Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-10
- Monat1888-09
- Jahr1888
-
-
-
5460
-
5461
-
5462
-
5463
-
5464
-
5465
-
5466
-
5467
-
5468
-
5469
-
5470
-
5471
-
5472
-
5473
-
5474
-
-
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kk-action und Expedition JohauneSgaffe 8. Sprechstunde» der Uedaction: Vormittags 10—13 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Fttr die Rllck»»br einzesanttkr M-nuicrinte macht sich die Redacii«» nicht rcrbindlich. riWmr.TiWlilM Anaatz«« der für die „Lchftsalgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis S Uhr Nachmittags, an Lonn- und Festtagen srüh bis Uhr. 2n den Filialen für 3ns.-2innahme: Otto Ulemm, Universiiätsstraßc 1. Louis Lüsche, Katharincnstr. 23 Part, und Königsplatz 7, nur bis '/,!t Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonrrement-pret» vierteljährlich 4>/, Mk. Incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Postbesörderung 80 Mk. Mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate ffgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis;. Tabellarischer u.Ziffernsatz nach hüherm Tarif Neclamrn unter dem RedactionSstrich die Sgespalt. Zeile 50 Ps., vor den Famtliennachr ichten die Ogespallene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Expedition zu senben. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumeraucko oder durch Posi- nachnahme. ^ 254. Montag den 10. September 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Ausschreibung von Schorn-kinftgerarbetttn. Das Kehren der Schornsteine in den der Stadt- gemetnde Leipzig und de» unter unserer Verwaltung siel,ende» Stiftungen gehörigen Gebäuden, sowie in de» städtischen «Schulen, welche innerhalb der Stadtflur liege» und i» vier Kehrbezirke eingelheilt worden sind, soll von; 1. October lausenden IahreS an bezirksweise an geeignete Unternehmer (Bezirksschornsteinfeger) verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeitsvergebung, sowie baS Verzeichnis der zu den vier Kebrbezirken gehörigen Gebäude unter Angabe der Länge und Art der in denselben befind liche» Schornsteine liegen in unserem Bauamte (RathhauS, II Geschoß, Zimmer 5) zur Emsicklnahme aus und können daselbst gegen Entrichtung von 50 für daS Exemplar ent nommen werden. Angebote sind an derselben Stelle mit der Aufschrift „Uebcrnakme von Sckornsleinfegkrarbeite»" versiegelt bis Sonnabend, den 22. lanfenden MonatS, Nach mittags » Uhr, einzureichen. Wir bebaltcn unö daS Recht der Auswahl, sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Diejenigen Anbieter, welche aus Grund unserer Bekannt machung vom 4. Juni tclusenden IabrcS, daS Kehren der Schornsteine in städtischen Gebäuden bctr., Angebote hierher gereicht haben, werden davon hiermit wegen der inzwischen beschlossenen bezirksweise» Vergebung entbunden. Leipzig, den 5. September 1888. Der Nath der Stadt Leipzig. Il>. 3179. vr. Tröndlin. Kretschmer. ^Äanntmochung. Die Ausführung 1) der Zimmerarbeiten, 2) der Schieferderkerarbeiten, 3) der Lllcmpncrarbeitcu für a daS Netortenhauü und für den Kohlenschuppen, b. das ReinigungS- und Regenerirqebäude, sowie für daS Theervorrathsbassi» bei dem Erweiterungsbau der LI. Gasanstalt sollen im Accord verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt U in Eonncwitz aus und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: all 1) Zimmerarbeiten, all 2) Schieferdcckcrarbeiten, all 3) Klempnerarbeiten für die IL. Gasanstalt versehen in der Nuntiatur des Rathes, RathhauS, 