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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-08
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1888
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841- scheinong trat. Was soll da» werden, tragt sich die politische Welt iu Oesterreich, und selbst dem wicuerisch-g-müthltchen Grasen Taasse mag eS aus seinem Präsidentensitz n clst »u wohl werden, irenu er die Früchle seiner Aussaat reise» sielst. Giüudlich verjehlt bat sich die politische Spekulation de» „österreichischen Bismarck", w:e die Regie'.uugSpresje den Grasen Taasse nennt, erwiesen. Es g-laug nicht, die srondireaden Slawen an den österreichischen Staats- gcdanken zu sesjeln und sie dem Leulsch-österreichüchenBündniß geneigter zu machen. In den zahlreichen Mißtrauensvoten gegen die Alt- czechc», in den stürmi'chen Iungczechenversammlungen, überall kommt die drängende Ungeduld zu Worte: Errichtung eines selbstständigen rze stischen Siaatcs, Hinneigung zu Rußland. Aus dem vielbesprochenen Meeting zu Pisckely sprach der jungczcchische Führer Or. Gregr: Es gictst nicht das kleinste Dors, wo nicht das Ohr durch deutsche Worte entheiligt würde. Alles ist von fremden Elementen so durchsetzt wie von Trichinen. Wer mit unS reden will, rust Gregr weiter, muß ezechisch lernen. Wir dürfen und werden eS niemals zulasse», wie es gewisse Herren wollen, daß der deutschen Sprach vor der unseren der Vorzug eingeräumt werden soll. (Ruse: Schmach ihnen!) Hier in Böhmen muß und wird die czechische Sprache Staatssprache sein. Die Czcchen waren die erste Ratio», die mit dem Schwert und Kolvcn sür ihre Religion und ihre Sprache gekämvst hat. Sind die Deutschen aus ihre Nachbar» im Westen stolz, können wir ,»>l Recht aus unsere Blutsverwandten im Osten Hinweise», von dessen iiiäaitiaem Stamme wir der mächtigste Ast sind. So ungesähr denken di: Altezecheu auch, doch gebrauchen sie nicht so offene Worte, und Prinzessin Sophie von Preußen Überall in Griechenland hervorbringe. Man gebe sich in allen griechischen Kreisen der Erwartung hin, das; die Anknüpfung so reger verwandt schaftlicher Bande zwischen dein deutschen Kaiserhaus«: und dem griechischen Königshause die Besestigung und Vertiefung der Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland zur erwünschten Folge haben werde. * Wie die „Vossische Zeitung" aus Paris erfährt, be absichtigt die französische Negierung. die Kammern am st. oder 10 Oktober einzuberusen. Bo »langer'S Ersatzmann im Somme-Departement, aus dessen Vertretung er wieder verzichtet, soll Nvchesort werden. Der „Agence Havaö" zu folge verlautet mit ziemlicher Bcstimmtheil, das; der Präsident Earnot den Wunsch hege, die allgemeinen Wahlen sür^ic Abgeordnetenkammer schon im Februar vornehmen zu lassen. Soll diesem Wunsche offne Auslösung der Kammer entsprochen werden, so würden die Abgeordneten fleißiger zu arbeiten haben, alS sie eS zu thun pflegen, denn tue Schließung der Session durch Dccret deS Präsivcnten könnte nur erfolge», wenn zuvor die Budgets sür 1889 und 18st0 erledigt sind. Wie gering aber dazu die Aussicht ist. daS haben die lang wierigen Bndgetverhandlungen der letzten Jahre, die stets eine Bewilligung vorläufiger Zwölftel nöthig gemacht baden. . aß sic die Zeit noch nicht sür reis halten zur Enthüllung ihrer Wünsche, I sattsam erwiese». So wird eS schließlich doch höchst wahr schon das wird ihnen zum Verbrechen gerechnet. In der Thal versteht I scheinlick zur Auslösung kommen. sich die Voüssecle auch schlecht aujs Diplomatisircn, und die Staats knnst der aliezechischen Abgeordneten, die zuwartend Stück sür Stück von der Verfassung Oesterreichs abbröckeln wollen, ist wie jede Zauderpolitik dem Aolksgeiste zuwider. An dieser Thalsache wird auch der. oltczcchische Parteitag, der von Or. Rieger sür den 18. d. MtS. emberufen ist, nichts andern. Das czechische Volk in seiner Masse ist eher geneigt, eine ihm wohlwollende Regierung zu stürzen, als daß es aus seine ualionalen Bestrebungen zu verzichten vermöchte oder diese auch nur in langsamem Schritt zu erreichen bereit wäre. In diesem großen Kampfe handelt es sich nun darum: werden die Czechen die Macht besitze», ihre Endabsicht durchzu- sükren, dann ist es natürlich um de» Einheitsstaat Oesterreich geschehen, und der stolze Bau, den deulsche Fürste» vor vielen Jahr» Hunderten begonnen und der mit Hilse des deulschen