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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-20
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1888
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Ü682 der Krieg-minister de» Herr,» Bürgermeister Wagner und Stadt- verordnetenvorsteber Steiger gegenüber seine Freud« über tue vorzüg liche Ausnahme, welche die Truppen im Vogilanoc gejunden hatte«. Heule Abend ist die Stadl wie gestern prachtvoll erleuchtet. Der König suhr Abends '/,8 Uhr von der ..Freundschalt" auS durch die erleuchteten Straßen zurück nach dem Absteigeqnarlier. woselbst um 8 Uhr großer Zapsen st reich statliand, besehligt von Herr» Major Methc vom Schützenregiment und geivielt von sämmtlichen Militairinusikcorp« und bez. Tambouren im Vogtland«. DaS Pro gramm lautete: Anmarsch: Uorkmarsch, Iudclouvcciure, Marsch aus den Folkuagern. Ouvertüre zum Fliegenden Holländer. Fackcltanz, Zopsenstreich der lünigl. sächsischen Jnsanterie, Eavallerie-Relraite, Gebet; Abmarsch: Russischer Zapsengreich. Ter König wurde, so oll er sich am Fenster sehen ließ, von der nach Tausenden zählenden Volksmenge mit brausenden Hochs jubelnd begrüßt. Die Achülerwerkstalt der Gemeinnützigen Gesellschaft. Wiederholt ist schon aus die von ber^Gemeinnützigcn Gesellschaft inS Leben gerufenen Handsertigkeitö-Un ter- richtScurse und ihre Bedeutung für die ErzichunA hinge» wiesen worden und Viele schon haben sich, theilS in Folge davon, thrils durch eigene Ueberlegung und Erfahrung ver anlaßt, für die Sache begeistert. Doch seblt immer noch viel bis zur allgemeinen Anerkennung, und so mag denn auch heute wieder ein Wort in dieser Angelegenheit gesagt sein bei Gelegenheit deS Hinweises ausdenAnsangOctoberbegi,inenden Win tercursuS dieses HandsertigkcilSunterricklS. Bekanntlich handelt eS sich hierbei darum, durch vlanmäßige Ausbildung der Handfertig keit unsere bisherige Art des Schulunterrichts zu ergänze». Nach der wesentlich geistigen Anstrengung soll de», »naben ui der körperlichen Arbeit ein Gegengewicht geboten werde». Zugleich wird deni jeden, innewohnenden SchafsenStriebe Gelegenheit gegeben, sich zu entfallen und die Hand zur Führung und Beherrschung einer Reibe einfacher Werkzeuge geschickt und anstellig gemacht. Nicht minder wird daS Auge zu praktischem Blicke geschärft und sei» Forinensinn entwickelt. Aus diese Weise kann der beute bei Jung und Alt säst erlödlele Sinn für Handwerk und Kunst alimälig wieder erweck» und genährt werden, und dies thut wahrlich »oth gegenüber der systematischen Abwendung vom Handwerk, die sich i» der Bevölkerung unter de», Einfluß deS BcrechtigungSwcsenS für de» Einjährig-Freiwilligendienst in der betrubciidsten Weise seit nunmehr schon langer Zeit mehr und mehr vollzieht. Vielleicht gelingt cS so. auch unerwartet der gründlichen und sicher bevorstehenden Abänderung dieser ursprünglich gut gemeinten, aber in ihren Erfolgen für viele Lcbenökrcise ver- dängnißvosten Einrichtung, dein Umsichgreifen deS Nebels eine» Tamm zu setzen und Sinn und Lust sür die Werke der Hand wieder neu zu beleben. Die Bestrebungen der Schülerwerkstatt stehen nach alledem ii» Dienste des letzte» Zieles aller Erziehung, der Heranbildung harmonisch entwickelter Mensche», und der Segen, der dadurch dem Heranwachsenden Geschlecht gebracht wird, wird kein germgcr sein. Es bestehen in den UnterrichlS- rälimeil in der alten ThoiiiaSschule Werkstätten sür Papp- arbcit, Tischlerei, Holzschnitzerei, leichte Metallarbeiten und Modclliren. Der Unterricht wird durchweg vo» sachmännisch auSgebildetcn, erprobte» Lehrern crtheill, und zwar sür jede Abthciluna in zwei wöchentlichen, uninittelbar auseinander- solgenden Stunde». Das im Voraus zu entrichtende Unterrichts- geld beträgt mouatlich 1 bei Vorausbezahlung jedoch sür das ganze Winterhalbjahr nur 5 Tlmulichst wird übrigens auch aus die Wünsche der Eller» Rücksicht genommen. Die Anmeldungen, welche möglichst zeitig erwünscht sind, womöglich roch vor dem 30. September, werden entgegeu- gciiommen: in den Papierhandlungen von Otto Fried lein (neben dcrIII. Bürgerschule), Paul Götze (PelerSslcurweg lO). Mating Sammler (Peiersslraße 10/tl), der Tuckhandlung von B- 2. Hansen (Markt 14). der Buchbandlung von Heinrich MallbcS (Schillerstraße 5). der Noßberg'jchen Buchhandlung (UuiversitätSslraße 5), durch Herr» Kausma»» R. Zenker (Hallesche Straße) sowie durch Herr» Otto Geyer, Oberlehrer am Realgymnasium (Erassistraße Brlk. 106d). Die Meldung bewirkt mau am besten, wenn man an einer der angegebenen Stellen einen Prospect holt und de» angebogcncn Meldezettel ansgefiillt an Herrn Oberlehrer Otto Geyer-Grajsistraße sendet. Bcnierkl sei »och, daß Knaben von 8—15 Jahre» Ausnahme in die Schülerwerkstatt finden. I>» abgelansenen Sommerhalbjahre betrug die Zahl der CnrStheilnehmer 215. Im Winter ist der Besuch immer wesentlich stärker. Möge sich auch diesmal eine möglichst erfreuliche Bclheilignng zeige»./- " Adols WciSke. Lachsen. * Leipzig, IS. September. Wie wir in fortschrittlichen Blättern lesen, hatte unsere Stadt ain vergangenen Sonntag die „Ehre", einen demokratischen Parteitag zu beher bergen. Ein ossiciöscr Bericht über oie Verhandlungen des selben soll im Lause der nächste» Tage der Ocsfenllichkeit übergeben werden. Der „Bert. Ztg." nach hanveile eS sich in erster Linie um die Beschlußfassung über mehrere Abän- deruugSanträze zu dem im September 1885 in Hamburg vereinbarten demokratischen Programm. Neben dem Ver langen, daß in letzter Instanz die Volksabstimmung über die Annahme oder Ablehnung von Gesetzentwürsc» entscheide» soll, waren eß bauptsächlich einige die Reform der Iusliz- gesetzgebung betreffende Forderungen, welche den demokrotischeii Parteitag beschäftigten, von denen die Aushebung der Militär gerichte, die Gleichstellung der Verlhcidigung mit der Staats- onwattschast in allen «Stadien deS gerichtlichen Verfahrens, sowie daS Verlangen nach Wahl aller Richter durch daS Volk in erster Linie zu erwähnen sind. --- Dem Gärtnereibesitzer Herrn W. Albert Kerste» in Lindenau-Leipzig wurde von dem „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußischen Staaten", anläßlich der in Eharloltcnburg vom 14. bis 17. September stattgehabten Garte»baii»A»S- stellung, sür einen von ihm gezüchteten neuen Farrn die „Sil» berne Medaille" sür Neuzllchtungen verliehe». ---- Vor ungefähr 8 Tagen wurde aus „Po lenzer Re vier" (bäuerliche Flur bei Brandts) von Herrn Iagdpächtcr H. Günther ei« Steppenhuhn geschossen. * Neuschöneseld, 18. September. I» der sür den heutigen Abend itn „Sanssouci" . einberusenen Versammlung der Einwohner von Neustadt und Neuschöneseld, welche von circa 70 Personen besucht war und deshalb erst »ach 9 Uhr eröffnet, um 10 Uhr aber bereit» wieder geschloffen wurde, sprach Herr Illge über die Vor- und Nachlbeile der Einver leibung. d. h. dasselbe, was s. Zt. in der Versammlung der nnansässigen Gemcindevertrcter >» der gedruckten Resolution zum AuSdruck gebracht worden. Die Hauptsache war die Wahlen inS Stadtverordnete»-Collegium. Die Resolution, eintretendenfalls sosorl daS Bürgerrecht zu erwerben und daraus zu dringen, daß an Stelle der Listenwahlen Bezirks- Wahlen ciiigesithrt werden, wurde einstimmig occeptirt. Man kam noch auf die Bildung der selbstständigen Kirchspiele bez. die Zergliederung der Parochie Schöueseld zu sprechen und gab wiederholt dem Bedauern Ausdruck, daß sich so Wenige an der DiScussion betheiligt und die Versammlung so schwach besucht worden sei. * Taucha, lS. September 1888. Am 17. d. M. Nach mittags 4 Uhr fand Revision der hiesigen freiwillige» Feuerwehr seitens deS LandeS-AuSschusseS sächsischer Feuer wehren statt und waren zu diesem Zweck erschienen die Herren Brigade - Eommandant Mädinq-Neuschöneselv, Houplinann Trauter-Neuschönefeld und Schröter-Thonberg. Nack vor- gcnommcncr Prüfung der Spritzen und Requisiten, welche Letztere kürzlich durch eine fahrbare NettuiigSlciter vermehrt wurden, rückt« die Er npagntr vom Spritzenhaus« nach der Schützenwiese, um eine Ucbung der Spritzen-, Steiger-, sowie Leitermalinschafte»» in Gegenwart der Herren Revisoren ab- zuhalten. Ein daraus folgende» Manöver, an welchem auch eine Ablhcilung der Pflichiseuerwehr theiluahm, wurde