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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-15
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1888
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SL72 Neueste Nachrichten. * Berlin, 14. September. (Fernsprechmeldung des ..leipziger Tageblatte«".) Der „Norddeutschen Allgemeine» Zeitung" zufolge sind über den Termin der Vermählung der Prinzessin Sophie mit dem Kronprinzen von Griechenland noch keine Bestim mungen getroffen. Nur das Eine möchte sicher sein, daß die Hochzeit nicht vor dem Frühjahre stattfindet. — Die Dom bau-Commission wird noch in diesem Monat ein voll ständiges Programm ausstellen, welche« dem Kaiser und dem Landtag vergclegt werden soll. — Nach dem „Reichsanzeiger" ist dem Staatsfccretair Jacobi die nachgesuchte Entlassung ertheill und derselbe in den erblichen Adelsstand erhoben worden. Frhr. von Maltzahn-Gültz ist zum StaatS- seerelair ernannt. — Bern. Nach einer Mittheilung au« dem BnndeSrath sind die von dem Iustizdepartement an- gcorbnelcn Untersuchungen wegen Einschmuggelung provocatorischer Schriften nicht von deutscher Seite angeregt worden, sondern haben ausdrücklich den Zweck, den BnndeSrath von dieser Angelegenheit zu unterrichten. Der Bunvcsralh billigt die Anordnungen des Iustizdepartement« und ersucht dasselbe, über alle diese Erscheinungen zu wachen. — Petersburg. In derKrim sind große Steinkohlen lager entdeckt worden — London. Major Barttelot, welcher Stanley Hilfe zusühren wollte, ist von seinen Leuten ermordet worden. Die Expedition ist gescheitert. — Pari«. Präsident Earnot hielt heute in Gegenwart von Floquet, Freycinet und Krantz eine Revue über da» dritte Armeccorp« ab. womit die Manöver dieses Armeecorps beendigt sind. Nach der Revue begaben sich die auswärtigen Militairbevoll- mächtiaten zu Earnot, um denselben zu begrüßen. Herbette wird Ende des Monat« aus seinen Posten zurückkehren. — Marseille. Der Dampfer der Peninsular - Compagnie „Lepaul" ist mit Kl» Passagieren aus der Rhede gestrandet. Es gelang, den „Lepaul" m den Hasen zurückzusühren. Der Eapilrin ist insolge der Aufregung einem Scblagflusse er legen. Die Veranlassung zur Katastrophe ist bis jetzt unbekannt. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. Obwohl Elsaß-Lothringen nun schon seit 17 Jahren dem deutschen Latcrlande wieder angebört, so hat eö doch bisher inimer nocb an einer genauen Feststellung de« deutschen und französischen Sprachgebiet« im Reichslande geseblt. In een Jahren 1814—47 unternahm zwar der Gymnasiallehrer Raberl die schwierige Ausgabe, die qesammlc Sprachgrenze zwischen dem deutschen und welschen Elemente von Calais bi« an den Monte Rosa zu begehen, und er hat »ach Möglichkeit die Grenzlinie herauSzusinden sich bemüht; doch haste» der Arbeit Raberl'» „lieber Sprachgrenzen insonderheit die dcutsch-sraiizösischen" mancherlei Irrthümcr an. die allerdings zu entschuldigen sind. Auch die Ermittelung der deutsche» Behörden vom Iabre 1872, milgetbeilt ii» statistischen Hand buch für Elsaß-Lotbringen, haben zu keinem ganz sehlersreie» Ergebnis; geführt. Ebenso zeigen die Sprachenkarten, welche Bernhard«, Bockt', Kiepert und Kirchner von Elsaß-Lothringen entworfen baden, einzelne Mängel aus. Unter solchen Um ständen muß e« freudig begrüßt werde». baß ein geborener Lothringer, Constant This, ans Beranlassung de« Straßburger Professor« De. Gröber auss Neue e« unternommen hat, die deutsch-französische Sprachgrenze zuerst in Lothringen und im Vorjahre auch im Ober- und Unter-Elsaß möglichst sorgfältig und genau sestzustellen und i» zwei Broschüren, denen je eine Karte beigegeben ist. die Resultate dieser Untersuchung zu ver- ossentlichen. Diese Ergebnisse beruhen aus Beobachtungen und Erkundigungen, welche an Ort und Stelle gesammelt wurde», indem der Bersasser, von Ort zu Ort wandernd, alle», wa« ihm für den verfolgten Zweck von Wich- tigkoit schien, auszeichnete. Die Arbeit de» 1)r. Tbi» über die Sprachgrenze in Lothringen ist bereit« früher im „Leipziger Tageblatt" eingehend besprochen worden. Die Abhandlung über die deutsch-französische Sprachgrenze im Elsaß ist vor kurzer Zeit in den Beiträge» zur Lande«- und Volkskunde von Elsaß-Lothringen (Straßburg. Ed. Heitz, 1888) al« 5. Hest erschienen und zeigt, daß die Sprachgrenze, die früher wohl durchweg aus dem Kamme de« WaSgeuwalde« hiiiliks. an