Volkes aus» gebaut wurde, geht aus seinen Fugen. Oesterreich wird dann wohl slawisch werden, aber nur noch eine» geographischen Begriff bedeuten »nü keinen Staat mehr bilden, oder erweist sich daS heutige Oesterreich stärker als das czechische Slaalsrecht, dann muß das Ezechenthum aus seiner jetzigen Stellung verdrängt werden. Jeden falls ist der gegenwärtige Zustand in Oesterreich aus die Dauer nicht haltbar. Es geht einmal nicht, daß zwei Kräfte, die nach cut- gegengesetzlea Richtungen streben, im Staate eine gedeihliche Wirkung Hervorbringen können. Endlich muß die eine oder die andere das Uebergewicht erlangen, damit überhaupt eine Bewegung stattfindet entweder rückwärts oder vorwärts. Die Staatslenker in Oesterreich irren sich, wenn sie glauben, es könne das Ideal der Czcchen mit dem österreichischen Gedanken in Uebereinstimmung gebracht werden. DaS Czechenlhum strebt unaufhörlich nach dem „Staate Böhmen '. Kommt man oben zu der Erkcnntniß, dieses Streben fruchte dem Staate nichts, dann wird die Wahl nicht mehr schwer sein. Deshalb schwimmt man im czechische» Fahrwasser. Noch ist diele czechische Strömung nicht so mächtig, um nicht durch kluges und festes Führen des StaatSruders das StaatSschiff wieder ins rechte Fahrwasser zu bringen. Läßt man oben die slawische Strömung noch weiter an wachsen und achtet nicht aus die Richtung, in welcher das schwankende Schiff hingleitet, dann wird über kurz oder lang den Lenker» die Kraft gebrechen, aus dem gefährlichen Fahrwasser herauSzukommcn, und das Staatsschiff treibt de» Klippen zu. a» denen eS zerschellen muß. Entweder einen einheitlichen Staat Oesterreich, dann niuß derselbe der deutschen Führung anvertraut werden — oder eine slawische Vorherrschast — dann ist die Umqcstallunq Oesterreichs und der Zerfall desselben eine unausweichliche Folge. Etwas Anderes giebt es nicht. * Zum Landeshauptmann in Krain ist nun wirk lick, wie bereits gemeldet worden. Or. Poklukar ernannt Damit ist auf einen der wichtigsten Posten deö Landes zum ersten Male ein slowenischer Parteiführer von extrem nationaler Richtung gestellt. Zwar ist der LandeSpfleger von Krain. Herr von Winkler, gleichfalls slowenisch gesinnt, doch immerhin ging er als Statthalter nicht so ganz im radikalen slowenischen Parteigctricbe KrainS aus. Für die Deutschen r * Der in Nizza verhaftete angebliche Spion war niemals deutscher Ossicier, sondern nach Ausweis seines Paffes aus Grimberg in Schlesien, 1877 einjährig-freiwilliger Gefreiter; also ist auch die Angabe, daß er den Feldzug mit gemacht habe, unrichtig; derselbe heißt Fritz Kilian und scheint sich eigenmächtig den Namen v. Hohenburg bci- geleat zu haben. * In Belgien haben die Socialdemokraten bekannt lich hauptsächlich aus Antreiben von Caesar de Paepe, VolderS, Anseele :c. Eoopcrativ-Genossenschaften gegründet, die sich einer großen Blütbe erfreuen. In Gent, wo daS Eentrum dieser Genossenschaften ist, giebt eö Eoopcrativ-Bäckereien, Schlächtereien. Apotheken und Brauereien. In Deutschland haben die von den Socialdcmokraten gegründeten Eooperaliv Genossenschaften nicht recht sortkommcn können, sehr viele gingen nach kurzem Bestehen wieder ein. Interessant ist eS, daß da« socialistische „Volköblatt" die ablehnende Haltung zahlreicher Socialisten zu diesen Cooperativ-Genossenschaftcii nickt mebr theilt. DaS genannte Blatt schreibt: Man kann, von rein plastische» Gesichtspunkten ausgehend nichlü dagegen «inwende», wenn sich die Arbeiter die nolhweudigslcn Lebensmittel zu verbilligen und zu verbessern suchen. Nur hüle man sich, darin eine Lösung der socialen Fragen zu suchen. Dagegen wird es von ganz vortrefflichen Folgen sein, wen» die Arbeiter lernen, selbstständige Geschäfte zu verwalten und wenn sie die prak tischen Erfahrungen sammeln, die dazu ersorberlich sind. Es scheint, daß die romanischen Volksstämnie zäher und ausdauernder im Zu- lammenhollen sind» als die germanischen. Wie unsere Geschichte eine lange Periode trauriger staatlicher Zerrissenheit ausweist, so scheint es bei uns auch nicht so leicht zu sei», größere Massen zu einer festen und unauslüsiichen Inte ressen gemein scha st zu vereinigen. Es kommt uns vor. als ob wir in Deutschland huuvlsächlich bcrusc» seien, die theoretische und Denkarbeit in der großen Arbeiterbewegung zu verrichten und ihr den Geist einzuflößen, der nach dem gtvße» Ziel, der allgemeinen Verbesserung der Lage der