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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-19
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1888
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Zweite Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 2KZ. Mittwoch den 19. September 1888. 82. Jahrgang. Gerüchte über Neueinrichtung der Ncichsämter. * Die durch Wiedergabe eine- Artikel» der „JndLpen. donce belge" in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" hervorgerusene Eontroverse über eine eventuelle neue Einrichtung der Reich«ämter beschäftigt die Presse sekr lebhaft. Zur Sache schreibt un» unser Berliner Correspondent: Die Frage der Reorganisation der Reich-Smter war. wie wir zur Zeit sojor« darlrgie», durch eineu freisinnigen Journalisten n> dem „Hamburgilchen Correspondcnten" angeregt worden, und beute bestätigt die „Notional-Zeitung" unsere Mittheilung mit dem Hinzuiügrn, daß sic vou einem al» unzuverlä'sig b.kannten frei sinnigen llorrespondenten hcrrübrt. Wir baden die Meldung, daß »ine Veränderung in der Einrichtung der Reichsämtec, wohl gar die Liasüdrung verantwortlicher Reichsministerie» geplant werde, sosort oll ersunden bezeichnet und daraus hingewieseu, dab eine solche Möglichkeit auSgeichlosseu sei, da an die Zustimmung der nicht- preußischen Bundesstaaten zu einem derartigen Plaue gar nicht zu denken lei. Ein Bedürsniß zur Schaffung verantwortlicher Reich-ministeriei, hat sich seit Gründung des norddeutschen Bundes und des deutschen Reiches noch in keinem Moment geltend gemacht und so ist auch von Preußen oder den« Reichskanzler diese Frage niemals ausgeworsen worden. Bekannt >st aber, daß von ..frei- sinniger" dezw. sortschrittllcher Seite dieses Verlangen ösler gestellt, und ebenso bekannt ist auch, daß alle anderen Parteien diese Forderung nachdrücklich zurückgewiesen baden. Wenn nun in den, durch die ..Norddeutsche Allgemeine Zeitung" wiedergegedenen Artikel der „Jndtpendance belge" trotz der auch vssiciös erfolgten lementirung der Reorganisation der ReickicLnner von Neuem dieser Plan erörtert wird, so glauben wir, daß diesmal dem belgischen Blatte und dem Arlikelschreiber zu viel Ehre geschieht, wenn man den Ursprung an Stellen sucht, welche der Reichsregicruiig nahe stehen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat darin allerdings vollkommen Recht, daß der Art kcl der Brüsseler Blattes nicht auS sranzöilscher Quelle geschöpft ist: richtig ist auch, daß er vo» einem Mitarbeiter herrührl, der mit Berliner Auslassungen wohl verlraut ist; und wir sind in der Lage, zu bestätigen, daß der Artikel nicht au- consrrvativea Kreisen stammt. ES werden in der That alte Neigungen der Fortschrittler rcprotuciet. Unser Gewährsmann glaubt nämlich gut unterrichtet zu sein, wenn er bebauplet, der Artikel der „Judüpendance belge" rübrt von einem bekannten frei- sinnigen Journalisten her, welcher demReichStage und dem Abgeordnetenhaus« angehörk. Die „Freisinnige Zeitung" befindet sich wieder einmal völlig aus dem Holzwege, indem sie heute Abens die Behauptung ausstelll, jener Artikel rühre von einem „Osficiösen" her; dnS Blatt fügt hinzu, die Aussübrunge» des Artikels decken sich nach ke'ner Richtung mit jreisinnigen Auslassungen. Dos mag nach Herrn Richter'- An sicht sich so verhallen, es wird ja auch in jenem Artikel direct von Zeitungen gesprochen, die für ..Phantasien der iorljchriniichcn Presse" mchl zugänglich sind. Aber gleichwohl — wir glauben manche Mit glieder der „freisinnigen" Partei besser zu kennen al» Herr R chler selbst, und so wie die Nachricht im „Hamburgijchcn Correspondenren' von linem sreisiniinigen Journalisten hcriühne. so stammt, wie unser Gewährsmann versichert, der Artikel des belgischen BlalleS rbensalls au« „sreisinniger" Quelle. Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt: Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" übernahm gestern an leitender Stelle einen merkwürdige» Berliner Bericht der „Jndä- peudance Belge", worin nichts Geringeres als eine baldige ganze oder theilweise Zurückziehung des Fürsten Bismarck von den SiaalSgeschälten in Aussicht gestellt wird, uud fügte nur eine Bemerkung hinzu, die einer Bestätigung ähnlicher sieht als einem Widerspruch. Sie nennt den Berichterstatter ivoblvertraut mit de» Berliner Auffassungen und meint nur, cS seien schwerlich conlervalive kreise, aus denen seine Nachrichten stammen, sondern es würden damit wohl nur die alten Neigungen der liberale» Partei revro- ducirt. „Der liberalen Partei", das soll doch wohl heißen, der dentschfreisinnigen Partei; den Na» tiouolliberaleo bat noch Niemand den Borwnrs gemacht, de» Fürsten Bismarck von seinem Platz verdränge» zu wolle». Wohl aber hat sich daran zu wiederholten Malen außer den Kreiicu de-Herrn Richter auch die nähere Umgebung der,. Kreuz» zeilung" versucht. Die seltsame Veröffentlichung der „Nord, teuischen Allgemeinen Zeitung' bat begreiflicher Weise das höchste Aussehen erregt; welchen Zweck sie verfolgt und was Auslassungen, wie sie das sranzosensreundtiche belgische Biatt verträgt, in Wirk lichkeit zu Grunde liegt, entzieht sich noch der Kenntniß weiterer Kreise. Ohne Zweifel wird aber die Veröffentlichung dazu beitragen, die Erörterung über die Frage der Organisation der ReicyS- imter wieder in regen Fluß zu bringen, und daS ist vielleicht der Zweck. Die „National-Zeitung" bemerkt: Die Art. wie der Artikel des Brüsseler BlalleS in der „Nord- deutschen Allgemeinen Zeilung" als eine bemerkenswerthe Erscheinung behandelt wird, ist offenbar nicht bedeutungslos. Man muß ver» mulhen, daß eS an der Stelle, wo die officiöie Kundgebung inspirirt morden, erwünscht erschienen ist, Bestrebungen, welche mit den in dem Artikel der „Jndeoeudance" erörterte» sich irgendwie be» rübrea, öffentlich zur Sprache zu bringen. Fürst BiSmarck ist 73 Jahre, Gras Moltke ist 88 Jahre alt; nickt nur vieler erhebliche Unterschied des Alters, sondern ebenso der zwischen den Ausgaben eines leitenden Staatsmannes und denen eines Chels deS Generalstabcs schließt die von dem Brüsseler Blatte gezogene Analogie aus. Aon MeinuiigSverichiedenheiten zwischen dem Kaiser und deni Kanzler, welche Erörterungen wie diejenigen d-4 genannten BlatteS rechtfertigen köiinleo, ist niLtS bekannt; wohl aber erinnert man sich ungewöhnlicher Vertrauens-Kundgebungen des damaligen Kronprinzen, des jetzigen Kaisers für den Fürsten BiSmarck. In der Schlnßbemerknng der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zu dem Brüsseler Artikel wird zu der Behauptung deS letzteren, daß die in Rede stehenden Bestrebungen an- den dem Fürsten Bismarck nahe stehenden Gruppen stammten, bemerkt: „Man möchte nicht onnehmen, daß cS conservarive Kreise sind." DaS klingt mehr gleich einer Frage, als gleich einer bestimmten Meinungsäußerung. Wen» wir uns recht entsinnen, ist der Nach richt des „Hamburger Correspondenlen" gerade in einem Organ der äußersten Rechten mehr Bedeutung beigemcssen worden als anderwärts. Zu Declarantcn-Hoffnungen konnte sie ja allenfalls ebenso gut paffen wie zu ganz anderen Bestrebungen. ES ist richtig, daß die Deutsch-Freisinnigen — nicht die „Liberalen" — in ihrem Programm die Forderung „verantwortlicher Reichs- Ministerien" haben: die» allein würde die osficiösc Kiindzrbupg aber wohl nicht veranlaßt haben. Daß Fürst Bismarck in unserem StaalSleben eine Stellung eia- nimmt, wie sie nach ihm kein Anderer habe» wird, und daß er wie jeder Mensch einmal wird ersetzt werben müssen, das sind lehr triviale Wahrheiten. Im Zusammenhang mit ihnen aber erscheint vns die Frage der Organisation der ReichSregiernng von ver- hältnißmäßig untergeordneter Bedeutung, seil daS StellvertretungS- geietz ergangen ist. Die aus Grund desselben entwickelten Ein richtungen sind so elastisch, daß sie jeden, Bedürsniß genügen können. Für ihre einzelnen Ressorts „vertretungsweise" verantwortlich- Chefs der ReichSämter baden wir bereits; ob dieselben in der Zukunft einmal einen über die Angelegenheiten der Rrfforts hinausgehendcn Einstuß cuj die Gcsommlpolitik ousüben werben, das wird von dem Verbällniß ibrer persönlichen Bedeutung zu derjenigen de- jeweiligen Reichskanzler- obhängen; ebenso wird es wesentlich von den Personen obhängen, wie weit der in gewissen Grenzen immer nothwendige Einfluß de- jeweiligen Kanzlers aus die einzelnen, von >bm nicht unmittelbar geleiteten ReffortS reichen wird. Die sreiconservalive „Post" schreibt: Die Gerüchte über die neue Einrichtung der Reichs, limter oder vielmehr über die Umwandlung in Reich-ministerien stad in Deutschland verstummt, nachdem sie von der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" in der bekannten olficiösen Form als völlig unbegründet bezeichnet worden waren. Die außer- deuischk Presse hat sich jedoch mit diesem Widerspruch des ge- dochikn Blatte« nicht begnügt, sondern erörtert die Frage aus» Neue, indem si, vorgiebt. daß