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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-16
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1888
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Erste Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. -R L«v. Sonntag den 16. September 1888. 82. Jahrgang. Die Laisermanöver. * vo» den Kaisermanövrrn wird de- Weiteren gemeldet: Müncheberg, 14.September. Die heutigrn LorpSmanöver de» GqrdecorpS gegen markntten Feind gewinne» ganz besonder« Bedeutung dadurch, dag dieselben voa Sr. Majestät dem Kaiser »ud König in Perlon commandtrt d. h. geleitet werde». Ten Manövern liegen folgende Ideen zu Grund«: Geueralidee: Tine Ostarmee ist im Bormarsch über Küstrln und Frankfurt a. O. aus Berlin. Line Westarmee rückt zum Schutz der Hauptstadt über Ftirstenwalde-Köpenick vor. Specialidee für daS OstcorpS (Bardecorps): Da- Ost-(Garde-)L«rpS ha« am lS. September bei Küste»,. die ihm unterstellte Garde-Lavalleriedivision und Lavalleriedivision 3. Armee- corp« haben unterhalb dieser Stadt die Oder überschritten und solleu aus Fürftenwalde warschiren. um dem Feinde hier den lieber, gang über die Spree zu verwehren, bi» d e übrige» Theile der Ostarmee, nachdem sie bei Frankfurt a. O. übergegangen, heran, gekommen sein werden. Bon, Feinde ist bekannt, daß Abtheilungen desselben a« 13. September durch Erkner und Neu-Liitau vor- marschirt «areu. Am 1t. September 9 Uhr Bormittagl hoben erreicht: die 1. Garde-Infanteriedivision und Lorp«. anillrrie auf dem Morsch von Sclow aus lempelberg: de» Okrand der Behlendorser Haide aus dem Wege Marxdors-Beblen- darf; die 2. Garde-Insanteriedwision auf dem Marsch vo» Dolgelin über Lietzeu aus Heineredorf: Borwerk Regenmantel; die Barde- Lavalleriedivision aus dem Marsch von Plat kow über Alt-Roi»»ihal und JahnSselde auf Göl-dorl: de» AuSgang der Lhaustee Jahns- selde-Hriner-dors out der Behlendorser Haide; die Lavalleriedivision 3. AemeecorpS aus dem Marsch von Neu-Haevenberg aus Müuche- berg: Trebnitz. Um die aug-gebene Zeit erhält der bei der Avant garde der 1. Bardc-Jnsaniertidwisioii befindliche commandirende General folgende Meldungen: Gegen 8 Udr 30 Minuten Boi mittag« bet Lggerodors zahlreiche feindliche Patrouillen vcrich>edener Lavallerieregimenter; um dieselbe Zeit aus dem Wege von Schön- feld« »ach Eggersdorf Lavallerie - Marschkolonne» erkennbar. 8. Eine feindliche Lolonne aller Waffen marschirt von Beer- selb« auf Gösdorf, äußerste Lavalleriespitzeu schlagen 8 Uhr 3b Minuten Bormittag- von dort den Weg aus Tempelberg ei». Straße Füistenwalde-Steinhösel vom Feinde frei. Es stehen 9 Uhr BormitiogS zur Bewegung bereit: Bardr-Lavalleriedtvifion: sübl ch JahnSselde, soweit der Platz reicht, in Marschkolonne auf der Lhaussee nach Behleudorf, Spitze am Sübrand der Behlendorser Haide; 1. Garde.gnsanteriedivision und LorpSartillerie: Avantgarde am Wege Ma>rdors.Be»leadorf, am Ostraud der Behlrnborfer Haide BroS westlich Marxdorf; 2. Garde-Insanteriedivision: östlich Vor werk Regenmantel; Lavalleriedivision 3. Armeecorp«: am Wege Trebnitz-Müncheberg nordwestlich Nohrfichten. Di« drei letztere» fämmilich in BersammlungSiormation. Die erste Garde-Jnsanlerie- division ml d'r LorpSartillerie und die Garde-Lavalleriedlvision treten um 9 Uhr vormittag-, die 8. Garde-Insanteriedivision und die Lavalleriedivisto» 3. Armeecorps um 9 Uhr 15 Mm. vor- mittag« an. Beginn