arbeitenden Elasten, hiiistrebt. Es würde dies auch dem Naturell des deutschen Volkes entsprechen. Im klebrigen schadet eS uns nichts, wenn wir »ns mit praktischen Problemen befassen, sofern dieselben nur wirklich praktisch sind. Doch soll dies, unserer Meioung nach, der Initiative der Arbeiter selbst überlassen sein. * Am 3l. August ist, wie schon erwähnt, der russische Erforscher JnnerasieoS, Generalmajor Prschewalüky, mit militairischem Gefolge von Petersburg abgrgangen, um seine neue Neise durch Tibet anzulreten. Er wird die TranSkaspibahn bis Samarkand benutzen und von da ostwärts nach SemiretschenSk gehen, um dann weiter durch Ostturkestan „ach Tibet vorzudringen. Englischerseits wird seine Reise natürlich mit ganz besonderem Interesse und nicht ohne Be KrainS bedeutet Poklukar'S Ernennung einen Faustscfflag und l sorgniß verfolgt. Man fürchtet. Rußland werde, den gegen s die lendenlahmen Entschuldigungen der osficiöscn Presse in I wärtigen Couflict Englands mit Tibet ausnützend, mft letzterem Oesterreich, als sei Poklukar durchaus nicht den Reihen der "slowenischen Fanatiker beizuzählcn und als würde ihn nun mehr sein Amt zur Mäßigung bestimmen, werden dort wie bitterer Hohn ausgenommen, wo man daS terroristische, haß erfüllte Wirken dcS Herrn Poklukar an "der Quelle kennen gelernt hat. * Aus den letzten, die Zeit von 1884—87 behandelnden Jahresberichten deS ungarischen Unterrichtsministeriums über daS ungarische Schulwesen gebt hervor, daß die Magya- risirung der deutschen Volksschulen zu einem großen Stillstand , gekommen ist. Während in der Zeit von 1809 bis 1884 die Zahl aller ^ deutschen Volksschulen von 1232 auf 67k! zurück- gcgangcn war. gab eS im Jahre 1885 678, im Jabre 1886 668 deutsche Schulen. Es sind dies jedenfalls solche Anstalten, /die sich entweder gar nicht oder doch nur sehr schwer magya risiren lasten, weit der Widerstand der Gemeinden nicht mit List, sondern >u»r durch Gewalt gebrochen werden kann und cs gegenwärtig — mit Rücksicht aus das Ausland — nickt rathsam erscheint, brutale Gewalt anzuwendcn. In Wirk lichkeit sind allerdings die 668 deutschen Schulen schon jetzt zweisprachige Anstalten, da der verstorbene Unterrichtsmimster v. Trcsort aus dem Wege der Verordnung (durch eine wunder bare, geradezu verblüffende Deutung des UnterrichlSgesetzeS) die Lehrer gezwungen hat, mindestens ein Drittel, in oberen Elasten fast die Hälfte der Schulstunden dem magyarischen Sprachunterricht zu widmen. Daß in Folge dieser Verord nung dio Leistungen der deutschen Schulen sehr erheblich ge füllten sind, daß die Schüler in Folge der Sprachmcngcrci das Hochdeutsche nur ungenügend erlernen und von der magya rischen «spräche auch nur wenig Profit! ren, hat mehr als eine Leffrcrcvnscrcnz in Ungarn-Siebenbürgen bezeugt. Um zahl reichen deutschen Schuten hart an der stcycrischcn und nieder- österreichischen Grenze wie auch im Banat und Siebenbürgen das Lebenslicht auSzublase» oder wenigstens die Existenz zu irgend einen den russischen Plänen in Jnncrasien söroerliche» Vertrag zu Stande bringen. Zur preußischen Ulahlbewegung. NI-6. Berlin, 6. September. Ziemlich unfruchtbar hat sich die abgelausene Legislaturperiode Les Landtags aus dem Gebiete der Steuerresorm gezeigt, und eS wirv hier eine der ernstesten, freilich auch schwicrigften Aufgaben für daö neue Abgeordnetenhaus vorliegen. Nicht um die Eröffnung neuer Einnahmequellen handelt es sich dabei, solche sinv nach den große» Bewilligungen im Reich und bei dem günstigen Stand der preußische,» Finanzen zur Zeit nickt nothwendig; sondern es bandelt sich um eine gerechtere Ausgleichung und Vcr« theilung der Lasten und eine zweckmäßigere Verwendung der vorhandenen Mittel. Die Reform der directen Steuern ist während der letzten drei Jahre um keinen Schritt gefördert worden. Bei den verschiedensten Gelegenheiten wurde zwar allseitig' anerkannt, daß man eine Reform der dirccten Steuern wolle, welche Grund- und Gcbäudesteuern den Comninnal- verbänden zu überweisen gestatte, welche daS fundirte Ver mögen stärker heranziehe als den Ertrag der geistigen und körperlichen Arbeit, welche eine bessere Einschätzung dcS wirklich vorhandenen Einkommens gestatte und in einer stärkeren Heran ziehung der größeren unter Entlastung der geringeren Ei» kommen gipfele. Praktische Schritte zur Erreichung dieser Ziele sinv aber weder von der Negierung, noch von Seiten deS Abgeordnetenhauses vorgeschlage». Ein ganz allgemein gehaltener, die Reform der directe» Steuern empfehlender am Schluffe der zweiten Session von den Deutsch conservativen gestellter Antrag fand schon deshalb keine Annahme, weil seine Fassung zu allgemein war, um der Regierung Direktiven für die Ausarbeitung des be treffenden Gesetzes zu geben und. abgesehen von verschiedenen errichtet. Wie mmoth.g diese,Anstalten zum größten,4.hcile Lök..»