exacl auSgesührt und mit Beifall ausgenommen. Den Abschluß bildete eine Spritzenprobe in Bezug aus LeistungSsähigkelt, die den hiesigen Einwohnern zur Äerubigunz sür etwaige Brandsälle dienen kan». Die Feuerwehr-Compagnie, welche z. Z. 50 active Mitglieder zählt, bezeichncte man als gut geschulte und wurde derselben die Anerkennung zu Theil. daß seit letzler Revision erfreuliche Fortschritte zu bemerken Ware». — In Bubendorf bei Lansigk neckte sich am 14. v. M. auf dem Heuboden des väterliche» GuteS der 12 Jahre alte Sohn des Gutsbesitzers Wer,»an», mit einer 15 Jahre alte» Dicnstmagd. bei welcher Gelegenheit dieselben jedoch der nach außen sührendcn Thür LeS Heubodens zu uobe kamen und durch dieselbe herab aus daS Steinpflaster deS HofeS stürzten; bei dem Fall erlitt der Knabe eine» Schävelbruch und die Magd so schwere innere Verletzungen, daß an ibrem Aus kommen »-zweifelt wird. Altenberg. 17. September. Tie durch die Blätter ge gangene Mitteilung, daS infolge Auftretens deS über Ham burg einacsührren und einen hoben Gehalt an Wolframerz aujweisendeil „ScheclitS" der Gegegend von Attenberg infolge der Nolbwendigkeil vo» Bergbau-Beschränkung ein schwerer Schlag drohe, bedars nach einer Ausführung im „Bolen von Geising" der Berichtigung. Zunächst sei i» dieser Hinsicht sestziistelle», daß i» den Altcnberzer Gruben (Zwilter- slocks Gewerkschaft, Zwitterstocks tiefer Erbstoll») gar kein Wolsramerz gesunde» wird. Dort baut man auf Zinn (im Jahre 1887 ca. 1500 Centner) und W:S»iuth (im Jahre 1887 ca. 520 Kilo), Wolsram-Stusferz gewinnt man einzig und allein als Nkdc»vroducl in der Zinnsundgrube Vcrciiugl Zwitterselv zu Zinnwalv und auch in de» böhmischen Nach- bargruben daselbst. Bei Vereinigt Zwittcrscld i» Zinnwalv wurden im Jahre 1887 für etwa 800 Centner verkauftes Wolsram-Stuffer; IS 140 sür verlauste ca. 20 Centner Zinn 2143 -L gelost. Der Erlös auö verlaustem Zinn be trug aber bei den beiden Allcnberger Gruben im Jahre >887 tvl IS3 .<7, für Wirmnlh 84t5 Der — übrigen» sehr unwahrscheinliche — Wegsall deS Absatzes deS Z'.nnwaloer Wolframs würde auch dort de» Bergbau nicht zum Erliegen bringen, da sowohl in Altenberg wie dort das Gebirge noch reich an Zwitter, d. h. Zinnsteiiicrz ist. Der Wolfram wird nicht systematisch „abgebaul", sondern au» anderen Gesteinen „auSgekuNct". d. h. ausgesucht und anSgcschlagen als Neben- product; einen Bergbau bloö auf Wolfram giebt cs nicht. * Dresden, IS. September. In den Dresdner ge meindlichen Angelegenheiten spielt» bekanntlich politische Fragen eine große Rolle. Das nachstehende, der „Dresdner Zeitung- auS ReichSverciliSkrciseir zugehendc Schreiben giebt wieder Zeuqniß davon; „Die bevorstehenden Stadtrathswahle» haben de» „Dresdner Nachrichten" Veranlassung zu einem Wahlvsrschlag gegeben, welcher dis tendenziöse Absicht an der S:iru trägt und deshalb nicht wenig geeignet ist. verstimmend zu wirken. DaS beiresfend' Blart bat dir Gruppe, wie sie »ach der Wahl auSsiedt. bereit» sertig: Or. Rothe, Baumeister Richter, Hollstein, Wetzlich, Carl und vr zur. Atsred Lehma»», d. h. man bringt die Neuwahl der Herren Wetzlich. vr. zur. Alfred Lehmann und Carl an Stelle dreier nicht w eder- zuwählcnder Stadträthe in Verschlag. In den Kreisen des RcichsvercinS, auch i» de» cous-rvativen, erregt dieser Vorschlag, wen» er auch, von dieier Seite anZ gemacht, keine Ver wunderung hcrvorrust, allgemein Unzujriedendcit. Ist denn die Färbung unserer Stadtoertretiilig noch nicht conservativ genug, daß man in den Stadtrath »u» auch noch Männer wähle» sollte, welche zu den Ultras oer Coujervatwen zu zähle» sind? Verschiedentlich hat ma» de» Vorwurf zunickgewieskn, daß im Dresdner Stadlvcr- ordneteniaal Politik getrieben werde — ein derartiger Wahlvorschlag ist derart politisch gejärbt, daß eine mehr als kindliche Harmlosigkeit dazu gehört, au seine Objektivität zu glauben. Um den Verdacht vom Stadtverordurten-Collegiui» sernzuhciltcn, daß^L die Geschälte der Cvuservative» besorgt, daß cs die Wahl von Stadiräthen als cou- servalive Paileisacbe ausieht, dürfe» die Herren Wetzlich und vr. Leh- niiiiin nicht gewählt