1. Etage, und zwar bis zum Montag, den 17. September d. I., Nachmittags S Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere daS Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, am 8. September 1888. DeS Naths der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Wegen Reinigung der Räume bleiben die Stadteasse StiftungSbuchhaiterei und Sportelcaffe I den 10. dieses MonatS geschloffen. Leipzig, den 7. September 1888. DeS NathS Finanzdeputatiom vermiethimg in dcr laMcilllscr-Halle am plaukilschtn Platze. In obiger Landfleischerhalle sind die Abtheilunge» Nr. 18 und 20 sofort, die Abtheilungen Nr. 10, 20 und 21 vom 8., die Abtheilung Nr. 7 vom 28., und die Ab theilung Nr. rrrr vom 2». dieses MonatS an ander- weit gegen einmonatliche Kündigung zu vermiethrn und werden Miethgesuche aus dem Rathhause, l. Etage. Zimmer Nr. 17 entgegcngcnommen. auch können ebendaselbst die Bermicthuugsbedingungen eingesehen werben. Leipzig, am 5. September 1888. la 5547/5857. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wagner. VekanntMachung. Ja den verschiedenen Universitäls-Jnstituten liegen rund 1350 Silo ausrangirte eiserne Heizrohre, - S780 - - R-ststäbe zum Verkauf. Preis-Offerten bittet man bis zm» 15. diese» Monat» an da» Unterzeichnete Rentamt abzugeben. Leipzig, am 8. September 1888. Universität»-Rentamt. Gebhardt. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 10. September. * Der Kaiser wird, wie nunmehr seffstebt, beute, Montag Abend. Berlin vom Lehrter Bahnhof verlassen und nm 1 Uhr 50 Minuten Nachts in Bremerhaven eintreffen. In der Begleitung Sr. Majestät werden sich Se. königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, der Chef deS General- siabeS der Armee, Gras v. Waldersee. die General-Adjulanten Generallieutenant v. Hahnke und Generalmajor v. Wiltich. der Hausmarschall Freiherr v. Lhncker, Generalarzt und Leibarzt Vr. Leulhold, sowie ein Flügelavjutant und der persönliche Adjutant Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Leopold befinden. Der Kaiser wird sich in Bremer haven Allerhöchst an Bord der Nacht „Hohenzoilern" ein- schifsen, um den Hebungen deS Manövergeschwader- beizu wohnen. Die Abrrise Sr. Majestät de» Kaiser» von Wilhelmshaven erfolgt am Mittwoch, den 12. d. M., Lbmv» 10 Ubr 45 Min. mittelst Extra-ug». * Auf daS bei der Feier deS 150jährigen Jubiläums der Aufnahme Friedrichs deS Großen in den Frei maurerbund an Kaiser Wilhelm II. abgesandte HuldigungStelcgramm ist nachstehende Antwort ringegangen: „Seine Majestät der Kaiser und König habe» von dem Telegramm der am 14. d. M. zur 150jährigen Gedenkfeier ür Friedrich den Großen versammelten Freimaurer gern Keiiiitniß genommen und mich zu beauftragen geruht. Em. Hochwohlgcdoren den allerhöchsten Dank für den Aus druck der Treue und Liebe, sowie für die damit verbundene» Segenswünsche auSzusprechcn. Ich beeile mich, diesem allerhöchsten Befehle hierdurch »achzukommen Der Geheime CabinetSrath, Wirkliche Geheime Rath gez. LucanuS." * Berliner Blätter brachten kürzlich die auS der neuen „Staatcii-Corrcspondenz" übernommene Meldung, daß zur ArbeitSentlastung deS Fürsten Bismarck demnächst eine anverweitc Besetzung deS Postens deS Handels Ministers zu erwarten sei» würde. Diese Nachricht beruht nach der „Norddeutschen Allgemeine» Zeitung" aus mäßiger Erfindung und ist ebenso, wie die letzihi» verbreiteten mid von u»S bereits aiS völlig gegenstandslos gekennzeichneten Gerüchte über angeblich geplante Veränderungen in der Organisation