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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-15
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1888
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Er§ch*i«t «»glich früh 6V, Uhr. Ke-actio« und Expedition IohanneSgaste 8. Sprechstunde« der Kedartion: Bormittag« 10—12 Ulir. Nachmittag» ö—6 Uhr. «Hk dt« «Nick»«»- »tn,«1»ndtkr V!->nuIcri»i» mach, ftch d>« iitedacnon nicht »erdindlich. tzer für 0t« nächstfolgend» N>««er 0eftt««»»n Inserate an W«chen»ag«n üt» 8 Uhr Nachmittag», an L««n» u«0 Krfttageu früh bi«'/,» Uhr. 3n den Filialen str Zns.-Äunahme: Otto Klemm. UniversitätSstraße 1. L-ui« Lösche. Katharlrirustr. 23 Part. uns Königsplatz 7, nur bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. A bonnement-pret» vierteljährlich 4 V, Mk. inck. Bringerlotin 5 Mk., Lurch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesölderung 60 Mk. mit Postbejörderung 70 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Prcisvcrzeichaih. Tabellarischer u Zifsernsatz nach höherm Tarif. Kerlamen unter dem RedactionS strich die «gelpalt. Zeile 50 Pf., vor denFamiliennachrichte« die 6 gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Oxpeditto» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuinerunito oder durch Post nachnahme. 25S. Sonnabend den 15. September 1888. 82. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 1«. September, Vormittags nur bis Uhr geöffnet Expedition des lavipriser ^uxediuttes. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die städtische Einkommensteuer betreffend. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist am IS. September d. I. mit dem fünffachen Betrage deS einfachen Steuer sätze» fällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihre Steuerbeilräge spätestens binnen 3 Wochen, von dem Fällig- teilSkage ab gerechnet, an unsere Slavt-Steuereinnabme, Stadthaus, Ödstmarkt Nr. 3. Erdgeschoß links, bei Ver meidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumige« emtretenben gesetzliche» Maßnahmen adzuführen. Leipzig, den 12. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Göblitz. Bekanntmachung, die persönliche Anlage für die evangelisch-lutherischen Kirchen hier betreffend. Der mit de», aus den IS. September d. 2. fallenden zweiten städtischen Einkommensteuerlermine ein. zuhebende Betrag der persönlichen evangelisch-lutherischen Kirchenanlage ist mit fünfzig vom Hundert de» an» der Einschätzung zur staatlichen Einkommensteuer sich ergebeuden einfachen städtischen Steuersätze» fällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb hierdurch auf- gefordert, ihre Beiträge biuncn 3 Wochen, von dem Fälligkeits tage ab gerechnet, an unsere Slavl-Sleuereinnahme zu ent richte». Nach Ablauf dieser Frist muß gegen die Säumigen daS BeitrelbuiigSversahren eingeleitet werden. 2c>p»ig, den 12. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. ——— Vr. Tröndlin. Gühlitz Städtische Sparcaffe beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leqrzig. den 14. Januar 1888. Die Lparcaffen Deputation. Bekanntmachung» Der macadamisirte Tbeil der Dorvtheenstraste soll mit einer neuen Knacklage versehen werden und beginnen die diesbezüglichen Arbeiten Montag, den 17. diese» Monat». Bon diesem Tage ab wird die bezeichnte Straße auf die Dauer der Arbeite» für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 14. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. H. 7334. Vr. Tröndlin. Hennig. Bekanntmachung. ES ist in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, daß von mulhwilliger Hand zur Nachtzeit die vor au-gchvbcnen Schleuß««, GaS- und Wasserleitungsgräben angebrachten GicherhcitSlaternen verlöscht, abgehängt, weggetragen oder zerbrochen, daß Sperrböcke umgeworsen oder weggetrage», Latten abgerissen oder verschleppt worden sind. Auch sind in Folge der muthwilligen Beseitigung derartiger Schutzvorrich tungen mehrspch Passanten in die Gasgruben gestürzt und haben sich hierbei Verletzungen zugczogen. Wir warnen vor solchen« Unfug unter Hinweis daraus, daß die Thäter, soweit nicht härtere Strafbestimmungen in Frag- kommen, wegen Uebertretuog de» tz. 360,11 de« Straf- aesetzbuch» mit Geldstrafe bi» zu 150 .6 oder mit Hast zu bestrasen sind. Leipzig, den 12. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. 1» 5276. vr. Tröndlin. vr. Knppcndorff. Held-Verpachtung. Bon der der Stadtgemeindc Leipzig gehörigen Fcldparcclle Nr. 202 deS Flurbuchs sur Probstheida sollen 1 Hekt. 17,4 Ar --- 2 Acker 36 (DR. (hinter der Hvchbehälteranlagc der Stadtwasserkunst gelegen) aus die sechs Jahre vom I. lvetober 1888 bi» zum SO. September 1804 zum Feldbau mit Ansschlug jeder anderen Benutzungsweife Montag, den 17. d». Man., Vormittag» 11 Uhr aus dem Rathhause. 1. Etage. Zimmer Nr. 16, an den Meistbietenden verpachtet werden Die BersteigerungS- und Perpachtungsbedingungen nebst dem betr. Lageplane liegen in der Expedition unserer Oeko- nomie-2nspection, Johannisplatz Nr. 9, zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 4. Sepkembcr >888. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 5333. Vr. Tröndlin. Stöß. Erstatteter Anzeige zufolge ist da« für Johanne Therese Lirbert »»« Delitzsch unterm 7. Mörz 1880 vom Lrl-schulzen ,a Kotter», «auudorf aoSgeftellle Dienstbuch verloren gegangen und im Aus. >iadn,g«sallr «» >n« abzuliesern Leipzig, am 12. tzepiember 1888. Da» G«ltteiamt »er Lt»bt Leiz>»i«. 1. 4827. vretschaetder. Sgmllr. Gewerbekammer — Leipzig. Montag, den 17. d. M., Nachmittag» 5 Uhr ösfeutliche Vlenarsttzuit« im Kammcrlocale. . LageSardnungr 1) Mittheilungen aus der Registrande; 2) Verlangie Gutachten über die Gesuche zweier Innungen um Ber- leihung oer auS ß. KXH Ziffer 3 der Gewerbeordnung folgenden Rechte. Leipzig, den 15. September 1888. V. 4. vebler, Bors. Herr»«, Secr. ProdnctenbSrse zu Leipzig. Zur Vornahme der Wahl von S Mitglieder» in den nach 18- 7 und 12 der Börsen-Ordnung beduss Umlegung der Jahres beiträge lür 1888 zu bestellenden TchätzittigS-AuSschutz werde» die Besucher der Productenbörse von den leiten» der 2. Abtheilung des Börseiivorstandes in diesen Ausschuß abgeordnelen Unter zeichneten aus Dienstag, den 18. September 1888, Nachm. 1 Uhr M einer in, Anschluß an die gewöhnliche Börseiwcrsammlung im Borstands-(NotiruugS-) Zimmer staltfi»denken Versammlung hier mit eingeladen. Nur dir Besitz einer beim Eintritt vorzuzeigenden Halbjahr». Karte berechtigt zur Theilnabme. Firmen, welche mehrere Vertreter an die Börse «ntsenben, können ihr Wahlrecht nur durch Einen derselben auSüben. Näheres ergiebt der bezügliche Börsen-Anschlag. Leipzig, den 10 September 1888. F. Schmidt. Georg Schroeder. Louis Steinbrecht. Bleyl, Börsen-Secretair. Nichtamtlicher Theil. Zur Romfahrt Kaiser Wil-ielm's. ES ist kein Zufall. daß sich jetzt die Kundgebungen der Katholiken gegen die italienische Regierung Hause», daß dem Schritt der preußischen Bischöfe gegen gewisse Bestimmungen deS italienische» Strasgesetzcnlwursö ei» gleicher Beschluß der Freiburger Katholikenversammlung gefolgt ist und baß damit die Forderung nach Wiederherstellung der weltlichen Macht de» PapsteS verbunden worden ist. Auch i» Belgien ist eine Versammlung nach Löwen berusc» worden, uni gegen die jüngsten Maßregel» der italienischen Gesetzgebung Widerspruch zu erheben. Die Ursache dieser Protestbewegung ist die