dieiclbe höchstens aus eine kurze Zeit vertagt sei. Don der auswärtige» Presse, welche sozusagen von der Vand in de» Mund bezüglich der Nachrichten über deutsche innere Zustände lebt, ist c« nicht zu verwundern, doß sie davon keine Notiz al««». wi, diese Frage jetzt nicht zum ersten Mole anstoucht, jon- ich»» früher t» sehr gründlicher Weise de» LundeSrath und den Reichstag beschäftigt hat. Obne hierbei aus die Verfassung-» berattiungen des erste» deutschen Reichstages näher eingehea zu wollen, wird eS genügen, ovs die Debatten zu verwei'en, welche im Reichstage bei Gelegenheit des LteLvertleiiiiigsgesiNcS slattgesunden baden. Zu diesen Beratdungen waren, der Wicdiigkeit deS Gegenstandes knllpr-chrnd, seitens der Milielstaaien die lritenoen Minister und Bevollmächtigten zum Bunbesroidc cingetroffen Ihre Reden sind in den NeichSlageverdandlungen inedergclegt. und wer sich die Müde giebt, sie nur eines oberflächlichen Blicke- zu würdigen, der wirb darüber in keinem Zweifel sein, daß eine Aenbeiung e» der Organisaiivn der Reichsümter und die Schaffung von selbstständigen Reich-Ministerien niemals die Zustimmung des BundeSraids finden würde. Der bayerisch« Minister von Pftctzjcbucr bezeichnet« die Einiüdruvg von Reich-Ministerien als eine E nrichiung. welche die verfassungsmäßig g ivädrleisteten Rechte der Einzelstaoten geradezu vernichten müßte, und erklärte es »ich! nur alt Lerc.i Recht, sondern alS deren Pflicht, an den ihnen veriasslincrmSßig gewährte» Garantien sestzuhalten. Der württemdergiiche M »islerpräsident Freiherr von Mmoacht ronstatirte die Thattache. daß .m Bunoesroth keine Regie rung den Bcrsuch gemacht Hütte, Ncichsminlsterien i» Anirag zu nedmen, und daß jeder solcher Versuche von der württem- herrschen Regierung mit Euttch edenbeit hätte abgelehnt werden müssen. In ähnlich energischer Weise sprach sich auch der königlich sächsiiche Staat-minister von Nostitz > Wallwtz aus. Siedt man davon ab, daß sich der Reichskanzler sowoql im ron. stiluircndea Reichstage wie bei den späteren Debatte» öder da- StellverlreiungSgei.tz in einer jeden Zwrilel au-schl,ebenden Art und Weise gegrn Reichs,»misteri-n auSge'prochcn bat, so wird man selbst zugebcn müssen, daß auch obne diese Abneigung de« Fürsten B S> marck ein Anirag ans die mehrfach gekennzeichneten Bestrebungen der Umwandlung der Reichsämter bei dem Bundeeralk keine Aussicht aus Annahme finden würde. Ten» e- ist kem Anzeichen dajür vor handen, daß vie einzelnen Bundesstaaten die ihnen vertragsmäßig garanlirtcn Rcchte heut zu Tage geringer schätz-n oder weaiger vrr. tbeidigeu möchten, wie sie es vor zehn Jahren gethan Koben. WaS nun die S'ellung der Parteien im ReiMSiage anlangt, jo haben sich die konservativen Gruppen von vornherein und mit voller Klar heit im Jahre 1573 zu den Anschauungen des BuudeSrathS.be- könnt. Auch das C-ntrum, welche- roch sonst, und namentlich in der damaligen Zeit, >ede Gelegenheit wahrnahm und wahr- nimmt, um sich in Wiberiprucy mit dem Reichskanzler und Bunde-rach zu setzen, hat sich entschieden gegen die Schaffung von Reichsministerien ausgesprochen. Seitens der liberalen Parteien sind >m Jahre 1878 die Naiionalliveraien in vollkommener lieber- tilistimwung m>» dem Reichskanzler gewesen. Insbesondere bat Herr von Bennigsen in einer sehr eingehende,! Rede auSgesührt, daß die Schaffung von Reichs,uinlsterien eine völlige Umwälzung der ReichSrers.issilng zur Folge Hoden und daß es geradezu ein sruchttojcS Unternehmen sei» würde, dem durch die ReichSver'assiing miihiam hergestellie» Organismus der ReichSv-, Wallung Reicbs- MiNisteriea einzujüqen Nur der Abgeordnete LaSker, der damals noch zu den Nalionalliberalen gehörte, hat bei leinen Reden über dos Stellvertretung-gcietz dock immer wieder den Gedanken selbst- ständiger Nelchsvorständ: durchb! cken lassen, und Mit voller Klar heit lind ve, aiuwortl che Reichsminister nur von dem Abgeord nete» Hänel für die Fortschrittspartei gefordert worden. Die Tendenz, welche die FortichrittSportci dabe, versolgie, läßt sich unschwer gerade an der Rede des Abgeordneten Hänel erkennen; denn er führte in seiner Einleitung auS, baß eine jede politische Partei den Anipruch erheben müsse, zn Einfluß und Macht und zur Theilnahme am Regiment zu gelangen. Man sieht also, baß der Kern- punct der Sache für die Partei deS Herrn Hänel darin gipfelte, neue Ministerstellen zu schassen, da sie sich nicht blas damals für regie rungSsähig erklärte, sondern, wie bekannt, auch unter der Regierung deS Kaisers Friedrich nicht unerhebliche Anstrengungen machte, regierungsfähig z» sein. Wir haben eS also nur mit cinem alten Gedanken zu thun, dem jetzt, um die Aujmcrklai». keil der Leser ans sich zu ziehen, em Mäntelchen mit au-Iäudijchen Stoffen nmgedängt wird. Ernsthast wird sich aber in Deutschland Niemand vou dieser neumodischen Hülle tävlchen lassen. Die Laiscrmanövcr. * Von den Kaisermanövern wirs deS Weiteren gemeldet: * Berlin, 17. September. Mit dem heutigen Tage beginnen die Feldmanöver, in dem» bas Gardecorps und daS 3. ArmeecorpS gegeneinander manooriren. Diesen vom 17. bS 19. September dauernden Gefechtsübungen ist naLso'gcnde Gcneralidee zu Grunde gelegt: Ein OstcorpS (G-irdecoipL) ist nach Einschließung vou Küstrin über Göiütz und Froiiksiirt a. O. im Vormarsch aus Berlin. Lin WestcorpS (3. ArmeecorpS) ist über Oranienburg im Anmarsch zum Schutz der Hauptstadt. Specialidee. DaS WestcorpS steht am 16. September mit der 5. Insanteriedivisio» in der Linie Kagel-Lichtenow; Avanl- garbe Kienbaum mil der 6. Inka nter! es, Vision b-i der Berg- fchäserci; Avantgarde: Wüste-Sieverc-dors mit der Cavallerie- d ivision in Piitzba.en; Avantgarde: Münchehofe. Vom Feinde ist bekannt daß er am 16 September Müncheberg besetzt hat; ei» größere- B'vonak ist südlich Jahnsselde (zusammen etwa eine starke Infanteriedivision); stärkere Cavalleriemaffen stehen, wie gemeldet wird, bei Tempelberg. Der commandirende General beschließt sür den 17. anzugreiscn und geht zu d.eiem Zw ck um 9 Uhr Morgens mit der 5 In- sonleriebivisio» und der Corpeartillerie ans der Cüaiissee Aüste- SieverSdors-Munch-berg und zwei Parallclwegcn in drei Colannen mir der 6. Infanteriedivision und einer aus b-iden Divisions- Eavallcrieregimentern (7 EscadroiiS) combinirtc» Cavalleriebrigake aus der Chaussee Heidekrug-Müncheberg und alten Frankjiirierslraße in zwei Colonaen aus Müncheoerg vor. Die Carallerie sichert die linke Flanke. Wo der Feind getroffen wird, wird er angkgriffm; der weitere Verlaus des Gefechtes ist, da die Dispositionen deS Feindes nicht bekanni. nicht zu übersehen. Für das Ostcorps (Gardccorps) galt, der Gcneralidee zufolge, für den 17. September die nachstehende Specialidee: Das OstcorpS hat, mit dem allgenieinen Austrage, Berlin baldigst zu besetze,!, am 16. September (Sonntag) Berlin erreicht. Das Generalcommaudo: Jahnsselde; die erste Garde-Infanterie« division: Jahnsield»; die 1 Avantgarde: Müncheberg; die 2. Garoe- Jnfanleriedivisio» und die Corp-artiller>e: P-terSliaqen; die Garde- Eavalleriedivision: Tempelberg; die Avantgarde: GöiSdors. Vom Feinde verlautet, daß stärkere Covallerie am lö. September über Werneuchen vormorschirte. sowie daß Colonnen aller Waffen an diesem Tone in A>t-Lon:SLcrg «ingeiüclc seien. Nach den bis zum Abend de« l6. September (Sonntag) eingegongenen Meldungen schein« Münchehofe von seindlichcr Eavallerie besetzt z» ieiu. Bei Wüste-SicoerSdori wie de, Hcppcgarten sind Jnsauterie-Felvivachtn sestgestellt. Die Patrouillen der Caoalleriediv sion haben bis zur Linie Schüntelde-Jäuickendorf nicht« vom Feinde gesunden, beim weiicrcn Vorgehen im Walde aber mehrsach Jnsanierieseucr er- halten. Aus dem Hauvlguartier deS OstcorpS erging vom commandireit- den Genera! von Pape am 16 September Abends 8 Udr iolgender Corpsbesehl: ,,I) Der mit Colonnen aller Waffen über Alr-LandS- berg, mit stärkerer Cavalieri« über Derneuch-n oorrückendc Feind bat beute mit Infanterie Hopvegarlen und Wüste-SieverSdorj. mit Cavalieri« Miinchebose erreicht. 2) Das Corps wird morgen zu nächst seine Vereinigung bewirken. 3) The 1. Garde-Inlaitteri-- biv.sion beläßt morgen früh ihr- Avantgarde bei Müncheberg > nd jetzt ihr Gros aus die Stioßa Miincheberg-Heiner-oors. In der rechten Flanke ist dauernd zu sichern 4) Die Garde-Tavallerie- tivision klärt morgen srüh in der Richtung über Jänickcndorj- Schönstlde-Eggersoors aus und zieht sich o» die 1. Gardc-Injonterie- div'sion heran 5) Tie 2. Garde-Jusanteriedivision mit der ihr unterstellten Corpsartillerie marichirt heute srüh von P-terShagen über Arcusdors vor. 6) Beginn der Bewegung um 9 Uhr Vor mittag«. 7) Ich befinde mich morgen bei der Arantgardc der l. Garde-Jnfantericdivision." * Müncheberg, 17. September. DaS Manöver begann heute punctliM um 9 Uhr Vormittags. De. Majestät ter Kaiser beiand sich ansänglich bei dem 3 Aim-ecorpS Dasselbe rückte von Nordwcslcn ber gegen daS durch die Garde gebildete Ost orpS vor, welch-S ron Küstrin uud Frankfurt o. L. kcmmend, sich Berlin» bemächtigen sollte. Tie erste Division stand mit der Avantgarde bei Müncheberg, daS Sro» b Kilovieler östlich bei Iahvtselde; die zweite Garded.visioa stand wett zurück bei Peterthazea- 18 Kilo , Meter südöstlich von Müncheberg, die Gordecavolleriedivision südlich von Müncheberg bei Tempelberg. Die Cavalleriedivision de« dritten ArmeecorpS bildete dessen weit umgreisenvea linken Flügel und rückte von Petershaaen nördlich Müncheberg in tüdöst- licver R »iung vor. Die fünfte Division, bei der sich das Eilen« bahnr-giinent bcsavd, rückte über Dahmsdorf gegen Müncheberg, die sechste Diwsivn von Lichienau.Kaurl-K>knbaum ber nach Osten zu geg-n Tcmpelbera. Die Avantgarde und Iväier die l. Division des Gartecoips imißieii, wenn sie nicht vollüändig umfaßt sein wollten, zniück aut HeiuerSdors. Zu ihrer Dcgagirung machte die Gardecavallcrie-Division gegen die Cavallerie-Division de« 3. CocpS eine Atiaqu-, Die 6. Division veriuchte einen vergeblichen Angriff aus Heinersdors, daS von der ersten Sardedivision hartnäckig ver- «heidigt wurde. Mittlerweile war die zweite Gaebe-Jnfanterie- Tivision herangekomincn und unternahm die zweit« Garde.Jnsantrr>e- Br'gade einen erfolgreichen Vorstoß gegen den Feind, durch welchen dieser aus die Höbe nördlich von HeinerSbors juriickgedrängt wurde. Hiernach erfolgte um 1 Uhr der Schluß deS GesetbtS und sodann der Abmarsch der Truvpe» in die BwouakS. Das Wetter war sehr schön und nicht zu be ß, die Haltung ber Truvve» vorzüglich. Um 3 Uhr kehrte S-. Maiestät der Kotier zu Pierde nach Müncheberg zurück, nachdem Allerbüchstdersclbe »och da» geiechlSmäßige Abbrechcn des Manövers, die Ausnellung von Borvosten re. inspicirt balle. Die anderen Fürstlichkeiten waien schon frittier zu Wagen nach dem Babnbos und von da nach Be-lin znrückgckehcl. * Müncheberg. 17. Sepiember. Beim Zurückgehen des Hl. CorvS übernahm Se. Majestät der Kaiser mit gezogenem Säbel das Commando über da"elbe und wird eS auch Morgen führen. Le. Majestät kam um 3 Uhr zurück, m t unendlichem Jubel begrüßt. E ne Dame überreichte ibm »inen Strauß. Der Kaiser ritt heute eine neue prachtvolle Trakehnerslute. * Müncheberg, 17. September. Se. Majestät der Kaiser ließ sich heule Ab-nd im Nalhbause Lurch den Landrnth v. Steinrück den Magistrat und die Stadtverordneten, welche der Bürgermeister Netze! zujaminengerusen batte, vorftellen und dankte denselben sür den jelünen, ibm bereiteten Emptang mit der Bille. Lcß davon der Bürgerlchasi Keiinlniß gegeben werde. Hieraus besichtigte Seine Majestät unter Führung deS AmisgerichisrathS KuMenbuch und des Siadtveroidiietenvorsteh-rS AhrcndS daS städtgche Museum »nd unternahm sodann eine Fahrt durch die festlich be leuchtete Stad». Se. Majestät wurde hierbei von ber alle Straßen süllenden dichten Mensche,-menge mit ununterbrochenen Jubelrusen begrüßt. Der König iu Plauen. f Plauen. 17. September. Anläßlich der Herbstübungen der 32. Division im Vogtland« trafen beute Abend 7 Udr 25 Min. aus dem hiesigen oberen Bnhnkose mittelst SoiioerzugeSSeineMajestät unser allverevrier König, sowie Seine königl. Hoheit der commandirende General des königl. sächi. 12. Arm-ecorvs General- seldmarschall PrinzGcorg ein. In Bealeilung Sr.Majestät bcsanden sich der Kriegsminiiicr General ver Lavalleric Gras vou Fabrice, Generaladjutant Generallieutenant v. Carloiv>tz, die Flüi<eladju>auten Oberstlicutennnts Müller v Berneck und v. Schimpfs, Obtzritall- mcister Gen-ralmajor v. Chrcnstein, in Begleitung Sr. königl. Hoheit ter Prinzen Georg der Cbes deS Generalstabes Generalmajor Edlcr ron der Planitz, der Intendant der Armee Generalmajor Schurig und andere hohe Oisiciere. Zum Emvsange der Aller höchsten und Hobe» Herrschattrn kalten sich eingesunden seitens der Miliiairbedörden der Divisionair Generallieutenank v. Holleben, der Siadteoinmandanl Oberstlikiilenant v. Mangold«, seitens der Civil- bcbörve» die Herren Keeishaiivimann Frhr. v. Hauien, Landgericht-. präsiLeilt Pridcr, AmlShanpimana Frhr. v. Welck, Oberbürger meister Kniitze. Bei der Absahrt der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaste» nach der glänzend erleuchleten Stadt ersolgten sechs Kanooenschläqe, der BahiGvs erstrahlte in beiigaliichcr Beleuchtung, aus der köuig- Alberi-Hähe — westlich vom Vabnaose — erglänzten in Buniseuer zwei riesengroße und Herr Oberbürgermeister Kuntze brachte auf Se. Majestät den geliebten Landesvaier ein dreisoches Hoch auS, daS sich unter Le» zahlreich anwesenden Personen donnernd sort- Pflanzte. Auf dem Wege nach dem Adsteig.quarlier, Keller'- Hotel zum blaue» Engel an, Neuftadi-Plotze, bildere die Feuerwehr Spalier und Turner brannten 200 Stück bume Feuerwerkbülsen ab. Auf dem N.ustadtplatze, welcher in einem Flammenmeer erstrahlte, batten sich zur Begrüßung Sr. Majestät versammelt da- gesäumte Ojsic>crcorpz des Canto,menient-qnarliers Plauen, solche das Ossicier- corps deS BeurlanblelistauLeS, lämintlich in großem Dieiistaiizug und Mi! Orbeiisoecoralwn, die ritierschastlichea KeeiSstände, -aS Präsidinm der Handels- und Gew-rbekammer, die königl. und städli- scheu Berürben u. j. w. Außerdem halte» die Militairvereine der AmlShauvlmannjchast Planen, die hiesige Schutzengcselljchaft n^> eine Ehrcncompagnie deS SqiitzenregimcnlS datclbst Ausstellung ge- nomine». Nachdem De. Majestät die anwesenden Osstciere begrüßt und die Parade der Ehrcncompagnie abqenommen hatte, schrill Allerhöchst- dersclbe die Fronten der Militairvereine und der Schützengescllschast ab. Sodann crsolgte die Begrüßung Sr. Majestät durch die ritter- schahlichen KreiSstäude, die städi,scheu und königlichen Behörden. Ter König begab sich birraus m Begleitung Sr. königl, Hoheit des Gencralscldmari'chaltS Prinzen Georg und Sr. königl. Hvdeit der Prinzen Johann Georg in seine Gemächer und geruhte, eine größere Anzahl hoher Herren zu sich zu beiehlen. Gegen 8 Uhr erichien vor dem Holel zum blauen Engel unter Lora tritt de« StadtorchesterS nut b„nt-u Laterne» der Plauensche Sängerbund und brach,e Se. Majestät unter Leitung deS Bundes- liedermemers ein Ständchen dar. Gelungen wurden der Choral „Allem Gott in der Höv' sei Ehr'' (mit Musikbegleitung), sewie die Lieber „Brüder, reiche, Herz und Hand" und das Licd der Deutschen in Lyon: „WaS uns eint als deutsche Brüder". Se. Majestät der König, scwie Ihle kgl. Hokeitei, Prinz Georg, F> lvmarschall deS deutschen Reicher, und Johann Georg geruhten wiederholt, sich ain offenen Fenster der an- wkjenden Volksmenge zu zeigen, uno als ei» brausende» Hoch aus Se. Majestät ertönte, au-gebrochl von dem Vorsitzenden de» „VogtlLndiscbcn Sängevbunres", Herrn Rechtsanwalt Hätmel, dankte Allerhöchstder- selbe durch wiederholtes Verneigen und geruhte sowohl de» Herrn Vorsitzende» alS den Herrn Liedermeistec des Bandes zu sich zu bejeoien. Hieraus nahm Se. Majestät im anmuthig geichmückten Sp.-isesaal de» Hotels zum blauen Engel ei» von Herr» Hotelier Keller bereitetes Abendrsscn in Gemeinjchajt mit den zu sich be- iohlenen höchste» und bohen Herrschaste» ei». Sowohl Se. NWjestSI der König a!S auch Se. königl. Hoheit der Generolseldmarichall Prinz Georg geruhte», sich datelbst init den anw-ieaden Personen aufs Hnldvollstc zu unterhalten, Se. Majestät der König namentlich längere Zeit mit dem R-ichS:ogsabqeo>dnetea Herrn Oberstaats anwalt Kr. Hartman:,. Gegen V,10 Uhr zog sich Se. Majestät »> seine Gemacher zurück, vor weichen «>n Ehrenvosten von Unter, o'ficieren des SclmtzenregimentS au'gestellt ist. Ihre lönigl. Hoheiten Generaljtldmarjchall Prinz G-org uno Prinz Johann Gcvrg suhrc» nach ihrem Absteigequartier, Teil'» Hotel, zurück und eS zerstreule sich allmälig die nach Tausenden zählende Volksmenge. königliches Landgericht. Strafkammer U. I. Der Handarbeiter Fn-drich Wilhelm Gast auS Stauchitz, wegen Tiebstadls bereit- ruckjälliq, war bei den vor einiger Zeit in ter hiesigen Schloßgaffe vorgenommenen Straßen-, GaS- und WafferleilungSarbeiien m>t deschästigt gewesen und hatte zu zwei verichiedenkn Malen alte» und neues Blcirohr h-imlich bei Seite geschafft, um dasselbe in seioen Nutze» zu v-rwertheu. Gast batte die Rohre daher an den vormaligen Marktheljer Christoph Bräutigam in Dommitzsch verkauft und zwar un:er Umstände», welche letztere» als der Hehlerei dringend verdächtig erscheinen ließen. Da« Gericht gelangte auch zur Ueberzeuguug von der Schuld der beiden Angeklagten und veruribeilte Gast zn 1 Jahr 1 Monat Gelängniß und 4 Jahren Vertust ber Ehrenrechte, den Mit angeklagte» dagegen zu 3 Monaten Gejängniß und 2 Jahren LhienrechiSverlust II. Der Handarbeiter Ernst Brade aus Lanzberg war be- ckulbigi, zwei wegen Entwendung von Ha, dw-lk-z-ug bereit- kürzlich v'ruriheiltcn Handaibelern beim Verkauj ber Tiebstahlsobjecte bc- Silllich gewesen zu sein und sich der Hehlerei schuldig gemacht zu raben. Ter Angeklagte wurde sür schu.dig erachtet und zu 3 W oche n Gesängnißstrase veruriheilt, III. Die Handarbeiter Jokann Georg Albert Müller ans Möckern und Paul Exil Roßberg ebendaher, waren de- in Z 176, 3 de« R.-Lir.-Ges -B. angegebenen Verbrechen« beschuldigt »ad worden «ater «»nähme milderad» Umstände »o je S Loge« Besiogolßftras« vernrtheilt. IV Der wegen Diebstahls bereit- wiederbolt bestrafte Maurer Friedrich Wilhelm Jrodberg auS Westerwitz, welcher von einem Neubau in Grimma, sowie au- der Schmiede in Großboldea Hand werkszeug rc. entwendet batte, wurde unter Annahme mildernder Umstände zu 6 Monaten Gesängaißstrase und 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte veruriheilt. V. Ein vielfach »nd insbesondere wegen Betrug- bestrafter Mensch, der Kalismann Ernst Hermann Paul Neu meist er aus Neuichöae- keld, welcher erst am 20. Juli v. I. aus dem Zuchlhouje entlassen worden war, befand sich bereit» acht Tage ipäler aus dem früher elngeichlagene» Wege, Schwindeleien zu verüb-» und zwar durch Ein,merben in Wohnungen, deren Inhabern er allerhand unwahre Angaben machle, um sich Unteikommcn zu verschaffen Handelte et sich nun auch um nur geringfügige Vorlbeile, welche Neumeister er langt batte, so kannte sich das Gericht mit Rücksicht aus das Nutzlose der Vorbestrasuiigen des Angek agten nicht zur Annahme mildernder Umstande caljchließen, verurlheilte vielmehr Neumeist r wegen Rücksallsbetrugs zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus- und 600 -st Geld- event. weiteren 40 Tagen ZuchthauSstrasr und 6 Jabren Verlust der Edrenrechte. VI. Der noch >m schulpfl chligen Alter stehende Ernst Paul Kretzschinar aus Förslche» halte die Gelegenheit benutzt, aus der verschlossenen Bude eine« Schönk-virth-, welche a»S Anlaß eines Brückenbaues bei Lciseiiau errichtet worden war, Geld und Cigarren rc. zu eulwendev. Der Ang-klagte wurde daher wegen schweren Diebstahl-, jedoch unter Berücksichtigung sriuer Jugend zu 4 Monaten Gesängnißstrase verurthcilt. VII. Ter Schulkunde Eiml Rudolf Günther an« Wurzen war beschuldigt und in der Hauvisachc auch geständig, ans den Quar tieren von Soldaten der Aurzner Garnison G-lob träge »veil» enl- w-»dkt. theilS zu entwenden versucht zu haben. Die Diebllähle stellten sich als schwere dar und es erfolgte daher Berurtveilung des An geklagten unter Annahme mildernder Umstände (ß, 57, 3 de« N.- St,-0'es.-Bch».) z„ 8 Monaten Gesängnißstrase. Der Gkiichtsbos bestand aus de» Herren Landgerichts-Direclor Sieder (Präsio.), LandgerichtS-Räibe» Meilch, Gruder, v. Soiiimer- latt I, und Or, Fleischer, die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Thieme, die Vertheidigung zu I. Here Rechtsanwalt Freyiag ll„ zu m. Hcir Rescr. Leberecht, zu VI. Herr Rechteanwalt 1>r. Erd- maan, zu Vll. Herr Necht-anwalt Krug. Strafkammer K. I. Der Handarbeiter August Wilb-lm Pöhnert au- Brelt«»- boin war vor einiger Zeit in einer Wirlhlchast in E.stertrebi»tz mit einem dortigen Bäcker i» Wortwechsel gerathen und dabei von Letzteren in einen so gereizten Zustand versetzt worden, daß er sein BiergioS ergossen und damit dem Gegner einen Schlag aus die Nase versetzt butte. Nach d-m Erqcbniß der Verhandlung nabm das Gericht mildernde Umstände an und erkannte gegen Len An geklagten aus l Woche Gesängnißstrase. II. Eine« Tages im Juni d. I. war der in der F.'schen Schuh, waareniobnk in Pegan beschäftigte Arbeiter M. durch einen Warf m>t einem Hammer am linken Arm verletzt und dadurch eine Knoche,ihaulentzünvunq herbeiqesührt worden. Der in derselben Fabrik arbeitende Schuhmacher Friedrich Wilhelm Busch aus Auoigsst war »u» beschuldigt, jenen Hammer vorsätzlich noch M. geworsen zu haben. Der Angeklaaie bemühte sich jedoch, die Lache aus einen Scherz, den er sich mit M. haue machen wollen, um den selben zu erjchricken, zurückzusüdren. Dem Gericht erschien nun zwar diese Sachdarstellung deS Angeklagten nicht recht glaubhaft, allein da sie durch zwei Zeugen bestätigt wurde, so v-imochte das Gericht nur zur VerurtheÜung deS Busch wegen fahrlässiger Körper verletzung zu gelangen und erkannte demgemäß aus 6 Wochen Gesängnißstrase. III. Der Schneider Friedrich Gnstav Wetzig aus LamperSdors stand schon vor mehreren Jahren i» dem Gerüche eines Wilderer-, der in den StootSsorsten zwi'chm Dahlen und Oichatz sein Unwesen tre be. Man war damals schon hinter Wetzig her und dieser suhlte sich bald nicht niehr sicher, sondern wunderte nach Amerika au-. Im vorigen Jahre kehrte er jedoch wieder zurück, nnd alsbald sanken die Foistbeaiiitea Anlaß, aus Wetzig ein wachsame« Auge zu dabea; im Jul, dS, Is. wurde denn auch Wetzig im Pappenheimer Revier vom Förster iu einer Situation betroffen, die keinen Zweitel an dem Vorhaben Wetzig'S, aus Beute zu lauer», anjkoinmcn ließ. Wetzig ergriff zwar die Flucht, wurde aber von einem Wald- wärler, ter sich in de- Försters Begleitung besand, cingcholt. Die Jagdqeräthschasten, ein doppelläufiges Jagdgewehr, ein gezückter Nicksänger und die icharse Munition w»rd,n nalürlich be- ichlagiiahnit. Nach Inhalt des ErössnungSbeschlusseS wurde dem Angeklagten zur Last gelegt, bereits vom Jahre 1884 ab sich deS Jagdvergehens im Sinne von 8 292 de» R.-Str.-G-s.-B, schuldig gemocht zu haben. Statt nun em offcneS Geständniß abzvlegen, machte der Angeklagte über de» Zweck des Besitz ; von Iagdwassen geradezu lächerliche Angaben, di- durch di- Bcweisausn >hme aus ihren wahren Werth zurückgeführt wurden. Das Gericht nahm die Schuld Wetzig'- als erwiesen an und vernrlheilte denselben zu I Jahr 3 Monaten Gesang n ißstrase und 3 Jahren Verlust der Ehrenrrchle. erachtete auch Stellung L:S Angeklagten unter Pvlizci- vussicht sür zulässig. Der Gerichtshof bestand auS den Heeren LandgerichtS-Director Bartsch (Präsid.), LandqcrichiS-Räihen Wolf, Kr. Vellmanu, Lckm- darih.Engeljchall »nd Büttner; die Anklage sührle Herr Oder-2taai4> onwalt Häntzschel. Strafkammer O. Einen Mordscandat batte die oerehel. Johanne Wilhelm»« L. aus Cämmerei bei BrondiS im Hause des Gasthos-bcsiyers I. in Polenz bei BrandiS ,m Juni v. I. vollsührt. Die Tochter der An geklagten diente bei J., und eines TageS hatte es ihr m ihrer Stelle nicht mehr sonderlich gefallen, w-Shalb sie bei ihrer Mutier gehörig lamentirte. Spornstreichs trat nun Madame L. vor de» Dienstherr» und verlangte die Entlassung ihrer Tochler, welche Letzt, rc bereits selbst vergeblich darum nnchgesucht hatte. Herr I. erklärte der L., daß er idre Tochter nur dann entlassen könne, wenn sie ihm ein anderes Dienstmädchen besorgen wcrbe. Hiervon wollte diese aber gar nicht» wissen, sie forderte vielmehr kalegoriich die sofortige Ent lastung ihrer Tochter. Es kam zu kemer Einigung, sondern zu einem regelrechten HauSicandal, den» Mutter L. öffnete die Schleusten ihrer Brredksamkeit in einer Welse, daß Herrn I. die Obren davon noch lange Z-it gellten. Dreimal forderte er sie zum Gehe» re'p Verlassen seines HoujeS aus, doch ohne Erfolg, Las Weib krakeblte weiter. Nun machte er kurzen Broceß u»a steckte sie zur Thüre hinaus, aber schnell kam sie wieder herein und declamirle weiter, so daß Herr I. die Hartnäckige nun ziemlich energisch beim Kragen nahm und hmauSb-lürdertr. Hieraus strengte Mavame L. eine Civilklage gegen I. aus Ersatz von Doctoikosle» uns Arzneien an, da sie angeblich bei ihrer unjreiwillipeu Reise durch die Thüre Schaden genomm-n haben will. Die Klage ist noch nicht entschieden. I. stellte Strafantrag wegen Hauc-Irieken-'. bruchs nnd die L. wurde vom Schöffengericht Grimma jüngst zu 20 Geld- oder verhältnistmäßiger Gejängnißflrale veruriheilt. Hiergegen legte sie Berusung ein. Auch vor dem königl. Landgericht legte sie ganz respektable Proben ihrer Zunge»« serligkcit ob, die allerdings nicht die von ihr gewünichte Würdigung seitens deS Gerichts fanden. Der Gerichtshof iah vielmehr aus Grund der beeidigten Aussagen der J.'schen Eheleute die Schuld der L. al- erwiesen an und verwart die Berufung kosten pflichtig. Vermischtes. --- Berlin. 17. September. CtaatSsecrctair Kraf Herbert BiSmarck, der gestern von Friedrichsruh hier eintras, um einer Allerhöchsten Einladung zum Diner im Schlöffe Folge zu leisten, bat sich heute srüh zum Grasen Schnwalow nach Rußland begeben. ---- AuS Franksurt a. M. wird der „Post" gemeldet, daß der Kauf der Billa Reiß bei Cronberg im TannnS sür Ihre Majestät d!e Kaiserin Friedrich in der letzten Woche perfect geworden sein soll. Das herrliche Bcsitzthnm umsaßt einen großen Park, in welchem »ach den Wünschen der Kaiserin während deS Winters einige Veränderungen vorgcnommen werden sollen. Die Villa gehörte einem Kauf mann Reiß, von dessen Erben sie veräußert wurde. Der Kaufpreis soll eine halbe Million Mark betragen und Kaiser Wilhelm seiner Mutier mit dem Bcsitzthum ein Geschenk gemacht haben. Villa Reiß erhielt von der Kaiserin Friedrich auch darum den Vorzug, wett cS ein Besitzlhum innerhalh Preußen« ist. ^ *
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