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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-09
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1888
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Zweite Beilage zum Leipziger Tageblatt and Anzeiger. 253. Sonntag de» 9. September Ib88. 82. JahMIIA. ' Marine. * Wilhelmshaven, 8. September. Das aus der hie sigen Rhede versammelte Man övergeschwader bietet einen ungemein imposanten Anblick. Eine Uebcrsicht über dasselbe durste daher nicht ohne Interesse sei», umsomehr, als sie die B rjolgung der in nächster Woche beginnenden Manöver wesentlich erleichtern wird. Das Geschwader, wie es zu den Manövern herangezogen wird, hat folgende Zusammen stellung: I. Die kaiserliche Yacht „Hohcnzollern", Commandant Se. königl. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen, mit 2 Geschützen. 1700 t Deplacement, 8000 Pserdekrästcn und 138 Mann Be satzung II. Das Panzergeschwader. Geschwaderchcs Contre-Avmiral Knorr, bestehend auö den Panzerschiffen „Baden" (Flaga- schifs), Eommandant Eapitain z. S. Ptüddcmann, mit 6 Ge- scbützen, 7100 t Deplacement, 5600 Pserdekrästen n»d 356 Man» Besatzung, „Bayern", Cvinmandant Eapitain z. S. Freiherr v. Senden-Bibran, mit 6 Geschützen, 7100 t De placement. .5600 Pserdekräslen und 356 Mann Besatzung. „Kaiser", Commandattt Eapitain z. S. Hoffman», mit l5 Geschützen, 7676 t Deplacement, 8000 Pserdekräslen und 638 Mann Besatzung, „Friedrich der Große", Eommandant Ea- pilai» z. S. v Reiche, mit 6 Geschützen, 6770 t Deplacement, 5100 Pserdekräslen und 537 Mann Besatzung. „König Wil helm", stellvertretender Eommandant Corvetten-Eapilain Wilin. mit 29 Geschützen, 9757 t Deplacement. 8000Pserde- krästen und 730 Mann Besatzung. Hierzu der Aviso ,.Ziele»", Commandant Eorvetten-Capltain Klausa, mit 975 t De placement, 2350 Pserdekräslen und tll Mann B satzang. Zusammen 5 Panzerschisse und 1 Aviso mit 52 Geschützen, rund 10 000 t Deplacement, rund 37 000 Pserdekräslen und 2700 Mann Besatzung. III. Schulgeschwader, Gcschwaderckes Contre - Admiral v. Kall, bestehend auS den Krcuzersregatten „Stein" (Flagg schiff). Eommandant Eapitain z. S. Junge, mit 16 Geschützen. 28.56 t Deplacement, 2500 Pserdekräslen und 103 Mann .Besatzung; „Mollke". Eommandanl Eapilai» z. S. Schulze, 'do do. do., ., Gneisenan", Eoniinandant Eapitain z. S Thomsen, do. do. to., „Prinz Adalbert", Eommandant Eapitain z. S. v. Pawels;, mit 12 Geschützen, 3926 t Deplacement, 1800 Pserdekräslen und 131 Mann Besatzung. Zusammen i Kreuzersregatte» mit 60 Geschützen, rund 12 600 t -Deplacement, rund 1200 Pserdekräslen und 1610 Mann B-satzung. IV. Die Tvrpedobovtsslvtlille, Floltillenches Corvetten Eapitain Fische!, bestehend auS dem Floltillensahrzeug Aviso „Blitz", Eommandant Eapitain - Lieutenant Sarnow, mit 5 Geschützen, 1332 t Deplacement, 2700 Pserdekräslen und 127 Man» Besatzung, Torpedodivisionsbovl 1)2, Eommandant Capitain-Lieulcnant Truppe!, Divisionsboot 1)3. Eommandanl Eapitain-Lieutenant Schröder, den Torpedobooten 8 7, 88, 8I I. 812, 813, 811, 831, 835, 836, 839, 810, 811. Zusammen I Aviso, 2 TivisivnSbvote und 12 Torpedoboote Mil ca. 170 Mann Besatzung. V. Die Pailzersahrzeugflottille, Floltillenches Eapitain z. S. V. DiedrichS, bestehend aus den Panzerjahrzengen „Mücke" (Flchlllschifs). „Viper", „Salamander" und „Eamäleon", mit je einem schweren Geschütz, 1109 t Deplacement, 700 Pserdc- träslen und 76 Mann Besatzung. Zusammen 1 Panzer fahrzeuge mit 1 Geschützen, 1136 t Deplacement, 2500 Pferde krästen und rund 300 Mann Besatzung. VI. DaS Artillerieschnlschiff „MarS", Eommandant Eapitain z. S. Didcrt. mit 25 Geschützen, 3333 t Deplace ment, 2000 Pserdekrästen und 236 Mann Besatzung. Die Kreuzercorvette (Schifssjungenschulschiss) „Ariadne". Cvniman dc.»t Eapitain z. S. Barandon, mit 9 Geschütze», 1719 t D Placement. 2100 Pserdekrästen und 121 Man» Besatzung DerAv'so „Falke". EommandantCapitain-Lieutennnt Grätschet, »nt 2 Geschützen. 