Fahrt Kaiser Wilhelm'- nach Rom, für welche der Tag bekanntlich festgesetzt ist. Irgend welche Wirkung können dies- Beschlüße natürlich nicht beanspruchen. Die Beziehungen Deutschlands und Oesterreich-UngarnS zu Italien erleiden dadurch nicht die geringste Aenderung, und auch da» Programm iür die Festlichkeiten während der Anwesenheit Kaiser Wilhelm'S in Rom bleibt darum genau dasselbe, aber es kommt doch ein gewisser Mißklang in die sonstige Harmonie, welche die Rom- fahrt Kaiser Wilhelm'S bezeugt. Unabhängig davon haben aber Verhandlungen darüber stattgesunden, iii welcher Form den srcundschastlichen Beziehungen Zwischen dem Kaiser und dem Papst während de- Besuches deS Kaiser» in Nom Ausdruck gegeben werden soll. Diese letztere» Ver handlungen haben einen thatsächlichen Hintergrund, während die Proteste der Kathvlikcnvcrsammluiigen rein formeller Natur sind. ES soll dadurch bei der großen Menge der Jrrthui» erregt werden, als ob in dem Verbältniß des Papstes zum Königreich Italien noch eine Verschiebung eintrele» könnte, al» ob es möglich wäre, daß der Papst in Nom wieder zur Herrschaft gelangen könnte. War doch vor noch nicht langer Zeit die Annahme in katholischen Kreisen weit verbreitet, daß der Papst in Rom als Gesaugener lebe und daß er auch äußerlich den Einschränkungen und Entbehrungen eines solchen unlerworse» sei. Man ersieht daraus, daß Protests von Katholikenversan.mlunge» trotz ihrer politischen Zwecklosigkeit Loch auch eine ernste Seile haben, da sie bei vielen Leuten Vorstellungen erwecken, welche mit den Thatsachcn in Wider spruch stehen. Der Besuch Kaiser Wilhelm'» in Rom erhält dadurch eine Färbung, welche dem Agitalionsbedürsniß von Parteiführern wie Windthorst culsprcchen mag, die aber der Wahrheit zumiderläust. Der Besuch Kaiser Wilhelm'« in Rom gilt dem König von Italic», dem Verbündeten deS deutschen Reiches, und wenn Kaiser Wilhelm bei diesem Anlaß auch dem Papst einen Besuch abstatlel, so gilt dieser dem Oberhaupt der katholischen Kirche, nicht aber dem ent thronten Sonverain. Es läßt sich nicht leugnen, daß ein Theil der moralischen Macht des PapsteS seit der Vereinigung RomS mit dem Königreich Jlalien auf dem Protest gegen diese« wichtige Er- eigniß beruh!; nach der Auffassung und der Absicht der römische,, Curie wird dadurch oer Verjährung de« Rechts anspruches aus die Wiederherstellung der päpstlichen Herr schaft im Kirchenstaat vorgebeugt. T,c Eurie weiß sehr wohl, daß cs kein Mittel für sie giebt, diese» Recht geltend zu machen und daß die Wahrscheinlichkeit der Wiederherstellung mit jedem Jahre geringer wird, das hindert sie aber nicht, stets ausS Nene darauf zurückzukommen. Ist doch sogar noch vor Kurzem der Versuch gemacht worden, die Abänderung de« GaranIiezcsetzeS aus die Tagesordnung de» italienischen Parlaments zu setzen. Daß dieser Versuch kläglich gescheitert ist, kann »ichlS an der Thatfachc ändern, daß die Wühlereien in diesem Sinne fortdauern. Die italienische Regierung zeigt diesem Treiben gegenüber einen Grad von Geduld, der wahrhaft bewunderungswürdig, aber gewiß taS einzige und beste Mittel ist, um VcnMachinatioiien der Curie die Spitze abzubrechen. ES ist darauf bingewiese» worden, daß die Macht deS PapsttbumS seit dem Verlust der weltlichen Herrschaft wesentlich stärker geworden ist, weil e« nicht durch Sorgen welche seiner Natur fremd sind, von dem eigentlichen Zweck seiner Wirksamkeit abgelenkl wird. Die Richtigkeit dieser Auffassung wurde hervor gehoben bei Gelegenheit der Ausübung des ScbiedSrichter- amtS de» PapsteS in der Angelegenheit der Earolineninseln, und e» konnte von Seiten der Curie mit Recht behauptet werden, daß die moralische Macht deS PapstthumS