/, d» sind, geht daran« hervor, daß sie außergewöhnlich schwach besucht werden. Die in Hermannstadt errichtete höhere Knaben schule bat z. B bei 4 Lehrern 12 Schüler, die staatliche! Knabenschule in Broos z. B. bei 2 Lehrern 4 Schüler! Wenn man andererseits bedenkt, daß 300 Gemeinden in Ungarn überhaupt »ock keine Schule haben, so wird man die Ueber- l Herbeiführung einer praktischen Lösung der Steuerreformfrage bestimmt zu sei». Die Regierung hat» nachdem der von ihr unternommene Versuch einer Reform der directen Steuern im Jahre 1884 erfolglos gebticben, seitdem neue gcsctz geberische Vorschläge hierzu unterlassen. DaS Stocke» der Reform der directen Steuer», die noch immer nickt genügend ..e'iri.iiiipe >wii, ieii.e--wuii. w.rv ii.un Mi. "euer- folgte Entlastung der Gemeinden, di- Unmöglichkeit, vicle ,.uql»ig gewinnen, daß durch die Staate schulen nickt die I tz^cchtiglc finanziell bedeulsame Wünsche zu befriedigen, zeigen. E"U..r sondern nur d.c odesto Magyar.sirung befördert ^ ^ jüngst erschienene nationa liberale Berich über di. werde» soll Den gleiche» Zwecken dienen auch die ackt ftaat-s ^ ^7- gleichen Zwecken dienen auch die ackt staat licke» böberc» Mädchenschulen, die ebenfalls in größtenthcilö deutschen Orte»,;. B. in Pest.Oedenburg.Prcßburg.Temeschvar, Leutschau, Nensobl, errichtet worden sind und nach Kräften dam beitrage», daö bera»wachse»de weibliche Geschleckt der bessere» Stände der deutschen Muttersprache zu entfremde». Die beste» Schulbesucher i» Ungarn waren, wie bisher immer, die Deulschen. Unter tOOO schulpflichtigen deutschen Kindern gab es »08 Schulbesucher, während die Slovakcn unter 1000 Schulpflichtige» 844, die Magyaren 836 und die Rumänen nur 608 Sckulbcsnchende hatten. Auffallend ist es, daß nur sehr wenig rumänische, serbische und ruthcnischc Volksschulen der Magyarisirung zum Opfer gesallen sind, während die Slovakcn einen weit geringeren und die Deutschen den ge ringsten Widerstand seit 1869 den magyarischen Machthabern entgegensetzten. Es scheint fast, als ob Rumänen, Serben und Nuthenen ein weit stärkeres.Nationalbewußtsein haben, alS Slovakcn und Deutsche. Die Königin Natalie von Serbien beabsichtigt, das Ende dcS EbescheidungSvroresses in Bukarest abzuwarten und während dieser Zeit ihren Verkehr aus den engsten Bekanntenkreis zu beschränken. * Die „Politische Eorrespondcnz" veröffentlicht ein Schrei- ben aus Athen, welches den freudigen Eindruck hcrvor- Tbätigkeit deS AbgeordnetenbauscS hervorhebt, die Fülle der Ausgaben, welche aus finanziellem Gebiete noch zu lösen sind. Die solide Grundlage der preußischen Finanzen aber und ibre günstige Entwickelung i» den letzten zwei Jahren berechtigen nicht au- bei den gleichzeitigen Verwendungen sür die Volks schule. und ist vaber die nothwcilLigc Reform derlei Huene im Sinne dev national liberale» Antrags dem neu zu wählenden Abgeorduelrnhause überlaste». Im Wahlkreis Bunzlau-Löwenberg wird daS seit längerer Zeit bestehende conservativ - natio»attiberale Eom- promiß bei den Landtags wählen sestgehalte» werden. Die Eandidate» sinv Rittergutsbesitzer von Kölichen (cons.) uns Amtsrichter Or. AvenariuS in Greiffenberg (nationallib). E« scheint nicht, daß die Regierung in die Wahl» ewegung mit irgend welchen Kundgebungen einzugreise» gedenkt, welche als ein politisches Programm sür die nächste Zukunft auszusassen wären. Aus allen politischen Gebiete» sinv die Ausgaben, mit welchen sich der Landtag in nächster Zeit zu beschäftigen haben wirv, in starkes Dunkel gehüllt und die Absichten der Negierung schwer zu erkennen, so aus dem Gebiete der inneren VerwaltungSreform, deS Steucr- wesenS, der Kirchen- und Schulpolitik, und eS soll nicht zu erwarten sei», daß vor den Wahle» noch wesentliche Auf klärungen erfolgen. DaS entspricht freilich auch einer früher geübten Taktik der Negierung. Ui» so mehr wird eS Sacke der Parteien fein, ihre Bestrebungen und Ziele aus allen Gebieten des inneren StaatSlebenS den Wählern klar zu mache». Programmartige Kundgebungen wird man denn wohl auch in nächster Zeit von verschiedenen Parteien zu erwarten haben. Hilfe für Emin Ley. * Auch Herr Gerhard NohlsS redet in einem längeren Artikel der deutschen Hilssexpedition sür Emin Bey das Wort, im Wesentlichen deshalb, wie seine Ausführungen zeigen, weil er sich eine Befestigung der deutschen Colonial» intereffe» davon verspricht. Nach den Erfahrungen früherer ähnlicher Expeditionen stellt Herr NohlsS a» die sür Ost- asrika jetzt auszurüsteude Truppe keine geringen Anforderungen; er schließt seine» Aussatz, wie folgt: „Handelt es sich um ei» einfaches Wicderausfinden einer Per sönlichkeit oder um Sicherstellung ihres Schicksals, so genügt ja eine von vornherein ansgeworsene Summe vollkommen. Denn gewiß hätten mit den Mitteln, die zur Verfügung standen, ich bei besserer Auswahl der ExveditionSsührer vollkommen ilithcntnchi: Nachrichten über Vogel sammeln lasse». Handelt es ich dagegen darum, Jemandem Hilse zn bringen, so ge- nügcn keine kleinen Mittel, sondern cs muß ausreichend dafür gesorgt werden, daß der oder die Ueberbringer wirkliche Hilse leisten. Was hätte eS z. D. Or. Schnitzer genützt, wenn Or. Lenz oder Or. Fischer ihn vielleicht erreicht batten; er hätte nur unnütze Esser mehr gebabt. wie er sich selbst äußerte, denn beide wären entblößt von Allem bei ihm angekornmen. Wenn uns nun daran gelegen ist, Or. Sckmitzer Hilfe zu bringen — und diese kann nur bestellen in Gewehren, vielleicht kleinen Kanonen, genü gender Munition und Bekleidung, da er sonst an gar nichts Mangel leidet —. so muß eine solche Expedition so ausgerüstet sein, daß an ein Scheiter» nicht zu denke» ist. Dazu gehören vor Allem Geld und die genügenden Kräile an Menschen. Und dazu gehört sodann ein systematisches Vordringen. Man dar! nicht planlos marschiren, sondern muß mit Methode langsam Vordringen. Die Expedition muß aus einer genügend großen Zabl von Deutschen bestehen, die im Stande sind, ollen Anderen die Stange zu halten. ES müssen mindestens jede 150 Icm. d. b. alle 6 bis 8 Togemärsche, Depots errichtet werden. Die Depots sind womöglich von Deutschen zu be- sebligcn. Bis zum Muta-Nsige würde man von Bagamoyo aus ungefähr 1500 km haben. Aber man bliebe immer im deulschen Gebiete. Ganz einerlei, ob nian sich dem Tanganyka, dem Muta Nsige oder dem Nkerewc zuwendeie, immer marschirte man im deutschen Gebiete. Und dies halte ich bei der augenblicklichen Phase, in welche die dcutiche Colomsaüon gelreten ist, sür besonders wichtig. Durch Anlage einer Reihe von Stationen würde das Ansehen Deutschlands besonders gekrästigt werden. Von« Muta-Nsige — ich nehme an, man würde ihn elwa in der Mitte seines östliche» Users erreichen — hätte man bis Wadclai, der Residenz Emin Paschas, noch elwa 400 km. Ich meine, daß hundert Deulsche dieser Aus gabe gewachsen wären. Leute sind genug zu haben. Im Jahre 1873 erbot sich ein bayerischer Ossicier, sür mich 4000 ausgediente Soll daieii z» werben. Ich erinnere mich nicht mehr, wie viel Ancr biclungen ich direct hatte. Daran wird eS also nickt fehlen. Da nun diese Expedition, wenn sie überhaupt etwas nützen soll, gleich gemacht werden muß, da Sammlungen viel zu lange dauern würden, um eine achtunggebietende Summe zlisammenzubekommcii, so kann sie nur mit Stnatsbilse gemacht werden. ES scheint, daß Deutschland kleinen Riebeck mehr auszuweiien hat, der unlcr obwaltende» Verhältnissen gewiß inchl gezaubert haben würde, jallS er noch lebte, eine Million zu ousern. Die Hilssexpedition, die Stanley Lwingstonc zuführtc, har Herrn Bcnnei etwa 2 000 000 >6 gekoster. Die Expedition, die England unternahm, um Cameron, Rasjam und Prideoux aus Abessinien zu best cic», kostete 140 000 OOO^l Eu iland hatte davon keinen materielle» Vorlheil. Bedenken wir aber, daß diese Expedition zur Hilfe Emin Paschas eine Eon solidirung in unseren Colonien zur Folge haben wird, dann darf uns kern Opfer als zu hoch erscheinen." Daß der Staat — der in diesem Falle doch nur daS Reich sein könnte — aus eigene Kosten und Gefahr sich zu einem in seinen Anlässen so wenig, wie in feinen Folge» bis jetzt zu übersehenden so gewagten Unternehmen verstehen sollte, ist natürlich nicht zu erwarten. ergeben müssen, aber» da Herr Llchtenfiadt siet« mit Mtalmalzohk.: rechnet, so dürsten seine Schätzungen wenigstens daraus Anspruch machen können, keine Unterschätzungen zu sei»: weniger au Trinkgeld wird jedenfalls i» Wien nicht gegeben, als er berechnet, aller Walir- scheinlichkeit nach aber beträchtlich mehr. Aus die angegebene Weise wird nun ia gedachtem „Versuch" einer Wiener Trinkgeld-Statistik berechnet, daß pro Jahr dort im Minimum gezahlt werden: 474 000 fl. sür Fiaker und Einspänner, 289 000 fl. sür Hausgesinde, 150000 fl. sür Hausmeister, 300000 fl. sür Hoielbedienstete, 825000 fl. sür Gasthauekelliter, 876 OM fl. sür KaffeehauStellner, lMOOO fl sür Tramway-Eonducteure. Das sind sür diese Kategorien im Minimum rund 4 Millionen Gulden, die Wien als Luxu-steuec „Trinkgeld" sich auserlegt, und zwar lediglich durch Selvsteinschätznng; dabei sind aber allerlei weitere Trinkgelder, z. B. an Diener, sür Botengänge, an Hilfs arbeiter von Gewerbetreibenden» an Post- und Telegrapheuboten u. v. A. vollständig außer Betracht gelassen, und dennoch erreicht die Ziffer den Betrag von mehr als 4 Millionen Gulden. „Darf man" so fragt Lichte,istadt, „angesichts einer solchen Riesen- sunime nicht fragen, ob denn dieselbe nicht besser verwendet werden könnte, als zu Trinkgeldern? Wenn man nur die Summe von 4 Millionen Gulden gelten läßt, so entfällt aus einen Kops der Geiammlbevölkerung mehr als b Gulden, und vergleicht man die Lamme mit anderen Steuereingängen, so erscheint sie größer als die laodessürstliche Erwerbsteuer, sie enttpricht dem Ertrage von mehr als sechs Zinskrcuzcrn und würde. a»s die 40 OM Steuer, coiitribuenlen der Erwerbsteuer rcpartirt, jeden mit über IM Gulden belasten. Und diese Steuer wird freiwillig geleistet, ohne daß irgend eine Nölhigling sür dieselbe vorhanden ist. Wenn der Ertrag der Trinkgelder wohlthälige» Zwecke» zuflösse, welche kolossalen Etsolge ließen sich erzielen!" Es wird kaum Jemand der Meinung sein, daß bei unS z. B. in Berlin daS Trinkgelderwesen einen geringeren Umfang hätte, als es in Wien der Fall ist. Zahlt mau dort 8 Millionen Mark an Trinkgelder», so dürfte Berlin gewiß nicht unter 13 Millionen Mark zahlen — ein Betrag, welcher der vom Staate erhobene» Classen- und Einkommensteuer gleichkommt. Während nu» aber Niemand über den „Druck' dieser Selbsteinschätzungs-Luxussteuer Trinkgeld klagt, will die Klage über den Steuerdruck der öffentlichen Steuern nicht abreißea. Und doch wirkt unzweijelhait der Druck der Trinkgeldbesteuerung nach unten progressiv, d. l>. der kleine Man» giebt von seinem Einkommen eine größere Quote als Trinkgeld bin, als der Wohlhabendere. Für zukünftige Steueiklagen unserer mit dcm Capitel Unzufrieden heit wuchernden Parteien darf vielleicht die Berücksichtigung dieser Trinkgelderstatistik empjohlen werden. Steuerdruck und Trinkgeld. * Zn dem Thema der Klagen über Steuerdruck schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" an leiten der Stelle: Die Klage über Sten erdrück ist bei unseren freisinnigen Weltverbesserern eine siebende. Man bat bei diesen Klagen natürlich nur die Absicht, dem warmen Mitgciühl sür die arme» Bedrückten Ausdruck zu geben, und denkt nicht daran, sür Parteizweck,: im Trüben pichen zu wollen. Zwei Trostgründe aber giebt es immer noch, die bei jenen Steuerdriickklagcn stets wieder paradiren müssen. Erstens die nie verjagende Hoffnung, daß endlich eine Zeit kommen müsse, in welcher die sreisinnigen Steueridcen ganz zum Durchbriiche gelangen, eine Zeit, in welcher alle Steuern aus notbwendige Lebensbedürfnisse des armen Mannes bmweggeräumt sein werden und nur noch Luxus steuern sür die Reiche,, existiren. In diesen schönen Zeiten soll denn auch das „allein richiigc" Princip der Selbsteinschätzung sür die etwa den sreisinnigen Wünschen ziim Trotz immer noch sortbe> stehenden allgemeinen direkten Steuern Anwendung finden. Die stete Wiederkehr der Klage» über Steuerdruck und der Ber tröstungrn aus Luxnssteliern und Selbsteinjchätzung hat aber die öffentliche Ausmerkjamkeit vollständig davon abgezogen, daß es bereit eine BesteuerunqSart giebt, welche zweifellos eine Luxussteuer ist, welche aus Scldiieinschätzung basirt und welche, obwohl sie Millionen ein- und ausbriiigt, doch merkwürdiger Weise bei Weitem nicht so drückend empfunden zu werden scheint wie die Staats- und Ge meindestcuern, über deren Druck unsere Freisinnigen so entrüstet sind — oder thun. Wir meinen das Trinkgelderwesen, eine doch unzweiselhast ans Selbsteinjchätzung beruhende LuxnSsteoer. von deren Betrage man nur desbalb