1018 t Depiacemcnt, 1100 Pserdekrästen und 97 Mann Besatzung. Der Miucndampser „Rhein", der Tender „Hay", die Werst- und Hasendampscr der Marine statiou der Nordsee, w iche ebenfalls an de» Manövern thcil nehmen, „BoreaS". „Norder", „Zephyr", „Kaurus", sowie die Minenleger und Minenpräbme, Hulke und Dampspinasten. In, Ganzen ca. 10 Schiffe und Fahrzeug« mit rund 160 Geschützen verschiedensten Kalibers und rund 5500 Mann Besatzung. * Stockholm, 1. September. DaS amtliche Blatt per öfscntlicht die Ernennung Kaiser Wilhelm'- zum schwe dischcn Flaggen-Adiniral. eingesetzten Ausschuffcs enthält u A. auch höchst interessante Be merkungen über die durch die neue Masse geänderte Taktik. Oberst Slade beantwortet die Frage, wann das Magazin in Aiiwendung zu bringen sei, ob nur aus Beseht oder nach Belieben, dies hänge von den Eigenschaften des Soldaten, seiner Feuerdiscipftn. der Menge Munition, welche er bei sich ftihrt. und der Art de> Ergänzung der selben ab. „Ein direkter Angriff aus ausdau rnbe, »ul Magazin gewehre» bewaffnete Truppe», welche hinreichende Munition haben, wird keine große Aussicht aus Erfolg haben, wen» ihre Stellung nicht vorher durch Artillerie erschüttert worden ist. Magazinfener sollte erst bei einer Entfernung von 300 Ellen vom Feinde i» der Regel eröffnet werde». Oberst Slade kommt z» dem Schluff das, sich dann gerade der Werth der abnehmbaren Magazine Herausstellen würde, indem die Hinteren Reihen den void re I die geladene» Magazme znie che» könnten. öS den Angriff betrifft, jo wird sich die Jnjanterie in weit größerer Emfernilng als bisher zu enlwick.ln haben. Wird jedoch ein kräftiges Ai lilleriefeuer aus hervor!ück.»de Jasanieric crüff .ct, o wird die Eiitsernnng noch größer, ohne daß da- Fußvolk zum Feuer» komme» kan». Es werde» deshalb mit Maschinenkanone» versehene Truppe» wahrscheinlich den Bormarsch der Infanterie zu decke» habe». * Paris, 6. September. Mehrere Heilungen berichten: „Die vorzeitige Beurlaubung der AlterSclasse 1831. die zugleich mit der jenigen der Claff'e von >833 um den 20. d. M ersolge» wird, dürfte ei» ziemlich uuerwartcles Resultat haben. Fast alle Trommler der Jnsanterie-Regimcntcr gehören diesen zwei Elasten an, o daß nur noch die T>ommler-Elev:n übrig bleiben werden, welche erst im Lause des Jahres sich ihrer Trommel» gut zu bedienen im Stande sei» und i» den, Augenblick aus Urlaub gehen werden, da ie eine wirk! che Geschicklichkeit in dem Rühren der Trommel er- vorbei, haben. Infolge dieses Mangels wird man sich genüthigt iiiden, wenigstens theilweije aus den Erlaß des Generals Farrc zurückzugreise», der die Trommler unterdrückte, und welche» der General Billot wieder aushob. Die Gesühlssache, welche die Wiederherstellung der Trommler veranlaßle, wird dem Mangel weiche» müssen, der sich aus der dreijährigen Dienstzeit ergieb». Wenn man die Jnsautcric-Ossiciere besragt, so glauben wir, daß sie ziemlich einmülbig dieses endgütige Verschwinden nicht bedauern und weit eher den Trompeter vorzieben, der viel besser die Beiehle über, mittelt und ganz anders in den Märschen und den Kämpfen an- pornt. Wir glauben aber, daß es einen gewissen Vorthcil böte, einen Bataillonstrommlcr zur Begleitung der Trompeten u»V eine» Regimkiilstrommlcr für die Musik beizubehalteu." an die christliche Wohlthätigkeit vollkommen qerechtsertigt erscheint »nd voraussichtlich auch nicht ersolglos sein wird. Die Manöver bei Lrandis. * BrandiS. 7. September. Die westlich von BraudiS abgehcütenen Manöver üben aus da- Publicum eine beteulente Anziehungskraft auS. Zu Fuß und zu Wagen, wie per Velocrpd begeben sich Tag für Tag Biele, die über bach's edle, groß geartete Seele in ihrer ganzen Schassensmacht. Die Originale zur Mehrzahl der jetzt hier un Kunstverci» ausge stellte» Haiisstaengl'schen Faksimiledrücke befinden sich in der Berliner Nationalgalerie, den Kupserstichcabinele» zu Dresden und München, Iheils a»ch im Privitbesitz. Die Treue der Dnlcke wirkt nbrlgens mit dem ganze» harmonische» Zauber der Originale aus den Beichauer. Von de» ausgestellten Oelgcmälde» sei zunächst ei» in nicht zu großem Formale gehaltener „Christus am Kreuz" von I Manuel Riedel t» Leipzig erwärmt, ei» fleißig n»d sauber gemaltes Bild, nicht ohne