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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-07
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1888
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5396 Unter dk„ sechs Fahrern, welche sich znm ,ratzen Dreirad» I die Stadtvrrordnetenmahlen; sie werden auch diesmal ahren gemeldet haben, heben wir vor Allen Echnritz-Vertt» l wieder gemeinsam Vorgehen und wählen je 3 Delegirte in das sa. „ . hervor, weil deiselbe gegenwärtig als der leistungsfähigste deutsche Lreiradsahrer gilt und weil er erst kürzlich de» Meisteriahrer von Europa auf dem Dreirad geschlagen bat. Sein Berliner Spor»» genösse Stumps ist ebenfalls ein Fahrer ersten Ranges, wenn er auch bisher noch keine Meisterschaft errungen hat. v. Leuwen- Arnhem ist dieses Jahr wieder MeisterschastSsahrer von Holland geworden und hat ebenfalls i» Scheveningen, den bisherigen Meisier- fahrer Schellema-Beduin sch!agend, die Meisterschaft für de» Con- tlnent davongetraqen. Trotz dieser Erfolge halten wir Schmitz für überlegen und denken, daß er zuerst durchs Ziel gehen wird. Die vorstehend Genannte» werden sich auch im Doppelsitz, dreiradsahren mit Vorgabe (welcher 5 Nennungen ausweist) dem Starter stellen und zwar in folgender Ordnung: Brambor» Berlin und Stumps-Berlin, Schuritz.Berlin und Voigt»Leipzig, Hossmann.Leipzig und v. Leuwe».Arnhem. ES ist gerade bei diesem Fahren schwer, das Paar, welches siegen wird, im Voraus anzugebcn, denn alle drei Paare sind fas» gleich gut zusammengestellt; wenn wir aber unsere Ansicht auSsprechcn sollen, so ist es die, daß Wohl die beiden Berliner zusammen V« Erste das Band erreichen Verden, vorausgesetzt, daß nicht gerade die Vorgaben für das vierte und fünfte startende Paar so reichlich bemessen sind, daß sich die Anstrengungen der Fahrer vom Mal, die Vorgaben einzuholen, als vergeblich Herausstellen. Sachsen. * Leipzig, 6. September. Uebcr die diesjährigen Herbst- Übungen der combinirten 2. Division Nr. 24 wird uns Folgendes mitgelheilt: „Die Manöver der 2. Division Nr. 24 haben am 3. d. M. ihren Anfang genommen. Die 47. Infanterie-Brigade übt zwischen Le pzig und der Mulde in dem Gelände südlich der Linie Polen;—Kleinsteinberg— Zweinaundorf, während der 48. Brigade daS Gelände nördlich dieser Linie zugewiesen worden ist. Die Uebungen der Divi sion in zwc» Parteien gegeneinander rcsp. gegen markirten Feind finden in dem Viereck Leipzig—Wurzen — Grimma- Rötha statt. — Die combinirte 47. Brigade ist zusammen gesetzt auS den Jnsanlerie-Regimentern Nr. 134 und l39, dem 2. Husaren-Regiment Nr. ll). der 3. reitenden Batterie 1. Fcldartillerie Regiments Nr. 12, der 5 und 6. Batterie 2. Fcldartilleric-Neginicntö Nr. 28, der 2. Pionier-Compagnie und dem l. Zuge der KrankentranSport-Colonne der 24. Du Vision. — Die combinirte 48. Brigade besteht auS den Im fanterie-Regimentern Nr 106 und 107, dem 1. Husarem Regiment Nr. 18, der 2. und 3. reitenden Batterie 1. Fcld- artillerie-Regiments Nr. l2, der 7. und 8. Batterie 2. Feld- artillerie-ReainientS Nr. 28 und dem 2. Zuge der Kranken transport-Colonne. — Am 3. und 4. September fand »Brigade-Excrcircn im Terrain" statt. Am 6., 7., 8. und 10. September üben die combinirten Brigaden in je zwei Parteien gegeneinander. Am II., 12., 14. und 15. Sep tember finden DivisionS-Manöver (die beiden combinirten Brigaden gegeneinander) statt. Am 17. und 18. September übt die vereinigte 24. Division gegen markirten Feind. Am 18. September werden die Manöver beendigt sein; die Regimenter der Garnison Leipzig kehren an diesem Tage Nachmittags bereits in die Garnison zurück, während die übrigen Regimenter rc. erst folgenden TageS resp. einige Tage später ihre Garnisonen erreichen * Leipzig, 6. September. Wir finden im „Schwäbischen Merkur" folgende Mittheilung: * Wildbad, 3. September. Gestern Nachmittag versammelten sich hier etwa 100 Turner aus den umliegenden Turnvereinen, um dem zur Zeit hier wellenden Geschäftsführer der deutlchen Turner- schaf«, ReichsiagSabgeordneten 0r. w-ck. Goetz aus Lindenau, eine Huldigung darzubringen. Unter den Klängen der hiesigen Feuer- wehrcapelle und dem Vorantritte