kaum je zuvor gleich groß gewesen sei. Trotzdem begnügt sich die Eurie niit der ihr emgeräumten bevorzugten Stellung nicht, sondern sie läßt fortgesetzt Wünsche laut werten, weiche niemals be friedigt werden können. Die Folge davon ist eine Beun ruhigung. welche dem Königreich Italien Schaden bringt, ohne den, Popstthum zu nützen und lediglich der Herrschsucht der Curie eine gewisse Befriedigung verschafft. Es ist da» derselbe Gesichtspunkt, weicher daran sestbätt, baß der Streit zwischen Staat und Kirche in Deutschland nicht zur Ruhe kommen dürfe, damit der römischen Eur'.e immer noch irgend etwas zu erstreben übrig bleibe. Demgemäß ist die schranken lose Zulassung aller katholischen Orden in Preußen aus dem I Katholikentage in Freiburg zum Beschluß erhoben worden und Windthorst verlangt die Ausübung der Sckulausstcht durch die Geistlichkeit. Wir wissen ja, daß bei dem letzten Ausgleich zwischen Staat und Kirche in Preußen, dem sogenannten ZriedeiiSschluß. von der Kirche mehr erreicht worden ist, <st» sie je gehofft hatte, zu erreichen, aber zufrieden ist sie deshalb mit dem Erreichten doch nicht. In Wahrheit kommt die italienische Negierung unter den heutigen Verhältnissen mit dem Papstthum ganz gut aus. aber sie würbe noch weil besser mit dieser Emrichtung auS- kommen, wenn von Seiten ber Curie nicht fortdauernd an den Grundlage» de» beiderseitigen Verhältnisses gerüttelt würde. Die Curie hat ein Interesse an der Ausrccblhaltung ber Vorstellung. Laß die italienische Regierung in Rom nicht zu Recht besteht, daß der König von Italien, das Ministerium, das Parlament und alle sonstigen Centralbchörden und Körper- schaslen eigentlich in Rom nichts zu suchen habe», daß der Papst der rechtmäßige Herrscher der ewigen wtadt sei und baß nur die schnödeste Gcwaltthat dieses Vcrhältniß habe umkebren können. Dadurch wird ein sehr unergincklicbcS Verhältniß zwischen weltlichen und geistlichen Bcrusöband- luiidluiigcil geschaffen und der Gleichgiltigkeit in religiöser Beziehung Vorschub geleistet, aber »ach den Grundsätzen, welche die römische Curie zur Richtschnur erwählt hat, wird dieser Zustand voraussichtlich von Dauer sei». In internationaler Beziehung, wenigstens soweit cS sich um Bündnißsragen handelt, kommt für Deutschland nur das Königreich Jtali'e», nicht aber daS Papstlhui» in Betracht, obwohl Laö Papstlhum auch ein politischer Macbtsactor von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Kaiser Wilhelm be sucht am 10. Oktober seinen Freund und Verbündeten, den König von Italien, und erfüllt nur eine Pflicht der Höflich keit, wenn er auch dem Papst einen Besuch abstattet. DaS Programm der Thronrede vom 25». Juni verkündet die Ausrcchthaltung der Bündnisse zwischen de» deutschen Fürste» und Freien Städten und des deutschen Reiches mit Oester reich-Ungarn und Italien, ferner die Pflege sreunbschastlickier Beziehungen zu Rußland und Frieden mit allen übrigen Mächten und Staaten. Diesem Programm entsprach die Mecr- fahrt nach Rußland, Schweden und Dänemark, der Besuch Kaiser Wilhelm'S in Dresden und Pillnitz, und damit stimmt überein die Fahrt nach Württemberg und Bayern, nach Wien und Rom. Wenn dir römische Curie und die deutsche CentrumS- partei, der preußische Episkopat und die Katholiken in Belgien und anderSw'o die Romsahrt Kaisers Wilhelm'S als einen passende» Anlaß zu feindliche» Kundgebungen gegen daö Königreich Italien und seine Gesetzgebung betrachten, so kann man dagegen nichts mache», aber man darf die Bedeutung dieser Kundgebungen auch incbl überschätzen. Sie sind der Ausfluß der Unzufriedenheit mit einem Zustande, welcher dem Papsttbum einen Theil seiner Rechte entzogen hat, ihm aber dafür