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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-24
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1888
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5790 find die Hauptgegenstände: Erzikbungslehre, Fröbel'sche« System, Anthropologie, Spiel- und Beschästigungskunde des Kindergartens, »u denen dann noch allgemein bildende, wie Deutsch, Weltgeschichte, Naturwissenschaften, neuere Sprachen ,c. hinzukommen. Mit dieser Anstalt ist dann noch ein Kindergarten für Kinder aus bester situirten Familien verbunden, der zugleich denjenigen Schülerinnen, di« sich zn Kindergärtnerinnen ausbilden wollen, als Uebungsstätte dient. Er verdient nicht nur ivegen seiner gewissen- hafte» und sorgfältige» pädagogischen Führung, sondern auch wegen seiner Räume, zu denen namentlich ein großer, elegant decorirter, ebenso geschmackvoll wie praktisch eiugerichteter Saal gehört, die Be- »eich» ung eines Mustcrkindergartrns. Der genannte Saal bietet Lust und Licht zur Genüge und gewährt zu den Bewegungsspielen so reichlichen Raum, daß die Kleinen sich nach Herzenslust darin tummeln können. Je mehr sich in heutiger Zeit die Ueberzeugung Bahn bricht, daß zu Lehrerinnen und zu Erzieherinnen nur solche junge Damen sich eignen, die sich ein Berständniß für die Kindesnatur und ihre Behandlung erworben haben, desto höher ist der Werth des ge nannte» Seminars anzuschlagen, da- einen guten Klang nicht nur in Deutschland, sondern auch in Oesterreich und anderen Ländern hat, und dessen ausgebildete Zöglinge auch vom Auslande begehrt werden und sehr anständige Honorirung finden. Das Gedeihen und Blühe» dieser für das weibliche Geschlecht unendlich segensreichen Anstalt findet aber seine Hauptstütze in der Gründerin und Bcr- pehcrin, Frl. Angelika Hartmann, welche als Seele des Ganzen «ne »iüdlich wirkt und trotz ihres vorgerückten Alters eine so jugend lich frische Arbeitskraft entwickelt, daß inan ihr ideales Streben in der That bewundern muß. Und sie hat ihre Wirksamkeit und ihre Sorge für die kleine Welt nicht allein aus Leipzig beschränkt, wo sie einen Volkskindergarten und eine Dienstdotenschule ins Leben rief, sondern sie besitzt auch noch auswärtige Kindergärten in Dessau und Wernigerode, welche sie sorasälttg überwacht und bei welchen sie darauf sieht, daß sie im Fröbel'sche» Geiste und mit dem rechten pädagogischen Tacte geführt und verwaltet werden. Solches Wirken, wie es die für ihren edlen Beruf begeisterte Seminarvorstcherin Frl. Hart mann entfaltet, verdient nicht nur den Dank Derer, denen sie eine sorglose Zukunft bereitet hat und die ihr sürS ganze Leben zugethan bleiben, sondern auch die An erkennung aller Derer, denen das Wohl der Jugend und des weib lichen Geschlechts am Herzen liegt. Gewiß stimmen sie alle mit uns in den Wunsch ein: Mögen alle unter der Oberleitung des verdienten Schönheit zur ander» schweife» lasten. Las „Arft tu Titipu" gab zugleich Gelegenheit, die glänzendsten «oftüme »»d Requisiten, über welche die Balletqejelljchast verfügt, in« Treffen zu sübreu und wir köunen gestehen, daß die einzelne» Gruppenbilder uud Tänze einen ebenso prächtigen, wie reizvollen Eindruck hinterließen. Die chinesischen Gewänter der graciösen Aphrodite» von Titip» geben i» ihrer Buntheit em frisches, farbiges Bild, und die „Fächertänze", bei denen die großen chinesische» Fächer eine „stumme Sprache" redeten, zeichneten sich durch Originalität und künstlerische Abrundung aus. Frl. Guiseppina Zimme rma n n, die in der Tbeaterwelt längst als eine vor zügliche Prima-Ballerina bekannt ist, hatte die Ba llet-Pant omime l'deusalls glücklich arrangirt und bewährte sich auch als eine gewandte Soloiänzerin. Das Grand Ballabile mit seiner seenhasten Beleuchtung fand lebhaften, wohlbegrüiidetcn Beifall. Ein Quartett aus dem Lorps de Ballet, die Dame» Hoher, Podhorsky, ReuSky und Prausowa, tanzten außerdem einen reizenden „Jockey-Tanz", bei dem sie sich als anmulhige, elegante Jockeys präsentirte». Auch die übrigen Specialitäte» des Chantants zeichnen sich durch die Originalität und Pracht ihrer Eostüme au«. Am gestrigen Abend feierte namenilich Frl. Mizzi Marion, die sesche Wiener Liederjängerin, Triumphe, denn das Publicum verlangte immer von Neuen, ihre Wiener