der zu dieser Feier ebenfalls hierher gekommenen HH. Theodor Gcorgii auS Eßlingen, Ehrenvorsitzender der deutschen Turnerschast, und Emil Georgii auS Calw, Vorstand deS NagoldgaucS, zog der stattliche Zug vor die Wohnung von vr, Goetz, wo Vorstand Romctsch von hier dem Gefeierten ein donnerndes Gut Heil auSbringen ließ. Goetz dankte mit frischen kernigen Worten und brachte sein Hoch, bezugnehmend aus die Sedanfrier, dem Kaiser und der deutschen Einheit. Das hierauf veranstaltete Schauturnen aus dem Turnplätze, an welchem sich Goetz trotz leiner 63 Jahre mit Eller betheiligle. und das Banket im Gasthaus zum kühlen Brunnen verliefen auss Schönste. * Leipzig, 6. September. In der gestern Abend im Emil Poser'schen Restaurant „Nicolaitunnel" auf der Nicolai straße stattgcsundencn Monatsversammlung deS Leipziger Gärtncrvereins und der Gartenbaugesellschast hatte Herr Handclsgärtner Ed. Max Krctzschmar auS Connewitz eine Anzahl der schönsten Begonien (öogoniu bzkritia maxima) ausgestellt. Bekanntlich sind diese Kinder aus dem Blumenreiche ihrer brillanten Farben wegen ge schätzt und begehrt. Wegen der vorzüglichen Cultnr der Begonien wurde Herrn Kretzschmar gestern eine Belobigung zu Tkeil. wie denn überhaupt der Leipziger Gärtnerverein und die Gartenbaugesellschaft durch die von ihnen befolgten Grundsätze, insbesondere durch die Auszeichnung vorzüglicher Culturen, nicht wenig zur Hebung der Leipziger Gartenbau kunst beitragen Gohlis, 6. September. Bor einigen Tagen verun treute hie>selbst ein Fleischcrg.selle seinem Ma ster eine nicht unerhebliche Summe, init welcher derselbe Vieh cinkaufen sollte, und ging mit dem Gelde durch. Die Ermittelungen sind im Gange. — Der Anbau unserer Schule macht immer weitere Fortschritte, so daß daS Gebäude bald sertiggestellt sei» dürste. Bei der großen Bevölkerung-zunahme unseres OrteS hat sich die Schaffung ausreichender Scbullocalitäten je länger je mehr als eine Nothwendigkeit erwiesen. waS auch schon daran« mit hervorgeht, daß die vor drei Jahren erbaute Schule nicht auSreicbt. Inwieweit sich die Schaffung einer zweiten Directorstelle nothwenbig macht, ist bis jetzt »och nicht endgiltig entschieden. * Plagwitz, 5 September. Zur Feier deS Sedan- sestes hier. daS diesmal zwei Tage in Anspruch nahm, war in hiesiger Gegend kein Mnsikcorp» zu bekommen, weil die Musiker anderwärts beschäftigt waren. DaS Fcstcomitv hat darum niit erheblichen Kosten das Stadtmusikcorps aus GcringSwalbe koinincn lasten und damit einen glücklichen Griff acthan, denn daS CorpS ist gut geschult und hat durch seine Vorträge wesentlich zur Erhöhung der Feststiuiinnng beb getragen. — In BergiSdors bei Borna waren die 7 unerzogenen Kinder eine- in Ausübung seines Dienste- verunglückten Bahnwärters plötzlich zu Waisen geworden. ES wurde davon Mittheilung in Zeitungen gemacht mit der Bitte, mildthätige Menschen niöchlen sich der Kinder annehmen. Infolgedessen gingen gegen 50 Gesuche ein, die um den Besitz eines solchen armen KinkrS anhicllen; sie konnten aber zum großen Thcil keine Beachtung finde», da Knabe» und Mädchen bereit- Unterkunft gesunden und in Kutsche, Wagen und aus andere Art und Weise der neuen Hennath zugeflthrt worden waren. — In Grimma wurde am Montag die dortige Apotheke gerichtlich versteigert und ein Höchstgebot von 216 000 .« erzielt. D Hainichen, 5. September. Die feierliche Einweihung deS vor einigen Tagen vollendeten Mittelbaues (HauptbaueS) unserer neuen Schule fand am Montag, den 3. September, in der Anla deS neuen Gebäude- statt. Die Feier bestand in einleitendem Gesang, Gebet. Ansprache deS Bürgermeisters Friedel, formeller Ucbergab« der Aula an den Schuldirektor, längerer Rede de- letzteren uud bieraus Darbietung mehrerer Festgaben. So waren von Mitgliedern de» hiesigen Gustav- Adols-VereinS Büsten von Luther und Melanchthon, vom EchulauSschuß Büsten Kaiser Wilhelm'» und König Albert'S aestistet worden, während Bürgermeister Friedei im Namen de» Stattrath- 150 zu Gunsten der im Jahre 1883 in» Leben gerufenen Lutherstiftung zur Beschaffung von Bücher» Prämien überwies. An die Feier schloß sich ein Umzug sämmlichrr Schulkinder durch di« «eisten Straßen