Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-24
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Zweite Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 2K8. Montag den 24. September 1888. 82. Jahrgang. Zur preußischen Wahlbeweguug. Ul.6. Berlin. 22. September. Unter de» deutsch, reis innigen Forderungen, wie sie in den Pur lei der- am mlungen und Aufrufen erhoben werden, findet sich regelmäßig die Abänderung deS bestehenden Wahl« rechts für das Abgeordnetenhaus, die Einführung de« gleichen allgemeinen virecte» Wahlrechts, zum Mindesten aber als Abschlagszahlung die geheime Abstimmung^ Au einen praklischen Erfolg dieser Forderungen werden die Deutschsrcisinnigcn selbst schwerlich denken. Es ist kein Grund einzusehe». a» einem lang bestehenden Wahlsystem zu rütteln, und das NeichSwahlrecht. baS man ja als eine vorhandene verfasiuugS'näß!gc Einrichtung hinnimml und unangetastet läßt, Hai sich doch nilk seinen Auswüchse» nicht gerade als eine so ideale Einrichtung bewährt, daß man cS nunmehr auch bei allen anderen Wahle« nachzuahmc» in Versuchung kommen könnte. Wie würde es z. B- den Fortschrittlern gefallen, wenn auch für die connnunalen Vertretungen daS allgemeine gleiche Wahlrecht verlangt und in Berlin und andern großen Städten die Stadtverordnetenversammlungen zu Drcivierlcl auS Socialdemokraten bestehen würden'? Die geheime Ab stimmung ist ein Gegenstand, über den sich reden ließe und über den schon sehr viel geredet worden ist. Es hat keines wegs stets für liberal gegolten, geheime Abstimmung zu sordern. Im Gegeiltheil. Sehr freisinnige Publicisten und Staatsrcchlslchrcr vertlieidigen mit guten Gründen dic Ocffent- lichkeit der Abstimmung. ES ist zur Zeit keine Veranlassung, in eine weitläufige Erörterung diese« Gegenstandes einzu- treten; er ist in den verflossenen Sessionen de» Abgeordneten hauses aus Grund fortschrittlicher Anträge wiederholt zur Sprache gekommen, und eö hat sich gezeigt, daß sich auch sehr gute Gründe für die geheime Abstimmung geltend machen lassen. Klagen über Wahldruck und Mißbrauch deS Ein- slusses aus Untergebene und Arbeitnehmer werden auch bei dem geheimen ReichSwahlrccht von den unterlegenen Par teien ebenso oft erhoben, wie bei dem öffentlichen VandtagS- wahlrecht. Die Fortschrittspartei gebt auch osjcnbar bei diesen gewaltsam m Scene gesetzten Agitationen gegen das bestehende Wahlrecht nicht von der Meinung aus, damit irgend eine» praktischen Erfolg zu erzielen. Sie will nur bei Zeiten für eine Entschuldigung und Beschönigung sorgen, wenn auch diese Wahlen, wie mit Sicherheit zu erwarten, ungünstig für sie auSsallen. Dan» wird wieder, um der Enl- n'.utlügung in den Reihen det Parteigenossen enlgegenzumirken, der Nus erschallen: Mit diesem elenden Wahlgesetz ist freilich für eine unabhängige, freisinnige, oppositionelle Partei nichts ,n erreichen. Nun. der Liberalismus, auch der „entschiedene", hat es in früheren Zeiten doch auch mit diesem Wahlver- sahren ermöglicht, große parlamentarische Mehrheiten zu .rringcn. Wir erinnern nur an die EonfliclSzcit. Allein oamals war er eben populär und der Ausdruck der Gc- stnnung der weitesten Kreise dcö Volks, namentlich deS mittleren BürgerstandeS. Heute ist er in der Richtung, die .r unter Herr» Richter cingeschlagen hat, ein jedes Volks- »hiimlichcn Bodens entbehrendes, nur noch durch krampshaste Agitationskünste aujrccht erhaltenes, vertrocknetes und über lebtes Parteigebilde, dessen bde Doctrincn nirgends mehr einen lebendigen Widerhall im Volke finden. DaS ist an den be ständigen Mißerfolgen der Deutschsreisiunigen bei den Wahlen schuld, nicht aber daS Wahlsystem. Es ist ausfallend, daß der Termin für di« Land- tagSwahlen »och imincr nicht bekannt gemacht worden ist. Mit Recht wird daraus aufmerksam gemacht, daß der Wahl tag maßgebend für die Frage ist, ob Jemand daS ersorder- tiche Alter zur Wahlberechtigung erreicht hat, daß also die Ausstellung der Wählerlisten vor Bekanntgabe diese« Termins nicht vollendet werden kann. Wenn aber, wie man allgemein aniiimmt. die Wahlmännerwahlen Ende Oclobcr, die Ad- geordnetenwahle» Anfang November stattsinde», ist eö höchste Zeit, die Wählerlisten auszustellen und auSzulege», wozu auch bereits die Anweisungen ergangen sind. Es ist nicht ersichtlich, warum die Bekanntmachung des Wahltcrmin«, welcher doch wohl bereits sestgestcllt ist, so lang verzögert wird. AuS Schleswig-Holstein wird berichtet, daß dort in allen Wahlkreisen die bisherigen Abgeordneten wieder aus gestellt werden und daß erhebliche Veränderungen in der Ver tretung nicht zu erwarten sind. Die Provinz zählte zuletzt 6 Nationalliberale, 5 Frciconscrvative, 2 Evnservative. 