Stnnmnngsgeh-ilt Von Ernst Schmitz >» München Militairijches. * lieber die Theilnahme des Kaisers an den Manövern de? V. Armeecorps wird gemeldet: Dombrowka, 7. September. Se. Majestät der Kaiser tra heute früh 4 Uhr 30 Minuten aus dem Bahnhos Dombrowka mittelst Er razuges ein. Der Bahnhos war festlich bekränzt und Ehren- psortcn erbaut. Oberpräsident Gras Zedlitz-Trützschler. der Landtags- Abgeordnete von Diembowski, der Coips-Commandeur General- Lieuteiiaut von Mecrschcidt, der Landrath v. Tenipelhoff iind der Oberst von Hgel vom Generalstabe waren zum Empsange da. Nach- dem d r Kaffee eingenommen, fuhr Se. Majestät vierspännig nach Konarzeivo. zwei Meilen westlich von Posen gelegen. Daselbst bestieg Se. Majestät de» Fuchswallach „Taurus" und ritt in kleiner Generals >Uniform mit dem Stern vom Schwarzen Adler und dem Johanniterkreuz, Helm und Schärpe, aus langer Spitze eine Cigarre rauchend, zu den beiderseitigen Vor posten. Die Begleitung bestand aus dem Kriegs,ninifter Bronsart von Schcllendorff, dem Chef des Ge-ieralstabs Grasen Waldersee, dem General-Adjutanten von Wittich, General-Lieutenant v. Hahnke, den Flügel-Adjutanten v. Brocsigke, Scholl, Kessel. Lippe, Piuhl, ferner Gras Pückler. Seine Majestät inspicirte die Vorposten beider seits genau und ließ die Husarenftldwache einzeln im Trab vorbei reiten. In Stenschewo war begeisterter Empfang, dann ritt Seine Majestät zurück ziim Gesichtsfeld. Die Gesechtsidee war folgende: Die l. Brigade, General Sucro, mit dem Husaren Regiment Nr. 2 gehört zu einem Nord-Corps, welches die Straße Posen-Piiine besetzt hielt. Die Brigade war vorgeschoben uni bei Konarzewo Bertheidigungsstellung cinzuuehmen. Ein seind lichea Südcorps batte die 20. Brigade, General Kczewski, und doS Ulaucii-Negiment Nr. 1 nbgezweigt. um den bei Konarzewo stehenden Feind z» verdrängen und Posen zu cerniren. Um 7 Ubr 35 Mi- nuten c:öffnete die Artillerie des Nordcorps Schnellfeuer. Um 7 Uhr 45 Minuten ist die Artillerie des Südcorps ausqcsahcen, unter deren Schutz marichirt die Infanterie aus. Das Südcorps griff Korna zcwo nach Umgehung der rechten Flanke an und jagte das Nord co'ps i» das Dorf. Um 8 Uhr wurde der Befehl: das Ganze halt! gegeben und Se. Majestät hielt die Kritik. Es folgte Parademarsch, die Infanterie in Compagniefront, Regiment Nr. 6 Gewehr über, die andere» angesaßt. Die Cavallerie defilirte im Schritt in Escadronssront, die Artillerie im Schritt in Batterie- sronl, dann defilirlen in Regimentscolonae Cavallerie und Artillerie «Ni Galopp. Se. Majestät erhielt vo» den Damen Blumensträuße. Eine ungeheuere Mcn'chenmenge hatte sich angeiammclt und es herrschte große Begeisterung. Der Weg war mit Blumen und Zweigen bestreut. Die Abfahrt erfolgte mit Exlrazug um 10 Uhr bO Minuten. * Dombrowka, 7. September. Se Majestät der Kaise kehrte Vormittags 10'/, Uhr von dem Manöverterraft, hierher zurück. I» dem kaiserlichen Salonwagen war ein Frühstück zu einigen 20 Gedecken angerichtet, zu welchem der cominandirende General v. Meerschcidt-Huelleffem, sowie der Oberpräsident Gra V. Zedlitz und deren Begleitung zugezogen wurden. Um 11 Uhr trat Se. Majestät der Kaiser die Rückfahrt nach Potsdam an. * London, 6. September. Der Bericht des bezüglich der EIufRhruag eine« Magazingewehres für die britische Armee ihre Zeit sre, versüg-n könne», dahin, um den inililairischc» .> ,st ausgestellt eine Tiacht.nstudie, eine jung- „Schwarz,väld.rin' in Schauspielen beizuivvhuen und wissen »ach der Heimkehr I halber Figur, die nar nuniier dienlichem linier ihrem Slrohliut inaiicherlei zu erzähle» von Allem, was sie gesehen. Die > hervor, ferner eine Socialpolitisches. * Stuttgart, 4. September. Der Congrcß der Vau- gewerksmeister beschäftigte sich heute an seinem zweiten Ver- haiidlungstage mit den Bangewerksschulen nnd stellte diejenigen Schule» fest, deren Abgangszeugnis! künftig d>e theoretische Meister- irüsung im Verbände ersetze» soll. Es sind dies die Baugewerk- schnlk» zu Berlin, Breslau, Chemnitz, D> iNsch-Crone, Dresden, Eckernsörde, Gotha, Haniburg, Holzminoen, Höxter, Jdstern, Karls ruhe, Köln, Leipzig, München, Nienburg