der Stadt. — Chemnitz, 5. Septbr. Die Bezirk-Vereine rüsten sich bereit» wieder zur Ausstellung von Candidatenlistcn für Comitä. — Die Einweihung der St. Petrikirche soll nun endgiltig iu der erste» Hälfte des Octvber stallfinden, da die Kirche bi- aus die Orgel fertig gestellt ist. Der nörd liche Bezirksverein, welcher der betreffenden Parochie anaehört, hat auS feinen Mitteln dem neuen Gotteshause einen schönen Abendmahlkelch gewidmet. — Im Saale der höheren Knaben schule ist gegenwärtig eine für Jedermann unentgeltlich ge öffnete Ausstellung von Lehrmitteln und Iugend- beschästigungen seitens deö Dresdner LchrmittelmuseumS Veranstaltet, welche in 20 Abtheilungen treffliche Bilder, Modelle, Präparat« u. dergl. in wohlgeordneter, übersichtlicher Weise vorfiihrt. — In der jüngst äbgehaltcnen Hauptversammlung des Kaufmännischen Vereins wurde der bisherige rührige und gewandte 1. Vorsteher, Herr Feiler, für diese» Posten wiedergewählt. — Auf Antrag der Branddirectio» und »ach Befürwortung durch den Ausschuß für Feuer löschwesen hat der Stadtrath die Summe von 1100 für Vervollständigung der Fouerlvschgerälhe bewilligt. — Herr Coinmerzienrath Rößler hat der Gemeinde Alt chemnitz, welche vor kurzer Zeit das Unglück batte, durch Brand ihrer Kirche beraubt zu werde», die Summe von 20 000 .6 geschenkt mit der Bestimmung, daß die Hälfte der selben zum Bau der neuen Kirche Verwendung finde und die Zinsen der anderen Hälfte in Beträgen von je 15 .X all jährlich am Kirchweihtage an würdige Arme vertheilt werden sollen. ^ AnS dem Erzgebirge, 5. September. Einquar tierung ist in unserm Erzgebirge etivaS Seltenes. Wie gern dieselbe hier gesehen wird, dafür spricht u. A., daß am vorigen Montag in Bernsbach von der Gemeinde für die daselbst eil guartiertc 4. Batterie deS Feldartillcrie-Regiments Nr. 12 Ballmusik veranstaltet worden war; Tanz, Gesang und Ansprache wechselten hier miteinander ab. Leider ver- unglückic bei dem Einzuge ein Kanonier in ObcrbernSbach dadurch, daß er von einem Geschütz überfahre» ward; zum Glück waren die Verletzungen desselben nicht so schlimm, als man erst angenonimen hatte. — In Hundshübcl bei Schuee- berg wurde cm vorigen Sonntag wegen der Renovirung der Kirche ein Gottesdienst im Freien abgehalten, indem zugleich der neue Friedhof geweiht wurde. Falkenstcin, 5. September. Unsere Stadt dürfte das Verdienst für sich in Anspruch nehmen können, die erste der kleinere» Städte zu sein, welche den Fortbildungsschul« unterricht für Mädchen obligatorisch einsührt. ES ist dies aus Antrag deS SckulauSschusseS von den städtischen Collegieu einstimmig beschlossen worden. Alle auö der ein fache» Volksschule entlassene» Mädchen haben bis zum 16. Jahre die Fortbildungsschule zu besuchen. Ter Unterricht erstreckt sich auf weibliche Handarbeiten und soll von Michaelis dieses Jahre- an beginnen. — In den nächsten Tagen soll ein neuer Gemeindevorstand sür Oldernhau gewählt werde». Die Stelle wurde mit 3600 ausgeschrieben. Gemeldet habe» sich 55 Personen, ungefähr 10 Bürgermeister. 10 Gcmeindevorstände, sonst meistens andere Verwaltungsbeamte. — Aus Gcringswalde wird uns Nachstehendes ge schrieben: Beim hiesigen Kirchenbau werden säst ausnahms los Deutschböhmen beschäftigt; da kommt vor einiger Zeit auch ein Czcche angewandcrl, sucht um Arbeit nach und wird ihm diese auch zugesagt. Der Nationalhaß zwischen Deutschböhmen und Czechen ist allbekannt, und so erklärten die erstercn, die Arbeit niederlegen zn wollen, da sie mit einem Czechen nun und nimmermebr arbeite» würde». Unter solchen Umständen mußte dem letzteren die Arbeit versagt werden. Dieser kleine Vorfall charakterisirt zur Genüge das Lcihältniß zwischen Deutschböhmen und Czechen, und eS drängt fick dem Leser gewiß der Gedanke aus: wie unerquicklich muß erst daS Verhältniß in der gemeinsame» Heimath lein, wen» sogar in der Fremde die Intoleranz dermaßen zu Tage tritt. Freilich ist nur die czechische Nation durch ihren grenzenlosen Deutschen haß schuld an derartigen Vorkommnissen Riesa, 4. September. Am S. und 10. September hält der sächsische Ingenieur- und Architektenverein hier seine 12l. Haupiversammlung ab, sür welche