der ReicksLmler als eines der jeder lhatsächlichen Grundlage entbehrenden Phantasie-Erzeugnisse zn bezeichnen, wie sie die Sommersiille hervorzubringen pflegt. * DaS „Aerztliche BerernSblat t für Deutsch land", Organ des deutschen AerztevereinSbundcS, dem un gefähr fünftausend Aerzte aiigchörc», bringt in seiner jüngsten Nummer die folgende Mitt Heilung, der wir um so eher hier Ausnahme geben, als die Mackenziereclame i» der neuesten Zeit wieder mit bekannter Regfainkcit be trieben wird: Schon vor der Ausgabe des ossiciellen Berichtes über die Krank- heit des Kaisers Friedrich waren die gleich folgenden Sätze geschrieben und gedruckt. Daß sie zurückgchallcn wurden, hat sich als unnöthige Vorsicht erwiesen. Es würde aus jener Schrift nur Anlaß sie zu erweitern und z» verlchärsen sich ergeben, allein sie sollen nunmehr so bleiben, wie sie schon am 2. Juli den Mitgliedern deS GcschüftSausschusscs Vorgelege» haben. Nur ein einziges Mal, in der Nr. 188 (December 1887, S. 385), als von den sämnillichcn Aerzten in San Remo die Krcbsdiagno« ausgesprochen war, haben wir der Krankheit Sr. hochieligen Majestät des Kaisers Friedrich Erwähnung gethan und es beklagt, daß in der Tagespreise jo viel Unreiscs und Unverständliches darüber berichtet ward. Der Stand der Aerzte inSgesammt litt unter dieser vielfach tact- und rücksichtslosen Erörterung um so mehr, als den an der Behandlung lheilnebmenden dentschrn Aerzten eine offene Aus- spräche nicht sreistand. Nun hat sich das Grab über dem erhabenen Dulder geschlossen und wir haben uns verpflichtet, zur Wahrung der Ehre der deulschen Aerzte uns kurz in dieser Sache zu äußern. Zwar könnte man das jetzt für unnöthig halten, doch widerlegt sich eine solche Meinung durch den Hinweis auf einen in der „Neuen Freie» Presse" verüffentiichlen Brief B llroih's und eine älmliche Bemerkung der „Münchener Medizinischen Wochenschrift". (Diese ist bereits von einem Theil der Herausgeber beanstandet.) „Obgleich wir über einen Berussgenoffen ungern ungünstig urtheileii, halten wir eS doch sür unzulässig, in solcher Art de» englischen Arzt in Schutz z» nehmen. Nicht nur hat er durch sein Verhalten (unrichtige Diagnose, ungeeignete Behandlung) es verschuldet, daß der rechtzeitig geplante operative Eingriff, der sür Beseitigung des bösartigen UebelS durchaus gute Aussichten bot, unterblieb, sondern er hat auch im weiteren Verlaus der Krankheit, indem er den hohen Kranken ganz ohne Grund und Zweck von einem entsernten Ort zum andern trieb und ihn so der Conlroic der deutsche» Aerzte entzog, ein System der Täuschung durchge- führt, welches nur peinliche Folgen habe» konnte, die Aerzle, welche neben ihm zu Rathe gezogen waren, in de» Zeitungen ungcrechi beschuldigt, mit einer zweiselhafien Presse iu einer anstößigen Verbindung ge- stände», kurz — sich in einer Weise verhalle», sür die cs »»serrS EractilenS keine Entschuldigung giebt. Auch die nicht, daß er Lurch die Täuschung über den Charakter des Uebels dem Kranken seine schwere Lage erleichtert hat. Es war diese Täuschung (oder Jrrthum ?) im Anfang verhängnißvoll, weil sie die Möglichkeit der Heilung ver eitelte, und sie ward nachher nicht einmal konsequent durchgejührt, da Mackenzie im November vorigen JahrcS den rechten Name» jelbsl und öffentlich auSiprach. Aus die „höheren politischen Motive", die ihn in seinem Handel» geleitet haben sollen, wolle» wir hier natürlich nicht eingehen, — sie entlasten ihn gewiß in de» Auge» sehr weniger unlec uns. Wir