de- PatrouillcngangeS bei allen Divisionen 9 Uhr vormittags. Specialidee für daS Westcorp« (markirt): Da- Westcorp- mit der idm unterstellten Lavalleriedivision ist am 13. September über Neu-Zittau aus Erkner mit dem Aultrage vorgeschickt worden, der Westarmee de» Spreeübergaug bei Fürsteu- walde ossen zu halten. ES ist bekannt, daß am 13. September feindliche Truppen die Oder bei Küstrin überschritte» haben. Am 1t. September, 9 Uhr Bormittag«, haben erreicht: die 5. Jnsanterie- division mit der LorpSartillerie auf dem Marsch über Beerselde aus Tempelderg: Böhl-dorf; die 6. Jnsanterie» und die Lavillerie» division aus dem Marsch von Kagel über Egger-dors aus HeinerS- d»rs, erster«: Schönsclde. letztere: EggerSdors. Der bei Egger-dors befindliche commandirende General erbält zu der angegebenen Zeit von Officierpairouillen folgende Meldungen: 1. Starke seiudlich« Lavallerie marschirt aus der Lhaussee von JahnSselde nach Behlen- dors. T-te 8 Uhr Vormittag« am Lhansseehause. 8. Starke feind» liche Lolonne aller Waffen im Marsch von Neuentempel aus Marx, dors. TSie 8 Uhr Vormittag« nur einige 100 Meter von letzierem Torfe. Sammelplätze 8 Uhr Bormittag-: 5. Infanteriedivision und LorpSartillerie bei GöhlSdors, 6. Jnsantcriedivisio» bei Schön- selde, Lavalleriedivision bei EggerSdors, iämmilich in Versammlung«, formation. Beginn der Bcivegungeu und de« Palrouilleagange-: 9 Udr Lormillag«. Bemerkung. Ta- Westcorp- legt weiße Ueberzüge über die Kopsbedeckungeu au. * Müncheberg, 1t. September. Heule früh kurz »ach 6 Uhr trafen der König von Sachsen und die übrigen fürstlichen Manövergäste bei JahnSselde ein und stiegen hier zu Pferde. Sc. Majestät der Kaiser, in der Uniform seine« Leibgardehusaren. Regiments, war direct von Müncheberg noch JahnSselde geritten. Allerliöchsiderselbe commandirte persönlich da« Barde» corp-, da« durch eine combinirte Lavalleriedivision de- III. Armec. corp- verstärkt war, gegen den markirten Feind. Gegen 9 Uhr begann die Bewegung der Truppen. Lavallerie leitete da« Gefecht ein, indem südöstlich von Müncheberg 12 Lavallerieregimenter »inen zweimaligen glänzenden Angriff unternahmen, dieselben mußten in dessen. da sie aus leindliche Uebermacht stießen, zucückgehen. Inzwischen gingen von Südosten her die erste und zweiic Garde-Insanteriedivision und die LorpSartillerie vor. Die Avantgarde derselben »ahm aus derHSbe nordwestlich von HeinerSdors Stellung. Hier verweilte auch Se. Majestät der Kaiser längere Zeit. Der markirte Feind versuchte einen um- fassenden Jnsanterieoagriff. Plötzlich brachen von Nordosten her, wohin sie verdeckt gelangt waren, beide Lavalleric-Dwmonen vor und griffen in langgerlttener Attacke den Feind an. Die Jnsanterie benutzte die-, um nunmehr einen allgemeinen Vorstoß zu unter- nehmen. Unter persönlicher Führung Sr. Majestät de« K-iser-, der sich zwischen dem 1. und 3. Bataillon de- 1. Garderegiment« zu Fuß besand, ging da« gesammte Lorpt zum Angriff vor. Der Gegner wurde vollständig geworfen. Hiermit war das Manöver beendet. Der Kaiser sprengte sodann zu sämmtlichen Truppentheilen. Bei dem darauf stattfiudendcn Parademarsch führte Se. Majestät da« GardecorpS, sowie die combinirte Lavallerie-Division de« dritten Armeecorps seinen hohen Gästen vor. Die Haltung der Truppe» war wiederum vorzüglich. Se. Majestät der Kaiser ritt nach bei» Hauptquartier Müncheberg zurück, während die fürstlichen Gäste sich mittelst Txlrazuge- nach Berlin zurückbegaben. * Müncheberg, 14 September. Se. Majestät war heute »ich« aus dem Bahnhof Trebnitz zum Empsaug der fürstlichen Gäste, erwartete vielmehr die Fürstlichkeit«» bei JahnSselde. Heute, Mitt- wach, um 3'/, Uhr ist em Diner vo» 3S Gedecken angese-t. Herr Pein, der Wirth Seiner Majestät, ist j»r Tafel befohlen. Die Tafel ist in Huseisensorm im Zelt ausgestellt; 12 filberne Laudelaber. 3 große Bouquet« und 3 Blumeavarterre« zieren sie. Heute Abend bringt der Sangerchor vom t. Barde-Regiment mit IbO Fackeln beiuer Majestät ein Ständchen. Deutscher Iuuungstag. * Dieser Tage war in Berlin ler bculsche JnnungStag versammelt, eine Vertretung der Innungen und Innung-- verbände im deutschen Reiche. Bor wenig Wochen erst konnten wir die Verhandlungen de- deutschen Handwerkertages in München mittheilen. Die Frage drängt sich hierbei aus, ob denn diese zwei Tage nicht ei» und dasselbe sind, und die Antwort wird gewissermaßen schwer, weil ja beite Abgcord- netentagc die Beilrrter ein und derselbe» Ermerböclaffe, dcS Handwerk-, zu sein Vorgehen. Mancher, der in München war, mag auch jetzt in Berlin gewesen sei», und doch zeigt sich in beiden Tage» eine ziemlich große Verschiedenheit. Ab gesehen davon, daß eS sich bei der Anwesenhcil zuin JunuiigS- lage um die Abordnung seiten- einer Innung oder eine« JnnungSverbaiideS handelt, also im Gegensatz zu den M>l- gltcoern dcS HantwcrkertageS, welche auch ohne Auslrag erschiene», beim JnnungSlag mehr Stimmen als Personen auwesknd sind, so ftt auch der J»„u»gSlag deshalb von immerhin größerer Bedeutung, weil daselbst die Beschlüsse und Wünsche i» Berücksichtigung der Entwickelung der Gesetz gebung gefaßt werden, wenn hiermit sreilich auch nicht gesagt sein soll, daß aus dem Jni'UiigStaze ebenjallS nicht uiicrsüll- dare Forderungen aufgestrlll würde». Ter Haiidwcrkerlag ist radikal, der JnnungStag ist mehr diplomatisch. AuS dem Emen entwickelt sich das Andere, und eS ist nur eine Folge der neuen Gcwrlbegesetzgebuiig. wenn sich die schon mit großen Rechten auSgestalleien Innungen neue Rechte wünschen und wen» sie. ohne blSber die ihnen gewäbrtcn Freiheiten mit den ihnen auserlegte» Pflichten »ach allen Letten auSgenutzl od>r erfüllt zu haben, niik Nachrrnck ihre weilergchcnte» Ziele v-rjclge». Tie bculige G« tzgeb»ng legt ihnen immer noch einige B'schiänknng n, beiip>elSwe>se in der 1'ehU»igöiragc. aus, welche ihnen nicht paffen und welche sie je eher je lieber beseitigrn wellen. Ein gemäßigt conscrvaliver Staatsmann, Heir von Varnbübler, hat die Uedet, welche sich aus dieser steigende» Begehrlichkeit ent wickeln, klar gelegt, und anch wir haben diese Varnbühler'jchcn Arlikel abgedruckt, allein innerhalb der Hanciverkeikecise selbst macht sich nur schüchtern die Memung gellend, daß eS nun mehr n»t den Rechte» genug sei, u» Gegcuibeil die jenige Partei, welche „Alle«" will, ist noch a», laulcsten vcr- nebmbar. Sie sucht die günstige Zusammensetzung dcS Reichs tags für sich auszubeule», so lauge cö noch Zeit ist. Man wird gerechterweise zugcben müsse», daß die JnnuiigS- bewegung ein frische- Leben in die Kreise der Handwerker ge tragen hat, daß, angrfpornt durch die Erfolge aus politischem Gebiete, sich die Handwerker auch aus ihrem Arbeitsgebiete gerührt haben und i» vielen Orlen daS lebhafte Bestrebe» an den Tag legen, die Erwartungen, welche man a» die neue Gesetzgebung knüpjle, zu erfüllen, daß sie, unterstützt durch de» wirldschafliiche» Aufschwung deS ganze» geschäftliche» Lebens in den letzten Jahren, sich vielfach bimübl habe»,sich auS engeren Verhält,»sie» herauszualbeitcir und ihr Handwerk nach vielen Seilen hin zu heben, allein die Frage bleibt doch offen, ob sich dieS bei einigermaßen gutem Willen nicht auch ohne den Apparat der Gesetzgebung hätte machen lassen. Immerhin, die Innungen sind vorhanden, wir habe» mit ihnen zu rechne». Ist e- aber nun nölhig, immer neue Forderungen ausziisftllen, und wäre eS nicht besser, erst die neuen Errung-nschaslen ordentlich zu vertanen? Bei der schnellen Entwickelung ist ein abschließendes Urtheil über sie doch nicht möglich, und vorläufig müsieir wir über die weiteren Forderungen, welche unser Er werbsleben viel mehr beeinflussen als die srichtren, »och sehr den Kopf schütteln; denn waS zu ihrer Empseblung jetzt wieder in Berlin gesagt worben ist, ist nicht- Objektive«; kein klarer Nachweis »st vorhanden, baß die Erfüllung durchaus nölhig ist, vielmehr geht auS der Heftigkeit der Wünsche und aus den politischen Seitenblicken hervor, daß eS sich nur um die Gewinnung eme- Sieges >» politischer Hinsicht mit politische» Folgen handelt. Im JnnungStag ist diese parteipolitische Färbung nicht so schlimm zu Tage getreten wie >», Hand- werkcrtage, und dieser hat sich deshalb von den österreichischen Handwcrkcrzeiliiiigen sehr bittere Worte sagen lassen müsse», denn so innungSwükhig und. um die- Wort zu gebrauchen, so sehr reactionair die österreichischen Handwerker i» gewerbe- politischer Hinsicht sind, so sehr Hallen sic sich doch von bei» anderen politischen Programm der Partei entfernt, welche vorgiebt, da« Heilmittel für alle gew-rbliche» Schäden gesunden zu haben. Dabei ist aber auch der JniinngStaa der Regierung nicht sicher, und wenn sie ibm auch ein gewisses Wohlwollen entgegenbringt, so daß der Obermeister BrandcS sagen konnte, der JnnungStag bade schon manche Sachen besprochen, die eigentlich de» Innungen gar Nichts angingen, die Polizei hätte dagegen einschreiten können, „wenn die Regierung unS nicht wohl wollte', so ist dies S Wohlwollen doch immerhin nur der Art, daß eS die von oen Jannngen gehegten Wünsche nur insoweit «rsüllt, als sie den Interessen der anderen ErwerbS- rlaffen nicht cntgegenstchen. Gewisse Forderungen der Hand werker kann die Negierung gar nicht vor dem Ne chStage ver treten und sie wird solche Forderungen auch gar nicht ein- brlngc», wie ein Redner im Lanse dcx Verhandlungen be merkte. schlimm ist eS aber, wenn eine Partei, welche vorgiebt. sich aus die Regierung zu siüye», Wünsche rege macht, welche diese nimmermehr erfüllen kann. Die geweckte Begehrlch- keit ist später schwer zur Ruhe zu bringen, und ihre Nickt- besriedigung macht keineSivg« zufriedene Staatsbürger. DaS sollten vor Allem die Leiter der Bewegung bedenken, sie könnten sonst eines TageS rathloS vor den gerittenen Geistern stehen, weil sie diese nicht loS werden. Solch ungebundener Geist, der sich in der Folge gegen den Urheber selbst kehrt, ist z. B. die Gesetzgebung aä doe. Irgend wo zeigt sich ein Uebelstand, gleich muß daS Gesetz Abhilfe schassen; man hat gaiir verlernt, kleine Unhelligkciten zu er tragen, weil lie Gesetzgebung-Maschinerie unaushallsam arbeitet, und foitwährrnv verlangt man »ach gesetzlichen Aenberungen. I» unserer schnelllebigen Zeit gelte» Tage gleich Jahren, und waS heute gesetzlich sestgestelll wird, das zeigt sich schon nach kurzer Zeit der Abbilse bedü'-slig. Aber gerate wegen der Schnelllebigkeit sollte man vorsichtiger sein mit neue» Gesetzen, die immer »ur regeln »nd binden, die einer vorübergehenden Uiizuträglichkeil entstamme», und gerade die Handwerker sollte» sich bescheiden können, wenn sie auch »ur zum Tbeil der feste Puncl >i» EnvcrbSlebcn sein wolle», welcher zu sein sie immer vergeben. Wir lheilen nntenslehend die Beschlüsse dcS JnnungS- lag« mit. Von einer Wiedergabe der Verbaiidlungen muffen wir absehen, da dieselben zu lang sind und außerdem die nnö vorliegenden, wie auch in anterc» Zeitungen erschienenen Be richte mangclbast sind. A»S den Beschlüssen kann man sich leicht rin Bild von dem JnnnngStage macken, denn daran bat eS wirklich nickt geseblt. wenn auch solche allseitig zu begrüßende, wie die, welche daS Fachschulwesen betreffen, sehr, sehr selten sind. . " . Beschlüsse deS deutschen InnungStageS. * Ans dein dieser Tage iiaNgesni'denc» deutschen JnnungS- tage wurde» folgende Beschlüsse gefaßt: Hamburger Innuiigsau-schnß: Zusätze zu der Ge werbeordnung behüt- Unterdiückiiiig der AibciiseiiisteNnngeir. Zniatz zu Z. 97 ml 2. „Die Errichtung und Perwailnng von Albciis- naäweilungsnnstaüeii, sowie die Regelung und Uibeiwachniig de« Herberg-weslN- sind au-sililiißlich vo» der Innung in Geminichasi mit den bei de» Innung-»,«»«,, be chäsligten Gcftlle» zu lewiike». Verweigern die Gesellen ih r Mitwirkung tnerzu, so geht die Berech- tiqiing aus die Jiiuiiiig-meisler alle!» über." Zn 8- I52a. „Slrei- tigkeitcn und Differenzen über Fesistelluiig von Lob». und Arbeit-- betingunge» eine- Gewerk« unterstelle» Ler Unleiiiichung und Ent scheidung eine- Eiinguiig-amic-. Do- E>nig»ng«aint »inst zusammen gesetzt sein au- einem von der Aussichi-beiiölde für tie Jnuungen und oen übrigen bürgerlichen Släitten z» ernennenden Vorsitzenden und ...Beisitzern, welche zu gleiche» Ilieile» au« Arbeitgeber» und Aibtilne! mcrn bestehe»." Zusatz zu 8 153. „Unter Anwendung körpert che» Zwange-, sowie Drohungen, E: rv.-rletzuiigc» und Berrus-elkiäriliig ist u. A. zu verstehe»: I) G.nvalt gegen Person oder Vermöge» (öffentliche Bekanntmachung iigcnd welcher Art. welche Namen vo» Arbeitgebern cder Arbeitnehmern enthalte») sind, lobald sie zu Zwecken der Arl>k»ssve,re oder der- gleichen veröffentlich! werde», als Gewalt gegen B'iiiwgen zu be- teachien; 2) Drohung oder Emschüchiernng oder Ausstellung vo» Bedingungen seilenS der Arbeitgeber oder Arbeitnehmer, welche einem Friedciisbiuch gleichkommen oder in d e Hausordnung des Einen oder deS Andern hineingreisen; 3) Belustigungen oder Stö rungen folgender Art: ». beständige- Bersolqen von Ort zu Ort, zun, Zwecke de- Arbc>l-a»-schl»sse-: b Versteck von Werkzeugen oder Kleidungsstücken oder deren Forliiahme oder Hinderung an dem Gebrauche solcher; e. Ueberwachung oder Umstellung von Bah» hölen, Schiff-ladung-psätzen oder sonstiger öffentlicher VerkehrS- anstalten, de« Wohnbause« resp. de- Arbeit-- und GeschüstSIocolS oder der Zugänge z» solchen, oder Versolgung eine- Einzelnen in Uiigeböriger Art aus Straßen." Angenommen. BcsähigliiigS uachwei- und die Sicherung der Berechtigung zur Führung de- Meistertitels. Die Berliner Drcch-lerinnung be antragt hierzu: „Der zweite deutsche JnnungStag wolle beschließen, da« Bureau zu beauftragen, an maßgebender Etcllc dafür zu sorgen, daß die vielfache fälschliche Führung von Tneln seitens der kaus- mäiinischen Firmen üver den Läden beseitigt und bei Strafe Ver bote» werde." Angenommen. Obligatorische« LegltimationSwescn der Gesellen. Der zweite deutsche JnnungStag erklärt, daß zur organischen Durchsührung de- Jnnung-gesetze- vom 18. Juli 1881 die allleltige Regelung de- GesellenIegiliinationSweseii« ini Interesse der Ordnung in unseren Werkstätten notilwendig ist; er sordert z» diesem Bchuse die Ausdehnung der gesetzlichen Verpflichtung zur Führung eines Legiliiiiatton-ouöwciseS aus die säinmllichen Alter-elassen der gewerbliche» Arbeiter mit der Maßgabe, daß die Ausgabe der Legiiimaiion-bücher durch InnluigSveibände und die Abstempelung, sowie die sonstige Handhabung, Mit Ausschluß aller polizeilichen Paßconteole, lediglich durch die Jniiniigc» geschehe. Der deutsche JminngSIag beauftragt da- Bureau, in jeder nur mögliche» Weise aus die gesetzliche Turchlühriliig der obllgalorischcn Arbeitsbücher sowohl bei den Behörden als auch beim deuischen Reichstage hin- znwirkcn. Angenommen. Wünschenswerthe Abänderungen de- Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter behuss Förderung der Jniiiliig-gesellen - Krankencassen und Erniöffichinig der BerbandS- ttrankencaslrn für Mcist r, Gesellen und Lehrlinge. Faster-Berli» enipsahl die Annahme eine« länge,en AHLnderuiig-a itrag«, der aus die Einlührung von ZwanqS-Jiinungs-Kraiike,Waffe» hinziclt. Mil dem Ameiideinent der Berliner Taiiieiimänlel < Schneiderinniing, „die Jiinungskrankencasscn" auch aus die „Gehilfinnen" au«zudch»e», an- genommen. Tie Ausdehnung der Unfallversicherungspslichtig- keit aus da- gelammte deutsche Handwerk. Diese Ausdehnung soll nicht eher vollzogen werden, als bis sämmilichc gegen Lohn und Gehalt auch außerhalb de- Handwerkes arbeitende Personen dem Unsollgesetz unterstellt sind und dasselbe auf sämmilichc selbstständigen Hiindwerk-meister ieme Ausdehnung findet. Die Erklärung fordert, daß zu der BeiiragSpflicht „alle Kreise durch Steuerbeiträge Hera» gezogen werde»". Angenommen. Möglichst vielseitige Pflege de« gewerblichen Fachschul wesen- ist eine heilige Ausgabe der Innungen und der Jnnungs- verbände. Zugleich »ins, slaollicherseitS dasür Sorge getragen werden, daß sowohl die Innung-, wie auch die Berdand-sachschulen die gebührende Fürsorge und soviel als »iöglich au- öffentlichen Mitteln finanzielle Unterstützung ersahre». Angenommen. Stellungnahme zu dem Entwürfe de-Gesetzes, betr. die AlterS- und Invalide »Versicherung. D>-r Vorstand wird beaustragt, eine Tenkichrist über den Entwnrs ou-zuarbeiien und dem Bundes- ralhe zu unterbreiten. Tendenz der Denkschrift: „Der zweite deutsche JnnungStag beschließt: da- Präsidium wird beauj- lragt, dahin zu wirken, daß in den Gesetzentwurf, betreffend die Alters- und Invalidenversicherung, folgende Bestimmungen aus genommen werden: 1) Die Aller-Versorgung beginnt Mit dem voll- endeten 60. Leden-jahre. 8) Die zu gewahrende Rente wird nach den Lohnlisten der BerusSgenossenschasten (aus sämmlllche Arbeiter ausgedehnt) nach Procenten berechnet. 3) Diesen BerusSgcnoffcn- scha'lei, wird die Verwaltung unterstellt. 4) Zu den Beiträgen zahlt der Versicherte eine Hälslc, die andere die Staatscasse. b) Den, selbstständigen Arbeitgeber ist die sacultaiive Mitgliedschaft zu ge währen bis zu einem Jahresverdienst von 2000 bei Zahlung des ganzen Beitrage«." Ausstellung von Grundsätzen für die Vergebung von Submissionen und öffen»ich-n Lielerungen. Folgende Resolution gelangte zur Annahme: Bei Submissionen der Staat-- und Lommu nalbedörden soll nur dann der Zuschlag dem Mindestsordernden cr- »beilt werden, wen» nur zwei gütige Offerten «»gegangen sind. Sind aber mehr Offerten eingegange«, so ist der Zuschlag dem Ein sender derjenige» Offerte zu ertheüen, welche nach Atdilwn sämml- licher Gesammipreise der einzelnen, dividirt durch die Zahl drc. letzteren, dem hierdurch erhallen«, Quotienten am nächsten koimi». Zur Submission sollen nur gelernte und geprüfte Handwerksmeister zugelassen werde». Nicht fachmännische Elemente und Zwischenhändler sollen ganz auSqeschlossen sein. Die Abnahme der fertig gestellle» Arbeü«, soll durch eine Evmmission von Sachverständigen erfolgen, welche aus Mitgliedern bestehender Innungen gewählt werden muß. Dieselbe hat die Arbeiten aus ihre Güte und sachgemäße Ausführung zu vrüsen. Regelung der Ge söngnißarbeit. Annahme folgender Resolution: „Die heute i» Berlin versammelten Vertreter deutscher Innungen und Innung-Verbände erklären: bei der SlaaiSregieeung ist dahni zu wirken, daß seiten- der Gksängniß- und Corrrctions- anftallen und dergleichen gewerbliche Arbeiten nur sür den eigene» Bedarf der Anstalt, sowie sür sonstige Einrichtungen deS Staate« angesertigt werden, dagegen die Herstellung gewerblicher Erzeugnis!: sür Piivalilnteriiehiiier gänzlich untersagt wird." Hausirwese» und Abzahlungsgeschäfte: I. Resolution des Referenten Korbmachernieister Denilcher-B rlin: Der zweite dentiche Jiiiiiiiigsiog besch ießt: da der Hausirhaiidel bei den jetzigen Ver- kehr-verhäli»isseii entbehrlich ist, weil iämnitliche Bedarfsartikel überall »» dkiittchen Vatcrlandc bei seßhaften Kausleuien und Handwerker» zu habe» sind, und da auch durch de» Hausirhaudel die öffentliche Sichern«! bedroht «schein!, so ist derselbe so weit wie möglich aus- zuhebcn. Sollie dieser Antrag nicht die Zustimmung der gesetz gebende» Faktoren erlangen, so möge die Gewerbeordnung Tilel ll l, bikreffend de» Gewerbebetrieb im Nmherzielieri, solgende Abknderuiigeii ersahre»: l) daß dem 8. b6 der Gewerbeordnung hinter lO. hinz»- gesügt werde „ll. Handwerk-erzeugnisse" (als vom Hausirgewerde anSzuschlicßeiidc Gegenstände); 2) der Hausirhandel der Ausländer bis ans die Zulassung im Grenzverkehe verholen und denienlspicchend 8 56<i der Gcwcrbcordnnug abgeändert wrrdc; 3) de» 8- "7» dahi» abzuäiider»: a. „wen» er wegen strafbarer Handlnnge» re. zu einer Freiheitsstrafe veiurlheilt ist", und insolge dessen 8- 57 h zu streichen und außerdcn, hinzuznsügen: I>. „wenn der Nich- siichende wegen Nichterfüllung sei»« ZahIungSvermudlichkciien rechts kräftig verurlheilt worden ist"; 4) ß- 57a Absatz 1 dahin abzn- ändern: „wen» der Nachsnchcnde ei , reiferes Mannesaller »och nicht erreicht hat". 5) Zn 8- 41 hinzuzusüge»: „Haiiblnnqsreisende. welche an Privatpersonen verknusen, gleichviel, ob sie die Maaren losvit abgedeii oder vom Hause abl'cudeu lasse», sind unbedingt den Hausirhäudlern gleichzusteNen und haben einen Wansergcweibeschci» z» sührcn." Ferner: „In jedem Wandergewerbeschcin müsse» die Aelen der Industrie- und Handelsartikel verzeichnet sein und müssen olle Sammel- resp. Cvlleclwnomen vermieden werden. Außerdem ist de», der Wandergewerbe'chein zu versagen, der den Hinsirhandr! mittelst Woge» resp. per Achse belreibl." II. Resolution Tchuman i: ,,Dcr zweite deutsche Jnnuiigslag beaiisiragi den Lenlinlausskbiiß, eine Denkichrift aiiszuarbeilen. i» welcher die Manipulationen der Abzahlungsgeschäfte klargelrai werde», daiiiil eine Schädigung des Puvlicums durch gesetzliche Bestimmungen verbinden und das aus voller Basis arbeilende Handwerk geschützt wird." III. Resolution Köpve»: „Ter Jnnung-tag beauftragt da- Präsidium, dahin .» peiliionireii, weu» c« nicht möglich sei, den Ossicierconsui» verein gönzlich zu beseitigen, doch dahin z» streben, deuselbrii zu beschränke», so daß böchstenS nur die zur E<,ujpi,ung »IS Osficiei- hedarssgegenständc dienenden Artikel angescrligl und gebandeli werden dürfe»." Angenommen. 8. lOOo und k der Reichsgewerbeordnung. Es wii'dcn folgende Resolulionen angenoinmen: I) Antrag Brandes-Berlin: Dahi» zu wirken, daß mi 8 lllOo der Schlußsatz von d.» Wollen „wen» der Arbeitgeber" ab gestrichen und statt dessen hiiizugesügt werde: „wenn der Arbeitgeber, obwohl er Arbeite» des in der Innung vertretenen Gewerbes verscrligt, der Innung nicht an- gebürl". 2) Resolution Christoph-Dresden: „Ter zweite dru'. ch' JnniingStag «»psiehlt den deulichcn Innungen, beziebun.'sivclsc JniiungSverbänden. sür d e Erwerbung der Rechte des 8- lOOv der Reich-gewerbcordiiiing, und zwar d:S 3. Piinetes desselben. nnanS- gesetzt energisch Ihäiig zu sein." Zur Frage der Toppel-Jnnungc» wurde ei» von Obermeister Brandes vorgeichlngener Antrag ange nommen, welcher den Vorstand beaustragt, bei der Slaatsregierung dahin zu wirken, daß sie da- System der Tobpel-Jiniungen inner halb eine- Jnnung-bezirkeS beseitige und i» kkiiicr Weise mehr zur Gillung koiiimeii lasse. Die Schneider-Innung z» Brcsln» regte die Frage an, wie viel Lehrlinge ein Meister im Verhältnis) zn teiiien Gesellen beschästigen dürft. Ter Jiinungslaq setzle dirscS Berhällniß aus 2:1 ftst. Der Antrag der Berliner Dachdccker- Jiinung: „eS möge dahin gewirkt werde», daß Foideriiiigeii der Bnnhandweiker n» Banic» alle» anderen Forderungen vorangehen, und daß diese- Vorzugsrecht in das neue bürgerliche Gesetzbuch als Gesetz ausgenommen werde", wurde angenommen. vermischtes. ----Detmold, 12. September. Der Kaiser wird nach soeben hierher gelangten Nachrichten am 25. d., einer Einladung dcS Fürste» folgend, hier ciiitreffcn -- Berlin, lt. September. Nach der „Post" wird der StaatSsecretair des Auswärtigen, Graf Herbert von Bismarck, morgen in Berlin eintrcff'rn, sich jeder!' nickt lange hier aushalten, sendern wahrscheinlich schon am nächsten Tage nach FricdrichSruh reise». ----Kose», 14. September. Nach jahrelangen Ver handlungen ist die hiesige Biersteucrsragc endlich zum Abschlüsse gelangt. Tie Slencr wird vom l. Oktober ab mit 65 pro Hektoliter, also etwa mit >/, ftir de» hi.r üblichen „Seidel" von «/»» Liier zu 15 zur Erbcbnng kommen. Der Ertrag wird voraussichtlich und zunäckst sür Verbesserung der städtischen Straßen zur Verwendung komm.», Eingang dev Neuheiten in Seidenstoffen: Sehrvavze veinseidene Loftümstoffe das Meter von Mk. 2.25 an, Favbige veinseidene Loftünrstofse das Meter von Mk. 3.25 an, m allen modernen Tag- und Abcndfarben, Fnvbige gestveifte veinseidene Lostümstofse das Meter von 2.65 an, Sehrvavze und savbige veinseidene Darnassj» und Vvoeat» füv Zusammenstellungen. Gediegene Auswahl in schonen seidenen Vesatzstosfen.
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