4 Deulschsreisiniiige und 2 Däne». Ein heftiger Kamps dürste sich nur in den Kreisen Segcberg, den die Freisinnigen de» Freiconservativcn entreißen möchten, und Sübcrdilhmarscke», welches de» Freisinnigen von de» Nationalliberalen streitig gemacht wird, erhebe». * Die „Berliner Politischen Nachrichten" schreiben zur Wahlbewegung: Die Erörterungen der Wahlprogramme der Cartel» Parteien über die Reform der direkten Steuern eröffnen, soweit sich bei der naturgemäß allgemein gehaltene» Fassung dieser Sätze ein sicheres Unheil gewinnen läßt, nach verschiedenen R,ch> tungen Aussichten aus Beseitigung der in dieser Hinsicht bestehenden Stockung. Die Wahlausruse bekunden eine weitgehende lleberem- stiminiing nicht uur über die Nothwendigkeit der Resorm selbst, sondern auch über die dabei zu verfolgenden Ziele. Diese Ueber- einstimmung erstreckt sich erwünschter Weise auch daraus, daß von keiner Seile die Einführung des Stcuerbewilligungsrechts oder eine eiaschncidcnde Nbäudeiung des Wahlrechts als Bedingung der Reform bezeichnet Wird, mithin die Voraussetzungen erfüllt scheinen, an welche nach den in« Jahre 1887 im Abgeordnetenhaus« Namens der Staatsregierung abgegebenen Erktäruuge» die Wicderausnahme der Resorm der dircctcn Steuern sich knüpft. Was nun den Inhalt der bezüglichen Programmsätze der Wahl- ausruse anlangt, so spricht der naliouatliberale Ausruf bestiinmi die Forderung aus, daß die preußnche Steuergesetzgebung die Reichs politik, insbesondere auch die Svcialpoliiik, wirkiam zu unterstützen habe, und der sreiconservativc Ausruf stellt, wenn auch i» anderem Zusammenhänge, gleichfalls als allgemeine» Grundsatz aus, daß die Unterstützung der Reichspoliiik die vornehmste Ausgabe Preußens Mid seiner gesetzgebende» Körperschaften sei. ES mag daher a» der Zeit sein, an das steuerpolitische Programm zu erinnern, welches bei Beginn der ReichSsteuer-Aera als das im Jnlereffe der Reich-Politik z» erreichende Endziel einer Resorm der directeu Stenern Preußens bezeichnet wurde. Danach ist die Be seitigung der Elasjensteuer als Staatssteuer, die Beschränkung der Besteuerung von Einkommen unter 6000 ./t aus das jundirte Ein kommen, die geringere Besteuerung des Arbeitseinkommens auch bei höherem Gcfammtclnkoiiimen, der Ausgleich der Verschiedenheit der Besteuerung des bewegliche» und des unbeweglichen Vermögens, die Ueberweisung der Grund- und Gebäudesteuer an die Commune» und endlich eine aus die Erle chleiunq der ärmeren Bevv kerung abzielende Resorm der Comiuunalbesteucrunq als das zu ««strebende Ziel be zeichnet worden. Obne Frage wird die völlige Durchführung dieses Programms von Zeit und Umständen, insbesondere dein Berhüliiilß der Ein nahmequellen zu dem AitSgabebedürsiiiß, abhängeu und ei» etappen- weiseS Borrücken nach dcm Ziele dem Stillstände vorzuziehen sein. Aber wenn der letztere Weg eingejchlagen werden soll, so wird zu beachten sein, daß die zu beschließenden Resormc» nothwendig in der Richtung jenes Zieles liege» müssen, ivie die Aushebung der untersten beiden Stufen der Llasseusteuer, die Ermäßignug der übrigen und der untersten Stufen der Einkommensteuer, sonne die Aushebung des Schulgeldes Etappen zur Duichsührung jenes Rcsoriiiprogramms bilden. Befriedigender Weise scheinen die drei Carlelparleien auch dieser Auffassung zuzuneigen. Nichts Abweichendes ist auS den Wahlaufrufen herauszulesen, dagegen weist die durchweg hervor gehobene Nothwendigkeit weiterer Erleichterung von directe» Steuern auf die wesentliche Uebereinstimmung mit jenem Programm hin Die Aussichten ans Fortführung einer zweckmäßigen Steuerreform in Preußen erscheinen daher wesentlich gebessert. Militairisches. * Ueber da» Elnqreise» des Kaisers in die jüng sten Manöver läßt sich eine »ülitairische Stimme in der „Neuen Preußischen Zeitung" wie folgt vernehmei«: „AIS es zum Schluß der Uebungen hieß: Morgen wird der Kaiser daS Gardccorps selbst gegen einen markirte» Feind führen, wollte der Gedanke, daß der Kaiser deS deutschen Reiches sich hier durch nicht mir der Kritik der Armee, sondern auch derjenigen der öfsenilichea Meinung, ja bei d r Anwesenheil sürftlicher, »» Kriegs- wesen als Autoritäten anerkannter Gälte sogar dem Unheil von ganz Europa auSgesetzt, ansänglich mich heniiruhige», bis ich mir selbst sage» mußte, daß der oberste Kriegsherr, vielleicht einst auch Führer der Armeen im Kriege, das