beklagen es also aus das Tiefste, daß daS lheure Haupt unseres Herrscherstammes eine so ungeeignete ärztliche Behandlung genoß und zugleich, daß aus deutscde Kunst und Wissenschast — wenn auch vorübergehend — mit Unrecht ein Schalten siel." * Gegenüber den in letzter Zeit durch die Zeitungen gebrachte» Nachrichten über eine bevorstehende Veröffent lichung testamentarischer Bestimmungen Sr. Maj. de« Holdseligen Kaisers Friedrich ist die „Post" in der Lage, solchen Nachrichten auf daS Bestimmteste zu wider spreche». Dieselben haben an maßgebender Stelle und insbesondere auch bei Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich um so mehr Befremde» errege» müssen, als letztwillige Bestimmungen deS Hochsrligr» Kaiser» überhaupt nicht besteben. * DaS Befinden deS Vorsitzenden der deutschen Civil- gesetzbuchS-Commissiou Wirkt. Geheimen RathS Vr. Pape ist seit Sonnabend etwas bester. * Königsberg und die Provinz Ostpreußen haben soeben einen überaus schmerzlichen Verlust erlitten. Der Ge heime Commcrcienrath Moritz Simon, ältester Ebef des Bankkauses I. Simon Wiltwc und Söhne, ist am Freilag bei seinem Sohne Felix Simon auf dessen in der Nähe von Berlin gelegenem Gute Börnecke gestorben. AuS kleinen Verhältnissen slammenv, hat sich der Verblichene zu einer der einflußreichsten Finanzcapacitäten emporgearbeitet und sich um Unternehmungen weitgehendster Art, die ihn auch in Berlin zu einer allseitig bekannten und geachteten Persönlichkeit machten, große Verdienste erworben. In Königsberg war die Autorität Simon's in allen Dingen, die sich aus den Handel der Stadl und Provinz bezogen, eine unbestrittene, aber auch im Privatleben hatte er sich durch die einfache, natürliche Art seine» Auftreten« und eine n» großen Elite au-geübte, allzeit bereite Wobllhätigkeit und Menschenfreund lichkeit der Liebe und Wertschätzung seiner Mitbürger zu er freuen. In der geschäftlichen Leitung seiner HauseS wurde er seit Jahren durch seinen Neffen Vr. Robert Simon in trefflichster Weise unterstützt. Die Theilnahme an dem plötz liche» Hinscheiden de» verdienten ManncS dürste sich aus die weitesten Kreise erstrecken. Simon muß den Siebzigern nahe gewesen sein, aber wer den kleinen, rastlos tbäligen Mann i» der Frische seine» Wesen- noch vor vier Wochen in K>s- singen gesehen hat, wo er sich mit seiner Gattin zur Kur aushielt, mußte ihm noch eine lange an Ehren und Erfolgen reiche Thätigkeit Voraussagen, der nun ein so unerwartet jähe» Ende bereitet worden ist. * Zur NegeutschastS- und Throiisolgefrage im Fürstenthum Lippe schreibt die „Vossischc Zeitung": Mck Spannung sieht man im Fürstenthum Lippe der Wiederelaberufung des Landtags im Lause dieses MonatS entgegen, da demselben ein Regentschasts- und Thronsolgegcsetz vorgelegt werden wird. Der in kinderloser Ehe lebende, gegenwärtig regierend« Fürst Waldemar (geb. 1824) hat nur noch einen Bruder, den Prinzen Alexander (geb. 1831), der seit Jahren wegen seines geistigen Zustandes unter Vormundschast steht, und es komme» außerdem für die Thronsolgetzdie gräslicben Nebenlinien des Lippe'- ichen Hauses, die ältere Lmic L ppc-Biesterseld, deren Chcs Gras Ernst aus Schloß Neudors in der Provinz Posen, und die jüngere Linie Lippe-Weißeiiseld, deren Haup! Gras Ferdinand zu Varlith in der Oberlausitz im Königreich Sachsen, sowie die ver wandte Linie Schaumburg - Lippe (Bückeburg) in Betracht. Gras Ernst behauptet nu», daß er nach de» Grundsätzen deS deutsche» FürstcnrechtS und nach den in Detmold gellenden