folgendes Programm scstgestellt worden ist. Am lLonnabend, 8. Sep tember, soll eine Zusammcuknnst der Vereinsmitglicdcr in „Stadt Leipzig" stattsinden. Am nächste» Tag wird Vor mittags 11 ilhr die Hauptversammlung abgehalten werden, welche im Schulsaalc folgende Tagesordnung erledigen wird: Directvr Hallbauer auö Laucbhainmcr wird über das Eisenwerk Riesa, besonders über das Rvhrcnwalzwerk und die Martinanlage sprechen, und Straßen- und Wasserbauinipector Göbcl auS Meißen wird Mittheilungen über die Bauaus führungen bei den Hafenanlagon in Riesa geben. Endlich sollen noch Referate erstattet werden über die Blitzableiter- anschlußsragc von I)r. Ulbricht und über die Messung der Durchbiegung bei eisernen Brücken von Betriebs Ingenieur Wiechel. Am Montag soll Vormittags mittelst Sonderzuges nach dem Kai gefahren und die Hafenanlage besichtigt, sowie auch dem Eisenwerke Riesa ein Besuch gemacht werden, und für den Nachmittag ist ein AuSflug nach Jahnishausen in Aussicht genommen. Mit der Besichtigung des Hafens wird man eine Kahnfahrt im Hafcnbasfin verbinden und am Sonn tag Abend wird die ganze Elbbrücke mit Buntseuer beleuchtet werden. 8. Pirna, 5 September. DaS Hoflager in Pillni j soll, soweit bi» jetzt diSponirt ist, am 20. d. M. aufgehoben werden. — Gestern Nachmittag unternahm Ihre Majestät die Königin mit der zu Besuch in Pillnitz weilenden Grob- Herzogin Alice von ToSkana nebst Tochter, Erzherzogin Louise, eine Spazie»sahrt, während sich beute die Majestäten mit ihren Gästen »ach der Villa in Strehlen begaben, woselbst dann Nachmittags das Familiendiner eingenommen wnrde. — der prinzlichen Villa zu Hosterwitz geht eS in diesem Sommer sehr still zn, da Se. königl. Hoheit Die Holzinteressenten an den Eltusern hatten diesmal recht zeitig Warnung erhalten, so daß alles Erforderliche rechtzeitig geschehen konnte. Die bekannten Vorgänge bei der letzte» Hochsluth hatten von vornherein Veranlassung gegeben, so vorsichtig als möglich zu sein. Damals war, wie man weiß, infolge »langclnder Befestigung der Flöße rc. großer Schade» angerichtet worden. U Zittau, 5. September. AuS dem benachbarten Mitteloderwitz wird ein schwerer Unglückösall gemeldet. Der Steinarbeiter Thiele war in dem Steinbruche deS ZimmermeisterS Kries,ng mit Steinebrechen beschäftigt, als sich plötzlich die Steine zeitiger lösten und den Thiele verschütteten. Leider war Niemand Zugegen, welcher dem Unglücklichen unter dem Steinhaufen zu Hilfe kvnimen konnte. Erst nach unge fähr N/2 Stunde hörte eine vorübergehende Frau das Wim mern deö Verschütteten, welcher nun auch alsbald durch herzu geholte Leute auS seiner gefährlichen Lage befreit und nach Hause geschasst wnrde. Der herbeigeholle Arzt mußte leider einen Bruch deö Rückgrates und schwere Verletzungen der Brust constatiren, so daß an seinem Auskommen gezweiselt werden muß. Vermischtes. - Berlin, 5. September. Der Kaiser nahm gestern während der Rückfahrt vom Truppenmanöver in der Um- zeaend von Jüterbogs, wie auch aus dem Potsdamer Bahn- jose den Vortrag des ChesS deS Militaircabinets von Hahnke entgegen. Um 2 Uhr verließ der Kaiser Berlin und langte um 3 Uhr im MarmorpalaiS an. Tort gewährte der Kaiser dem Portrait-Maler Brchmer eine längere Sitzung und ver blieb den Abend über in feinem Arbeitszimmer. — Heute unternahm der Kaiser in de» Morgenstunden zunächst wieder einen Spazierritt i» die Umgegend von Potsdam, arbeitete von 0 Uhr ab allein und nahm im Lause teS Vormittages Vorträge und militairische Meldungen entgegen. — Tic Nach richten, ob die Kaiserin Friedrich die Villa Reiß in Kronberg gikaust hat, widersprechen sich. Tie „Frankfurter Zeitung" bringt beute zwei Lesarten. Nach der einen wäre der Ankauf zur Thatiache geworden, »ach der andern würde die Kaiserin de» Ankauf »ntcrlassen, weil sür die an grenzenden Grundstücke (darunter eines, welches 50 000 Werth haben soll) 140 000 .L gefordert werden. - Der Grvßherzog von Weimar ist gestern mit der Herzogin Johann Albrcckt von Mecklenburg in Weimar ein- getrofse» und wird nach dem Besuch der Kaiserin Augusta ich aus einige Zeit »ach Italien begeben. — Der Erz herzog Albrech t von Oesterreich' wird am 