natnlliche Bestreben haben i»uß, selbst zu lernen und selbst Erjahiungr» zu samiiul», und daß ec schlechterdings nicht anders zu handeln vermag, als indem er selbst die Zügel i» die Hand nimmt. Die eigenen Aussprüche des kaiserlichen Führers bestnligtc» mir die Richtigkeit meiner Gedanken und überzeugten uns Alle von der Nothwendigkeit, daß der junge Herrscher nachhole» wollte und mußte, was sein Vater und Givßvater cbensalls gründlich durch gemacht hatte», che sic die höchsten CommandoS ontraten. Auch beruhigte mich und Andere drr Gedanke, daß die Unterstützung hoher und erfahrener Osficirrc ihn vor jedem Fehltritte, seine Dis- Positionen vor jedem Scheitern bewahren würden. Doch wie erstaunten wir, als wir bei dem Manöver südlich Müncheberg beobacht-» konnten, daß der Kaiser sich geflissentlich von seiner mililairijche» Umgebung ser» zu halte» schien, keine Frage an dieselbe richtete, sondern >,» Gegeatheil alle Meldungen persönlich annahm und sosort d e nöth'gen Anordnungen iür die weitere» Bewegungen in eigener Perion gab. Das Erstaunen wuchs, als wir a» diesem und lkwnderS an dcm folgende» Tage, als der Kaiser die beiden Cavalieri,-Divisionen führte, bemerke» konnte», wie von anderer Seile ihm Mildungen zukame», wie durch neue, u»vorherqcsekene fremd, Diepositione» seine Pläne durchkreuzt wurden und der fürstliche Herr sich gcuöihigt sah. wir es schien unvorbereitet und schnell, neue Dispositionen zn trrffen; und daß dieses »nt cuier Ruhe und Besonnenden g.ichnh, die einen alten Soldaten mit hoher Befriedigung erfüllte. Was die Manöver selbst aiibeteas. so verweise ich aus die Schlußscciic des Freitags - Manövers, als jene mächtige und ganz überraschende Anockc der beiden Eavalleric - Divisionen gegen den linke» Flügel des markirte» Feindes denselben erschütterte und die entstandene Verwirrung sofort durch einen Front-Angriff der gestimmten Garde - Infanterie ausgeuutzt wurde; durch eine Bewegung, die, wie ich zuiällig ersehen konnte, von dcm kaiser lichen Führer selbst angcordncl wurde Dieselbe ruhige und zielbewußte Art zeigte der Kaiser b i dem Ansetzen der ersten Treffe», bei de» wechselnden Aufgaben am Eavalleric-Manöver tage i» den Ebenen bei Gölsdors am Sonnabend, wo sei» kaltes Blut in de» recht schwierigen Lage» des stets wandelnde» Bildes eines Cavaklerie- ManüvertageS ausdrucksvoll zur Geltung kam. Bei den Corps- Manövern, in denen gewissermaßen oft Führeriiis gegen Führen»! abgewogen wird, wollte ich meinen alte» Ohre» nicht traue», aiS ich vernahm, daß der Kaiser gesonnen sei, durch Uebcruahuie der Führung einer der Parteien auch dieser Selbstprüsu», sich zn unterziehen, ge wissermaßen, um seiner selbst sicher zu werde»; ja da» er sogar die oberste Leitung süc jene Stunden aus eigener Initiative in die Hände des ClesS deS große» Gencralstabes gegeben hat, uni im Rahme» einer bestimmte» Idee und unter schiedsiichterlicher „Vorsehung" zu be seht-». Die drei Manöver, in denen der Kaiser leibst abwechselnd je ein Corps führte, haben der Welt bewiesen, daß er seine Selbst- prüsung unabhängig von fremdem Rath und siemder H lse glänzend bestanden hat. Wohl mag hier und da ei» geplantes Manöver nicht ganz gelungen sein; das ist hierbei völlig gleichgillig. Die Thaisache ist nur, daß unsere Mitwelt in und außerhalb Deutsch lands rrsahren Hai: hier ist ein Führer a» die Spitze der Armee gestellt, der sich behesrrsche» ka »n. um sich zu prüfen, der sich vollbcwußt der Ausgabe ist. die er übernommen tat. der sei» Handwerk versteht, und, so Gott will, einst eS dar», auch zur Meisterschaft bringe» wird. Dies fühlte» und saften auch offenen SiiiueS die bewährten s ü r ftt ichea Meister der Kriegskunst, die als Gäste den Manövern beiwohnten. * Ueber die geplanten Aenderunge» in der Organi sation der Artillerie wird dcm „Hamburgische» Eorre- spondent" von mitilairischcr Seile geichiieben: , ES soll I) die Genera l-Jnspcction der Feld-Artillerie ciiigehen und die Fcld-Arlillerie den General Coinmai dos hinsichtlich ihrer Organisation und taktische» Ausbildung »nterstcllt werden, lieber de» Zeitpnnct der großen und so lange ongestrebten Nennung lauten die Angabe» verschiede»: die Einen nennen de» l. Januar 1889. die Anderen den 1. April 1889, wieder Andere de» 1. Oclober 1889. 