HauSgcsetzen, Insbesondere nach dem Hausvertrage zwischen der regierenden Linie und den erbherriichen Linien vom 26. Mai 1762, zur Erbsolge im Fürstenthum Lippe als regierender Fürst berufen sei. wahrend die Linie Schaui»burg-L>Ppe sich für erbsvigcbcrechligk hält, weil die Successionsrechte der beide» Linien Lippe-Bttiierseld und Lippe-Weißeiiseld durch unstandes- gemäße Heiralde» hiniällig geworden seien. Diese Ansicht wird, wie verlautet, auch seitens deS regierenden Fürsten getheilt, indes; würde der Letztere auch gegen einen Anschluß des Ländchens an Preußen im Sinne der Waldeck'schen Accessio» nichts einzuwenden habe», wenn die Dynastie uichl zugleich ihren Anspruch auf die Domänen auszugcbe» hätte. Tie Lippe'schc Regierung hat im Jahre 1868 »nt Hilfe einer aus Ociroyirung hervorqegangcnen Dreistände-Berianimlung das Tomiiiialabloinmen zu Slande ge- bracht, ohne die in der Octroyirungsverordnung vom 15. März 1853 gcgebenc Verheißung eines neuen Wahlgesetzes zu bcrücksichiigcn, und so wünscht die Bevölkerung deS FürstenihumS der Mehrzahl »ach, daß der erbbercchligte Thronsolger sich mit einer Civillistc zu frieden gebe. Bei der Bcralhung eines die Thronfolgesrage be treffenden Gesetzes wird auch, wie zur Zeit die Abgg. Büxten und Aseiuiffen im Landtage hervorhoben, die Bersasinngssrage in Er- Wägung gezogen werden muffen. Das Fürsten«»»! Lippe ist seit Jabren gleich'»»» versassungsios. Dort wurde die veraltete Ver fassung vrm 6. Juli 1836 emsach durch Staalsstrcich vom 15. März 1853 wicderheraestellt. Das am 5. December 1867 erlassene Gesetz hat zwar der LandeSvertreiung die enlscheidende Sliminc bei der Gesetzgebung eiageräumt, allein durch die Einschiebung der Materie» von der Nothgesetzgebung wieder illusorisch gemachl. Wie die Laude-oerlrelung behandelt werden kann, zeigt der Lanütagsahschicd vom 13. Januar 1831. In demselben ist die Rede von „der theil- ivrise un.. ,«messen-» Form", in welcher der Landtag dem Fürsten seine Erklärungen, Wünsche und Gesuche vorgekrageu haben soll, und weiter wird mit Bezug darauf, daß der Landtag die Gelder sür die Anstellung einig-r Beamten bei dem CabinetS-Ministerium, der Regierung, de», Bauwesen rc. abgelehni hat, gesagt, das, die Regierung sich vorbebalie, „zur Beseitigung der etwa bervorgetrelencn Misistüiipe außerordentliche Maßnahmen zu treffen". Der lippe'iche Landtag hat schon wicdcrl.oll, zulltzt »n December 1884 die Regieiung um Vorlegung einer den gegenwärtigen Berhältmsjeii entsprechende» Verfassung ersucht. » » * Durch deutsch- Zeitungen lief kürzlich eine Notiz, der zufolge der jüngste Sohn des Königs Oskar von Schweden, Prinz Eugen, auS dem Freimaurerorden ausgetreten sei. Daran wurden die abenteuerlichstcii Coin- biiialioiien geknüpfl. Bon competcnlcr Seite wird nun jene Noliz ausS Bcsliinmteste demenlirl mit dem Hinzusügen, daß Prinz Enge» überhaupt »och nicht in den Orden der Frei maurer ausgenommen worden ist. Der Prinz, der ei» außer gewöhnliches Talent sür Malerei hat, hielt sich während der beiden letzten Winter zur Bollendung seiner Studien i» Paris aus, und darauf muß cS auch zurückgesübrt werden, daß er noch nicht in de» Orden der Freimaurer ausgenommen worden ist. Bekanntlich tragen die männlichen Mitglieder der schwedische» KönigSsamilic nächst dem höchste» schwedischen — dem Seraphinen-Orden — stets den Orden der Freimaurer. * Ucber den Verlaus deS Natalie»tageS in Bel grad meldet die „Vossischc Zeitung": „Am Namenstage der Königin wurde bis in die