12. d. M. stattsand. Herr Lamborg trat an diesem Tage zum ersten Male in EmS aus und erzielte vor einer äußerst zahlreichen Gesellschaft einen solche» Erfolg, daß heute Abend aus viel seitiges Verlangen eine zweite Unterhaltung von ihm veran staltet wird. Am verflossenen Sonntaq war anläßlich des SedanfesteS der im Curgarten liegende Bencdetti-Stein von patriotischen Curgästen reich mit Blumensträußen geschmückt Worden. Reichenhall, 4. September. Die heute auSgegebcne Curliste Nr. 88 zählt 6150 Curgäste und 5770 Passanten» Parteien. ---- lieber Hochwasser inBöhmen rc. meldet die „Neue Freie Presse": " Krems, 4. September. Im Laufe des heutigen Tages ist die Donau nn> 20 cm gestiegen und Hai die Wasserhöhe von 330 cm erreicht. Des Hochwassers wegen inußle die Landung der Post- und Localjchiffe in Kicins bis auf Weiteres eingestellt werden. * Schreins, 4. September. Bei ichönem Weiter verläuft das Hochwasser ziemlich schnell, so daß die Gefahr vollkommen vorüber ist. Ten größten Schaden habe» die Mühlen der Unigebung gelitten, nanientlich jene von Gmünd am Zusammenflüsse der Braunau und des Leimsitz. Bei Ehrcndoif zerstörte das Hochwasser zwei Brücken, wäl rend jene bei Schwarzenau und Bürbach stark beschädigt wurden. * Linz, 4. September. Das Hochwasser hat im Mühl viertel arg gewüthet, insbesondere in Schwcrtberg und dess n llui- gebung, wo der Fluß Aist furchtbare Verheerungen anrichlete. Lchwertberg steht unter Wasser, und das Josephthal ist ganz über schwemmt. Die Aistbrücke in Schwertberg, die Fuithner Brücke ans der Straße von Maulhausen nach Perg und die große eiserne, erst vor zwei Jahren erbaute Brücke bei der Schönauer Mühle wurden weggerisse». ferner zwei Häuser, ein Hammerwerk im Iosephsthnle und andere Nebengebäude, desgleichen 300 m der Joseph-thaler Straße. Die Statthaltcrei wurde vom Gemciiidc-Amt um Hilse ge beten. In Pregarte» sied niehrere Häuser eingestürzt, die Bewohner retieten nur das »ackie Leben. Die Aist führte Mobilien, toLte Thicre, Stege und abgerissene Brücken mit sich. * BudweiS, 4. September. BuLweis bietet ein Bild schreck licher Verwüstung dar. Am ärgsten wüthete daS Element im 3>estaurations.Garten des Deutschen HauIeS und in der Linzer Vor stadt. Der schöne Garten des Deut'chen Hauses ist eine Geröllwüste; die llmsriediingsmauer ist niedergerisscn, und dahinter thürmen sich Langhölzer, Flöße mit Brettern »nd Brennholz vom Holzplatz Lederer in wildem Durcheinander aus. Im Garten selbst sind die Gascandrlabcr nmgestürzt, viele Bäume gebrochen. Die Linzer Boistadt ist mit eniwurzelten Bäumen und zertrümmerten Waarcn- k sten b.deckt. Die Häuser sind arg beschädigt, die Gartenmauern eii,gestürzt. Durch die Vernichtung der Waarcn in den Kellern und Magazinen wurde ein llngeheurer Schaden ungerichtet. Heute wird i» den Straßen überall das Wasser aus den Keller» g-pumpt. An mehreren Hausern der Stadt zeigen sich bedenkliche Risse und mußten Delogirungeu vorgenommen werden; auch mehre Canäle sind ciu- grstürzt. Die überraschende Ankunft des Kaisers hat Muth und Trost i» die Bevölkerung gebracht. Der Kaiser besichtigte die vcr« AbenkS bald nach t l Uhr in Berlin cintrcsfe», um den»_ „ . ^ - ,u . ^ ^ ^ I wüstete» Stadliheile, den Garten des Deuiichen HauleS und in der rl. it manrvcr > bei,uw ohne». In seliicr Begleitung die Wohnungen. die unter Wasser gewesen. Schwimm- ckei, (ich rer Obcrilbosiiieijler Varv» Pirck. General der I Uher erhielt für scine Bravour bei der Rcltuna von Menichen- Gcneralseldmarschall Prinz Georg Von dem mililairischen InspeclioiiSdiensle ganz außerordentlich in Anspruch genommen wird, wie auch die jugendlichen Prinzen in DreSden bei ihren Regimenter» vollauf zu Ihn» haben, so daß sür die Sommer srische nur wenig Zeit übrig bleiben konnke. Am Sonnabend begiedl sich Prinz Georg zur Inspektion des 5. und 6. ArmeecorpS. — Mil Bedauern vernahm man heute an- dem „Amtsblatt", daß laut Beschluß deö RathS die Angelegen heit der Renovation unsererSladlkirche, worüber auch an dieser Stelle schon so Manches berichtet wurde, infolge der begleitenden finanziellen Anforderungen in eine ganz andere Phase getreten ist. Der Kirchenvorstand rechnet