2) Sollen die Feld-Artillerie-Jnspectioiieu, vo» denen bisher vier bestehen, ebenfalls eingehc». Hierdurch würde» sich neiinenswerlhe Ersparnisse ergeben, und während bisher die Olsi- ciere, welche aus der Feldartillerie heivorgingen, nur selten Dw>- sions- und Corps-Commandcrire wurden, werden von dieic» i» der Zukunft mehr in senk Commondostellen gelangen, schon allem, weil ihr ganzer Ausbildungsgang ihnen weit mehr Gelegenheit bietet, in inn ge», Verkehr mit den übrig » Waffen sich laklisch zu vervollkommne», als cs bisher drr Fall sein konnte. Es ist selbstredend, daß a» Stelle der Genecalinspcction der Feld- artilleric eine andere Behörde teeten muß, über deren Befug nisse wohl cbensalls kein Zweifel bestehe» kann. Denn die General - Commandos könne» durch die bessere Organisation wohl aus den Geist und die Tüchtigkeit der Waffe einwirken, aber das »„geheuer angcivachscne technische Gebiet nichl übersehen. Sie können für das mannigfaltige Material der Waffe nicht sorge» — das liegt dcm Verwaltungsbereiche eines Gencral-Com- mandos vollständig fern — kurz und gut, die technische Seite der Feld-Artillerie muß nach wie vor eine Spitze in der Organi sation haben. Ru» könnte zwar jedes General-Commando einen Artillerie-Oificier zur Hilse erhalten, auch in technischen Dinge»; den» sür die «ältlichen und personellen Angelegenheiten wird ein solcher unbedingt sür immer zu jedem General-Commando trete» müsse» Aber dadurch würde ein vielköpfiger Apparat geschaffen, der doch eine entscheidende technische Instanz über sich haben müßte. Bei solche» Erwägungen kann man nur zu dem einzig möglichen Schlüsse gelangen, an Stelle der bisherigen Gencralinspcclion drr Feld-Artillerie, welche die technische», taktische» und Personal- angclegeiiheitc» in ihrer Hand vereint, eine andere Centialbehörde zu setze», die allein die technischen Dinge zu regeln haben müßte, wählend die iaklischen iiiidplrsoncllcn Sache» dciiGeneral-Comniandos überlasse» werde» müßten. Eine andere Angelegenheit bildet das Haupt man ns-Examen. Es verlanlci, daß dasselbe bei den drei Specialwafscn (Pioniere», Fuß- und Feld-Artillerie) eingehen soll, weil es ebenfalls nicht mehr zeitgemäß ist und keine Voriheile liefert. Die pfalzreise -es prinzregenten Luilpol- von Layern. sI Edcnkobc». 22. September. Die in Folge der Deutschland tief betrübenden Ereignisse am Berliner Hose mehrfach verschobene Rundreise Sr. königl. Hoheit des Prinzregenten von Bayer» nach der Rheinpsalz wurde imt großem Gefolge, io welchen« sich auch Ihr Münchener Correspondeit befindet, am 17. d. Frühmorgens mit Sonderhosjlig über Aschaffenburg ongetrele». Wiewohl der Prinz und Verweser LeS Königreiches Bayer» im rechtsrheinischen Bayern incogmto zu reisen wünichic, ließ die loyale Bevölkerung es sich doch nicht nehme», den Reqenle» trotz der Unbilden cines gräu lichen Wetters freudig zu begrüßen. Besonders die Fabrikarbeiter in de» . bayerischen Brutstätte» der Socialdcmokcatie" »Halen sich in lebhaften Kundgebungen ihrer Freude, den regierenden Landesherr» von Angesicht zu sehen hervor. Knapp hinter dem Svessart hellte sich der sränkische Himmel aus und bald grüßte dos „Oesterreicher- Denkmal" vor Aschaffenburg berab, eine steinerne Eeinnerung an den 14. Juli 1866 süc „österreichische Irene und Tapferkeit", die „sür Erhaltung des deutsche» Völkerbundes" bcthätigt wurde. Bei herrlichstem Herbstwetter ging es nächsten Tage- durch bessisches Land der bayerischen Rheinpsalz entgegen. In Mannheim erwiet an Stelle des Großherzvgs von Baden der Premierminister Dm bau mit dem Oberbürgermeister Moll und den Spitzen der Be hörden die Businerksamkei», sich am Bahnhose zur Begrüßung ein zufinden, während vom Vater Rhein her dumpse Kanonenschläge ertönten. Die Hälfte der stolzen Rheinbrücke ist bayerisch, hart an der Grenze standen Tausende der Pfälzer, begierig, nach säst dreißig Jahren wieder einnml den Landesherr» begrüß,n zu können. Im Rhein war eine prächtige Flottille von Dampfern ausqesahreu, die in dem Augenblicke, als die bekränzte Maschine des HosjugeS aus rheindayerisches Gebiet fuhr, unter Flaggeugala donnernde Salut schüsse abgabe». Wem geht am Rhen, daS Herz nicht aus! Und gar erst bei so feierlicher Gelegenheit! E», ungeheurer, über wältigender Jubel erbrauste durch die Lust, als der Reqent sich weit auS dem Wagen h-rausbeugte und die treuen Psätzer und den Bnter Rl>e>» grüßte. Ihm mochte cS in diesem weihevollen Momente in Erinnerung gekommen sein, daß mehr denn sieben Jahrhunderte im Strom der Zeit verrauscht sind, seit daS innige Band der Liebe und Diene das HauS der WNiclsbacher und da- Bayernvolk umschlingt, seit der Ahnherr des Königshauses mit der herzoglichen Gewalt >» Bayern belehnt wurde. Der große Barbarossa fand im