Abendstunden die Nnhc nicht gestört, die Regierung hatte aber auch aus speciellen Beseht auS Abbazia außerordentliche Vorkehrungen getroffen. Tie gesammle Polizei war ausgeboten und Vas Militair in den Casernen consignirt worden, während Gendarmeric- Patrcuillen die Straßen durchzogen und ausgestcckte Fahnen enlscriilen. De» Wirtben war die Eontrole der Fremden an- besohlen und alle öffentlichen Locale inußten u», 9 Uhr schließe». In den Straßen durften sich keine Gruppen bilden. Die Natalicnkirche war außerordentlich stark besucht. Die Regierung konnte aber nicht verhindern, daß aus dem öster reichischen Telegraphenamle in Scmtin massenhafte Glück wunschtelegramme an die Königin „ach Bukarest ausgegcben wurden. Die polizeilich - mililairiscken Vorsichtsmaßregeln sollen auch für die nächsten Tage sortdauern, zu welchem Zwecke inan die Verstärkung der Belgrader Garnison beab sichtigt. Die Führer der Radikalen beiniihc» sich, ihre Partei genossen von Ausschreitungen abzuhattcn". * Zur Postfrage in der Türkei schreibt man der „Politischen Correspondenz" aus Konstantinopel, 4. September: Seit dem durch die Eröffnung des Durchgangsverkehres auf den Orientbahnen veranlaß«» provisorische» Abkomme» sür Beförderung und Behandlung der internationalen Post ist Nichts geschehen, um diese dringliche Fraae endgilliq zu lösen, wiewohl scilens der österreichisch.ungarischen Boischalt Alles geschieht, um eine definitive Regelung vor dem 10. Sepicmber — dem Tage, an welchem bekanntlich daS proviforischc Abkommen außer Kraft tritt — zu ermöglichen. Leider scheiterlcn diese Bemühungen bisher an dem schwerfälligen Gange der türkischen R giernngs-Maschinerie. Am 9. August hatte der k und k. Geschäftsträger Baron Schießl au der Pforte eine Nolc seiner Regierung übergeben, in weicher erklärt wird, daß Oesterreich-Ungarn an den Rechten srstbalte, die ihm durch die Capilulalionen eingeräumt werden und daß cs sich in dieser Haltung durch die entgegengesetzte Auslegung der Capitu- lalionen seitens der Piorte nicht beirren lassen könne. Seither hat Baron Schießt wiederholt Anlaß genommen, in mündlichen Aus einandersetzungen mit dem Grobvezier wie init dem StaatSsccretair des Aeußeren. Artin Effendi, diesen Siandpunct der österreichisch- ungarischen Regierung zu erläutern und zu verfechten, indem er die aus den Lapitulationen hervorgehenden Rechte als undiscutirbare bezeichne« und aussührte, daß es sich nicht darum handle, etwas Neues ins Leben zu rusen, sondern einen provisorischen Zustand zu einem definitiven zn gestalten. Es wurde eine Commission zur Prüfung der Postsrage ernaanl. welcher Artin Effendi, Goescher Effendi. Kakatheodori Effendi und Gabriel Effendi als Mitglieder angebörte». die aber bisher wenig Greisbare- geleistet hat. Als gestern Baron Schieß! aus der Pforte erschien, um wieder, wie et wiederholt geschehe» war, mit dieser Lommisffoa zu conserirrn, fand er nur Karalheodori Effendi vor. der selbstverständlich keinerlei such- liche Auslunst zu ertheilen vermochte. Auch der Minister des Aeußera wußte nicht mehr zu sagen und entschuldigte sich damit, daß er ohne vorherige Verständigung mit seine» Ministcr-Collegen nichts versprechen könne, der Ministerratü sich aber erst Mittwoch, den 5. d. M„ mit der Postsrage beschäftigen werde. Unabhängig von seinen Bemühungen um die endgiitige Lösung der Postsrage hat Baro» Schieß! das Verlangen gestellt, das gegenwärtig in Kraft stehende vorläufige Abkommen nölhigcnsalls über den 10. Sepicmber hinaus