größere Einheitlichkeit seiner Bestrebungen und darum auch mehr moralische Macht gewährt. Kaiser Wilhelm'» Empfang in Italien wird darum nicht minder herzlich und sympathisch sein. * Leipzig, 15. September. * Die bereits erwähnte halbamtliche Auslassung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" das preußische Handelsministerium betreffend, hat folgen den Wortlaut: Die Nachricht, daß demnächst eine andcnveite Besetzung des Postens des Handels Ministers zu erwarten sei, will noch immer nicht auS der Press: verschwinden. Dieselbe beruht, wie wir bereit» constaticten, rein aus Erfindung, und wir möchte» heute hinzusügen, aus einer Erfindung, welche nicht gerade für die politische Bildung ihres Urhebers ipricht. Der Betreffende muß ,,, der Thal von der Entwickelung unserer staatsrechtlichen Verhältnisse eine der- kehrte Vorstellung habe». Unser Handel ist ein nationaler, ein deutscher: die auf den Handel bezüglichen staatlichen Functionen gehören also in das Ge biet der Reichsgcwalt. ES ist widersinnig, sich den deutschen Ha » delals getreu,», in der Form eines preußischen, bayerischen, säch- fischen, württembergischrn Handels und seine Pflege als concurrirende Ausgabe derEinzelstaaten vorzustelle», daher ist auch die Institution deS preußischen Handelsministeriums aui die Dauer eine politische Unmög lichkeit : sic steht mit dem Geist der Reichsversassung im W dcripruch. — Die Pflege des Handels — also d>e wichtigste Thätigkeit des Handels ministeriums — gehört nicht zu den Aufgaben der Einzelstaate», londern zu denen des Reichs. Dost daS pc eußnche Haiidelsmnnsterium trotzdem bestehen geblieben ist, erklärt sich lediglich daraus, daß die preußüche Gesetzgebung dem Ministeriellen Ressort, welches jenen Namen sührt, eine Anzahl von Functionen beilegt, für welche nur durch Aenderung der Gesetzgebung ein Ersatz geschossen werde» könnte. Stände dieser Umstand nicht entgegen, so würde schon längst das preußische Handelsministerium mst dem RcichSamt des Innern ver schmolzen worden sei». So aber war eine formale Beibehaltung des Namens und deS Ressorts nolhwendig, ohne daß indes, ein selbst ständiges Geholt sür den Titular desselben ausgcworsen worden wäre. Die Geschäfte übernahm der Reichs-Stnatssccretaie des Innern. Die Pflege und Beausstchtigung des deutschen, einschließ- lich deS preußischen Handels blieb in der Hauptsache da, wo sic nach Bildung des Reiches hingehört, nämlich dein, Reichsgericht deS Innern, unter genereller Veraniwortlichkeii deS Reichskanzlers. Zur Zeit des StaatSminifterS Hosmaii» waren Reibungen zwischen der preußische» Einwirkung und der deS Reichs auf den dcutichen Handel cingetreten. Um dieselbe» abzuschneiden und ihrer Wiederkehr vorzubeugen, übernahm der Kanzler persönlich das Handelsniinisterinin und damit sowohl dcn preußissticn wie den Reichstitel zur Leitung der gemein- samcn Handelspolilik. Letztere gehört im Reichsdicnstc zum Ressort deS Reichsamts des Innern, und entsprich! es formal der Reichs- Verfassung und iachlich den preußischen Handelsinleressen, wenn die reichsgcsetzstche Vertretung der Reichskanzlers im Bereiche des Rcich:- limteS des Innern durch eine kollegiale Vertretung deS SiaalS- ministers v. Boctüchcr im prenß ichen Handelsministerium vervoll- ständigt und dadurch eine einycitlichc Behandlung der politischen Ausgaben ermöglicht wird. Es genügt, an Liese Entwickelung der Dinge zu erinnern, nm sür Jeden, der sehen will, klar zu stelle», wie ungeschickt die Nach richt bezüglich der Ernennung eines neue» Handel Ministers erfunden ist. Eine solche Ernennung wurde mit jener Enlwickelmig geradezu im Widerspruch stehen. "Als küllfliger Leiter de« Reick, «sch atz amte» an