Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-18
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mnfle Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. L8L. Dienstag den 18. September 1888. 82. Jahrgang. VolksmrtWastliches. «ll» für dies», Thefl bestimmte» Sendungen stud »o richte» «, de» verantwortlichen Redacteur desselben L. G. Lau« io Lrip,ig. Telegramme. rvev. vcrltn. 17. September. Der Disco nt der Reichs bank ist heule aus 4 Proc., der LombardziaSiuß sür Darlehne gegen ausschließliche Verpfändung von Schuldverschreibungen de» Reichs oder eines deutsche» Staate- aus 4V, Proc. gegen Verpfän dung sonstiger Effecten und Waareu aus 5 Proc. erhöht. 1VDL. Wien, 17. September. Die Actien der Länderbaal waren an heutiger Börse flau infolge Betheiliguug der Länderbank bei dem Fallissement der Liesinger Cotioasabrik Albert Reifs. Ter Verlust der Länderbank beträgt 1'/. Mill. Gulden. Tuch- und Hollenwaaren-Meß-Börse. —m. Leipzig, 17. September. Die getroffene Einrichtung, die gedachte Börse nach dem großen Saal der neuen Börse zu verlegen, t at den Erwartungen entsprochen, welche da- Lomitö aus daS Zu standekommen dieses, die vielverzweigte Wollwaarenbranche umfassen den, Unternehmens setzte, sie hat in der That einem recht fühlbar l.ewortenen Vedürfniß nach gegenseitiger Annäherung der beihei- ligten Fabrikanten, Einkäufer und Exporteure abgeholsen und da durch einen ConeentrationSpunct mehr sür rin geschäftliches Fühlung» nebwcn geschaffen. ES ist diese Institution, um deren Förderung und Ausgestaltung sich der engere Ausschuß sür die Meßböcs- außer- ordentlich verdient gemacht hat. um so freudiger und so wärmer zu begrüßen, als sie gerade in einer Stadt in Entwicklung tritt, welche immer nachhaltiger ihren Einfluß im Wollgeschäst und in den mit diesen in Beziehung stehenden Branchen geltend macht und immer tonangebender sür de» Verkehr auf dem Tcxtilgebtcte zu werden sich anichickt. Nach der allgemeinen Physiognomie zu urtheilen, welche der heutige erste Tag der Tuch-und Wollenwaaren-Meßbörse — dieselbe begann Abends 6 Uhr — trug, konnte unverkennbar der Eindruck gewonnen werden, daß daS Unternehmen deu ihm prognosticirtcn günstigen Boden gesunden hat. Eine große Anzahl von Jniercsseuten der betheiligten Fadrrkzwerge nahm mit großem Interesse an der Zusammenkunft, welcher im Sinne ihrer Veranstalter durchaus der Eharakter eines zwanglosen Verkehr- gewahrt wurde, theil und fand sich augenscheinlich rasch in die hier gebotene Gelegenheit, persönliche Bekannlschajlen auzuknüpfcn. zu erneuern und zu besestigen. Die hervorragendsten ProductionSplätze der Tuch- und Woll- waaren-Iiidustrie waren sämmtlich vertreten, hochangesedene Häuser fanden ihre Repräsentation, kurz zur Orientirung der Erschienenen kam hinreichender persönlicher Ausschluß zu Hilfe. In außerordentlich zweckmäßiger Weise waren die äußeren Arrangement» für die Börse getroffen worden. Gedruckte Placate an de» Wänden wiesen aus die Gruppirung der einzelnen Branchen hin, nach Osten Flanelle und dergl., »ach Süden Damcnkleidersloffe, nach Westen Wolle und Garne, nach Norden Tuch und Buckskin. In gleich bcmcrkenSwerther Weise war aus Post und Telegraphie, auf Börsenhalle und Restaurant aufmerksam gemacht worden. Große Taseln trugen gedruckt die Liste der Lonsulate in Leipzig, andere waren zur Aufnahme der Präsenzliste bestimmt, welche in gewissen Zeiträumen ergänzt wurde. Innerhalb der Barre war ein Raum iür AuskunsiScrtheilung abgegrenzt worden, auch lagen dort die Handelsadreßbücher von Paris und den Departements (Didot Bottin) von London, Berlin und Wien, sowie daS stattliche von Otto Spamer publicirte Werk: Adreßbuch deutscher Exportfirmen aus. So wohlvorbereitet und zur praktischen Ausnahme der Börsen- besucher, stellten sich die Räume des neuen BörsensaaleS und des angrenzenden Saales der Productenbörje in deu Dienst der Tuch- und Wollwaaren-Meßbörse, um einig« Frage» geschäftlicher Art zu erledigen. Vor dem osficiellea Beginn der Börse versammelten sich die hier anwesenden Mitglieder deS erweiterten ComitöS in Gemeinschaft mit dem engeren Ausschuß. Der Besuch ist ein mittlerer. Dinitrokresol als Safransurrogat. Von Josei Bauer. ES ist eine bekannte Thatsache, daß von unseren Hausfrauen die jenigen Nudeln sür die besten gehalten werden, die am schönsten gelb aussehen, weil die liebe Unschuld in diesem Falle das Gelb für daS Product reichlich verwendeter Eierdotter ansieht. Dieses Gelb hat aber mit dem Eierdotter nichts gemein als die Furbe, welche man in früheren Zeiten durch Verwendung von Sasran erzielte. 