a. b. Weier, Nürnberg, Plaue», Slnligart »nd ZiNa» Zerbst und Neust-dt in Mecklenburg solle» gle chialls die Mcisterprüftings Berechtigung erhalten, sobald ie daS Bie.clasiciispstem eingesührt haben. Sodann ward auf An- cgung der Kieler Innung die Slre-k-Frage erörtert und allgemeines Eiuverstäiidniß darüber erzielt, daß bei Arbeitseinstellungen sich die Meister gegenseitige Verpflichtungen auszuerlegen haben, die bei Strase inncgehaltc» werden müssen; unter Anderem dune kein Meister Arbeiter einstellen aus einem Ort. wo ein Streikausgebrachen ist. ZnrB-cschränkung der W-ikiamke» der Arbeiter Coalrtiouen überhaupt wurden auch allgemeine Vorschläge gemacht, deren Fornnilirung man dem ge schästsftlhrcnden Ausschuß überließ Sodann beschloß man, in Petitionen an de» Reichskanzler, BundeSrath und Reichstag auf die Mängel des Krank ncassingesrtzeS vom 15. Juni 1833 hiuzuwrnen, für eine einheitliche Organisation d-'r Krankencaffen einzulrctcn und insbesondere die freie» Hilsscassen als schädlich zu bezeichnen. Zur Unterzeichnung gelangte:, auch Petitionen, betreffend Ausnahme von B stimmungen über Pfand- und Absonderungsrechke für die Forde rungen von Baugewerkmeistern i» de» Eniwurs des bürgerlichen Gesetzbuches lind in die Rrichs>Concursord»»ng. Aus dem übrige» Bciaihungsmatrrial sei noch hcivorqehodc», daß die Festsetzung von Normaiivbestiminungcn für Schiedsgerichte rc. aus das nächste Jahr verschob.» wurde und daß als nächster Vcrsammlnngsoit Berlin, Hannover und Eislcbe» aus der engeren Wahl stehen. Nachmittags mar Festessen. Aus -er Landeskirche. Erledigte geistliche Stelle« im Gebiete der rvangrltsch lutherischen La»Srsk>rchc. 1) Patronat des Landesconsistoriums. Hilssgeistllchenstellc zu Wilkau lZwickau). lieber deren Dotation wird jedenfalls besondere Entschließung gesaßt werde»; doch sind unseres Wissens derartige Stelle» mit 15 — 1800 .Al ausgestattet neben freier Wohnung. Scelcnzahl: 5073. Diakonal Pieschen (Dresden II.) Cl. 1. Seelenzah! der Parochie: 8320. (Vom October d. I. an.) Hilssgeistlicheiistelle zu Thum (Annaberg). Seelenzahl: 6793. Dotation: siehe oben. Pfarramt Lommatzsch (Meißen) Cl. V. Seelenzahl: 4733. 2) Privat Patronate. Diakonat Kittlitz (Obcrlausitz) Cl. 1. Coll.: Gutsherrschaft zu KiNlitz. Seelenzahl: 4121. Das 5. Diakonat an der Marien- und Katharinenkirche zu Zwickau Cl. II. Coll.: Stadtrath daselbst Seelenzahl der Parochie: 32 231. Pfarramt Gatzen (Borna) Cl. III. Coll.: Gras Hohenthal-Püchau. Seelenzahl: 826. Das 2. Diakonat an St. Nicolai Leipzig Cl. VI. Coll.: Stadt rath daselbst. Seelenzahl: 32 005. Seit unserer letzten Mütheilung im vorigen Monat sind 13 Geist liche angeslellt, brz. befördert worden und nach vorersichtlichcr Milthrilung nur noch 8 geistliche Stellen unbesetzt. Dagegen habe» sich zu Johannis d. I. 66 Sludirende der Theologie dem Examen pro eanckickutur» unterworfen und dasselbe bestanden, so daß aller dings in nächster Zeit, wenn die Genannten wahlfähig geworden sind, ein erheblicher Uebersluß an jungen theologischen Kräften zu erwarten steht. Steigert dieser Zuwachs sich in den folgenden Jahren in dem selben Grade, so muß man befürchten, daß die Theologen, wie solches in den vierziger Jahren in Thüringen der Fall war, erst „10 Jahre nach ihren« Tode" angestellt werde» können. * Das evangelisch-lutherische Landesconsistoriu in hat seit unserer letzten Notiz über Verleihung von Anerkennungsurkunden wiederum an drei Männer solche gelangen lassen, welche Iheils durch ihre Verdienste um da- kirchliche Gedeihen ihrer Gemeinde», theils durch christlichen ehrbaren Lebenswandel sich ausgezeichnet haben. ES sind die- der Weber Carl Wilhelm Reichelt in Aligersdorf in der Oberlausitz, der Zirkelschmiedemeister Friedrich Wilhelm Funcke in Nossen und der Gemeindevorstand Carl Fehr mann in Kauscha. herrliche» Tage sind gar verlockend zu solchen Ausflügen, lieber das Manöver am Donnerstag verlautet Folgen des: DaS zwischen Macher» »nd GerichShain cnisgesührle Biizadeinanöver bot für Sachverständige, sowie süc Laie» deS Interessanten sehr viel. Die Generalidee, welche dieser Hebung zu Grunde lag. war folgende. Ei» feindliches WesicorpS niarschirt in der Richtung von Naumburg a/2, kommend »ach Dresden. Ei» von Dresden kominenteS EorpS dagegen soll rccognosciren, ob Leipzig überhaupt besetzt ist nnd in welcher Stärke. Infolge dessen balle jenseits Denben das Ostcorps, bestehend aus dem Jnsantcric-Negiiilent Nr. 107. 