neben den disponiblen Mitteln auf freiwillige Beiträge, sowie aus Unterstützungen seitens deS LandeSconsistoriumS und deS Ministeriums deS Innern; immerhin würde sich aber, wenn man daS Erneuerung-werk in der geplanten Weise durchführe» will, doch noch eine Anleihe von 100 OOG --k erforderlich machen, welche Summe dem Rathe zu hoch ist, nachdem die ursprüngliche Idee, eine von der Stadt stlr den An kauf des alten Nicolai-Friedhos» zu zahlende Summe von 40 000 >4k für die Renovation zu verwenden, dadurch un- realisirbar geworden ist, daß der Verkauf des Friedhose höheren Ori» überhaupt keine Genehmigung fand. E» soll nun nach dem Vorschläge de- Rath» in der Kirche nur da» Allernothwendigste, z. B. Erneurrung de» GestÜbl», vor« genommen werden. Da» allerletzte Wort ist in dieser Sach« «der wohl noch nicht gesprochen. — Ganz unerwartet erlebte« wir jetzt eine neue Elbhochfluth, da die in Böhmen niedergegaugenen Wolkenbrkch« ein ganz rapide» Steigen de» Wasserstanke» im Gefolge hatten. Man verzeichnet« hier heute Nachmittag einen Stand von über 280 em über Null, eine weitere Erhöhung wurde aber immer noch in >u»sicht gestellt. Eine eigentliche Ueberschwemmung ist hier nicht zu befürchten; aufregende Schilderungen kommen heut« jedoch an» der Gegend von Budwei», wo r» wirklich «echt schlimm gewese» sei« »»ß. He wer Cavallerie. ferner der Sladcches Oberst Schönaich vom Generalsiabe nnd die Peisöiilicken Adjutanten Obcrsllieutenant Fischer-Kolbrin und Major v. Sznaecsany n»b der Leibarzt Öi. v. Hübl befinde». Um dieselbe Zeit dürste etwa auch auS derselben Veranlassung der Großfürst Nikolaus von Ruß land auö Petersburg hier eiutresfen. — Uebcr die Huldigungen, welche dem Kaiser gestern bei Gelegenheit seines Ausfluges zu den Manöver» bei Jllterbogk kargebracht wurden, berichtet die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" auS Wittenberg, am 5. September: „Dem Kaiser Willielm ist gestern gelegentlich des aus dem alten Schlachlscldc von Denmwitz abgehalienen ReilermanöverS aus dein Balnihosc des flänngschcn Dorfes Blönsdors eine überaus lierzliche Ovation bereitet worden. Erst am Montag war es bekannt geworden, daß der Kaiser, der gestern um 9 Uhr mit Separatzug in der Gegend von Dennewitz angekommen ist, den Zug in Blönsdors wieder besteigen würde, und augenblicklich hatten sich alle Hände ge regt, um dem Kaiser einen freundlichen Empfang zu bereiten; alle Wege, die zuin Bahnbos führten, waren mit Ehrenpsorten besetzt. Aus der Grenze der Provinz Sachsen hieß ihn die Inschrift an einer Ehrenpforte in der Provinz Sachsen willkommen, eine andere trug die sinnige Inschrist: „Dem großen Kaiser das kleine BläiisdorsI" Der Bahnhof prangte im Blumen- und Fahnenschmuck, und aus dem Perron war ein Pavillon aus Grün und Blume» ge baut, der eine Krone auS Astern in den deutschen Farben trug. Auf dem Perron hatte der Kriegeiverein von Seyda, 20 BlönSdorser Jungfrauen in der sarbenpirichtigen, kleidsamen Flämigstrachl, die BlönSdorser Schulkinder und eine unzählige fest lich gekleidete Menschenmenge, aber auch Hunderte staubbedeckter Mm överbiiinmlcr, die zu Fuß, zu Pferd« und zu Wagen gekommen waren, Ausstellung genommen. Um 13 Uhr 15 Minuten verkündete das heranbrausende Hurrob die Ankunft deS Kaisers, der in der Uniform der Gardes du CorpS auf den Perron ritt, den Rapport des Kriegervereins, ein Feldblumenbonquet von der Schukzentochler von Blön dors cnigegennnbm und dann abgesessen, schnellen Schrittes in seinen Wage» stieg, dessen Thür er selbst schloß. Allgemein hat hier die hohe, kräfiigc Figur des Kaisers überrascht; und die Herz liche Freundlichkeit, mit welcher der hohe Herr immer auss Neue aus dem offenen Fenster deS Wagens heraus grüßte, mit der er sür die immer stürmischer werdenden Ovationen dankte, haben ihm alle Herzen gewonnen. Um 13 Uhr 20 Minnlen, also nach einem Aufenthalt von nur fünf Minuten, entsührte der Zug den Kaiser wieder, den die herzlichsten Hochs und Hurrahs begleiteten. Der Aufenthalt von nur fünf Minuten aber wird dem Kaiser gezeigt haben, daß auch die Herzen in den ab gelegenen Flämigsdörsern in Liebe für ihn schlagen. Jedensalls hat er hier durch