'Nachdem aber dieses Färbemittel (das man lange Zeit als Gewürz schätzte) im Preise so gestiegen ist, daß seine Berwerthung zu diesen Zwecken nicht mehr angängig erschien, suchte die Technik nach einem Ersavmitlel und fand dies im Dinitrokresol (Thecrsarbstosf). Dieses Safransurrogat blieb aber nicht unangeseindet; namentlich hat Herr I>r. Th. Wehl iu der Berliner Mcdicinischcn Gesellschaft vor nicht ganz Jahresfrist auf die möglichen Schäden hingcwicsen, welche durch den Genuß von Dinitrokresol entstehen können. Der selbe gründete seine Ausführungen auf die mit diesem Sasraniurro- gate vorgenommenen Versuche an Thieren und constatirte, daß ein Viertel Gramm hinreichte, um ein Kaninchen oder Meerschweinchen zu tödten (sie!). Von Seiten der Fabrikanten, welche zur Her stellung von Teigwaaren sich deS Dinitrokresol- bedienen, wird die -Schädlichkeit desselben nur bedingt zugegeben, d. h. nur dann, wenn eine größereDosiS zum Consum gelangt, und 0,25 e müsse schon als große Menge gelten, weil dieses Quantum ausreiche, um 8 Psd. Niehl oder 4 ! Liqueur intensiv gelb zu färben. In solcher Verdünnung schade aber daS Safransurrogat gar nicht. — Weil nicht anzunehmen ist, daß Jemand auf einen Sitz ein solches Quan tum 'Nudel oder Liqueur zu sich nimmt, sei dieser Beweisführung nicht entgegknaetreten; Voraussetzung bleibt aber, daß die Vertheilung dieses Farbstoffes in den Teigwaaren eine derartig gleichmäßige ist, daß Niemand in die Lage kommt, eine stärkere Dosis desselben in sich anszunehmen. Denn wenn 0,25 ^ genügen, um den erwähnten zwar kleinen Thieren den Garaus zu machen, so vermag eine viel Heinere Quantität in dem Menschen vielleicht Krankheit bez. Un päßlichkeit hervorzurufen. Zwar haben einige Sachverständige die Gesundhcitsunschäd- lichkeit des mehrcrwähnten Sasraiisurrogates in Teigwaaren, die Jnnehaltnng eines entsprechenden Minimalzusatzes vorausgesetzt, aus drücklich bestätigt. Dies hindert aber nicht, daß die Verwendung von Dinitrokresol eine Gesetzesverlepung involviren kann. Herr Saupe in Dübeln versichert, daß Dinitrokresol nicht zu denjenigen Farben gehört, welche durch das Gesetz vom 5. Juli 1870 bei Herstellung von Nahrung-- und Genußmitteln verboten sind. Dies stimmt, cS ist als verwandter Farbstoff nur die gefährliche Pikrinsäure ausgesührt; mit letzterer hat man früher irrthümlicher Weise das Dimtiokrejol häufig verwechselt. Wahr ist, daß Dinitro kresol ursprünglich in dem Gesetzentwurf, betreffend die Verwendung gesundheitsschädlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungs- Mitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen, ausgenommen war. So viel dem Referenten bekannt, hat Herr Saupe in Gemein schaft mit anderen Fabrikanten gegen eine iolche Maßnahme beim Reichstage petitionirt, woraus das Dinitrokresol au- der Reihe der verbotenen Farben gestrichen wurde. Durch diese Thalsache ist aber da» Dinitrokresol noch nicht zum legitimen Farbstoff bei Herstellung von Gegenständen, die der Nah rung und dem Genüsse dienen, avancirt, sondern untersteht den Be- stimmnngcn des Nahrungsmittelgesetzes. Hier heißt es im tz. 12: Mit Äefängniß, neben welchem aus Verlust der bürgerlichen Ehren rechte erkannt werden kann, wird bestraft, wer vorsätzlich Gegen stände, welche best,mint sind, Anderen als Nahrungs- oder Genuß mittel zu dienen, derart herstellt, daß der Genuß derselben die inenschliche Gesundheit zu schädigen geeignet ist; ingleichen wer wissent lich Gegenstände, deren Genuß die menschliche Gesundheit zu beschädigen geeignet ist, als Nahrung-- oder Geuußmiltel verkauft, scilhält oder sonst in Verkehr bringt. Zum Thatbestand des Vergehen» gegen den 8- 12 de» NahrnngS« mittelgesetzes ist gar nicht einmal nüthig, daß eine Beschädigung an der Gesundheit bereit- eintrat. Es genügt, daß der Genuß deS Gegenstände- nur geeignet ist, die menschlich« Gesundheit zn l eichädigen; folglich bleibt es auch gleichgiltig, ob Jemand an der Gesundheit bereits Schaden erlitten hat oder nicht — so entschied das ReichSgencht am 25. Oktober 1885 in Bezug auf die Gesundheit-- gesahrlichkeit eines Nahrungsmittel-, < - ) Ob da« von Herrn E. Saupe hergestellte Safransurrogat in seiner Beschaffenheit von Fabrikaten ähnlicher Art