Weise» und CouplelS z» höre». Bereitwilligst gab sie de». Verlangen nach und kredenzte eine Sangesblume nach der andern. Frl. Henny Montag schloß sich ihren Erfolgen würdig an. Die Kunstlen» weiß ihre Couplets jo „schneidig" zu pointire» und mit einer Verve vorzutragen, daß ihre Verse wie Blitze zünden. Daß eS in diesen Couplets nicht ohne pikante Wen dungen nbgeht, brauchen wir nicht erst zu erwähne», denn in der Dichterkllche, wo die Gerichte für die Chanlants sabricirt werden, spie» der Psesfer eine hervorragende Rolle. Bon de» Ausländerinnen besitzt Fräul. Olesine Mos, die schwedische Nachtigall, die packendste Stimme, und Miß Bictorine Dyberg, die imposante Engländerin, den packendsten Vortrag. Die schwedischen Lieder von Frl. Olefine Mov können als ein hoher, künstlerischer Genuß bezeichnet werde», denn die Stimme der Sängerin hat einen schöne», sympathischen Klang, und erhebt sich weit über das Niveau des Chantants. Miß Bictorine Dyberg brilllrte wieder in ihrem schwarzen Tcuselscoslüm, und hat den ihr gespendeten reichen Beifall ebenso ihrer stattliche», blendende» Er- scheinung, wie ihrer Liederkunst zu verdanken. Die italienische Liedersängerin MUe. D'Arti und die Ungarin Frl. Görgsny, Etelka vervollständigen die Internationalität des Chantants i» räulein stehenden Anstalten auch ferner blühen und gedeihen, mögen I angenehmer Weise und wie jene durch den schmclzvollen Vortrag sie fort und fort die Theilnahme, die ihnen gebührt, recht reichlich sinden und möge ihnen der göttliche Segen niemals fehlen! Achtzehnter Jahresbericht über die Kleinkinderbewahranstalt zu BolkmarSdorf von, I. August 1887 bis »I. Juli 1888. Nicht ungetrübt ist das letztvergangene Jahr an unö und unserer Anstalt vorübergegangen. Zwei Mitbegründer und treue Freunde und Förderer der Anstalt sind uns durch den Tod entrissen worden. Herr Ferdinand Rühl, Brauereibesitzer in Volkmars- dors, welcher seit der am t. August 1870 erfolgten Eröff nung der Anstalt Vorsitzender im Vorstände derselben war, ist am tO. März 1888 im Alter von 01 Jahren auS diesem Leben abberusen worden. Seine echt christliche Opsersreudig- keit und dabei seine edle Bescheidenheit, sein unermüdlicher Eifer und seine Gewisienhastigkeit haben ihm allseitige dank bare Anerkennung gesichert, die auch wir ihm stets bewahren werden. Herr Wilhelm Albrecht in Bolkmarsdors, welcher ebenfalls seit der Begründung der Anstalt dem Vorstande derselben angchörte, wurde am 9. September 1887 im 55. Lebensjahre durch den Tod von schweren Leiden erlöst. Auch ihm bleiben wir für Alles, waS er für unsere Anstalt und deren Gedeihen gethan hat, zu stetem Danke verpflichtet. An Stelle der von uns Geschiedenen wurden Herr Richard Rühl, ein Sohn des Verstorbenen, und Herr Theodor Kirchner in Volkmarsdors i» den Vorstand gewählt, welche beide zu unserer Freude die Wahl angenommen habe». Im Lause dieses Jahres wurden 81 Kinder, nämlich 56 aus Volkmarsdors und 25 aus Sellerhausen ne» auf genommen, von denen jedoch 26 nach nur kürzerer Zeit die Anstalt wieder verließen, da hier noch immer die sowohl die einzelnen Kinder, wie die ganze Anstalt und die Leiterin der selbe» höchst schädigende Unsitte herrscht, daß viele Eltern ihre Kinder aus nur kurze Zeit schicken, und dann, wenn dieselben unter Anwendung großer Mühe von Seiten der Leiterin kaum sich eingewöhnt haben, sie wieder Monate lang, oft auch für immer zurückbehalte». Wiederholt müssen wir alle Väter und Mütter recht bringend bitten, die einmal ausgenommeucn Kinder ganz regelmäßig zu schicken. Zu Ostern traten 26 unserer Zöglinge in die Volksschule ein; viele derselbe» blieben aber aus Bitten der Eltern trotzdem Zöglinge der Anstalt. Wie bisher, so hat auch im vergangenen Jahre das Direktorium der Leipziger Wollkämmerei daS Verpflegegeld für die Kinder ihrer Arbeiter an die Anstalt in liebevoller Weise bezahlt. Für 92 Kinder wurde am 4. Sonntage des Advent, am 18. Deceinbcr, der Weihnachtstisch gedeckt; leider aber konnte eine »amhaste Zahl derselben die Freude mit ihren jungen Freunden und Freundinnen nicht theilen, weil sie kurz zuvor erkrankt waren. Zwei Knaben von 3 Jahren starken inner halb der nächsten 8 Tage, während die übrigen schon gleich nach de» Wcihnachtsserieu als genesen wieder eintreten konnten. Nur erst im Monat Juli traten abermals Krankheils erscheinnngen aus, so daß wir also bezüglich der Gesundhcits- verhällnisse Gott zu großem Danke verpflichtet sind. Eine besondere Christskier wurde für 200 größere Kinder veranstaltet, welche den Kindergottcsvienst, der allsonvtäglich in den Räume» der Anstalt abgehalken wird, regelmäßig de suchten; außerdem wurde für diese Kinder am 18. Juii «in Eommcrscst veranstaltet, a» welchem sich 170 bis 180 Kinder bclheiligten. Für die Zöglinge der Anstalt aber bereitete Herr Diac. Weickjcl im Monat Juni einen besonder« festlichen Tag, an welchem sie mit Chocolade bewirthet wurden; das ist ja für die Kleinen immer em außcrordenllich hoher Genuß, durch welchen ein solcher Tag zu einem ganz anßergervöhn- lichen Fest- und Frcnbentag sich gestaltet. Sonstige besonders bcmerkcnüwerlhe Beränderniigen oder Zwischenfälle sind nicht vorgekommen; die Leitung der An stalt, Belehrung und Spiel, überhaupt Alles, waS zur christ lichen Erziehung der Kinder nützlich und nothwenbig ist wurde in längst gewohnter Weise fortgesetzt, da der allmach lige Gott Krankheiten veS Personals ober sonstige störende Unfälle i» Gnade» scru gehalten hat. Ganz besonders danken wir ihm auch dafür, daß er die Freunde und Förderer der Anstalt derselbe» wohlgeneigt erhielt und treten daher mit der Bitte, aber auch mit dec zuversichtliche» Hoffnung in bas 19. Jahr seit Begründung der Anstalt, daß deü Herren Gnade und unserer Freunde liebreiche Fürbitte und llnlerstützung uns erhalten bleiben möge. Das walle Gott! Volkmarsdors, im August 1888. Der Vorstand: Röbert, stellverlr. Vorsitzender. De. Röntsch m Leipzig, Schriftführer. Schütz, Eassirer. Oise. em. Rothe in Schöneseld. Felix in Leipzig. Richter. Kirchner. Rühl. Der Franenverein. Frau Pastor Dürbig. Frau Felix. Frau Forcker. Frau Rühl. Frau Pastor Volk mann. Frau Commrrzienrath Wagner. Fräulein Brandstetter. der klingenden italischen Lieder wirkt, so entzückt diese durch die «urigen Gesäuge des Tokayerlandes. ' Unter den Herren der Schöpfung hat sich Herr Mistvicherl, der treffliche Instrumental-Imitator, der gestern wieder Flöte und Trompete virtuos nachahmte, ebenso viel Gunst errungen, als der kleinste Komiker der Welt, Herr UlptS, der schon wiederholt in Leipzigs Mauer» eingekehrt ist, bereits besitzt. Seine GcjangSvor- lräge haben immer eine drollige Wirkung. Der Damenimitator, Herr Tacian io, erweckt bei jedem Aus treten Kvpsjchüiteln uud lebhafte Debatte» über die Frage, welchem Geschlecht er wohl angehöre. In der That könnte ihn manche unserer Damen um seine „weiblichen Reize" beneiden. DaS gejammte Künstlerpersonal des Chantants ist, wie wir zum Schluß noch hervorheben wolle», immer bemüht, neue Nummern aus da« Programm zu bringe», so daß inan gewiß mehr als einmal mit Amüsement die Vorstellungen besuchen wird. Krystall-Palast. LH Leipzig, 23. September. Das „internationale Lhan- tant" im Theateriaale des „Kr Yjtatl-Pa laste«" hat am gestrigen Abend, bei zahlreichem Besuch, e n neues, sinnig und wirkungsvoll arraagirtes Ballet, betitelt: „Ein Fest in Titipu", aus das abwechseluagsreiche Programm qebracht. Die Balletkräste de« Chantants sind ausgezeichnet geschult, und der Freund dieser pikanten Tanzkunst kann hier mit Wohlgefallen dar Auge von einer Sachsen. * Leipzig, 23. September. Im Saale de« Etablisse ments „Flora" in der Winviniiblcnstraße. hielt a»> gestrigen Abend Herr SanilätSralh Or. Mcyner aus Chemnitz einen öffentlichen Vortrag über vaö Thema: „Der Typhus und die glänzenden Erfolge der Naturheilkunde bei der TypbuS- Epitcmie in Chemnitz." Der Herr Redner ging zunächst im Allgemeinen aus die Art dieser ansteckeiidcn Krankheit ei» und erörterte dann in längerer Darlegung ihre Bekämpfung durch die Naturheilmethodc bezw. die Wasscrheiiung. Mäßig kalte Haibbäber, kalte Abreibungen sowie Emwickeluiigcii Kranker seien stets vom besten Erfolg gekrönt gewesen, auch sei aus möglichste Ventilation der Krankenzimmer zu achte». Von Wichtigkeit sei auch die Haulpflege. Im klebrigen »ahm Herr Or. Meyner Stellung gegen die inedicinische Behand lung des Typhus. Er wies sodann aus die glänzende» Ne snltatc hi», welche seine Methode bei der letzten Epidemie in Chemnitz gehabt habe. Herr Or. Meyner schloß mit der Behauptung, daß die Naturheilmelbode auch dann »vch zu helfen vermöge, wo die legitime Staalömedicin bereits a»s- gegcbcn habe! — Lebhafter Beifall wurde Herr» Or. Meyner von dein zahlreich anweseiitcn Pnblicui» gezollt. Zn>» Schluß folgte sodann »och Diskussion und Fiagebcanlwortuiig zur Tagesordnung. — Verschiedene Blätter bringen die Nachricht, daß die Redaktion der .Gartenlaube" »ach Stuttgart übergesiedclt sei. Dies ist unrichtig. Der Herausgeber der .Gartenlaube" hat seine» ständigen Wobnsitz schon seit Jahren in Stuttgart »nd zu seiner Unterstützung sind neuerdings zwei RedaclionSmilgliedcr »ach Stuttgart übergesiedelt, während die übrigen Redacteure und daö eigentliche NedactionSbureau, sowie die Druckerei und der Verlag der „Gartenlaube" nach wie vor in Leipzig verbleibe». * Leipzig, 23. September. Am heutigen Morgen hielt in der MeßauSstellung des Mitteldeutschen ZZapier- vereinS (Eldorado) an Stelle des Herrn Custos C. Burger, der einen Bortrag zu halten zugcsagt hatte, daran aber ver hindert war, Herr Jllgen einen Vortrag über „Rechen maschinen", insbesondere über die von Herrn Re sch, Meerane, verfertigten Billclerschen. Redner entwickelte an der Hand der vorliegenden Rechenmaschine, wie schnell und sicher man mittelst dieser einfachen Apparate selbst die schwierigsten Rechenaufgaben zu lösen im Stande ist. Gleichzeitig war beute eine Rechenmaschine des Ingenieurs Burck Hardt in Glashütte ausgestellt, die ein Meisterwerk der Feinmechanik genannt werden darf. Dieser Apparat ist mit der denkbar größten Genauigkeit thätig, selbst die Fehler, welche mau beim Rechnen macht, zeigt derselbe durch ei» Läutewerk an so daß ei» Jrrthum ausgeschlossen erscheint. — Der Besuch der Ausstellung war auch heute ein außergewöhnlich starker der Schluß derselben erfolgt erst Montag Äbend um 7 Uhr * Leipzig, 23. September. In der gestern Abend im Saale deS Restaurant „Bellevue" abgehalienen öffentlichen Tischlcrvcrsammlung. die von etwa 250 Personen be sucht war, wnrde mit großer Entschiedenheit gegen den E»t wurs der Alters- und Invalidenversicherung, sowie gegen die Beschlüsse de» in diesem Jahre hier abgehaltenen deutschen Tlschlertagcö Stellung genommen. Ausführlicher Bericht in der nächsten Nummer. — Freunde von zoologischen Merkwürdigkeiten und Verehrer deS Waidwerks möchten wir aus die besonders an Seltenheiten von Hörnern und Geweihen überreiche Sammlung aufmerksam machen, welche in der vierten Buden reihe de« NaschmarkteS der Fabrikant LouiS Gutle auS Görli!) auSgestelll hat. DaS interessanteste Slück darunter ist »nbc dingt der riesige Schädel eines Nilpferdes, dessen Kiefer uiit de» ungeheuren Slvßzähnen und Hauzäbnen einen über zeugenden Beweis Vv» der Kraft und Gefährlichkeit dieses Ungeheuers bei seinem Angriffe aus Boote giebt. Der Schädel ist in allen seinen Theilen wohlerhalten und gut präparirt — Wie wir hören, sind bei der Ausschachtung für den Neubau zwischen dem Clubhause der Gesellschaft Harmonie und Krast's Hotel de Pruste am Roßplatze viele steinerne Geschützkiigel» und Tyierknochen zum Vorschein gekommen Diese Auffindungen sind leicht zu erklären In ältester Zeit besaud sich in der Nähe, am Kautz — der jetzigen kleinen Wittbinühlengaste — die Scharfrichter«, deren Gebäude, nebst Abdeckereiplatze. der Rath im Jahre 1519, für 100 Gülden durch Kauf an sich brachte. Hierauf kam die Scharsrichterei an die Holzgaste, jetzt Sternwartenstraße, von wo sie erst im Anfänge unseres Jahrhunderts vor da» Gerberthor, an der jetzigen Berliner Straße, verlegt wurde. Die ausgesundenen Knochen rühren demnach von der ältesten Scharfrichtern her. WaS d,e Steinkugeln betrifft, so lagen solche massenweise in dem alle» Leipziger Zeughause — zwischen Gewandhaus und Kupsergäßchen — ausgeschichlrt. Als im vsrigrn Jahrhundert die Preußen alle» Werthvolle darin hatten mitgehen heißen und die Stadt ihre» Festungscharakter verloren hatte, wurden die ohnehin anliquirte» steinernen Geschützkugel» forlgeschafst, am Rvßplatze in dort befindliche Erdlöcher geworfen und ii» Laufe der Zeit verschüttet. Auch beim Grundbair deS Pano ramas kamen eine Menge derselben zum Vorschein. H Leipzig, 23. September. In vergangener Nacht wurde aus dem Magdeburger Bahnhöfe hier ein lö jähriger Schneiderlchrling auS Finslerwalde, welcher seinem Lehrmeister in Sprcmberg entlausen war und sich daselbst obdachlos umberlrieb, polizeilich abgesaßt. Der Ausreißer kam aus dem Naschmarkt in vorläufige Verwahrung. — In seiner Wohnung in der UlrichSgaste erschoß sich gestern Abend ein erst l8 Jahre alter Klei» pner gesel le auS Bciindors. Verzweiflung über ein unglückliches LiebeSverhällniß halte den jugendliche» Menschen zum Selbstmord getrieben. — I» vergangener Nacht und zwar in den Stunde» nach Mitternacht spielten sich i» verschiedene» Straßen der Stadt, als ini Brühl, in der Griiiiinaischeii Straße und in der Rltlerstraß-, mehrere so lebhafte Excesse ab. daß Schutzleute dagegen emgreisen und »ach und nach zehn beiheiligte Per- one», meist späte WirIHSHausgäste, zur Verantwortung nach der Polizeiwache am Nachschmarkt absühre» mußle». — Aus der Thüringer Bahn trafen gestern Nachmittag 5 Uhr tl Min. mittelst ExirazugS u»ler Führung von 5 Ojsicieren und 20 Begleitmannschaften 887 Man» Reserven der J»sc»ilerie- Negimcntcr Nr. 132 und 138 von Straßburg aus den Marsche nach iürer Heimath i» Schlesien hier ein. Dieselben wurden bier beköstigt, begaben sich über den Sammelbahnhos nach dem Dresdner Bahnhöfe und wurden nach einstündigei» Aufent halte von hier weiter befördert. — In einem Grundstück der lZrüderstraß; sa»v in vergangener Nacht durch Enkzülidniig eines KoblenkasteiiS ein Brand statt, der glücklicherweise bald entdeckt und gesabttos beseitigt wurde. —In derselben-Nackl brach ein Handarbeiter auS Grcß-Partbau den Unken Fuß, alö iiia» ihn wegen ungebührlichen Betragens auS einer Kaffecrestauralio» amKönigsplatzc gewaltsam biiiauSiiiaßrcgelle und er dabei zum Fallen kam. Er »nißle nach dem Krankcn- bause gebracht werden. — In einem Garten der Salomvn- straßc geriethe» gestern Nachmitlag zwei Arbeiter in er bitterte» Streit mit einander, wobei der eine ein Stück Bauinast crgriss, damit aus seine» Gegner losschlug und ihn schließlich eine schwere Kopswunbe über dem rechten Auge bcibrachte. Der Verwundete mußte ärztlich verbunden werben, während der andere Arbeiter polizeiUch zur Rechenschaft gezogen wurde. s Neuscl> ö „ eseIV. 23. September. Gestern Abend fand die Grundsteinlegung zur neuen Turnhalle des hiesigen Männer-Turnvereins statt, an welcher Feier sich später ein cbr lebhafter, von etwa 300 Personen besuchter CvmmerS im Bergschlößchen aiischloß. ES wurde die Auszeichnung der VereinSgeschichle, auch die der alten Turnhalle entnommen, i» die Urne gelegt, welche Chronik Herr Turnrath Fröbel vorlas. Der Verein wurde 1867 Vv» l5 Mann gegründet, Halle 1868 schon 5 Riegen, errichtete t875 die alle Turnhalle und seine» Gesangverein, 1876 Jligeiidclassen, 1878 Vortnrner- schaslen, zählte 1886 310, 1888 357 Mitglieder. Für letztere, in l7 Riegen getheill, reichte die alle Halle nicht mehr au», die neue Turnhalle soll 28 m lang und 12 m breit werden. Musik, Gesang, freie Reden und Festgedichte hoben die Feier. Bon den 15 Gründern deS Vereins leben noch 7, welche, meist graue Häupter, zum Theil zugegen waren. * Groß-Dölzig, 2l. September. Einem Topswaaren Händler aus Wittenberg passirle heute in unserem Orte daS Unglück, daß de» Schulberg hiuuiilcr die Pferde durchginge», wobei sie einige Häuser beschädigte» und er selbst vom Wagen geschlendert wurde. Dem BctauernSwertheii wurde der U»1er- chenkel deS einen Beines zerfahren. Da ärztliche Hilfe nicht osort zur Stelle war, wurde er in das Krankcnbauö zu Markranstädt befördert. Zu bewundern war, daß nicht noch mehr Unglück geschah, da an selbiger Stelle sich immer viel Kinder aujhaUen. ö. LeiSnig, 22. September. I» der am 19. d. M. hier abgehaltenen Diöcesanversammlung der Ephorie Leiönig, welche außer von verschiedene» Gäste» von 112 Ver treter» der Kirchciivorstänvc besucht war, erstattete Herr Sup. Or. Nobbe nach erfolgter Begrüßung der Versammlung Bericht über die kirchliche» Zustände der Ephorie. Nach de»: Berichte ist ini Allgemeinen das Bild in con- efsioneller Beziehung unverändert geblieben. Durch die Herbeiziehuiig katholischer laiivwirthschafllicher Arbeiter bat sich die katholische Bevölkerung seit 1880 wesentlich vermehrt. Für scclireriscbe Umlriebe — nur in Noßwei» ist eine kleine Zahl zu der separirle» lutherische» Sk. Trinilatiö-Gemeiiide >n Dresden übergegangc» — scheint in der Ephorie kein Boden zu sein. Wenn auch die Zahl der Commuiiicanten zwar wieder gestiegen ist. so hat sie doch die frühere Höhe von 1880 lind t88I noch nicht wieder erreicht. In drei Gemeinden sind im letzte» Jahre auch KmdergotteSvienste, welche sich eines guten Besuches erfreuen, eingeführt worden. Der Procentsatz der unchelichcu Geburten beträgt immer »och 11—12 "/«. in einigen Gemeinden sogar 18—20 °/o. Kirch liche Schenkungen und Legate sind mehrfach gemachl worden, roch letztere oft mehr >m Interesse des SlislerS als der Kirche. Die Leisingcr Ephoral-BibclgeseUschast. deren Einnahme ge stiegen. konnte 500 ^ an die Hauptbibelgesellschasl senden Die Einnahine der sechs vom LandeSconsistrrium verordneten Cvllccten »nd der Sammlung für die deutsche» lutherischen Gemeinden in Südafrika betrug 344 t,98 — Hierauf sprach Herr Pfarrer Valtcr-Greifeiidorf über de» Aberglauben im Volke und vcrbreilcle sich in eingehender Weise über daS Wese», die Entstehung. d>e Betätigung und die Gefahren deS Aberglaubens, sowie über die Stellungnahme der Kirche zu demselben. Nach der Vornahme mehrerer Wahlen wurde die Versammlung mil Gesang geschlossen. k Döbeln, 22 September. Heute liegen in der trau rigen, im ganzen Sachfenlande warme Theilnahme erregenden Angelegenheit der Ermordung »nd Beraubung des Or. weck. Schi eck vo» hier einige weitere Nachrichten vor. Am gestrigen Freitag früh wurde vo» dem Gendarmerie- postcr.ftihrer zu Mais durch Telegramm gemeldet, daß von dem Verhafteten als Ort. wo die Leiche Schieck'S liege, der nahe der Grenze aus schweizerischer Seite gelegene Paß Sur Saß zugestanden worden und daß man wegen der weiteren Schritte mit den schweizerischen Behörden in Verbindung getreten sei. Am gleiche» Tage AbendS tras ein Telegramm vom Unter suchungsrichter i» Bozen ein, welcher mitlhcilte, daß „Raub mord" fest anzunehmen sei und die gerichtliche und ärztliche Commission sich am Monlag früh am Thatorte bei Rossa berge (Scbneidepuicl der schweizerisch-tiroler Grenze) ein finden werde, bei welcher Zusammenkunft die Anwesenheit eines Familieilangehvrigcii behuf'S Feslstellunq der Persönlich keit erwünscht sei. Infolge dessen haben sich am heutigen Sonnabend Bruder und Schwager deS unglücklichen vr. Schieck nacb MalS begeben und beabsichtigen dieselben, wenn mögUch. die Leiche »ach der sächsischen Heimath üb-rznsühren. Ter Malier Arzt. vr. Flora. Obmann der Vmlschaauer Sektion d«S deutsch-österreichischen Alpenverein-, hat geschrieben, daß noch am Donner-tag in Mats Ungewißheit geherrscht habe, ob Raubmord oder Lcichenberaubiing vorliege. Weiter theilte der Briesschreiber mit, daß ein Schashirtc, welcher aus dem Hügelplateau SuS Saß während deS Sommer» die Malser Schafe weidet, eS war, welcher die Uhr zum Malser Uhr macher brachte und daß in seinem Besitze auch Or. Schieck'S Paßkarte und eine an den unglücklichen Arzt gerichtete Post karte von seiner Gattin sich gesunde» haben. Derselbe Hirt soll eine goldene Uhrkette für 15 st. bei einem Golbwaaren. Händler angeboten haben. — Thatsache ist, daß er bei Vr. Flora'» Bruder, welcher einen Lade» besitzt, französisches Gold, wie vr. Schieck sührte, gewechselt hak. k Adorf, 22. September. Der Verband Vogtländischer Feuerwehren, welcher am 9. September d. I. seinen Bezirks Feuerwehrtag in Kliiwenthal abhielt, besteht zur Zeit au» 39 CorpS m>t 3157 Mitgliedern. Am vorigen Bezirkstage, 12. September 1886, bestand derselbe aus 28 CorpS mit 2280 Mitglieder», hat somit eine Zunabme von l I Corps und 877 Mitgliedern zu verzeichnen. Der Bestand vertheil' ich aufdieAmtsbauptmannschatten wie folgt: Plane» loCoro- mit 1152 Mitgliedern, Auerbach 2l Corps mit 1129 Mi! gliedern, OelSnitz 8 Corps mit 876 Mitgliedern. Im Jahre l887 waren die Berbantsseuerwehre» 57 Mal bei Bränden thätig, und zwar 36 Mat im Orte uns 21 Mal außerhalb des OrteS. Jnspicirt wurden l886 9 Corps und t887 eben allü 9 Corps des Verbandes durch vom Ausschüsse gewählte Inspektoren. Vermischtes. -- Berlin, ii» September. Tie ii» Aufträge des Cul- tuSiniiiisleriums vv» Pivsisfvr Or. Knokc aus Bernburg a»S- gesührten Untersuchungen über die Beschaffenheit der nn üblichen Theile der Prov inz Hannvver in ihre» Resten och vorhandenen römischen Heere Sstr aßen zwischen Mehrholz und Brägel (im Regierungsbezirk Hannover) ec gaben die Thatsache, daß die beiden Bcblwege. welche v- eiiiem Rande des MoorcS »ack dem ander» u, varallel Richtung lause», thcilweise zu rom scheu Zeilen bereits c». neue aus die allen gelegte Brücke,ibestandtheile nach vo> : gegangener Abnutzung oder Zerstörung wieder bergen Worten sind. Man fand auj der einen Brückenlag' e-,n Schläger zum Festiiagel» der Breler, welchen die Han' Werker haben liegen laste». Professor Or. Knoke vermulhe! in diesen Diepholzer Bvhiwegcn die pontes lougi gesn»: n zu haben, welche der römische Feldherr Cäcina l5 iiachChrii.i aus seinem Rückzüge nach den EmSuser» benutzt hal. T>e zahlreichen Spuren von römische» Heerstraße», welche sich ,» nortösilichen Theile der Provinz Westfalen und im südlichen Theile von Hannover vorfiiive», verdienten auch wegen ihrer interesscinle» Fundstücke größ re Beachtung. Die aus den, Mindener Bohlwege seiner Zeit i» großen Mengen gefun dene» römischen Hufeisen bekräftigen z. B. die kürzlich von Schaffhause» ausgestellte Behauptung, daß die Römer ihre i )ftrdc mit Hufeisen beschlagen haben, in aussallcndstcr Weil . — AuS Brüssel wird der „Frankfurter Zeitung" geschrieben: Ter osficielle Beginn deS Schönheits-Wettbewerbes, dc. am 16. d. statlsinden sollte, Hot ui» einen Tag verschoben werde., müssen. Es haben sich nämlich so viele Damen ciiigemeldet, daß die Jury mit den Vorarbeiten für die Classificirung und mit der Entscheidung über die Zulassung bis Sonntag nichi fertig werde» koiiiile. UeberdieS sind viele der Angemeldeten aus so weiter Ferne herbeigeeilt, daß sie erst in den erste» Tage» dieser Woche hier rni- tressen können. Die Zahl der Anmeldungen beträgt jetzt weit üb r 300, darunter Mädchen und verheirathete Dame» ans Deutschland. Frankreich, Holland, Oesterreich-Ungarn, Rußland, Schwed.m- Noiwegen, der Türkei. Spanien, Tunesien, Algerien und Amcrcka. Die Mehrzahl sind achtbare Frauen, cs befinde» sich jedoch auch kinige Demi-Monde-Damen darunier. Ei» wahres Fieber scheint das weibliche Eleschlecht in der alten und neuen Welt ersaßt zn haben, und niemals hat ein Ereigniß in Spa so ungewöhnliche Sensation erregt, wie dieser eoncour» äs deautL. Alle weibliche» Bcrussarten, auch jene vielbegchrte, die >» dem cloloe kar ment« be teht und nur den Wenigsten gestattet ist, sind unter de» einge schriebene» Loncurrenlinnen vertreten: Putzmacherinnen, Büglerinnen, Kleidermacherinnen, Kellnerinnen, Schauspielerinnen u. s. w. Aus Spa selbst concurriren mehrere junae Dame», darunter einige bil' '.übsch- Dienstmädchen. Nicht- Interessanteres, als die Lectüre der An» cl- dungkschrciben; ihr Inhalt ist oft ein erstaunlicher. Nicht imnicr ist er honett, allein in den meisten Fällen sind es dach „be'oüdcrc Umstände", mit denen die Theilnahme an der Coiicuricnz »ivlivirl wird. Es giebt da u. A. Briesschreiberinnen, die, voll LOd über den Bcrlust ihrer Männer, sich in ihrer Elniamkeii gezwungen ehen, mit der Palme für ihre Schönheit das Anrecht aus einen neuen Gatten zu gewinnen. Andere, die ihre Reize zur Schau zu stellen genöttngt sind, um sich »cue Chancen für die Pflege und den Unterhalt ihrer kranken Kinder zu eröffnen; wieder Ändere, die durch allerlei häuslichen Jammer aus die Sci öilheilS Areiia getrieben werden. Selbst Geisteekraiike oder Hallv.rrückte habe» das ComitS um Zulassung zur Loiicnrreiiz bestürm«; ihre Pholo- graphien, die mitgesandt wurden, zeige» diese Uiialnckliche» >» tollster Ausstofsiruiig. In manchen Brieten geben die Schreiberinnrn eine genaue Schilderung ihrer Schönheit, ein wahres Signalement, so erzählt z. B. eine, sie besitze „blutrothe Wangen, eine Haut vo» Seide und einen Busen von wunderbarer Form". Wieder andere rübnien von sich, sie seien sicher „die schönsten Frauen der Welt und Jeder sage ihnen das". Die meisten Frauen haben ihre Anmeldungen selbst geschricben; es giebt ihrer aber cnich nicht wenige, die (h e Männer haben schreiben kaffen. Am Soniiabcnd Abend hat die Jiny sich behuss vorläufiger Prüsung der Anmcldungrn und der Damcn versammelt. 27 Concurrentinnen, die bei dieser Classisicirung nur die Nr. 4 (mittelmäßig) erlangten, wurden vmn Wettbewerb ausgeschlossen. Diese Unglücklichen habe» gestern Morgen bereits Spa verlassen, die vorbereitende» Operationen wurden dann gestern fortgesetzt und zunächst jene Schönheiten, die du Nr. 3 erlangt hatten, nochmals geprüft. 18 von diesen werde», wie verlautet, ebensalls zurückgewiesca werden; man läßt eben nur die »ller- hübschesten zu, so daß voraussichtlich im Ganze» nur etwa achlzi, Damen oder wenig darüber in Concurrenz trete». Die bereils in Spa ringktroffenen Schönheiten, auch diejenigen, die vor der Jury inzwischen keine Gnade gesunden, sind allesammt nicht i» besonderen Billen, wie man ansangS beabsichligle, sondern in einem großen Aniiexgebäude des „Holet de l'Europe", das 50 Zimmer zäh», untcrgebracht. Ihr Unterhalt koste« dem Coniitö täglich 15 Fr. per Person. Ein strenges SittenpolijeireglemenI Hai Anordnungen iii cr ihr Verholten während der ganze», zehntägigen Dauer des Wett bewerbs getroffen. Sie dürfen in der Stadt nicht spazieren gehen, es sei denn mit bedecktem Gesicht, d. h. mit schwarzem, das Gesicht verhüllendem Schleier. Im Wagen dürfen sic aussahren, aber auch nur mit verhülltem Gesicht und nur nach draußen, auss Land. Kein Mann bat Zutritt zu diesem westeuroväijche» Harem, aiisgenoiiimen die Mitglieder des Comites, die aber ihre weib lichen Gäste jedesmal, wenn sie im Hotel erscheinen, in- Parlour rusen lasse» müssen. Sämmtliche Damen speisen gemeinsam im bliiinkngeschmnckle» Saale des Hotels an großem, hriseiseiisörmigem Tische, wo sie um Mittag zum Dejeuner, um 6 Uhr Abends zum Diner versammelt sind. Einige von ihnen sind von ihren Mütter» oder weiblichen nahen Verwandten, andere von ihren Kammerfrauen, einige wenige von ihren Männern begleitet. Man Hai schon an'- gerechnet, daß die Geiammlkosten des Wettbewerbs sich aus nahezu 40000 Francs belaufen werde», die da« Comitv allein trägt. Tie Jury besteht auS zwanzig Mitglieder», und zwar: Journalisten. Malern, Bildhauern, Bcrzten, Mitgliedern des Comites der Spa, : Feste und der Casino-Commission u. s. w. Ganz Spa ist in An ipruch genommen von dem eoncour» cte deauts; inan spricht von nichts als vo» dieser großen Mobilmachung weiblicher Reize, der Z» fluß von Neugierigen aus Nah und Fern ist kolossal. Am Schau > senster eines Kunstladens in der Ruc Royale drängt sich die Meng -, um das Bild der „schönen schwarzäugigen Fatime" zu seben, einer türkische» Tänzerin und Tambourin-Spielerin, die seit Sonnabend im großen Feftiaale deS „Casino" mit einer Trupp- von sieben w >b jichen Begleiterinnen in oricntalischcm Costüm, und von einem öfter- reichijch-ungarischci, Danien-Oräiester unterstützt, Vorslcllungc» giebt und — was die Hauptsache — a» der Schüiiheils-Concurreiiz Theil nimmt. Sie soll die beste Aussicht habe», einen bcr Hauptpreilc zn gewinnen, denn sie ist wirklich eine „Schönheit". Außer ihr habe» gioße Chancen eine tkjäbrige Creolin von der Insel Guadeloupe. Martba S., eine Blondine mit schwarzen Auge» und schwarze» Auge», braue» und wunderbar edler Kopsbildung, jedoch »ngliick.ichceweise vo» kleiner, gedrungener Statur; ferner eine junge Schwedin, Olga N., die Brüssel bewohnt, eine richtige Blondine mit blane» Auge» »nd goldgelbem Haar; dann noch eine reisere Jnngsrau aus Bordeaux, Berthe G, mit pechschwarzem Haar uud glänzenden schwarzen Augen. — Fortwährend treffen noch Preisbewerberinnen hier >in. Es hieß auch, der Sultan habe einen Delrgirte» von seiner Haus intendantur nach Spa gesandt, doch kann ich dieses Gerücht nicht verbürgen. Zn keiner Periode der Saison ist Spa so belebt gewesen, wie in diesen Tagen. Am Tonnabend haben auch die Parsorcejagdeii begonnen. An der ersten »ahme» etwa 50 Cavaliere nn) Amazo >-» Theil, gefolgt von zahlreiche» Equivageii. — Der Schönheits-Wett- bewerb, der am vergangenen Donnerstag in Ostende statistuden sollte, ist abgesagt worden; es hatten sich nur zehn Concurrentinnen gemeldet. Dafür fand gestern ein großes Belociped-Wettreniei statt, an dem u. A. auch ein junges Mädchen aus Dünkirchen Tlieil nahm, die von ihre» Eltern nach Ostende begleitet worden. Di« Saison in Ostende gestaltet sich in vieler letzten Periode außerordent lich günstig; so viel Fremde, namentlich Deutsche und Russen, dal man »m diese Jahreszeit noch selten hier gesehen. Der Ansiall, de» dt« Hotel- »nd die Stad! in den ersten Monaten der Saison in Folge der un,u, su,,,,, W.lternuqsverhaltntjf« erlitte», ist mehr als ausgeglichen.
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