bisher keine Kunde hatte, weil sie einestheilS keine öffentliche, iondern eine Privatsteuer ist und andererseits eine Trink zu der Hoffnung, daß eS möglich sein w.rk, jenen An-! ^^..den^war. ^ ^»stellen. dürste allerdings seine Schwierigkeiten haben. Aber jedenfalls hat sorverungen gerecht zu werden, wenn Negierung und Volks Vertretung gemeinsam über die Bewahrung einer sparsame» und vorsichtigen Finanzverwaltung wachen. Eme dringende Ausgabe wird namentlich auch die Revision der sogenannten lex Huene sei», welche die Ucberwcisungcn aus den erhöhte» Korn- und Viehzöllen an die Kreise anordnet. Es »st ziemlich allgemein anerkannt, daß dieses Gesetz den Com- munalverbänven wenig genützt hat und daß der dem Vor schlag v. Hiicne damals gegenübergestellte nationallibcrale Antrag aus Ncberweisung einer ftsten Quote der Grund- und Gebäuvesteuer den Cvniiuunalverbänven weit mehr Erleichte rung verschafft haben würde. Selbst Herr von Huene bat sich bei der letzten EtatSberatbung den gegen seinen Vorschlag erhobenen Bedenken nicht verschlossen und zeigte sich geneigt, den von nationalliberaler Seite stet« empfohlenen Weg zu bcschreiten. Jedoch hatte La- HauS keine Neigung, mit der vorläufigen Ueberweisung eines Viertel« der Grund- und Gebäuvesteuer nach dem Vorschläge eine- nationalliberalen Redner» bereits in diesem Jahre vorzugehen. Zu einem hebt, den die Verlobung de« griechischen Kronprinzen mit der > größeren Theile rrichtrn obrr vi« Geldmittel diese- Jahre« Herr Johann Lichtensiadi, der in der Wiener „Presse" den Versuch einer Wiener Trinkgeldstalistik macht, vollkommen Recht, wenn er sagt: „Wohl haben sich bervorragendc Schriftsteller mit den eidlichen und juridischen Grundlagen des Trinkgeldes beschäftigt, und Moral- vhiloiovben und Socialphilosophen haben nnt aller Energie gegen das Trinkgcldgebeii die Beredliamkeit ihres Geistes in Anwendung gebrockt; nuch von vroki»'ch-r Seite wurden wiederholt die Schäden deS Trinkgeldsystems nochqcwicicn. Wir glauben aber, daß kein Mittel die Bemühungen der Moralisten und der Praktiker kräftiger zu unierstützen vermöchte als die Statistik. Die Ziffern ipr-chen eine so beredte Sprache, sie sind für Jedermann so verständlich, es vermag auch der Laie ihre Bedeutung im kleinen und im Großen lo sehr einzuiebea. daß eine Trinkgeldstatistik aus» Allerüberzeugendste nachweisen müßle, wie uaökonomiich, ja wie verichweaderisch wir mit Kreuzern umgehen, die durch den Maffenverkehr sofort zu Millionen werden!" Herr Lichienftadt macht non den jedenfalls interessanten Versuch, schätzungsweise zu berechnen, wie viel im Jahre an Trinkgeldern in Wien gegeben und genommen wird. Dabei wird nicht verschwiegen, daß dies« Schätzungen ihrer Natur nach ziemlich «ofichrre Resuliaie Vom bürgerlichen Gesetzbuch. Das erste Heft dcS vom Vorstande deö Deutschen AnwallS- VercinS hcrausgegebenen „Gutachten aus demAnwaltö- staude über den Entwurf eines Bürgerlichen Ge setzbuches" ist nunmehr erschienen. Dasselbe bringt fünf Aussätze über daS Verbällniß dcS Bürgerlichen Gesetz buchs zu den Landesgesctzcn von Justizralh Mecke in Leip zig, über juristische Personen mit besonderer Berücksichtigung der modernen Personenvereine von Rcchtöanwalt Kausen in Düsseldorf, über den Beginn deS Rechtsstreites von NcchlS- anwalt Or. Linckclmann in Hannover, über Uebertragung vcr Forderung von Rechtsanwalt Or. Marlimns in Erfuri. über die Vorinundschast von NechtSanwalt David in Frankenlhal. Sämmtliche Gutachter sprechen sich anerken nend über de» Entwurf und die ihm beigegebene Begrün dung aus. erhoffen aber von der zweiten Lesung eine Anzahl Ergänzungen und Abänderungen. In den» Aus satz- deS Justizraths Mccke wird die Nothwendigkeit einer rcichsgesetzüchen Ordnung deS Bergrechts, der Enteignung, des WasserrechtS, der Jagd und Fischerei, der juristischen Personenvereine überhaupt, endlich der vermögen-rechtlichen Verantwortlichkeit des Staates sür die Handlungen seiner Beamten und der nichtstreitigcn Rechtspflege betont und der Wunsch ausgesprochen, daß diese RecktSttoffe nicht, wie der Entwurf deS EnifiihruiigSgesctzeS vorschlägt, den LandcS- gesetzen Vorbehalten bleibe». Der Aussatz von Kausen wendet sich mit ausführlicher Begründung gegen die wohl bedenklichste Lücke dcS Entwurfs, welcher im wesentlichen die GestalltUig der juristischen Personen und Personenvereine in Deutschland der LandeSgcsetzgebung überläßt. Die