2 EscaVronS Großenbainer Husaren und 2 reitenden Batterie», Rendezvous-Stellung cingeiioninie» und harrte der weiteren Beseblc. Nach 8 Uhr setzte sich die Eavallerie, die Straß- »ach Leipzig enthaltend, in Bewegung und trafen die Spitzen derselben ,n unmittelbarer Nahe von GerichShain bereits aus feindliche Eavallerie. Die letztere, bestehend a»S 3 Escadrons deS vorgenannten Regiments, an Macht überlege», drängte die Borgehenden zurück und attakirle die selben ungefähr eine Bicrtclstuiide tiesscilS des genainilen Orte?. Als jedock die Infanterie des Ostcorps und die dazu gehörige Artillerie zur Berstärkung der bedrängte» Cavallerie cintraf, zogen sich die feindliche» Husaren bis hinter Gerickö- hain zurück. »>» der nun durch und um Gevichöhai» beran- rückenden Jnsanleric de» Wahlplatz zu räume». Während dessen Hallen sich auch die Schlitzen der diesseitigen J»sa»Ierie weit über das Manöverseld ausgedehnt und einpsiugen die langsani heranriickenden scindlichen Schützenlinien »>il einem flotten Gcwehrsener. Die rechts von ver Chaussee auf einem Berge ansgefahrcne Artillerie unterstützte durch kräftiges Geschützfener die diesseitigen Schütze», bis die feindliche Artillerie (3 reitende Batterien. 12 Artillerie-Regi ment) die Ansmerksamkcit derselbe» ans sich lenkte. Da V>c Infanterie deS WesicorpS (l06. Insanlerie Regiment) ihr Augenmerk auf Posthausei: gerichtet zn haben schien, so con- c-entrirte sich daS Gefecht mehr links von der Chaussee und trotzdem immer mehr und mehr Truppen desselben in die Feucr- linie rückten nnd die diesseitige Insanlerie heftig beschoffen, konnten sic dieselbe doch nicht aus ihrer Slellung verdrängen und ein ans Posthcuiseu anSgesührter Angriff brachte keine entscheidende Wirkung bervor. Als aber die in Reserve gestandenen Jusanterie-Massen deS OflcorpS theilweise die Schützenlinien verstärk!«,,, sowie 3 Colvnnen unter den Klängen der Rcgiinentsuuisik avancirkc» nnd unter furchtbarem Feuer die semtliche Infanterie attakirtcn. da schien die Macht deS Feindes gebrochen zu sei». — DaS Signal „DaS Ganze Halt!" »lachte dem wahrhaft prächtigen Schauspiele ein schnelle? Ende. Se. königl. Hoheit der Gcneralseldniarschall Prin; Georg von Sachse», vor dessen Augen die Truppen de» Scheinkamps kämpften, versamniette nunmehr die Stabs- ossiciere zur Kritik. Nach Schluß derselben wurde das Ge fecht abgebrochen und die Truppen rückten in ihre Quartiere zurück. Circus Cortli-Althoff. * Zn einigen Tagen werden sich die Pforten unserer prächtige» Alberkhalle wieder öffnen, um dem eigentlichen Zweck dieses so schönen nionumenlalen Gebäudes, alS CircuS zu dienen, denn was die M-ffen uns auch an interessanten Vorführungen bieten möge», obenan stehen unter den Meß- srcudcn jederzeit die CircuS-Vorflellungen. Für diese Herbs mcsic wird »un der Circus Eorlv Allhofs Vorstellungen in unserer iniposanten Alberlhalle geben, derselbe ist bei unS kein Fremdling, sonder» in vortrefflichem Angedenken durch seine Leistungen gelegentlich seines Aufenthalts hier in dem großen Holzbau aus dem Königsplatz und Fleischerplatz in den Jahren 1883 und 85. Augenblicklich beendet die Truppe ibre Vorstellungen in Nürnberg und schreibt der „Fränkische Courier": Fast jede Vorstellung, der wir beiwohnten, fand vor auSverkaustem Hause statt und brachte nur neue und hochinteressante Nummern deS so reichhaltigen Programm?, daß sich hieraus die andauernde Anziehungskraft erklärt, welche der CircuS ausübt. Es dürfte daher unsere Leser wohl interessiren, etwas Näheres über daS Personal dieser Eltle-Kunstreilergcsellschafl zu erfahre», und verbinden hiermit die Notiz, daß die Dircclion großen Werth aus daS Schul reiten und die Pfcrdedreffnr legt, welche Fächer »»istergiltig beseht sind. Herr Pierre Althoss, der