einzelnen Stellen zu Ungunsten de« deutschen Ele mente» im Lause der Jahrhunderte sich verschoben hat. Zahl reiche deutsche OrtSnamc» nn französischen Sprachgebiete, wie auch zahlreiche deutsche Familiennamen weisen daraus hi», ,'aß die sraiizösischc Sprache im Brausch- und Steinthale, im Gießen- und Leberthale, wie auch im Weißthale manche Eroberung gemacht hat. Orte wie Netzenbach, HerSbach, Sleinbach. Barcnbach, Schirmcck, Borbrück, WilderSbach, DieSpach. WalderSbach, BlienSbach. UrbeiS. Laach. Groß- Rumbach, Zell. DievoldShausen u. u. sind heute ganz oder fast illnz sranzösisch. Die heutige Sprachgrenze ist eine sehr tchars verlausende; der gemischte» Ortschaften giebt e« nur wenige. Al» vorwiegend deutsch werden bezeichnet: Lützel- i ausen im Kreise Molsheim. Markircb und St. Kreuz im Nbertbal; da« sranzvsische Element überwiegt in Breitcnau (:m Kreise Echlellstadt), i» Allwcier, Deutsch Rumbach und Lebcrau (i:u Kreise RappoltSweiler) und in Altmünsterol und Vielten (»» Kreise Allkirch). Zn vielen französischen Orten haben sich neuerdings kleine deutsche Minderheiten aiigesamnielt; meist sind es deutsche Bcaiiltensamitien. deutsch sprechende Meiinonilcn und eingcwanderle Arbeiterfamilien au« deutschen Orten de« Elsaß. Selbstverständlich vermögen diese schwachen deutschen Elemente keinen Einfluß aus die Mehrheit der Be völkerung auSzuübcn. Toch dürsten die Volksschulen, in denen ja dem deutschen Unterrichte eine immer größere Ausdehnung gegeben wird, init der Zeit die Bevölkerung wenigsten« zu riiicr zweisprachigen machen. * Die Wiener Blätter würdigen die Bedeutung der R-:ise Le« Fcldmarschall« Erzherzog Albrecbt »ach Berlin und den ibm dort zu Theil gewordenen Empfang. Ta- „Frrmdeablatt" constatirt zunächst, baß die bohc» Ber- dniiste und niilitairischea Tugenden de- Marschall- in Deutschland volle Würdigung siuden. Demgemäß sei auch die Begrüßung eine >. idrl,asl herzliche, um so mehr, „als e- bekanntermaßen seit Jahren ine Lirblingsgrwobndeit politischer Zeichendeuter gewesen war. den rlauchien Erzherzog speciell in einen gewissen Gegensatz zum neue» o irischen Reiche zu stellen". Diese mit mehr oder minder schlechtem schmack und allezeit gleichem Tactmangel vorgrbrachien Andeutungen . iliere» unter dem Eindruck der Berliner Reise de« Erzherzogs auch >!,re» letzten Hali. Die Reise de« Erzherzogs zeigt deutlich genug, d ß e- für den Gcneral-Jaspectcur de« österreichisch-ungarischen Heere« mir eine einzige Politik giebt. da« ist der österreichisch-ungarische 'iatriotiSmu«. Und gerade die Thaisache, daß der nihmgekrünte '.zutirrr unserer Armee an den großen Manövern der deuischen Truppen vor dem jugendlichen Herrscher de» deutschen Reiches theilnnnmi, ist ein neues, unverkennbare» Zeichen jener innigen Verbindung der beiden Reiche, welche der österreichische Palriol mit Freuden begrüßt. — Die „Presse" schreibt: „ES bildete eine bezeichnende Illustration zu dem innigen Allianzverhältniß der beiden miitelcuropaischen Monarchien, daß nicht »ur die Beziehungen der Diplomatie von dem vollen Einvernehmen hinsichtlich der großen politischen Ziele zeugen, sondern daß auch der persönliche Lontact der nulilairischen Autoritäten rekeonra läßt, wie sehr da« Bestreben vorwaltet, die intime Kenntuiß der beiderseitigen militairischeu Verhältnisse zu fördern. So wie Gras Waldersee wiederholt die Gelegenheit fand, au» persönlicher Anschauung die Leisluug-säkigkei« der österreichischuugarischen Truppe» «,»»en zu IrrneX I» wird nuamehr auch Erzherzog «lbrecht den Truppen de« verbündete» Reiche« näher «relen. Die Soasequenz dics-r »lilitairischen Wechselbeziehunge, muß oolhwendigerweile eine sorischreücnde, gleichartige Ausgestaltung der Wkhrverhältuisse der bilden Staaten in organisatorischer, wasfeutechuijchrr und regle- mcntärrr Beziehung sein." * Die scharfe Zurechtweisung, welche dem Bischof Stroß- inriyer in Belovar durch den Mund de« Kaiser« Franz Joses zu Theil wurde, hat in Wien sowohl als in Pest cinmülhize Befriedigung hervorgerusen Die Zustimmung, die da« Ereigniß in Pest findet, ist naturgemäß eine noch lebhaf tere; denn in Ungarn erblickt man in dem Diakovarer Bischof nicht blo« de» panslawtstischra Agitator, sonder« da« Haupt «ad dm Mittelpunkt jener Bestrebungen, welch« sich gegen da» durch dm ungarisch-kroatischen Au«gleich gesetzlich begründete verhältniß Ungarn« zu seinem Nebenlande wenden, und deren Wühlarbeit wird e« vielsaL zugeschrieben, weau diese« ver» bältuiß sich nicht ruhig und snedlich entwickeln konnte, sondern fortwährend Störungen und Erschütterungen au-gesetzt ist. Die Worte de« Kaiser« werden daher in Ungarn als eiae Berurthrilung der gesammten politischen Richtung angesehen, wetcber Strößmayer führend vorauschritt. Die Wiener klerikale Presse zieht e« vor. sich vorläufig in Schweigen zu hüllen und den Belovarcr Vorfall ganz zu igooriren. Da« „Vaterland" ist übrigen« am Donnerstag der Confi-cation Versalien. — Bon besonderem Interesse unter den gegebenen Umständen sind auch die Demonstrationen, deren Gegen stand Strößmayer in Kreuz war, wie die Reden, welche er bei diesem Anlässe hielt. E« wird darüber Folgende« gemeldet: Für Ihre Liebe, Berehruug uod vertrauen spreche ich Ihnen meinen herzliche» Dank au« uud erwidere diese Gefühle iu vollem Maße: Liebe mit Liebe, Berehruug mit Verehrung, vertrauen mit Lertraueu. Stolz hebt sich meine Brust ob dieser gläazeudeo Be. weise eurer Liebe, eurer Verehrung; eiu stolze- Bewußtsein durch, dringt mich im Gefühle, ein Bürger der altehrwürdigea, patriotischen Stadt Kreuz zu sein, und indem ich mich hier befinde, fühle ich. daß ich in der Mitte meiner Freunde, hochpatriotischer Männer, mich ausholte. Ich habe stets vereinigt die Liebe und den Glauben gegen meinen allmächtigen Gott nach meinem heiligen Amte mit der Liebe und der Treu« gegen die geheiligte Person Sr. Majestät unsera allergnädigsten König uod die allerdurchlauchtiqfte Dynastie, mit der innigsten, nie endenden Liebe zu meiuem Volke, zu meiaem Vater- lande. Galt erhalte uod segne unser Volk, ich aber empsehle mich Ihrer Liebe, Ihrer Freundschaft und iu«besoudere Ihrem Gebete! lvrausende, langanhaltende Zvio-Ruse.) Da« hieraus von der Musikcapelle intoairte Stück wurde von den Mädchen der Stadt unterbrochen, welche da« Lied: „I-jubimo to nata ckikrG („Wir lieben dich, du unser Stolz") anstimmten, worauf dann Bischof Strößmayer an dieselben nachstehende Ansprache richtete: Ueberglücklich bin ich, daß ihr solche Patriotinnen seid, und wißt und merkt euch, wa« im Herzen, in der Seele de« Weites geiestigt und eingegraben, dem ist die Ewigkeit, die Unsterblichkeit gesichert, und daS Volk, in dem sich da« Weib ethusia-mirt, daS besitzt Lebe», Kraft, dem ist der Sieg, der Ruhm, die Zukunst verbürgt. r - E« scheint, daß die Demonstration zu Gunsten de- Bischof« Stroßmay-r in Regierungskreise» unangenehm wirkte, und noch mehr scheinen die in Belovar fortgesetzten Kundgebungen für den Diakovarer Bischof zu verstimmen. * Am 3t. Oktober d I. jährt c« sich zum sünsund- zwanzigsten Male, daß König Georg I. den Thron Griechenlands hestiegen hat. Die Bevölkerung ebensowohl wie die Behörden wollen diesen Tag nicht unbemerkt vorübcr- gehen lassen und man darf sicher sein, daß er der Popu larität de« Königs entsprechend begangen werden wirb Vorläufig stehl fest, daß an diesem Tage abermals die alle vier bi« fünf Jahre sich wiederholende Ausstellung, diesmal aber rein griechischen Charakter«, eröffnet werden wird. Bei dieser Gelegenheit wird da« ncucrbaute Ans tellung« Gebäude zum ersten Male seiner Bestimmung über geben und eingcweihl werden. Desgleichen soll an diesem Tage da« neue liellenische National - Schauspielhaus seiner Bestimmung zugesührl werden. Vielleicht noch höheres Inlcresse, al« diese interne» Veranstaltungen, wird jedoch die Belheiligung de« AuSlandcs a» den Iubiläumö-Feierlichkeitcn erregen. Man rechnet nämlich daraus, daß mehrere See mächte au« diesem Aulaffe Flotten - Adtheilungcn nach dem Piräu« entsenden werden. Ganz besonders erwartet man eine derartige Begrüßung de« Königsjndilar« seitens Eng land«. Frankreichs und Rußland«. E« dürsten 45 bi« 50 Kriegsschiffe zusammenkommen. * Ueber die Zustände in Albanien wird der „Poli tischen Corresponvenz" au« Scutari d'AlbanicL, 3.pSrp» tember, geschrieben: Die Gewattlhätigkeiten, welche die Mirtditeu kürzlich gogeu die Malissoren von Skrrlli und Clementi auSsührten, sind allerdings, wa- den unmittelbare» Anstoß betrifft, durch die Ermordung von drei unbewaffneten Miriditen durch Malissoren, welche damit einen miriditische» Viehraub zu rächen suchten, veranlaßt worden: die eigentlichen Ursachen dieser Fehde, welche einen unvorhergesehenen Umsong angenommen hat, liegen aber tieser und reichen in eine frühere Zeit zurück. Die obgedachten Bergbewohner hatten von de» Miri»iten vor ziemlich langer Zeit das Weiderecht aus den Wiesen von Kakarilschi, Baldreni, Belipolje, Bregh Mattia und einigen anderen Weidevlätzea in der Nähe des Meeres erworben und zwar wurde dieses Recht seitens der Miridilca als Entschädigung für Geldbußen abgetreten, welche dieselben den Malissorcn wegen ver schiedener Blulsehden zu leisten batten und die bereits zu hohen Summen angewachsen waren. Die Malissoren erbauten nicht allein eine große Zahl von Häusern und Hütten, sowie Stallungen für ihr Vieh aus den ihnen überlassenen GebietSlheilen, sondern trieben auch allerlei Feldarbeit aus den umliegeuden Bodenstächeu, so daß c« ikrem rastlosen Fleiße gelang, bis dahin uubebaule und säst werth- lose Grundstücke in ftuchibare und einträgliche Felder zu verwandeln. Während aber die Mehrheit der Matissoren ans diese Weise eiu Stück Cullurarbeit verrichtete und blühende Niederlassungen, sowie reiche Tristen für daS Wcidevieh schuf, verlegte sich ein Bruch- theil der gcnannlen Bergbewohner du-aus, mit den Miriditen blutige Händel zu suchen. Dieser Theil der Maliyoren ahndete die gering- sügigften Handlungen der Miriditen, die ihnen mißfielen, durch Todischläge. Aus diese Weise kam cS schließlich dahin, daß die ans Blulihoten stammenden Geldbuße-schulden der Malissoren au die Miriditen jene oben erwähnten allen Schulden dergleichen Art, welche den Miridilen zur Last fielen, bedeutend überstiege». Die Malissoren hatteo in Folg« besten begreiflicher Weise in den Augen der Miri- diten das Nutznießung-recht bezüglich der ihnen überlassenen Bodeu- slächc» verloren. Unter den Miriditen herrschte daher seit geraumer Zeit lebhoste Erbitterung gegen die Malifforea, welche ihren Höhe- punct erreichte, olS die Malissoren vor Kurzem — wie eingangs erwähnt — wegen eines VicvraubeS drei unbewaffnete Miriditen, die an dem Raube in keiner Weise betheiligt waren, erschlugen. Die Gereiztheit der Miriditen wurde noch durch de» Umstand gesleigerl, daß die türkischen Behörden sich gegenüber ihren Beschwerde» über diese grausame Blutlhat gleichgiftig verhielte». Sämmlliche Führer der Miridilen traten hieraus zu einer Versammlung zusammen, um Maßregeln der Vergeltung und de« Selbstschutzes zu beratden, welch« den uaausgesetztea Stänkere,ea und Geioalitbättgkeiten der Malissoren eiu Ende zu setzen vcrnlöchten. ES wurde beschlossen, einen großen Raubzug >a die Niederlassungen der Malissoren zu einer Zeit zu unternehmen, wo die letzteren mit einem Theile des Vieheo aus den Weideplätzen weilen, Häuser uud Hütten iu Brand zu stecken und möglichst viel Beule zusammenzuiaffen. El» zahlreicher Trupp von Miriditen machte sich al-bald an die Au-sühruug dieses Rachewerk«, zog von den Bergen in die von Malifforen bewohnten Thaler» plüuderie die Dörfer Kakarilschi, Baldreni uud Belipolje und dehnt« den Raiibzug t»S Bregh Mattia, im Gebirge von Renz, und Isklove, au«. Häuser und Hütten wurden iiievergebranut und olles vor- sindliche Getreide, 800 Stück Lieh und allerlei Geräthschaftcu zur Beute gemacht. Die Localregieruug von Scutari entjeudete, nachdem sie von dem Raubzuge der Miriditcu Kenntuiß erholten hatte, den Gen- darmeric-Chet Alay Bey mit einem kleiuen Trupp berittener Sol daten nach Miriditic», wa- von Jedermann soso« als eine geradezu wirkungslose Maßregel erkannt werden mußte. Als diese Einsicht auch im hiesige» Regierungskonak durchdrang, beorderte man zwei Bataillone ans Tirana und eine- au« Scutari nach Alessiv. Ader auch diese- Truppenconttageot war nicht geeignet, die Miridilen ein- zuschüchiera, ivclche erklärten, daß die Regierung sich in die zwischen ihaea und den Malifforen schwebende Angelegeuheit nicht eiuzumeagea habe. Sie (die Miriditen) verlange» voa de» Malifloren die Be zahlung der mchrerwähnten Geldbuße» »der die Rückgabe der ihnen überlassenen Grundstücke. Die Nähe der türkischen Truppen im- pooirte den Miriditen so wenig, daß sie sich nicht scheuten, in einer Euijernung voa eiuer halben Stunde voa Alesfio, dem Lager der drei Bataillone, ei» Hau- und mehrere Heuschober in Brand zu stecken. Die voa der Regierung zur Züchtigung der Miriditen und Hiolanholtung weiterer Gewaliihätiqkeiten derselben nach Alessio ent sendeten Truppen waren übrigen« jo gutmuthig, nicht da« Geringste zur Verhinderung der Brandlegung oder währeud de« Brandet gegen die Miriditen zu unternehme». Die Regierung hat hieraus den Miriditen alle Verkehrswege abgeschoitten und aageordnet. daß keinem Miriditen der Zutritt »ach Scutari, Alesfio, Djakova, Prisrrnd uud einige» weiteren Städten gestattet Weed«, in welche« sie Leben«, mittel uud verschiedene» Hansbedars »»kaufe». Die ans Au-hnn-erang der Miridttea berechnete Sperr, dürft, ab«r gletchsalU ibr Zirl ver fehlen, «a dt« Leute. denen derartig« Maßregeln aicht« Re»«« sind, so klag waren, sich schon vor mehreren Wochen mit Getretd« für längere Zeit za versorge». Sie waren ooch so vorsichtia, ihren Borroth an Waffe» und Munition beträchtlich zu bereichern, so daß eiue sehr große Zahl von Miriditen sich guter Martini-Gewehre erfreut. In d«a letzten Dogen de« vergaugeaea Monat« griff dt« Regte- ruag zu dem Aurkunft-mittel, eiae Anzahl voa Notabel» »ach Methia zu eatseadeu, welche die Ausgabe hatten, die Miridttea durch die Küuste der Ueberrednag aus de» Weg der Ordnung zn bringen. Eigeuthümltcher Weise fand di« Regierung e« sür gnt, ihre Sendboten blo« den Reihe» der muselmanischen Notabel» zu entnehmen. Da» Ergebaiß war. daß die Miriditen sich mit einer Regierung«-Lommissioa. der kein einziger Christ aagehürte, in keinerlei Unterhandlungen rmlaffeu wollten. MMairijches. Da» neue Srercir-Reglement. * ES war eiae der ersten Regierung-Handlungen Kaiser Friedrich'«, sür Abfassung eine« neuen Ezercir-Reglement« für die Infanterie Sorge zu tragen. Er hat den Abschluß der ein- schlag,gen Arbeite» aicht mehr erlebt, aber sei» erlauchter Nach, jolger hat diese« vom Vater überkommene Bermächtaiß übernommen und iu so kurzer Zeit zur abschließenden Thai werden taffen, daß allein schon hieraus zu erkenaen war, welche große Bedeutung Kaiser Wilhelm der Eiusührung eine« ueueu Exercir-Reglement- beimißt. Nachdem nun aber dasselbe serliq vorliegt — die Armee erhält es am Sonnabend —, darf au« der ganzen Anlage uud nach einigen den Geist der neuen Borschristeu beionder» präcisireadea Stellen der sichere Schluß gezogen werdea, daß seiten« de» Krieg«. Herrn der preußischen Armee eiue direkte persönliche Einwirkuag aus den Inhalt dr« neuen Exercir - Reglement« ftattgefunde» hat. Letztere« giebt sich al« eiue über»»« glücklich« Verbindung der olt- preußischen Straffheit mit den Anforderungen de« modernen Gesechte« an Beweglichkeit und Schmiegsamkeit der taktischen Formen, .^triegs- gemäß soll zukünftig die preußische Jasaaterie erzogen werde», uud diese Forderung zieht sich wie eia rother Faden durch da« ganze Regle ment, während in den bis jetzt giftige» Lorichriften der mehr exercirmäßigen, rein mechanischen AuSbildang der Truppen eia allzu große- Feld eingeräumt war. Gleich die ersten Sätze gebeu Direk tive sür die Art und Weise, wie künftighin uasere Infanterie ouS- gebildet werden soll. Es heißt dort: DaS Exerciren bezweckt Schu lung und Vorbereitung der Führer uud Mannschaften sür de» Krieg. Alle Ucbungei, müssen deshalb auf den Krieg berechnet sei«. Die wichtigsten Ansorderuageu aber, welch- der Krieg stellt, sind: strengste DiSciplin und Ordnung bei höchster Anspannung aller Kräfte. Diese Eigeascdasiea der Truppe so auzucrziehen, daß sie ihr zur anderen Natur werdrn, ist eiu Hauptzweck aller Urbungen aus dem Exercirptatz. wie im Gelände. Im Kriege verspricht uur Ein- iocheS Ersolg. Es handelt sich daher nur um die Erlernung und Anwendung weniger einfacher Formen, welche aber mit Straffheit eingeubt und mit voller Sicherheit brherrschl werdea müssen. Die Vorschriften de- Reglement» geben hiersür allein die Norm. Sie sind ihrem Geiste und Wortlaute nach sür Krieg und Frieden unbe dingt verbindlich. Alle Künsteleien sind unlersagt. Das Reglement zersällt in drei Theile. Der erste (Schule denauni) behnudclt die Einzelausbildung — von den Griffen sind „Gewehr aus" und „Faßt da- Gewehr an" in Wegsall gekommen —. den Zug, und zwar sowohl die geschloffene wie die zerstreute Ordnung, die Compagnie, da« Bataillon, da« Regiment und die Brigade. Dos Bataillon und besten Aus bildung bildet die Grundlage sür die Gesechtösührung. Die Liaien- sormatwn ist befestigt. Das Bataillon kennt nur noch drei Grund formen. Es stedt entweder in Doppelkolonne, der alten Lolonne nach der Mitte entsprechend, in Tirscolonne — die vier Compagnien in Conwagniecolonnea hintereinander — oder in Breitcolonne mit den vier Compagnien in Compagaiccolonnen nebeneinander. Die Compagnirrolonne besteht aus drei zweigliedrigra Zügen und ist fortan die Grundsorm sür olle Bewegungen resp. Ausstellungen, die Ge'ecdlszwcckcn dienen. Für die Comvagnie ist das Carr« geblieben, sür daS Bataillon wcggesallen. Alle Formen der Schule sind einsach und dar«, liegt iaiofcrn eine große Bedeutung, als auch unser« Reserven uud Landwehrleote binnen kürzester Frist sich in die neuen Borschristeu rinleben können. Wer also daraus speculirt, daß die Schlagsertigkeit de« deutschrn H err- durch Einsüh.una de- neoeo Reglements vorüber gehend gestört werde, der irrt sich gewaltig. Der zweilr Theil behandelt da« Gefecht uud zwar to folgenden Abschnitten: Einleitung, Bedeutung de« ExercirplatzeS, zerstreute uud geschloffene Ordnung, das Schützrngesecht, Verhalten gegenüber den verschiedenen Waffen, Benutzung des Schanzzeuges, Verhallen der Führer und Soldaten im Gefecht, Ausdehnung und Gliederung. Angriff und Berlhcidigung. ES solgr dann das Gefecht der Truppe», verbände (Compagnie, Bataillon. Regiment und Brigade) mit Schlußbemcrkunqcu, deren Schlußsatz als besonder- markant — er ist im Reglement mit besonders ielter Schrift gedruckt — wie folgt lautet: „DuS Reglement erschöpft die taktischen Lehren nicht, eS beschränkt sie aus grundlegende Gesetze. Die Ausbildung der Truppe ist aber nach de» Grundsätzen des Reglements richtig «rsolgt. wena sie da« kann, Wa der Krieg erfordert, und wenn sie aas dem GcsechtS- selde nicht- von dem wieder abzuftreiseo hat, wa« sie aus dem Exercirplatze erlernte!" Der dritte Theil behandelt die Parade, Abholen der Fahne» und die Signale. Das neue Reglement ist eiue hervorragende Leistung »ach Form und Inhalt; mit ihm wird die deutsche Infanterie auch nach der Seite der sormellen Schulung hin wieder au der Spitze aller Armeen stehen. * Die diesjährige Einstellung der Recruteo weicht von der vorjährigen ziemlich erheblich ab. Dieselbe hat »ach näherer Anordnung der GrnrralcommandoS bei der Cavallrrie in der Zeit vom 1. bis 6. Ociober d. I., bei den übrigen Truppeatheilea io der Zeit vom 5. bi« 10. November, beim Seebataillon, den Matrosen-, Artillerir- und den Torpedoadtheiluagen am t. November und bei der Matrosen- und W-rfld vision am 1. Februar k. I. ftattzusindcn. Die sür da« pommerjche Fuß Aclillerie-Regiment Nr. 2, die Uater- ojsicierlchulen, ferner die ais Ockonomic-Haudwerker ausqehobenen Recruten sind am 1. Ociober d. I. uud die Trniusoldoien sür den FrühjahrStermin am l. Mai k. I. einznstrllen. Wa- nun die Zahl der Recruten anbelangt, so sind einzustellen: bei den Bataillonen der Jasanterie mit hohem Etat je 230 Recruten, bei drn Bataillonen der Jnfantcrie mit niedrigem Etat je 200 Recruten, bei den Bataillonen der Jäger und Schützen je 180 Recruten, bei jedem Cavallerie-Regiment mindesten» ISO Recruten. bei jeder reitenden Batterie mit hohem Etat miu- besten« 35 Recruten, bei jeder reitenden Batterie mit niedrigem Etat mindesten« 25 Recruten, bei jeder Feld-Batterie mit hohem Etat mittdestenS 35 Recruten, bei jeder Feld-Batterie mit niedrigem Etat mindesten« 30 Recruten, bei den Bataillonen der Fuß-Artillerie mit hohem Etat je 200 Recruteo, bei den Bataillonen der Fuß- Artillerie mit niedrigem Etal und bei den Pionier-Bataillonen je 160 Recruten, bei jedem Bataillon de« Eiseabadn-RegimenlS min destens 135 Recruten. bei der Luftschiffer-Abtheilung mindesten« tb Recrulen. bei jeder Train-Compagnie zu dreijähriger aktiver Dieoftzeit mindesten« 1b Recruten, zu halbjähriger activer Dienst zeit im Herbst d. I. und im Frühjahr k. I. je 38 Recruten. Soweit Abgabe» an gedienten Mannschaften al« Krankenwärter, beziehungsweise al« Bäcker erfolge», sind Recruten in eutsprechender HSHe über die vorstehend genannten Zahlen hiaau« einzustellea. An Ockonomie-Handwerker» baden.sämmlliche Truppentheile min desten« ein Drittel der etatSmäßigen Zahl riuzustellrn. Marine. * Da« in Marinekreisen stet« mit Spanuuug erwartet« Ver zeichniß über die Ernennungen und Commandirungen von Secossiciere» sür da« nächste Halbjahr ist so eben erschiene». Wahrscheinlich in Verbindung mit der be vorstehenden Aendrrung in der Organisation stehl die Umwandlung der bi-berigrn Stelle de« t. Adjutanten bei den Stationen der Nord- und Ostsee in solche voa Chef« de« Stabe«. In W i l h e l m « h a v e n tritt al« solcher der jetzige Commanvanl de« „Gneisenau". Capitain zur See Thomsrn, in Kiel der jetzige Commanvanl de« .Bayern', Capitain zur See Freiherr von Srudon-Bibrau. früher zur Commando-Abtheilung der AvmiralilLt gehörig, ei» Bei jeder Station werden außerdem zwei Adjutanten geführt. Unter den Admiralen der Stationen tritt nur die Aenderung rin, daß der jetzige Chef de« Schul geschwader«, Contre - Admiral voa Kall, zum Mariue- Änspecteur in Wilhelmshaven ernannt worden ist. Prinz Heinrich voa Preußen hat sür den Winter kein feste« Commaado erhalten, bleibt vielmehr zur Disposition de« Chef« der Marinestation der Ostsee, V,ce-Ld«iral voa * Blanc Wa« die Ändieusthaltungen im Winter aus den in ländisch«, Statiofieä betrifft, so wird da« Panzerschiff Commaudant Capitain z. S. Hoffman». Wachtschiff in Kiel, uud „Friedrich der Große", Commaudant Eor» vettea-Capitam Klausa, Wachtschiff in Wilhelmshaven. Stammschiff der Reserve-Panzer-Divifion der Ostsee wird da« Panzerschiff „Bayern". Commandaat Capitain z. S. Plüddemana, Stammschiff der Reserve-Panzer-Division der Nordsee Paazersahrzeug „Mücke", Commandaat Corvettru- Capitain Herz. Stammofficier der 2. Torpedoboots-Reserve- Division ist Capilainlieutenaut Krieg und der 1. Torpedo- doot«-Reserve-Division Lieutenant z. E. Peter«. Ja Dienst werden seruer sein iu Kiel: Da» Torpedo-Schulschiff .Blücher", Commandaat Corvetten-Capitain von Ahleseld, und der Minen« Dampfer „Rhein", Commandaat Capitaii»- Lieutenant Heyn, in Wilhelmshaven da« Artillerieschiff „ Mar » ", Commaudant Capitain z. S. Dietert. In« Au-laud und zwar voraussichtlich zunächst in« Mittelmeer geht da« au« drn Schiffen „Stosch", „Charlotte",,.Gneisen»»' und „Moltke" neu zu formirend« Schulgeschwader, welche« von dem Eoutre-Ldmiral Holl mann befehligt werde» wird, der seine Flagge aus der Kreuzerfregatte „Stosch" hissen soll; al« Flagglieutenaat fungirt Lieutenant z. S. Braun. Die Stäbe sür die vier Schiffe de« Geschwader« sind wie folgt gebildet: S. M. S. „Stosch", Lommaudaat Capitain zur Ser Junge. Erster Olsicier Capitainlieutenaat Rosendahl. Ravigatiousosficier Lapitainlinttenant du Boi«, Batlerieosfieier Lieutenant zur Ser Lampion, Lieutenant« zur See Jacobs»», Schmidt l.. Buchholz uud Hipper, Uitterlieutenaut« »ur See Fraissiuet, Sendrick und Schcppe, 1 Uaterlienteaant von der Marineschule, Secondelienlenaat Knopf, Malchinen-Inaenieur Hemprl. S. M. S. „Charlotte", Lom- maodant Capitain »ur See von Reiche, Erster Ofstctrr Capitain- lieuteaont Hasenclever. Ravigatio»«osstcler Lapitaiulientraant Jach- manu. Batterieosfieier Lieutenant zur Ser Jauke, Lieutenant« zur See Reitzke. Grapow l. uud vo» Dassel ll.. ttaterlieutruaut« zur See Graf voa Mo»«, Oxe »ad Schmidt vo» Schwind, S Unter- lieutenaat« zur See voa der Martnrschnle, Sceoudelirntenoat von Sameke, Maschinen-Uittertageuteiir Meißner. S. M. S. „Bueisenan", Lommaudaat Capitata zur See Schwarzlose, Erster Osficirr Lapitaialieuteaaat Oelrtch«, Navigatlon-ossieter La- pitaialiruteaaat Herrin»»», Batterieosficier Tapiiainlieutrnaut Gercke, Llkuteooai« zur See Sommerwerck, Ioutzeu I.. Krause ll., van Rieffeu, Uaterlieuieuaat« zur See Brüll, Gotzheia, Bode. Schräder, Secvnde- lirutenant Gevprrt, Maschinen - Ingenieur Raffer. S. M. S. „Moltke". Lommandaul Capitain zur See Schulze, Erster Osficier Lapitainlieuteaaut Wicbeudusen, Batlerieosfieier Lapitainlieuteaaat Hüpede», Navigationsosficier Lieuteuoat zur See DerzewSki, Lieute nants zur See Schwartzkopsf, Soblitz, Becker, llaterlieateuaut« zur See Wilbraudt, JaSper, PersiaS, Philipp. Puttsarckea, Seronde. lieutenaat von Kaehue, Maschiotn-Unirriageoieur Merk«. MM Altes Theater. Leipzig. 14. September. Die Operette „Der Bettel student" von Millöcker, die sich auch bei un« al» ein Zugstück ersten Range« bewährt hat. ging gestern wiederum mit einer theilweise neuen Besetzung in Scene. Da« Libretto gehört ^u den glücklichsten Inspirationen der Herren F. Zell und Richard GenSe; die Handlung hat echt dramatischen Verlaus; die Scenen am Schluß de« zweiten Acte« sind wohl vorbereitet und sehr wirkungsvoll. Nur Uberwiegt im Ganzen der ernste Zug; gegenüber den Ossenbach'sche» Parodien mit ibrem kichernden Spott und der „Fledermau»" mit ibrer berauschenden Lustigkeit hat der „Bettrlstudent" die Miene eine» Intrigueudramas mit komischen Intermezzo« und fällt eigentlich mit seinem dramatischen Aplomb schwerer in« Gewicht al« manche Epieloper mit ihren harmlosen Ver wickelungen. Al» Debütant trat gestern Herr Januschke in der Titel rolle aus: er zeigt« al» Symon Rymanowicz einen kräftigen Tenor, der in einzelnen Töne» mächtig durchgreift, und der Dortrag ve» letzten Liede« bewies, daß der Sänger musikalische« Verständlich besitzt. Er erntete dafür mit Recht reichen Beifall. Ob seine Spielweise die leichteren Aufgaben der Operette decken wird, müssen spätere Debutrollen zeigen: die größeren dramatischen Scenen brachte sie zur Geltung; aber obschon er den Symon nicht mit dem Ernste spielte, wie Operntenöre. die sich zu einer derartigen Aufgabe verirrten und bei denen man bisweilen den Mann mit der eisernen MaSke zu sehen glaubte, so störte doch etwa« bei den leichteren Nuancen der Conversation die Dialektfärbung. Neben unsere spiel- und sangeögewandte Frl. An de« (Laura) trat gestern Frl. Barl ah al« BroniSlawa, welche die ewig - hungrige Schöne mit ziemlich drastischem Farben- austrag spielte. Daß diese echte Operettenfigur in dem Stück« mehr hervortrat, al« r« sonst der Fall zu sein pflegt, kam dem Ganzen zu Statten. DaS Duett mit Jan Ianicki (Herrn Marion) sang Frl. Barlay trefflich und mehrfacher Hervor ruf belohnte sie und den Sänger dafür. Die anderen Rollen, abgesehen von den kleineren, wie der Mnsikgras und seine Frau, die von Herrn Reimer« und Frl. Göhr« angemessen burchgesührt wurden, sind von früher der bekannt. Hauptträger de« Erfolg« bleibt immer Herr Rohland» dessen Oberst Ollenvors eine prächtige Leistung ist, welche von ihrer früheren Frische nicht« cingebüßt hat. Rudolf von Gottschall. ----Stadttbester. „Da« Spitzentuch der Königin", die melodiöse Operette von I. Strauß, welche am Leipziger Sladtlheater bisher noch nie gegeben wurde, kommt am heutigen Sonnabend im Alten Theater zur ersten Ausführung. Die Hauplpartien der sorgfältig eiastudirten Novität liegen in den Händen der Damen Ändes. Barlay, Buse. Göhr« und der Herren Bank, Ernst Müller unk Rohland. * Leipzig. IS. September. Am heutigen Tage ist der vortreffliche Musiker und Dirigent Herr Moritz Vogel durch die königliche Kircheninspection al« Director de« von den Kirchengemeioden zu St. Petri und St. Matthäi ge meinsam errichteten Kirchcnchore« verpflichtet worden. * Lei »zig, 14. September. Der Familicuabend de« Lho> - verein« „Lirdcrkranz" wird Sonntag im Siebeamäonerhause statt- finden, verschiedene Bo träge de« Chor«, welchen in umsichtiger Weise Herr Georg Heriuq leitet, werden dem abwechseluag«reicher Abend ein künstlerische« Gepräge gebe». L.tVb. Ei» früherer Leipziger Coaservatorist in S. Francisco f. Durch die Zeitungen läuft dir Nachricht von dem Ableben eine« um die Pflege deutscher Musik in Amerika, wie , eS beißt, verdieutea Musiker- in Ealiforuien: Rudolph Herhold I ,au» Biberach", „ehedem Schüler Mendelssohn'« und Moschelet' j vom Leipziger Lonservatoriuw her". Dies« Angabe ist uur halb j richtig. Unter Nr. 323 weift da« Album de« hiesige» könig lichen „Louservatorium- der Musik" au« dem Jahrgang 1851 ollerbiug« einen Schüler diele- Namen« aus. Mkndclsiobn war damals längst tobt. Heinrich August Rudolph Herbold stammte ouS Ibüriugen, also uicht au» Biberach in Süddeutschlond, sondern ou« dem Städtchea Bibra am Faulbach, Kreis Eckort«, berga. Hier war er am 28. März 1831 geboren. Sein Later war Rector. Herhold juu. hatte seit 1844 da« Raumburger Gymnasium, di« Domschule, besucht uud war dort von Sppellcnio»«ratb Krug im Llavieripiel unterrichtet worde,. Sei» Aaseuhalt am hiesige» Cou- servatormm dauerte wegen Krankheit uud auderrr biuderlicher Ver hältnisse halber uur vom 5. April bi« zum 8. Juli 1851, also genau genommen »ur «i» Vierteljahr. — Herhold wauderte all bald nach Amerika au«. I» Jahr« 1870 betuchte er dou dort au« die Hetmalh wieder, erlitt aber »uterweg« eiue» Schlagausall, vo» dem er sich uicht wieder ga», erhole» kouutr. r Echueebrrg, 13. September. Am gestrige» Tag« hatte» sich die „Paultuer" i« ZwickauerKreise, alte Herren, wie ouch rtuige «live Mitglieder de« akademischen Gesaugverrtu«, mit Lame, im Casino hiersekbst tu größerer Anzahl zu eiue« gesellige» Beisamme». fein verewigt, koloqmirlett. »,d Chorgesäuge, sowie Aiipruche» wechselten miteinander tu lnwter Reihenfolge. Bet de» veisam««W» sei» herrschte dir ant»triefte Stimmung, '
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