gipfeln in der Forderung kürzerer Arbeits zeit, längere Spielzeit und ausgedehnter Wanderungen. Der Herr Referent, dessen Absicht cs war, durch diese Ausein andersetzungen den Blick aus die Zustände »nsers heimathlichen und vaterländischen Erziehungswesens zu richten, erntete den reichsten Beifall des Vereins. In der an den Vortrag sich anschließenden Debatte erkannte man rühmend die geistreichen Darlegungen des Vcrsassers an und fand Vieles sür unsere Verhältnisse zutreffend. Einiges wurde alS über trieben bezeichnet. Leipziger Nadwettfahren. * Wenn wir gestern in unserem Berichte über die Nennu:gc i - m Radweitiahren, »>» den unS zur Berlügung stehenden Rom» n ckn z» über'chreiten, »ns nur über die Nennungen zu den interkffaeie'icn Zweirodsahre» ausgesprochen haben, so möchten wir heute, iow ii eS das große Dreiradsahren und das Doppelsitzdreirad« fahren betrifft, nochmals aus dte eingegangenen Nennungen »»rück kommen.
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