sein bloßes Erscheinen eine Fülle von Liebe aus geläct. die so leicht nicht welken, und welche ihm die schönste Frucht tragen wird. Eine freundliche Ueberraschung wurde dem Kaiser Wilhelm auf dem Manöverseldt selbst bereitet. Ein junge-, weiß gekleidete- Mädchen, die jüngste Tochter des Pastor- Fleischler io Kropstädt, überreichte ihm ein Roseubouquet, da- sie mit folgenden Worten begleitete: „Dem unsre Herzen entgegenschlagen, Dem Kaiser möchl' einen Gruß ich sagen: LS segne der Herr und behüte Dich, Du Hort unseres Landes, ewiglich. O, bitte, grüße Dein hohes Gemahl Und die fünf Prinzen allzumal. Nimm diesen kleineu Rosenstrauß: LS blühe und wachse das Kaiserhaus l" Der Kaiser, ten guten Willen der Spenderin ehrend, die Störung aber doch als solche empfindend, hörte der Rede geduldig zu. anfangs ernst, dann aber, durch Erwähnung der Kaiserin und der Prinzen sichtlich heiter gestimmt, mit zunehmender Freundlich keit, und reichte dann dem jungen Mädchen zuin Abschied mit freund lichen Dank die Hand." — Bad EmS, 5. September. Die erbprinzlich schäum burg-lippeschen Herrschaften, welche niehrere Wochen zur Cur hier verweilten, sind vorgestern wieder abgereist. Dagegen trafen neuerdings der Gesandte von Dönhoff aus Dresden und der seitherige Präsident des preußischen Abgeordneten hauses, Herr von Köller, rum Curgebrauche hier ein. Heute verzeichnet die Eurtiste, welche im Lause deS September übrigens nur noch zweimal wöchentlich erscheint, eine Gesammt- rcquenz von 18 650 Personen: 9539 Curgästen und Olli Passanten. Gestern vor acht Tagen erreichten die Vorstellungen unseres Cursaaltbeaters, nachdem an einem der letzten Theater abende noch ein sehr erfolgreiche- Gastspiel des Herrn Robert Mefsert vom Dresdner Hostheater stattgefunden hatte, ihr Ende. DaS Ergebniß der diesjährigen Theatersarson war sowohl in künstlerischer, wie in finanzieller Hinsicht ein hoch- ersrculichcS. Unter Herrn Albert Eckert's trefflicher Leitung leistete die auS lauter tüchtigen Künstlern zusammengesetzte Truppe, welche häufig durch berühmte Gäste, wie Ernst Possart, Eugen Staeaemann «. A. unterstützt wurde, ganz Ausgezeichnetes. Fast alle Vorstellungen waren daher denn auch gut besucht. Nach langer durch die Theatervorstellungen bedingter Pause fand am verflossenen Freitag im Eursaale wieder ein Symphonie - Concert statt. Dasselbe war außer ordentlich stark besucht und trug die Curcapelle und deren Leiter. Herrn Musikdirektor MannSfeldt auS Dresden, großen Beifall ein. Di« Leistungen der Capelle erfreuen sich über haupt der größten Lnerwnnung seiten» unserer Badegesell- schast «nd Einwohnerschaft Emen eigenartigen Genuß ge währt« eine musikalisch-humoristische Eoirse des bekannten Clavier», Gesang»- and DeclamationShamoristen O. Lamborg au» Wien, welch« am verflossenen Sonntag im Eursaale mcistei Uher erhielt sür seine Bravour bei der Rcltunq von Menschen leben 300 fl. Vor seiner Abreise widmete der Kaiser 5000 fl. sür die Ueberschwemmlen. * Prag, 4. September. Mittags erreichte hier der Wasser st and die höchste Ziffer, 227 cm; seither sinkt derselbe. Auch vom Lande lange» bcruhigenve Nachrichten ein. * Krakau, 4. September. Ein abermaliges furchtbares Ge witter und ein mehrstündiger Regenguß, vermischt mit tanbeuei- großeni Hagel, hat in den Ortschaften des Krakauer Bezirkes enormen Schaden angerichtct. Der Hagel lag fast fußhoch aus den Feldern, das Wasser drang in die Scheunen, vernichlele das eben erst eingebrachte Getreide und zerstörte zahlreiche Brücken und Wassermühlen. 'Preßburg, 4. September. Der Wasserstand der Donau ist seit 12 Stunden stark im Steige» und beträgt bereits 356 cm über Null. Eine Gefahr droht dermalen noch nicht. — Wien, 5. September. Die Gr oßherzogin Sophie von Sachsen-Weimar ist gestern Abend aus Gastein hier cingetroffen, ist vo» dem Botschafter Prinz Reuß und dessen Gemahlin am Bahnhöfe empfangen worden und hat sich mit denselben nach Mauer begeben. Paris, 5. September. Weiteren Nachrichten zufolge beträgt die Zahl der bei dem Eisenbahn-Unfall bei Dijon umgekommenen Personen 12 und die der Ver wundeten etwa 40. Einer Meldung auö London zufolge wird die Kaiserin Friedrich im Octvber zum Besuch der Königin von England in Balmvral (Schottland) erwartet. Ter junge serbische Königösohn hat nun auch seine erste Velocipedcnsahrt und seinen ersten Sturz gcbabt. In Toblach sah der Knabe, der bei dem Streite zwischen Vater und Mutter eine trostlose Jugend verbringt, eine Anzahl anderer Knaben Dreirad fahren und bat um die Erlaubniß, es auch versuchen zu dürfen. Mehrere Tage ver gingen, bis diese Erlaubniß nach reiflichen Erwägungen ge- gcbc» wurde. Erst kurz vor der Abreise nach Toblach wurde sie crtl'vlt. DeS Wetteren lheill nun daS „Neue Wiener Tageblatt" mit: Am verflossenen Freitag vor Abend letzte sich der serbische Thronerbe unter Assistenz des Königs und seines Gefolges auf daS Dreirad, und nachdem er die uölhige Anleitung zur Hantierung des BesährtS empfangen hatte, begann er vor dem Hotel auf und ab zu fahren. Doch die Fahrt unter legleitung gefiel dem leb haften Prinzen nicht; er wollte, wie die anderen Knaben, ollem und unbeaufsichtigt fahren. Zu diesem Zwecke lenkte er sein Gefährte in die Ampezzostraße ein und fuhr im schnellen Tempo zum Bahnkörper hinunter. Zwei Herren der Begleitung, die ihm folgen wollten, hatten nun Mühe, ihm »achzukonimea. Aus der linken Seile der Straße gewahrt man einen ungefähr vier Meier tiefen Graben, der von zwei ziemlich ansehnlichen Wassertümpclu auSgesülli ist. Zwischen beiden befindet sich eine alte Kalkgrube und eine kleine Morastjiäche. Der KönigSsohn, unverlraut mit den Unarten des Dreirades, wollte nun plötzlich m schnellsten Laufe eine Wendung vollsühreu; dies mißglückte, denn das Bclociped fuhr, stall aus der Straße zu bleiben, über die Böschung direct in den Morast, wo es stecken blieb und umstürzie. Der Prinz stürzte naiürlich mit, aber er nahm in dem weichen Elemente weiter keinen Schaden, wenn er auch am Gesicht und an den Kleidern deutliche Spuren des eben erlittenen Unfalles davonirug . . . Lachend suchte der Knabe wieder den reinen Slrnßenboden zu gewinnen »nd wischte sich, den inzwischen herbeigeeilte» König beruhigend, mit dem Taschentuch Gesicht und Hände ab. Das Glück war, daß der Prinz nicht ein paar Schritte früher oder später die mißlungen« Drehung versuchte, denn dann wäre er entweder ins Wasser oder in die Kalk grube gefallen, was jedensalls weit gefährlicher gewesen wäre als der Fall in den Morast. Nachdem sich König Milan überzeugt hatte, daß seinem Söhnchen wirklich nichlS geschehen, wurde der Prinz vo» zwei Hofherreu durch die Hintere Gartenpforte i» seine Gemächer zurnckgesührt, wo man seine Kleider einer gründlichen Reinigung unterzog. So radeie die erste Belocipedfahrt des ser bischen Thronerben . . . — Die alten Plagwitzer werden mehrfach als Leute von großer Höflichkeit gerühmt, wie sie dies auch im Jahre 1741, bei der solennen Einholung ihrer Gutsherrschaft, der verwittweten Kammcrhcrrin Sibylle von Dieökau, welche bisher in KoSpuden gewohnt hatte, bezeugten. Sämmtliche Uiltcrthancil der Frau Kammerherrin aus Kleinzschocher, Miltitz, Lausen und Plagwitz zogen am 5. Juli genannten JahrcS in zwei CorpS, eins beritten, mit Degen in den Händen und Pistolen in den Holstern, daS andere mit Seitengewehren und Flinten bewaffnet, bis Knautkleeberg der Edclsrau entgegen. Unter Trompetenklang, Paukcnschlag und öfterem Sälvegeben kam der Zug aus dein Rückwege bis an die Sandgrube, oberhalb Kleinzschocher, wo die Jungfern, in schwarzen Ehrenkleidern, mit Kränzen aus den Köpfen, ausgestellt waren und sich dem Conduct anschlossen. Unter Glockengeläute ging der Zug durch daS mit Zweigen und Ehrenpforten geschmückte Kleinzschocher, Beim Aus- steigen der Gut-Herrin im Rittergute stimmten die Untcr- thanen „Nun danket Alle Gott" an. Während die Herr schaften speisten, überreichten die Plagwitzer der Gutsfrau einen schönen Aufsatz von Confccturen und ein ans Atla» gedrucktes Gratulationsgedicht, ivelche die als SchreibkÜnst- lerin und Dichterin rühmlichst bekannte Frau de» Groß- zschocherschen Schulmeister» Holde angcserkigt hatte. Wegen dieser Höflichkeit erregten die Plagwitzer vei den übrigen Gemeinden viel Staunen und Neid. (Wiederholt,)
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