Aussätze von Linckelmann und Martliiiuö erbeben in Ansehung dcS ihnen überwiesenen Begulachtungöstoffeö nur vereinzelte technische Bedenken, indem sie im Ganzen fick aus den Standpunct dcS Entwurfs stellen. Der Aussatz von David endlich zollt der Ordnung deS Vor- mundsckastarcchls durch den Entwurf im Wesentlichen Beifall und hält daS Opfer dcS rheinisch-französischen Vormund- schastösysteiiiS aus dem Altar der vaterländischen Rechlk- «nlwicklung für unwiderruflich besiegelt. WaS die großen Gesichtspuncte angeht, von welche» sich die deutsche Anwalt schaft bei Beurtheilung deö Entwurfs leiten läßt, so darf man sich wohl den nachstehenden Ausführungen des Justizraths Mccke anschlicßen: Ter Niimaltsiaiid hat allen Grund, die Gesetzeskraft des Bürger lichen Gesetzbuchs, selbst mit allen Einschränkungen des Einsührungs- gesetzes, herbeizuwünschen. Wir wollen hier nicht besonders betone», wie dieS Gesetzbuch auch in seiner gegenwärtigen Gestalt die deutsche Einheit fester kitten wird; als Rechtsanwälte, von denen die Rechl- Incheiiden Auskunft auch über die außerhalb der Grenzen des Einzel- staaleS hinaus gellenden Rechiszustäude zu verlangen gewohnt und berechtigt sind, müssen wir der Verlegenheiten gedenken, welche unS die Zerrissenheit und Vielgestaltigkeit des bestehenden Zustandes in Ansehung des bürgerlichen Rechts in Deulschland bereitet, nicht minder der unnützen kostspieligen Schwierigkeiten, welche dieser Zu- stand den Nechtsuchenden verursacht. Dem wird, wenn der Entwurf Gesetz wird, zwar nicht mit einem Schlage, aber doch in naher Z it abgebolfen. Die Vorbehalte, welche das Einführungsgcsctz zu Gunsten der Landesgesetze macht, bereiten keine unüberwindlichen Hindernisse, dagegen werden wir unS aber mit aller Kraft wenden müssen, daß diejenigen Rechtsstcsfe aus dem Gebiete des bürgerlichen Rechts, deren reicksgesetzliche Regelung wir sür nothwendig erkennen, durch das Einsührliiigszejetz auf unabsehbare Zeit beiseite gestellt werden. Unseres Dasürhalt-iis wird in Ansehung des Bergrechts, der Ent eignung, des Wafferrechts. der Jagd und Fischerei, der juristischen Personen und der Personenvereine überhaupt, endlich der vermöqens- rechtlichen Verantwortlichkeit des Staates sür die Handlungen seiner Beamten und der nichtstreitigcn Rechtspflege die reichsgesetzlich: Regelung mit Nachdruck fort und fort in Anspruch zu nehmen sein. Auch der Reichstag wird empfinden, daß mit der Genebmigung dcS Bürgerlichen Gesetzbuchs in der Gestalt, in welcher es jetzt veröffent licht ist und welche bei der Vorlage voraussichtlich sich nicht wcseni- lich verändert haben wird, der Kreis der reichsgcsetzlichen Ausgaben in Ansehung deS bürgerlichen Recht- bei weitem nicht erschöpft ist. Er wird Entsagung üben müssen um des Vaterlandes willen, er wird aber, wie wir hoffen» dagegen Verwahrung einlegen, das was von bürgerlichem Recht neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch noch übrig ist, sür immer dem Landesrechte verbleibt. Bestimmten Ersuchen an die hohen verbündeten Regierungen wird der alsbaldige Erfolg nicht fehlen. * Der Vorsitzende der Commission sür die Aus arbeitung eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches. Wirklicher Geheimer Ratk Or. Pape, ist plötzlich erkrankt. Nachdem auch daö letzte noch fehlende Mitglied, vcr königlich bayerische Ober - Landcsgerichtü-Präsident Or. v. Schmitt (der Redactor dcS fünfte» Theiles des Gesetzbuches über das Erbrecht) von Urlaub »ach Berlin zurückgekehrt war, sollte Mittwoch die erste Gcsammtsitzuiig der Commission im ReichS- Justizamt stattsinden. Sämmtliche Mitglieder hatten sich cin- gcsundcn, bis aus den Vorsitzenden. Letzterer kam nicht, sondern cö traf, wie die „Neue Preußische Zeitung" hört, die Kunde von seiner plötzlichen Erkrankung ein. Herr Or. Pape hat am Mittwoch» wie an allen Tagen, seinen gewöhnlichen Morgenspaziergang nach dem Thiergarten unternommen. Wohl und munter war er von Hause fort gegangen. AlS der betagte Jurist gegen 8 Uhr nach seiner Wohnung zurückkehrte, suhlte er sich unwohl und schickte sofort zum Arzt. Im Lause deS Vormittags erschienen mehrere Acrztc. Wie verlautet, soll die Erkrankung nicht gefährlich, aber ziemlich schmerzhafter Art sein und in einem Magenleidcn bestehen. Herr Pape wird am l3. September sein 72. Lebensjahr vollenden; er wurde im Jahre 18lk zu
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