werden. Andernfalls könnten m den Kreisen d r hiesigen Nationalliberalcu doch Bedenken aussteigen über den Zweck und Nutzen des Cartcls in Bezug aus die localen Verhältnisse. Man könnte zu der Frage kommen, ob das Carle! sür Dresden denn nur abgeschlossen sei, uni die Machtsüll- der Ultraconjervalivcn zu ver stärken und das Ansehen und die Bedeutung der Nationallitecalen ans das denkbar niedrigste Niveau herabzudrücken. In Preußen hat um» bereits a» dem Cactel gerüttelt, ja stellenweise hat die Ansicht, daß man durch dasselbe die eigene Partei schwäche, die andere aus eigene Kosten verstärke, dazu geführt, das Bündniß zu kündige». In Sachsen hat man sich durch Kleinlichkeiten de» großen Gc- stchlSpliuct nicht aus dem Auge rücke» lasse», man hat am Carlell sestgeballen und ist sicher auch aus allen Seiten entschlossen, in der Folge das Biliidniß zwischen Nationalliberalen und Conservativcn »ichl sprengen zu lassen. Indessen darf seitens der cousecvativcii Parle, den Nationalliberalen dieser Entschluß nicht zu schwer gemacht werden! Man darf nicht bas Bestreben durchblicke» lassen, die extremste Richtung der Conservaiiv.n. w:c sie durch die Herren Glaser- iiieister Wetzlich und vr. zur. Alsred Lehmann verlreicn ist, unter der Flagge des Cartels, an dir Spitze der städtischen Geschälte bringen zu wollen! Das Cartcl ist eine Compagniegesellschast ans Gegenseitigkeit, i» welcher jeder Theil mit für den andern arbeitet; es dacj nicht tas Verlangen an die Nationalliberalen gestellt werden, die Geschäfte der Extremconscrvativen zu besorgen, damit wäre das Signal zur Auslösung des CompagnirgeschästrS gegeben. Hoffentlich ist man ciiisichiig genug, der gerechten Forderung der National- liberale» z» eulsprechcn und dem Vorschlag nicht Folge zu gebe», welcher daraus hinansgedt, dem Stadtrath eine »och ulrraconscr- vativere Färbung zu verleihen. Es dürste wohl an der Zeit lein, endlich einmal einige Nationalliberale in den Stadlrath zu wählen, die »ationalliberale Partei ha! entschiede» gerechten Anspruch auf einige Sitze in« Magistrat. I densalls liegt es im allgemeinen Interesse, Sic Richtung zu bckämpsen, welche das Carlei zu Gunsten ultrnconiervativer Bestrebungen ousnützen inöchte. Möge unser Stadlverorüiieiencollkgiui» seine Wahl jo treffen, daß auch i» dcr Folge die Naticualliberalen Dresdens mit aller Freudigkeit Hand in Hand mit den Conserraliven gehen können» wenn eS heißt, den gemeinsamen Feind zu bekämpfen." — ES gereicht unö alten pensionirten sächsischen Os sic irren, so schreibt einer derselbe» an die „Dresdner Nachrichten", zur stolzen Genugthuunz, daß daS neue Infanterie - Exercir - Reglement in wesentlichen Stücken VaS alte sächsische Reglement wieder herstcllt. Dieses und »och mehr das bayerische enthält Vieles, waS, als nach 1866 daS preußische Reglement cingesührt wurde, ausgc- gcbci, werden mußte. waS aber jetzt wieder in Len, neuen Sieglement eingesührt wird. Als Beweis meiner Behaup tungen führe ich an: Die zweigliedrige Stellung war vor 1866 schon in Sachsen üblich. Es wurde sodann zu Zweien abgrzählt, daS 2. Glied rückte um einen Schritt zurück, die Nr. 2 trat hinter die Nr. 1, und bei dcr Wendung entstand die Colonne zu 4, eine sehr bequeme Formation sür bei, Marsch. Viele französische Ausdrücke, wie sie nach 1866 wieder eingesührt wurde», halten wir i» Sachse» längst nicht mehr; eS hieß nicht Distanz, sondern Abstand, nicht Avant» und Arriöregarde. sondern Vorhut und Nachhut; es hieß nickt capitaino ck'armes, sondern Kammer-Nnterossicier; nicku Ossicier :c. ein zour, sondern Ossicicr :c. vom. Tagesdienst, nickt Honneur, sonder» Ehrciierweisung; nicht Alignement, sondern Richtung; eS hieß nickt chargircn, sonder» lade», nicht Intervall, fondern Zwischenraum; nicht Töte, sondern Spitze; cS hieß (bei der Artillerie) »icvt im Avaiicirc», rcsp. Retiriren protzt ab, sondern: reebtSumkehrt, protzt ab; cs hieß nickt Premier- und Scconde-Lenlnant (beide- Benennungen, welche weder deutsch, »och sranzvsisch sind), sondern Oberleutnant und Leutnant. Schließlich möchte ich nicht unerwähnt laste», daß mit der nichtssagende» Titulatur in Dienstsachen ,.Ew. Hochwohlgeborcn" i» Sachsen »or 1866 längst gebrochen war. ch Dresden, 19. September. Für die in der Zeit vom 23. September bis 3. Oktober in Dresden im Gewerbehause und i», Orangcriegcbäuve der Herzogin Garten staltsindrnde A uS stell ung gewerblicher Schulen des Königreichs Sachse» sind die Aiimelduiigen so zahlreich eingcgangcn, daß dir Zulheilung deS Raumes dem AuSstellungSauSschuß erhebliche Schwierigkeiten bereitet hat. 120 gewerbliche Schulen werken ihre Schlllerarbeitcn. ihre Lehrmittel u»d Lehrgänge, ihre im Wetteifer »ach dem Besten und Zweck mäßigsten getroffene» Einrichtungen zu vergleichender An schauung bringen. Daran» solgt, daß besonders sür die Schuten selbst die Ausstellung dcr höchsten Beachtung wcrth ist. Die Vorbereitungen können als vollendet bezeichnet werden und verspreche» daS Beste. In den AuSstelluiigSauS- schuß, dessen zahlreiche Sitzungen im Gewerbehause staltsanden, waren berufen worden die Herren: Gciverbeschulnispector Enke. Banratb Pros. Weißbach, Gewerberath Siebdrat, Sladt- ralb Schröer. Sladtralh Friedrich. HandclSschuldireclor Meisten in Meißen, Prof. Rate. Architekt Scibler, Glasermeister Wetz lich. Im Saale de» GewerbcbauseS, in dessen Nebcnjäle» und Galerien, wie im Lrangeriegebäuve an der Herzogin Garte» sind zahlreiche, in beste Beleuchtung gestellte AuSttclluiigS« wände. Gerüste und Tafel» errichtet, welche zur Ausnahme der interessanten Ausstellungsgegenstände bereit sind. Sobald die Auslage» vollendet sind, wird der vom königliche» Ministerium erwäktte BeurtdeilungSauSschuß seine Thäligkeil beginne». Eme PreiSvertdeilung ober dergleichen wir» nicht statlsindeii, waS i» Anbetracht deS Charakters und Zweckes der Ausstellung gew ß nur zu billigen ist. dock wird der ge nannte Ausschuß über seine Beobachtungen Bericht erstatte» ii»d zwar i» der am 1. October Vormittags lO Uhr im Tivo'isaale stallsindcnden Hauptversammlung. Diese Haupt versammlung wird auch anregende Fachvorträge bieten über die pädagogische Behandlung der wichtigsten Lehrgegeiislänte in ihrer Anpaffung a» die Bedürfnisse der gewerblichen Schuten und deS GewcrbcstandeS. — Unter der Epitzmarke: „Trau, schau, wem" ver öffentlichen die „Dresdner Nachrichten" Folgendes: Am Mon tag Nachmittag kam der zahme Hirsch, ei» prächtiger Zwölf ender. vo» de», erzählt wird, vaß ib» König Albert geschenkt erhalten lmbe, auS der Haide auf dem Prießnitzgrundweg nach Klotzlche-Königsmald. um sich die Ncnbaulen und Sommer« jnjchler anzusehe». Die Bezeichnung „Königöwatv" batte ihn ganz sicher gemacht, und so spazierte das prächtige Thier in der barnilosest:» Weise aus den Promenabenwegen in der Nähe des OrteS einher. Sein Vertrauen zu der Klotzscher Be- >oob»c»sckast sollte jedoch bitter getäuscht werden. Ein dortiger Grundbesitzer, Herr Lcuthold, schoß baö vertrauensselige Tbier ans seinem Iagdgrund zum Leidwesen dec Spazier gänger mit mehreren Schliffe» zusammen. Wenn der Schütze auch sormell in seinem Rechte gewesen sein mag, so ist doch eine andere Frage, ob eü waidmännisch gehandelt ist, aus ein zahweS Thier zu schießen. — Verschwunden. Wie die „Dresdner Nachrichten" melden, ist in Hostcrwitz die Familie deS Kunst- und Handelögärlncrs Sch. in eine recht traurige Lage gerathc». Ai» 30. August verreiste der Mann, um — weit er hier nur in einem Pachlvcrhättniß sich befindet — nach einem ander- weite» Pta» sür sein Geschäft sich umzusehe». Seinen An gaben gemäß wollte er zunächst »ach Erfurt reisen und Halle etwa 6 bis 8 Tage für seine Abwesenheit in Aussicht ge nommen. Bon Tag zn Tag warteten die Seine», doch ist seine zahlreiche Familie bis beute ohne jedwede Nachricht geblieben. Nälbselbast ist sein Verschwinde» besonders um deswillen, als dcr Mann als ein trculiebcnder und rastlos sür seine Familie schassender Gatte und Vater bekannt und geschätzt ist. — Auö Stollberg berichtet daS „Glauchaer Tageblatt": Seit 1l. September Vormittags wird der an hiesiger Realschule angesiellke Hilfslehrer Rudolph Kneschke vermißt. Derselbe bat sich am gedachten Tag über Nieder- torf, LcukerStorj und Neukirehc» »ack Chemnitz begeben wollen u»v ist seitdem verschwunden. Vo» Neukirchcn ab vertiert sich dessen Spur. Dcr Vermißte war anslänvig gekleidet und trug eine» Klemmer. v erwischtes. --- Aus die VegrüßuiigS- »mV Huldigungs-Telegramme, welche dcr XXV. Congreß sür innere Mission a» Len Kaiser und die Kaiserin abgefandt hatte, ist an den Ehrc»- präsioenlcn deS CongreffeS, Oberpräsidenten Gras Eulenbiirg, ein Antwort-Telegramm der Kaiserin eingclaufe», welches lautet: „Ich danke den Vertretern und Mitgliedern des Con- grcsicS sür ihre treue» Wünsche Ich folge ihrer Arbeit mit lebhaftem Interesse und möge Gottes Segen dieselbe geleilcn zum Nutze», liiiscrer theure» evangelischen Kirche, zur Stärkung und Einigung dcr vielen treuen Kräfte, und möge sie dazu dienen, den vielen Verirrten und Verlassenen den Frieden und den Trost des wahren Evangeliums wicderbringe» zu Helsen. Victoria, Kaiserin und Königin." -r. Meiningen, l8. September. Wie wir bereit» mit- tbeilte», war die letzte Wahl der Stadtverordneten in Sonneberg wegen der beanstandeten Zählweise nicht be stätigt worden. Vor der Neuwahl vereinigten sich nun eine Anzahl Mitglieder der nationalliberalen und deutschsrei- sinnigen Partei zu einer gemciilschastlichen Eandidatciilistc. DaS Ergediiiß der nun stattqesundenen Wahl ist aber ein allgemein überraschendes. Die Stimmenzahlen beweist», daß daS Wahlbündnis; der freisinnigen und nationalliberalen Partei zwar gehalten worden ist. vaß aber ein beträchtlicher Theil von freisinnigen Wählern abgesprungen ist und sür die socia ldei» okral ische Liste gestimmt hat. Von den 7 Gewählten sind 5 bei der vorigen Wahl socialbemo- kratischerseitS empfohlen gewesen. — DaS zahme Reh, welches de» kaiserlichen Prinzen während ihres A»se»t' Haltes in Oberhoj als Spielgefährte diente, ist seit der Ab reise der Prinzen bei dein Wirth Iuchheim aus dem herr lichen Stutenhause in Pflege gegeben worden und springt dort obne Scheu zur Freude aller Besucher auf den grünen Rasciiplätzcn umher. — Der Brandstifter Fiedler auS Licki le» taune hat im Gesängniß zu Grascnthal jetzt auch zugestanbcn, die im Juni staltgcsuntenen Brände »m Hause seines Meister», Schuhmacher Gatterscld i„ Leutenbcrg. an gelegt zu haben. Der wegen dieser Brandstistung verdächtige und in UntersuchungShast genommene Besitzer Gatterscld ist in Folge dessen auS der Untersuchungshaft entlassen worden. --- Breslau. 16. September. Generalseldmarschafl Gras Moltkc liebt eS, trotz seiner 88 Jahre von seinem bei Schweidnitz gelegenen Gute CreiSau auS mehrtägige Aus flüge mit eigenem Gespann und ohne Gefolge zu unternehmen. So hat dcr greise Stratege in der vergangenen Woche, vcn seinem Adjutanten dem Hauptmann von Mollke und dessen Gemahl», begleitet, einen Theil der Grafschaft Glatz befahren. Daß der Feldmarschall, wo er erkannt wurde, wie in Reinerz. Cubowa und Landeck. Gegenstand der lebhaftesten Kund gebungen gewesen ist, bedars nicht erst der Hervorhebung. -- Gr.-Streblitz, 16. September. Am Donnerstag erschien vor dem Schöffengericht lnerselbst als Zeuge der älteste Mann auS dem GerichlSbezirk, der >05 Jahre alte AuSzügler Franz Damaschek auS Gräfl. Carmeau; er gab mit lauter Stimme sein Zeugniß ab und bekundete dabei, daß er sich noch geistiger Frische erfreut, wie er denn auch körperlich noch immer verhältnißmäßig rüstig ist. --- Braunschweig. 16 September. Gestern erscho sich hicr ein Schüler, ein dreizehnjähriger Tertianer. — Straßburg, 14. September. Die hiesigen Pastelen- bäckcr, welche bekanntlich vorzugsweise die berühmten Gänseleberpasteten von Straßburg verfertigen, baben kürzlich die Handelskammer um Schutz gegen VaS Vorgehen sranzösischcr Pastetenbäcker angegangen, welche ihre Erzeugnisse mit dem Namen oder Wappen der Stadt Straß- burg, mit oiitern etsässijchcn Wahrzeichen oder mit erdichteten veuische» Namen verleben und durch riese Unredlichkeit Liese» alt« Straßburger Gewerbe erheblich schädige». Die Handels kammer Kat sich der Sache attgenvmmcn und au daS Mini sterium hierüber berichtet, um. wenn möglich, ans diploma tischem Weg« diesen, Unwesen zu steuern, zugleich aber den Straßburger Pastetenbäckern den Rath gegeben, selbst vor« zngeben und den Schutz der französischen Gerichte gegen die Markenfälschcr onziirusen. Mit diesem Rathr hat die Handels kammer wohl daS Richtige getroffen; ob aber die französischen Gerichte de» Straßburger Pastetenbäckern Geuugthnung ver schaffen werde», darüber kann man wobt angesichts so mancher Vorkommnisse auS der jüngsten Vergangenheit gelinden Zweifel hegen. --- Lcipa, 17. September. Gestern Nachmittag ist der Bovenbacher Zug beim Einsahrcn in die Station Lcipa aus noch unbekannte Weise, wahrscheinlich in Folge eines AchscnbruchcS, entgleist. Seck» Lastwagen wurden zer trümmert oder beschädigt, die übrigen Lastwagen und vie Personenwagen blieben am Gleise, das arg beschädigt wurde, stehen. Verunglückt ist Niemand. Der Verkehr war Abend» wieder im Gange. --- Da» Räuberunwesen in Ungarn gestaltet sich immer bunter. In Alsöld herrscht seit zwei Tagen fürchter liche Aufregung. Es wurde nämlich angezeigt, daß die Eson- grader Stäuberbande am 12. oder 13. d. de» Eisenbahnzug zwischen Szegcdin und Felegyhaza anzugreisen gedenke, ui» sich der anderthalb Millionen zu bemächtigen, welche als Darlehen der Csvngrat-Svvcnyhazaer R-gulirungs-Gesellschast von Pest hierher geschickt werden sollen. Von Seiten der Gendarmerie, dcr Polizei und dcr Eisenbabnverwaltung wurden sofort die nvthigen Maßregeln getroffen. In der Stacht deS 12. gaben die Räuber in der Thal ein Lebens zeichen, indem sie »»terhalb Felegybciza einen Balken über die schienen legten, um den Zug zur Entgleisung zu bringen. Die Thal wurde zum Glück entdeckt und weiteres Unheil vcrbiitet. Scildc»! werden alle Züge von Gendarmen begleitet und die Stationen bewacht. Die erwähnten anderthalb Millionen bleiben vorläufig in Pest deponirt. --- Paris. l7. September. Isidor, der Groß rabbiner von Frankreich, ist gestorben; sein Nachfolger ist Zadoc Kahn, der Großrabbiner von Paris. — Amsterdam, 16. September. Am 12. September wurde de», nach Jena berufenen Professor der Anatomie Max Fnrbringer von seinen hiesigen Schülern eine warme AbschicdShultigung dargebracht. Unter dem allgemeine» Ausdruck deS Bedauerns, einen so ausgezeichneten Lehrer und einen so hervorragenden Vertreter der Wissenschaft verliere» zu müsse», wurde ihm von einem Studenten ein Album überreicht, in welchen, sich 225 Photographien von Freunden und Schülern befanden. Im Namen des verhinderten NectorS richtete Professor Hartog einige herzliche Abschiedsworte an de» Scheidenden, welche derselbe mit den besten Wünschen sür die Zukuust der Amsterdamer Universität erwiderte. — Brüssel, 17. September. Der „Soir" meldet, daß dcr Fehlbetrag der Brüsseler Ausstellung sich schon jetzt aus 350 000 FrcS. beziffert und daß daS Brüsseler Connle einen Gcsammt-Fehlbctrag von 400 000 FrcS. erwartet. — AuS Fiume melket ein Telegramm vom 18. d. M.: Fischer aus Lukova haben gestern neuerdings einen großen Haisisch eingesangen und hierher gebracht. UebrigenS hat die Mannschaft des LccalvampferS gestern bei Stari Grad in der Stahe dcr Küste einen viel größeren Haifisch in unmittel barer Nähe deS Dampfers vorbeischwimmcn sehen. Don der Burg Rheinsteiu. Bon Sophie Weihcnmaier. tNachtrmk vertoien.) Hoch oben am felsigen Rande, Da raget ein einsames Hans Und lugt in die sonnigen Lande. Weit über den Rheinstrom hinaus. Ein Schweizer-HauS, wer kann cS glauben! Am Rheine? Gar zierlich gesügt Und traulich; im Lande der Trauben Auf waldiger Höhe cs liegt. Wohlaiis den», dort oben nun raste, Die Stunden entfliehen im Nu — Es wird dem wandernden Gaste Hier Labung in lauschiger Ruh'. Wie glitzern und gleiten die Woge» Und glühen in goldenem Schein — Eni Schisslein kommt leise gezogen, O wonniges Leben am Rhein. Wen» man von Bingen zu Thal fährt und an der eryrn rscn Wendung, die der Rhein dort »ach Norde» macht, vor- über gekommen ist» am Mäujelhurm und der aus Weinbergen hernimr winkenden Ruine Ebrensels — dann erschaut man aus lustiger Höhe, aus schroffem FelSgestein erbaut, ein Schweizer- HanS. Im reinsten Stil, aus kräftigem Holzgeiüge, erscheint cS mit seinen zierlichen Galerien, wie durch Zauber, aus den Schweizer Bergen aus jene imposante Fellcuspitze versetzt. Unwiderstehlich durch seine reizende Lage, lockt es den Wanderer hinaus and hinan. Ich suhr an einem der wenigen sonnigen Tage dieses regenschweren IahreS 88 im Nachen hinunter — bis an die Burg Rliei n- stein. Der Rhein, bochgeschwellt von den endlosen Regengüsscu der vorhergehenden Tage, hatte sich doch noch einen Schimmer seiner grün-goldenen Farbe bewahrt; in mächtigen, mit weißem Schaum gekrönten Wogen zog er stolz und majestätisch seine Bah». Die Lust, wie immer an tea glücklichen Gestaden deS vaicr- ländischen Stromes, war rein lind erquickend, und das Herz, besre.t von Sorge »nd Gram, athmet in vollen Zügen. A» der Zugbrücke von Schloß Rkeinsteia angelang!, wird uns die Piortc geöffnet, wir betreten den Schloßbos. Wer Burg Rheinstein mit seinem mittelalterlichen Schmuck an Waffe» und edlen Geräthen oller Art gesehen hat und Ausschau gehalten von den Erkern und Tbürinen, zu welchen schmale freistehende Treppen in schwindelnde Höbe hiuansühren, der wende sich nach dem ous dem Schloßbos zur Rechten hinauSsübrenden Bergpiad. An drei schlasenden Wächtern vorüber (prächtige Hunde von edler Raffe) geleitet rin freundlicher Führer hinaus. Wie in Dornröschen s Schloß blühen rings umher Rosen, der Treppenausgang ist mit lieblichen Blumen geschmückt, zur Seite eine stille Grabcapelle. Ich wandere weiter bergan in Waldlutt und köstlichem Schatten; rückwärts schauend, erblickt man Burg Rheinftein mit ihrem wappengeschmückten Portal und der hochragenden Plattform, von welcher man einen cntzäckinden A»s- blick aus den Rhein und das gegenüber liegende AsmannSbausen hat. DaS Schloß, in seinen edlen Formen, hebt sich vom blauen Himmel in scharsen Conturen ab. Bald erreicht man eine lauschige Bergkcke. FriedrichSruh genannt. Da läßt es sich gar wohlig ruhen; daS Blätterbach eines uralten EphenstammeS giebt kühlen Schalten, der Rhein schimmert heraus i» sonniger Ruh'; eS gle ten Segelschiffe dahin und stolze Dampser, eilig hastend, ziehen vorüber. Höher und höher zieht sich dcr Pfad, bis man eine Bergwiele von großer Ausdehnung erreicht hat. Ringsum im Geviert eia Baumgang von uralten Tannen, deren Aeste den Boden streifen; ma» hat den Turuier-Platz der einstigen Nilter der Burg betreten. Wie viel edle Ritterlichkeit im Schmock der Jugend und der Waffen hat sich hier einst getummelt in Wafsen-Spielen. Still und einiai» ist cs da oben geworden; wo einst Kampfgeschrei und Siegesjubel erschollen — da singen die Waldvögelein ihre Lieder. Bald ist man inmitten deS Hochwaldes. Herrliche Eichen verbreiten Schatten und Kühlung, in, Walde rings umher herrscht ein entzückendes Dämmerlicht. Äm Ausgang des Waldes stehen alte Edelkastanien, und ein steinernes Denkmal kündet uns, daß Friedrich Wilhelm Hl. von Preuße» diesen Wald mit ausgedehntem Forst bat anpslanzeii lassen. Das Endziel dcr Bergwanderung ist bald erreicht, wir treten ei» durch ein Rundbogenthor in den Hos des Schweizer- Hauses. Hier ist gut sein, die gastlichen Räume nehmen sreund- Uch den Validerer aus. Auf schroffem Feisenkamin steht der zier- Iiche und doch so kräftig gesügte Holzbau, der wohl schon manchem Gcwilterslurm getrotzt habe» mag. Von einer mit Lauben und Ruheplätzen versehenen Plattsorm hat man eine wunderherrlichc Aussicht auf de» Rhein, nach Bingen, die Mündung der Stahe, da? Nah-lhal, dessen lauft gezogene Höhenzüge daS liebliche LandschaftS- bild malerisch abschlicße». Allen Freunde» der Natur, Allen, die in deren stillem Revier sich gern ergehen, möchte ich zurusen: „Kehret ein dort oben, Euer Auge staunt, Euer Herz findet köstliche Labung in jener an- imnbigen Waldregion/' Win» Euch da' Scheiden schwer wird, wenn es wieder hinunter geh» und beimw.irlS in die alltäglichen Gleiie des Lebens, so werde» mich in t> über Wimerzeit, wen» die Nebel zieben und Alles cinhüllen in düsteres Gra», die sonnigen Bilder ousersteben in der Erinnerung in voll.r lebendiger Schöne, und will cS ein gütiges Geschick, so lenkt Ihr bald wieder die Schritte zum Schweizer hau- der Burg Rheinsteiu.
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