zu verlängern. Da dieser Termin herannaht, begab sich jetzt ein Mitglied der Botschaft zu dem Großvezier, um diesem die Noth- wendigkeit eines Entschlusses nahezulegen. * AuS Santiago de Chile schreibt man dem „Hamburger Correspondent": „Die wühlerische Thätigkcit der hiesigen sogenannten demo kratischen Partei und der anarchistischen Elemente, welche sich an deren Rockichöße gehängt haben, hat sich neuerdings daraus verlegt, Arbeiiseinstellungen, die bisher in Chile unbekannt Ware», in größerem Umfange in Scene zu setzen. Während der letzten sechs Woche» haben in Folge dessen in der Hauptstadt wie in den Pro vinzen eine ganze Reihe von Arbeitseinstellungen, namentlich seitens der Tagelöhner, Lastträger, Setzer, Schuhmacher und Bäckergesellen, sialtgesunden, und auch von den Fleischern Santiagos wird gegen- wärlig ein allgemeiner Ausstand vorbereitet. Zu einer wahren Kalamität für d« Bewohner der Hauptstadt gestaltete sich der Streik der Bäckergeselle», da es süns Tage lang gänzlich an Brot fehlte, nachdem d;e wenigen Bäckereien, welche Ansangs die Arbeit sort- setzlen, von den Streikenden mit Gewalt an der Fortsetzung derselben gehindert worden waren. Erst nachdem die Bäckermeister die Forde rung der Gejellen bewilligt hatten, konnte das Bäckcreigewerbe seine Thätigkeit wieder ausnchmeii. Dabei ist es keineswegs die bedrängte Lage der arbeitenden Classen. in welcher der Grund zu de» Arbeitseinstellungen zu suche» wäre. Die Lohnsätze sind hier im Berhültniß zu den Bc- dürsilissen der arbeitenden Classen vielmehr außerordentlich hoch und haben i» Folge deS Arbeftermangels, welcher sich in allen Gewerks- zweigen täglich mehr sühibar macht, d e Tendenz, »och mehr zu steigen. Man muß die Ursachen zu dieser in Chile neuen Er scheinung vielmehr darin suchen, daß dieser Arbeitermangel allmälig den arbeitenden Classen zum Bewußtsein gekommen ist und die ttcberzeugung sich bei ihnen Bahn gebrochen hat, daß sie den Arbeitgeber» ihre eigenen Bedingungen zu dictiren in der Lage sind. Z» diesem Bewußtsein sind aber die arbeitenden Classen vornehmlich durch d« agiiatorisebe Thätigkeit der demokratisch-anarchistische» Partei erwacht, und es ist zu besürchien, daß die Folgen — zunächst schwere wnlhschastliche Nachtheile — nicht ausbleiben werden. Zieht man in Erwägung, daß die projcctirlcn Eisenbahnbantcn binnen Kurzem Lausende von Arbeiiskrüslcn erfordern werden, so steht man einem Problem gegenüber, dessen Lösung vielleicht nicht ohne ernste Eijchüiterungen erfolgen wird. Die Presse widmet i» Folge der jüngsten Ereignisse dem in Rede stehenden agitatorischen Treiben ncuerliings mehr Beachtung als bisher und beginnt den Ernst der Lage zu würdigen. Die konser vativen Organe sehen in dem Umsichgreifen der anarchistischen Be. wegung eine Folge der Entchristlichung des Staates und der Zügel- losigkeiien der niederen Classen, welche während der letzten Congreß- mahlen bchuss Einschüchterung der konservativen Wähler begünstigt worden seien. In den hiesigen maßgebeiide» Kreisen ist man geneigt, diese Anfänge einer socialistikchcn Bewegung nicht sür besonders ge fährlich zu halten. Gleichwohl sinnt man auch hier aus Mittel und Wege, dem Ucbcl zu steuern. AIS erster Schritt in dieser Richtung dars ein dem Congreß vor Kurzem zugegaiigcncr Gesetzentwurf, betreffend die Reorganisation und Verstärkung der Polizei macht, sowie eine weitere oem Con greß soeben unierbreiiete Regierungsvorlage angesehen werden, welche den Bcrlrleb von alkoholischen Getränken einzuschränken bestimmt ist. Dem Laster des Trunkes, welches hier seit mehreren Jahren ungeheuere Dimensionen angenommen hat, ist zweifellos bis einem gewissen Grade die gegenwärtige unbehagliche Lage zuzujchreiben." * Die indischen Angelegenheiten machen dem Londoner Auswärtigen Amte gegenwärtig nach veschiedenen Richtungen zu schassen. Mil Tibet fchwebcn ernste Ver wicklungen deS aiiglvindischen Vasallenstaates Sikkim halber, Verwicklungen, welche ohne einen energisch geführten Feldzug kaum zn beheben sein dürsten. Einen zweiten kritischen Pnncl bildet baS Gebiet der schwarzen Berge, deren Bewohner sich gegen die Autorität der Colonialregierung in einer Weise aufsässig bezeigt baden, daß die Entsendung einer bewaffneten Expedition beschlossene Sacke ist und noch im Lause deS Herbstes erfolgen wird. Das Expeditionscorps wird, Kaikuttaer Depeschen zufolge, von dem Brigadegenerai I. Mac Queen bcsebligtwerve», auS den 1.Bataillonen deSRegimenlSSussvlkund derkönigl. irischen Füsiliere, den 2. Bataillonen Northnmberland- Füsiliere, des Regiments Suffcx und der Seasorlh Hockländer, der 2. Batterie der 1. schottischen Brigade, der 3. Batterie der 1. irischen Brigade, sowie auS elf Ncgi»ie»tcr» Vengalen- Insanlerie bestehen. Dieses Aufgebot an Truppen zeigt deutlich genug, daß eS nicht Ziele ganz untergeordneter Art sind, weiche der Kriegözug zn erreichen bestimmt ist. — In Nord Afghanistan endlich scheint es wenig geheuer zu sein. Der Umstand, daß seit der »cutichen Meldung, betreffs einer Echiiderhebung Ischak KhanS gegen den Emir Abdur- rahma», alles wieder still geworden ist, beweist eher zn Un- gunstc» aiS zn Gunsten einer Situation, welche ein so vulkanisches Gepräge zeigt, wie die afghanische Frage seit der letzten englisch-russischen GrenzauScinandersetzung. Russische Blätter wissen allerlei den Engländer» Unangenehmes auS jene» kritischen Gegenden zu berichten, so daß der Ausstand Ischak KhanS ganz Nordafghanistan ergriffen habe und daß eS zwischen den Rebellen und den Truppen deS Emir» zu einem Kampfe mit einstweilen noch unbekanntem AuSgange ge kommen sei. Man braucht die Tragweite solcher Zeitungs- angabcn nickt zu überschätzen, denn in Afghanistan bilden SlammeSscbkcn und Auflehnungen gegen die Eentralregierung die Regel, ein leidlich geordneter Zustand aber die Ausnahme. Andererseits aber vollzieht sich da» Andrängen der russischen gegen die englische Machtsphäre in Asien mit der Unabänder lichkeit eines Naturgesetzes und eS fragt sich nur, ob die end lich- Berührung Beider eine Explosion oder einen allmä- ligen Ausgleich der SpannungSunterschicde in der politische» Atmosphäre zur Folge haben werde. In London wünscht man begreiflicher Weise daS letztere, fürchtet aber das erste», und siiblt sich daher von der Aussicht auf einen Erfolg der Iscbak'sche» Schilderhebung nicht- weniger denn wohllhuend berührt. Militairijches. * Ucber de» Einzug de» III. ArmeecorpS in Berlin berichtet die „National-Zeitung" vom Sonnabend: Trommelwirbel, Pscisenklanq ertön« beute in den erste» Stunden deS Vormittags aus allen Ecken »nd Enden, aus seinen« Marsche von 8 und 80 kommend, rückte daS gekämmte 8. ArmeecorpS ln Berlin ein. Milltairische Schauspiele sind bekannilich in Berlin nichts Seltene-, und der Berliucr bringt denselben stets tas grüßte Interesse entgegen, dasselbe aber steigert sich zu einer warmen Theil- uahme, wenn er Regimenter mustern kann, die dem 3. ArmeecorpS
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht