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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-18
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1888
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VS30 VkbjWs-vtkaunlMchunL. Gestohlen wurden laut Mer ernalterer «»»eiae: 1) rin Rock und eine Weite von dunkelblauem, dickem Stoff (am Rocke Hornknöpse mit Sioffsüllung) uud eia Paar Hosen vou duaNem, graugeftreistem Stoff, au« einem Wohuzimmrr iu Nr. 15 der Burgffraße, vom 30. Juli bis 9. d. Mts.; 2) S Kinderbette« mit rothen. !„A. L." gezeickiueten Inlett, 2 Betten mit weißen und ein Bett mit rokden und weißen 2».. v" gezeichvcien Ueberzügen und eine Tamast-KinScr- Wagciidcckc mit gelber und blauer Kante, aus einem Kinderwagen tu Nr. 1? der Alexanderstraße, vom 8. bis 9. dss. Mis.; L) »ine Wogen-Plane. 3'/« rn lang und 1'l, w breit, au» grauem Segeltuch Mit Lcderriemen und Meiiing-Oeieu, sowie der Firma „krieäricü köckjrer, Bier« und EiS-Tepot, Ritterstr. 4". aus der Hausflur in Nr. 4 der Riiterslraße, vom 8. bis 9. dss. MiS.; 4) ein Damrn-Lonuenjchiru» mit Ueberzug von schwarzem gepreßten Stoff mit braunem Stab und rundem Holzkuovf, sowie Nickelipitzcn an den Stäben, aus einem Wohnzimmer in Nr. 10 der Großen Fleischcrgaffe, am 9. diS. Mts. Nachmittog-: 5) ca. 5VV Mark in 25 Psund Sterling in Gold, au» einem Zimmer iu Nr. 12 der Nicolaiskraße, am 9. bis Mir.; 6) «in saft neuer brauner steiser Ailzhut mit braunem Futter, Harin die Firma de» HutmacherS Leisching, aus dem Warte-Saale 2. El. de» Dresdner Bahndos», am 9. dss. Mts. srüb; » 7) eine silberne Lylinderuhr mit Goldrand und Secuude, innen „149" eingeschlagen und „Lwil cküdnix" eingrovirt, uebst au« hängender rundgliedriaer Talmikette, in der Mahlmannstraße, mittelst Taschendiebstabl», am 9. dis Mts. NnchtS; ' 8) ein Kranenmantel von schwarzem, kleiiicarrlrtem, gepreßtem Stoff mit Stehkragen, dolmanortigem Ueberhang, ohne Aermel, mit großen mit Rip« überzogenen Knüpfen, mit schwarzseidcnem R,p» und schwarzwollenen Schnüren besetzt, au- einem Borsaale in Nr. 51 der Waldslraße, am 10. dss. MtS. Nachmittags; 9) eine Halskette von Talmi, mit ovalem goldenen Medaillon mit schwarzer Emaille und weißer Perle, eine ovale goldene vroche mit schwarzemaillirter Blume, eine längliche Brache mit 3 Reihen Korallen, ein Jet-Armrris mit gelben Metollstreisen und ein Paar hrouuseidene Handschuhe, au» einer Wohnung in Nr. 17 der Nicolai« straße, vom 12. dis 14. dss Mir.; 10) eine goldene defecte Tame»-8ylt»deruhr mit Sprungdeckel and blau emaillirier Rückseite, au» einem GeschäsiSlocale in Nr. 25 der Burgstraße, am 12. d. M.: 11) eine duukle Marmor-Platte, ca. 1 w lang, 38 cm breit uud 2 cm stark, aus dem Hosraum iu Nr. 40 der Berliner Straße, am 13. d. M.; 12) 2 große, ziemlich neue uugestrichene Gieß-Aauuea von Zinkblech, aut einem Garten in Nr. 62 der Berliner Straße, vom 12. bi» 13. d. M.; 13) ein Bällchen Tuch, 8 kx schwer, signirt „6 K T 12", au» riaer Niederlage i» Nr. 71 am Brühl, am 12. d. M. Vormittags; 14) 6 schworzwolleue rothkantige Kopftücher, aus rinem Balle» in Nr. 31 der Neichsstraße, am 16. dss. Mts. Mittags; 1b) eine alte silberne Chlindernhr mit Secunde uud glatter Rückseite, sowie anbängenSer runbglildriger Mcssingkette und eia schwarzlederneS Geldtäschchen ohne Schloß, darin ca. 18 in Silber uud Nickel, in der Promenade am Augusmsplatz, vom 16. bi» 17. ds». MtS. mittelst TaschendiebstahlS; 16) eine goldene ovale Brache, aus einem Zimmer iu Nr. 9 der Löhrstraße, am 15. dss Mis.; 17) eine starke goldene Herren-Aiikeriihr» ohne Secunde, mit kleiner Reparatur im Zifferblatt und Schildchen aus der Rückseite mit den eiugravirten VuLttoben „k. 8.", sowie anhängender Talmi- HalSkette, aus einem Geschäftslocale in Nr. 15 am Thomaskirch» hos, am 16. d. M.; 18) eine silberne tsylinderuhr mit Goldrand und geriefter Rückseite, sowie ondängender kurzer Nickrlkclte, aus einer Wohnung iu Nr. 21 der Fregestraß?, am 15. d. Mis.; 19) eine silberne Anker-Rcmontoirnhr mit Goldrand uud Secunde, kleinem Desecr auf dem Zifferblatt und anhängender Talmikette, in der Ulrichsgassc oder am Roßplatz, vom 16. bis 17. d. MtS. Nacht?, mittelst TaschendirbstahlS; 20) ein große» schwarzleckrics Opernglas mit Nlckelgestcll flogen. Feldstecher), aus dem Rcnn-Piatz, am 16. ds». Mts. Nach mittags ; 21) ein schwarzer Gehrock mit schwarzem Schooß und hell« gestreiftem Aermelfutter und 2 Reihen Knöpfen, ein rothbaum- wolleueS gelbkantigcS Taschentuch und eine hölzerne Cigarren» spitze in Trichtcrsorm. aus dem Tanzsaale in Nr. 32 der Zcitzer Straße, am 16. dss. MtS. Abend?; 22) riu verschlosseuer schwarzer Handkoffer mit Nickelbeschlog, darin ein kurzer Rock vou dunkelblauem, roihcarrirtem Stoff, mit einer Reihe schwarzer Hornkuöpsc, schwarzem Wollailassutter und einem Henkel mit einer Frankfurter Firma, eine Weste von dem selben Sivff, eine schwarz- und ireiß-schmalgestreiite Hose, eine braune Reise-Mütze, drei weiß- Oberhemden» „8. VV." gezeichnet, mehrere Kragen und Mn »scheiten, mehrere Paar verschieden farbige Strümpfe, „L. IV." gcz.. ein Paar Proniciiadcn-Lkder- schuhe m t Gummieinsotz, ein Paar gestickte Paiitoffcin, eia Gebclbiich. vtcbc.'inantel und Ricine», sowie eine Reisei leglUmation, aus „i!IIe»>er Vertduu" lautend, aus der Ankunft» Halle de- Berliner Bahnhoss, am 16. d. M. Abends. Etwaige Wahnichmungen über den Bervlieb der gestohienea Gegenstände oder den Thärer siad ungesäumt bei unserer Lrimiual Ndtbeüung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 17. September 1883. Las Poltzciamt »er Stadt Leipzig. Brerschneider. vr. D. Nönigl. SSchs. Standesamt. Mittwoch, den 19. und Donnerstag, den 20. diese- MonatS werde» wegen Reinigung der Locale nur vormittags von 8 bis 11 Uhr Anmeldungen entgegen geuommcn. Leipzig, 17. September 1888. Der Standesbeamte: Irtoolior. Wohnung. Im Grundstück der Iuristensacultät der Universität, Oollexlum EarlSleuu» benannt, PeterSitras;« Nr. 36, ist die 2. Vtage «ach der Peterüftraffe, bestehend ous Cvrridor, 3 zweifenstrigen uud 2 einsenstrigen Zimmern, Küche, Speise-, MädÄeukammcr und sonstigem Zubehör, vom 1. April 188S ab anderweit zu ver- mierhe».' Zu diesem Zwecke wird hiermit Licitalionstermin aus Montag, den 24. September d. I , Vormittags 11 Uhr im IluiversitätS-Rcutamte anbciaumt uni) wollen Misthlicbhaber sich in demselben eiustndcn. Das Rentamt, bei welchem die Lici» tationsbcdinguugen bereits vorher einzujehen sind, behält sich die Auswahl unter den Bietern und den Zuschlag überhaupt vor. Die Bieter bleiben 14 Tage an ihre Gebole gebunden. Leipzig, am 17. September 1888. , Universität»-Rentamt. Gebhardt. Nichtamtlicher Theil. Graf üalnoky in FriedrichSruh. Den Begegnungen des italienischen Ministerpräsidenten CnSpi mit dem Fürsten BiSmarck und dem Grasen Kalnokv am 21. uud 25. August ist die de« Grasen Kalnoky mit dem deutschen Reichskanzler gefolgt. Wie schon seil einer Reihe von Jahren bot sich Graf Kainoky nach dem Landsitz de» Fürsten BiSmarck begeben, um mit ibm über die politische Gesammtlage Rückfprache zu nehmen. Da» Wiener „Fremden blait" hat ohne Zweisei Recht, wenn e« die volle lieber einstimmung beider Staatsmänner über die von ihnen zum Zweck der Erhaltung de» Frieden- einzunehmende Haltung ai» selbstverständlich vorauSsttzt, aber andererseits gewinnt die diesjährige Zusammenkunft der beiden Minister durch die Ereigmsie, welche im Lause de- letzten Jahre- eingetreten siad, eine ganz besondere Bedeutung und Wichtigkeit. Italien ist seitdem in da» zwischen Deuischlanv und Oesterreich- Ungarn bestehende vertraute Verhältnis als gleichberechtigte dritte Macht eingetreten. EriSpi hat an dem persönlichen Gedankenaustausch über die politische Lage und die An- sorderunaen. welche sie an die Mitglieder deS Dreibunde» stellt, theilgenommen, der Einklang zwischen den drei Ver> bündeten ist nunmehr rin vollständiger geworden. Die Ber träge haben durch die persönliche Berührung der drei Staat» wärmer kein« Aenderung erfahre», aber ihr Inhalt ist lahaadiaer geworden, «au hat Gelegenheit gefunden, denselben an der Hand der Thaisachea zu prüfen und ihn auf gegebeue Fälle anzuwenden. Wir wissen bereit», daß die bevorstehend« Romsahrt Kaiser Wilhelm'» Gegenstand der Nücklvrache zwischen CriSpi und dem Fürsten BiSmarck gewesen in. und ma» darf vorauS- setzen.«daß CnSpi sich auch dem Grafen Kainoky über die mit dem Fürsten BiSmarck in dieser Beziehung getroffenen Verein barungen geäußert hak, aber cS ist klar, daß dirseS Thema nickt das einzige gewesen ist, über welche» ein Gedanken austausch erfolgte. Nach Lage der Verhältnisse muß'.e e» vorzugsweise Frankreich sein, über dessen Absichten und AcliviiSsähigkeit die leitenden Staatsmänner Deutschlands und Italiens sich ausgesprochen haben. Die Art uuv Weise, wie die Massauahsrage zum Austrage gekommen ist. läßt keinen Zweifel darüber bestehen, daß über deren Behandlung innerhalb deS Dreibundes volle Uebercilistimmung herrscht, und e» ist offenbar, daß darüber sowohl in Friedrichsruh als auch in Eger eingehende Erörterungen stallgesunden haben. AnS den Andeutungen der halbamtliche» Presse war ersichtlich, daß die Miltclmeerpolitik in FcicdriLsrub und in Eger zur Sprache gekommen ist und daß über die dabei in Betracht kommenden Gesichtspuncte volles Einverständniß erzielt worden ist. Bei dem Berhällniß zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn handelt es sich in erster Linie um die beiderseitigen Beziehungen zu Rußland und um die Behandlung der Bal kanfrage. In Verbindung mit dieser Hauptfrage siebt natürlich die militairische LcistungSsähigkeit beider Verbün deten im Falle der Notbwendigkelt, einen russischen Angriff abzuwchren. Oesterreich-Ungarn hat durch daS Landsturm» gesetz seine militairische» Hilfsmittel wesentlich gesteigert, und in der beiderseitigen Aufmerksamkeit aus die Manöver ihrer Heere hat sich das Streben gezeigt, die Heereseinrichtungen Deutschlands nnd Ocsterrcich-UngarnS mit einander in möglichst enge Wechselbeziehung zu setzen. Die Entsendung deö Höchst- commanvirenden der österreichischen Armee, deS Erzherzog« Atbrecht. nach Berlin entspricht der Sendung deS EbcfS deS Generalstabcs der preußischen Armee, Grasen Walversee. zur Theilnahme an den österreichischen Manövern. Bekannt lich steht in nächster Zeit der Besuch Kaiser Wilhelm'- am österreichischen Kaiserhof: bevor; eS liegt dabcr nabe, daß auch diese Angelegenheit in FriedrichSruh zur Sprache komme» wirb. Man hat längst ausgehört, aus gegnerischer Seite die Tbatsache, daß der erste Antrittsbesuch des neuen Kaiser» von Deutschland in Rußland abgestattet wurde, zum Gegenstände von Verdächtigungen zu machen, weiche bestimmt waren, daS gute Ewvcrnebmen zwischen Deutschland und Ocsterrcick-Nugarn zu stören. Diese Versuche waren von vornberein so aussichtslos, daß ihre WirkungSirstgkeit den Urhebern selbst zum Bewußtsein gekommen ist. Die Beziehungen zwischen de» beiden Verbündeten können kaum inniger sein, als sie in Wahrheit sind. Glücklicherweise bat die bulgarische Frage seit dem RegierungSantriit Kaiser Wiihelm'S II., insbesondere seit dem Besuche desselben in Peterhos viel von ihrer Schärfe verloren, die Frage wird kaum noch erwähnt, man hält sich lediglich an die Thalsacben, welche in Bulgarien selbst her- vorireken. Seltsamerweise ist über die wahre Sachlage in Bulgarien sehr schwer Klarheit zu gewinnen, du Berichte, welche darüber von verschiedenen Seiten vorliegen, wider- prechen einander vollständig. Nach dem gestern von unS mitgetheilten Briese der „Politischen Correspondenz" ouS Konstautinopcl vom 1l. September befindet sich Bulgarien in einer so ausgezeichnete» Lage, daß die Türkei mit Neid ous ihren Vasallenstaat blickt; die Finanzlage läßt nicht» zu wünschen übrig, die Steuern gehen mit einer Leichtigkeit ein, daß die Negierung Anleiheanerbietcn von auswärts zurück- zuweiscn in der Lage ist. da- Erziehungs- und Bildung-Wesen macht erstaunliche Fortschritte, die Ernte ist über alle Er wartung günstig ausgefallen, genug. Bulgarien erscheint in diesem Briese als ein Musterstaat von ganz außergewöhn licher Blüthe und Gesundheit. Die Kehrseite ist um so frappanter. Danach treiben Räuberbanden in Bulgarien ihr Wesen in so frecher Weise wie kaum irgendwo ander» in Europa, sie nehmen Privatpersonen gefangen, für vre sie hobeS Lösegeld fordern und empfangen und setzen diese! barbarische Treiben zum Hohn aller militärischen Anstrengungen, die Sicher heit im Lande wieder herzustellen, fort. Einen Ausgleich zwischen solchen schroffen Gegensätzen zu finden, ist nicht möglich. Anders liegen die Verhältnisse in Serbien, wo die Partei nahme Rußlands für die Königin Natalie in ihrem Kampfe gegen König Milan augenscheinlich ist. DaS mit den preußischen Gesetzen nickt zu vereinbarende Auftreten der Königin Natalie in Wiesbaden nötbigle die preußischen Behörden, den König Milan in der Geltendmachung seines Rechtes aus die Rückkehr seines SohneS in die väterliche Gewalt zu unterstützen, und damit stimmte die Auflassung der Sach lage in Serbien, wie sie die Regierung Oesterreich-Ungarn» vertritt, überein. DaS ist eine Angilegenbeit, welche einzig und allein daS innere StaatSlebe» Serbiens betrifft, aber wie die Dinge auf der Balkanhalbinsel liegen, sieht die öffent liche Meinung Rußlands jede Unterstützung der gesetzlichen Gewalt in einem Balkanstaal durch eine auswärtige Macht als einen Eingriff in die Neckte Rußlands an. Die Ersah rung hat gelehrt, daß Rußland alle die Bestrebungen aus der Balkanhalbinsel unmittelbar oder mittelbar unterstützt, welche dir Auslösung der staatlichen Ordnung, soweit sie der Unab bängigkeit der Balkanstaalcn bient, hcrbeizusübrcn geeignet ist. Auch in Rumänien hat sich bekanntlich »n letzten Frühjahr unter Mithilfe deS russischen ConsnlS Hitrowo eine Bewegung entfaltet, welche den Sturz der Dynastie z»ni Ziel hatte. Unter dem Ministerium Karv ist zwar vorläufig alles wieder in daS gesetzliche Gleis zurückgekehrt, aber e» wäre nickt un möglich, daß sich bei günstigem Anlaß diese Versuche wiederholten. DaS ist die Lage, welche Oesterreich-Ungarn bei seiner Balkanpolitik zu berücksichtigen genölbigt ist und wen» wir noch die Abfertigung l,inzunehmen. welche Kaiser Franz Joses dem urpatriolischcn Gebühren deS Bischofs Stroßmaysr aus Anlaß oer russischen Feier in Kiew ertheilt ha«, so sind in der Hauptsache diejenigen Angelegenheiten erwähnt, welche sich dein Grasen Kalnoky und dem Fürsten BiSmarck als Gesprächs themata darbieten. * Leipzig, 18. September. * Die Wiener Presse begrüßt die Zusammenkunft Kalnoky'S mit dem Fürste» BiSmarck i» FriedrichS- ruh in äußerst sympathischer Weise. So schreibt daS leitende Wiener Blatt die „Neue Freie Presse" am Schluffe einer eingehenden Betrachtung: . . . Mi« der Unbefangenheit zweier Männer, die wißen, daß die Interessen, welche jeder von ihnen vertritt, innig und für die Dauer verknüpft sind, könne» Gras Kalnoky und Fürst Bis marck die tueopäiiche Loge erwägen Da- Bündniß ist in der That dem einftmoligen Bunde-verbällnisse ähnlich geworden, und wenn e» einen Unterschied giebt, so besteht er vielleicht nur darin, daß kaum jcmol» der österreichische und der preußi'che Bevollmächtig!« beim deutichen Bunde sich mit iolcher Aufrichtigkeit und io enisernt vou alle,» Mißtraue» begegnet sind al» jeyi. nochdrm die Streit gegenstände zw sichen den beiden Sroaien hinweggeräumt sind, der deutiche Reichskanzler und der österreichische Minister de« iöeußern. In diesen, sichtbaren Fortbestand« des innigen Ver hältnisses zwischen den beiden großen mitteleuro- päischeo Staaten liegt auch die stärkste Bürgschaft für den europäischen Frieden. Wenn de Begegnung von P-terhvs die Folgen gehabt hotte, welche man vieljach von idr e wartete, wenn sie einen innigen Beschluß Rußlands an Deutschland herbei- gesührt und dadurch die Nvthwendigkeit ergeben halte, auch daS Ber- HSItniß Rußlands zu Oesterreich neu zu regeln — wir wissen nicht, ob dem europäische» Frieden dadurch «io dauerhaftere» Fundament geschaffen worden wäre. Den günstigstes Fall angenommeu. es wäre der Vermittelung Deutschland» gelungen, ein Abkommen ub-r Lul- goriea zu Stande zu bringen, ist e» denkbar, daß damit eine grnndlSdIichr und endgittige Lösnug der orientalische, Frage ge- schaffen worden wäre? Wenn oder die» nicht augenommen werden kaun, Io wäre di« Lage nicht sicherer geworden, als sie gkgenwäilig ist, obgleich ma» sich nicht verhehlen kann, daß der Friede weientlich aus den vereiaigten Armeen Deutschland» und Oesterreichs rubr und daß die!« Heere wohl daran lhun, ihrea Uebungeü, wie es geschieht, mit Eifer sich zu widmen. Denn der iogenanme illegale Zustand in Bulgarien befestigt sich von Tag zu Teg mehr uud hcl vor d.n vorangrgangenen legale!, Zuständen den Bortheil, daß das Melgeprüsle Land onsäugt, Athen, zu ichüvsen, daß d e Ordnung auirech, erhallen bleibt. Laß die revolutionären Zuckungen und daher auch die Anlässe zu europäischer Iuterventwa immer seltener werden. Hm Interesse Rußlands mag das nicht oelcge» sein, dem euroviuiche» Frieden jedoch kommt es zu Gute. Tie beiden StoalSmänncr in FriedrichSruh dürsten sich auch kaum darüber den Kops zerbrechen, wie dieser leiblich befriedigende Zustand durch einen anderen, dessen Folgen ungewiß sind, zn erietzc» wäre. Es liegt >n der Natur und Ausgabe des FricdenbundeS, den be stehenden Rechtszustand zu schirmen; >e langer dieser dauert, desto mehr gew unt cr au Festigkeit. Vielleicht verwaudelt sich mit der Ze>t auch Rußlands grollendes Schweigen in eine allseitig erwünschte Zustimmung. DaS cfsiciöse Wiener „Frcmdeublatt" sagt: »Die all jährlich regelmäßig wiederkehrende Zusammenkunft deS Ministers dcS Auswärtigen, Grasen Kalnoky. mit dem Reichskanzler Fürsten von BiSmarck erscheint keinem Politiker mehr als ein Symptom oder Vorbote irgend einer Actio»; die allgemeine Lage weist sicherlich eher einen Fort- schiitt aus dem Wege zu einer dauerhafteren Beruhigung aus. Beide Staatsmänner werben die Gesammtlage nur von dem Gesichtspuncte der Befestigung deö Frieden- betrachten und neuerlich eine gegenseitige und volle Uebereiustimmung hinsicht lich der Grundzüge der Politik coustatiren." * Der greise hochgeehrte Fürst Johann Adolf Schwarzenberg ist im Alter von 89 Jahren auf seinem Schlosse Fraucnbcrg im Böhmer Walde dahin- feschicde», allgemein betrauert von seinen „Unterthanen". Fürst Schwarzenberg war bekanntlich einer der reichsten Grundbesitzer Europas; der Umfang seiner Güter im Böhmer Walde betrug allein an 40 Quadratmeilen, außerdem hatte er ausgedehnte Besitzungen in Nordböhmen, Ober- und Niedcrösterrcich, Salzburg, Steiermark und Ungarn. Diesen riesigen Grnndbesiy verwaltete cr mit kluger Auswahl tüchtiger Oberbcamtcn musterhaft und zugleich mit Gerechtigkeit und väterlicher Fürsorge für seine Angestellten und deren Familien. Nach Art der alten Grandseigneur- nannte er alle seine Beamten, vom Hosrath angcfanaen, „du", unterhielt auch noch ausSchloß Krumau, gemäß besonderer Vorrechte, eine eigene „Leibgarde" von etlichen dreißig Gewehren und drei oder vier Kanonen, zugleich aber unterhielt cr in Wien freie Woh nungen für die Söhne seiner Angestellten, welche studiren wollten, und, wenn Platz war. für andere brave Jünglinge dcS .Königreichs Schwarzenberg". Doch konnte er auch recht streng sein in der Behandlung seiner Pächter und Eintreibung der Schuld- forderungen. Die Beliebtheit deS alten Herrn wurde im ganzen weder hierdurch, noch durch die czechisirende Richtung seines einzigen Sohnes Prinzen Adolf Joseph Schwarzen berg wesentlich beeinträchtigt. Der Alte kümmerte sich mehr um die gute Verwaltung seiner Güter als um die Staats verwaltung. cr stiiiimte in früherer Zeit stets „für den Kaiser", also auch für die Versassungspartei und seit Jahr zehnten gar nickt mehr, erinnerte sich jedoch im Allgemeinen noch der fränkische:, Abstammung seines Geschlecktes und dessen Hauptruhiiiestitels, den Feldherr», der Schlacht bei Leipzig, Fürsten Karl Schwarzenberg, hervorgebracht zu haben. Seinen Beamten ließ cr in politischer Beziehung meistens freien Spielraum, indcß wurden oft und mit Vorliebe czeckische Beamte in deutschen Gegenden. allerdings auch deutsche Beamte auf czechischcn Gütern angestellt. Dies System hat das Dcutschthum im vorwiegend deutschen Böhmer Walde leider sehr geschädigt, weit die ezechischeu Beamten zumeist fanatisch für ihr Ezechenthum arbeiteten, die deutschen Beamten aber sich mit Rücksicht aus die sehr empfindliche Ungunst deö Erbprinzen mindestens sehr zurück halten mußten. Bei den letzten ReichSrathswahlen bewarb sich unvermuthctcr Weise der Erbprinz Adolf Joseph in einem sehr überwiegend deutschen Lanogemcindcwahlbezirk des .LönigreickS Schwarzenberg" gegen den deutschen Can- didate», damals l)r. Herbst, um ein Mandat. Als er wirklich mit geringer Mehrheit gegen Herbst gewählt worden war. trat er sogar iu den Czcchenelub dcS ReichSrathS. Aber cS wurde ihm darin bald unheimlich, cr trat aus de», Czcchen club wieder auS und »ahm als Wilder eine unabhängigere Stellung ein, immerhin stark beeinflußt durch das Haupt der zweiten völlig czeckisirten fürstlich Schwarzcnbergischen Majoratslinie, den Präsidenten deS czcckischen Landcscultur- ratheS Fürsten Karl Schwarzenberg. Durch den Tod deS regierenden Fürsten Johann Adolf Schwarzenberg gelangt der jetzt 56jährige Erbprinz Adolf Joseph iiis'HerrenhauS, und eS ist Aussicht vorhanden, den ReichSrathSsitz des letzteren für die deutsche Partei zurückzuerobern, vorausgesetzt, daß die Deutschen nicht wieder den Fehler machen, einen dem jetzigen Fürsten persönlich verhaßten Eandidaten auszustellen. Bon dem Nachlasse des Fürsten Schwarzenberg erhält der Finanzminister anderthalb Millionen Gulden Erbschafts gebühr. * Wie man der „Kölnischen Zeitung" auS Petersburg mittheilt, wird die Reise des Großfürsten Serge, nach Jerusalem auch mit einem politischen Aufträge ver knüpft sein. Der Großfürst ist nämlich beauftragt, dem Sultan die persönlichen Ansichten des Zaren über die bul garische Frage auszusprechen, und zwar in der wohl wollendsten Weise bckmsS Förderung dcS guten Verhältnisses zwischen Rußland und der Türkei. Man glaubt, daß eine derartige Aussprache durch den Bruder dcS Zaren aus den Sultan einen weit größeren Eindruck machen wird als alle Verhandlungen durck den Botschafter. Somit kann man den Besuch des Großfürsten Sergei als ein Gegenstück zu dem des Herzogs von Edi >, burg ausfassen. Ter Zar hat bei seinen, Besuch auf dem Landgutc deS Großfürsten Serge, Alles mit diesem persönlich verabredet. Der Großfürst bat am 14. dsS. in Petersburg eine lange Unterredung mit GierS gehabt. Jedenfalls kann man an den Folgen deS groß fürstlichen Besuchs in Konstantincpel mit Aufmerksamkeit entgegensetzen. * Am 25. September wird der russische Minister deS AcußerenStaatLsecrctair von Gier» sein 50jährige- Dienst jubiläum begehen. * DaS halbamtliche „Journal de St. Petersburg" ist er mächtigt zu erklären, daß d e Behauptungen der „Nouvelle rcvne" bezüglich einer im vergangenen Jahre an den Kaiser von Rußland ergangenen Einladung zu einer Zw sammenkunst in Stettin vollständig unbegründet seien. * Zur Lage in Serbien wird der .,Politischen Corre, spondrnz" vo» beachlcnkwcrther Seite auS Belgrad, 13. Sep tcmber. geschrieben: Abermals dincisiLwirren Krisenge»ächte die Loft. Obzwar sie von eiil'M Tkeile der europäischen Presse bereit» al» uiiumklößliLe Wahrheiten escomvtirt werden, kann ich doch aus das Bestimmtest« versichern, daß diesmal weniger denn je ernste Gründe zu einer Mmisterkrise vorlicge». Die betreffenden SerückNt werdea, wie olle ähnliche», von unseren Deriifsaemagogea hinoasposaunt und können nur als Beweis dafür betrachtet werden, wie sehr diele letzteren von einer längeren Antaucr des heutigen Eabinet« die Zügelung und Besänsiigiing jener Leidenschaften der Mafien bekürchlen. aus welche sie vordem ihre zeitweise Herrschaft gegründet hatten. Ja ernsten politischen Kreisen glaubte man Lader anch keinen Momcni an einen bevorstebenden Mmifterwechiel. Man sah in dem Umstande, daß Herr Niftic, iobald «önig Milan ui Abbezla anlangte, um Audienz onsuchte, ebenso einen Act schuldiger Loyalität, als e? ein Act der nur z» g», bekannten Eourtoisie nnd Liebenswürdigkeit Lr. Majestät drs Königs gewesen, daß er feinen einstigen Minister präsidenten zur königlichen Hostasel zuzoziehe» befand. Der Notalieniag ist irotz der übermenschlichen Anstrengungen einzelner Agitaiorcn gänzlich ruhig verlauien, wa» um so mehr in Veiracht kommt, als e« kmzelne Rädelsführer für »olvwcnbig er achteten, Individuen an» dem Pöbel mit Prügeln und Stöcken, ja sogar verschiedenen Mordwaffen »« «ersehe», »m a»s dies« Art, ernste Tumult« dervorzurusen. Die Bevölkerung blleb vollkommen ruh,«, und da- ist wohl der beste Beweis, daß man auch in Serbien immer mehr und mehr zur Einsicht gelangt, daß «in Verhalle» im Ein- klänge mit Recht und Ordnung im Staate heilsamer wirkt al? Rücksichtnahme ous olle die eitlen Versprechungen einer gewissenlosen Demagogie. Herr Pirotschanoc hat die von ihm verfaßte uud dem Ton- sistorium unterbreitete Replik in der Scheidnugs-Augelegenheit in der europäischen Presse veröffentlichen zu sollen geglaubt und ist nun eifrig bemübt, sie in alle Schichten der Bevölkerung gelange,, zu lassen, wobei er ganz und gar vergißt, daß die Verbreitung von Proceßacten vor UrtheilSsällung »ach dem serbischen Preßgesetze aeahndet wird, waS einem gewesenen Justizininister keinesfalls zur Ehre zu gereichen vermag, klebrigen» enthält der ganze Act keines wegs eine sachliche Bertheidigung der Königin Natalie, sondern vi:l- mehr eine lange Reihe grundloser uud tendenziöser Beschuldigungen gegen König Milan. Se. Majestät hat denn auch einen neuen Beweis jeiner bewunderuSwürdigen Langmulh an den Tag gelegt, als er der Königin neuerlich drei Mouate Bedenkzeit grwährte. Herrn Pirotschanac aber mag in Zukunft einen gelehrten Juristen nennen, wer da will. ES giebt wohl kaum etwa- Ungeschickteres, als wenn sich ein Sachanwalt bei her Verlheidigung seiner Elicntia Etwas zu Schulden kommen läßt, was in einzelnen Paragraphen des Strafgesetzbuches mit voller Deutlichkeit umschrieben ist und i» diesem besonderen Falle an das Verbrechen der MajeftäiSbcleidiguug nur allzu lebhaft erinnert. * lieber daS bulgarische Räuberuowefen wird der „Politischen Correspondenz" au» Sofia, IS. September, geschrieben: Die Uniersuchung, betreffend den kürzlich i» der Umgebung von Sofia gefangen genommenen Sowow, welcher bekanntlich zu den Enisührer» der Herren Ländler und Binder gehörte, ist noch nickt zu Ende geführt. Die Behörden iu Sofia warten da» Ein treffen der Briese ab, welche zwischen Herrn Jlliopulo» io Lartar- Bazardschik und den genannten Herren während deren Gefangen, schaff gewechselt wurden, da au» denselben Aufklärung über vrr- schiedenc Einzelheiten erwartet wird, die sich im verlause de» Verhörs des Räuber» Sawow ergeben haben. Jowischea fahre» die BehSrdm fort, gegen jene Dörfer de» Bezirke» von Bellova, welche den Räubern bei ihrea Unternehmungen an die Hand ginge», mit strengen Strasmaßregela vorzugehen. So wurde da» von Kutzo- Wallachen in der Anzahl von etwa 120 Köpfen bewohnte uud au» 19 Hüllen bestehende Dorf Tschandir» da» eigentlich bester al» Sommerlager bezeichnet wird, niedergebraant und alle Hobe der Bewohner, bestehend in Schafen, Ziegen uud Pferden, beschlagnahmt. Ter Führer der Bande Kissarew, welch« bekanntlich de» Photo graphen Stojanow in der Nähe de» Kloster» Rillo entführt hatte, soll sich mit einigen Genossen andauernd in dem Gebirge von Bellova, jedoch in einem säst vollständig unzugänglichen Schlupfwinkel aus» halten. Man hofft aber, daß der bald zu gewärtigende Eintritt strenger Kälte diese Ehrenmänner zwingen werde, ihr hochgelegene« Nest zu verlassen und in die Thäler herabzusteigeu, uud daß e» dann den Behörden gelingen wird, sie ln Empfang zu nehmen. Bedauerlicher Weise ist ein neuerlicher frecher Raubansall zu ver zeichnen. welcher e» der Regierung zur Pflicht macht» da» System ihrer Maßregeln zur Bekämpfung der Brigantaggio zu erweitern unv zu verschärfen. Gestern wurde nämlich die von Sofia nach Rnstschuk obgegangene Post von einer au» sechs Köpfen bestehenden Räuber- band« zwischen Araba-Konak in Orkhanie überfallen. Di« Räuber, welche sämmtlich albauesische» Bewand trugen, warfen sich aus den ersten der beiden Postwagen, welcher die Brtefbeotel enthielt, während in dem zweiten Geldsendungen und Werthgegenstäad« unter gebracht waren. Zwischen dem Postillon de- überfallenen Wagen» und dem ihn begleitenden Gendarmen einer- und den Räuber» an- dererseit» entspann sich eia heftiger Kampf, in dessen Verlaus der Gendarm getödtet wurde. Der Postillon de» zweiten Wagen» hatte die Geistesgegenwart, während diese» Handgemenge» nmzukehren und in ratender Eile bi» zur Ortschaft Jasch-Keffeu »u fahren. Nachdem die Räuber sich überzeugt hatten, baß die Postbeutrl blo« Brtef- schasten enthalten, kümmerten sie sich nicht weiter um den Fang uud flüchlelen in die Berge. Die Regierung hat sofort nach Kennt- nißnobme von diesem Vorfall die Ualerpräffciea der de» Schauplatz de» räuberischen Ueberfall» umgebenden Bezirke telegraphisch an. gewiesen, sich unverzüglich in Begleitung von Gendarmen au Ort und Stelle zu begeben, um den Räubern iu der Richtung, welche sie verfolgten, nachstrlleu zu lassen. Die Post hat nach diesem Lorsalle ihre Fahrt nach Plevuo fortgesetzt. * Gegenüber den Erörterungen, welche in einem Theile der Presse darüber anfgetaucht siad, ob sich durch die bevor- stehende Vermählung der Prinzessin Sofia. Schwester des deutschen Kaiser», mildem griechischen Kronprinzen die Nvthwendigkeit eine- Glauben-Wechsel» für die Prinzessin ergebe, werden wir auS Athen von unter richteter Seite auf die Bestimmungen der griechischen Ver fassung aufmerksam gemacht» welche einzig in Rücksicht der Kinder deS jeweiligen Königspaare» die Vorschrift enthält, daß sic im orthodoxen Glauben erzogen werden müssen. Da gegen existirt keinerlei Bestimmung, welche hinsichtlich de» Glauben« ber idurch Heirath zuwachsenden Mitglieder der königlichen Familie etwa» vorschriebe. * ES wird jctzt bestimmt behauptet, daß 30 000 Mann nach Massaua geschickt würden; sie sollen wenige Tage nach der Abreise Kaiser Wilhelm'- abgrhen. ES soll au-ge- macht sein, daß Keren durch verstärkte Irreguläre besetzt wird, dann würde das italienische Heer verrücken und die Verbindungen so befestigen, daß man leicht und sicher von Massaua nach Keren und umgekehrt koinmen könne. Für den nächsten Sommer hätte dann die ganze Armee im BogoS- lande gesunde- und kühles Quartier. Line Auslassung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" druckt einen Artikel der „Jndspendance Belge" ab. der unter der Ueberschrist „Wilhelm II. und Fürst BiSmarck" an das Dementi der Gerüchte über die Neuorganisation der Reichsämter anknüpft. Der Artikel erkennt in seinem Eingänge an, daß es sehr natürlich war, die freisinnige Partei als Urheber dieser Gerüchte verantwortlich zu machen, weil diese von Anfang an die Einrichtung verant wortlicher Reichsminister verlangt habe. Aus dem Umstande jedoch, daß die Nachricht auS den» „Hamburgischcn Correspon- vcntcn stamme und später in Zeitungen wie die „Post" und die „Nativnal-Zeitung" übergegangen sei, glaubt der Artikel folgern zu sollen, daß die Frage in der That in maßgebenden Kreisen erörtert und daß nur die Lösung für den Augenblick ausgeschobcn worden ist. Die „Jndspcndar.ee" giebt über die Entstehung der Frage folgende Erklärung: In den dcm Fürsten BiSmarck sehr viel näher stehenden poli- tischen Gruppen, als es die Gruppe de- Herrn Eugen Richter ist. soll man diele Nachricht lavcirt haben zu dem alleinigen Zweck, in di-creter Weise dem Fürsten vou Bismarck nahe zu legen, daß e» Zeit wäre, sich eine» eventuellen Nachfolger zu bezeichnen, wie c» der Feldmarschall v. Moltke geihan hat, upr ohne Er schütterungen und nutzlose» Taften den Nebergang der sehr aus gedehnten Machtvollkommenheit des Kanzler» in andere Hände, di« nothweadiger Weise weniger erfahren sind, vorzubereiteu. Der Kanzler, es ist wahr, ist von der Last der Jahre nicht so bedrückt wie der Feldmarichall von Moltke, er ist heute 73 Jahre alt; aber es wirs bemerk», daß lange Zeit, bevor der ehemalige Thes de« Generalstabk» diese» Alter erreicht batte, er die Wahl eine» späteren Nachfolger» in der Person des Grasen von Waldersee getroffen Hot, der in der That ihm nachgesolgt ist. Im klebrigen war Gras Molik: in dem Gencralstobe weit dnvon entfernt, in einer solche« Lage zu sein, wie diejenige de» Kanzler» ist, welcher in seinen Händen alle Machtbefugnisse vereinigt und in gewisser Weiie allmächtig ist» dergestalt, daß keine »uc irgendwie wichtige Frage von allgemeinem Interesse sich ohne seine Mitwirkung regeln läßt. Einer der ge- rechtesten Vorwürfe, welche man dem Reichskanzler selbst in be freundeten Kreisen macht, ist. daß in dem Reiche Alle« so eingerichtet ist, wie wenn er allein da wäre, um eine Frage eaticheidea zu können, und wie wenn er für immer sich seiner geistigen Fähigkeiten und seiner Arbeit«krast erfreuen sollte. Die Thatsache, daß di« Nockricht einer Reorganisation der ReichSämIer anlongS durch notorisch liberale Zeitungen gelausen und nicht sofort bu,ch die »sficiöse Presse widerlegt worden ist, zeigt deutlich o». daß dieir ganze Geschichte sich in rinem kreise eniwickeir bat, w.-lchen man über die Neigungen de« jungen Kaisers gut unterrichtet erochien mußte. ES würde in der That eigeathümlich sein, daß. nachdem der Kaiser in der Armee dem jungen Element einen so weiten Spielraum eingeräumt und nachdem er so deutlich seinen Wille» einer allgemeinen Verjüngung »a erkennen gegeben Hai. er t» der Regiernng de» Reicht« rß bet« «Vr» kaffe» fallt« Hiera»« erklärt
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