Sohn deS leider so früh i»r besten Mannesalter verstorbenen Direktor Althoff, vertritt das Fach deS Schulleiters und PserdedreffeurS, nnd als Schulrcitcrinnen treten seine beiden anmulhigen Schwestern Frl. Alexandririe und Frl. Adele Althoss aus. Von bedeutenden Specialitäten erwähnen wir die Luftgymnastikerinnen Geschwister GoullioS in ihren siaunenerregenden Leistungen am hohen Lustapparat Tie unübertrefflichen Turnerkönige Gebrüder Stephan in ihren sensationellen Leistungen am 3 sacken Reck Herr A. Loyal als vorzüglicher Iockeyreiter. Fräulein Louis Renz in ihre» großartigen Salto-MortaleS zu Pferde. Herr Panaiti Rizea i» seine» Völligen L la Richard zu Pserde Der Salto-Mortale-Rciter Mr. Franconi. Gebrüder Almasio, tresfllichc musikalische Clownö. außerdem anerkannt gute ClownS, wie Little Tred. Pool, Tom Tom, Stone Die Gesellschaft besteht auS 150 Personen, der Marstall zählt 104 der edelsten Raccpserbe und sind die Künstler, Damen wie Herren, ausnahmslos Artisten ersten Ranges, jede Vor stellung bewegt sich im Rahmen deS gediegensten und vor nebmsten Glanze-, und sind wir gewiß, daß die Leistungen deS CircuS Corly-Althoff im Verein mit der so herrlichen Albert * Wie bereits in öffentliche» Blättern mitaetheilt worden ist, , - wird der erste Hvfpredigcr an der evangelischen Hofkirche zu Dresden, I Anziehungskraft auf daS Leipziger Pul ticuin eol. LouiS Berndard Rübling, I auSüben werden, zumal die Direction die so sehr gewunschle Herr Oberconststorialrath Dr. tbeol. welcher dieses Amt seit 1874 bekleidet, demnächst in den Ruhestand treten und dem Vernehmen nach durch den zweiten Hosprediger 1 vr. tbeol. Richard Löber ersetzt werden. Ob der seitherige Hilss- Prediger Ludwig Bernhard Klemm in die zweite Hospredigerstelle s ausrücken wird, steht zur Zeit wohl »och nicht fest, doch wird solche-, da Letzterer als ein ebenso edler Mensch, wie als guter Prediger ^ bekannt ist, allgemein angenommen. * Das evangelisch-lutherische LandeSconsistorium schreibt tn der neuesten Nummer seines „Verordnungsblattes" aber- malS eine allgemeine Landcscollectc aus, welche mit Ge nehmigung der in Lvanixelici, beauftragten Herren Staat-minister Sonntag, den 16. d. M., in allen Kirchen de- Landes abgekündigt und sodann Sonntag, den 23. d. M , gesammelt werden soll. Selbstverständlich handelt es sich abermals um die Förderung eines Kirchenbaues und zwar sür die bei Zwickau gelegene, 4000 Seelen zählende, zur Parochie Vielau gehörige Gemeinde Niederhablau. Als Gründe sür die Nolhrrendigkeit einer zweiten Kirche in der Parochie Bielau werden angegeben theils die bedeutende Entfernung Niederhaßlous von der Ortekrrche, thcil- die starke Bevölkerungs- ziffer, und da die Bewohnerschaft zumeist au- unbemittelten Kohlen- und Fabrikarbeitern besteht, auch zu den Baukosten tm Betrage von 50—60 000 ^1 nur etiva erst zwei Drittthetl vorhanden sind, so wird wohl Niemand zweifeln, daß auch in diesem Falle »in Appell Preisermäßigung der Logen auf 3 und deS Sperrsitze ans 2 hat eintreten kaffen. Kunstvereins-Ausstcllung. Eine leuchtende Erscheinung am Himmel der dcuft'chen Maler Welt wird Anselm Feuerbach immerdar bleiben, trotzdem gerade seine Farbengebung niemals leuchtend war, sondern stets bei aller StimmiingSsnlle gedämpft, ja oft allzu matt und stumpf erscheint. Bon großer Feinheit ist dagegen bei ihm die Durchbildung der Form und die Modellirung seiner Gestalte» im hohen Grade plastisch So recht klar tritt das vor Augen bei Betrachtungen von Hand- zeichuungen und Studienblättern, welche der Meister hinterlassen hat Es war daher eine verdienstliche Idee der Franz Hansstaengl scheu Kunstanstalt in München, 33 Blätter „Handzeich nungen Anselm Feuerbach's" in Faksimiledruck heraus zugeben. Zum großen Theil stad es Studien zu seiner „Medea", „Jphigenia", „Pieta", zu seinem „Gastmahle des Platon" und seiner großartigen „Amazonenschlacht". Gewiß w rd der Einblick, den diese Blätter in dos innerliche Schaffen dieses Künstlers gewähren, ein Berständniß sür denselben auch in weiteren Kreisen wecken, denn sein künstlerischer Charakter, seine Absicht und Austastung treten tn diesen Zeichnungen und Entwürfen unverdüllt tn voller Deutlichkett zu Tage und erschließen dem Beschauer Feuer- eine W ntcrlaiidich ist „Aus der Eisbahn". In beiden t der Nachdruck so sehr aus Umrißschärlc gelrgc, daß man Schni tz wohl mehr Zeichner als Maler n nnen muß. Slirumiiiiarvell r >» sowohl „italien Icke Landichast" vo» Oskar Lulle rolh in Ham burg n»t dem aus die dusiersiilllc» Thalschluchicn und die seinen blaue» Hüheuzüge heradschauenden Bergschloise als daS rech, srcsch- gemaite Strandnioliv von der Ostsee ven E. T. An ding i» Karls« uhe. Adolf Wciske. Del vecchio's Kunstausstellung. Für Feinschmecker und Feinftihl r in Kiinstlachen ist jetzt ein ganz besonderer Gcnuß hier tercilet. Er» Brustbild de? „Grasen Mollke" von Franz von Lenbach's Hand ist »ämlicli im zweiten Saale aus der Stosfelei ausgestellt. De» maliiiigsache» Gegner» der Lciibach'ichen Portraitmalerci gegenüber soll hier keine DiScussio» geführt werden. Wer nun einmal bei solch m Bilde nur von Schmutz" und von „Verzeichnungen" reden kan», »u», der sicht jede»- alls auch Schmutz und Verzeichnungen, und was daS Auge sieht, das glaubt das Herz. Sehen und sehen lcheint aber denn doch sehr zweierlei zu sei». Gar mancher vo» diesen Schmntziehern, den der Schreiber dieses Berichtes gebeten, den Schmutz einmal aus sich bewende» zu lassen und ganz ruhig einmal einige Minuten daS Auge in einem solchen Lenbachkopse zu ffxlrcn und sich rein in die Beirachtuug deS Antl tzcs zu vertiefen, hat nach kurzer Fi ist ver wundert ausgerufe», daß man da allerdings noch ganz andere Dinge z» schauen bekomme als Schmutz und Verzeichnungen Noch »achlräglich sei aus eine aUerliedstc japcirnichc Trachienstudie Bum ?1»»i" von Eugen von RS ge ausmerkiani gemacht. Malerisch reizend hebt sich dieses Küvlche» von dem Fächrrhinlkr- grunde, die ganze Figur vo» dem Rosahinteigninde ab. Ern nicht ungeschickter Jnnciiraumsmaler ist Hermann Pertz mit seinen „Guten 'Nachrichten", denn die zierliche, von gulen 'Nachrichten cr- srenle Briesleserin ist doch nur Stasfagefigur sür das stimmungsvolle Reuarssancezimmer »iit dem durch das Hintere breite Fenster ein- allendcn Licht. Im dritten Saale a» der Wand sür Kleinmalerei möge von den dort befindlichen kleineren Sachen zunächst ein vorzügliches Bildchen „Bei Berchtesgaden", von der Hand Olos Winkler'?, erwähnt sei», lieber das breite, ichänmende Wasser vor» und die lange sich darüber spannende Brücke hin geht bcr Blick uns das ferne, jchnec- bedeckie, in der Sonne blitzende Hochgebirge. An das andere Ende des deutichen Vaterlandes führt uns Hans Peterscn mit leinein .FleiiSi-urger Hasen im Winter". Fein durchgeardeilct sind die R-slexlichter der Eisdecke und der ivinterliche Himmel. Eni an ziehendes Thierstückche» sind L. Sellmahcr'S „Kühe am Wasjer", die Thiere ebenso trefflich behandelt wie die landichastliche Scenerie. Adolf WciSke. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I-. Leipzig, 6. September. (Soldaten vor dem bürger lichen Gerichtshöfe.) Wie uiiscre Gesetzgebung jetzt liegt, kann ein Soldat wegen einer strafbaren That nur vo» dem Militair- richte abqenrtheilt werden. Nur ausnahmsweise unterliegt die burtheilmig dem bürgerlichen Gerich:«, wenn die belr. That in Ge meinschaft mit einem Ctvilisten verübt wurde und die Miliiairbebörde idr Einverständniß kundgiebt. — In Pass au kam aber im April dieses Jahres der Fall vor, daß 3 Unterosficiere, die keinen Mit- thätcr aus den, Civilstande neben sich hatten, von der Strafkammer dcS Landgerichts abgeurlheilt wurden. Am 3. Anglist v. I. kam beim Landgerichte Paffau eine Anzeige ein, welche gegen eine Anzahl C'vil- und Militairpersonen gerichtet war und folgende,, Vorfall be tras. Ern Uiiterofficier, welcher in Begleitung eines Mädchens nach Hause ging, war von mehreren Civilistcn angegriffen und »icder- gewocsrn worden, dann wieder ausgestanden und hatte sich ver- lheidigt unter Zuhilfenahme seines Säbels. Zwei andere Unterosficiere waren ihm zu Hilfe gekommen, und dann hatten alle Drei mit ihren Säbeln die Civilistcn in die Flucht gejagt. Dann waren die drei Unterofficirre weiter ihres Weges gegangen. Bald daraus trafen sie einen Civilisten, von dem sie (irrthiiinlich) anuahmen, daß er bei dem Angriffe gegen sie be theiligt gewesen sei. Diesen Man» verfolgten sie dann ebenfalls und hieben imt ihren Säbeln aus diesen ein. Anfänglich, als der Sach verhalt noch nicht klar ersichtlich war, nahm das Gericht an, den Civilisten sei auch eine Schuld deizumrssen, so daß ei» gemeinsames Vergehen Vorgelegen Halle, bei welchem die Soldaten als Mitthäter ln Frage kamen. Deshalb wurde auch gegen die Soldaten vom Landgerichte das Verfahren eröffnet. Bald aber stellte sich heraus, daß nur den Unterosficiere», nicht aber auch den Civilistcn eine strafbare Handlung nachzuweisen war. Ueber den zweiten Fall der Benutzung deS Säbels war beim Militair-Bezirksgericht München selbstständig Anzeige gemacht worden. Letzteres ober, über die Sachlage offen- bar nicht genügend ausgeklärt, batte die Erledigung der Sache eben falls dem Civilgerichte überlaffen. Nachdem der Staatsanwalt bezüglich des ersten Rencontre Einstellung beantragt und gegen die Unrerosficrere wegen deS zweiten Anklage erhoben hatte, lehnte das Landgericht Paffau wegen Unzuständigkeit ab, sich mit der Sache zu besoffen. Nunmehr gelangte der Fall vor das Ober- landesgericht München. Dieses sprach sich dahin aus, daß zwar nach der augenblicklichen Lage des Protestes kein Grund vorliege, das Landgericht mit der Erledigung zu betrauen, daß aber, nachdem de- Landgericht einmal die Borunterinchung geleitet und das Militair« geeicht, wen» auch irrigerweise, ausdrücklich dem Civilgerichte die Sache überlasse» habe, letzteres alS zuständig anzusehen sei. Jetzt endlich verhandelte die Strafkammer gegen die drei Unterosstciere. Es wurde sestgestellt, daß die Unterosficiere Robert Staudinger, Ludwig Fleisckmann und Joses Unsried vom 16. Infanterie-Regiment am Abend des 27. Juli 1887 den Maschinisten W. ohne Recht ange- griffen und mit idren Säbeln blulig geschlagen, auch aus ihn mit einem Revolver geschossen haben, ohne jedoch zu treffe». Es wurde daher gefährliche Körperverletzung im rcchllichen Zusammenfluß mit rechtswidrigem Waffcngebrauch angenommen und über jcdcn der Angeklagten eine Gefängnißstrafe von 3 Monaten verhängt. Die Angeklagten legten nun Revision ein »nd rügte» Unzu ständigkeit deS Landgerichts; auch suchten sie nachzuweisen, daß sie ein Recht gehabt hätten, den W. vorläufig sestzunchmen und daher demselben die Körperverletzungen nicht rechtswidrig beigebrachl hätten. — Der Reichsanwalt hielt die Revision sür unbegründet. Das ge mischte Verfahren, so führte er ans, sei rechtmäßiger Weife vom Landgerichte gegen Civil- und Militairpersonen eingeleitet gewesen. Wenn nachher gegen die Civilpcrsonen das Verfahren einge stellt sei, so bade dieser Umstand aus die ursprüngliche R cht- niäßigkeit der Uederweisung keinen Einfluß. Er stehe im Uebrrgen aus demselben Standpunkte wie da- Oberlandesqcricht Was die weitere Revisionsbcschwerde betreffe, so sei dieselbe nur rin t'aaliäch» licher Einwand, da daS Landgericht bereits sestgestellt Hab-, d -ß dre Angeklagten nicht befugt waren, den Verletzten W. vorläufig sest- zunehnien. DaS Reichsgericht trat indessen, was die Zuständigkeits- srage angeht, der Revision bei, hob das Unheil aus und verwies die Sache zur abermaligen Verhandlung an daS Militair- gericht. Königliches Landgericht. Frrieli-Ltraskammcr 4. I. Der Kellner Martin Eberl aus Clemensdors hatte eines Abends Im Juli dS. J-. nebst Anderen im CasS N. hier sich einge- sunden, und Mitternacht war längst vorüber, als sich die Gäste zum Ausbruch anschicklen. Unterwegs kam es nun, wie dies bei der- artigen Anlässen geschieht, wenn die Geninther erhitzt sind, zu eine,» Conslict und Ebert, der denselben durch sein Verhalten heraul- beichworcn, ließ sich hinrechen, den Streit mit dem Messer ans- znfechtcn, so daß er infolge dessen wegen gefährlicher Körper verletzung unter Anklage gestellt, vom Gericht aber unter An nahme mildernder Umstände zu 3 Monaten Gesängnißstrast vcrnrtheilt wurde.
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