Wahlspruche Otto's vo» Wittelsbach: „In Treue fest" und im Grasen vo» Scheyern selbst die Gewähr für deutsche Treue, die uiicrjchüttcrt blieb im Sturm der Weltenläuste bis aus de» heutige» Tag. wo der Reichsverwescr Bayerns unter de» edlen demschcn Fürsten, welche keine Gelegenheit verstreiche» ließen. Denjenigen, die es anqing. die Unmöglichkeit einer Wiede,kehr der Zustände innerer Zerrissenheit im deutschen Reiche darzuihnn. obenan siegt. Beglückt von den, Gedanke», daß die rebeiigeschinückie Pfalz, einst vom Mutterland losgerissen, heute wieder als ein leuchtendes Juwel in der Krone Bayern) erstrahlt, bereitete p'udwighasens wie der ganzen Platz B.wotmerichast dem einzikkkiideu Fürsten eine» Empfang, der jeder Beschreibung spotte«. Aus Kindermund wie von Grrisenlippe» jubelte die Ps lz am Rhein dem Herrscher in einer rührenden Herzlichkeit entgegen und so reihte sich ei» Fest a» das andere, Lausende an Tansrndc umstanden die Schiklieiiftraiige durch die sonnige, fröhliche Pfalz. Dort oben an der Berglehne, umrahmt von Buchen und Kastanien erhebt sich das königliche Schloß Ludwigshöhe bei Edenkobc», das einst der groß- König Ludwig I. sich erbaut.'. Hier bl cki das Auge trunken ani dnS blühende Lnnd, hinüber zu de» golh.s Pen Tlmrmen des ehrwürdigen Kaiserdomes zn Speyer, hinab z» de» fiibernen Finthen ves Rheines Bor wenig n Tagen erst hallte wieder von den Maliern dieses Schlosses die Erneuerung deS begeisterten Ge- lübbes am Ebrcntag d,r deutiche» Ratio» nach den Worte» des große» Festredners Miqncl, daß die deutiche» Fürste» sich wohl suhle» i» dem Krastbewußlscin, welches die Einigkeit giebt. Sie freuen sich des Geschossene» und gemeinsam Errungenen und der Sicherheit des eigene» Besitzes. Der jetzt aus Schloß Lutw gsböhe eingezogene Fürst hat sich als weit aiisichauender Herrscher »> den Tagen schwere» Unglücks sur Ln»d unb Reich bewährt als des Reiches Irene, fest« Stütze. Dessen sind die Psntzer, die dem Regenten eine» alle Erwartungen über- Ilkffendci, E»i»sa»g tagtäglich bereiten, eingedenk, daher der Ansturm unsäglicher Begeisterung, der ei» selten zu sehendes Bild schafft. Es giebt siir das Pfälzer Volk keine Schranken, Menschenmaucr» werden durchbrochen, jede Et quette außer Acht gelassen in de» jubelnden Begrüßungen allerorts, die Menschenmasse,, drängen sich zum Hos- wage», lauge Strecke» weit wird der Regent begleitet, bis der Zug i» vermehrter Geschwindigkeit den Blicken entschwindet. Tag sür Tag unternimmt Prinzregcnt Luitpold Besuche der pfälzische» Städte, ocn elastischen Ställen einer gioße» Vergangen heit. Ans schritt »nd Tritt begegnet der Wanderer uralten Sagen und geschichtlichen Thatiache», die einst daS Re ch berührte». Lenkt der Regent deS Abends ieine Schritte i» den Buchenhgin, io führt ei» Pfad ihn >» tiefes Waidesdunkel, wo emsl d e Schmiede ge standen ha en soll, in welcher der Nibrlungenhcld Sie-ftried das Schnliedeyandw ik erlernte, d.n Ambos in de» Grund schlug und von der letzlcii Eisenslangc sich sei» gewaltiges Schwert selbst schmiedete, mit welchem er die Drachen in Feld und Wald erlegte. Der erste Auefl ig galt der Industriestadt Kaiserslautern, dem kinslige» LieblingSsitz Kaiser Friedrich's I. des Rolhbait. Seine Kaiserburg ließ General von Horn im Jahre 1702 »ikderbreniien, bis a»S den Trümmer» das heutige Zuchthaus erstand. Wie im alte» Speyer wetteiserte auch hier die ziimeist aus Fabrikarbeitern bestehende Bevölkerung i» herzlichster Begrüßung. Wer diese Arbeiter- dniuillonc i» ihrer patriolischen Begeisterung gesehen, glaubt nicht daran, daß jeder Arbeiter Socialisl se» müsse. Nach dem fre»»d!iche» Neunadt a. Haardt wurde Pirmasens bciucht, das mit Goelhe'S „großer Landgräfin" Henriette verknüpft ist, der Gemahlin Ludwig s IX, Landgrafen von Hesscn-Dariiistadt. De, Ort, an dem der Landgraf Ludwig sich mit eine,» Riesen- rcginientc Lurch Soldatenspiclci'. vergnügte, ist heute Schuylicserant Deutschlands gewoiden, mehr als 20 Schuhfabriken arbeite» das Jahr hindurch angestrengt, um der Nachträge zu genüge». Kein Wunder, daß die Schuhstadk dem hohen Besucher seidene Pantoffel zum Aiigcdenke» mitgab. Bei herrlichstem Wetter wurde am dritten Tage die Reise durch historisch hoch interessante Landstrccken «ach dem sieuiidlichen Hom burg und der ölten Herzogstadt Zweibrücken untcriiomme». ES ist liier der Boden, aus dem Franz vo» Sickmgen, der „letzte dculsche Riiler" im fruchtlose» Kampie sür daS deutsche Kaiserthum gegen Fürsieiimacht am 7. Mai 1523 fiel. Deutiche Fahnen mit