Stelle deS aus dem Amte scheidenden Herrn Jacob, wird kcr ReichSlaczsadgcordneke NitlergulSbesitzer von Maltzali». Gültz bezeichnet. Derselbe war wiederholt in den Buvqet- unv Steuercomniissionen de? Reichstags dervorczrtrcten und gehört einer gemätzigt-conservativen Richtung an. * Die Altczechechen sind in ibren Grundaiischauungen von de» Junstrzechen nicht um Haaresbreite verschicke». l Beider Ideal ist bas czechische Staat-recht, dem die Alten nur aus Umwege», die Juugen geradeaus zusteuern. DaS beweise» die feierlichen Belheuerungen der altczechischc» Blatter und Parleimäinicr, mit welchen dieselben der Be schuldigung Gregr's enlgegentrcte», sie hätten vaS StaatSrccht BödmeiiS preisgegeben. So verkündigt der Abg. Hcvcra im „HlaS Naroda", daß durch den Wiedereintritt in den Reichö- rath nur die VerhaltungSlinie der czccknschen Abgeordneten eine Aenderung ersabrcn bade, ihre Bestrebungen aber seien dieselben geblieben; als Beweis dafür sührt er auch die „Rechlöverwahrung" an, welche die Czcchcn 1870 beim ersten Erscheinen im Abgeordnetenhause abgabcn. DaS ungarische Regierungsblatt „Nennet" wirst Niegcr vor, daß er sich niemals unbedingt aus den Boden de« TualiSmu» gestellt; hätte er das gclha», so hätte er bei den Magyaren mehr Vertrauen erweckt und zu Hause mehr erreicht. Die „Polilit" erwidert daraus, die Magyaren seien im Jrrthume, wen» sie glauben, daß die auloiiomistiscken Ideale der Ezechcn in irgend welcher Weise die durch den l868er Ausgleich gewährleistete Autonomie Ungarns berührten. „Das ist", meint daö alt- czechische Blatt, „durchaus nicht der Fall. DaS höchste dieser Ideale wäre ein böhmisch-mährlsch-jchlesiscker Gcnc- rallandtag, und die ganze Aenderung, welche sich daraus mit Bezug aus die reichSgcmeinsamcn Angelegenheiten ergeben würde, wäre die, daß sorlan die Dclcgirtcn dieser drei Länder nicht mehr von den betrcssendcn Abgcvrtclcn im RcicbSrathe, sondern von dem Generallandtage gewählt würden. Wie da durch die Integrität Ungarns angetastel werden könnte, be greift kein Mensch. Die magyarischen Blätter lassen sich noch ininicr zu sehr von dcn aiilldiialistlschen Deklamationen der „Narodiil Listy" und ihrer Apostel beirren, die aber selbst vielfach gar nicht wissen, um waS cS sich handelt." Dagegen erinnert die „Politik" daran, daß der Fundamcntartikcl-Land- tag im Oktober 1871 ausdrücklich beschlossen habe, dcn Aus gleich mit Ungarn als giltig anzuerkenncn und demselben nach träglich be>z»trclcn. WaS hierbei die Deutschen inlcressirt, ist die Erklärung der „Politik, daß daS höchste der czechischen Ideale ein „Generallandtag" ist. in welchem die Deutschen auS Böhme», Mähren und Schlesien zu derselben Rolle be rufen wären, wie sie ihnen gegcnwärlig in Böhmen schon lhatsächlich zugewicscii ist. Grns Taafse hat also von den „Idealen" der Ezechcn wicht das Mindest: wegversöhnt. * Die ungarischen Abendblätter heben die außerordent liche Bedeutung des Zwisch en fa I leS bei dem Empfange in Belovar hervor. Der „Ncmzet" sagt: „Jever auf richtige Freund der ungarischen StacitSidee wird mit Freuden die niederschmetternden Worte begrüßen, mit welche» kcr ge krönte König daS Staat und Kirche rinterwühlcnte Treiben deS Bischofs von Diakovar vcrurthcilt hat." Der „Pesti Naplo" schreibt: „Die Episode im Empsangüsaale zu Belovar bat eine geschichtliche Bedeutung. Der gekrönte König hat über die paiislawislischc Agitation in Staat und Kirche ein vernichtendes Unheil gesprochen." — Wie weiter berichtet wird, herrscht i» Kreisen der kroatischen Regierungspartei über die Zurechtweisung, die de», Btschos von Diakovar zu Theil wurde, allgemeine Befriedigung. — Weiter wird auS Pest, l2. September, gemeldet: „Nach einer Belovarer Meldung der „Bud. Eorr." hat Bischos Stroßmayer heule Mittag« gegenüber mehreren hier anwesenden Mitgliedern deS Klerus, die ihm Trost spenden wollten, erklärt, daß er gar keines Trostes bedürfe, denn er bleibe ja derselbe, der er bisher ge wesen. Einige Stunde» nachher habe sich Stroßmayer gleich eilig mit de» Bischöfen Hranilovic und Posilovic ent-> chultigcn lassen, daß sie beim morgigen Hosbiner, zu welchem sie geladen waren, nicht erscheinen löiinen, und die Bischöse verließen Abends Belovar. !)r. Slrvßinaher babe heule beim Kronprinzen um eine Audienz augcsucht, die ihm aber nicht bewilligt worden sei." * WaS eigentlich in Afghanistan vorgeht, läßt sich an oer Hand deS vorliegenden telegraphischen Nachrichteninatc-' rialS mit auch nur annähernder Genauigkeit nickt scststellen. Für die Bcurlhcilung der Lage ist cS absolut wcrth'.os. ob bei irgend einem nncontrolirbarcn Puncte zwischen den Truppen dcö EmirS und den Aufständischen gekämpsl worden ist, ob heute die Aussichten Jsak KbanS, morgen die Abdnrrah» >n a»S als besser geschildert werden. Letzterer hat ein begreif liches Jnlercssc daran, nach dem Sitze der anglv-indischen Negierung i» ossiciellcr Weise nur solche Meldungen gelangen zu lasten, welche scm Herrsckcrthuin nicht oder doch nur möglichst wenig coinproimttircn; und gesetzt auch, man erfreute sich in Kalkutta deS Besitzes authentischer Nachrichten aus den kritischen Gebiete», so wird man init der Bcröfscnllickimg derselben, im Fall sie den eigenen Berechnungen und Be strebungen präjudicirlich e> scheinen könnt», sieb nicht» weniger den» übereile,>. EmeS dürste denn aber and dem Inhalte der spärliche» Telegramme hervorgebc», daß nämlich die a»s- siänkijche Bewegung schon länger anbält, als cs der Fall sein sollte, wenn Abdurrahiiiaii'S Regiment ein so festes und wohlorgaiiisirtcö wäre, wie cS sein müßte, wen» eS seinen Zweck, Ruhe und OrdnuitH in Asgbanistaii zu verbürgen, in vollcin Umsangc erfüllte. Schilkerhebmigeii ehr geiziger Parteigänger, denen man Zeit gönnt, sich aus- zubreilen, werden sehr rasch bedenklich, daher dcn» auch kaZ in Aussicht gestellte ostcnsivcVorgehen der asghanischenTrnppcn nicht so vlnie Weiteres glanbhasl erscheint. Was serncr die Melkung von dem binnen Kurze»: »nweit Haibek zu cnvar- leiiteil EnlscheidnilgSkaiiipse anbelangt, so läßt auch stier die Fassung der Depesche iiisvsern z» wünschen übrig, als c» un klar bleibt, ob Abtnrrahman's Leute de» Wassengang istrer- scitö suchen, oder cb er ilnien vom Gegner aiisgcnötlügt wird. Fast möchte man daS Letztere »nitstmaßen, wcnigstenS deutet die Ortöbezcichnung an, daß die asgstanischcn Truppen einen Platz gesucht haben, wo sie La» Anrück n des Gegners zu erwarten gesonnen sind; muß man sich doch nach der er brachten Meldung de» Jnsurgentensührer Jsak als im An marsch aus Kabul begriffe» vorstellen. Ein siir ist» glücklicher Ausgang deS TressenS könnte dann sehr wobt „entscheidend' sein — sür da» Loos Al'V»rrahma»'ö nämlich, wogegen im nmgckehrlen Falle eine Schlappe der Ailsstäiidischen mtt dem Fiasco de« ganzen UiiternehinciiS keineswegs gleichbedeutend zu seni brauchte. So lange übrige»» kw asgstamschen De peschen sich keiner größeren Deutlichkeit befl-üßige». wird da» Urtheil der europäischen Tagespreise betreffs der dortigen Vorgänge über ein »cm Ii>>uoi kaum yiiiauskomincn. * TaS deutsche Schutzgebiet der Marsistall- Jiiseln, woselbst in Jaluit, dem Sitz de» kaiserlichen CommissarS, eine kaiserliche Postageiitilr sür Le» AuS- lausch von gewöhnliche» und eingeschriebenen Briksskiitnngen aller Art eingerichtet wird, tritt vom l. Oktober d. I. al»
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