abweicht, weiß der Referent nicht, e- liegt ihm deshalb auch ganz fern, die von demselben behauptete völlige Unschädlichkeit seines Dinitrokresol- nur irgendwie anfcchteu zu wollen. Die Gründung -er „Aetien-Vesellschast sür Asphalttrung »n-DachbedeSuug. vormals Johannes Jesertch" — ein Zeichen der Zeit. Die GründerpraxiS ist wieder in einer Weise auSgebildet und zu einer Verwegenheit gelangt, wie sie früher nur aus den äußersten Gipfelpunkten der schwindelhaftesten Gründunqsepocheu erreicht worden ist. Da» Publicum ist in deu weitesten Kreisen von einer gierigen SpeculationSwuth besessen, vor welcher auch die letzten Reste der Ueberlegung und gesunden Beurtheilung verduftet sind. DaS ist die richtige Zeit sür die Gründer von echtem Blut. Sie sind weit davon eutsernt, schreibt der „Deutsche Ockonomist", auch ihrerseii- in den spekulativen Taumel zu verfallen; sie wählen ihre Objecte mit kaltem Blick und nicht ohne Geschick »nd daS einzige Kriterium, nach welchem sic sich richten, ist deren Tauglichkeit zur Entsesselung der Phantasie des speculationSsüchtigen Publicums. — Eine ASphalt- kocherei erscheint hierzu von vornherein wenig geeignet; die ongeb- lichcn hohen Gewinne der Vorbcsitzer ersetzen aber alle Mängel. Dieselben sollen 1886 174 763,27 -41 und 1887 256 181,76 >ll be- tragen haben und wir müssen es glauben, da eS im Prolpect gesagt wird. Nicht glauben wir aber, daß die Gewinne auch fernerhin so reichlich auSsallen werden und die Gründer glauben dies ganz gewiß auch nicht. Die Stadt Berlin war in den letzten Jahren mit großem Eifer bestrebt, die frequentesten Straßen mit Asphalt zu belegen; sie wird sich ober hüten, auch die Wörtherstraße, Weißensee rc. zu aSphaltiren und so wird sich die ASphaltirung sernerhm in der Hauptsache wohl aus die Ausbesserungen beschränken, sofern nicht, wovon in jüngster Zeit die Rede war, einer anderen Masse sür die Straßcnbelegung der Vorzug gegeben wird. Daß zur Asphaltkocherei nur die allerprimitivsten Anlagen er forderlich sind, dürste bekannt sein; dennoch hat die neue Aktien gesellschaft für Maschinen. Geräthe rc. die sehr anständige Summe von 111887,43 >1 gezahlt, d. h. daS Publicum soll sie erst noch bezahlen. Die Nsphaltkocberei ist am Salzuser in Charlottenburg belegen — gewiß keine frequente Gegend mit hohen Grundstücks, wertsten, wie sich auch sür ein solches Unternehmen, welches aus weite Entsernnngen die Nachbarschaft auSräuchcrt, ganz von selbst versteht. Wir entsinnen uns, davon gehört zu haben, daß der Vor besitzer Jeserich vor vielleicht 4 Jahren hinter der ersten Hypothek von 120 000 -41 etwa 50 000 zur zweiten Stelle suchte, welche von der betreffenden Seite wegen nicht genügender Sicherheit ab gelehnt wurde. Nun hat man im vorigen Jahre eine Taxe in Höhe von 597 156,62 -4i ausgenommcn! Und seitdem soll der „Werth" um weitere 77 000 ^1 gestiegen sein, denn das Grundstück ist der Aktiengesellschaft mit 674 522,77 4t berechnet worden!! Aus die Taxen, welche heutzutage schon stets thurmhoch über die Schornsteine hinausragen, noch einen besonderen Ausschlag zu legen, ist die neueste Gründererfindung, und dem Bankhaus« Jacob Landau gebührt die Ehre derselben; es führte diese Praxis zuerst bei der „Hoeselbraucrci" ein. ES soll dadurch wohl der Schein erweckt werde», als ob die Taxen besonders vertrauens würdig wären! Aus die angedeutete Weise hat man eS sertig gebracht, eia Actiencapital von 1400 OM -41 herzustellen, und diese Actien will man nun mit einem Agio van mindestens 40 Proc. an die Börse bringen! DaS sind fernere 560 000 ^ und da- liebe Publicum wird darnach die Jeserich'jche ASphaltkocherei mit mindestens 1960 OM -41 bezahlen! Und die Erwerber dieser Actien wollen an denselben ebenfalls noch Gewinn machen, was denselben zunächst auch gelingen mag; daß eine so endlose Plusmacherei aber nur deshalb möglich ist, weil die SpeculationSwuth krankhaft angespannt und aus eine Höhe gelangt ist, von der ein schrecklicher Sturz (wenn auch vielleicht erst nach längerer Zeit) ganz unvermeidlich ist, daS kann sür keinen Vernünftigen noch länger zweifelhaft sein. Die Matadore der Gründerei und Plusmacherei nach dem hier vorliegenden Beispiel aber mögen sich dann nicht wundern, wenn sich ein Sturm gegen sie erhebt, dem gegenüber die Erregung in den 70er Jahren nur ein laustes Fache!» war; denn das heutige Publicum ist iu manchen Dingen anders geartet, als das damalige war. Vermischtes. Leipzig, 17. September. *— Zahlung von Coupons und ausgeloosten Werth- papieren durch die Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt. Bei dem Hcrannahen des Coupon-Termins machen wir auch von dieser Stelle aus die Besitzer von Werthpapieren wiederholt aus die höchst zweckmäßige Neuerung aufmerksam, welche die Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt seit einiger Zeit für die Zahlung von Coupons und ausgeloosten Werthpapieren an ihren Cassc» getroffen hat. Die frühere Einrichtung, nach welcher au den Zahltage» der Coupons die Präsentanten streng nach der Reihenfolge ihres Ein- trctens in das Local befriedigt wurden, schützte vor einem Drängen an den Schaltern selbst, aber nicht vor dem erheblichen, oft durch Stunden dauernden Zeitverlust, welchem die später Kommenden der Natur der Sache nach dadurch ausgesetzt waren, daß zunächst allen vor ihnen Eingetretenen die Coupons abgenommen, berechnet und dann erst die Zahlungen geleistet wurden. Um diesen Zeit verlust zu vermeiden, ist von der Anstalt die sehr dankenswerthe Einrichtung getroffen, daß schon jetzt die Coupons gegen eine Ein- psangsbestätigung eingereicht werden können und dagegen eine Zah lungsanweisung auf den Fälligkeitstag der Coupons auSgchändigt wird. Allerdings wird aus diese Weise ein zweimaliger Gang nach dem Local der Anstalt nothwendig, beide Male aber kann die Erledigung des Geschäftes binnen wenigen Minuten er folgen, zumal die Zahlungsanweisung, dasrrn sie aus Mark lautet, an sämmtlichen Lassen der Anstalt, nicht nur an der Coupon- casse, eingclöst wird. Je zahlreicher das Publicum im Ganzen von dieser gebotene» Erleichterung Gebrauch macht, desto mehr kommt sie dem Einzelnen zu Statten. W.r können daher deren Benutzung nicht angelegentlich genug empfehlen. *— Deutsche Rcichsbank. 'Nachdem die Deutsche Reichsbank heute ihren Wechseldiskont auf 4 Proc. erhöht hat» stellte sie ihre Käufe von Disconte» im offenen Markte ein. *— 4'/,proc. ungarische Investitions-Anleihe. Au der heutigen Börse blieben 4'/«proc. ungarische JnvestitionS-Anleihe zu 97,50 anacboten. *— BetriebSergebnisse der Leipziger Pferdeeisen, bahn in der Woche vom 10. bis 16. September: 247 793 Personen, 31127 >1. Plus: 24 550 Personen, 3039,65 >l; Plus seit 1. Juli: 198147 Personen, 24M8.20 .41 L. R. Banse über Schesscrbrücken und Plagwitz- Lindenau. R. Banse hat in der „Mühle" Nr. 12, wie im „Leipziger Tageblatt" seiner Zeit erörtert ist, seine Erfahrungen über Scheffer- brücken dahin milgetheilt, daß diese Steindrucken wesentlich billiger als jede andere Construction, daß sie ferner vorzüglich bewährt, schnell ausführbar und außerdem sehr ansprechend in der äußeren Erscheinung sind. Wenn man sich von Leipzig dem Bal.nhof Plagwitz-stindenau nähert, so erblickt man, sehr nahe beieinander, zwei eben in der Vollendung begriffene, recht hübsche übrigens löbliche Steinbrücken. — Aber für dasselbe Geld, wa» eine derselben gekostet hat, hätten jedeasall- zwei oder drei noch hübschere, und jedenfalls viel zweckmäßigere Schesserbrückeu in viel kürzerer Zeit ausgesührt werden können. -r- Cte»«ttz, 16.September. BeideriächsischenMaschiaen- sabrik (vormals Rich. Hartmann) hier betrug der Geschäft-umsatz im letzten Geschäftsjahre 7 4M OM-41 gegen 6 800000 -41 im Vor- jahre. Der Reingewinn wurde die Vertheilung einer lOprocentigen Dividende gestatten, wenn nicht 150OM-41 besondere Abschreibungen ans neue Maschinen und Gebäude, die in der letzten Zeit »Slhtg wurden, gemacht worden wären. Es wird besonder« hcroorgehoben, daß die Preise für Maschinen bessere sind als bisher, daß selbst auch beim Locomotwcnbau, der bisher nur mit Verlust betrieben werden konnte, bessere Verhältnisse Platz greisen. Die sächsischen Etaat-bahueu brauchen in nächster Zeit viel neue Waggons und Locomotivru. Die Fabrik batte am Schluffe de- Geschäftsjahre- noch sür 4 100 000 >1 Aufträge zu erledigen. T Zwickau, 16. September. Die hiesige Segeltuchfabrik, welche sowohl Segeltuch für SchisssahrtSzwcckc, wie Wage»- und Waggonplanen hcrstellt und ihr Absatzgebiet immer mehr vergrößert, hat jetzt eine eigene Spinnerei sür Leinengarne errichtet. Die Fabrik hat auch Lieferungen von imprägnirten Segeltuch für» deutsche Militair zur Schuhfabrikatton ausgesührt. — Die Königin Marienhütte hat in diesem Jahre wieder genügende Aufträge für alle Theile ihrer Werkstätten, so daß jedenfalls der Abschluß noch etwas besser werden wird als im Vorjahre. — Im Dorfe Bvckwa hat der Kohlenbergbau manche Veränderungen hervorgerusen. Güter, die noch vor wenig Jahren bewirthschastct wurden, mußten von den Bewohnern verlassen und abgetragen werden. Die meisten Kohlcn- werke daselbst haben abgebaul oder sind dem Abbau nahe. Bald wird auch daS Dorf mit seinen schönen Gebäuden unterwühlt sein. —n— Crimmitschau, 16. September.g-Währcnd sich hier die Bigognespinnerel und Tuchfabrikation eingebürgert haben, die zur Zeit über gute Aufträge verfügen, ist im nahen Gößnitz die Stein- nußknopfherstellung zu großer Blüthe gelangt. Aus den Schalen der CocoSnuß werden Knöpfe in allen Formen gedreht und in allen erdenklichen Farben gefärbt. Auch in Schmölln hat dieser Industriezweig viele Arbeiter beschäftigt; denn dort bestehen 17 Firmen, welche die Knopffabrikation betreiben. In Gößnitz konnten bis jetzt nur die 4 ältesten Fabriken bestehen: jede neue Gründung ging pleite. Nun wird aber an die Einrichmng zweier neuer Fa briken daselbst gegangen, denen man eine bessere Zukunft vorauS- sagt. — Unsere Maschiucnsabrikeu hier sind jetzt auch gut de- schäftigt. -r- Au» dem 8r;grk>irgr, 16. September. E» ist zur Genüge bekannt, daß unsere Slroyhutslcchierei schon seit Jahren sehr wenig lohnend ist, da die italienische und japanische Concurrenz außerordentliche Anstrengungen wachen, das deutsche Absatzgebiet sür sich zn erwerben. Der Exportverein sür Sachsen hat sich durch Vcr- Mittelung des deutschen ConIulateS in Uokobama 132 verschiedene japanische Etrobgesl chle verschafft, die unseren Fabrikanten einen Fingerzeig geben sollen, woraus sie bei ihren Exportartikeln die Aufmerksamkeit richten sollen. ES sind darunter z. B. Hüte von 80 ^ bis 2,30 .41 Hoffentlich wird damit unserer Strohslcchtcrei eine neue Anregung gegeben. I-. Frriberg, 16. September. Immer wieder taucht in der hiesigen Siadtverordnetenschasi der Antrag aus, den nicht mehr be deutenden Rest der beiden alten vierprocentigen Stadtanleihen entweder i» der Weise zu convcrtircn, daß gegen eine kleine Copitalsvergütung der Zinsfuß aus 3'/, Proc. herabgesetzt wird, oder daß eine Rückzahlung der alten vierprocentigen Schuld durch Ausnahme einer dreiundeinhalbprocentigen Anleihe im Betrage von 1800000 ^1 erfolgt, welche Summe zugleich hinreichen würde, um die Kosten der noch zu bewirkenden dringenden Etraßenherstelluugen zu übertragen. Wenn die Kosten der Schleußenbauten und Pflasterungen fortwährend aus dem Lausenden bestritten werden sollen, ist an keine Steuerermäßigung zu denken und wird nach Ansicht vieler Bürger die Gegenwart zu Gunsten der Nachkommen nicht unwesentlich belastet. Andererseits wird gegen den Vorschlag eingewendet, daß die neue 3'/,procentig- Stadtanleihe von der Börse immer wieder nach Frciberg zurück- strömen und die Nachtheile vermehren würde, die sich hier unter den zahlreichen kleinen Renlenbesitzern bereit- durch da» Herabgehen deS ZmSsußes ohnehin fühlbar machen. Derartige Bedenken vcranlaßiea die Mehrheit der Stadtverordnctenschast, sich zunächst dahin schlüssig zn machen, den Stadtrath nur um Einleitung der »öthige» Schritte ur Convertirung der alten Anleihe zu ersuchen, vor der Hand aber ich mit dem Darlehen von 250 OM -41 einverstanden zu erklären, welches der Sladtrath von dem hiesigen Revierausschuß zur Be- streuung der dringendsten Straßenbauten unter günstigen Bedingungen erhallen kann. —i— A»s dem Herzogthum Sachseii-AItenburg. Kaum ist daS Getreide im Preise gestiegen, so werden auch schon aller Orten Klagen über z» Hobe Brodpreise laut. So meldet man aus dem altenburgischen Wcstkrcis, daß das Pfund Brod be reits aus 11 gestiegen sei, und die „Altenb. Ztg." schreibt unter dem gestrigen Datum: „In jüngster Zeit ist der Preis jegliche» Ge treides ziemlich rasch gestiegen, und die Folge zeigt sich schon jetzt im Brodpreise. Das Brod ist im Pfunde fchon bi- '/« gestiegen und dürfte noch mehr emporschnellen. Wenn man auch der Landwirlhschaft die Wohlthat, die sie aus höheren Getreidepreisen zieht, gönnen kann, so hätte man doch erwartet, daß die Brodpreise nicht so rasch erhöht würden. Denn als vor Jahren daS Getreide dieselben Preise auswies, kostete das Brod 4—6 weniger als jetzt. Als dann die Getreidepreise noch weiter zurückgiuge», blicb der Brodpreis trotzdem aus seiner Höhe. Sonach ist erwiesen, daß der Brodpreis den Getreidepreisen schneller aus als abwärts folgt" (-) Weimar, 16. September. Nach einer angestellten Wahr scheinlichkeits-Berechnung und unter Berücksichtigung aller ein schlägigen Faktoren darf angenommen werden, daß die Gesammt- einnahme des Verkehrs aus der Weimar-Geraer Bahn für daS lausende Jahr ein Mehr von rund 50 OM.41 gegen das Jahr 1887 ergeben wird. Dabei ist vorausgesetzt, daß die VerkehrSentwickelung eine stetige bleibt und größere Betriebsstörungen, wie Schnee verwehungen rc., ebenso wenig wie erhebliche Unfälle eintretcn. Zieht man sodann in Betracht, daß auch die Ausgaben um etwa 17 000 .41 höher als im Vorjahre sein werden, so bliebe ein Mehr von etwa 33 OM.41 zu vcctheilen, also gerade genug, um den Inhabern der Stammprioritätcn ft, Proc. Dividend« mehr. d. h. 3'/, anstatt 3 Proc., geben zu können. Trifft dieser Abschluß ein und erfährt der Verkehr auch nach dem 31. December d. I. eine Steigerung, welche hinter der bisherigen nicht znrücksteht, so dürsten die Stamm- Prioritäten der Weimar-Geraer Bahn sehr bald den Pari-CourS er reichen und hinter denselben dann auch nicht mehr zurückgchen, da diese Papiere einen sicheren Werth in sich tragen. (-> Ans Thüringen, 16. September. Wiederholt ist in ver schiedenen Bläue, n — so namentlich im „Leipziger Tageblatt" und jn der „Saalezeitung" — daS journalistische Treiben eines gewissen „geistreichen Reporters in Halle qebrandmarkt worden, dessen Thäligkcit der Presse nicht gerade zur Ehre gereicht. Findet irgendwo in Mitteldeutschland eine Giiieralveriammlung, eine Aussichtsrathssitzung, eine Conserenz rc. statt, so läuft auch sür den Vorsitzenden die briefliche Aufforderung ein, die Beschlüsse rc. nach Halle zu depeschiren, von wo dann das Ganze als „Origi»„lbericht", von dem Versammlungsorte aus datirt, an Berliner, thüringische, Frankfurter und andere Zeitungen geht. Unterläßt man die Benach- richtigung, Io wird ein Bericht nach der Wahrscheinlichkeit sabricirt und aus diese Art oft das tollste Zeuq in die Welt depeschirt. Bei Gelegenheit der letzten Generalversammlung der Wrrabahn- Gesellschast oerlangte derselbe Herr allen Ernstes von der Dircction eine genaue telegraphische Darstellung der Ansichten der Actionaire über die Verstaatlichung dcr Bahn. Der betreffende Brief wanderte nach gebührender Würdigung seine» Inhalts iu den Papierkorb, —- ein Verfahr n, daS mir sür analoge Fälle bestens empfehlen. k-ck, Berlin, 16. September. Jn der h efigen Waarenbörse fand heule Vormittag eine Versammlung dcS Papier-Vereins Berlin — Provinz Brandenburg statt, in welcher der Vor- sitzende Herr Tetz er dcr allgemeinen Befriedigung über da- Ge- lingen der Papier-Ausstcllung Ausdruck gab und Mittheilte, daß Herr Minister v Manbach sür die ans der Ausstellung unverkauften Maschinen rc. freie Rückfracht genehmigt habe. Wie alljährlich wurden auch diesmal iüns Diplome an solche Arbeiter vcrtheilt, welche sich durch zehnjähriqe, ununterbrochene Thäligkcit in den Fabriken von Bereins-Mitgliedcrn hervorgcthnn haben. — Der Be stich der Ausstellung war am Sonntag ein außerordentlich lebhafter; am 20. unv 23. dss. Mts. wird die Ausstellung bei Loncert und elektrischer Beleuchtung bis 9 Uhr Abends geöffnet bleiben. *— Die Herabsetzung der Eisenbahusrachteu. In dem Vortrage, welchen Herr Generolsecretair Bueck in der Versammlung de» Vereint deutlcher Eisenbüttenleute geholten, war n. A. die Forde rung billiger Eisenbahnsrachten, bezw. die Ermäßigung der sür die Rohmaterialien bestehenden Frachtsätze aufgestellt worden. Hierzu schreibt die „Freib.-Corr.": „Die hier ausgestellte Forderung einer Herabsetzung der Eileubahntarise und weiterer Verbesserung der in- ländischen Wafferwege mag an sich, besonder- angesichts der von der preußischen StoatSbahnverwaltung in letzter Zeit erzielten großen Ueberschüffe, nicht unberechtigt sein, ober die Auseinandersetzung ist insofern gauz versehlt. als sie das Unheil über die wahre Ursache dcS gegenwärtigen Rückgänge» de- deutschen Eisenexport» irre zu leiicn geeignet ist. Die Ueberleqenheil, welche England dadurch be- sitzen soll, daß dort Erze und Kohle dicht bei einander liegen und billige Wassersrachien zii Gebolc stehen, existirt doch nicht erst seit Beginn dieses JabreS; sie ist stets in gleicher Weise als wichtigstes Argument ver- werthei worden, seitdem zuerst in Deutschland Schutzzölle für die Eisen industrie gefordert worden sind, mit ganz besonderem Nachdruck in den letzten sünszehn Jahren. Haben diese Umstände die frühere Enlwickeluiig des deutschen Eisenexports nicht hindern können, so liegt wahrscheinlich kein Grund vor, den plötzlich seit drei Viertel jahren bemerkbare» wachsenden Ausfall im Export hieraus zurück- ziijührcn. Dirser AuSsall hat vielmehr genau ln dem Zeilpunct be gonnen, als die in Cartelen vereinigten Werke die Preise sür ihre Producte, im Widerspruch mit der Lage des Weltmarktes» in die Hübe trieben und damit den auf die Berarbeiiung dieser Produkte angcwieiencn Exportindustrieu die Concurrenz erschwerten. Wie nachtheilig dieses Verfahren gewirkt hat, ergiebt sich mit voller Deutlichkeit auS einer Vergleichung dcS deutschen Eisenexport» mit de», englischen Eisenexport im lausenden Jahre. Während Deutsch lands Ausfuhr an Eilen und Eisenwaarea in den ersten siebe» Monaten gegen die Ausfuhr im entsprechenden Zeiträume deS Vor jahres um iiiehr als 20 Proc. zurückgeblieben ist, hat nach den neuesten Ausweisen der englischen Handelsstatistik der Erport der englischen Eisenindustrie in den ersten acht Monaten eine Steigerung um mchc als 20 Proc. ersabren. ES würde sicher nicht zu recht fertigen sein, wenn von Seiten des preußischen Staate- durch Er mäßigung von Eisenbahntarisea und Ausbau vou Wasserstraßen Opfer, die doch in letzt» Linie aus den Steuerzahler fallen, gebracht würden, um die in der Montanindustrie bestehenden Coalitionen in den Stand zu setzen, da-Cartelunwesen weiter ausrecht zu erballen, welches sich sür die Gesummliuduslric so schädlich erweist. Gegen über de» neuen Forderungen der Schutzzöllner wird ma» deshalb vielmehr daran feslhallen müssen, daß sie nur in dem Maße ersüllt werden können, als andererseits die weitgehenden Begünstigungen, welche heute die Grobeisenindustrie iu de» Schutzzöllen und viele» Verwallungsmaßregeln genießt und niit deren Hilfe sie allein die Coalilionen durchsetzen kann, eingeschränkt werde», damit die Ber- kehrserlcichlerungcn nicht einem kleinen Kreise coalirter Werke, son dern wirklich der teuischen Gcwerbihäligkeit zu Gute kommen, welch-, tu tausendfältiger Form eiu Interesse an wohljeilem Eisen hat." *— Winke sür den deutschen Export nach Singapore. Wie der dortige deulsche Lonsul iiiittbeili, kommen Bauinwollwaare», besonders Shillings, nach wie vor in überwältigenden Massen aus England (sür etwa 7 OM OM - im Jahre 1887). Gerade in den wohlfeileren und daher am meisten begehrten Sorten können die Lontiiienialstaaic» mit Manchester nicht concurriren, weil die fest ländische» Fabriken zu «Heuer arbeiten und gerade diese Sorten zu den englischen Preisen nicht liefern könne». Jn besseren Sorten sängt Frankreich und auch Deutschland an, in den Wetikamps rin- zutrete». Namentlich hält hierin die Textilindustrie Elsaß-LothringenS und Sachsens die Concurrenz aus, dieselbe könnte ihre» Absatz be deutend steigern, wenn sich die Fabrikanten mehr nach der jeweiligen G schniacksrichiiing richten wollten. Die Muster der gedruckte» Kattune (Prints) w chsel» sehr häufig; bald neigt sich die Mode einsachen, bald complicirlere» Mustern zu. Auch ist zu empfehlen, daß die Fabrikanten ihre Muster mehr dem Geschmack und dem Farbensinn dcr Einwohner anbequemen; eine ganze Menge gelieferter Kattune sieht entschieden zu europäisch auS und findet deshalb wenig Lieb- baber. Eingemachte Früchte bilden einen Einfuhrartikel, au welchen« Deutschland noch säst gar keinen Aniheil hat. Der Grund liegt wiederum in dem Unterschiede der Preise. Abgeseheu von den ganz billigen, in Blechdosen gelieferten kalifornischen und den, aus einen ganz spccielle» Geschmack gerichteten englischen Früchten beherrscht die französische Waare ausschließlich den Markt. DaS in Hellen Gläsern hierher gelangende Fabrikat hat in Folge seiner Vorzüglich keit bei niedrigem Preise einen bedeutenden Absatz. ES ist dcr Versuch gemacht worden, die Einfuhr von Deutschland (Mainz) zu heben, indem man verschiedene Probesendungen kommen ließ. Die Qualität der Früchte war vorzüglich, dagegen waren die Preise so hoch, daß die ganzen Sendungen säst unverkäuflich geblieben sind; Gläser, halb so groß wie die sranzösischen aus Bordeaux, konntea ohne Verlust nicht billiger verkauft werben, als zu 1,25- gegen 0,75-, und daS Resultat ist daher das bereits erwähnte. Unter Musikinstrumenten sind hauptsächlich Claviere verstände»; die Fabrikake von Hamburg, Dresden und Stuttgart erfreuen sich des besten Rujs und werden meistens allen andern vorgezogen. Bei der geringen Anzahl .von Europäern ist es jedoch selbstverständlich, daß der Absatz an und für sich nicht sehr groß sein kann. Die in früheren Jahren erhebliche Anfuhr von deutschen Zündhölzern hat eine ganz bedeutende Abnahme erfahren. Nach den amtlichen Nachweisungen beläuft sich die Mindereinfuhr gegen 1886 aus etwa 97 OM -. Aber auch die noch verbleibende Summe von etwa 33 OM - stellt nicht den Verbrauch des deutschen Fabrikats dar. Der Absatz von Zündhölzern wirklich deutschen Ur sprungs beträgt nur wenige Hundert Dollars, und die amtliche An gabe enthält auch diejenige» schwedische» Zündhölzer, welche in deutschen Häsen nach Singapore verladen sind. Bon dcr Berliner Börse schreibt der „Berl. Act." »nlerm 15. September: Wie zn Ende der vorigen Berichisperiode, so litt auch in der neuen Woche die Börse unter dem Druck der Realisationen. Allerdings eröffnet« man am Montag wieder in außerordentlich günstiger Disposition; auf allen Geschästsaebieten herrschte rege Kauflust, die Evurse befanden sich fast durchweg in steigender Bewegung und die Umsätze in den bevorzugten Papieren, deren es eine stattliche Reihe gab, erlangten außerordentlich umfang reiche Ausdehnung. Neben dcr unverändert andauernden Flüssigkeit dcS Geldstandes, neben der günstigen Beurtheilung der politischen Lage gaben damals namentlich Gerüchte über neue große Geschäfte, welche seitens der deutschen ersten Finanzkräfte geplant werden sollen, dem Börsenverkehr einen weiteren kräftigen Impuls. Die in Ostende gepflogenen Besprechungen betreffs dcr kleinasiatischen Bahnen wurden von der Spekulation als ein Anzeichen be- trachtet, das zwischen deutschen und französischen Bankiers über den Abschluß neuer Geschäfte mit der Turlei verhandelt werde. Man glaubte in diesen Verhandlungen auch ein sür die gesamntte deutsche Industrie hoch bedeutsames Moment zu sehen. Belebend wirkten ferner die gerade vorliegenden neuesten Nachrichten über den Stand der Verhandlungen betreffs Wiederherstellung des internatio nalen Schicnencartels; zudem hatte Paris großartige Kausordrcs hierher gelegt. Jndeß machten sich am Schluß deS ersten Geschäfts- tages der neuen Woche die vielberegten Realisationen wieder gellend, die man denn auch nach den voraufgegangenen großen Steigerungen aller Wcrthc nur als ganz naturgemäß betrachten kann. Noch kam daS trov aller Dementis hartnäckig als glaubwürdig behandelte Gerücht in Umlauf, ein hiesige« allererstes Bankhaus werde durch die Disconto- Gcsellschaft in ein Actien-Unternchmen nmgewandclt werden, abcr auch dieses Gerücht war nur noch im Stande, vorübergehend Einfluß zu gewinnen. Immer und immer wieder kehrte der Druck dcr Reali- iaiioncn zurück, zumal auch eine gewisse Versteifung des Gcldstandcs ammt der Londoner Diskonterhöhung zur Borsicht mahnte. Viel- ach legt man deshalb denn auch der gestern eingctretcnen leisen Besserung keine allzuttese Bedeutung bei und meint, daß nach dem heutigen hohen jüdischen Feiertag in der neuen Woche wiederum vorübergehend Realisationen die Herrschaft erlangen werden. Aber so energisch auch augenblicklich das Bedürfnis die Engagements zu erleichtern, hervortrcten mag, die Grundtendenz deS Marktes — die Häufte — erscheint unverändert und wird nach Ueberwindung der augenblicklich vorliegenden Schwierigkeiten wieder siegreich hervor« treten. *— Es geschehen Wunder! heißt eS in dem Börsen- Woche «bericht der „Voss. Ztg." vom 14. September. Der CourS für Russische Noten ist bis 212,50 -41 und kurz Peters burg aus 207,25 -41 gegangen. Das sind Nottrungcn, wie sie seit dem Jahre 1886 nicht bestanden haben. Sehen wir von der da maligen Bewegung ab, dann müssen wir bis zum Jahre 1882 zurück- gehen, um gleich Hobe Course zu finden. Kurz-Wien wurde 167,90 nottrt, seit dem Jahre 1884 hat dieser Cours nicht bestanden, in jenem Jahre war die höchste Notirung 169,M, die niedrigste 165,20 -41 In Rumänien ist daS Goldagio verschwunden und doch halte es unseres WisienS 19 Proc. erreicht. Das sind Erscheinungen, welche um so bemerkenswerther sind, weil sie nicht erwartet worden waren. Al» Ursache gilt allgemein nur der große Getreide4kn>ort, dessen sich Oesterreich-Ungar», Rußland und Rumänien zu erfreuen haben. DaS ist gewiß richtig, aber die Getrcide-Au-suhr ist nur
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder