Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-20
- Monat1888-09
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1888
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Erfcketnt täglich ftüh SV, Uhr. Urdarlio» und Lrprdition Iohanue-gasse 8. Aprkchstonden der Redaktion: Vormittags 10—13 Uhr. Nachmittag- 5—8 Uhr. -Ir ,i« NUlk^ab« eingttandtrr Ma»uicri»t« macht fich d>« Kedaction nicht vrrbtnblich. Annahme der sür die nächstfolgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittag», au Sonn- »nd Festtage» früh bisUhr. In den Filialrn für Ins.-Ännahme: Ott« Klemm. UniversitätSstraße 1. Lonio Lösche. Katharinenstr. 23 Part. »u > König-Platz 7, nur bi- ',3 Uhr. UchMtrIagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnement-prels vierteljährlich 4>/, Mk. inck. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Togeblaii-Format gesalzt) ohne Poslbcsöiderung 60 Mk. Mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gl ößere Schriften laut uns. Preisverzeichniß. Tabellarischer u Zifsernsatz nach höhermTaris. llrclamrn unter dem RedactionSstrich die 4geivalt. Zeile 50 Ps.. vor denFamillennachrichten die 6gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die Eppevttton zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumerüNtlo oder durch Post- nachnahme. 2K4. Donnerstag den 20. September 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachmg. Für den Term», Michaelis vs. Zs. sind »ter Au»- statt«ng<sttpeudien im Betrage von 77 8 ^f, 67 45 und zweimal 40 47 U an hiesige, arme, unbescholtene BürgerSlöckter. deren Berheiratbung in die Zeit von Michaeli- vorigen Jahre- bi- Michaeli- diese- Jahre» fällt, von un- zu vergeben unk sind schriftliche Ge» suche darum unter Beifügung der Ebeschl'eßung-bescheiniguiig, eine» von zwei hiesigen Bürgern bei Bürger-Pflicht anSge- stellten Zeugnisse- über lie Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, waS bas eine nur a» ehrlich Geborene zu vergebende Wiederkehrer'sche Stipendium von 40 ^ 47 onlangt, einer Geburl-bescheinigung bis zum 6. Oclober lausenden Jahre« aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. l5, einzureichen. Leipzig, den 11. Angusi 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel Verketzerung. Lonnabend. ve» LS. September» Vormittags 11 Uhr, ollen im Hose de- hiesiien Posthalierel-Grundsiück- (HoSP'talstraße Nr. 4—8) mehrere au-qemustcrle zwellpännige Güter-«stt»a-e» unter den vor der Versteigerung bekannt zu machenden Bedingungen gegen sosortige Bezahlung öffenilich versteigert werden. Leipzig, 12. September 1888. «alserliche« Postamt 1». Oehme. Vekanntmachung. Tic in den Slante-amtslocalitäten befindliche Artedhoss- expeditio« und »Caffe ist wegen Reinigung der Raume Mittwoch, den IS. und TonnerStag, den 20. ds». MlS. nur Vormittag- von 8 — 11 Uhr geöffnet. Leipzig, den 17. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Trönvlin. Ausschreibung. Für den Neubau de- Polizei-Gebäude» hier werden die Steinrnetz-Arbeitei» f bi- zum GurtgesimS über Erdgeschoß biermit au»geschrieben. Die Zeichnungen, Arbeit-Verzeichnisse und Bedingungen könne» im Bauburcau an der Pleißenstraß« tingesehen und dez die letzteren gegen Erstattung von 1 entnommen Werben. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift!: „Neubau Polizei»Gebäude, Steinmetz,Arbeiten - bi- zum 24. September diese- Jahre-, Nachmittag- 5 Uhr, in unserem Bauamte, RathhauS, 2- Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, ein zureichen. Wir behalten un» die Au-wahl unter den Bietern bezw. auch die Tdeilung der Arbeiten, sowie die Ablehnung sämmt sicher Angebote vor. Leipzig, den 7. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Trönvlin. Bekanntmachung. Nachdem der hiesige Kaufmann Herr Gustav Heinrich Albert Tteinan« die ihm für ve» coiicessionirlen AuSwanberung-expedienten Herrn I. F. Sieber- in Bremen zur gewerbsmäßigen Be förderung von Passagieren und Auswanderern nach über seeischen Häsen und Abschließung hieraus bezüglicher Verträge ertheilte Concession ausgcgeben hat. so wirb dies zur öffent lichen Kenntniß gebracht, gleichzeilig aber auch, daß wir Herrn Tiemann, nachdem er um Erlheilung der Concession zur An nähme und Beförderung von Schiff-Passagieren jeder Art nach überseeische» Häsen', sowie Abschließung hieraus bezüi- sicher Verträge sür den Schifs-expcdienlen Herrn R. O. von Lobedan; in Hamburg nachgesucht, auch die ihm hierfür ertheille Vollmacht nachgewiesen hat, die erbetene Concession ertheilt haben. Leipzig, den 13. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Vl. 1865. Ilr. Trönvlin. Fröhlich. Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Buchhändler Friedrich Gustav Adolph Klöfisch, geboren den LS. Januar 1887 z» Leipzig, zuletzi in Leipzig, Taucha und BorSdors oushölllich, welcher sich ver borgen hält, soll eine durch vollstreckbare- Urtheil des Königlichen Landgerichls zu Leipzig vom 19./23 März 1888 erkannte Gesänaniß- strase von sech« Monaten volls,reckt werden. ES wird um Nach richt über den jetzige» Aufenthaltsort Alätzsch'« gebeten. Derselbe ist eventuell zu verhaften und in da- nächste Amtsgerichts gefängniß abzuliesern. Leipzig, den 18. September 1888. königlich« Staatsanwaltschaft. vr. Nagel. Beschreibung: Alter: 81 Jahre. Statur: mittel. Stirn: hoch. Augenbrauen: dunkelblond. Nase: spitz. Zähne: vollständig. Gesicht: oval, voll. Sprache: deutsch. Grütze: 163 ew. Haare: dunkelblond. Bart: rüthlich blonder Bollbart. Augen: blau. Mund: gewöhnlich, Kinn: rund. Gesicht-sarbe: gesund. Besondere Kennzeichen: Trägt Brille. Lönigl. SSchs. Standesamt. Donnerstag, den 20. diele» Monat- werden wegen Reinigung der Locale nur varwittag« pan 8 bi» 11 Uhr Anmeldungen entgegen genommen Leipzig, 17. September 1888. Der Sta«de»bea«te: Drlnoblar. Vekanntmachung. Bei hiesiger Gemeindeverwaltung soll eine erledigte Schutz- «annSstrle al-bald beletzt werden. Dieselbe ist neben 80 jährlichem Bekletdung-geld mit dem Ansang-gebalt von 810 pro Jahr dotirt und wird bei befrie digenden Leistungen vom zweiten vollen Kalenderjahr ob 900 ^l sodann nach je 3 Jahren 60 » Zulage, bi- zu 1080 ^», bewilligt Betuche gedienter Milltair-, welch« tue Unterolficierscharge er reicht hoben sollen, nebst Zeuqniss n, sind bis zum 24 September btese» Aabre», Mittags 12 Uhr» bei un« «inzureicho». Im Polizeidienst tadellos icho» beschäftigte Bewerber könne» in eine höhere Ansang-gebalteclasse eingestellt werde». Ltudenau, den IS. September 1888. Der Ge«ei«h»rattz. . Oueck. Gem.-Vorst. Vekanntmachung. Wege» Reinigung der Expedttioasiäuiiie vleibt Sonnaten», beu 22. ». Mt»„ das hiesige Gemein»»- nn» Standesamt ^schlossen. Gohlis, am IS September 1888. Der Ge»ei,»«»ar1tanh nnh Etandesbeamt». Ginger. Brgk. Lilntzl. vailgkwerlirnschiile z« Iclpstg. Der Unterricht >m Leniester 1888 89 begii ni Montag, de» 8. Lctoder, früh 8 Uhr. Zum Eintritt >» d n I. unterste» Eur-, ist erforderlich und durch Zeugniste nachzuweis n: die Vollendung de- 15. Lebensjahres, eine aus mindesten- zwei Halbjahre ausgedehnte praktische Blschästigung im Baug-w-rbe, der Nachweis übet gutes Verhalten, die Vorlegung des letzien Schulzeugnisse- und die eines Jmpsicheines. Außerdem ist durch eine Prü'ung eine Vorbildung aachzuweiseo. wie sie als Z'el der Volkesvule sestgeleyr ist. Diese Prü'ung findet Donnerstag, den 4. Drtoher, früh 8 Uhr, Nachprüiun cn und Prüsungen Derjenigen, ne.che >» höhere Curje neu eintrelen wollen, finden Freitag, den 5. Oktober, früh 8 Uhr statt. Bei döheier Von Übung kann e n Nach aß beireffs der peaknschen Beschäitigung im Baugewerbe gewährt werden. Die Anmeldungen lind blS zu»« 3 September schriftlich, später auch mündlich an den Unterzeiiineien IDavtdstr. l l» I.) zu richten. Anmeldungen srüderer Schüler werden späteste»- bi« Freitag, deu b. Oktober, erbeten. Die Dlreetian. Will,. Hey. MamllMchmig. Zur Erleichterung der Mitglieder der unterzeichnet«» Ort-kranken» caste ist die Einrichtung getrosten worden, daß die Au-zahlung der tranlengelher an den kounabrnbeu außer in der Hauplzahl- stelle. W-ststraße 32, l. (geöffnet von 8—12 Uhr Barm, und 2—ö Uhr Nachm), auch in den folgenden A.ltaliahlftrleit aus Wunsch de- Mitglied- erfolgen kann. Filialjahtstellen sind: TonneMttz» Gemeindeamt, Srdg-schoß. geöffnet von 3—5Ubr Nachm. MohltS, - 1 Treppe, geöffnet von früh S—3 Uhr Nachm, ununterbrochen. Pla-Mttz» - 1 Trepp,, geöffnet von früh S—S Uhr Nachm, uuunterbrochen. Neuhuttz. , 2 Treppen, geöffnet »», früh V-S Uhr Nachm, ununterbrochen. Balkmar-Hars, . Sidgesäiob. geöffnet van früh S-8 Uhr Nachm, ununterbrochen. Da- Krankengeld kann ln der Filiale nur dann erhoben werden, wenn die Erkrankung unter Verlegung de« Mitglieds- und de- vom Arzt au-zustellenden Krankenbuches bet bei» Hauptbureau — West- straße 32, I. — an-ruirlvet und dabei erklärt worden ist. daß da- Krankengeld in der zu bezeichnenden Filiale erhoben werde» soll. Diese Erklärung kann jeder Ze I widerrufen werden. De» Mitglieder» steht die Wahl unter den Filialen frei. Die Anmeldung der Erkrankung kann auch durch die Post er- folgen und empfiehlt eS sich in diesem Falle, eine Briefmarke sür die Rücksendung des Krankenbuches und de- Mitgliedsbuches bei- ' ,en. 'cipzig. am 17. September 1888. Die vrtSlrankenrassc sür Leipzig und Umgegend. Alvcrt Brock Haus, Vorsitzender. -l'L' Gutzhttzogthum Lachst«-lllkimir. Vrrkauf »on Sichen-Nutzholz. In dem Großherzoglichen Forstrevier Hardt-Ieben sollen circa 20<! cbm Eichen-Ltarkhölzer, welche im WirthschastSjahr 1888/89 zum Einichlag kommen, vor der ällung aus den» Wege des schriftlichen Aufgebot- verkauft werden, »ie Hölzer befinden sich 5 üm von dcm Bahnhof Büttstedt entfern«, und werden aus Verlangen von ter Großherzogl. Forsche,waltung zu Hordi-leden bei Büttstedt den Kaufliedhabern vorgezeigt. Tie Gebote sind aus das Kubikmeter nach Maßgabe der Verkauss- bedingungen, welche bei der genannten Großherzogl. Foistverwaliung eingesehen oder von der Unterzeichnete» gegen Liniendung einer Schreibaebühr von 60 bezogen werden können, schriftlich und verschlossen bis zum 18. Oktober d. I. Nachmittag- hier abzugeden und ist dabei ausdrücklich zu erklären, daß der Bieter den Verkaufs- bedingunge» sich unterwirft. Die Eröffnung der Schreiben findet Freitag, den 1*. vetader d. A.. Vormittag 10 Uhr in der Expedition der Unterwichneten statt, und steh» es jedem Bieter frei, dem Termin betzuwohnen. Die Auswahl unter den Bietern und der Zuschlag wird dem Großuerzogl. Staats-Ministerium, Departement der Finanzen, Vor behalten. Weimar, den 15. Eevtember 1888. Die Gratzherzagltch Sächsische Aarftinspertion. Nichtamtlicher Theil. Vie Lage in Frankreich. Ueberraschungen bleiben in Frankreich niemals au-, die lüngsie Ueberraschnnq ist die Reise de- Cabinel-chefS im Ministerium de- Auswärtigen Robert nach Sl. Petersburg, während der französische Bctschafler am russischen Hose, Laboulaye. gegenwärtig in Pari» weilt. Nack einer halb- amlltchr» Mittheiiung hat die Reise Robert'- nur eine Unter- suckuiia über Aenderungen im diplomatischen Nachrichtendienst zum Zweck. ES ist klar, daß die- nicht der wahre Grund der Reise ist. man denkt vielmehr dabei unwillkürlich an vie Gerüchte über einen Besuch Boulanger'S in St. Peter-turg und an die erneute» Bemithunaen der Madame Adam, die Verdächtigung der deutschen Politik, weiche ii» November v. I». aus der Höhe stand, rurch Mitthrilungen über de» Briefwechsel de» Prinzen Ferdinand von Coburg mit dcr Gräfin von Flandern wieder zu beleben. DaS französische Ränkespiel ist so verwickelt, dag eS schwer ist. den Weg dm ^ dasselbe zu sinken; besonder» ist die Grenze nicht zu ermillel wo die Politik der Regierung ansängt und die Privatinterefsen aashörsn. Wem bient Madame Adam mit ihren Verdächti gungen? Handelt sie >m Aufträge Goklet'- oder im Elnver» sttindniß mit ihm? Steht die öfsentliche Meinung Boulanger rur Seite, wenn er den Verluch macht, sich Uber die Reaierung hinweg mit Rußland zu versiänbiaen? Soll endlich Robert dir Bemühungen der französischen Negierung, ei» BÜrdn'ß mit Rußland zu Stande zu bringen, erneuern? Da- sind die Fragen, welche dir Sendung kiese- Beamten in Verbindung mit de» übrigen Anzeichen einer erhöhten Regsamkeit aus dem Gebiet der ou-würtigen Politik nahe legt. Frankreich bat seit dem Regierungsantritt Kaiser Wilhelm'- so grcße Enttäuschungen erlitten, daß man e» versieht, wenn eS die größte» Anstrengungen macht, um neue AnknüpsungSpuncte ;» gewinnen, obwohl sich mit Sicherheit Voraussagen läßt, kaß e» damit ebenso wenig Erfolg baden wird, wie mit seinen bisherigen Bemühungen, Bundesgenossen zu finden. Gleichzeitig giebt auch die sranzösische Regierung ein Leben»- reichen in der Masianah-Angelegenheit. Sie bestreitet, daß die Mächte die Schlußfolgerungen, welche die italienische Ne gierung au- den» Laufe dcr Dinge in Massauah gezogen hal, aebilligt hätte», unv fordert CriSpi aus. die Antworten der Mächte zu veröffentlichen. Damit bat Gvblet nicht« Nenes gesagt; denn es war ja längst bekannt, daß die russische R '» gierung den Stanbpuncl der framösil'che» in der Frage der C P" lulationen tbeilt, daß sie also da- Einvrrsläubniß ter Mächte zur Aufhebuiigterselbc» fürnotbwenbigbäll. TieserSchrittGvblei'ü findet seine Erklärung durch das Sueben, bei dem bevor- fiebenben Zusammentritt der Kainniern dem Wissensdrang der Abgeordneten und Senatoren Genüge leisten zu können und zwar in einer Weise, welche ke» Erfolg aus Seite» der sranzöfischen Regierung erscheine» läßt. Au» dem Wirrsat der widersprechenden Milthcilungen über die Beziehungen Frankreich- z» Rußland ist ohne de» retten den Ariabnesade» der Ausweg nicht zu finden, aber daran ist wenigsten« nickt zu zweifeln, daß der Wunsch, innige Be- ziebungen zu Rußland zu gestalten, aus Seite Frankreich- größer ist al» aus der ankeren der Wunsch, ei» Bunkniß mit Frankreich zu schlichen. E» geschickt ja fast regelmäßig kaS Unerworlete, aber wenn eS geschuht, so muß es die Folge von Vorgängen sein, welche der öfseullichen Kenntniß ver borgen waren, oder e» muß der Ausfluß einer höheren Ge walt sein, wie der Tod eine» Manne- in dcr Blülhe ter Jahre und obne vorangegangenc Krankheit. Eine Annäberuiig Rußland- an Frankreich könnte nur aus Grund von Dingen geschehen, welche hinter den Conlissen geschehen sind, und a» solchen fehlt eS in beiden Ländern niemals. Aber auch in der inneren Entwickelung Frankreich» fehlt e» nichk an kleberraschunqen. Der Abgeordnete Gilly bat in einer Wäblrrversaninilung behauptet, daß in ker Budgctcommissivn noch 20 Milso»'- säße», und hat die Nennung ihrer Name» und Beweise für tie Nichtigkeit seiner Behauptung in Aus sicht gestellt. Daß Viele» faul in Frankreich ist, hat die Sache Eaffarel-Limousin-Wilson dargetba», und Boulanger würde mit seinem Feldzüge gegen die Opportunisten niemals so viel Anklang gesunden haben, wenn diese Partei nicht viele un lauter» Vefiandthcile in sich bärge. Die Verdcrbniß ist aber in dieser Partei nicht allein zu finden, sie dnrchvringt aste Parteien und Stände, und ein Ccankal hat immer einen an deren jur Folge. Daher auch die Neigung zur Vcrdächligung und die Verfolgiiiig harmloser Personen unter der Anklage de» SpionirenS. Die Auflösung hat alle Kreise in Fraiikreich ergriffen, e» ist der Kampf Aller gegen Alle, welcher sich vor bereitet und dcr nur durch eine kraftvolle Hand abgcwendet werden kann. Auch nach dem Wablcrgebniß de» 19. Angusi find Carnot und Floquct noch immer bemüht, die Crsvlge Boulanger'S olS bedeutungslos hinzustellen, Belke fahren fort, die Einigkeit der Republikaner zu predigen und sich in Lob- fprliche» über Armee und Manne zn ergebe», daö FriedenS- bcdürsniß Frankreich- z» betonen und die öffentliche Auf merksamkeit aus die Centcnarseier der Erstürmung der Bastille zu lenke», während ihnen der Bode» mehr und mehr unter den Füßen weicht. Die Brodrrvolte, welche gegenwärtig in der Umgebung von Paris die Ruhe stört, ist nur rin Glied in der Kette von gefährlichen Anzeichen, welche in Frankreich seit Jahren immer aus- Neue austauchc». Auch Pari« hat vor einigen Jahren seine Bäckerrevolte grhabt. bei welcher bekanntlich Louise Michel eine so hervortretende Nolle spielte. Tic Streikbewegung in den meisten Theilen Frankreichs, die erst kürzlich so viel Aufregung verursacht hat, ist »och immer nicht beendet. Die Manöver sind durch den Streik in LimogcS gestört worden, in Paris ist der Streit der Erdarbeiter, der Kellner, Friseure, Droschkenkutscher, der Maurer, Zimmerer und Tischler kaum beendet, und schon wieder sind Ereignisse auf dem Gebiete dcr socialen Bewegung eingetreten, welche nur durch außergewöhnliche Maßregel», wie Brovvertheilung durch die Gemeindebehörden, ihrer verbängnißvollen Wirkungen entkleidet werden können. An Streiks fehlt eS auch in anderen Ländern nicht, aber mit Ausnahme von Belgien und Nord amerika haben sie nirgend- einen anarchistischen Charakter angenommen. Frankreich ist al- der eigentliche Herd einer Bewegung anzulehe», die früher oder später zu den schlimmsten Ausschrcilunge» führen muß. Die Zustände in Frankreich sind nur äußerlich anscheinend erträglich, Zündstoff ist aus asten Gebieten des staatlichen unv geselllchastlichen Leben« in solcher Menge angehänft, daß eS nur eine« unbedeutenden Anstoßes bedarf, um dort Alle« in Frage zu stellen. Da die Aussicht, die gefährlichen Kräfte durch einen Krieg nach außen abzulenkcn, sehr in die Ferne gerückt ist, so geht da« Land inneren Verwickelungen entgegen, deren Anfänge schon überall erkennbar sind. Der Zusammen tritt der Kammern wird da« Zeichen zu einem neuen Minister sturm gebe». Boulanger wirb seinen Antrag aus Kammer» auslösung und Bersassung«revision erneuern. Floquet wird seinen lahmen Entwurf einer Verfassung-revision al« Abschlags zahlung einbringen, und Goblet wird ein Gclbbuch über die Verhandlungen mit Italien wegen de« noch nicht zu Stande gekommenen Handelsverträge« vorlegen. An Interpellationen wird kein Mangel sei», im Schooße dcr Bubgetcommission bereiten sich schwere Kämpfe vor, der Abgeordnete G>lly wird Gelegenheit finden, seine Anklagen zu begründen, unv au« allen Viesen Kämpfen und Anträge» wird schließlich ein Grad von Gereiztheit der Parteien hervorgehen, welcher die Kata strophe näher rückt. Man kann sagen, daß Frankreich seit dem Sturze de« Ministerium« Ferry au- ter chronischen Verwirrung nicht herau«gekomi»en ist, unv daß jeder Minister- Wechsel nur der Veränderung der StaatSsorm die Wege ebnen kann. * Leipzig, 20. September. * Eine vor Kurzem bereit« ausgetauchte Nachricht, wonach eine Erhöhung der Civilliste Ve» Kaiser« durch einen Zuschuß seiten- de» Reich« geplant wäre, wird, wie der .Lamburgische Corresponbent" meldet, wieder mehrfach besprochen. Nach gewissen Anzeichen scheinen diese Angaben nicht grundle« zu sein. Man wird nickt irren, wenn man annimmt, daß dir Angelegenheit Gegenstand näherer Er wägung sein dürste. Ob und in welcher Form sie greifbare Gestalt gewinnen würde, läßt sich heute noch nicht erkennen. Der preußischen StaatSregierung ist duv "" ^ ^ "leseitiaun' " da« Gesetz vom 13. Mai d. I. zur Beseitigung von Hoch wasserschäden der Betrag von 34 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Außer zur Wiederherstellung der durch Hochwasser beschädigte» Staatseisenbahn- und sonstigen siScalischen Bau-Anlagen ist die Summe zur Gewährung von Beihilfen: n> an cinzelne Beschädigte zur Erhaltung im Ha»S- und Nahrungsstande; l>) an Gemeinden zur Wieder herstellung ihrer beschädigten gemeinnützigen Anlagen; c) zur Wiederherstellung und nöthwendigen Ausbesserung beschädigter Deiche »nd ähnlicher Schutzanlagen bestimmt. Die Ver heerungen, welche durch Hochwasser in den letzten Wochen in Niederschlesicn i» so bcdanerlicher Weise anqerichtet sind, legen die Frage ähnlicher Maßnahmen nahe. Zwar werden Zerstörungen von Dcichanlagen, wie sie der Eisgang »nd die Hochfluth dcS Frühjahrs an den großen Strömen verursachte, in größerem Umsange nicht zu beklagen sein. Dagegen wird die Gewährung von Beihilfen zur Er haltung in, Nahrungsstanke und zur Wiederherstellung genieiiinübigcr Gemeindcanlagen ernstlich in Betracht kommen. Wenn dabei die Frage ausgewvrscn wird, ob für etwaige Neubcdürsnissc dieser Art die 34 Millionen Credlt mchbar gemacht werden könne», so wird diese Frage zu ver neinen sein. Denn die Zweckbestimmung desselben ist aus drücklich aus die Hochwasserschäden vom Frühjahr >888 be schränkt, wie den» auch bei Bemessung de« Bedarf« allein jene Schäden zu Grunde gelegt sind. Die Schätzung der letztere» beruht, wie die« in der Begründung der Vorlage ausdrücklich hervorgchoben ist, allerdings aus sehr unsicheren Grundlagen, »nd cs ist daher die Möglichkeit nicht ausge schlossen, daß dcr Credit durch die auS demselben zu erfüllenden Zwecke nicht völlig erschöpft wird. Ob und inwieweit dies der Fast sein wird, läßt sich zur Zeit aber noch nicht über sehe», zumal die Vorbereitckng der Beschlußfassung über die den größten Theil deS Credits in Anspruch nehmenden Bei hilfen an Einzelne und Gemeinden durch die Kreis- und Provinzcommisfionen noch weitaus nicht beendigt ist. Selbst aber wenn dcr NothstandScrcdit Mittel zur Erfüllung weiterer Zwecke bieten sollte, würde es imnicr der Erweiterung seiner gesetzlichen Zweckbestimmung, also eines ActcS der Gesetz gebung bedürfen, bevor er für Nicderschlesien nutzbar gemacht werde» kann. * Anläßlich de« in Papa (Ungarn) tagenden Convent« de« rcsormirten Kirchendistrict-, in welchem der Minister präsident Tiöza als Curator den Vorsitz führte, fand am Montag ein Banket stall, bei welchem in Tvastreden auch rcS jüngsten Ereignisses in Bclovar gedacht wurde. Mit Bezug hieraus erhob auch TiSza sei» GlaS iiliv sagte, er er greife daS Wort im Namen der Wahrheit, und um so lieber, alö die Wahrheit in diesem Falle sei» und jedes eckten Ungarn Herz mit Freude erfülle. Cs sei von einem Vorredner daraus hingezielt worden, daß die Quelle jener kalte», aber wohl verdiente» Doucke, welche letzthin i» Krotie» niedergesaust sei. hier in der Mitte der Fislversammlnng zn suche» sei. In Wahrheit jedoch sei diese Quelle jener gute Herz, welche« immer und einzig von den Interessen des Vaterlandes und von königlicher Gesinnung geleitet werde. Gebe Gott, daß diese» edle Herz noch lange, lange nicht zn schlagen anshöre! Diese Siede TiSza'« wurde mit begeisterten EljenS aus genommen. * Die Frieden-Verhandlungen zwischen Peters burg und dem Vati can scheinen ihren Zweck verfehlt zu haben; denn wenn eS sich bestätigt, daß den Westprovinzen eine Grundsteuer von 5>/, Millionen Rubel zum Bau von neuen russischen Kirche» unv zur Errichtung russischer Pfarren auserlegt worden ist, so kan» das nur als ein offener und heftiger Angriff gegen den KatholiciSmuS aufgefaßt werden. In fast allen Städte», besonder« der neu» sogenannten west liche» Provinze», find im Laufe der letzten 25 Jahre bereit« russische Kirchen und Pfarren erbaut worden, so daß jene 5^/, Millionen jährlicher Abgaben für neue kirchliche Gründungen aus die einzelnen bäuerlichen Gemeinden de« platte» Lande« be rechnet sei» müssen, die ja auch, wie e« he>ßt, nölbigensall« Land sür die Pfarre» vergeben sollen. Die Gemeinden haben sämmllich ihre katholische» Pfarren und keine russisch-gläubigen Gemeindc- glicder, denn bisher ist e« dem Russenthum nickt gelungen, aus katholischem Bode» Proselyten zu mache,,, mit Ausnahme der zwangsweise mit Blut und Peitsche „bekehrten" Uniaten. Die Gewaltsamkeit und der Zweck dieser Maßregel liegt klar ans der Hand und wird im Vatikan verstanden werden. Sie ist da« Seitenstück zu der Behandlung de« Protestantismus in den Ostseeprovinzen, wo jeder Bauer oder Gut-Herr von den Kirchenlasten befreit ist, sobald er zur Orthodoxie Übertritt, ungeachtet aller entgegenstehenden Gesetze oder privaten Ver träge. Die Mißstimmung der Landbevölkerung der West- Provinzen gegen die Regierung wird durch diese Maßregel zweifellos noch gesteigert werden, so daß diese letztere die Lockerung der Bande zwischen diesen katholischen Ländern unv dem russischen Reich ebenso wirksam fördern muß, wie ähnliche Vorgänge i» den Ostseeprovinzen. * Au« Stockholm, 14. September, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Gerade jetzt, wo in allen Zeitungen da» Erscheinen der M acke nzie'icken BertheidlgungSschrift angekündigt wird, die sich der große Gelehrte vorher wie ein Sckmlknate von „lehr hochgestellien Persönlichkeiten" hat durchsetzen lassen müssen, dürste eine Aeußeruiig von allgemeinem Interesse sein, die gleichfalls aus dem Munde einer sehr hochgestellten Persönlichkeit stammt. Be kanntlich war der Letzi«, der dem todtkranken Kaiser einen Besuch abstaiten konnie, der König OSkar von Schweden. König OSkar hatte sich vorher vorsorglich erkundigt, ob sein Besuch für den leidenden Kaiser von »achiheiligen Folgen begleitet sein könne: es wurde ihm, und zwar doch wohl nur aus Mackenzie'» Veranlassung hin, die Aniwort zu Theil, daß sich Kaiser Friedrich zur Zeit aus nehmend wohl befinde und jeden Besuch entgegennebme» könne. Ueber diesen Besuch machte König O«kar vor einiger Zeit solgende kurze Mitihellungen: „Ich war sehr erfreut über diesen Bescheid und war geneigt. Herrn Mackenzie, den man in der deutschen Presse so heftig angegriffen batie, meln volle» Vertrauen zu schenken, sollte ich mich doch in wenigen Stunden periönlich von den Er folgen seiner Behandlung überzeugen dürfen. Aber wie erschrak ich, als ich mich dem armen Kaiser gegenübersah; er wollte sich erheben» als er mich erblickte, ober er hatte sich kaum ausgertchtet. al» sein Körper schon wieder kraftlos zuiammenfiel wie ein Packet. Bon dleler sterben-milden Mattigkeit und allem Anderen, was ich in den eittstelllen Zügen de- Leidenden wahrnahm, war ich so erschüttert, daß ich mich nach wenigen Augenblicken in tiefster Bewegung zurück- ziehen mußte; ich fand lpöler noch Gelegenheit. Herrn Mackenzie meine schmerzlichsten Befürchtungen onzndeuirn und ihn um seine aufrichtige Meinung zu befrage»; ober dieser freche und kecke.... ball« die Stirn, mir auch jetzt noch ln diesem surchtbar eraften Augenblick, wo sich der Tod dem Kaiser schon genähert hatte, ,u sagen, daß sich der Patient verhöltnlßmäßig befriedigend befind^
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