bayerische.! LnildrSsarbeii gepaart stehen aus de» Ruine» des ehemalige» vo» Barbarossa errichteten Rclchsseste bciLa»dsh»I.Der deutiche»Vergangen- heit dieser Stätte eingedenk sind ihre Bewohner gut bayeriich, aber auch gut deutsch. Aus dein Fahnenschmuck ragt schüchtern auch noch ein Spotiing »i schwarzrothgoldncn Farben hervvr ans kleinen Häusern,de, en Bewohner den durchfahrenden Landesherrn sreudigst begrüßen, aber so arm sind, daß daS Geld sür neue Fahne» nicht reicht. Hier wird der gute Wille iür voll genommen, »nd gerade die Flagge» aus alter deutscher Zeit erregte» das Interesse deS Regenten, wie Ipäker die Ruinen des Lustschlosses Karlsberg, wo derlctzteHcrzog von Zweibrücken ein seenhasles Schloß erbau » ließ. Die Chronik weiß zu erzählen, daß daS Volk Hunger litt, während sein Herzog aus Schloß Karlsberg 1500 Pferde und 700 Hunde füttern ließ. Die Franzose» im Jahre 1793 machten der Schwelgerei ein Ende durch Einüicherung des Schlosses und Versagung des Herzogs. Sei säst drei Decadcn hat die Pfalz keine Gelegenheit gehabt, ihren bayerische» Palriolismus besonders bcthäligen zu können, während die wuchtigen Ereignisse in Deutschlands Geich chtc die pfälzische Bevölkerung voll und ganz ersiillen mußten. Man be gegnet daher sehr oft der deutschen Fahne, an die sich bei nun zu erwartenden häufigeren Besuche» des Landesherr» die blauwciße an- schließe» wird. Die Residenz der Psalz-Zweibrückcr Herzöge, der Stammsitz der Wiitelsbacher. aber halte bayerisch geflaggt und dem Prinzregenten einen großartigen Emvsang bereitet. Das alte Schloß der Boyeruherzöge dient der Jetztzeit als Justizpalas«, im einstigen Banketiaale, wo der Becher kreiste und vor holde» Füistcnsrauen das Minnelied ertönte, wird jetzt Recht gesprochen. Auch nach den „käiiiouea klioemtiuns", der selten gewortcncn Ausgabe griechischer und römischer Llastiker, die hier gedruckt wurde, fahndet man im ehemalige» „Klein-Paris" vergebens. Vom nahen Sommersitz des Polenkönigs StaniSlauS Leszinsky, dem der aus dem Zweibrücker Fürsten« geschleust stammende Cchwcdenkönig Karl XII. in Tschifflick bei Zweibrücke» rin Asyl gewährte, erzähle» nur noch einige Slein.este. Vom alten Zweibrückener Fürstenichlosse lenkte Prinzregent Luitpold seine Schritte zur Abiiengrust in der ehrwürdigen Alexanserkirche. Heller Kerzenschiminer siel aus die süns Zinkiärge in der düster» Gruft, sinnend verweilte Prinz Luitpold vor dem mächtigen Sarge des Herzogs Christian kV., seinem Großonkel. Dan» wurde die Rückreise durch die reizende» Gcländr des Ann- «veilerthales angelreteu. Arthur Achleitner. Die ewige Neutralität der Schweiz. Der vor Kurzem aus Amerika nach Basel zurück lekehrte, bis dahin bei den Pereinigte» Staaten accreditirle Minister der Schweizerischen Eidgenossenschaft Herr Oberst Frey hat gleich bei seinem ersten öffentlichen Aultreten i» der Schweiz Anlaß z» einer heiligen Polemik gegeben, die sich sosort in der Presse der Schweiz über deren Grenzen hinaus verbreitet hat. Es ist dies der Streit über die Bedeutung der völkerrechtlichen Garantie der sogenannten ewigen Neutralität. Bei Anlaß des St. Jakobssestes, welches in Basel alljährlich am 26. August zum Andenken an die Schlacht von St. Jakob vom Iabre 1444 gefeiert zu werden pflegt, hielt, so führt die Münchener „Allgemeine Zeitung" des Nähere» aus, der genannte Herr eine Rede, ,n welcher er unter anderem auch aus die Rcutrolilät der Schweiz zu svreche» kam. Während er betonte, daß die Schweiz als souveräner Staat selbst darüber zu entscheiden habe, ob sie bei einem zwischen Nachbar» ansbrech-nten Kriege neutral bleiben wolle oder nicht, daß sie auch in der Regel sich aller Tradition und ihrem wohlverstandenen Jnlereffe gemäß srenvilli i neutral verhalten werde, schloß er mit den Kraslsätzen: „Bauen wir nicht aus unsre Neutralität, sie ist rin Undinq. eine Absurdität, ei» Hest ohneKlinge, d> e Ne»t ral i tät ist nicht mehr werth als unsre Dayonnctte." Ohne Zweitel war damit die durch die Wiener Lerlräge verbrieste soge nannte ewige Reutraliiät der Schweiz gemein». Es ist »u» freilich nicht zu bestreiten, daß die Ansicht in der Schweiz weit verbreitet ist, ei» völkerrechtlicher Zustand, der sich aus die Wiener Berlräge gründe, stehe aus etwas ichwankende» Füßen, und so wenig wie i» viele» anderen Beziehungen jene Berlräge zur Zeit noch Geltung haben, könne die Schweiz in Bezug aus ihre Neu tralität durch dieselben gebunden sei»; ob neutral oder nicht, tcr Schweiz sei nichts anderes Vorbehalten, als mit brwaff, eter Macht sür ihren Bestand einzustehe», und daß sie Willens sei. dies vorkom- menden Falls zu thun, durch ihre niililairischen Einrievlungen zu be- weisen. Nun habe» die Z ile» seit >815 in alle» mögliche,, Beziehungen, namentlich auch in bei Stellung der Staaten Europas zn einander, Wandlungen beivv!gebracht, bene» Rechnung zu tragen sei. Ja ioe,al bte enlscheidktieen Gründe, welche die Nolhwcubigkeit der ewige» N». Iralität der Schweiz damals veraulaßte», seien mit senk» Wand lungen weggesalle». Es tändle sich sonach nur noch um d e siri o lli .e Neutralität. An d ejer sestznhalle», habe allerdings die Schweiz ein vitales Interesse, denn alle Vortheile, welche der Schweiz ans rinenr allsülligen Ausgebc» dieser Neutralität möglicherweise clwichsin könnten — hier denkt «»an etwa an die Herstellung eines Ilnreren Verhältnisses zu den ebenfalls »eutralisirt,» Provinzen von Savoyen — wiege» die Gefahren nicht aus. welche mit diesem Ausgebcn sür ihre Existenz erwachsen würden. Vo» diesen, Gcsichtspuncie aus ist die Neulralilät der Schwerz z» betrachten und so wird sie auch vtficiell, »ich! bloS in Festreden — das ist die Hauptsache — a»- grichcii. Aus der anderen Seile aber ist die Neulralisirniig ganzer Länder, ja einzelner Gebieisstriche, ein uraltes völkerrechtliches Priucip; es ist nicht sür die Schweiz im Jahre 1815 neu geschaffen worden, es ist auch nicht seit jener Zeit sür sie allein bestehe» ge blieben Der Londoner Vertrag vo» 1831 constatirlc d e ewige N u- tralitäl Belgiens, der Pariser Vertrag von 1856 diejenige Serbiens, der Londoner Vertrag vo» 1867 diejenige Luxemburgs, anderer Locol,sirunge» vo» Kriegen aus älterer und »euerer Zeit nicht zn gebeaken. Mit solche» völkerrechtlichen Institutionen muß inan rechne» und mit solchen wird auch gerechnet. Was die Schiveiz betriffi, so hat sie die Gepflogenheit, stets bei Ausbruch eines Krieges unter ihren Nachbar» eine formelle Erklä rung ihrer Reutraliiät abzugeben, welche dann auch »och jederzeit von den europäischen Mächten zustimmend beantwortet worden ist. Sie berusl sich dabei ausdrücklich aus die Slaatsverträge und aus ihren eigenen Entschluß, und in diesem Sinne erfolge» auch die Antworten Vor Ansbruch deS Krieges von 1870 z. B. erwiderte die französische Regierung aus die Erklärung der Schweiz: „Die kaiserliche Regierung hat »och bei jeder Gelegenheit die Wichtigkeit anerkannt, welche sic der Neutralität der Schweiz beimißl und so lyu sie denn auch mit Befriedigung die Eiklärung der Schweiz entgegen- gknoniine». Sie würdigt vollkommen die Gefühle der Eidgenossen schaft. welche sie zu jene. Erklärung veranlaßt haben und ist sest enl- schlosje», ihren internationalen Verpflichtungen ihrerseits nachzukom »en : sie jchätz! sich glücklich, i» dem von« Bundcsrath angeordnete» Maß regel n die wi rkiaine» Mittelzu sehen, daß jene Verträge, unter derenSchntz die'Schweiz gestellt ist, unter dcm Schutz aller Mächte zur vollen Ausführung gelangen." Und die norddeutsche Bundesregierung er klärte: „Die Neutralität der Schweiz ist durch die Staats»«» träge genührleistet. Wir haben volles Zutrauen in die von der Eid genosse, s hast znn, Zwecke der Ausrechterhaltung dieser Neutrolilät ergriffenen Maßregeln, und unsere Achtung der Berlräge »nd die srcuiibschastliche» Beziehung u zwischen Deutschland und ler Schweiz sind Bürge dafür, daß Deulichland diese Neulralltät schien werde." Die übrige,! Mach!« gaben ähnliche Erklärungen ab, oder beich ä iklen sich auch nur aus eine einsachc EnipsangSanzeige. Ma» sieht also sä,»» daraus, daß das Institut der ewige» Neulralilät, wie es die Wiener Vertrüge ausgestellt habe», eine allgemein anerkannte, »och jetzt giltige völkerrechilichc Einrichtung ist, die dann auch in dem neuesten Kriege von beiden kriegführenden Parteien thalsächlich ein- gehalten werde» ist und über deren Beobachtung auch der Schweiz von beiden Seite» die anerkennendste» Zeugnisse geworden sind. Die Verträge sichern der Schweiz das Recht der Neutralilät, das sie ja krast ihrer Souveränetät bereits hat; sie ihrerseits erkennt dieselbe an. aber auch als eine völkerrechtliche Pflicht, für deren Erfüllung sie bereit ist, ihre ganze Staatsmacht einzusetze», und zwar in der Meinung, sich von de» unter den Mächten entstandenen Eonflicten fernzuhallen und jeden Angriff auf ihre Interessen und jede Verletzung ihres Gebietes energisch abznweisen. Dabei unterläßt sie nicht, die Grundsätze, nach welchen sie die Neutralität versteht und aufrecht zu erhallen gedenkt, ausführlich anzugebe». wie dies ja aiidere Staate», sei cs in Gesetzen oder in gelegentlichen Kund machungen zu ihn» auch gewohnt sind. Nun freilich ist csauchPslicht, süc diese Neutralität mit allen Kräften eiiizustehcn und eS wird daher keinem Staate cinsallen, die Schweiz der Verletzung der Neutralität auzu- klagen, wenn sie sich aus den Krieg vorbereitet und bei einem aus- brechende» Kriege sich ebenialls bis an die Zähne bewaffnet. Es mag ja auch sein, daß i» de» Augen energischer und mißtrauischer Leute, welche in Staatsverträge kein großes Vertrauen setze», eine solche Kriegsbereitschaft mehr imponirt, als die Garantie der Mächte, deren Stellung zu einander und deren Interessen ja sehr wandelbar sind; jedoch die Wirksamkeit solcher Berlräge, welche nun einmal dazu da sind, völkerrechtliche Beziehungen zu regeln »nd zu codifi« ciren, läugue» wolle», hieße das Kind mit dem Bade ausichülten. Doppelt genäht hält besser. Solange die Mächte darin überein stimmen — und das ist wirklich der Fall — daß die Neutralität der Schweiz in den politischen Interessen von ganz Europa begründet sei, so lange müsse» auch die Schweizer diele Meinung ehren und als eine nicht unwesentliche Verstärkung ihrer militairischen und politische» Position betrachle». Sollte jene Einsicht bei den Mächte» geschwächt werden, so käme die Schweiz ohne Zweite! sosort in den Fall, ihre Macht und Fähigkeit, die Neutralität zu beschütze» — nicht blos einer der kriegführenden Mächte, sondern alle» gegen über aus die Probe stelle» zu müssen, eine Lage, in welcher sie kurz vor den Wiener Verträge» nicht gar glücklich debutirt hat. I» so ser» haben diejenigen Recht, welche eine Neutralität, die im Nothsall nicht mit de» Waffen vertheidigt wird, als ein höchst unsicheres Gut betrachten, das leicht von der einmal losgebundenen KriegS- gewalt, wenn sie cS in ihrem Interesse findet, mißachtet werden kau». Die Neulralilät einzelner Staate» und die Locolisirung des Krieges ist ja schon an sich ein so erhabenes Ziel, daß- sie im Interesse Aller, nichl blos der Neutralisirten liegt. Ein sprechender Beweis dafür ist der Umstand, daß diese Idee, die sich im Keim ans rein politischen und militairischen Gründen in de» Wiener Ver trägen und in den späleren Garantie» der Neutralität einzelner Staaten äußerte, in neuester Zeit in fruchtbarer Weise zur Er- richlung internationaler Institute des Weltverkehrs mit tem Sitz in einem neutralen Staate sich ausgebildet hat, was Hinwider ein sprechAider Belrg dafür ist, daß solche Oasen des Friedens u»entbehrlich sind. Das Lehrerinnen- un- Üin-ergar1neri»nen- Semiuar von Ang. Hartman». er. Leipzig, 22, September. Zu den Anstalten, die sich eine Krone des Verdienstes erworben und des besten Rufes erfreuen, gehört auch das Lehrerinnen- und Kindergärtiieriune» Seminar von Ange'ika Hartmann, welches seit 1862, also über ein Viertel jahrhiindert zum Äohle des weiblichen Geschlechtes in Segen gewirkt und über tausend jungen Mädchen Vorbereitung sür den erzieherischen Berus und Gelegenheit zu einer ehrenvollen Thätigkeit gewährt hat. Die Anstalt gliedert sich in zwei Ablhei klingen, von denen die eine die Schülerinnen sür den Lehrberuf, die andere sür das Kindergartensach vorbereitet. Die Zöglinge der erste» Ablheilung sind »och vollendeter Ausbildung befähigt, das i» Sachse» und Preußen vorgeschricbene Staatsexamen sür Lehrerinnen an höheren Töchterschulen oder an Volksschule» zu ab solvire». Für diejenigen Schülerinnen, die nur das sür Lehrerinnen der neuer» Sprache» vorgeschricbene Examen zu machen wünschen, ist ein besonderer Cursus eingerichtet. Tic Schülerinnen des Kinder gärtnerinnen - Seminars werden zu selbstständigen Leiterinnen von öfsentlichen Kindergärten wie zu Erzieherinnen in Familien ausgebildct. In der ersten Abtheilung sür den Lehrberuf werden die Gegenstände: Religion, Deutsch, Literatur, Französisch. Englisch, Ge schichte, Naturwissenschaften, Arithmetik, Pädagogik. Methodik, Gesang von bewährten Kräften und nach einer vorzüg licht» Methode crtheill, und durch schriftliche Ausarbkitungc», Vorträge und Repetitorien, sowie durch Lehrproben werde» die Schülerinnen i» ihrem Wissen und Können befestigt. Auch die Einrichtung und Organisation des Kindergärtnerinnenseminars ist äußerst zweckmäßig, und da die Aufgabe desselben sowohl in der Befestigung einer all gemein sittlichen »nd inlelleeluellc» Bildung, als auch ln der An eignuitg einer gesunden Kindergarten-Theorie und Praxis besteht, so
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder